Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 30. Juni 2015

Rituale der Leere

Aus einem Romanfragment, das an dieser Stelle in die Klosterkirche in Neresheim führt, wo eine Führung mit einem Mönch stattfindet:

Der Mönch erklärte uns all diese herrlichen Malereien, diese wunderbare Architektur mit einem einzigen ruhigen Blick, der so gut wie nie auf das Objekt seiner meist sehr klaren Ausführungen fiel. Er schien in sich und aus sich selbst heraus für uns genau das zu meditieren, was er seinen Zuhörern schon tausendmal erzählt hatte, einer Surre gleich, einem Mantra, einem in großer Selbstverständlichkeit verinnerlichten und unendlich oft wiederholten Bibelvers. Meditieren? Wie musste das sein, jeden Morgen in aller Frühe aufzustehen, sich vorne im Chorgestühl mit stets denselben Brüdern zum Gebet zu versammeln, „in der Fürbitte für die Welt“, wie unser Mönch gerade jetzt so selbstbewusst betonte? Würde uns das verändern? Würde so etwas eine Existenz verändern können, unsere Existenz, die sich gegenwärtig in ganz anderen Ritualen der inneren Leere zu erschöpfen schien? Ermüdet von diesem blinden Jagen nach Geld, nach diesem Stoff, der ja die Welt immer schon strukturiert hat, ganz unabhängig davon, ob sich Mönche in einer herrlichen Klosterkirche zur Fürbitte für eben diese Welt versammelt haben. Würde ein solcher Wechsel den Kern unserer Persönlichkeit berühren können? Nein, so etwas war natürlich nicht an einem dieser Entspannungs- und Wellnesswochenenden auszuprobieren, die dieser kleine Prospekt am Eingang der Abteikirche anbot. Dies wäre ein größeres Experiment. 

Montag, 29. Juni 2015

Schönheit (1)

Schönheit? Ha. Ob das in „Germanys Next Top Model“ ausgestellt wird? Oder ob es in Zeitschriften abgebildet ist? Oder in Filmen? Ob wir damit verarscht werden wollen, dass da lauter bulimische und magersüchtige Damen abgebildet sind? Fast scheint es so. Wer legt sowas eigentlich fest? Diejenigen, die die Zeitschriften kaufen? Diejenigen, die schön sein wollen? Oder Photoshop, das Computerprogramm, das unsere Sehgewohnheiten programmiert? Die Verfügbarkeit von den attraktiven Menschen in den Medien signalisieren doch jederzeit: ich habe auch noch andere Möglichkeiten! Überhaupt: Möglichkeiten! Intelligent, eine interessante Persönlichkeit und gesund soll er schon sein. Aber wenn noch ein bisschen Schönheit dazu kommt, dann wär's einem auch recht, - muss sich ja nicht widersprechen. Irgendwann reicht das ja nicht mehr. Schöne Menschen können auch interessant sein. Also: umsehen! Stress mit dem eigenen Aussehen? Das ist längst nicht mehr Frauensache. Als ob Äußerlichkeit das Privileg eines Geschlechts wäre, durchtrainierte Typen mit dem Vorzeigebizeps kommen von überall auf uns zu... Es gab Versuche, in den Magazinen alltägliche Models abzubilden. Bloß die sind jämmerlich abgestunken. Es scheint so, als wollten wir einen Traum, eine Illusion, nach der man sich richten kann. Aber das macht sehr viel mit uns, wenn man Auto fährt und die ganze Zeit halbnackte H&M-Models an einem vorüber rauschen. Man denkt dann: so könnte man auch aussehen, oder die/derjenige, mit dem/der man zusammen ist. Schön ist ja auch gut. Schöne Menschen bekommen die besseren Jobs. Kommen für die gleichen Verbrechen mit den günstigeren Strafen davon. Wir wollen die perfekte Echtheit und vergessen immer mehr, dass eie Werbewelt sehr sehr künstlich ist.

Sonntag, 28. Juni 2015

Flucht und Empathie

Die Haltung der europäischen Staatschefs, was Flüchtlinge angeht, finde ich jämmerlich. Wir sind nicht mal im Vorfeld dessen, darüber nachzudenken, was Flucht heißt und aus welchen Motiven heraus man so etwas unternimmt. Den Tod riskieren. Am Abgrund stehen. Dazu haben diese feinen Anzugsträger keinerlei Bezug, die tun das als Naivität und Sentimentalität ab. Empfindsam für jemand anderes zu sein (nicht nur „Flüchtlinge“), ist ihnen völlig fremd. Empathie ist ihnen höchstens aus den Lebenshilfebändlein der feinen Lebenshilfedamen und -herren in ihrem Feng Shui-Ambiente bekannt. Die wollen eine Festung schaffen, die sich Europa nennt. Kein Zutritt für arme Leute. Nur für diejenigen, die sie selbst als Kriegsflüchtlinge definieren. Unseren Lebensstandard absenken? Diese Leute wollen doch wiedergewählt werden von ihrem „Wahlvolk“, für das sie letztenendes nur Verächtlichkeiten übrig haben, das sie als Stimmvieh behandeln. Diese Scheinrepublikaner mit ihrer Inszenierung, die sie „Demokratie“ nennen. Eines Tages werden sie Geschichte sein, etwas, was überwunden wurde zugunsten von etwas noch raffinierterem. 

Samstag, 27. Juni 2015

Lebenshilfe für den Sommer

Bei sich sein, Kontakt zu seinem eigenen persönlichen Kern haben. Dadurch leistungsfähiger sein. Dazu die Hilfsmittel nutzen, wie etwa Meditaion usw. In schönen Orten sein, wie z.b. Toskana. Das alles können. Auch etwas von Hand machen, eigenes Olivenöl machen, Wein produzieren. Fit sein. Sport treiben. Die richtige Anleitung haben. Alles richtig machen. Dazwischen kreativ sein. Bücher schreiben. Mehrere Wohnsitze haben . Dazwischen hin und her jetten. Dazu muss man ökonomisch in der Lage sein. Wenn die schönen Damen ihre Weisheiten dann als Buch unter die Leute bringen, so reißen ihnen das alle aus den Händen. Auch Hartz4-Damen, die nicht wissen, wie sie am nächsten Tag über die Runden kommen sollen. „Bloß nicht zu sehr verkopft sein!“ sagt die schöne Dame, die natürlich vegetarisch, ja sogar vegan lebt. Bloß nicht zu sehr nachdenken. Immer zu den Siegern und Gewinnern gehören. Neulich war ein solcher Empfang bei der Queen, als sie zu Staatsbesuch in Deutschland war. Auch ich war berührt von ihrer Ausstrahlung, von ihrer Gelassenheit, von diesem in sich und seiner „Pflicht“ ruhen. Der erworbene und der geerbte Adel vermischten sich bei dieser Veranstaltung, der ein Bundespräsident ein republikanisches Flair im Anzug mit dem richtigen Schlips gab. "Die Queen ist ein übernatürliches Wesen“, so höre ich mit einem Ohr. Nun ja. Mehr als 60 Jahre ihr Volk repräsentiert. Darin eine eiserne Disziplin gehabt. Über der Selbstbeweihräucherung stehen, weil man quasireligiös verankert ist.

Freitag, 26. Juni 2015

Gefühl für Zeit und Ort in uns

Zuweilen mag uns ein Bedürfnis überkommen, der alltäglichen und alle Zeit vernichtenden Hektik dadurch zu entfliehen, dass wir die Teile unserer an verschiedene Orte und Zeiten gebundenen  Persönlichkeit wieder sammeln und ordnen, mit der vagen Hoffnung, sie in ein harmonisches Verhältnis zueinander zu bringen und so etwas wie eine Einheit zu spüren.
Vielleicht ist das dort, wo die persönliche und kollektive Vergangenheit, also die Geschichte, in der größten Selbstverständlichkeit zusammenfließen, am besten möglich. Das Subjektive scheint uns dann im Objektiven aufgehoben und wir erahnen ein neues Gefühl für die Zeit... die Zeit, die in uns versickert.  

Mittwoch, 24. Juni 2015

Folter

Aus einem Brief, Stelle zum "schönen Mittelalter":
Wir waren in einem Foltergefängnis, das erschreckende Einblicke in die fremde Welt des Mittelalters zeigte. Die Leute brauchten dort in gewissen Abständen ein Spektakel, dass ihnen zum Beispiel die Räderung eines vermeintlichen Verbrechers verschaffte, wobei ein Verbrecher auch eine Hexe war, zu der man leicht werden konnte, wenn man kleiner als 1,60 Meter war oder Leberflecke hatte, oder Altersflecke, oder nicht weinen konnte, oder...
Dann konnte es sein, dass man so lange Jauche eingefüllt bekam, bis einem der Magen platzte, dass man so lange mit schweren Gewichten „gepresst wurde“, bis die Knochen krachten, , dass man an einem Haken aufgehängt wurde, so lange bis man ausgeblutet war, dass man...
Der Mensch, der mittelalterliche, hat das als Spektakel genossen...., das war seine Show.
Eigentlich ist das „schöne Mittelalter“ noch gar nicht so lange vergangen. Menschen sind auch heute bereit, sich solche Dinge anzutun.

Montag, 22. Juni 2015

Dürre in Kalifornien

Ich erfahre von der unglaublichen und mittlerweile schon langjährigen Dürre in Kalifornien und ich leide mit. Der Klimawandel und der Wassermangel scheinen hier schon ganz real zu sein, was aber die Masse des Volkes wohl noch nicht ganz mitbekommen hat. Da lese ich von den Superreichen in Kalifornien, die so gar nicht darauf verzichten wollen in einen stets gut gefüllten und gereinigten Swimmingpool springen zu können. Die auch nicht darauf verzichten wwollen, ihre Palmen und ihren weitflächigen Rasen sehr großzügig zu bewässern, obwohl Kaliforniens Gouverneur eine 25%tige Einschränkung des Wasserverbrauchs verfügt hat. Pure Not. Doch diese widerlichen „Prominenten“, die so gerne auf ihr ökologisches Image wert legen und auch sonst die bewussten Bürger geben, scheinen lieber ein paar tausend Dollar Strafe zu zahlen, als auf versprengten Wassersegen zu verzichten. Keine Lust auf Sparsamkeit. Wässern, was das Zeug hält, Dürre hin oder her. Hinzu kommt, dass die Geldstrafen kaum vollstreckt werden. Aber es geht wohl auch anders: Jennifer Aniston etwa, die Schauspielerin, hat in ihrem Garten die besonders durstigen Reben entfernen lassen und lässt sogar den weitläufigen Rasen verdorren (!). Auch Cher und Julia Roberts sollen durstige Pflanzen durch genügsamere ersetzt haben.  

Sonntag, 21. Juni 2015

Neue Reiche

Ich fragte eine Bekannte, die sehr viele Talente hat und sich unter anderem in der Gastronomie selbständig gemacht hatte, nach einem bestimmten Fußballspiel. Sie explodierte fast: „Diese jämmerlichen Versager“, so ihre Einlassung „die verlieren und kriegen trotzdem das, was eine ganze Kleinstadt im Monat verdient. Die sind doch total überbezahlt und bilden sich auch noch etwas darauf ein!“. Recht hat sie!, dachte ich. Doch es sind leider die vielen Dummen, die so etwas brauchen und deshalb ihren Idolen alles und jede Summe bezahlen, über Fernsehen, Werbung und Stadionbesuche. "Brot und Spiele" ist ja eine uralte Strategie. Ich sagte ihr das, was sie freilich noch wütender machte. „Leider ist das so! Ich für mein Teil sehe deshalb gar keinen Sport mehr im Fernsehen und verabscheue den ganzen Apparat, der dahinter steht“. So geht ein ganz einfaches und direktes Empfinden für Leistung Bezahlung in einer Gesellschaft, dachte ich.Wenn bloß mehr Leute so denken würden, dann würden nicht gar so viele junge Fußballschnösel eine solch dämliche Arroganz an den Tag legen, dann hätten sie ein bisschen mehr Verbindung zu der Denke, mit der sich ihr Wohlstand auch verbindet. Dann wüssten sie wenigstens ein bisschen, das sie bloße und austauschbare Platzhalter für die Träume der Vielen sind, Projektionsfiguren für das Bedürfnis, sich mit dem zu identifizieren, was in unserer Gesellschaft als „erfolgreich“ bezeichnet wird. Etwas verstaubte Konzepte wie das der Begeisterung für einen Verein, scheinen gelegentlich auch dabei total daneben zu sein, wo Spieler ohnehin nur dort ihre Dienste verrichten, wo am meisten dafür bezahlt wird - genau wie in der "freien" Wirtschaft, wo die Angehörigkeit zu einem Betrieb nur so lange etwas wert zu sein scheint, wo das nicht Rationalisierungsbestrebungen zum Opfer fällt. Die meisten Journalisten jedenfalls beklatschen und bestärken mit ihren Mitteln und populistischem Ehrgeiz solche Mechanismen. Sie zählen sich als Vertreter der öffentlichen Meinung möglichst öffentlichkeitswirksam und beflissen zu den „Fans“ und hinterfragen Identifikationsmechanismen allenfalls sehr erratisch und meist von Bierwerbung flankiert. Man kann den Fußball mögen und trotzdem das Gebaren der FIFA ekelhaft finden, man kann die Bezahlung der Fußballprofis etwas übertrieben finden ohne gleich sich als Kommunist bezeichnen lassen zu müssen. DAX-Hierarchen scheinen ja auch in solchen Dimensionen zu verdienen. Auch deren Fragwürdigkeit dürfte wenigstens erwähnt werden. Geheiligt sei das Gesetz von Angebot und Nachfrage, das sich ja schon lange nicht mehr zu legitimieren braucht.

Samstag, 20. Juni 2015

Nie und Immer (Songtext aus den "Eighties")

NIE UND IMMER (Creatura 2)

Schiffe fahr’n vorbei an dir, am Hafen tut sich nichts,
Mensch frisst Tier und Tier frisst Tier, automatischer Verzehr
Straßen führ’n nach nirgendwo, es stinkt nach schaler Wut
Hund pisst auf kalten Beton, Glasscherben in Eis

Prince lallt seiner Dame Manisches ins Ohr
Wort mit vier Buchstaben, und wir hör’n alle mit

Nie und immer, weiß von nichts,
Nichts bedeutet nichts
Du im Nebel, gehst im Kreis, verschenkst den Augenblick
Verseuchtes Luftschloss, am Ende bleibt uns keine Zeit
Wir wachen auf, die Uhr steht still,
alles ist vorbei

im Hals, der Finger, er, treibt Madonnenkult
gut gelauntes Gletscherspiel – Geschlechtsamusement
Du siehst dich, wie du dich siehst, - als Spiegelspiegelbild
Nie und immer wartet der Müllverbrennungsspezialist


Nie und immer, nie und immer…(Fade out)

Freitag, 19. Juni 2015

Augenblick

Entscheidend ist, dass man spürt, dass man existiert. Im Laufe eines Tages vergisst man diese Wahrheit die meiste Zeit. Sie taucht auf, wenn man die Häuser wahrnimmt oder ein Rotlicht: Plötzlich hat man das Gefühl, in diesem Augenblick zu existieren“. Das hat der Filmregisseur Jean-Luc Godard gesagt und drückt viel von dem aus, was auch seinem Regie-Kollegen Rainer Werner Fassbinder im Leben wichtig war. Er hatte einen Lieblingssatz, den er überall hinkritzelte: „Life is very precious, even right now“. Das Leben ist sehr kostbar, gerade in diesem Augenblick.   

Mittwoch, 17. Juni 2015

Blauer Himmel, blaue Blume

Das Buch des Nomaden aus der Mongolei Galsang Tschinag (siehe Blog vom 15. März 2015), das ich vor mir habe, heißt „Der blaue Himmel“. Ob das ein Zufall ist? Es steht wohl auch auf eine intuitive Weise für Sehnsucht und Liebe und für das metaphysische Streben nach dem Unendlichen. Das Blau in Gestalt der blauen Blume ist aber auch auch ein Sinnbild der Sehnsucht nach der Ferne und ein Symbol der Wanderschaft. Als reale Vorbilder der blauen Blume werden oft heimische Pflanzen angesehen, in Mitteleuropa etwa die Kornblume oder die Wegwarte, Novalis erwähnt im Zusammenhang damit blauen Heliotrop. Es mag sein, dass sich in der blauen Blume nicht nur Natur, Mensch und Geist verbinden, sie symbolisiert das Straben nach der Erkenntnis der Natur und – daraus folgend – des Selbst, dem eigentlichen Ziel der Romantik. Es ist dies das tiefe Eindringen in sich selbst und des „Sich gewahr werdens“. Natur und Mensch verbinden sich, was man zunächst daran sieht, dass in Heinrichs Traum (in „Die blaue Bume“) in der Mitte der Blume (Natur) das Mädchengesicht auftaucht – wobei hier auch an Liebe und Weib/Frau zu denken ist, nicht nur an den Menschen allgemein. Mit „Mensch“ ist in der Romantik die Weiterführung des Menschen-Begriffs mit romantischen Vorzeichen gemeint, wobei das Gewicht auf den persönlichen Gefühlen liegt, nicht auf abstrakter Theorie. Nicht umsonst basiert das Denken als theoretischer Begriff in der Romantik auf der persönlichen Liebe. Dies ist dann damit gemeint, wenn man sagt, dass die blaue Blume „das Streben nach der Erkenntnis des Selbst“ symbolisiert. Der Schriftsteller Joseph von Eichendorff schrieb darüber das Gedicht „Die blaue Blume“:

DIE BLAUE BLUME
Ich suche die blaue Blume,
Ich suche und finde sie nie,
Mir träumt, dass in der Blume
Mein gutes Glück mir blüh.
Ich wandre mit meiner Harfe
Durch Länder, Städt und Au'n,
Ob nirgends in der Runde
Die blaue Blume zu schaun.
Ich wandre schon seit lange,
Hab lang gehofft, vertraut,
Doch ach, noch nirgends hab ich
Die blaue Blum geschaut. 

Dienstag, 16. Juni 2015

Generationengedanken

Dies hier habe ich mal wieder auf einem alten Zettel in einem Tagebuch gefunden, das mein früheres Sein markiert hat. Ich habe öfters Anwandlungen, mich selbst als Ganzes neu zu suchen, auch in der Vergangenheit, in der Person, aus der heraus ich mich entwickelt habe. Alte Aufzeichnungen in Tagebüchern sind mir da sehr nützlich. Dies Fundstück mag wohl in etwa aus der Jahrtausendwende stammen:

Jeder sucht sein kleines, eigenes Paradies, an der Börse, in der Liebe, beim Lebensabschnittstherapeuten, im Erfolg oder wenigstens im Fitness-Studio. Jeder sucht Halt in der globalen Haltlosigkeit und hofft dort anzukommen, wohin er aufgebrochen ist.....Typen, die ihren Weg gemacht haben, nach oben, nach innen, seitwärts in die Büsche, geradeaus in die neudeutsche Normalität. Solche, die es erst auf dem Weg gemacht haben, und solche, die einfach nur weg vom Fenster sind. Auch der laange Marsch ist längst am Ziel: An der Macht sind alle Grünen grau und fordern den 3-Liter-Panzer. Widerstand ist zwecklos und nur noch als Farce erkennbaar. Als anständige rot-grüne Mitte sitzen die einstigen Rebellen positions- und oppositionslos in ihren Nobelcafes und lernen Grappasorten auswendig. Früher Action, - heute Aktion, früher Aktionen, - heute Transaktionen. Der mentale Zustand des Zeitgeists: Anything goes - but nothing comes.  

Montag, 15. Juni 2015

Lebenshilfen

Ich schaue hinein in diese Realität, in der alles längst zur Ware in einer Tauschgesellschaft geworden ist. Nicht nur das Berufs- sondern auch das Liebesleben begreifen da viele als eine Art Dauerpraktikum....es ist das mittelschwere Beziehungselend der leicht Verunsicherten und Halbbefriedigten, im Sudelbad der lauwarmen Gefühle. Die anderen lassen sich Partner im Internet vermitteln, zum Beischlaf, zur Ergötzung, zum leichten Konsum und der Befriedigung der Bedürfnisse. Doch die Wirklichkeit drückt. „Die Wahrheit ist das, was passiert. Nicht das, was man sich vorstellt“ habe ich schon mal in diesem Zusammenhang gehört. Sich permanent zu drücken, vor allem und jeddem, kann eine merkelige Lebensstrategie sein. Es geht solchen Leuten nie um alles oder nichts, sondern immer um nur seltsam unterschwellige Verwirrungen, um nur mühevoll ausgesprochene Sehnsüchte, um Risikominimierung und Schmerzvermeidung...es geht um gebremste und handhabbare Emotionen im Sinne der Lebenshilfeartikel aus der Monatszeitschrift. 

Sonntag, 14. Juni 2015

Blau (3)

Der Maler, Bildhauer und Performancekünstler Yves Klein ist am 6. Juni 1962 in Paris gestorben. Er war Mitbegründer und führender Vertreter der Nouveau Réalisme genannten Kunstströmung in Frankreich und geradezu ein Fanatiker des Blau. Wikipedia schreibt über die Fakten: „1949, beeindruckt vom Blau der Fresken in der er, von einer Basilika von Assisi Reise nach Italien zurückkam, begann er seine ersten monochromen (einfarbigen) Bilder zu malen, die er bei sich zu Hause ausstellte.1952 lernte er Japanisch an der École Nationale des Langues Orientales in Paris und reiste bis 1953 nach Japan, wo er den vierten Dan erreichen konnte.
1955 zog er nach Paris und begründete die Monochromien, monochrome Bilder, in denen er zunehmend ein monochromes Ultramarinblau einsetzte, das er sich schließlich 1960 unter der Bezeichnung International Klein Blue patentieren ließ. Der farbpsychologische Effekt dieses (leicht rotstichigen) Blautons besteht vor allem in seiner Sogwirkung auf den Betrachter, der sich förmlich „in das Bild hineingezogen“ fühlt. Erste Versuche im Jahr 1949, als Klein in London bei einem Vergolder arbeitete und unmittelbar mit dem Farbpulver in Berührung kam, schlugen fehl, da sowohl die Leuchtkraft des Pigments verloren ging, sobald es mit dem Bindemittel versetzt wurde, als auch ohne Bindemittel keine Haftung erfolgen wollte. 1955 fand er mit der Hilfe von Edouard Adam, Besitzer eines Geschäfts für Künstlerbedarf, eine Lösung dieses Problems: Rhodopas, normalerweise als Fixativ benutzt, ließ das Pigment haften und erhielt gleichzeitig seine Leuchtkraft.  Klein verfasste Essays und drehte mehrere Filme. Bekannt sind vor allem seine monochromen Bildkompositionen, insbesondere diejenigen, die er in einem von ihm entwickelten und unter dem Namen International Klein Blue  patentierten Ultramarinblau anfertigte, aber auch in Gold und Rosa. Typisch für Klein ist eine stille, meditative Arbeitsweise“. Wer heute in das Centre Pompidou in Paris tigert wird von einem seiner Werke in Blau völlig überwältigt sein. 

Samstag, 13. Juni 2015

Blau, Blautopf, schwäbische Alb

Das Blau als der Wegweiser ins Transzendente, ins Unendliche, ins Tiefe, in das, was uns übersteigt. Im Falle des Blautopf in Blaubeuren hat das nicht nur die schwäbischen Dichter immer fasziniert. Auch die einfachen Leute, das Volk, schrieben dem Blautopf solche Eigenheiten zu. Die von Eduard Mörike aufgenommene Volkssage geht so: Zu unterst auf dem Grund des Blautopfs saß ehemals eine Wasserfrau mit langen fließenden Haaren. Ihr Leib war allenthalben wie eines schönen, natürlichen Weibs, dies eine ausgenommen, das sie zwischen den Fingern und Zehen eine Schwimmhaut hatte, blühweiß und zarter als ein Blatt vom Mohn... So beginnt die "Historie der schönen Lau" von Eduard Mörike in der die Wassernixe am Blautopf das Leben und den Humor im Lachen wieder lernte. Ihr Gemahl, ein alter Donaunix, hatte sie in die Blautopfquelle verbannt, nachdem Sie ihm aus lauter Traurigkeit nur tote Kinder gebahr. Erst wenn sie fünf Mal von Herzen lacht, sollte der Fluch von ihr weichen. Mit einem ganzen Hofsaat an Kammerzofen und Mägden ausgestattet, lebte Sie zurückgezogen in ihrem unterirdischen Palast. Eduard Mörike erzählt, wie eine Wassernixe am Blautopf das Leben und das Lachen wieder lernt. Eine Steinskulptur am Ufer erinnert an sie … und noch heute soll sie an manchen Tagen in den Tiefen des Quelltrichters kurz zu sehen sein.
Der Blautopf hat etwas Magisches. Blau und Grün fließen hier geheimnisvoll ineinander. Es ist wie ein leuchtendes Auge aus den Tiefen des Erdreiches, eine Quelle für Mythen, Märchen und allerlei wundersame Geschichten.
Die ersten Menschen siedelten sich in den Höhlen der Umgebung an, der Löwenmensch (ca. 32 000 Jahre alt) als älteste von Menschenhand geschaffene Skulptur oder eine Flöte aus Schwanenknochen (ca. 35 000 Jahre alt) sind frühe Zeugnisse künstlerischen Schaffens, die in der Nähe dieses Ortes gefunden wurden. Leuchtet die Quelle in noch so vielen Nuancen und vermag so die Menschen zu faszinieren und inspirieren, die Ursache für die Attraktivität dieses frühen Siedlungsraumes liegt in deren Ergiebigkeit. 
Auf der kargen Albfläche war Wasser überlebenswichtig – und hier floss und fließt es reichlich: 2000 Liter schüttet die Quelle in der Sekunde, in Spitzenzeiten sind des sogar bis zu 32 000 Liter.

Das weitverzweigte Höhlensystem unter der Schwäbischen Alb dient gewissermaßen als natürliche Kanalisation und leitet das versickernde Regenwasser aus weitem Umkreis zur Karstquelle des Blautopfes, die 22 Meter in der Tiefe liegt. 160 Quadratkilometer umfasst das Einzugsgebiet. Der Blautopf ist bei Wissenschaftlern und Abenteurern ein sehr bewährter Einstiegspunkt in dieses unterirdische System und hat als solcher sogar eine eigene Berühmtheit erlangt. 

Donnerstag, 11. Juni 2015

Der Knoller

Andere Menschen haben es auch so empfunden in 235 Jahren. Das verbindet dich mit ihnen. Er hat sein Blau gehabt. Er hat es dem Heiligen gewidmet. Dem Göttlichen. Eine geheime Mischung, die er mit in Grab genommen hat. Er ist hierher nach Neresheim gereist. Reisen war damals noch etwas anderes. Martin Knoller aus Tirol. Ein Mensch, als Künstler ein Star. Als Kirchenmaler herausragend. Er hat die psychologische Wirkung dieses Blau gekannt. Er hat sie eingesetzt. Er hat aber nicht gewusst, worauf diese Wirkung beruht. Gewusst in unserem heutigen, wissenschaftlichen Sinne. Wir kennen Mischungsverhältnisse. Wir können sie beliebig reproduzieren. Aber können wir Gefühle reproduzieren? Die Bibel den einfachen Leuten veranschaulichen wollte er, ihre Botschaft bildlich verdeutlichen, - die Kunst in unserem heutigen Sinne gab es ja noch nicht. 

Dienstag, 9. Juni 2015

Meeresblau

Da ist das Meer: Hawaii und das große Blau, diese verführerische Gleichgültigkeit. Die Träume von Tsunami. Die zum Himmel hoch sich aufbäumende Flut. "Here comes the flood". Man möchte sich hineinstürzen und hat doch nur Angst davor. Ein Psychologe würde seine Schlüsse daraus ziehen. Alles ist friedlich. Und birgt doch bedrohliche Möglichkeiten der Wildheit in sich. Jener Traum, - ob er eine Rolle spielt? Wenn die Welle näher kommt, erst von ferne, dann, unglaublich, immer näher an dich heran, du glaubst es nicht, sie kommt noch näher, sie wird höher und höher, sie wird haushoch und noch höher, sie überspült dich und sie dringt nun ein in mich. Ich spüre das Wasser, wie es mich einhüllt und wegnimmt. Ich vergesse das Atmen und werde panisch. Ich bin allein im Element. Im Kosmos. Es wird meine letzte Minute sein. Ich gehe unter. Die Luft, mir fehlt die Luft. Es drückt auf die Lunge... Ich treibe einer Auflösung entgegen....
Da wache ich auf im schönsten, strahlendsten Blau. 

Montag, 8. Juni 2015

Gesellschaftsschlauch

Das Leben ist wie ein Schlauch, durch den du gehst, es gibt immer die forschen 20Jährigen, die abgestandenen 30Jährigen, die leicht resignierten 40er, die drüberstehenden 50er, die unternehmungslustigen Alten und die geriatrischen Pflegefälle, es gibt diejenigen, die Ziele haben und sie rücksichtslos verfolgen (auch wenn sie stets das Gegenteil behaupten) und es gibt die Soften Korrekten, Flexiblen, Nachgiebigen, die Suchenden. Das Personal wird permanent und unmerklich ausgetauscht, die Gesellschaft ist statisch, - nur du (und deine Verwandten, Freunde, Bekannten, alle, die du identifizieren kannst...) wirst älter, sonst ist immer alles gleich (außer ein paar Normen und Werte, Strukturen und Muster, - aber das ist etwas anderes....), die Leute gehen hinten raus aus dem Schlauch, ohne dass es die anderen merken, sie gehen ab, treten ab, sie sterben, werden ersetzt durch andere, - da ist scheinbar nichts besonderes, du putschst dich hoch, versuchst zu erwachen, versuchst, zu dir zu kommen, dich zu erkennnen, du versuchst, eine Art Substanz zu suchen, nicht nur bewusstlos durchzugehen, hindurchzugleiten durch den Schlauch, der "Gesellschaft" heißt.......

Sonntag, 7. Juni 2015

Adieu Winnetou

Pierre Brice ist tot. So hieß es gestern in den News. Er wurde in tausend Bildern gezeigt, wie er einst bei Horst Wendlandt oder Atze Brauner den Film-Winnetou machte, wie er ihn sehr viel später in Bad Segeberg freilufttheatralisch wieder aufnahm und wie er als alter Mann immer noch glaubhaft den Schönling geben konnte. Sagenhaft. Auch seine zahlreichen Affären waren nicht verschwiegen. Es werden wohl Trophäen seiner Wirkung gewesen sein. Er wurde überwiegend als reale Person gewürdigt. Klaro. Mir freilich hat sich sein Winnetou-Bild von damals für immer mit der Karl May-Figur des Winnetou verbunden. Dass er Blutsbrüderschaft mit Old Shatterhand geschlossen hatte auf diese elementare Weise, das hat sich mir eingeprägt und war sicherlich einer der Anstöße für mein Interesse für andere Kulturen und später für die Neugier auf ein Weltbild, wie es bei den Indianern des Westens sich entwickelt hatte.Winnetou irrlichterte in meinen Träumen herum und hatte wie selbstverständlich das Gesicht von Pierre Brice. Karl May hatte ja viele Reiseromane geschrieben, in denen er Kara Ben Nemsi und andere markante Figuren auftreten ließ. Das war wahrer als jene Wahrheit, die einem später neugierige Wahrheitsempiriker enthüllten: dass nämlich Karl May nie in diesen Ländern unterwegs war, dass alles „erstunken und erlogen“ war. Aber der Triumph war, dass er seine Phantasie dorthin schickte und uns alle daran teilhaben ließ. Dass es etwas jenseits der Lüge und der Macht des Faktischen gibt. Ernst Bloch hat es einst Utopie genannt. Schillernd verführerisch. Aber auch gefährlich. May hingegen war mit der schieren Illusion zufrieden, so, wie es beispielsweise der Film an und für sich ist.
Doch zurück zu Winnetou und Pierre Brice. Als Brice in Bad Segeberg anheuerte, waren wir alle froh: Winnetou war endlich zu sich selbst zurück gekehrt. Er ließ nicht andere sich selbst spielen. Die Welt war wieder in Ordnung. Völlig unwesentlich, dass damals bei den Dreharbeiten jugoslawische Karstlandschaften den Westen abgegeben hatten. Es war ja ohnehin die Phantasie, die siegte, der Traum, der uns regierte. Das Wilde, Elementare war ein Mythos, der wilde Westen das Abenteuer. Hinzu kam eine Prise unterschwelliger Erotik, denn mit Dahlia Lavi als Indianerin Paloma und Marie Versini als Nscho-Tschi waren ja meist zwei höchst attraktive Damen dabei. Pierre Brice oder Winnetou nahm das alles mit, wie selbstverständlich läufig beiläufig. Eine Zeitlang war es Kult. Bis die handelnden Personen älter wurden und schließlich der Reihe nach starben. Jetzt ist die letzte und wichtigste Person dieses Mythos im realen Leben gestorben. 

Samstag, 6. Juni 2015

Sprüchlein zum Tage

Mir ist ein Bändlein über oder von Johann Wolfgang von Goethe in die Hände gefallen, das für jeden Tag einen anderen Satz, ein Motto oder eine Parole des Dichterfürsten anbietet. Natürlich sind solche Sammlungen bei aller Art von Gläubigen beliebt. Die große Autorität. Die Durchblicker. Den „Spruch zum Tage“. Also was sagt er, der Dichter? „ Alles, was wir treiben und tun, ist ein Abmüden. Wohl dem, der nicht müde wird!“. Als eine Art Aufmunterung empfand ich das nach langer durchwachter Nacht. Wirklich nicht gut geschlafen. Leider werde ich dann während des Tages viel zu oft müde, ich weiß es jetzt schon. Mit Kaffee erst mal diese Bremse bekämpfen, um das Sein kämpfen, denn ich will heute was erleben. Wenn wir aber, aus höherer Warte gesehen, dauernd am Abmüden sind, dann macht das nichts aus, ist geradezu tröstlich. Vielleicht entstehen aus diesem Schleier des Vorbewussten interessante Einfälle, halbbewusste Vorstellungen, verzerrte Wahrnehmungen, über die wir staunen könnten. Meistens aber, jaja, ist da eine lähmende Passivität, die nach Ruhe und Stillstand verlangt. Goethe scheint da auch ein bisschen neidisch auf diejenigen zu sein, die nie müde werden. Ob so etwas mit dem Blutdruck zusammen hängt? Oder eine Veranlagung ist? 
Der Jet Lag zumindest macht alle müde und lätschig. Ich habe es oft mit einem halben und höflich verschämten Seitenblick erlebt. Schlimm ist es, wenn das Individuum morgens sich abschnallt und aus dem Flugzeug geht. Da sind genervte Gesichter, da ist ein Stolpern, ein Abgreifen ohne jede Kontrolle, ein Wanken, lauter in der Luft stehende Wünsche nach Schlaf. Ein einziges offensichtliches Abmüden also. Danach erstehen offenbar wieder lauter fitte und optimistische Menschen, die ihr Abmüden überwunden haben. Oder auch nicht? Die kleinen Minicomputer an der Hand, dort wo früher die Armbanduhr prangte, werden's wohl wissen und die diesbezüglichen Daten (samt ein paar anderen) schnell den Versicherungen und anderen geneigten Institutionen übermitteln. Jemand, der zur Abmüdung neigt, der neigt auch zum Autounfall, - oder?. Oder zu anderen unkontrollierbaren Fehlleistungen. Der bedient irgendetwas falsch. Der versteht ein Gadget miss. Ein Tool. Der weiß zu wenig damit umzugehen. Die Hypothese muss überprüft werden. Danach freilich gibt’s Rabatte für diejenigen, die nicht so schnell müde werden, die nicht abmüden. So ist Goethe heute zu verstehen. Vielleicht. 

Freitag, 5. Juni 2015

Mutti & Zwerge (2)

Mutti als eine der sieben Zwerge hinter den sieben Bergen in Bayern. Sollen sie doch ihr doofes Spiel spielen in ihrer Inszenierung!! – wenn nur das viele Geld nicht wäre! Im öffentlichen Raum wird von mehr als 300 Millionen geredet (es können auch ein paar Millionen mehr sein!). „So viel kostet heutzutage halt die Sicherheit. Das Wichtige ist aber, dass man überhaupt miteinander redet..., sonst hätte es ja die Ostpolitik Brandts nie gegeben“, lassen blassierte Alt-Granden der Parteien im Fernsehen verlauten (was ich für eine grenzenlose Arroganz dieser sogenannten „Realpolitiker“ halte...) und zitieren dazu gerne einen ununterbrochen rauchenden Polit-Methusalem. Gipfelfeeling. Häuptlinge unter sich. Die Protestler draußen vor dem Tore spielen dabei auch ihre Protest-Rolle, scheinen nicht einverstanden mit allem (wir sind ja auch nicht mit allem einverstanden, - aber friedlich muss es bleiben, das schon!), das Fernsehen überträgt das Nicht-Spektakel den ganzen Tag. Elmau kann schön sein. Könnte. Ist jetzt eine Polizeifestung. Hubschrauber, Kontrollen, Hundertschaften, das ganze Programm. Die Sicherheit muss gewährleistet sein.
Was könnte man mit 300 Millionen alles machen!? Aber die Deutschen in all ihrer Einheit spielen das Spiel halt mit, glauben an Mutti, der in Wirklichkeit langsam die Realität zwischen den Fingern zerrinnt. Kriege und Konflikte allüberall. Wasser. Klima. Ethnien. Gier und Begehrlichkeiten. Gesundheit. Chemie- und Biowaffen. TTIP. Exporte. „Gute“ Beziehungen und ein bisschen Gutmenschentum (wenn's gerade passt!). Aber wir müssen froh sein, dass wir da unsere Demokratie haben, - gewiss. Putin ist aus dieser Wirklichkeit rausgegangen, diktiert jetzt die Realitäten per Gewalt. Darf dafür aber nicht dabei sein beim Gipfel (der US-Amerikaner aber sehr wohl, - wie das wohl unlängst im Irak war....? Völkerrecht? Hm.....Franzosen, Italiener, Engländer, Kanadier... niemand hat da Dreck am Stecken!). Aber müssen wir uns deshalb die Realität von den G7-Kaspern vorspielen lassen? Diese Komiker inszenieren sich uns. Das brauchen alle. So funktioniert halt die Welt, - sagen Realpolitiker. Ist das der Preis?

Donnerstag, 4. Juni 2015

Geburtstag

Angelina Jolie und Miss Piggy werden 40!! Das ist natürlich ein Ereignis. Das muss man unbedingt wissen. Bei beiden gibt es die Ebene darunter (oder darüber?!). Und viel Vertrauen in die Zukunft! Kann man ja was machen daran! Selber schuld, wenn nicht. Miss Piggy sagt "Schönheit liegt im Auge des Betrachters!".  Gratulation! Auf die nächsten 40!!!

Paris

Paris

Mittwoch, 3. Juni 2015

Krähen und Menschen

Krähen sollen Menschen angegriffen haben. So lautete die Nachricht letzte Woche. Sollen auf menschlichen Köpfen herum getanzt sein und sich auch sonst agressiv benommen haben. Die Moderatorin fühlte sich da gleich an Alfred Hitchcocks Film „Die Vögel“ erinnert. Schließlich muss herausgekommen sein, dass die Krähen Junge hatten und deshalb etwas aufgekratzt reagiert haben. Nun ja, das ist im Tierreich nicht gerade selten und soll auch unter Menschen vorkommen. Die Brut ist heilig, basta. Ist's ein Reflex oder ist etwas Erlerntes dran? Der Mensch misst seine Mitgeschöpfe doch so gerne an ihrer Intelligenz. Selbstbewusstsein, Instrumentengebrauch, Religion, Kunst, Sprache. Der Mensch als Krone der Schöpfung. Nun ja, Krähen sollen sich in Dialekten regelrecht unterhalten. Einen lauten Dialekt haben sie für die Signalwirkung im Rudel. Einen leisen innerhalb der Familie. Dabei sollen sie sich soziale Erfahrungen mitteilen und sie weitertragen, so Wissenschaftler: Kennzeichen der menschlichen Kultur, so dachte man früher. Denkste. Nur die intelligentesten Lebewesen verfügen über derartig ausgefeilte Sprachfertigkeiten. Die Krähen sind dabei. Dabei gleicht auch ihr Entwicklungsprozess vom Jungtier zum Erwachsenen dem des Menschen. Sie lernen in sehr kurzer Zeit alles über ihre Welt. Beobachten und Lernen ist ein wichtiger Faktor bei der kognitiven Entwicklung einer Krähe. 
Krähen können dazu bis zu 5 Jahren bei ihren Eltern bleiben. Richtige Erziehung braucht Zeit. Man muss nicht nur wissen, wer der andere ist, sondern man muss sich auch daran erinnern, wann man den andern zuletzt gesehen hat und wie er zu anderen gestanden ist, wie er zu mir gestanden ist. Soziales Verhalten erfordert die Fähigkeit zu lernen und sich an das Gelernte zu erinnern. Krähen können das. Wissenschaftlich bewiesen. Ein Bildschirm mit zwei Berührungsfeldern: einer legt Nahrung frei, ein anderer erzeugt einen roten Bildschirm. Die Vögel lernen sehr schnell und wählen die richtige Möglichkeit aus. Und dann erscheinen Bilder/Symbole, die sie noch nie gesehen hat. Sie muss nun schlussfolgern, welches die Belohnung bringt. Auch das schafft sie spielend. Die Fähigkeit, andern ein Wissen zuzuschreiben: „Theory of mind“. Was ich selbst davon weiß, was andere wissen und erfahren haben. Sich ineinander hineinversetzen. Eine typische soziale Fähigkeit, die Krähen auch drauf haben sollen. Wissenschaftlich untersucht. Durch Spielen lernt man, auf unerwartete Dinge zu reagieren. Krähen integrieren das in ihr Dasein. Sie machen fortwährend Erfahrungen, die sie für sich auswerten. Sie gebrauchen Instrumente, setzen sie auch indirekt ein, wissen damit umzugehen. Es würde noch so viele Dinge geben, die es zu erzählen lohnte. Seltsame Tiere, nichtwahr? Große Intelligenz und Fähigkeiten. Würde man ihnen nicht zutrauen. Wir sollten vielleicht sie und ihre Welt ein bisschen mehr akzeptieren und tolerieren. Wir könnten vielleicht sogar von ihnen lernen.  

Montag, 1. Juni 2015

Ernährungszeitgeistmoral

Habe das Buch „Don't go Veggie – 75 Fakten zum vegetarischen Wahn“ von Udo Pollmer, Georg Keckl und Klaus Alfs überflogen und einen Beitrag dazu im Fernsehen gesehen. Mir ist das Buch sympathisch, weil es unerschrocken und unangepasst gegen den Stachel des Zeitgeists löckt. Es setzt sich mit dem guten Gewissen des Bio-Biedermeiers auseinander, dass kein Tier für die eigene Nahrung sterben müsse und keine Landbaufläche verschleudert würde. Was ist das wert, fragen die Autoren. Wir ziehen hier ein paar prägnante Thesen heraus. Beim Verzehr würde kein Antibiotikum mitgeschluckt, wie es beim Fleisch der Fall wäre, so die erste These. Ach. Veganer und Vegetarier sind für Pollmer Anhänger einer neuen Religion. Der Lebensmittelchemiker und Ernährungswissenschaftler will diese Glaubenssätze erschüttern. Unser Fleischhunger sei gigantisch und habe jedes Maß verloren, so die gängige Behauptung. „Der Konsum von Fleisch ist über die Jahre zurück gegangen. Beträgt er heute 60 kg pro Jahr und betrug er noch vor 25 Jahren 66 kg, war der Verbrauch im Spätmittelalter 100 kg. Wird Agrarfläche verschwendet? Wird es als Weideland für Tierfutter missbraucht, während doch Nahrung für Menschen darauf angebaut werden könnte? Nach Angaben der Welternährungsorganisation, so Pollmer, seien nur etwa 60 % der Agraranbaufläche dafür geeignet, um tierische Produkte zu erzeugen und Tiere darauf zu halten. Wenn wir das nicht nutzen würden, so hätten wir nicht mehr, sondern weniger Nahrung.Was ist mit Soja als Tierfutter, für den in Südamerika ganze Wälder gerodet werden? Schuld daran ist laut Pollmer nicht das Tierfutter, sondern der Biosprit, der hier produziert wird. E 10 tanken vernichtet mehr Wald, als Fleisch essen. Antibiotika im Fleisch? Die sollen doch für resistente Keime beim Menschen sorgen? „Die Resistenzen bei Antibiotika sind ein Problem. Das Erstaunliche ist aber, dass in Ställen diese Antibiotika noch funktionieren. In den Krankenhäusern funktionieren sie nicht“, so Pollmer. Harter Stoff. Bedenkenswert. Sicher nicht als Generalausrede brauchbar. Aber ein Bremsklotz gegenüber den gängigen Behauptungen. Bleibt das ethische Argument. Gegen die heutige Form der Massentierhaltung.