Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 31. Dezember 2022

Blattschuss (Foto)

Freitag, 30. Dezember 2022

Der Ort lebt fort (Lyrik ub)

Der Ort lebt fort Du denkst, du bist in dir hälst dich an anderen fest doch alles scheint nur Schein und kann schnell zu Ende sein alle suchen das Licht und finden es doch nur zum Schein Wir sind alle in einem Fluss im Übergang zu etwas Kleine Teile, die nur für sich selbst wichtig sind Wer sind wir? Teil eines Ganzen, - vielleicht mit Ausnahmen, der Ort lebt fort, der Strom will nie versiegen und ist doch nicht ….tief (ub 2018)

Donnerstag, 29. Dezember 2022

Valerie (54)

Tja, und dann sind da noch die Rollen, in denen man versucht hat, gut zu sein, alles zu geben. Rollen, die du wirklich warst, - zumindest eine Zeit lang, mit deinen Gedanken, mit deinem Körper, mit allem, was du hast, wobei du ein Teil davon geworden bist. Da sind die Leute, die dich verfolgen, die dich durch die Augen derer sehen, die ihr eiegenes Fantasieprodukt sind. Aber ich glaube, manche der Medien haben Routinen entwickelt, mit dem allem umzugehen und das nicht so wichtig werden zu lassen. Aber hatte bei ihrem Aufstieg dieses ungewisse Etwas, was andere nicht haben, auch diese erotische Ausstrahlung….gleichzeitig musste sie sich ihren Weg mit den verschiedensten Mitteln frei gekämpft haben. Sie erzählte ihm von der Schauspielschule, die sie in den USA besucht hatte, die ihrerseits gute Schauspieler am Fließband ausbildete. Sie erzählte, wie sie ab einem gewissen Zeitpunkt aufgebaut worden war von ihren Managern, welche Tricks dabei zur Anwendung kamen und wie man das Private mit dem Öffentlichen gewinnbringend vermischte. Wie man versucht hatte in die Schlagzeilen der einschlägigen Gazetten samt der sozialen Medien zu kommen – und wie man, nachdem dies geschafft war, darauf bedacht war, nicht daraus zu verschwindenwofür man sich dauernd neue Publicity-Gags einfallen ließ. Er wunderte sich über die Offenheit, mit der sie über solche Themen sprach. Sie hingegen schien das für völlig normal zu halten.

Mittwoch, 28. Dezember 2022

Einsamkeit

Vor kurzem noch ein großes weihnachtliches Thema: Einsamkeit. Unter anderem gab es da Berichte von Ländern, in denen es sogar ein Einsamkeitsministerium gibt. In denen das Problem auch institutionell erkannt scheint. Alte Leute und….ach ja, bedenklich.... Emotionale Abkapselung auf der einen Seite. Unverständnis auf der anderen Seite. Wie viele Menschen fühlen sich auch jetzt noch, nach Weihnachten, besonders allein – weil da keine Familie ist, mit der man gemütlich Plätzchen essen kann. Weil man niemanden im Bekanntenkreis mit seiner Einsamkeit belasten möchte. Gute Ratschläge: Sich eingestehen: „Ich bin einsam“ ist unglaublich schmerzhaft. Man muss die eigenen Schutzmauern bröckeln lassen. Man konnte vielleicht immer sehr gut Fragen stellen, aber nicht gut etwas von sich erzählen. Dabei könnte das ein Schlüssel gegen Einsamkeit sein. Doch mit wem reden? Mit uns? Mit mir? Es immer wieder bei so jemanden versuchen, immer wieder ein Angebot machen, ohne zu drängen, ohne gleich eine Lösung parat zu haben, das könnte es sein. Man muss sich klar machen: Sehr viele Menschen sitzen allein zu Hause und haben keinen Kontakt. Keinerlei. Was dagegen helfen könnte: Als einsamer Mensch muss man mit jemandem in Kommunikation treten und sagen: Ja, mir fällt meine eigene Einsamkeit auf, und ich brauche Unterstützung. Das auszusprechen ist ja nach wie vor ein ganz großes Tabu. Sich einzugestehen „Ich bin einsam“ ist schwierig. Hat auch etwas mit Wertschätzung zu tun. Mit Anerkennung.

Samstag, 24. Dezember 2022

Liebe

Liebe, die sich keinem Interesse unterordnet. Liebe zum „Sosein“, einfach Dasein, zu etwas mit meinen Mitteln Erkanntem, um das ich mich auch mühe, für das ich selbstverständlich Geduld aufbringe, - das könnte es sein. Ein sich Hinwenden zum Anderen und sich solidarisieren mit ihm. Lächelnd auf ihn zugehen. Ohne Hintergedanken. Mit ihm eins sein. Ihm Zuneigung entgegen bringen. Hilfe. Das, was ich geben kann. Geben!, - nicht nehmen.

Freitag, 23. Dezember 2022

Perspektiven, Annäherungen

Auch die verschiedenen Beiträge dieses Blogs sind nur Versuche, die Wirklichkeit zu deuten, ihr eine Perspektive abzuringen, sich vorsichtig hinein zu tasten, in ein Spiegelkabinett, dessen Deutung durch tausend Faktoren einigermaßen vorherbestimmt sein kann. Wir bauen Sichtweisen auf und ab, wir nehmen spielerisch Haltungen ein, wir reflektieren unsere unmittelbare und unsere mittelbare Umgebung, wir spekulieren darüber, wir versuchen mit unseren Mitteln zu verstehen. Wir drehen uns und nehmen einen anderen Standpunkt ein, spielerisch, eingedenk der Relationen, die sich jeweils davon ableiten. Wir lassen uns dafür beschimpfen von den eindeutig orientierten Tatmenschen, denen jedes Erwägen fremd ist, die nur tun und machen (nach welchen Maßstäben, wohin treibt es sie...? genau an dieser Stelle will dieses Blog einige Tipps geben...). Wir fragen nach deren Maßstäben, wir versuchen, uns hineinzuversetzen, wir wollen uns in Empathie üben.

Donnerstag, 22. Dezember 2022

Valerie (53)

Das war aus dem Prospekt „Schlafzimmer für die gehobene Geldbörse“. Nahm Valerie so etwas eigentlich wahr oder hielt sie solche scheinbaren Oberflächlichkeiten für nebensächlich? Er gab ihr seine Eindrücke wieder und fragte sie, was sie darüber denke. „Ach weißt du, ich bin mal hier mal dort in irgendwelchen Hotelzimmern. Die sind alle auf ihre Art gleich – aber das ist ja auch nicht wichtig. Wichtig ist, wie man sich fühlt, dass man Spass hat an dem, was man macht. „Aber das ist ja doch auch abhängig davon, was man für Leute um sich hat….“ fiel er ihr ins Wort, denn ihm war, als hätte sie ihn missverstanden. „Ich meine, das prägt einen doch auch….Ein bestimmter Lebensstil gibt einem doch Möglichkeiten oder versperrt einem womöglich andere…. Oder fühlst du dich womöglich total frei in allem, was du machst? Glaubst du alles unter Kontrolle zu haben?“ Im Moment ist das noch sehr aufregend für mich, man lernt viele interessante Leute kennen, aber man weiß meistens nichts Genaues über sie, für was sie sich interessieren, ob sie sich überhaupt für etwas jenseits des eigenen Vergnügens interessieren. Für die Rollen, die ihnen zugedacht waren, für den Menschen, für den Menschen als Geschäftsobjekt, für den Körper, den man lebt….d.h. für den interessieren sich hauptsächlich gewisse Männer, ich empfinde das im Moment sehr stark...Kann sein, das wird wieder anders, wenn man durch eine gewisse Popularität ein Objekt der Öffentlichkeit geworden ist… spätestens dann werden einem neue Probleme aufgedrängt.

Mittwoch, 21. Dezember 2022

Vorbei?

Wo und wann sind wir? Seltsam, bald ist sie schon wieder vorbei, die Weihnachtszeit. Man hat sich gefreut darauf, man ist auf diese und jene Weise in den Sog dieses Ereignisses gekommen, das so viele Menschen hier in Mitteleuropa ergreift. Und dann soll es plötzlich vorbei sein? Es ist jedes Jahr dasselbe. Die Leute haben auch in den Krisenjahren gelöhnt und Geld ausgegeben. Die Hauptsache. Trotz Fußball-WM. Uns fällt dies oder jenes neu auf. Die Perspektive scheint eine andere geworden zu sein. Und dann ist es plötzlich da, dies „Fest“. Was nun? Wir haben uns musikalisch in die richtige Stimmung gebracht. Mein Körper will Ruhe. Will Zurücklehnen. Will so etwas wie Winterschlaf, sich aus sich selbst neu gebären. Sich häuten. Und dann ist da Nervosität. Keine Zeit. Zeit? Man will sich heraushalten aus all dem Stress. Man will auch hier zusehen. Aber irgendwie gelingt das nicht so ganz. Man wird hineingezogen. Direkt oder indirekt. Da ist keinerlei Rücksichtnahme auf eine innere Verfassung. Auf ein Bedürfnis. Wie beim Fußball. Da ist nur ein Mitgerissenwerden.

Dienstag, 20. Dezember 2022

Realitäten

Hilfe, wo bin ich? Ich wache auf in eine Realität, die offenbar dauernd nach irgendwelchen sehr künstlich produzierten „News“ von Promis giert. Wer welchen Furz gelassen hat etc. Wer sind diese „Promis“? Meist stecken irgendwelche InfluencerInnen darunter, die ich früher nie ernst genommen hätte. Leute, die sich dafür hergeben, mit relativ raffinierten Mitteln für Konsumartikel, ja sogar für den Konsum an und für sich zu werben. Die sich in den Dienst des Verkaufs stellen. Diese oft mehrfach operiert und gespritzten Leute werden dann auch noch vergöttert. Es werden seltsame „News“ und Stories über sie verbreitet. Nein, „Promis“ sind keine Wissenschaftler, die sich um den Fortschritt der Menschheit hätten verdient machen können. Die etwas Einzigartiges gefunden oder erfunden hätten. Und da sind dann auch noch die neuen „Eliten“, etwa die Fußballer samt ihrer vielköpfigen Entourage, die abseitig viel Geld verdienen und als solche in all ihrer abgehobenen Traumhaftigkeit dem Volk als neue Götter vorgeführt werden. Ein Teil von ihnen führte gerade wieder seine marketingbestimmte haltungslose Haltung vor, die sich in ihrer peinlichen Unmündigkeit sogar ohne Probleme eine kleine Armbinde absprechen ließ. Die Haltung hinter all den Marketingsprüchen war schwer auszumachen. Zivilcourage sieht womöglich anders aus. Anschließend hieß es aus dem Kreis dieser kickenden Agenten, man solle jetzt endlich aus der Politik zurück in den Bereich des (reinen) Sports zurück kehren. Ob dieser Sport immer schon immer derart unpolitisch war? Im Grunde beantwortet sich die Frage selbst. Es werden Pressekonferenzen veranstaltet, dem System optimal angepasste Geschäftsführer geschasst und verantwortungstragende Gesichter getadelt, es werden Ausschüsse berufen und neue Funktionsträger erwogen: Aktivismus allenthalben, dem Volk soll vorgemacht werden, jetzt aber geschehe etwas. Nur: Dies Volk macht in seiner Gänze nicht mehr so mit wie einst. Selbst ihm fällt eine Überkommerzialisierung auf, die für eine zunehmende Entfremdung zwischen Sportlern und „Fans“ sorgt. Mir scheint, es werden Attitüden vorgeführt, es werden Spiele mitgespielt, in denen es auch um Menschenleben gegangen ist. Alles egal, so die „würdigen“ Funktionsträger: solange eine Rolex am Handgelenk baumelt. Ein bisschen scheint mir die „offizielle“ Politik ebenfalls in diese Richtung abgebogen zu sein. Nichts geht, aber alles wird (noch) mit Geld geregelt, hingebogen, manipuliert und zeitig gewendet. Aber das ist eine andere Geschichte…..

Montag, 19. Dezember 2022

Sich selbst besser begreifen

Im Vordergrund ihrer Betrachtung scheint für viele Menschen der Umstand zu sein, ob sie auf der „Höhe der Zeit“, „woke“ oder möglichst bewusst und kaum rassistisch zu sein scheinen. Demgegenüber sehe ich es so: Es gilt wohl, ganz im Augenblick zu leben, aber auch gleichzeitig „integrativ“ zu leben: d.h. die Vergangenheit immer wieder herein holen ins eigene Leben, zu einem einzigen, möglichst „Ganzheitlichen“ zu verschmelzen, das man sich immer wieder neu (!) erschließt und das (ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, geworden und durch die Verhältnisse, durch die Vergangenheit geformt zu sein...., sich dafür interessieren und es neu für sich erschließen... durch eine veränderte Perspektive es „hereinholen“...) geworden ist, was man ist. Die Selbstreferenz (unter anderem Besuche an den Orten der Vergangenheit, - aber auch in Tagebuchstudien) ist für mich ein Beleg und Antrieb dafür, mich selbst zu suchen..... Ich „verwende“ dazu Bruch- und Fundstücke, um Unverbundenes zusammenzusetzen, es als Teil eines Selbst begreifen..... eine Linie des Insgesamt finden..... in meiner Person. Es gilt, sie sich mir bewusster zu machen, ihr durch Anregungen und emotionale Antriebe näher zu kommen, dort, wo sie, diese Person „durch die Zeit geschlittert“ ist...... ich will einen höheren Grad an Identität gewinnen. Auch ein Bewusstsein für das kollektive Moment ist wohl dabei zu gewinnen. Neu begreifen: Das Geworfensein in Rollen, in soziale Muster, in räumliche und andere Determinationen, in die Zeit und ihre eigenen Begriffsmuster. Meine Perspektive als „geworden“ begreifen. Begreifen, dass man Einflüssen ausgesetzt war. Seine eigene Historie berühren. Vergangenheit besser „bewältigen“.

Sonntag, 18. Dezember 2022

Das Blau meiner Kindheit

Das Blau begegnete einem in den Kornblumen, die die Feldwege in diesem kargen Kuhdorf säumten, in das dich das Schicksal verschlagen hatte. Für Augenblicke traf es einen, dieses Blau, und stellte einem ein Rätsel, das man freilich noch nicht als solches erkannte. In diesem Blau waren die Geheimnisse des Lebens aufgehoben. Wie kann man bloß von einer Farbe so fasziniert sein, dass es einen das ganze Leben über beschäftigt? Das Blau war schon immer die Farbe der Transzendenz, heißt es. Es zeigt in die Unendlichkeit, es weist in die Geistigkeit. Ideal für die Romantiker. So steht die Blaue Blume in Novalis’ „Heinrich von Ofterdingen“ für eine Welt, in der Mensch, Tier und Pflanze eine gemeinsame Sprache sprechen. Sie ist ein Bild allen Erlebens in der Natur. Sie ermöglicht die Flucht aus der Gegenwart, der Realität der industriell bearbeiteten Welt, hinein in das Märchenhafte, Geheimnisvolle. Das Blau ist die Farbe des Himmels und des Meeres, der Tiefe und der Seele. Was sagt uns das? „Was ist die Seele?“. Die Augen sind das Fenster zur Seele. Meine eigenen blauen Augen. Wohin blicken sie, wenn ich in den Spiegel blicke?

Samstag, 17. Dezember 2022

Rituale, Weihnachten und Wachstum

Etwas immer wieder tun und dadurch eine Struktur ins Sein bringen. Rituale strukturieren unseren Alltag und bilden einen Teil unseres Tagesablaufs. Es gibt jedoch auch die Rituale des Nichtalltäglichen, die Höhepunkte des Jahres, der Arbeit, bei Geburt und Tod, Krankheit und Abschied, Feste und Feiern, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammen bringen. Ohne Gewohnheiten und Rituale zu leben wäre sehr anstrengend und würde eine fortwährende Neuorientierung nach sich ziehen. Chaos zu bändigen, wäre möglicherweise nicht möglich ohne sie. Karneval. Und der Krieg? Ist die Pandemie eigentlich vorbei? Gewissheiten scheinen zerfetzt zu sein, wir stehen vor einem „Who is who?“, haben das Gefühl, getäuscht zu werden. Es entsteht eine dringendes Bedürfnis nach Flucht und einfacher Erklärung. Doch Rituale bieten auch Chancen, mit ihren Formen schöpferisch und phantasievoll umzugehen. Das Problem ist, das sich viele Menschen an Ritualen festhalten und den Sinn dahinter vergessen zu haben scheinen. Die Folge ist, dass solche Rituale zunehmend hohl werden. Ob Weihnachten auch ein solches Ritual ist? Vielfältig wird es benutzt, in einem ökonomischen Sinne, weil ja Wachstum jetzt um jeden Preis angestrebt wird, die Wirtschaft ins Laufen kommt und weil beispielsweise darauf spekuliert wird, dass Weihnachtsgeld „auf den Kopf gehauen“ wird. Doch ein Weihnachtsgeld sehen immer weniger Arbeitsverträge vor, außer den Privilegierten natürlich, bei denen es zu den sogenannten „Benefits“ gehört.. Ein sich daran knüpfendes 13. und manchmal sogar 14. Monatsgehalt erscheint als Ergänzung dazu selbstverständlich. Natürlich schafft so etwas ein bestimmtes Selbstwertgefühl, die Anerkennung und eine dazu gehörende Sinnwelt.

Donnerstag, 15. Dezember 2022

Talkjournalisten

Die oberschlauen Journalisten in ihren Talkshows. Mir fallen sie immer mehr auf, ja, sie stoßen mir sogar herb auf: die in den Medien auftretenden Stars der engagiert vertretenen Meinung, die professionellen Besserwisser, Klugscheißer, akademisch wohlbestallten Vorleser, die "Starjournalisten" und die Bestsellerautoren, die uns in möglichst kontroversen Talkshows wortreich und akademisch gesiegelt erzählen, was alles falsch sei und was die Gesellschaft samt ihrer Industrie mit uns treibe. Dabei sind dies die smarten jungen Jungs, die kampfkostümtragenden Damen und die alten Rauschebärte, die uns etwas von Konsumverzicht, Klimawandel etc. erzählen und es sich anschließend im 8-Zylinder bequem machen, wo sie das Mobiltelefon der Luxusmarke sich ans Ohr halten, um den nächsten Termin etwas nach hinten zu verlegen und das Gourmetessen in der sternbewehrt feinen Fresskaschemme schon mal vorbestellen. Gewiss, es ist eine Spielart der Trennung von Sach- und Personenebene. Sie mögen in so mancher Sache durchweg recht haben. Und ich bin dann auf der von ihnen vertretenen Seite. Das ist die Sachebene. Doch persönlich habe ich keinerlei Respekt vor solchen Personen, deren Theorien nicht mal dazu gut sind, der eigenen Person etwas für die Existenz an die Hand zu geben. Ihre Bücher sind für die, denen ihr Inhalt tatsächlich etwas bringen würde, in dieser gescholtenen Gesellschaft keinen Cent günstiger als die gescholtene Konsumware. Sie werfen sie auch in unübersichtlicher Anzahl auf den Markt, um ja im Gespräch zu bleiben und den sich daran knüpfenden Umsatz zu machen. Darin sind sie den von ihnen so hingebungsvoll kritisierten Personen oft nicht ganz unähnlich, die ja so gerne Wasser predigt, um umso unverhohlener Wein zu trinken.

Mittwoch, 14. Dezember 2022

Besänftigung

Das benebelt übers Ohr: Es dudelt jetzt überall freundliche weihnachtliche Wohlfühlmusik (sofern das nicht zu viel Strom kostet...), und überhaupt sollten wir nicht immer alles schwarz malen. So tönt es: Be positive! Die Botschaft vernehmen wir wohl. Überhaupt alle Botschaften zu diesem Thema. Es ermüdet. Iran. Klimakatastrophe. Klimakonferenz. Nix heraus gekommen. Ach ja. Jemand sollte, wir sollten, die Industrienationen und die anderen, auch Afrika----Die Welt ist schlecht, die Macht des Faktischen (z.b. „Realpolitik“) schlägt ohnehin alles und wir sind froh, (noch) auf der richtigen Seite zu sein. Zwei Wochen lang ein bisschen Empörung und eine Prise Aufregung. Dann ein Herabkochen, ein Abblenden, ein Vergessen - das war's. Außer gewaltigen Spesen nix gewesen. Vielleicht ein paar unverbindliche Statements. Absichtserklärungen, heftige Warnungen auch mit betroffenen Gesichtern. Dazu diese widerliche Energiekrise. Staatschefs reisen in Sonderflugzeugen und in riesigen Limousinen an, sie halten dann stundenlange Reden, die von anderen geschrieben wurden. Es ist wie beim Terrorismus. Da ist ein Hang zum Aktionismus. Zur Symbolpolitik. Die Fähigkeit zur Wahrnehmung pder Aufmerksamkeit und Unterscheidung ist bei vielen verkümmert, die Bereitschaft zum alsbaldigen Vergessen, Abblenden, Verdrängen, Abtauchen bestens ausgeprägt. Im Hintergrund klingt „Ich heb' ab...“. Anders geht das doch nicht in der Mediengesellschaft. Es ist ein Teil des Theaterdonners, der moralischen Aufwallung und der unsäglichen Arroganz, weil ja letztlich nichts passiert. Da können wir alle gut mit überein stimmen. Common Sense. Der Winter ist bisher seltsam mild, zu warm fast. Was es damit wohl auf sich hat? Holland baut neue Dämme, für Hamburg werden sich Lösungen abseits des Verkaufs von Anteilen an Terminals finden. Soll Bangla Desh (...und diese Südseeinseln und….. danach das Lied „First we take Manhattan….) doch untergehen! Ein Problem weniger...., so denken sie insgeheim, die die Welt mit ihrer Wachstumsidiologie beherrschen und immer weiter machen.....

Dienstag, 13. Dezember 2022

Bewusst

Unser Blick wurde auf den am Kirchenhimmel kämpfenden Satan gelenkt. Darunter die Figur des Cupido, was übersetzt die Begierde heißt, wie wir einst in der Schule gelernt hatten. „Geburt, Fortpflanzung, Tod“, der einfache Dreiklang des Lebens, - draußen, in der Welt vor dem Kloster. Eine Formel, in der die Evolution vonstatten geht. Ohne Moral. Unschuldig. Natürlich. Ob wir als Menschen uns wirklich davon distanzieren konnten? Im Christentum bedeutete dieses kreatürliche Leben die Erbsünde, jawohl. Die Tiefenpsychologie hatte uns zeitweilig gelehrt, dass der Prozess der Menschwerdung eine Bewegung des Sich-Bewusstwerdens aus dem Unbewussten, aus dieser natürlichen Unschuld heraus, auch ein Übernehmen von Verantwortung ist. Die ganze Bibel konnte so verstanden werden. Die ganze Menschheitsgeschichte. Ich bin schuld, ich weiß, was ich tue: „Cogito, ergo sum“, raunte leise die aufklärerische Philosophie im Hintergrund der Geschichte.

Montag, 12. Dezember 2022

Skifoan

Der doofe Ambros hat’s ihnen, den Besserverdienenden, vorgeträllert. „Skifoan“ – und jetzt alle, ein Refrain zum Mitgrölen! Jetzt fahren sie wieder alle Skifahren. Womit schon das erste Ärgernis benannt wäre. Der Abgasausstoß, über den man sich dank großer Automobilkonzerne, die ja soooo viel Elektrofahrzeuge (noch) verkaufen, gerne mal Illusionen machte. Aber auch mit den geschönten Elektrowerten (Entsorgung? Soziale Kosten?) wäre alleine schon dieser Aufwand verheerend und würde ganz eindeutig auf Kosten der Umwelt gehen. Schon vor 30 Jahren habe ich mich darüber heftig zerstritten mit jemanden, der sich dem Allgäu verbunden fühlte und glaubte, die wirtschaftliche Prosperität würde damit in den alpenländischen Skiparadiesen einziehen. Es hat sich inzwischen erledigt, die Dinge sind zu offensichtlich. Die Klimakatastrophe ist schon lange am Kommen, ignoriert wurde sie hauptsächlich von denen, die es sich leisten zu können glauben: auf Kosten auch der „Bediensteten“, die ihnen das Essen und zünftige Trinken in den Alphütten servieren. Auf Kosten derer, die von der Touristen so gar nichts haben, weil sie in der Gastronomie mit vielen Über- und nicht bezahlten Stunden zu Hungerlöhnen schuften, die nicht mal zum Leben reichen. Währenddessen ging's bei den begüterten Touristen um einen Apres-Ski mit Saufen, Fressen und Ficken. Um Schneekanonen und platt planierte Pisten, je platter, desto besser. Widerliche Mechanismen. Diese energiefressenden und als doch so umweltfreundlich verkauften Schneekanonen und die großflächige Zerstörung der Alpen zugunsten von Pisten für die reichen Arschlöcher tun ein übriges. Los geht’s mit dem Stau auf der Autobahn in Richtung Berge. Fürs Fortkommen nutzt da auch ein SUV-Citypanzer nichts… Haha. Am Ende der Apres-Ski mit all den widerlichen Mitgröhlschunklern...

Sonntag, 11. Dezember 2022

Lobbying

Das Gefühl der Bedrohung eines einigermaßen gangbaren Weges: USA Kapitol 2021. Aber auch zuvor schon Ereignisse vor dem deutschen Reichstag und jetzt die Entdeckung einer Art Verschwörung. Es sollte niemals vergessen werden: Diese Institutionen stehen für den bestmöglichen Staat, den es auf deutschen Boden jemals gegeben hat. Nichtsdestotrotz kann einem da Vieles aufstoßen. Diese ach so feinen Damen und Herren mit Spitzenpensionen, die ihre alten Verbindungen spielen lassen und sich als „Berater“ denjenigen andienen, die sie einst als aktive Politiker bekämpft hatten. Nicht nur die Vertreter der Industrie gehen in diesem Parlament verdeckt offenbar ein und aus, sondern vielmehr die, die für viel Geld für ihre „Beratungsdienste“, „Vorträge“ und sostige Lobbyismen kassieren. Und da scheinen jetzt auch noch diejenigen zu sein, die Umstürze planen und denen man jetzt juristisch halbwegs einwandfrei „Extremismus“ vorwerfen muss. Dass LobbyistInnen sich erst in ein Register eintragen müssen, wenn sie Kontakt zur Politik aufnehmen wollen? War bis vor wenigen Jahren nicht denkbar. Es scheint aber die Öffentlichkeit bei uns diesbezüglich ein bisschen sensibler geworden zu sein. 2014 etwa verurteilte das Bundesverfassungsgericht die Bundestagsverwaltung dazu, die Namen von Konzernen herauszugeben, die über einen Hausausweis fürs Parlament verfügten. Seitdem geht das nur noch über „Ehemalige“ (Abgeordnete), die einen Hausausweis auf Lebenszeit verfügen. Und wie ist das im Europäischen Parlament? Jüngste Ereeignisse lassen einen da auch an der Lauterkeit der Handelnden zweifeln. Dass die „Ehemaligen“ des deutschen Bundestags nicht gerade erfreut darüber sind, wenn ihre „Beratungsdienste öffentlich werden, liegt auf der Hand. Sie bleiben aber gerne im Schatten einer seltsamen Melange aus Nebentätigkeiten, Zusatzverdiensten und Interessenkonflikten. Offenbar können sie sich schlimmster Rhetorik bedienen, um Journalisten zu bekämpfen, die solches öffentlich machen. Natürlich sind solche Extremisten geschützt als Schützer der parlamentarischen Demokratie. So manchem mag das herb aufstoßen. Aber es scheint einer der Preise zu sein, die wir für diese eindeutig gute Staatsform zu zahlen bereit sind.

Samstag, 10. Dezember 2022

Polyperspektivität - Once again

Ich wollte verschiedene Ausdrucksformen meines Egos so kombinieren, dass insgesamt eine Art Gesamtbild heraus kommt. Ich wollte damit auch zeigen, dass es mir weniger auf die Form ankommt und mehr auf den Inhalt. Sollte ich überhaupt so etwas wie Talent haben, so wollte ich es an verschiedenen Disziplinen spiegel, wollte ihm verschiedenen Ausdruck geben. Vielleicht, weil ich das so spürte. Ich wollte wechselnde Perspektiven. Wir haben immer nur Ausschnitte vom Leben, oder was andere dafür halten. Jeweils, je nach Perspektive. Hattest du nie Lust, Alles kennenzulernen, das Ganze? Ich weiß, das ist hemmungslos anspruchsvoll, unrealistisch und so weiter..… Aber zieht einen nicht die Aussicht hinan, sein eigenes kleines beschränktes Ich zu verlassen und zum Ganzen Vielen zu werden, zu allem? Aus den Augen aller zu blicken? Etwas oder jemanden wirklich kennen zu lernen? Näher, näher und immer näher – ohne dass so etwas penetrant wird…...Lerne, damit zu spielen, ein Ich zu sein und ebenso kein Ich zu sein! Womöglich gibt es ja verschiedene Methoden, seinen Horizont zu erweitern: Das „Außer-sich-sein“, das ich einmal auf einem „Trip“ erfahren durfte, dieses „Neben-sich-stehen“ scheint mich verändert zu haben. Genauso ging's mir mit der Natur, die in Form der Evolution ständig etwas Neues probiert. Nicht nur der Grand Canyon war für mich eine tiefe spirituelle Erfahrung. Demut legte sich mir nahe. Respekt. Staunen. Es hat mich nüchternen Schlock richtiggehend ergriffen und tief berührt. Als Teil der Natur schloss dies die Tiere ein. Nicht nur Säugetiere. Es trat ein Empfinden für andere Zeiträume hinzu. Für Entwicklungen in der Natur. Deren Bezug zu mir, zu meiner Person, die mir in diesem Zusammenhang doch so unbestimmt zu sein schien, wurde mir wichtiger, nahm mich als ganze Person in Anspruch. Zeit. Zeitspannen. Was ist das? Bloß deshalb selbstverständlich, weil wir diese Sicht eingeübt haben? Wieso etwa habe ich solch unterschiedliche Musik (mal dies, mal jenes, immer auf der Suche nach meiner Synthese) gemacht, obwohl andere Gemüter ihren „Stil“, ihre Redundanz längst gefunden zu haben schienen? Ich habe immer versucht, die Realität von verschiedenen Seiten her zu umkreisen, ihr aus unterschiedlichen Perspektiven näher zu kommen. Dies bedeutete für mich „Polyperspektivität“. „Impressionistische Dialektik“ auch. Dass man Dinge stets aus mindestens zwei Perspektiven betrachten kann. Wenn etwas nicht geht, wenn etwas anderes die bessere Perspektive eröffnet, dann habe ich eher diese Sichtweise versucht. Ich war Besucher, Spieler, Probant, habe das Kaleidoskop zur Hand genommen, das meiner Meinung nach die Wirklichkeit ist. Habe Theorien ausprobiert, ausformulierte Sichtweisen genauso wie dumpfe und implizite Perspektiven. Habe abgewogen.Vergleichend betrachtet. Mich nicht festgelegt, sondern versucht, Sichtweisen zusammen zu bringen, eine Fusion zu versuchen. Dadurch bin ich aber in eine Situation des ständig Optionalen gekommen, dessen, der sich scheinbar nie festlegen kann, wo es gefordert ist. Die Realität lässt das für mich nicht zu. Sie verlangt diese Festlegung, ich weiß. Ich selbst habe hingegen habe wechselnde Farben benutzt und doch versucht, eine Konstanz zu halten. Bin einer gewissen Ernsthaftigkeit nach gegangen. Habe mich spielerisch festgelegt, im klaren Bewusstsein um dessen Vorläufigkeit. Den meisten Menschen, so weiß ich jetzt erst, kommt dabei ihr Ego in die Quere. Sie knüpfen ihre Identität an bestimmte Positionen, vertreten Meinungen, stehen für etwas ...usw. Mir war mein Ego dafür nicht wichtig genug, denn ich besetzte ja wechselnde Positionen, ohne in belanglose Beliebigkeiten abzugleiten.

Donnerstag, 8. Dezember 2022

Wer wir sind

Wo und wer sind wir? Gibt es Religion nur auf der Erde? Oder glauben auch Außerirdische an Gott? Seit Jahrtausenden suchen die Menschen am Himmel nach dem Göttlichen. Sie fragen sich aber auch, ob es da draußen im Weltraum auch noch andere Lebensformen geben könnte, womöglich hochentwickelte Zivilisationen. Was wohl diese Außerirdischen denken, wenn sie in den Himmel blicken? Beten sie am Ende auch, wie wir? Ist das Göttliche eine universelle Idee? Oder etwas spezifisch Menschliches? Was ist, wenn es irgendwo Aliens gibt, die dieselbe Frage nach Gott stellen? Ist es allen Lebewesen von Geburt an eingepflanzt? Dieses „Warum“? Erklärungen? Die meisten religiösen Texte, wie z.b. Die Bibel, stellen die Welt als sinnvolle planvolle Schöpfung dar. Zweck? Antworten. Erklärungen. Absichten. Das hätten wir gerne. Ob unser Gehirn so funktioniert, dass wir uns solche Fragen immer wieder stellen? Ob wir uns das eingestehen? Ob wir es wahrhaben wollen? Das ganze Universum als gezielte Schöpfung: zu schön, um wahr zu sein? Ob das bei Außerirdischen auch so wäre? Evolution und Vergesellschaftung: Voraussetzung für religiös-spirituelle Erklärungen?? Glauben Aliens an Gott? Oder.… Elefanten? Sind zum Trauern fähig. Sind ja so intelligent. Bewusstsein von sich selbst haben? Elefanten haben es. Sie gehen durch einen Erkenntnisprozess, um dann zu erkennen, dass sie es selbst sind. Sie könnten „Ich“ sagen. Elefanten können sich auch in andere Lebewesen hinein versetzen (bevor sie von ihnen „planvoll“ umgebracht werden). So etwas könnte auch Voraussetzung für Religiosität sein. Soziales Bewusstsein. z.b. Trauer. Auch andere Tiere haben/können das: Delphine beispielsweise. Wieso also sollten nicht auch außerirdische Wesen Voraussetzungen dafür mitbringen? Vielleicht bringt Intelligenz die Fähigkeit zur Religion sogar automatisch mit sich. Gibt es keine Zivilisation ohne Gott? Mehr als 90 % der Menschen bekennt sich auch heute noch zu einem Glauben. Wieso durchdringt das unsere Existenz derart? Weil der heilige Geist allgegenwärtig ist? Oder weil Zivilisation, wie manche Evolutionsbiologen sagen, ohne Göttliches zum Aussterben verurteilt wäre?

Mittwoch, 7. Dezember 2022

Öffentlichkeit

Einigermaßen fassungslos bin ich in unserer großartig überlegenen (Noch)Nichtkriegsgesellschaft, wenn ich wieder einmal mitkriege, wie in bestimmten Fernsehsendern Industriekapitäne und Wirtschaftsmanager aller Art mit „Herr….“ angesprochen werden (naturgemäß ist die Anrede „Frau...“ da wesentlich seltener, außerdem ist dieses "Herr..." nicht journalistisch!). Die Herren wünschen dann, dass bestimmte Fragen doch bitteschön ausgeschlossen sein mögen! Nach ihrer eigenen Auffassung seien sie "unpassend". Vorauseilend ehrerbietig kommt mir das vor, wenn so etwas von jenen akzeptiert wird, die sich gerne "Journalisten" nennen... Jedenfalls scheint mir solch ein Verhalten nicht sehr journalistisch. Diese ehrerbietigen TV-Gesichter, die dem Verlautbarungsjournalismus ja so gewogen erscheinen, sind offenbar in einem Erkentnissystem gefangen, das ziemlich gleichbedeutend mit einer Unterwürfigkeit den Geldsäcken gegenüber ist. Von gleicher Augenhöhe kann hierbei jedenfalls kaum die Rede sein. Dazu passt auch, das die Öffentlichkeit Zeuge sein muss, wie sich solche „Journalisten“ abmeiern und vorführen lassen, nicht zuletzt auch von den von ihnen selbst so eifrig eingesetzten „Experten“.

Dienstag, 6. Dezember 2022

Streck Theorie

Eine Ungeheuerlichkeit? Geht schon ins Spirituelle...worüber man bisher noch nichts weiß, darüber könnte man vielleicht in 200 Jahren nur lächeln...Wer hat die "Matrix"-Filme gesehen?....Wer glaubt denn da an die Wissenschaft?... Nichtdoch…...Wem es wichtig ist, bei gewissen Gesprächen mitreden zu können, der wird schon etwas von der inzwischen 40 Jahre alten „String Theory“ gehört haben. Nun, wir wollen uns an einer halbwegs verständlichen Herleitung dieser seltsamen Theorie versuchen. Es ist nämlich zunehmend deutlich geworden, dass es an Materie im Universum fehlt. Wir beobachten Schwerkraft, doch es gibt keine Quelle dafür. Ob das etwas mit „dunkler Materie“ zu tun hat? Schätzungsweise gibt es bis zu 5 mal so viel dunkle Materie, wie sichtbare. Blöd nur, dass wir nicht wissen, was dunkle Materie wirklich ist. Aber es gibt begründete Annahmen: die dunkle Materie könnte aus massenlosen Teilchen (etwa Licht) bestehen, die den Eindruck von Masse erwecken, indem sie in der vierten Dimension Kreise ziehen. Kreise, die so klein sind, dass wir sie nicht wahrnehmen können. Es gibt Wissenschaftler, die in der Existenz solcher „schwarzen Materie“ den Beweis für die vierte Dimension sehen. Der String Theory zufolge besteht alles im Weltraum aus „Strings“. Ein String ist so etwas wie eine Saite, die vibriert. Und zwar nicht in „unseren“ drei Dimensionen, sondern in neun.Wenn die String Theory stimmt, dann gibt es jeden Punkt im Raum noch in sechs weiteren Extra-Dimensionen. Aber die String Theory hat eine große Schwierigkeit: es gibt für sie noch keinerlei Beweis. Unter anderem wursteln zahlreiche Wissenschaftler am CERN, dem großen Protonenspeicherring in Genf, daran. Das CERN hat eine Länge von 27,6 Kilometern und ist als höchst ehrgeiziges Wissenschaftsprojekt der größte Teilchenbeschleuniger der Welt. In ihm vollziehen sich ständig Zusammenstöße subatomarer Teilchen. Dabei entsteht eine gigantische Datenflut, die auszuwerten alleine schon eine Herkulesarbeit ist. Doch auf Strings, die laut Theorie so etwas wie die Bausteine der Bausteine sein sollen, sind sie bisher nie gestoßen. Die String Theory nimmt an, dass ein String eine Billiarde mal kleiner ist, als ein Atom. Hätte man also ein Atom mit der Größe des Sonnensystems, dann wäre ein String so groß wie eine Glühbirne. Je kleiner aber das Objekt, um so mehr Energie braucht man, um es sichtbar zu machen. Das CERN hat bisher einfach nicht ausgereicht, um ein String und die darin verborgenen sechs Dimensionen sichtbar zu machen. Eigentlich bräuchte man einen Teilchenbeschleuniger mit dem Umfang unserer ganzen Milchstraße, um das halbwegs mühelos zu erreichen.

Montag, 5. Dezember 2022

Valerie (52)

Nahm Valerie solche Dinge eigentlich wahr oder hielt sie solche scheinbaren Oberflächlichkeiten für nebensächlich? Er gab ihr seine Eindrücke weiter und fragte sie, was sie darüber denke. „Weißt du, ich bin mal hier mal dort, meist in irgendwelchen Hotelzimmern, die sind alle auf ihre Art gleich – aber das ist doch auch nicht wichtig. Wichtig ist vielmehr, wie man sich fühlt, dass man Spass hat und aus dem etwas macht“. „Aber das ist doch auch abhängig von den jeweiligen Leuten und den Dingen, die man vor sich hat“, fiel er ihr so ins Wort, als hätte sie ihn falsch verstanden. „Ein bestimmter Lebensstil gibt einem doch Möglichkeiten und versperrt einem womöglich andere. Oder fühlst du dich völlig frei in dem, was du machst. Oder glaubst du etwa, alles unter Kontrolle zu haben?“ „Im Moment ist das noch manchmal sehr aufregend für mich, man lernt viele interessante Leute kennen. Aber man weiß oft nicht, für wen oder was sie sich interessieren, ob sie sich überhaupt interessieren, für den Star, für die Schauspielerin, für die Rolle, die sie mir zugedacht haben, für den Menschen, für das Geschäftsobjekt, für meinen Körper – das heißt, dafür inteessieren sich so ziemlich alle Männer, ich empfinde das im Moment sehr stark. Kann sein, dass das anders wird. Aber wenn man eine gewisse Popularität erreicht hat, wenn man zu einem Objekt der Öffentlichkeit wird, dann werden einem solche Probleme aufgedrückt“.

Samstag, 3. Dezember 2022

Horizont (Songtext)

HORIZONT Wir stürzen uns mutig in das Fremde und machen es zu etwas Eigenem zu einem Teil unseres Selbst Wir lieben das Andere, es zieht uns beständig an sich in der Wiederkehr des Immergleichen treiben lassen das wäre es, ein Teil zu sein im Strom des Unbewussten in Eigentümlichkeiten, in Monotonie sich im Sturm hin und her wehen lassen wie ein Blatt im Wind das Ego mal vergessen und dabei staunen über die Welt das wäre es

Verlorene Begriffs- und Lebenswelten: Heimat (2)

Wieso der Begriff „Heimat“ immer wieder mit Enge, Eingeschränktheit und dem privaten Glück im Kleinen vermengt wird? Wenn „Heimat“ sich verschließt gegenüber einer Andersartigkeit, dann wird sie zu etwas Engem dort, wo sie auch weit sein könnte. Sie könnte großzügig offen sein und sich gleichzeitig bewahren. Sie könnte soziale Dimensionen und gesellschaftliche Entwicklungen aufnehmen und sich damit selbst erkennen. Sie könnte dieses oft zitierte „Geworfensein“ akzeptieren und an sich selbst wahrnehmen. Sie könnte an sich erkennen, das wir auch ein Produkt unserer Sozialistion sind, die doch stark von dem beeinflusst ist, was „Heimat“ bedeutet. Sie könnte erkennen, dass wir auf der ganzen Welt gewisse Probleme haben, die uns einen. Sie könnte erkennen, das eine beispiellose gesellschaftliche Polarisation statt gefunden hat, die sich in unserer „Heimat“ auf eigene Weise abbildet. Sie könnte erkennen, das wir auf der ganzen Welt Menschen sind und doch unseren konkreten Lebensbedingungen und Lebenswelten, Sinnwelten ausgeliefert sind. Dass sich dadurch eine eigene und eigenständige Ebene der Solidarität und des Verbundenseins ergeben kann. Mit dem Lauf der ganzen Welt. Dass nicht alles der von Politikern so gern beschworene „Strukturwandel“, der zudem viel zu oft auf den technologischen und ökonomischen Wandel beschränkt wird.

Freitag, 2. Dezember 2022

Wie es lief

Du liest von jungen Dichtern, die sich wie ein Senkblei in das Versuchslabor ihrer Existenz hinabgelassen haben, um uns Lesern davon zu berichten und mit einem Leidensausdruck im Fernsehen aufzutreten. Mithilfe von Drogen in die Hölle sind sie abgetaucht. Identitäten erforscht. Für uns stellvertretend, so dass wir heilig erschauern. Ein Theater, ein Stück (so denkst du...). Du selbst hast dich immer nur in die Mittelmäßigkeit hinabgelassen, bist davon enttäuscht geworden und hast möglicherweise den Respekt vor dir selbst verloren. Du kannst noch nicht einmal eine kleine Hungerkur durchhalten, hattest früher die Energie dazu, keine Frage, - Früher war alles besser. Du hast Vertrauen in die Zukunft gehabt, Selbstbewusstsein: Du hast gedacht, irgendwie würde sich schon alles richten, würdest du es richten. Doch dein Selbstbewusstsein wurde zerstört, dir wurde klar, dass du im Netz der Beziehungen von Wichtigs tatsächlich nichts wert bist, dass du nichts kannst, was sich verkaufen ließe… Wie eine mahlende Mühle hat dich sodann der Alltag am Computer zerstört, die Träume sind längst verflogen, obwohl du sie dir ganz anders als andere Leute (die Kinder in die Welt gesetzt hatten) offen gehalten hast. Dein ganzes Leben ist ein einziges Offenhalten gewesen für Möglichkeiten, die du vielleicht nie nutzen wirst. Oder doch noch?

Donnerstag, 1. Dezember 2022

Blasengewaber

Postengeschacher um einen herum. Jemand kommt, jemand geht. Interessen wurden gewahrt. Jemand galt als „hochbezahlt“. Was heißt das? Es werden Posten geschoben und Vermutungen daran geknüpft. Namen werden gehandelt. Scheinen im Raum zu stehen. Wechselgerüchte. Wer wird’s? Alle zusammen leben sie in ihrer Blase, deren Vorhandensein ihnen selbst natürlich nicht bewusst ist. Wer? Ich doch nicht. Austausch und Kontakt werden ritualisiert und anschließend als Legitimation verkauft. Fluchtburgen brökeln. Strategien zerfasern. Es wird nicht mehr so sein, wie es war. Es muss jetzt neu angefangen werden. Möglichst von jungen Kräften. Ob da ein bisschen der Jugendkult dahinter steckt? Woran knüpft sich überhaupt dieses „neu“? Neue Namen, neue Signale, neue Methoden? Zweifel sind erlaubt. Ziele korrigieren und neu definieren. Das muss in die Köpfe einsickern, das muss gelernt werden. „Benefits“ sind da selbstverständlich, keiner Erwähnung wert. Medienleute machen ein wichtiges Gesicht dazu, raunen aus dem Hintergrund.

Mittwoch, 30. November 2022

Fußballerauskenner

„Brot und Spiele – Wohlstand und Fußball“. Und alleine schon die Sprache! „Wir (!) spielen heute mit 2 Spitzen“, „Wenn wir (!) heute….“ Das „Wir“ ist das wichtige! Wir feiern auf vielerlei Arten die Orgie des Nationalismus: es werden Fahnen gehisst und Hymnen gesungen. In den Medien umwirbeln sie uns ohnehin pausenlos mit der großen Fußball-Wahrnehmungsblase: ModeratorInnen, ReportInnen, ExpertInnen, - die Gegenoffensive des großen Verdängens und Dampfablassens ist längst gestartet, was kümmern uns da die paar Toten auf den Baustellen oder sowas Abstraktes wie die Menschenrechte, den Spass wenigstens wird man uns ja noch gönnen in all dieser freudlosen Zeit! Verständigung findet hauptsächlich im Fußball-Slang statt, der Spezialsprache der „Auskenner“. Wir sitzen hier in Mitteleuropa bis jetzt in der Blase der Selbstzufriedenheit…. wir tauschen Tipps, Spezialwissen und Experten-Meinungen aus…...

Dienstag, 29. November 2022

Im Labyrinth

Labyrinthe faszinieren immer noch. In jeder Form. Wie sind sie gestrickt? Was bewirkt ihre Wirkung auf uns? Was sagt beispielsweise die Antike zum Symbol des Labyrinths? Unter anderem bedeutet es Initiation, Einführung in die Welt. Es ist ein Ort des vertraut Werdens mit der Tradition des Stammes und der Selbsterfahrung. Der Weg ins Zentrum ist mühsam und verlangt eine gewisse Reife. Im Zentrum ist der Mensch vollkommen mit sich alleine. Die Umkehr und das Heraustreten bedeuten einen geläuterten Neubeginn. Der Weg!? Wo ist er? Es ist der symbolische Pfad des Lebens: Anfang und Ende, verschlungener Weg und klares Ziel sind in der Form des Labyrinths inbegriffen. Das Leben schafft das Bewusstsein eines Kreislaufs: In alten Kulturen existierte ein Glaube an den ewigen Kreislauf von Leben. Jahreszeiten. Geburt und Tod. Der Weg führt in den Tod und daraufhin in die Wiedergeburt (Umwendung im Zentrum und Ausgang aus dem Labyrinth). Heraklit sagt: „Der Weg hinab und der Weg hinauf ist derselbe“. Das Labyrinth ist aber auch eine magische Figur, die einen unangreifbar machen soll. Der Feind wird auf den langen und verschlungenen Wegen entmutigt und erschöpft.

Montag, 28. November 2022

Spielverderber

„Spielverderber“, „Negative“ und „Miesepeter“: Wenn wir uns mit ihnen umgeben, schaden wir uns selbst. Bedenkenträger, Spaßbremsen. Habe ich eben gelesen. Problem: das Etikett „negativ“ kann jeder allen anhängen. Kritik wirkt oft negativ. Dem Geist entsprungen, "der stets verneint“? Ist es ein Ausweg, Kritik ganz zu meiden? Wenn aber gewisse Dinge so sind, wie sie sind? Wenn unser Urteil darüber negativ ausfällt? Nicht mehr äußern, damit wir positiver rüberkommen? Bloß mit niemand darüber reden, damit man nicht als sich dauernd wiederholender Bremser wirkt? Das schadet unserer Seele und unserem Körper? Ob die Ursachen uns auch schaden? Das, über was kommuniziert wird? Ob manche Elemente unserer Umwelt durchaus negativ sind und ob es nicht so etwas wie eine befreiende Wirkung hat, wenn wir über das mit anderen Menschen kommunizieren, die direkt oder indirekt denselben Einflüssen ausgesetzt sind? Wenn wir uns darüber einig sind? Über die Folgen können wir dann ja immer noch verschiedener Meinung sein. Jaja, es sind nicht immer „die anderen“. Manchmal sind wir selbst es. Ist doch klar. Wenn wir einigermaßen reif sind, dann denken wir das immer mit. Selbstverständlich. Wer dauernd das Gegenteil unterstellt, unterschätzt sein Gegenüber. Die Welt ist schön, wir müssen das nur erkennen. Der Auseinandersetzung mit solchen Sprüchen hilft die Lektüre von Aldous Huxleys 1932 erschienenes Buch „Schöne Neue Welt“ etwas auf die Sprünge.

Samstag, 26. November 2022

Wahrnehmungen

Ich versuche, „von unten“ die Wirklichkeit wahrzunehmen. Auch nicht durch die Brille der Idiologie oder der angeblichen Wissenschaft (= „von oben“, deduktiv). Dieser Blick ist naturgemäß „gefärbt“ durch die gesellschaftliche Schicht, aus der man kommt. Auch dies versuche ich (was oft nicht gelingt) zu vermeiden, weil ich die Gefahr sehe, die darin liegen kann. Selbstverständlich bin ich auch durch Zufälle geprägt, - was erhebliche Konsequenzen haben kann. Ich behaupte für mich jedenfalls keinerlei repräsentative Gültigkeit, nirgends. Was ich spiegle, ist meine Erfahrungswelt und das, was in mir daraus entsteht. In diesem Sinne handelt es sich hier in diesem Blog um keinen Journalismus, der ja auch im Zeitalter der „sozialen Medien“ immer auf seine Nachprüfbarkeit Wert legt und jedes subjektive Ansinnen von der Hand weist. Ich versuche wiederzugeben, was mir „durch den Kopf geht“ und mich zum Medium der Wahrnehmung macht. Das geht doch vielen Leuten so. Von was ist man bestimmt? Welche Informationen brechen auch per Fernsehen auf einen herein? Per persönlicher Unterhaltung, Zeitungen, Bücher etc.? Was erschließt man sich dadurch? Welche Erfahrungen macht man mit Behörden und staatlichen Stellen? Ist doch klar, dass so etwas nicht allgemeingültig sein kann.

Freitag, 25. November 2022

Andere Blickwinkel

Man ließ sich eine Weile darauf ein, im Bewusstsein, jederzeit in das Auto zu steigen und in die reale Wirklichkeit zurückkehren zu können. Andere Blickwinkel, vertauschte Perspektiven: „Geld macht frech und arrogant“, die Stimme dieses Benediktiners hallte uns in dieser von hunderten von Jahren durchtränkten Akustik deutlich in den Ohren und schien dadurch etwas von jener gnadenlosen Objektivität zu gewinnen, die die Ketzer und Hexen vergangener Zeiten geradewegs auf den Scheiterhaufen gebracht hatte. „Ich glaube nicht, das uns das verändern würde. Wir sind doch immer dieselben, egal in welcher Umgebung wir uns gerade befinden“, hatte sie dazu gesagt, als wir beide noch ganz alleine über die Schönheit dieses sakralen Raums gestaunt hatten. Meine Partnerin meinte: „Und im Übrigen: Ich meditiere jeden Morgen eine halbe Stunde. Früher habe ich dabei feste Regeln eingehalten. Heute sehe ich das lockerer...“. Sie hatte Recht. Da gab es überraschende Parallelen zu einer Mönchsexistenz. Sich in ein Regelwerk der inneren Versenkung begeben. Das war der Ausgangspunkt. Sie, die quirrlige, unstete und vitale Person, sie brachte es offenbar fertig, sich regelmäßig in sich zu versammeln und zu einer eigenen Ruhe, ja vielleicht gar zu sich selbst zu finden. Sie hatte ein Ritual daraus gemacht, das mutmaßlich ihren Tag strukturierte. Sich souverän diesen scheinbaren, dich umgebenden Sachzwängen zu entziehen, von denen du dich strangulieren lässt, das wäre es - so fuhr es dir durch den Kopf. Sich dieser Trägheit zu entziehen, die dich in ihren Fängen hält, - seit Jahren. Eigentlich bist du selbst ja der kontemplativere Mensch von uns beiden. Und sie ist der aktive Mensch. Idealtypisch gesehen. Eigentlich wäre die Versenkung dein Fach.

Donnerstag, 24. November 2022

Egostyling

Ob man an der Außenlinie steht, im Diogenes-Fass liegt oder schlicht „den Beobachter“ gibt: Man will ja nicht fortwährend als Nörgler, Negativist oder Kulturpessimist beschimpft werden, was zudem auch noch „typisch deutsch“ sei. Aber als Analyst der Wirklichkeit kommt man nicht umhin, festzustellen, dass sich die Leute in den Industriegesellschaften immer mehr stylen, designen, dass sie auch durch ihr Äußeres einen bestimmten Eindruck hinterlassen wollen. Gerade durch ihr Äußeres. Botox ist gesellschaftsfähig geworden und Behandlungen damit sind minimal-invasiv, scheinbar harmlos und im Preis längst so gesunken, so dass sie sich nahezu jeder leisten können müsste. Leute wie Berlusconi gaben da jüngst einen Anstoß. Gab es früher noch die vielen abschreckenden Beispiele von alternden Schauspielerinnen mit zu viel Geld („Maskenbotox“), so wird die Anwendung von einschlägigen Dermatologen heute viel raffinierter ausgeführt. Man will ja nicht so aussehen, als sei man mit Botox behandelt. Man will vortäuschen, jung geblieben zu sein, sich gut gehalten zu haben. Botox, was ist das eigentlich? Ein ziemlich hartes Nervengift, - so könnte man zur Auskunft geben. Ein Gift, das im Krieg als Biowaffe eingesetzt werden soll. Biogift. Tierversuche waren und sind anscheinend immer noch nötig (damit auch bisher unbekannte Hersteller auf den Markt drängen können...), damit die Schönen ihre Haut auch schön glatt haben. Der Clou bei Botox ist, dass es zwar nicht süchtig macht, aber immer wieder erneuert werden muss, weil der Körper es ja abbaut (was so falsch nicht ist...). Insofern ist es ein Gewinnbringer erster Güte und eine nie versiegende Geldquelle für einschlägige Ärzte. Alarmierend dabei ist, dass die Empathie mit zunehmendem Botoxgebrauch abzunehmen scheint, da lebendige Gesichtszüge auch emotionale Botschaften übermitteln. Ob man das noch braucht? Botox könnte insofern dazu beitragen, dass das gesellschaftliche Klima kälter wird. Gleichbleibender. Gleichgültiger. Es gilt offenbar immer mehr, einen bestimmten Eindruck beim Gegenüber zu hinterlassen. Devise: Möglichst positiv und jung und dynamisch sein, mit einoperiertem Lächeln, gar nicht negativ, nörglerisch, melancholisch oder gar alt. Außerdem hat sich der soziale Druck zunehmend etabliert, sich mit Botox und anderen Schönheitstechniken behandeln zu lassen. Wer etwas auf sich hält, macht das. Es gilt: „Etwas aus sich machen“. Der Druck auf diejenigen, die natürlich altern wollen, wird noch weiter wachsen. Jeder soll selbst verantwortlich sein für sein diesbezügliches Erscheinungsbild. Egostyling. Machen. Manipulieren.

Mittwoch, 23. November 2022

Valerie (52)

„Tja, und dann sind da noch die Rollen, in denen man versucht hat, gut zu sein, alles zu geben. Rollen, in denen du dir selbst näher warst. Eine Zeit lang mit diesen Gedanken in diesem Körper, mit allem, was du hast. Diese Gedanken, die ein Teil von dir geworden sind, die dich verfolgen, durch die Augen der Leute hindurch, die in und durch ihr eigenes Phantasieprodukt gehen. Aber ich glaube, manche der Kollegen haben Routinen darin entwickelt, mit dem fertig zu werden und das nicht zu wichtig werden zu lassen. Sie hatte bei ihrem Aufstieg sicher eine starke erotische Ausstrahlung, dieses ungewisse Etwas, was Andere nicht hatten. Gleichzeitig musste sie sich aber den Weg mit verschiedenen Mitteln frei gekämpft haben. Sie erzählte ihm von einer Schauspielschule, die sie in den USA besucht habe und die gute Schauspieler wie am Fließband produziere, von Managern, die sie ab einem gewissen Zeitpunkt planmäßig aufgebaut hätten, wie sie am Anfang versucht hätten, in die Schlagzeilen der einschlägigen Gazetten zu kommen und wie man, nachdem dies geschafft war, danach darauf bedacht war, nicht daraus zu verschwinden. Wozu man sich immer wieder Publicity-Gags einfallen ließ. Er wunderte sich über die Offenheit, mit der sie zu ihm sprach. Sie hingegen schien das alles für normal zu halten.

Dienstag, 22. November 2022

Arbeitsethos

Wie eigentlich ist diese, jetzt so hochgelobte Gesellschaft (noch!) strukturiert? Deren freiheitliche Verfassung wir so sehr schätzen? Welche Rolle spielt darin die Arbeit und was ist sie überhaupt? Die hohe Wertschätzung der Arbeit entspringt der industriellen Revolution und ist gerade mal 200 Jahre alt. Zum Beispiel in der Antike war es verwerflich, sein Leben der Arbeit zu widmen. Eine niedere Tätigkeit. Der wahre Mensch hatte Besseres im Sinn. Etwa für Aristoteles war Arbeit, die mit Mühsal verbunden war, an die Sklaven delegiert. Erst mit der Verbreitung des Christentums hat der Begriff der Arbeit nach und nach seine Aufwertung erhalten. Berühmt ist der Satz des Apostels Paulus „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“. Das Christentum hat die Arbeit hoch eingeschätzt. Aber gerade nicht in dem Sinne, dass sie ein Medium der Selbstverwirklichung sein solle oder der Mensch sich dadurch geradezu „erschaffe“. Luther schätzte die Arbeit als „Gottesdienst im Alltag“ ein. Beim großen Autoren und Soziologen Max Weber (1864-1920) wurde dann der Protestantismus geradezu ein Wegbereiter des Kapitalismus. Innere Disziplin wurde in diesem Zusammenhang immer wichtiger. Dazu gab es auch äußeren Druck. Ein 16-Stunden-Tag war in den Industriebetrieben des 19. Jahrhunderts die Norm. Der Kampf um Arbeitszeitverkürzung wurde also in der Folge sehr wichtig. Es bildete sich eine „Arbeiterkultur“, etwa mit ihren Bildungseinrichtungen, heraus.Im Grunde schrieb aber die gesamte Vormoderne der Arbeit keinen hohen Wert zu. Arbeit ist etwas für die Nichtbürger, so die gängige Einstellung. Eines wird die Digitalisierung wohl bringen: Die „niederen und miesen“ Arbeiten können beruhigt von Robotern erledigt werden. Dies würde einen gesellschaftlichen Fortschritt bedeuten. Wir wären endlich in der Lage, gesellschaftlich wichtige Arbeit wie etwa „Beziehungsarbeiten“ (Pflege usw.) so hoch zu bewerten, wie es nötig wäre. Wer welche Arbeit macht und machen soll, war jedoch in der Geschichte einem ständigen Wandel unterzogen.

Montag, 21. November 2022

Allein, allein

Du entdeckst es zunehmend und es wird dir zunehmend bewusst, dass du alleine bist. Hattest du in der Vergangenheit stets Leute um dich herum, die du als viel zu viele empfandest, so gibt es diejenigen jetzt gar nicht mehr. Man hat sich abgesetzt vom Mainstream, ohne dass man das so richtig merkte. Es gab eine Entwicklung um dich herum, deren Eigenheit du mal wieder nicht so recht mitbekamst. Immer wieder hört man von Menschen, die verreckten und die erst bemerkt wurden, als es anfing, unangenehm zu riechen. Nachbarn? Hier unsichtbar. Aber sie würden antworten, dass man mich in letzter Zeit kaum mehr gesehen habe. Man wisse kaum, wer was mache und warum. Tatsache scheint zu sein, dass für die meisten Menschen „Freunde“ allgegenwärtig sind und Ablenkungen zuhauf verfügbar sind. Wer eigentlich darf da bei sich selbst sein? Klar, so etwas kann auch lobesam sein. Doch die Zeiten, als der Schriftsteller Gottfried Benn „Wer allein ist, ist auch im Geheimnis.“ behaupten durfte, sind wohl im Zeichen einer allgemeinen Vergesellschaftung vorbei. Single sein. Sich selbst genügen, das freilich schließt einen von der großen Vernetzung aus. Eremitage. Mönchtum. Vor einiger Zeit und dann in Corona-Zeiten war es sehr angesagt, in Klöstern zu verweilen, die Stille dort neu kennen zu lernen, die Stille auszuhalten. „Auszeit auf Zeit“ war meist sehr teuer und beinhaltete oft auch noch andere Wellness-Wohltaten im Zeichen religiöser Erbauung. Doch was ist die Realität? Einsame und alleinstehende Menschen gelten als Sonderlinge. Reinschauen bei Edward Hopper: Menschen ohne soziale Bindungen sitzen dort alleine an der Bar, leicht bekleidete Damen machen geschlechtlichen Betrieb, bieten Attraktionen der glitzernden Oberfläche. Man sinkt ab in Wein und Zerstreuung, in Schein und Schalk.

Sonntag, 20. November 2022

Blauspecht (MP3)

Samstag, 19. November 2022

Auto und Mat

Ich fahre draußen und schaue mir die Autos, die mir begegnen, unter einem bestimmten Aspekt an. Es sind meist globalisierte Autos, d.h. ohne Ecken und Kanten, ohne Identität, ohne Typisches, denn sie sollen sich in allen Ecken dieser Erde gleich gut verkaufen. Geschmäcker sind verschieden. Also solle man sich damit nicht so weit aus dem Fenster lehnen, - das scheint das Prinzip. Oft sind diese Autos aus einem Baukasten der Teile gefertigt. Was sie unterscheidet, ist meist die Konfiguration, die spezielle Zusammensetzung. So sind sie alle gleich und scheinen doch sehr individualisiert. Diesen Prinzips bedienen sich auch die Hersteller, indem sie etwa Motoren (aber auch andere Teile) von anderen Marken ankaufen, indem sie Partnerschaften eingehen und gemeinsame Teile nutzen, die durch die Zulieferer ohnehin schon stark normiert sind. Autos sind somit ein Symbol dieser Gesellschaft. Es geht um Scheinindividualitäten: gewisse Teile eines Baukastens werden ausgetauscht, anders kombiniert und nach außen als neu verkauft: sie scheinen auf diese Weise eine neue Identität vorzugaukeln....dabei ist der „Baukasten“ sogar über Marken hinweg immer derselbe. Doch der Konsument sucht Identität, die ihm auf diesem Wege verkauft wird. Er identifiziert sich mit einer Marke, sie symbolisiert seinen Traum, sein Ziel, er will damit stärker und schneller sein, als die anderen. Er will „das Besondere“ und hat doch einen Artikel „von der Stange“.

Freitag, 18. November 2022

Befreit?

Ob wir das Freiheit nennen sollten? Da ist beispielsweise die Entscheidung, wo jemand sich beerdigen lassen will, zu welcher Gemeinschaft er sich dadurch bekennen oder nicht bekennen will: es gibt also eine Wahl, der sich ein modernes Individuum überall stellen muss. Nicht mehr die Tradition organisiert ein Leben. Dadurch wird keine bestimmte und relativ genau definierte Rolle mehr angeboten, sondern Individuen müssen ständig selbst entscheiden, wer und was sie denn in welchem Zusammenhang sein wollen. Dazu sind wir befreit, aber auch verdammt und verurteilt. Jeder muss sich selbst zu einem „Projekt“ machen, wodurch auch das Risiko des Scheiterns dramatisch steigt. Mutmaßlich hat man unendlich viele Wahlmöglichkeiten, wodurch sich das eigene Leben aber als fortwährend begrenzt erweist. Dies zieht natürlich entsprechende Frustrationen nach sich, was die sogenannte „Frustrationstoleranz“ immer wichtiger werden lässt. Es geht bei diesem Begriff darum, gewisse Fehlschläge in mannigfacher Hinsicht verkraften zu können, mit Bedürfnisverweigerungen von Seiten der Umgebung zurecht zu kommen und die Schere zwischen dem, was man hätte erreichen können, und dem, was man erreicht hat, besser aushalten zu können. Aber auch das Bedürfnis nach Sinnfindung ist allgegenwärtig. Sinn wird dabei vor allem im persönlichen Bereich gefunden, unter anderem in einem sehr individuell angelegten Glauben an Werte und Normen, der als individuell veränderbar und meinem Profil anpassbar erscheint. Gleichzeitig wächst aber auch der Druck, etwas aus seinem Leben machen zu müssen. Ein Leben in Sicherheit? In mir angemessenen Formen? Ob meine Kraft dafür ausreicht? Wie kann ich angesichts dessen bestehen? Was wird aus mir und wann werde ich es? Wie kann ich mich möglichst optimal entwickeln? Menschen am Anfang ihrer bürgerlichen Existenz und ihres nach einer Initiation wahrgenommen Lebens müssen Antworten ganz alleine finden. Dabei wächst das Bedürfnis nach einem Orientierungsrahmen, einer Vorgabe von außen, die klare Richtungen weist. Selbstbestimmung erweist sich insofern auch als dauernde Last, wird zu einer Aufgabe, der jemand ständig nicht genügt. Orientierung und Reduzierung der Unübersichtlichkeit des Lebens ist gefragt: Freunde und Familie sind hierzulande in diese Rolle der Beratungsinstanz geschlüpft, die anderswo die Religion ausfüllt.

Donnerstag, 17. November 2022

Vogelherd

Wir haben den Archaeopark Vogelherd oft besucht, haben die Fundstücke und die Fragen, die sich daran geknüpft haben, auf uns wirken lassen. Es wurden hier unglaublich beeindruckende Stücke aus der Eiszeit gefunden, die uns über die Entstehung von Kunst und Musik nachdenken ließen und als Belege für das Auftreten von Religion gelten dürfen. In Blaubeuren sahen wir einst den „Löwenmenschen“, der hier gefunden wurde und dessen fotografische Reproduktion seitdem auf unserem Schreibtisch steht. Wir hörten auch die ca. 40 000 Jahre alte Flöte, die hier gefunden wurde und die wohl auf einen Anfang der Musik hindeutet. Es bestärkte sich hier in uns ein Bewusstsein dafür, das wir als Menschen auf den Schultern unserer zeitlich weit entfernten und doch so nahen Vorfahren stehen. Offenbar ist es anderen Leuten auch so gegangen, denn der Archaeopark war gut besucht, die Zahlen stimmten. Und jetzt die schockierende Nachricht: Der Archaeopark Vogelherd soll geschlossen werden, ja, er ist inzwischen geschlossen und die Mitarbeiter entlassen, weil das Geld dafür fehlt. Wir konnten das anfangs nicht glauben. Es wirkte auf uns surreal, geradezu grotesk. Irgendwelche Vergnügungsparks tuckern vor sich und ziehen die Massen, während hier geschlossen werden soll. Unglaublich. Diese Vergangenheitsvergessenheit auf der Ostalb ist unbegreiflich trotz aller Krisen der letzten Zeit. Eigentlich wähnte ich das Anliegen in guten Händen: es gab einen Ministerpräsidenten, der sich dafür einzusetzen schien und der offenbar sehr wohl bewerten konnte, dass das Land Baden-Württemberg den ungeheuren Wert, den dies darstellt, gut einschätzen kann. Es geht um das Selbstbild des Landes, das sich ja rühmt, Kultur- und Wissenschaftsstandort zu sein. Und darum, dass die Repliken der als „UNESCO-Weltkulturerbe“ ausgelobten Ort dieser Fundstücke überall auf der Welt gezeigt werden und somit einen unschätzbaren Wert für das Land darstellen dürften. Und nun dies! Unglaublich!

Im Dauerlächeln

Was mir beim Fernsehen aufgefallen ist, was mich langsam stört, weil es auf die Dauer derart verlogen ist: Dieses Dauerlächeln. In der Politik kommt es oft in Verbindung mit Handshakes geradezu zwanghaft. Die Entscheider befleißigen sich oft solchen Verhaltens. Im Showgeschäft scheint's zum Handwerk zu gehören. Kaum jemand zeigt da authentische Gefühle. Alles ist gespielt und aufgesetzt. Cheese als Maske. Eine sehr offensichtliche Lüge (die wohl den sozialen Umgang erleichtern soll, in Wirklichkeit erschwert sie ihn manchmal...). Alles gut? Wir regeln das. In unserem Sinne. Wir lächeln alles weg (und heben im Amerikanischen dazu den Daumen...). Strahlemann bringt Optimismus in düsterste Umgebung. Lächeln ist Verkaufen. Sich. Seine Sache. Einer Sache ein lächelndes Gesicht geben. Ein Lächeln kann nahe legen, dass man sich vertraut und bereit ist, etwas zu teilen. Aber selbstverständlich. Außerdem scheint die allgemeine Erwartung nahe zu liegen, man würde mit den eigenen Emotionen nicht hinter dem Berg halten. Vor allem nicht mit den positiven. Zu den unausgesprochenen Regeln gehört es dann auch, selbst Unbekannten ein Lächeln zu schenken. Es gilt unausgesprochen und unbewusst als ein Ausweis der Vertrauenswürdigkeit und der Menschlichkeit. Ob so etwas auch zum allzu offensichtlichen Gebrauch von "Fake News" und "alternative facts" beigetragen hat? Ob die Werbung da allzu gerne dabei ist?

Dienstag, 15. November 2022

Talkshow

Nach ähnlichem Muster läuft allzu Vieles im Bereich der Talkshows ab. Die vergangene Woche bot wieder einmal Anschauung: Beteiligt sind an TV-Talkshows meist Vertreter öffentlicher Meinung, denen vom Moderator dann prompt attestiert wird, dass sie ein tolles Buch auf den Markt gebracht hätten. Die betreffenden prominenten Namen und Gesichter von Meinungsvertretern fallen einem sofort ein, weil man sie bei zahlreichen Auftritten in allen TV-Kanälen auswendig gelernt hatte und weil sie wegen der Häufigkeit ihrer Auftritte geeignet waren, einem Zweifel an der Auswahlkompetenz von großen Redaktionsstäben aufkommen zu lassen. Darüber hinaus treten bei solchen „Runden“ oft Komödianten (zur Unterhaltung!), Wissenschaftler und Egoshooter auf, die gegensätzliche Meinungen zur Belebung der Diskussion vertreten. Aktuell: Ein Vertreter der Automobilindustrie sagt zu allem und allen „Grenzen des Wachstums“-Vorschägen Ja und Amen, bekräftigt es sogar mit vielen hastig gesprochen und grinsend bekräftigten „Ja“, obwohl er selbst als „Entscheider“ die industrielle Expansion in autokratischen Systemen wohl heftig betrieben (was er nun zum Lobe und Preise von Abhängigkeiten in globalen Systemen verklären will…), eine gravierende Abgaslüge auf Kosten der Umwelt und der „Verbraucher“ vertuscht hatte und wahrscheinlich entscheidend dazu beiträgt, dass die Automobilindustrie sämtliche Klimaziele verfehlt. Auch waren offenbar die Klagen von Geschädigten in Deutschland von teuren Anwälten auf arrogante Art abgeschmettert worden. Der anwesende Egoshooter lobt sodann seine eigenen Aktionen im kommunalen Rahmen, wozu er auch trotz aller Einwände in seinem Ort den Beifall vom davon weit entfernten Autovertreter und dem Diskussionsleiter erhält.

Sonntag, 13. November 2022

Freiheit?

US-Amerikaner betonen gerne, das man gemeinsame Werte habe. Dazu zähle etwa „Freiheit“. Für uns scheint das hier ein tausendfach schillernder Begriff, für Amis scheint das sehr einfach zu sein. Ob sie wohl realisiert haben, dass sich diesbezüglich einiges geändert hat seit Kriegsende? Dass der CIA in vielem dem KGB entspricht? FBI, NSA usw. Dass dieses „Pursuit of happiness“ de facto inzwischen nur noch einer kleinen besitzenden Klasse von Menschen zugestanden wird? Die US-amerikanische Gesellschaft hatte wohl eine Phase, als sich die sozialen Gegebenheiten ein bisschen nivellierten. Diese Phase ist längst vorbei. Jawohl, sie helfen uns, weil wir in Europa feige sind. Sie selbst freilich bezeichnen gewaltige und abstoßende soziale Ungleichheiten und ungezügelten Waffengebrauch als „Freiheit“. Waren sie einmal ein Hort der Demokratie? Ja, viele sehr wohlmeinende Amerikaner hatten sich dem verschrieben, als sie Deutschland vom Faschismus befreiten. Ihr Lob sei gesungen hier! Doch spätestens seit der Erstürmung des Kapitols dürften daran Zweifel entstanden sein. Man glaubt, sogar die Wirklichkeit nach seinen Vorstellungen "designen" zu können. "Fake News". Die Amerikaner spielen sich gegenseitig "Freiheit" vor oder das, was dafür gehalten werden soll. Sie waren immer schon Fan des schönen Scheins. Dabei glauben sie geradezu religiös an eine uralte Verfassung, die zwar gut aber nicht der Zeit angepasst ist. Die gewaltige geisteswissenschaftliche Geschichte hier in Europa schreibt auch ihre zahlreichen Notizen zu dem so simpel verwendeten Begriff „Freiheit“. Skepsis klingt durch, Ironie und Respekt. Unabgeschlossenheit. Offenheit. Wir sind anders als die Amis und wir sind das aus gutem Grunde.

Samstag, 12. November 2022

Selbststilisisierung

Diese Dinge werden auch bei Gasknappheit und anderen gesellschaftlichen Misständen durchgezogen: Sich in Posen werfen. Sie wollen gut aussehen. Wollen Spass haben. Hier ein Strähnchen, dort ein bisschen Lippenstift. Hier ein vielsagendes Lächeln, dort ein bedeutungsschwangerer Ausdruck im Gesicht. Möglichst makellos gestylt und mit Lächeln. Glatt passend. Ausstellen eines perfekten Selbst. Jeder in sich selbst verliebt. In das Bild, das er von sich hat. Weichzeichner. Alles ist schön. Selbstverwirklichung ist normal. Wahrnehmen, bewundert werden, gehasst werden. Schönheitschirurgie, Stoffe und Stimulanzien, die auf unser Gehirn einwirken und uns leistungsfähiger machen sollen. Neuroenhancer. Unbedingt der Durchschnittlichkeit entkommen. Etwas „Besonderes“ sein. Schönheit als der Weg zur Perfektion. Jung aussehen. Falten mit Botox wegspritzen, die Lippen und vieles andere aufspritzen, die weibliche Brust stylen und designen. Das Ideal einer jungen unverbrauchten Vagina herstellen: Reparieren zu einer Art unverbrauchten Barbie. Muskelkraft für Frauen, antrainieren, - aber schnell! Stark sein. Fit sein. Alles im Griff haben. Der Tracker wirft Zahlen aus. Liefert Motivation zur Verbesserung. Überhaupt: Durch Gesundheit leistungsfähiger werden. Das Gehirn optimal nutzen und unter anderem die Konzentrationsfähigkeit damit steigern. Das Liebesleben optimieren. Den Nachwuchs sichern, pränatale Diagnostik und Crispr. Ob daraus ein Zwang zum makellosen Kind werden kann? Danach Förderwahn und eingepflanzte Chips. Mehrere Instrumente spielen und etliche Fremdsprachen lernen. Auf Leistung, Konkurrenz und Wettbewerb dressiert. Im Drang nach Selbstverbesserung leben. Noch besser werden. Noch stärker. Noch schöner. Noch perfekter.

Freitag, 11. November 2022

5th Dimension

Der Krieg, der Tod, das Sterben. Ein Lächeln. Was wir wissen? Viel oder wenig? Ob wir darüber für immer im Ungewissen bleiben werden, wie Max Planck einst glaubte? „Die Wissenschaft kann die letzten Rätsel der Natur nicht lösen. Und das ist so, weil wir letztlich ein Teil des Rätsels sind“, sagte dieser Großphysiker. Möglicherweise werden wir dieses Rätsel, das wir uns selbst sind, nie lösen können. Ob wir's akzeptieren können? Und überhaupt: Ob es mehr Dimensionen als die uns bekannten Raum und Zeit gibt? Mit einiger Wahrscheinlichkeit. Schon die Hippies schwadronierten etwas von der Fünften Dimension. Es gab sogar die Popgruppe 5th Dimension. Ob aus dieser Wirklichkeit heraus die Welt eine völlig andere wäre? Und wir unvollkommene Wesen bekämen nur einen vielfach geprägten Ausschnitt der anderen Welt mit? Auch Platon spekulierte in seinem Höhlengleichnis dazu, das wir stets einen durch unsere Möglichkeiten herausgestanzten Ausschnitt einer Wirklichkeit erkennen können. Ob die Möglichkeiten unseres Hirns unser Bild von der Welt prägen? Ob es da noch andere Apparate gibt? Ob wir diese Möglichkeiten digital erweitern können, indem wir uns zu so etwas wie Cyborgs machen? Hm, ob das dann aber doch nur eine weitere Möglichkeit wäre, dem Ziel etwas näher zu kommen und keineswegs das Erreichen des Ziels bedeuten würde? Eine Art Offenbarung könnte es aber schon sein. Eine Offenbarung? Ob das etwas Religiöses hat? Das Bewusstsein davon, das unser Wissen trotz aller Gesetzmäßigkeiten etwas Relatives hat? Es wird wohl darum gehen, über diese Gesetzmäßigkeiten etwas zu wissen, so denken wir uns.

Donnerstag, 10. November 2022

Alter und Tod

Bestimmte Themen scheinen dieser Gesellschaft ganz besonders peinlich zu sein dergestalt, dass sie bei eventueller Ansprache ignoriert werden. Dazu gehören Alter (Alters- und Pflegeheime) und Tod (Friedhof). Nahezu alles hier scheint auf das Erwerbsleben und den Konsum abzuzielen, wobei in letzter Zeit immer klarer wird, dass selbst dies nicht mehr reibungslos funktioniert. Diverse internationale Rankings geben hier klare Auskunft. Deutschland scheint sich bei vielen wichtigen Themen (zb. Digitalisierung) auf nachgeordneten Rängen zu plazieren. Die politische Klasse versucht Rechtfertigungen a la „Wenn das nicht so (bei Merkel) gewesen wäre, könnten wir uns diesen Sozialstaat nicht mehr leisten“. Nun ja, so etwas gleicht einem Totschlagargument mit integrierter Erpressung. Ich denke, es würde schon helfen, wenn hierzulande die einseitige Konsumorientierung etwas reduziert würde, wenn selbst eine leichte Korrektur eines verschwenderischen Lebensstils zurück gefahren würde, - und zwar abseits der penetranten Wachstums-Beschwörungen der politischen Klasse!

Mittwoch, 9. November 2022

Fußballträume

Wie kommen viele Leute eigentlich dazu, noch immer an den Fußball zu glauben als einen „11-Freunde“-Fetisch? Die Fußballvereine (auch die sogenannten "Traditionsvereine") sind doch in Mitteleuropa anonyme Kapitalzusammenballungen, die ihr Personal beliebig tauschen und je nach finanzieller Stärke „auf dem Markt“ zusammenkaufen. Wo sogenannte Traditionsvereine (die natürlich auch versuchen, alles Finanzielle mitzunehmen....) dabei stehen, ist ja gegenwärtig in der deutschen Fußball-Bundesliga klar abzulesen. Ausnahmen wie etwa die in Freiburg mögen die Regel bestätigen. Der Fußball ist Teil des Showgeschäfts geworden, operiert mit Milliardenumsätzen und klagt dafür den steuermäßig unterfütterten Schutz der öffentlichen Hand (z.b. bei Polizeieinsätzen...) ein: das Muster ist bekannt aus der Finanzwelt. Natürlich wollen die Traditionsvereine ihren „Mythos“ pflegen und versuchen gegen die reinen Geldvereine mit Firmenaufdruck zu ätzen. Dabei versuchen sie selbst dasselbe und schaffen es oft halt nicht ganz. Die Werbung hat bei ihnen längst die Herrschaft übernommen: In den Vereinsnamen aufgenommen, auf Trikots abgebildet und in umbenannten Fußballarenen abgebildet. Gekauft. Es geht um Rechte. Logos. Besetzungen des Kopfes. Aggressive Verkaufsstrategien. Ich beobachte, wie sich die Leute für diesen industriell gefertigten Fußball interessieren, wie es ihre Unterhaltungen füllt, mit den Kumpels, mit den Nachbarn, mit den Arbeitskollegen. Ich stehe dabei, staune und wundere mich. Es interessiert mich auch, sehr wohl, - aber mit einigem Abstand, mit Skepsis und Ironie. Man könnte auch meinen, ich würde es nicht ganz so ernst nehmen, jedenfalls nicht so ernst wie jene, die ihre Identität damit verknüpft haben, die sich dafür gegenseitig auf die Nuss hauen oder sich veritable Schlachten mit der Polizei und dem billig engagierten "Ordnungspersonal" liefern. Es muss ihnen wichtig sein, sie identifizieren sich damit, es prägt ihre alltägliche Lebenswelt total. Ich habe einiges Verständnis dafür, sogar Sympathie, - nur: ich kann es nicht so recht ernst nehmen. Denn es ist Showbusiness, es spielt mit dem Schein, mit den Sehnsüchten und Wünschen eines Massenpublikums. Ob so etwas nötig ist oder nicht, ob es einem Ventil der Emotionen entspricht, - es sei dahin gestellt. Es kommt mir vor wie Theater, eine Simulation der Wirklichkeit, einer „Reality Show“. Eine Verdichtung gewisser Interessen, nicht das Eigentliche.

Dienstag, 8. November 2022

Gefühl und Spirit

Emotion und Spirituelles: Das Wort „Emotion“ kommt vom lateinischen emovere: nach außen bewegen. Es geht darum, nicht nur erreicht zu werden, sondern auch innerlich antworten zu können, jemand wiederum erreichen. Beispiel Musik machen: da wird man nicht nur erreicht, sondern man erfährt sich auch als wirksam, man hat einen Einfluss darauf, man gibt und erhält Impulse. Einfluss bezieht sich auf Abläufe, auf Prozesse. Etwas erreicht und berührt mich. Und ich erfahre mich als selbst wirksam damit verbunden. Ich kann antworten und dem entgegen gehen, auf es reagieren. Es ist nicht nur so, dass ich mir etwas einverleibe oder es in Reichweite bringe, sondern ich „transformiere“ mich dadurch. Es verändert einen, man wird ein anderer Mensch. Oder: es hat etwas mit mir gemacht. Rückblick im Sinne von: danach war ich jemand anderes. Etwas bewegt, berührt und erreicht mich, ich antworte und werde dadurch ein anderer. Es bleibt darin aber stets etwas Unwägbares. Das heißt, man kann versuchen, eine solche Beziehung mit allen Mitteln herzustellen. Es passiert aber nichts. Es könnte sogar sein, dass bei allergrößter Bemühung nichts passiert. Dabei entspricht sinnliche Überwältigung nicht dieser Art der Beziehung. Man mag beispielsweise in einem Konzert überwältigt sein durch die Soundfülle und das Licht. Aber das bedeutet nicht zwangsläufig, innerlich zu antworten und bewegt zu werden, ein anderer Mensch zu werden. Dieser Effekt kann nicht garantiert werden. Unter anderem mag es auch leibliche Hindernisse geben: Schmerz, Hunger. Psychische Voraussetzungen mögen dabei auch eine Rolle spielen: traumatisiert zu sein, oder tief verletzt. Dann verliere ich diese Fähigkeit, mich berühren zu lassen. Auch räumliche Bedingungen sind dabei wirksam: Sonnenschein und Wärme oder harter Regen mögen uns beeinflussen. Eine Betonhalle hat einen anderen Einfluss als die einer eine gewisse Wärme ausstrahlenden Umgebung. Je nachdem, wie man sitzt, wie man mit dem Anderen in Beziehung tritt, - oder auch nicht. Zeitdruck mag auch so manches umbiegen. Er „verdinglicht“ unter Umständen so manche Beziehung. Stress, Angst, Druck führt dann oft zu einer Art „Wettbewerb“. Es gilt dann Höher, besser, schneller, weiter. Das ist das Gegenteil zu „hören und antworten“. Wir haben einen Sinn dafür, was unsere Existenz begründet, was ihr Grund sein könnte, wie wir auf die letzte Wirklichkeit bezogen sind. Man kann diese letzte Wirklichkeit auch Universum nennen. Oder das Leben. Oder die Wirklichkeit. Oder die Welt, oder die Natur. Das Ganze? Aber man fühlt sich jedenfalls da hinein gestellt, ahnt, dass man ein Teil davon ist. Die Frage ist: wie sind wir darauf bezogen? Bezogen auf diese letzte Grundlegung. Ja, wir haben einen Sinn dafür. Er geht darauf zurück, dass am Grund unserer Existenz eine kollektive Antwort liegt. Vielleicht. Etwas, das für uns alle gilt, solange wir mit den selben Gattungsmerkmalen ausgestattet sind. Jemand ist da, der uns hört und sieht, versprechen etwa die Religionen. In uns und jenseits von uns. Beim Beten wird das deutlich: Man kann dabei nicht sagen, ob der Betende sich nach innen oder nach außen richtet. Beten ist eine ritualisierte Praxis, die eine Verbindung zwischen dem Innersten und dem Äußersten schafft. Es berührt mich und verflüssigt mich in meiner Verhärtung, es macht mich empfänglich. Religion beispielsweise schafft ein Bewusstsein dafür, dass wir mit dem Leben als Ganzes, mit Gott oder der Natur in einer Beziehung stehen. Mit der Kunst. Mit der Musik. Wichtig dabei ist: Man weiß nicht recht, ob man nach innen oder nach außen hört. Das alles bedeutet aber nicht Welterklärung. Nicht Weltdeutung. Es geht nicht um sinnhafte und kognitive Weltdeutung. Also nicht um das Erkennen vom Verstand her.

Montag, 7. November 2022

Kreuzfahrer

Klingelt’s noch? „Einmal um die ganze Wält und die Daschen voller Gäld“ sang einst ein Schlagerstar und grub sich alleine schon mit der Melodie in das Bewusstsein der Massen ein. Wirkungsvoller war jedoch noch die Formulierung eines alten Traums, der mit dem Traum des Taugenichts (siehe eigener Blog "Taugenichts auf Reisen") sowie dem Mythos des reichen Touristen und forschen Weltumrunders spielte. Auch etwas vom vergangenen Kolonialismus, vom neugierigen Forscher und frohgemuten Poeten schwang da mit. Der Aufbruch in die Ferne hat seitdem nichts von seiner Anziehungskraft verloren, nur soll es heute gleich ein komplettes Auswandern in ein Traumland sein, dessen Sprache die meisten Fernsüchtigen noch nicht mal sprechen. Dabei würden nicht nur Reiseführer und schriftliche Dokumente aller Art, sondern auch das Fernsehen, Youtube und Videoblogs jeder Schattierung genug Gelegenheit bieten, sich schon mal vorab etwas zu informieren. Doch nein, gerade das völlig Unbekannte und scheinbar Unvorbelastete ist es ja, das einen hierzulande offenbar reizen kann. Und so kommen viele Wagemutige an Brasiliens Küsten, an Afrikas Wüsten und Wäldern, an Australiens Einöden gewaltig an ihre Grenzen, erleiden von ihnen selbst unerwartete Geldnöte oder lassen sich von fremden Tieren beißen oder stechen. Selbsterfahrung, gewiss, und: man kann es ja mal versuchen. Am Ende seines Lebens kann man sich das ja dann tapfer sagen. Man hat Fehler gemacht, das ja, aber man hat es wenigstens versucht.Dabei reicht auch eine sogenannte Weltreise heute nicht mehr, per Flugzeug ist jeder scheinbar entfernte Winkel der Erde erreichbar. Das Unbekannte gibt es ja in der globalen Welt nicht mehr, die Armut haust in Wellblechhütten, die auf einem mit einer schwäbischen Säge freigemachten Platz errichtet sind. Machu Picchu, Yucatan, Nordpol, Südpol und Spitzbergen: alles kein Problem für Kreuzfahrt-Globetrotter. Jeder Ort ist erreichbar und für die Neugier derer erschlossen, die sich das Reisen leisten können. Mitunter scheint ein Ort in Deutschland schwieriger und unter größerem Zeitaufwand erreichbar als es Mallorcas mehrmals pro Tag direkt angeflogene Ballermänner sind. Die Welt ist klein geworden, Information ist universell verfügbar – und dennoch scheint noch ein Rest des Unbekannten zu locken: in den Urwald, in das Unbekannte, das von Menschen freilich eigene angepasste Lebensformen einfordert, denen sich solche Selbsterfahrer oft nicht gewachsen zeigen – und schon gar nicht auf längere Frist.

Sonntag, 6. November 2022

Mythos, Fetisch Wachstum

Fetisch Wachstum: weil alles in 5500 Jahren Menschheitsgeschichte gewachsen ist, wird es auch weiterhin wachsen: So die Überzeugung, die viele Menschen gerne teilen wollen. Was zu beobachten ist: Es herrscht eine dauernde Aufforderung zum Konsum. Durch Verschuldung wird zudem Wachstum geschaffen. Politiker beschwören es in tausend Formen, im Chor und alleine, sie reden es sehnlichst herbei, Wirtschaftskapitäne sowieso. Wirtschaftswissenschaftler haben das ohnehin zur Voraussetzung ihrer Lehre gemacht und halten eisern daran fest: dass es auf einer Erde mit endlichen Ressourcen unendliches Wachstum geben könne. Aber kann eine Wirtschaft eigentlich unendlich wachsen auf einer Erde, deren Ressourcen endlich sind? Ob das nahe am Wahnsinn ist? Verrückt? Schafft Kreativität und Erfindungsreichtum unendliches Wachstum? "Innovation" nennen das gewisse Kreise. Reichtum, wenn er auf der Erde nicht steigerbar ist, wird er dann aus dem All kommen? Oder werden wir, also die vermögende Klasse der Menschen, ins All hinaus fahren, um dort irgendwo irgendwie eine neue Gesellschaft zu gründen. Die Erde mit ihren begrenzten Ressourcen wird dann sowieso verloren und ausgesaugt sein, die Idee von unendlichem Wachstum könnte dann längst aufgegeben und ausgeträumt sein. Und heute? Es scheint so, dass vieles vorbereitet wird und dass es vielen Menschen in der „entwickelten Welt“ schlechter geht als zuvor. Der Populismus feiert Triumphe. Alles zerfällt in der Polarisierung der Menschheit. Da könne nur noch mehr Wachstum helfen, dröhnt es geradezu in dem Chor von Politikern. Doch der Traum ist vorbei. Die einzigen Idioten, die eine solche Weltdeutung zur Grundlage ihrer Wissenschaft machten, sind die Betriebswirtschaftler, - die auf dieser Welt auch noch den Ton anzugeben scheinen. Der Mythos lebt.

Samstag, 5. November 2022

Wie fremd man sich bleibt (Lyrik ub)

WIE FREMD MAN SICH BLEIBT Wieder: einer der Versuche, ein Stück sich näherzukommen, Tasten nach Konturen wieder: plötzlich zurückgeschreckt, merk' dass ich natürlich nicht weiß, wer du bist wo du bist, denn du bist außer mir du schenkst mir Worte, die ich dreh' und wende, zärtlich, und such' dein Gesicht dahinter so viele Masken, schon gefallen im Dunkel verschwindend, ich bleib' zurück allein und such' nach jemanden, den du mir vorenthälst Wer? redet von uns und von dieser Welt die so verschieden ist, von Person zu Person Wer? versucht mit Worten zu greifen, was zwischen Kopf und Leib uns umspült Entfernung frei wählend, das richtige Maß heute morgen, nur für Sekunden, sah dich neben mir...und fünf Minuten später lachte ich mich aus, ein Nichtserzähler, der unpäßlich für dieses Land sich ständig neu erfindet neben dir, außer mir und mir neben dir so viele sehn' zu und spielen Neugier wer verwechselt mich mit dem Schatten neben mir du siehst in mir das Andre nicht wie die Andern und mit der Zeit bleibt uns noch aufgetragen das Netz aus Stein zu lösen, das uns hält.

Donnerstag, 3. November 2022

Valerie (51)

Er bewunderte ihren unbeholfenen Mut, auf diese Art und Weise eine Verbindung zur Realität – und fragte: „Schläfst du mit jedem, den du kennen lernst? Nein, das heute war anders, ich mochte dich eigentlich sofort. Und überhaupt…. Was ist denn dabei?“ Er fragte sich, was denn heute anders gewesen sein konnte: War er anders drauf als andere oder war sie in einer anderen Stimmung als sonst? Klar, man konnte ihn dazu machen. Aber aller Wahrscheinlichkeit nach würde sich eines Tages heraus stellen, dass dies ein stinknormaler Tag gewesen sein werde wie alle anderen Tage auch. „Möchtest du etwas trinken?“, „Nein danke“. Es war dunkel geworden und fast gleichzeitig hatte der Regen wieder eingesetzt. Sie lagen immer noch nebeneinander auf diesem künstlichen Grün. „Ist das eigentlich das Schlafzimmer hier?“ „Das ist das Gästezimmer. Im Haus sind noch zwei andere. Ich schlafe jeden Tag in einem anderen“ Das Zimmer war sicher von irgendeinem Innenarchitekten eingerichtet worden, formal teuer, farblich genau abgestimmt – aber völlig ohne Atmosphäre. Alles stand am richtigen Platz und wurde dadurch anonym, eine Art Abziehbild eines gehobenen Versandhauses.

Mittwoch, 2. November 2022

Verlorene Begriffs- und Lebenswelten: Heimat

„Hey, wie geht’s?“ Wenn man jemand persönlich kennen lernt, ist es ungleich schwieriger, mit ihm kritisch oder gar ablehnend umzugehen. Persönliche Bande schaffen so etwas wie Beishemmung. Man ist sich nahe und muss mehr Energie aufbringen, um einen solchen Menschen abzulehnen. Gerade in einem journalistischen Alltag schien mir das umso bedeutender, je weniger dies von Kollegen beachtet wurde. Doch im Falle des zunächst Fremden und Ausgegrenzten kann es auch helfen, allmählich Barrieren abzubauen. Wer jemanden aus einem anderen Kulturkreis kennen lernt, nimmt bewusst viele Anregungen auf, verliert eine Distanz, lernt das Gegenüber möglicherweise als Menschen mit all seinen Unzulänglichkeiten und Liebenswürdigkeiten und – ja auch! Hässlichkeiten! - kennen. Viele Menschen sagen aber auch, dass sie so genau gar nicht wissen, woher sie kommen, da ihre Herkunft gar nicht auf einen ganz bestimmten Ort, eine ganz bestimmte Familie oder Kultur zuführt. Es scheint immer mehr „globale“ Existenzen zu geben. Ob aber nicht gerade bei ihnen das Bedürfnis nach so etwas wie „Heimat“ gewachsen ist, ob sie ihren eigenen Weg und Begriff dazu finden müssen? Ob dies eine gewisse Anstrengung bedeuten kann, bei der unsere Hilfe etwas Positives beitragen kann? Was bin ich? Wer bin ich? Sind wir in der Lage, eine gute Antwort auf diese Fragen zu geben?

Dienstag, 1. November 2022

Kanäle bohren

Ich lebte in einer Welt, in der ich nach einem Regen draußen auf dem Hof mit kleinen Stöckchen oder ganz direkt mit den Fingern stundenlang lauter kleine Kanäle bauen konnte, deren Rand ich jeweils sehr kunstvoll erhöhte und die ich nach einem geheimen, nur mir bekannten Plan, beständig veränderte. Diese Kanäle standen zueinander in einer Ordnung, die ich, nur ich bestimmte. Ich? Immer nur ich. Wer war ich? Diese Frage war nur dann quälend, wenn ich auf meinem Mauervorsprung saß, ganz am Rande des Gartens und wieder einmal grundlos und ganz alleine in mich hineinbrütete. Wenn mir bewusst wurde, wie alleine ich war und wenn ich ahnte, wie alleine ich immer sein würde. Das schöne Selbstmitleid. Es war zum Heulen und eine ungute Brutstätte des Autismus. Anfang davon, dass ich glaubte, mir ginge die Zeit aus. Aber ich hatte damals ja Zeit. Das alles war kein wirkliches Problem. Die Lösung dieser Fragen sollte irgendwann noch zu finden sein. Der Horizont war offen. Stundenlang und sprachlos, nur für mich, drückte ich draußen auf dem Hof komplette Kanalsysteme in den Boden, schuf im Dreck ein System der verspielten Umleitungen. Es gab sehr sinnvoll angelegte Rückhalte- und Überlaufbecken. Man konnte zusehen, wie sich der Dreck, den man kurz zuvor bearbeitet hatte, langsam setzte, um sich schließlich in ein Becken mit klarem Wasser zu verwandeln. Es gab auch Inseln inmitten dieser klarer Seen, die man gerne zu Trutzburgen hätte ausbauen wollen. Sie verwandelten sich flugs in verwunschene, dreckfarbene Wasserschlösser und trugen ihren Sinn minutenlang in sich.

Montag, 31. Oktober 2022

De Maddin

Was wohl Martin Luther zum Zustand unserer heutigen Gesellschaft gesagt hätte? Klar, der Mann hat im sechzehnten Jahrhundert gelebt. Trotzdem durchweht seine Ansichten ein Geist von Nächstenliebe (ja, auch trotz seines zeitgebundenen Antisemitismus), der so gar nicht zum heute herrschenden Klima der gegenseitigen Ausbeutung passt. Die Maxime, dass Unternehmen und Verbraucher ihren Gewinn und Nutzen maximieren sollen, hätte ihm wohl nicht so recht gefallen, ja, er hätte das wohl angegriffen. Auch das System von Zins und Zinseszins hätte er wohl kaum als gottgegeben akzeptiert, wie es heutige Ökonomen zu tun scheinen. Immer wieder wandte er sich entschieden gegen alle Arten, die Mitmenschen zu übervorteilen, gegen Habsucht, Profitgier und Wucher. Mit der Kapitalwirtschaft hat er damals nichts anfangen können (die Fugger standen geifernd am Horizont). Was er wohl von der heutigen Bankenlandschaft und ihren Handelnden halten würde? Oder von den beispielslosen Betrugsversuchen einer großen Automobil-Firma mit ihrem "globalen" Abgasskandal? Firmen, die sich ihren „Erfolg“ durch schönrednende und lügende (Fake Facts) Werbeagenturen flankieren lassen? Wie er wohl die Doktrin gefunden hätte, dass diejenigen Produkte die besten sein sollen, die dem rücksichtslosesten Konzern am meisten Gewinn versprechen? Welche Rolle wohl bei ihm der sogenannte „Kundennutzen“ gespielt hätte? Sicher ist wohl, das all diese Annahmen und Thesen überhaupt nicht zu ihm und der von ihm vertretenen individuellen Moral gepasst hätten. Wucherern verweigerte er die Sakramente. Er nannte sie „Stuhlräuber“. Ob es solche „Stuhlräuber“ auch heute noch viel zu viele gibt? Es soll sich jeder nach seinem eigenen Gewissen entscheiden, und nicht nach einem von sakralen Institutionen vorgegebenen Rahmen: Das unter anderem ist es ja wohl, was die Essenz von Luthers Weltbild ausmacht. Den Nächsten als reinen Verbraucher, als Faktor des Profits zu sehen, zur Zahl degeneriert, wäre ihm wohl vollkommen fremd. Oder Harmlos und peinlich wirken dagegen die Versuche der heutigen Ökonomen mit ihrem Versuch, den Philosophen Adam Smith und dessen Sicht auf einen sich selbst regulierenden „Freien Markt“ für sich in Stellung zu bringen. Problem ist, dass wir hier schon lange keinen „Freien Markt“ mehr haben.

Sonntag, 30. Oktober 2022

Sportrechte

Da verschlägt es mir die Sprache: Wenn ich jetzt sehe, wer sich für den wüsten Wüstenstaat als Fußball-WM-Ort einsetzt, wer sich unter Umständen mit hochbezahlten Werbejobs dafür ausspricht und dafür hergibt, welche Verbände und Führungsfiguren, welche Konzerne und welche Firmen sich dafür jetzt immer heftiger und lauter einsetzen, dann finde ich, dass das für sich selbst spricht. Kommentar überflüssig. Auch die Argumentationen dafür gleichen sich, ja, sie laufen geradezu in eine uniforme Richtung. Ich gebe zu, dass ich das, eine solch öffentliche Demaskierung, nicht für möglich gehalten hätte. Menschenrechte, das hielt ich für etwas Absolutes. Ich weiß allerdings nicht, ob in nächster Zukunft, das (Flüssig)Gas eine Rolle spielen wird – und welche. Realpolitik? Pragmatismus? Ich sehe aber daran, dass man hier ganz offen für Geld und „Wohlstand“ alles zu machen und zu verkaufen bereit ist. Das scheint mir auch politische Implikationen zu haben und die Gesellschaft zu durchdringen. Ob es da keine Angst gibt, langfristig auf der falschen Seite zu stehen? Welche Rolle da die Medien spielen? Geld gegen Leichen? Wie setzt man sich über alle Einwände hinweg? Die Argumentation scheint mir dafür einigermaßen gleichförmig zu sein: Größmögliche Brutalität mit Durchsetzungswillen gepaart. Aber alles smart.

Samstag, 29. Oktober 2022

Geschändete Natur und Kultur?

Wir sehen die Bilder, wie Menschen „bedeutende“ Kunstwerke mit Tomatensuppe besudeln, um sich anschließend mit Sekundenkleber an diese ach so „bedeutenden“ und – wertvollen!!! - Kunstwerke zu kleben, - und wir sehen junge Journalisten, die das schwer kritisieren als einen Rechtsbruch, dem gefälligst eine angemessene Strafe drohen müsse. Immerhin gehe es um das Recht auf Eigentum,einen Wert, den vor allem der Kunstbetrieb dem betreffenden Werk zugeschrieben habe. Erfolgsgeile Karrieristen und Günstlinge des Systems sind diese Journalisten, die als solche leicht reden haben und etwas scheinbar Eigenes möglichst im populistischen Einklang mit der Massenmeinung fordern. Sie sind in der Logik der Macht, im Pragmatismus dieser Tage, der sich im Interesse der Politik, der Ökonomie und - überhaupt! - der Macht glaubt. Mich überfällt da oft eine Traurigkeit, ein Einsehen in die Verderbtheit von Menschen, die mit ihrer „kognitiven Dissonanz“ genau das Gegenteil von dem fordern, was sie zu vertreten vorgeben. „Green Washing“ ist angesagt, jeder will irgendwie „Bio“ – und alle tun sie das, was der Natur am meisten schadet. Verzweiflung könnte angesichts dessen um sich greifen, die Einsicht, dass wir etwas begreifen, es aber nicht tun. Ob hier zwei Ebenen des Seins und des Sinns aufeinander prallen? Diejenigen, die daran gehindert werden, ihrer täglichen Reproduktion und ihren Jobs nachzugehen, ohne deren Verdienste sie zweifellos verloren scheinen und diejenigen, die am Großen und Ganzen verzweifeln? Jeweils auf ihrer Ebene haben diese Handlungsmöglichkeiten ihre Konsequenzen, die im konkreten Fall unerbittlich aufeinander prallen. Müssen sie das? Wenn die Lage so verzweifelt ist, wieso verhalten sich gewisse „coole Säue“ so, als gäbe es keine Natur? Als seien sie alleine, ohne jeden Bezug zur Natur, auf der Welt? Jawohl, solche Leute gibt es zuhauf. Ich empfehle, sich einmal mit einem Ingenieur zu unterhalten, der mit der Konstruktion der Apparate zur Durchführung eines dicken und fetten Betrugs an der Natur und der Menschlichkeit befasst war. Natürlich hat er „nur“ auf Befehl gehandelt und trägt keinerlei Verantwortung. Solche Einstellungen kennen wir aus der deutschen Geschichte zur Genüge. Reine technokratische Pflichterfüllung ohne jede moralische Verantwortung…...Nun ja, alleine schon die Benennung spricht Bände.

Freitag, 28. Oktober 2022

Kommunikation in der Natur

Im Namen der Wissenschaft sollen hier in der Gegend Affen gequält worden sein. Massentierhaltung: Wie da mit den Schweinen umgegangen wird! Sind das Dinge oder Tiere, Geschöpfe mit Empfindungen und einer eigenen Welt? Ob wir uns darüber austauschen könnten? Kommunizieren? Man kommt ins Grübeln: Was überhaupt ist Kommunikation? Das soziale Geräusch? Der Austausch an Information, Kultur? Eine Gleichgerichtetheit? Ein gegenseitg in sich hineinversetzen können? Ich weiß nicht, ob sich ein Hund in mich hinein versetzen kann. Er hat seine eigene Welt. Ist es eine kleine Welt? Er kann meine Gefühle teilen. Er kann das "rüber" bringen in meine Welt. Wir hingegen wollen alles beherrschen. Wir sind die Schlauesten. Naturgemäß. Die Besten, die Erfolgreichsten. Was ist Bewusstsein? Menschliches Bewusstsein? Symbolisiert Gott ein höheres Bewusstsein? Das Tier hat die Frist, die ihm gegeben ist und es gibt sich ihm hin. Es hat eine große Selbstverständlichkeit. Uns bleibt der Schmerz, der Zweifel, der uns lähmt. Dieser Hund hat das Tun. Er wird enttäuscht, reagiert aber „mechanisch“ darauf. Er nimmt das, er nimmt die Aufgaben, die ihm gegeben sind, an,. Es ist für ihn das Leben. Er ist im Einklang mit seiner Umwelt. Er gibt sein Bestes. Mir hat damals der Film „Katzenmenschen“ gefallen, dieses sich Hineinversetzen, dieses durch die Augen eines Tieres blicken, der Reflex, die Grausamkeit, das Verrecken, - der Tod ist Teil dieser Realität... Empathie ist wesentlich für das Menschsein: sich in jemanden anderen, ein anderes Wesen hinein versetzen zu können. Die Isolation weitgehend überwinden. Antizipation. Könnte auch eine Stärke des Menschen sein. Du hast damals Briefe an eine international bekannte Schauspielerin geschrieben. Es kam keine Antwort. Du wolltest dich selber durch den Austausch deiner Umwelt neu erfahren, du wolltest dich erweitern, weil du glaubtest, die Umwelt habe Rückwirkungen. Du bist aber ganz klein und billig gescheitert. An allem. Mit Hunden umgehen wie mit Menschen. Keinen Unterschied machen. Auch als „aufgeklärte“ Person. Schon mal gesehen, wie Tiere umgebracht werden, von einem Metzger, von einem Bauern, von einem beliebigen Schlachtermenschen, mit dem Hammer ein Lamm in den Kopf geschlagen? Ob man danach noch ein Schnitzel essen will?

Donnerstag, 27. Oktober 2022

"Sozialneid"

Es ist ja ein gängiger Reflex, dass alle und jede Diskussion zum Thema Einkommensverteilung und Vermögen schnell unter dem Stichwort „Neidreflex“, „Sozialneid“ oder „Neiddebatte“ abgewürgt wird. Nun sollte an dieser Stelle klar zwischen personenorientierter und strukturenorientierter Debatte unterschieden werden. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ich über ganz bestimmte Personen oder über Strukturen diskutiere, die hinter gewissen Entwicklungen stehen, die diese Personen wohl begünstigt oder zumindest beeinflusst haben. Diese Personen selbst sind jemanden wie mir völlig egal. Sie sind nur lächerliche arme Würstchen und als Rädchen in einem Gesamtgetriebe interessant, als dem Ganzen ausgelieferte Personen, die ein gewisses Bild von sich selbst pflegen und sich nach gewissen sozialen Spielregeln verhalten. Diese Regeln sind durchaus veränderbar, im Gegensatz zu anderslautenden Behauptungen. Ob die öffentlichen Haushalte eine angemessene Ausstattung haben, wie der Staat und seine Organe damit umgehen, in welchem Zusammenhang mit dem Thema „Geld“ und Neid mit dem Thema Arbeit, Sinn und persönliche Entfaltung stehen, solche Fragen scheinen da zusehends in den Hintergrund zu treten. Wie wäre es im Austausch mit einer „Neiddebatte“ von einer „Gierdebatte“ zu reden? Dass die Klasse der „Manager“ viel zu viel verdiene, sei Sache der Wirtschaft und keinesfalls eine der Grundansichten von Gesellschaft, schon gar nicht der Politik - so heißt es gerne. Die einzig maßgeblichen Faktoren seien dabei Angebot und Nachfrage. Ob eine solche Ansicht von der Vision eines tatsächlich „freien“ Marktes ausgeht? Ob nicht neben dem vielgescholtenen Staat und seinen Möglichkeiten sehr viele Faktoren auf den „Markt“ einwirken, unter anderem auch welche der sozialen Herkunft, der Werteorientierung, der „vertikalen Durchlässigkeit eines Gemeingebildes“ und anderer Faktoren? Nicht nur nach soziologischen Einschätzungen könnte dies ja so etwas wie den Motor einer innovativen Entwicklung ausmachen. Ob die vielbeschworene „Vernetzung“ (also das „Networking“) an dieser Stelle nicht eine gewaltige Rolle spielt? Ob sich da innerhalb einer „Klasse“, einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten, nicht eine Kumpelmentalität breit machen kann? Oder ob gar die Machtfrage ganz generell eine wichtige Rolle spielt? Wird man „freie Marktwirtschaft“ und gerechte Verteilung innerhalb einer Gesellschaft so rigide auseinander dividieren können?