Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 31. Juli 2022

Selbstüberschätzung?

Relativ zurückhaltend war jetzt zu erfahren, dass Deutschland zum ersten Mal die solidarische Hilfe seiner europäischen Nachbarn benötige. Und zwar bei der Energieversorgung. Ob da mit dem Selbstbild etwas nicht stimmt? Jahrelang wurde von den Grünen/Bündnis 90 gepredigt, das großartige und von genialer Ingenieurkraft gestützte Deutschland müsse voran gehen und anderen Industriestaaten zeigen, dass das geht mit der Energiewende. Wer, wenn nicht wir? Nun ja, es scheint in eine Klimakatastrophe geführt zu haben, in der Deutschland den selbstgesteckten Zielen weit hinterher hängt. Dieses „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“ war in dieser und jener Form schon mal da und streut bei anderen Nationen allenfalls Misstrauen. Desgleichen mit der Digitalisierung. Rechnete da nicht in gewohnter Selbstüberschätzung jüngst ein Verkehrsminister vor, die Zahl der Glasfaseranschlüsse solle verdreifacht werden. Wenn man derzeit davon ausgeht, dass jetzt nur 6,3 % aller Anschlüsse über Glasfaser verbunden sind, so wären das bis Ende 2025 gerade mal 19 %. Ob das reicht, um im Digitalisierungsranking, in dem Deutschland den Rang eines Digital-Entwicklungslandes einnimmt, weiter nach vorne zu rücken? Ob da immer noch mit Zahlen getrickst wird, um sich selbst vorzumachen, dass man weit vorne sei? „Internet der Dinge“?

Freitag, 29. Juli 2022

"Eliten"

Ob es nur um den Austausch von Eliten geht, die an die Macht drängen, abseits eines grundsätzlich elitekritischen Ansatzes? Auch die jüngst wieder bekannt gewordenen Steuerskandale könnten zu solchen Rochaden Anlass geben und sie befeuern. Dass persönliche Fortkommen von bestimmten Politikern in den Vordergrund zu stellen scheinen. Dass ausgerechnet jetzt eine Person nach einer Umgruppierung schon wieder in entscheidender Position ist, eine Person, die anscheinend nicht ganz unfreundlich den sogenannten „Cum-Ex“-Geschäften gegenüber gestanden haben soll, bei denen der Staat um Milliardensummen geprellt wurde, macht die Sache nicht attraktiver. Steuergeld ausgeben ist ja sowieso ein beliebter und wenig zu überprüfender Sport solcher "Entscheider". In dieser Sache hat sich jetzt ausgerechnet ein früherer Kanzlerkandidat zu Wort gemeldet. Die Politikerkaste scheint also nicht ganz frei von urmenschlichen Antrieben. Wie sollte sie auch?, so würden manche Abgeordnete fragen. Politiker sind auch nur Menschen. Und als solche sind sie gierig an möglichst viel Geld für sich interessiert, so würde man in Gedanken hinzu fügen, - und hätte wohl nicht ganz unrecht damit. Die längst vergessene Aussage, dass sich ein Fraktionsvorsitzender im Landtag von Baden-Württemberg mit der Höhe seiner „Aufwandsentschädigungen“ sehr öffentlichkeitswirksam offenbar einigermaßen unzufrieden zeigte, mag auch in diese Richtung zeigen. Es ging in diesem Fall also vor allem um puren Elitenwechsel, bei möglichst gleichbleibend hohen Bezügen. Jetzt will derselbe Funktionär als Abgeordneter offenbar möglichst schnell ins Europäische Parlament wechseln, wo die Aufwandsentschädigungen und Gagen natürlich noch viel höher als in einem Regionalparlament sind. Die Folgerungen sind naheliegend.

Donnerstag, 28. Juli 2022

Ab ins Grüne und in den Beton! (Foto)

Avantgarde und "Woke"

Reiche und gute Menschen fahren gerne Tesla. Elektro-Auto, möglichst selbstfahrend, weil das in die Zukunft weist. Aventgarde oder sogar „woke“ sein, das ist es! „Wir haben ja so sehr den Anschluss verloren, dass wir dringend Tesla fahren müssen. Es gibt ja nichts anderes. Die in anderen Ländern fahren uns weg.....“, so die ausgesprochene und unausgesprochene Botschaft als Botschaft, die nicht in jedem Fall richtig sein muss. Reiche Menschen essen entschleunigt und nur Bio, nie aus dem Supermarkt oder gar vom Discounter, - Igitt! - sie lassen sich Wellnessmassieren und verbringen das Wochenende in der Villa am See. Der Discounter ist dann doch für den Plebs, obwohl man gelegentlich schon mal auch gerne hinfährt und ein vermeintliches Schnäppchen abgreift. Sie hingegen wissen stets, wie und wo ihr Food erzeugt wurde. Bio, - immer. Möglichst erlesen und gutschmeckend sollte es schon auch sein. Die einschlägigen Ratgeber der Starköche sind alle durchgearbeitet und gesichtet. Auf dem Rückweg vom Bergausflug im Auto die Mutter anzurufen, einen Blick auf die Börsenkurse werfen und während des Wochenendputzens einem Hörbuch mit Spanisch-Vokabeln zu lauschen: Man muss lernen, mit Möglichkeiten umzugehen, sie für sich zu nutzen. Die Freizeit- und Bespassungsindustrie bietet diesen reichen Leuten den industriell in Reihe erzeugten Fun, dessen Kosten für die Umwelt in diesem Falle vernachlässigt werden, denn ihr Ego ist ja heilig und dementsprechend hoch honoriert: Elite darf das, was andere nicht dürfen. Verstehen ist überflüssig. Machen und Tun wichtig, koste es, was es wolle. „Gestalten“. Entspannungstechniken aller Art oder Herkunft bereiten zu neuer Leistung auf. Menschenführung ist selbstverständlich, das Personal braucht das. Starpädagogen liefern im Think Tank die Motivation und die Argumentationen. Verstehen braucht man das ja nicht, nur Wiederkäuen, das darf schon sein. Die richtige Phrase zum richtigen Moment zur Hand haben. Von der Festplatte entladen und damit schwallen können, das ist es. Prekariat? Digitalisierung. Nun ja, muss halt sein. Ist der Preis der Vielen dafür, solange es mich als „Elite“ ja nicht betrifft. Der Preis für den Fortschritt (im Portemannaie)

Dienstag, 26. Juli 2022

Vorne dran

Manche waren stets vorne. Gaben die Leithammel, die anderen sagten, was Sache ist. Die wussten, worum es ging. Die nicht warteten, sondern etwas taten. Ein blödes Gefühl überkam uns da. Wir sahen sogar auf sie herab. Die Überangepassten waren uns suspekt. Diejenigen, die in der Schule und „im Leben“ überall Einser hatten. Die weit vorne waren. Die Musterschüler. Die Stipendienerhalter. Als „Primus“ bewährt. Die „Durchsetzungsfähigen“. Die „Karrierebewussten“. Die überall vorne dran waren. Die unbedingt Medizin studieren wollten. Die als „große Begabungen“ galten. Die „Schlauen“. Dahinter vermuteten wir die falschen Gründe. Wohl auch zu recht. Die schienen dem System allzu willfährig zu sein. Zu anpassungsfähig. Aus unserer Perspektive. Wir wollten da nicht mithalten. Denn wir glaubten uns im Recht. Pointe: Später schnitten sie uns eine lange Nase, die Karrieristen. Sie hatten alles richtig gemacht. Wir nicht. Sie hatten ihre Karriere gemacht. Wir hatten unseren Niedergang zelebrieren müssen. Sie waren beispielsweise auf dem Ticket einer Partei voran gekommen und, waren in die entscheidenden Gremien eingerückt. Wir hingegen hatten uns mit nichts identifizieren wollen und können. Wir beobachteten, versuchten, zu analysieren und hielten uns im Übrigen Optionen offen. Dass das ein Luxus war, erkannten wir zu spät. Der Ehrgeiz fehlte uns. Der Wille, voran zu kommen und "etwas aus sich zu machen". Den Preis hatten wir später zu bezahlen. Das „Gestalten wollen“ (was eine andere Formulierung für „Macht ausüben“ ist) übte auf uns keine Anziehungskraft aus. Wir machten uns keine Illusionen. Also sackten wir ab. Schnell, intelligent und offen zu sein lehnten wir als Vorzeigeeigenschaften ab. Das war man auf eine eher selbstverständliche Art. Understatement: Nicht aufdringlich sein. Die Gesellschaft hat sich freilich so weiter entwickelt, dass sie das nicht honoriert, sondern negativ sanktioniert, dass sie das abstraft. Es scheint nämlich darauf anzukommen, etwas zu zeigen, vorzutäuschen, was nicht unbedingt da sein muss. Es gilt die Verkaufe, nie der Inhalt. Blender werden belohnt. Phrasen abspulen können, das wäre es. Überzeugungen zu haben, ist dagegen nicht sehr beliebt. Es gilt vielmehr, „die richtigen“ Überzeugungen zu haben.

Montag, 25. Juli 2022

Blick zurück und Blick nach vorne

Wieso nahezu alle Spitzenpolitiker nicht dahin zurück blicken wollen, wo gigantische Fehler in der Energiepolitik dieses Landes gemacht wurden? Ob man das Urteil scheut, dass die gesamte politische Klasse diesbezüglich krass versagt hat? Ob man sich damit heraus zu reden versucht, dass der Stoff billig war und man sich deshalb darauf verlassen hat, dass dies „der Wirtschaft“ in optimaler Weise nutzen würde? Ob man sich nachträglich damit herausredet, dass dies demokratisch legitimiert gewesen sei, nur weil ein paar Hansel im Parlament dem zugestimmt hatten? Ob der Merkantilismus in diesem Volk inzwischen dermaßen tief verwurzelt ist, oder ob die Mächtigen, die Regierenden mit ihren riesigen Ressourcen und dicken Beraterstäben da etwas falsch gemacht haben. Ob sie nicht bei jeder Gelegenheit für alles und jedes die Kompetenz beanspruchen und dann doch in einer so wichtigen Frage total versagt haben? Wieso eigentlich wird das immer damit abgetan, dass behauptet wird, dass es nichts bringen würde, in die Vergangenheit zu blicken und dass man sich lieber mit der Zukunft beschäftigen solle? Ob das etwas damit zu tun hat, dass man eigene Fehler (der politischen Klasse!) möglichst vertuschen will…?

Sonntag, 24. Juli 2022

Fragwürdigkeiten

Wenn meine Ehefrau meine Aktivitäten als Spitzenpolitiker zu bewerten und kommentieren hätte…., ob ich da als Journalist nicht etwas misstrauisch werden würde? Ob das mit dem selbstauferlegten Codex zu vereinbaren wäre? Offenbar scheint man hier in Deutschland an "maßgeblicher Stelle" in einem solchen Falle davon auszugehen, dass solche klar recherchierten Fakten ohnehin bald in der medialen Versenkung verschwinden würden, auch unabhängig vom „Sommerloch“. Ob es okay ist, wenn ein solcher „Spitzenpolitiker“ wiederholt bei einem bestimmten Konzernlenker anruft, um ihm untertänigst den Stand von Koalitionsverhandlungen mitzuteilen? Ob so etwas nicht eine Art „Testfall“ für die frisch angetrauten Ehefrau sein könnte, die selbstverständlich aus dem Bereich des politisch-medialen Komplexes kommt und von daher ohnehin große Vertrautheit mit dem politischen Spitzenpersonal pflegt? Oh oh oh… ob das alles nicht etwas sehr Ungünstiges über das politische System in Deutschland aussagt? Ob es da zu ungünstigen Verquickungen gekommen ist, die man auch als Korruption bezeichnen könnte? Wer wem rapportpflichtig ist, ob das etwas aussagt? Wir staunen…..

Samstag, 23. Juli 2022

Konsum und Verzicht

Verzicht ist angesagt. Weniger ist mehr? Haha. Stimmt jede(r) zu. Wir wissen, dass wir sollten.... Doch die Zahl zugelassener Autos, ob Elektro oder Verbrenner, wird immer mehr. Die Konsumrate steigt. Auch in jetzigen, sehr problematischen Zeiten. Ob das ein Erbe der Vergangenheit ist, in der der Mangel herrschte? Ob das auch etwas damit zu tun hat, dass Besitz als Ausweis von Macht und Status gilt? Eine kleine Schicht konnte sich dieses Haben früher leisten: Aristokratie, Klerus, Besitzbürgertum. Ob dieses Besitzenwollen in uns angelegt ist? Oder ob sogar unsere Biologie da zwischen alle guten Vorsätze grätscht? Konsum frönen = Lustzentrum im Mittelhirn? Wenn wir etwas shoppen, einkaufen, stimuliert das das Lustzentrum. So scheint es wissenschaftlich hinterlegt. Nur: Das Konsumieren hält nicht ewig an, sondern geht in die Normalität über. Jetzt müssen wir ständig wieder etwas Neues an Land ziehen. Kaufsüchtig zu sein, ob das eine Folge davon ist? Dieses bestimmte positive Gefühl des Konsums aufsuchen? Was hat Gültigkeit?: Etwas besitzen ist besser als auf etwas verzichten? Mit dem, was wir besitzen, unterscheiden wir uns aber auch von anderen Menschen: Distinktion, Unterscheidung nennt man das. Sich absetzen. Etwas Besseres sein. Besitzen als Kompensation für ungute Gefühle? Geld alleine macht nicht glücklich, sagt der Volksmund. Alleine, wer viel hat, kann sein Leben aus Freiräumen heraus gestalten. Sehr wohl macht das glücklicher! Ein Großteil der Menschen lebt immer noch in einer Mangelsituation. Dem steht eine positive Einstellung dem Wohlstand gegenüber. Ob das auf die „soziale Frage“ zielt? Durch die Industrialisierung ist die Massenproduktion und dem folgend der Konsumrausch möglich geworden. Inwieweit das mit der Wertschätzung der Arbeit zu tun hat? Klar ist: Das Geschaffene muss in unserem System verbraucht werden. Wir sind Verbraucher geworden. Beispiel? Den heutigen Stand der Dinge bilden besonders die Klamotten ab, deren Fashion immer schneller wechselt und somit den Konsum anheizt. Fastfashion. Haha. Aber auch das Nichtgeeignetsein vieler Dinge und Konsumgüter für die Reparatur weist sehr deutlich darauf hin. „Dann holen wir uns halt was Neues...“, so der damit verbundene Spruch. Ob uns da der Ressourcenverbrauch Grenzen setzt? Dem Einzelnen scheint das egal zu sein, er sieht ausschließlich auf seinen persönlichen Vorteil. Und die Politik? Weist auf den Einzelnen. Ob wir unsere Erde somit auf eine schreckliche Art und Weise ausbeuten? Ob wir schon sehr lange die Möglichkeit zum Umdenken gehabt hätten? Inwieweit das mit der Frage zusammen hängt, ob wir vielleicht schon zu viele Menschen auf dieser Erde seien? „Small is beutiful“? Regional überschaubares Zeugs als Gegenpol zur „Globalisierung“? Inwieweit das mit dem Bildungsniveau zu tun hat?

Freitag, 22. Juli 2022

Soziale Polarisierung

Ich frage mich, was für ein soziales Klima das schafft, wenn offensichtlich ist, dass sich allüberall Reiche mit tausend Tricks und Anwälten dumm und dämlich verdienen, indem sie ihren Steuersatz in Richtung 0 % drücken, während der Normalbürger brav seine Steuern zu zahlen hat. Wie redet man sich das etwa in den USA schön? Und hier? Wenn die unteren Lohngruppen in der Inflation untergehen, während die oberen überdurchschnittlich trotz und wegen Corona kräftig abkassierten. Wenn Manager Jahresgehälter im Millionenbereich beziehen, selbst wenn sie offensichtlichen Misserfolg bis hin zur Insolvenz haben, während ihre Facharbeiter mit einem Bruchteil eines solchen Lohns über die Runden kommen sollen. Der Billiglohnsektor ist immer noch zu groß, noch nie waren so viele Menschen am Existenzminimum, noch nie drohte derart intensiv die Altersarmut großer Bevölkerungsschichten. Was für ein Klima schafft dies? Mir scheint, dass da etliche Dinge schief laufen, ob sich nun eine „Jamaika“-Koalition einigt oder nicht. Es scheint mir auch eine Spielart der „Fake News“ zu sein, wenn wir hinaus schauen und überall nur großartige und erfolgreiche Verhältnisse sehen sollen. Das Fernsehen und – überhaupt! - die Medien tun ihr Teil daran. Ja, gewiss, das Wachstum, die Jobs, die marktkonforme Demokratie, die Industrie, die großen Limousinen und all die wirtschaftlichen Erfolge: Die Schattenseiten freilich werden allzu offensichtlich abgeblendet. Ich verstehe noch nicht die Logik, nach der es die gesellschaftliche Polarisierung auf allen Gebieten geben muss. Ist das eine Art Selbstentfaltung? Soll hier die Gier als eine Art Urtrieb des Menschen und seiner Gesellschaft gedeutet werden? Ist das im Sinne eines Neoliberalismus, wie ihn etwa Hayek und Friedman gepredigt haben? Soll es dadurch in Richtung eines Fortschritts gehen? Fortschritt für wen? Wollen wir uns es leisten, dass nur bestimmte Menschen etwas von diesem Fortschritt haben sollen? Wollen wir es uns leisten, das bestimmte Menschen weitgehend ausgegrenzt sein sollen von Chancen und Teilhabe? Dass eine übergroße Spreizung der Besitzverhältnisse fatale Folgen haben kann, wurde ja inzwischen "wissenschaftlich" untersucht. Soll von dem allem ein Anreiz ausgehen?Welche Auswirkungen könnte so etwas auf das Ganze einer Demokratie haben? Wollen wir solche Probleme auch verschleppen und schönreden, wie etwa das einer Steuergerechtigkeit in breiten Kreisen, - auch der EU? Wo stehen wir? Wer sind wir? Wollen wir zusammen etwas unternehmen? Soll das eine Gesellschaft sein oder werden oder gewesen sein?

Mittwoch, 20. Juli 2022

Gib Gas!

Anfangs hatten wir das ja am Wirtschafts- und Klimaminister bewundert: die hektisch absolvierten Reisen, dieser Aktionismus, der erklärt und bekennt, dass man sich in der Politik die Hände schmutzig macht und überhaupt, dass Pragmatismus….. auch zum Bittgang in Katar geführt hat. Über seinen Schatten springen, - ach! Der kann das! Dann der Brand in Texas rund um ein LNG-Terminal, von dem man schon kaum mehr etwas erfuhr. Im Anschluss bloß noch moralische Appelle, dass die Katastrophe nun kurz bevor steht, bezugnehmend auf den Gewährsmann von der eigenen Partei...äh, Netzagentur. Seitdem die Diskussion um eine Laufzeitverlängerung der AKWs. Eine Verlängerung scheint einen Teil der regierenden Parteien bis ins Mark zu treffen, bzw. den Markenkern. Dabei könnte es ja nur um ein paar Monate gehen. Auch wurde die Atomkraft von der EU als „umweltfreundlich“ anerkannt. Klar, das ist ein Witz! Aber es ist nun mal so. Außerdem: Firma oder Privathaushalt, was soll wichtiger sein? Es geht um Prioritäten. Unsere Nerven werden weiter gereizt und wir glauben zu ahnen, dass es im kommenden Winter wieder gewisse Personen geben wird, denen der allgemeine Preisanstieg genauso wenig wie die Gaspreise ausmachen werden. Eine liberale Partei wird das dann als „Freie Marktwirtschaft“ loben und ein Lob der ach so notwendigen Ungleichheit singen. Nun ja, soziale Ausgewogenheit scheint derzeit nicht der Hit zu sein. Gleichzeitig werden allerlei Kürzungsvorschläge, u.a. bei Hartz 4, gemacht. Jetzt gilt’s? Ein Lob der Schuldenbremse. Wie immer! So denken wir. Nur alles zum falschen Zeitpunkt.

Montag, 18. Juli 2022

Der Katastrophe entgegen

Es soll nicht „Klimawandel“, es soll vielmehr „Klimakatastrophe“ heißen. So erfahren wir von denen, die es vielleicht wissen. Jetstream. Hitzewellen. Kältewellen. Extremwetter. Die armen Elefanten, solch erhaben schöne Tiere: werden wegen ihrer Stoßzähne gejagt. Die Löwen sind ja ohnehin schon stark dezimiert. Ihre Zahl geht ohnehin stark zurück. Überhaupt: Das Artensterben. Es ließe sich da so viel aufzählen. Problem ist, dass wir uns an diese Katastrophenzahlen gewöhnt haben, dass wir sie in eine Schublade packen und nicht begreifen, wie gravierend das alles ist. Wir wissen alles, tun aber nichts. Was kann ich hier tun?, so fragt sich jeder und macht weiter. Da das Viele denken, tut sich gar nichts. Wachstum über alles. So hören wir täglich und wissen doch, dass das nicht mehr so weiter geht. Es sind uns natürliche Grenzen gesetzt. "Grenzen des Wachstums" hieß vor mehr als 50 Jahren ein Buchbestseller. Wir wussten schon damals, taten aber nichts. Hauptsache, Brot und Spiele. Immer weiter. Kein Spielverderber sein. Begreifen, ist das womöglich eine soziale Frage? Die Reichen, die werden sich bald zu anderen Planeten aufmachen, sie werden fliehen. Und hier? Irgendwelche (Immer mehr) Firmen machen auf „Green Washing“ und möchten uns glauben machen, dass gerade sie viel tun, dass sie aus "grüner" Verantwortung heraus handeln und dass deshalb ihre Produkte die allerbesten seien. Da das aber so viele Firmen und Labels sind, die so agieren, ist uns der Trick dabei längst bewusst. Marketing. Werbung. So lange das so funktioniert, wird sich nichts ändern. Wir sind abgestumpft. Resigniert. Resignation allüberall. Wir gleiten auf die Apocalypse zu und wollen dabei möglichst cool aussehen.

Sonntag, 17. Juli 2022

Konsum und Identität

Die Wirtschaft läuft nicht mehr so reibungslos wie einst. Inflation. Lieferkettenprobleme. Die Ängste vieler Deutscher könnten sich also bestätigen: sozialer Abstieg und Verlust an Persönlichkeit? Es könnte weniger gekauft, also konsumiert werden, weil die Leute kein Geld mehr haben. Nun ist es aber so, dass viele Menschen wohl ihre Identität an den Konsum, an das Kaufen, geknüpft haben. Sie wollen sich darin ausdrücken, was sie gekauft haben, mit welchen Gegenständen sie sich umgeben. Laut statistischen Angaben hat jeder Deutsche etwa 10 000 Gegenstände. Mit ihnen umgibt er sich also ohnehin. Woher wohl all die dafür notwendigen Rohstoffe kamen und trotz Krieg noch immer kommen? Rohstoffe. Aus welchen Arbeitsbedingungen sie wohl resultieren? Noch glauben wir, solche Fragen stellen zu dürfen. Doch auch hier deuten die Zeichen der Zeit in eine andere Richtung. Rücksichtsloser Egoismus scheint angesagt. Es wird Kriege um Ressourcen geben. Zuerst ich, dann die Anderen, so scheint hierzulande das Motto. Ganze Staaten verfolgen ihr Interesse, indem sie Menschen rücksichtslos für ihre Vision ausbeuten. Immer mehr scheint ein solches Verhalten akzeptiert zu werden und als „normal“ zu gelten. Man muss ja schließlich…. Diktatoren, Autokraten und autoritäre Figuren geben dem Ganzen ein Gesicht, stehen dafür.… Hier in Deutschland war zuletzt eine zeitliche Phase gegeben, in der so viel konsumiert wurde wie noch nie. Es scheint so, als würden Konsum und Identität miteinander stark zusammen hängen. Es wird dadurch unter anderem gesellschaftlicher Status gezeigt: SUV fahren? ok. Tesla? ok. Urlaub am Meer? Mehrmals im Jahr ok. Konsum und Identität. Eine uralte Erkenntnis, gerade für diejenigen Menschen, die in einem konsumkritischen Klima aufgewachsen sind und dadurch auch viel ihrer Identität bezogen haben. Man grenzt sich durch Konsum voneinander ab, zeigt seine Zugehörigkeit zu einer Gruppe, Gefühle werden gezeigt, persönliche Eigenheiten demonstriert, Glück gesucht. Vom frühesten TV-Morgenprogramm an. Schon un- oder vorbewusst werden wir „programmiert“, bringen Glücksgefühle und Konsum in Verbindung, - was besonders die omnipräsente Werbung für ihr Zwecke ausnutzt. Ob das auch aus unserer Vorgeschichte kommen könnte? Möglichst viel möglichst schnell zu raffen, brachte schon früher Erfolg. Zugreifen, so schnell es geht, war wohl schon unter Urmenschen eine Devise, brachte ein Überleben in karger Umwelt. Doch das hat sich längst geändert: wir umgeben uns mit überflüssigen Dingen, die wir scheinbar billig erstanden haben. Marketingspezialisten versuchen dafür unseren Gefühlen und unseren Gewohnheiten auf den Grund zu kommen und sie für ihre Zwecke zu nutzen. Kaufen ist nicht nur um Mittel der Darstellung einer Identität, sondern auch oft zum Freizeiterlebnis geworden. Massenkonsum ist angesagt.

Samstag, 16. Juli 2022

Reisen

Die Einladung liegt allzeit bereit. Es geht ums Reisen ohne Stress. Ich lese manchmal hinein, mein Verweilen ist kurz, im Extremfall ein paar Sätze nur, ich lasse mich inspirieren, durch Texte, die mir wertvoll geworden sind und die auch in Kürze ihren Gehalt offenbaren. Diesmal war es mal wieder das Buch Xavier de Maistre, Reise um mein Zimmer. Ich möchte aus dem Anfang des 2. Kapitels zitieren:">Ich könnte die Lobrede auf meine Reise damit beginnen, dass sie mich nichts gekostet hat; dieser Punkt verdient Beachtung. Er ist hier vor allem für weniger bemittelte Leute von Bedeutung; es gibt eine andere Gesellschaftsklasse, bei der ein glücklicher Erfolg aus demselben Grund, weil es nichts kostet, noch sicherer ist. – Bei welcher also? Wie! Sie wissen es nicht? Bei den reichen Leuten. Von welchem Vorteil ist im Übrigen nicht diese Art zu reisen für die Kranken! Sie werden die Unbilden des Wetters und der Jahreszeiten nicht zu fürchten brauchen. – Für die Hasenfüße, sie werden gegen Diebe gefeit sein; sie werden weder auf Abgründe noch auf Morastlöcher stoßen. Tausende von Menschen, die vor mir nicht gewagt, andere, die nicht gekonnt, schließlich andere, die zu reisen nicht beabsichtigt hatten, werden sich auf mein Beispiel hin dazu entschließen. Würde das schwerfälligste Geschöpf Bedenken tragen, sich mit mir auf den Weg zu machen, um sich ein Vergnügen zu verschaffen, das ihm weder Mühe noch Geld kosten wird? – Also, mutig vorwärts!“

Dienstag, 12. Juli 2022

Sport und Leistung

Ich lese da in der Zeitung „viele junge Männer kommen da mit einem Rucksack voller Moralvorstellungen. Die sagen „Ich bestehe auch ohne zu betrügen!“ Und dann, Schritt für Schritt, merken sie, dass sie in diesem Milieu nur existieren können, wenn sie nach den Regeln der Stärksten spielen. Ob diese Aussage eines ehemaligen „Tour de France“-Teilnehmers noch immer zutrifft, vielleicht heute mehr denn je? Ob sie sogar auf allgemein gesellschaftliche Praktiken übertragen werden kann? Ob so etwas nicht das allgemeine Gesetz charakterisiert, nach dem die Gesellschaft funktioniert? Ob der Leistungssport da etwas beispielhaft verkörpert, was verlängert werden kann aufs Ganze? Ob es da den Mut dessen bedarf, der gegen den Strom schwimmen will, um sich selbst einigermaßen sauber zu halten? Ob der Leistungssport da nicht die Funktion einer Lokomotive des Wertes „Leistung“ übernimmt und den Wettbewerbsgedanken raffiniert ins Wertesystem dieser Gesellschaft abstreut? Fragen über Fragen. Der in den Medien hergezeigte Leistungssport könnte jedenfalls so etwas wie der Motor des Leistungsgedankens sein. Der zitierte Mann will erklärtermaßen „weg kommen von der Idee, besser als alle anderen sein zu wollen, sondern den Wettbewerb dazu zu nutzen, das Beste aus sich selbst zu machen.…“ Ob so etwas zu spüren im täglichen Vollzug des Leistungssports? Heute nochmal rein schauen in die Live-Übertragung von der „Tour de France“!

Montag, 11. Juli 2022

Spirit in the Sky

Dass die Spiritualität so etwas wie der Gegenpol, der Widerpart der überkommenen Religion in unserer zeitgenössischen Gesellschaft sei, habe ich jetzt oft gelesen. Gottesdienste scheinen schlecht oder nur noch von einer kleinen Zielgruppe regelmäßig besucht zu sein, heißt es. Sie seien aus Mangel aus Interesse und Personal zusammengelegt, fusioniert, rationalisiert. Wo es früher 5 Gottesdienste in benachbarten Gemeinden gegeben habe, seien sie nun aus Mangel an Interesse zusammengelegt zu einem einzigen. Die Amtskirche mit ihren Beamten und dem Verwaltungsapparat habe ausgedient, habe ihre Attraktivität gänzlich verloren. Kein Mensch wisse mehr, was eine von christlich-jüdischen Werten geprägte Deutung der Wirklichkeit und als "heilig" empfundene Verfassung überhaupt sei. Was könnte angesichts dessen also Spiritualität überhaupt sein? Was verstehen wir darunter? Es mag bei ihr nicht darum gehen, Dogmen nachzubilden, sondern offen zu leben. In ihr gehe es vor allem um Erfahrung, also um etwas Persönliches, um Selbsterkenntnis, um einen Übergang zu einem Zustand, der zu einer Befreiung führt. Ob dies freilich auch in dieser Form schon wieder verallgemeinert werden kann? Wo ist die Abgrenzung zur Esoterik und magischen Ritualen? Wundersteine, Händelesen, Pendeleien, Rituale..... Dekorationen für das äußere und innere Leben? Es gibt ja ganze Messen, die die Vielfalt des Esoterik-Supermarktes feilbieten. Alles hat seinen Preis, so scheint das über allem stehende Credo dort zu lauten. Sehr viele esoterische Praktiken haben sich halt auch dadurch kompromitiert, dass sie sich im marktwirtschaftlichen Sinne mit einem Preis versehen haben, dass sie sich eingefügt haben in ein neoliberales Weltbild, in dem jeder sich sein Seelenheil zu einem vom Markt bestimmten materiellen Preis „erwirbt“. Was nichts kostet, ist nichts wert? Ohne Kohle kein Seelenheil, so hat die Basis einer solchen Praxis oft gelautet. Oft sind dann auch noch autoritäre Strukturen, Guru-Konfigurationen und „Meister“-Verehrungen gefolgt, die meist den finanziellen Ruin des Gläubigen und den frech zur Schau gestellten Luxus des „Führers“ (jawohl, es waren in dieser Funktion meist Männer, die sich selbst zum „Erleuchteten“ oder „Auserwählten“ verklärt haben. Ob das etwas über eine machistisch toxische Kultur aussagt?) Ob aber das seelische Heil von einer bestimmten Organisationsform abhängt, etwa in den „Christlich-abendländischen“ Religionen? Ob es etwas gibt, das zumindest als Sehnsucht im Innern verwurzelt ist und für den modernen Menschen mit seinem ach so wissenschaftlichen Weltbild erschlossen werden kann? Speist sich ein solches Bedürfnis auch aus der Erfahrung der Urhorde, die sich in kriegerischen Auseinandersetzung mit anderen befunden hat und dabei Seelentröstung und -heil verlangte? Hm, das erscheint dem modernen Menschen nicht erlaubt. Galt es, die tiefsten Bedürfnisse, die im Diesseits nicht zu erfüllen waren, ins Jenseits zu verlegen? Ob ein Gebet das Schicksal oder den Lauf der Dinge verändern kann? Eine Zwiesprache mit etwas Höherem?

Sonntag, 10. Juli 2022

Wirklichkeit. Wo?

Ob wir zuweilen das Gefühl haben, die Wirklichkeit entgleite uns, gehe an uns vorbei, sei ein Kosmos voller Unwägbarkeiten?.Wir würden gerne etwas in uns aufnehmen, das uns der Wirklichkeit näher bringt, das uns hilft, sie besser zu verstehen, mit ihr umzugehen. Etwas, was uns näher an sie heran bringt. Wir würden gerne Zusammenhänge sehen und verstehen, sie einordnen und sie mit besserer Bedeutung versehen. Mitbekommen, was um uns herum vorgeht Doch alleine schon die Biografien der Menschen scheinen eine Beweglichkeit zu spiegeln, die unter den Bedingungen der sich mittlerweile auch auflösenden Globalisierung längst in vollkommene Orientierungslosigkeit übergegangen ist. „Analoge“ Lebensläufe sind nicht mehr festgeschrieben, an bestimmte Orte gebunden, sondern sie spielen im Überall und nirgendwo, je nachdem, wo einen ein Unternehmen hin schickt. Viele Figuren traten einmal mit großartigen Idealen an, die sie freilich im Laufe der Jahre so modifiziert, an neoliberale Zeiten angepasst und dadurch sich vollkommen so korrumpiert haben, dass sie die Welt heute sehr wohl verändern könnten, aber in einem Sinne, für den sie nie die Verantwortung übernehmen würden: Geld, Macht, Gier, Durchsetzung, Penetranz.... Die Folge: Zerissenheit, Brüche. Wirklichkeitsbild: Was auch immer du glaubst, dass es zusammen gehöre: es ist alles null und nichtig. Alles ist Zufall, nichts hat irgendeine Bedeutung, alles ist ein Algorithmus. . „Wenn ihnen diesgefällt, dann gefällt in auch jenes...“. Wahrscheinlichkeiten. Rechnungen. Zapping. Sampling.

Samstag, 9. Juli 2022

Untergehen im Meer

Da ist das Meer: Hawaii und das große Blau, diese verführerische Gleichgültigkeit. Die Träume von Tsunami. Die zum Himmel hoch sich aufbäumende Flut. Albtraum? "Man möchte sich hineinstürzen und hat doch nur Angst davor. Ein Psychologe würde seine Schlüsse daraus ziehen. Alles ist friedlich. Und birgt doch bedrohliche Möglichkeiten der Wildheit in sich. Jener Traum, - ob er eine Rolle spielt? Wenn die Welle näher kommt, erst von ferne, dann, unglaublich, immer näher an dich heran, du glaubst es nicht, sie kommt noch näher, sie wird höher und höher, sie wird haushoch und noch höher, sie überspült dich und sie dringt nun ein in mich. Ich spüre das Wasser, wie es mich einhüllt und wegnimmt. Ich vergesse das Atmen und werde panisch. Ich bin allein im Element. Im Kosmos. Es wird meine letzte Minute sein. Ich gehe unter. Die Luft, mir fehlt die Luft. Es drückt auf die Lunge... Ich treibe einer Auflösung entgegen....Da wache ich auf im schönsten, strahlendsten Blau….

Freitag, 8. Juli 2022

Rentenprognosen

Rentenpolitik? Riesige Rentenerhöhung? Auch hier soll wohl mit demografischen Daten Politik gemacht werden, so, dass Versicherungskonzerne möglichst daran verdienen können und viele Leute enttäuscht (getäuscht?) sind. Beispiel: dass die Gesundheitskosten explodieren, weil wir immer älter werden. Ob das nicht mit dem Trend kollidiert, dass viele Menschen sehr viel gesünder älter geworden sind? Der körperliche Zustand scheint im Alter deutlich besser geworden zu sein. Die amtlichen Experten vom statistischen Bundesamt rechnen sehr weit voraus: bis ins Jahr 2060. Dann sind wir weniger, älter und haben zu wenige Kinder, so die Statistik. Dass sie dabei aber nur gegenwärtige Trends in die Zukunft fortschreibt, die sich vielleicht gar nicht so leicht „verlängern“ lassen, wird von interessierter Seite gerne unterschlagen. Dass sich bis dahin sehr viel verändert haben könnte (auch durch den Klimawandel), kann die Studie gar nicht berücksichtigen. Eine halbwegs aussagekräftige Prognose ist da über einen solch großen Zeitraum hinweg schwierig. Trotzdem prasseln von den Medien Schlagzeilen wie etwa „Deutschland stirbt aus“ hernieder und die Politik lässt den Quatsch bei einschlägigen Talkrunden immer wieder von scheinbaren „Experten“ wiederholen. Fachkräftemangel, Ärztemangel, knappe Rente...., so lautet ein Ausschnitt des Horrorszenarios, das aus diesen Daten immer wieder zu geldwerten Ängsten aufgebaut wird und durch ständige Wiederholung durch mit akademischen Titeln geschmückten Personen plausibler werden soll. Dass die Daten dabei von der Versicherungswirtschaft unter Verwendung von selbst gestalteten Erwartungen und Tafeln vorgebracht werden, wird dabei gerne unterschlagen, erscheint aber mittlerweile trotz fehlender Transparenz weithin akzeptiert. Dabei sind solche „wissenschaftliche“ Festlegungen meist nur solange gültig, bis eine bessere Untersuchung an ihre Stelle tritt (was in der Natur der Sache liegt…). Das heißt, solche „Erkenntnisse“ sind vorläufig (e Annahmen). Laut „offizieller“ amtlicher Statistik könnte ein heute geborener Junge etwa 86 Jahre alt werden. In den Sterbetafeln der Versicherungswirtschaft wird er jedoch 100, unter Umständen sogar 110 Jahre alt. Was ist, wenn die „natürliche“ Steigerung der Lebenserwartung so nicht weiter und an seine Stelle sozial sehr fragwürdige Verfahren der technisch-chemischen Steigerung von Lebenserwartung treten. Wieder so ein Faktor, den einfache Fortschreibungen von Verhältnissen nicht mit auf der Rechnung haben…...

Donnerstag, 7. Juli 2022

Reisen durch Realitäten

Die Soziologie kann einem wunderbar und sehr eindeutig belegen, wie sie sehr man (vereinfacht formuliert) das Produkt seiner Umwelt ist. Wäre man in einer anderen kulturellen gesellschaftlichen Realität aufgewachsen. wäre man womöglich eine anderer. Menschen versuchen, Gruppen, Gemeinschaften, soziale Verbände zu bilden, um sich gegenseitig ihrer sozialen Wirklichkeit zu versichern. Sie brauchen das sogar, weil ihre Identität dranhängt. Das kann man im Alltag wunderschön überall beobachten. Ich freilich war immer schon davon ausgegangen, dass mein Ich, meine Identität relativ ist, d.h., dass es von der Tapete der Normalitäten und Realitäten, die es umgibt, stark geprägt ist. Würde ich jene austauschen, würde ich möglicherweise ein ganz anderes ein Stück meines Ichs, meiner Selbst erfahren. Sich also durch Veränderung weiterentwickeln? Durch Reisen? Die Umwelt als eine Art Filter der Wirklichkeit verändern und dadurch eine neue Perspektive auf sie gewinnen? Einst beinhaltete die Reise – als Bild für etwas wie auch als Realität – ein hohes Maß an Läuterung und Wandlung. In den meisten Religionen galt das Reisen als rechte Lebensführung, als Instrument der Katharsis, als Mittel zur Erleuchtung. Heute ist es vielmehr so: Statt sich im Unbekannten zurecht zu finden, zahlen Urlauber viel Geld, um Überraschungen möglichst aus dem Weg zu gehen. Der Sinn des Reisens erschließt sich auf diese Weise kaum. Reise allein (ein jeder ist womöglich alleine), reise ohne Gepäck und reise langsam! - ein jeder ist ja ohnehin unterwegs. Wir suchen das Unbekannte und landen oft im schmerzlich Vertrauten: Blechlawinen auf Autobahnen und Ringstraßen; Parkplätze, dichter besetzt als ein Friedhof; Flughäfen, auf denen fortwährend Flugzeuge starten und landen; verschobene und verpasste Geschäftigkeit auf Bahnhöfen. Kaum ein Fleck der Erde ist noch vor unserer stets gegenwärtigen Mobilität sicher. Urlaub ist angesagt. Wie die Heuschrecken schwärmen wir über jedem vermeintlichen Traumziel aus. Wir sind viel unterwegs, aber reisen wir? Wir fahren durch die Welt, aber wie viel erfahren wir von ihr? Sollte Reisen nicht über die Veränderung der Umgebung hinausgehen? Sollte Reisen nicht ein metaphysischer Akt des Erkennens sein? Wie sehr gilt für uns noch das maurische Sprichwort, nur der Reisende kenne den wahren Wert des Menschen?

Mittwoch, 6. Juli 2022

Egoshooter II

EGOSHOOTER II Jeder versucht sein eigenes Liedlein und dreht am großen Egofilm jeder schreibt und drückt Eigenes aus sich heraus was, wenn da nur heiße Luft ist? ein paar sinnlose Übertreibungen? eine Hochsprungübung der Obsession? der Besessenheit von einer Vision? zerplatzt, zerraucht, vergangen und zerstoben jeder ist sich selbst der Nächste

Montag, 4. Juli 2022

Was es ist

Einfach um sich schauen, wahrnehmen, ohne an fremde Horizonte fahren zu müssen: Ob das völlig out ist? Etwas möglichst direkt aufnehmen, wahrnehmen? Das Interessante am vermeintlich Hässlichen wahrnehmen, das Ganze interessant finden, nicht nur die Ausschnitte, die wir mit unseren durch Medien geprägten Projektionen und künstlichen Erwartungen befrachten. Um mich blicken? Der Expressionismus suchte gezielt das Grelle, Harte, Offensive und Extreme der Realität auf. Ob es das inzwischen nicht mehr gibt? Ob das ausgeblendet ist? Oder ob das nur noch als Part des Boulevards gilt? Ob nur noch das Gefällige, Nette gilt? Die Augen öffnen und die Dinge ums uns herum auf sich einwirken lassen. Mit ihnen und in ihnen sein. Den winzigen Moment im Ganzen empfinden, sich hinein fühlen. Den Blick für die kleinen Dinge entwickeln und ihm seinen Wert zuschreiben. Den Mikrokosmos entdecken. Klein und Groß als etwas, dem von den Menschen ein bestimmtes Maß zugesprochen wird. Doch im Erdmaßstab relativieren sich die Dinge. Mikro- und Makrokosmos erscheinen oft verschränkt. Es gilt, einen anderen Blick, eine andere Perspektive zu suchen, die einen innerlich bereichern kann. Seelisch berühren. Jenes Blau in den Himmeln suchen, das auch bei uns zu finden ist. Sich ihm ausliefern. Ob es da eine Art Querverbindung dessen gibt, was uns die Musik ausfüllt? Das Umgehen mit dem Unsagbaren, das Erschließen anderer Räume in uns?

Sonntag, 3. Juli 2022

Postheroisch

Was überhaupt könnte Neoliberalismus sein, von dem viele reden (geredet haben)? Er scheint noch lange nicht so vergangen zu sein, wie die Mächtigen gerne behaupten. Die Politikwissenschaft behauptete über lange Zeit hier ein „postheroisches Zeitalter“, in das wir speziell in der Bundesrepublik hinein geworfen sein würden. Der Krieg zeigt diesbezüglich ja gewisse Dinge. Wir sollten dabei aber nicht vernachlässigen, dass gewisse stark im Vordergrund agierenden Personen in den „Pandora Papers“ Erwähnung fanden, die die Segnungen des Neoliberalismus vielleicht ein bisschen zu aufdringlich beschworen haben. Nun ja. „Flexibilisierung der Arbeitswelt“ könnte ein Stichwort sein, das den Neoliberalismus unter anderem stark geprägt hat. Also die Loslösung von Menschen aus kollektiven Bindungen, etwa Tarifverträgen, und die Überantwortung solcher Bindungen an einen Markt, der schon alles irgendwie regeln möge. Voraussetzung dazu wäre eine Selbstoptimierung, also die Voraussetzung, dass jeder als Einzelner die Voraussetzung zu seinem Glück schaffen könne. Der „Wettbewerb“ scheint solch ein Begriff zu sein, der vom Neoliberalismus und seinen nachfolgenden Bewusstseinsverkrustungen heilig gesprochen ist. Ebenso der Begriff der „Leistung“, der möglichst von allen kollektiven Bindungen befreit sein müsse. Der Leistungssport scheint hier eine wichtige Schrittmacherrolle zu spielen. Prinzip: „The Winner takes it all“. Das heißt: Derjenige, der sich durchsetzt gegen alle andern, bekommt die ganze Aufmerksamkeit und das ganze Geld. Gewinner sind oft auch jene, die so glänzend dargestellt werden, weil sie ihre „Mitbewerber“ haben schlecht aussehen lassen. Neoliberalismus könnte aber auch etwas zu tun haben mit der Aushöhlung der Souveränität einzelner Staaten zugunsten einer Globalisierung des Turbokapitalismus, der alle soziale Bindungen aushölt, alles mit Geld regelt und jene Globalisierungsgewinner schafft, die uns in den Medien so gerne im Hochglanzformat präsentiert werden. Neoliberalismus könnte auch etwas zu tun haben mit dem Ideal des flexiblen Menschen, der sich allen vorgegebenen Strukturen möglichst optimal anpasst. Ob das etwas mit Konformitätsdruck zu tun hat? Dem folgen, was gerade opportun ist, ob das ein Ideal sein kann? Ob dem gegenüber Sinnstrukturen stehen, die nicht dem „Markt“ oder dem „Geld“ verpflichtet sind? Die über die Heiligsprechung des Einzelnen und die Nutzenorientierung des Marktes hinaus weist?

Samstag, 2. Juli 2022

Der Ort lebt fort

Der Ort lebt fort Du denkst, du bist in dir hälst dich an anderen fest doch alles scheint nur Schein und kann schnell zu Ende sein alle suchen das Licht und finden es doch nur zum Schein Wir sind alle in einem Fluss im Übergang zu etwas Kleine Teile, die nur für sich selbst wichtig sind Wer sind wir? Teil eines Ganzen, - vielleicht mit Ausnahmen, der Ort lebt fort, der Strom will nie versiegen und ist doch nicht ….tief

Freitag, 1. Juli 2022

Auf der Suche nach dem Selbst

Selbstbespiegelung. Ist heute akzeptiert. „Selfies“ sind eine kulturelle Errungenschaft geworden, Aufnahmen des Ego. Selbstoptimierung ist angesagt, Krieg hin oder her. Visuelle Wiedererkennbarkeit. Kurze Reize. Anmutung. Autenthischer Selbstausdruck. Ego. Sich in andere Rollen hinein begeben durch Verkleidung. Sich vom Banalen lösen. Oder ob dies nur die Sehnsucht danach ausdrückt? Ein Bedauern darüber, dass man derselbe bleibt, egal, welche Verkleidung man wählt? Selfie, eine gesuchte Möglichkeit der Selbstsuche? Masken aufsetzen. Digitale Masken. Sich verstellen. Sich inszenieren. Sich dahinter verstecken. Virtual und augmented Reality? Ob das gangbare Praktiken sind? Andere Codierungen anstreben? Auffallen? Dadurch möglichst viele „Likes“ erhalten? Auf dem Markt der Kommunikation dadurch etwas wert sein? Nicht das wahre Ich an sich anstreben, sondern es in die Welt hinein brüllen. Sich kommunizieren, auf den Markt begeben. Den Verlust anderer Kommunikationsmöglichkeiten als Verlust auch ausleben. Typische Situationen, Klischees des Verhaltens. Zusammenhänge in sich hinein lassen und ihnen dann Ausdruck geben. Das Ego dadurch erforschen. Schauspielern. Royals. Stars nacheifern. Alles zur Banalität machen. In der Gleichschaltung leben. Visueller Terror. Vorgegeben Modellen nachhecheln. Role models ausfüllen.