Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 31. Dezember 2017

Für ein Land.....

Ich wundere mich, dass hier alles so gut zu gehen scheint, angesichts all dieser gescheiterten Großprojekte wie etwa der „Großflughafen“ BER (ein „Running Gaga“ in allen Kabarettprogrammen...), wie etwa der Bahnhof Stuttgart 2, der es mit seinen ökologischen Risiken und ständigen finanziellen Kostensteigerungen ja auch zu mindestens europaweiter Bekanntheit geschafft hat, dazu dieser Dieselskandal, der samt seinen kartellrechtlichen und rechtlichen Auswirkungen die Industriepolitik dieses Landes äußerst ungünstig überstrahlt, die kostenexplodierte Elbphilharmonie samt dem Radikalversagen beim als eine Art Kindergeburtstag abgehaltenen „Gipfeltreffen“ G20, denen vollmundige Versprechungen eines Oberbürgermeisters vorausgegangen waren, dem eine Zukunft nachgesagt wurde, nach all den Vernebelungen im Falle eines Anis Amri, die sehr peinlich von fehlenden Empathiebezeigungen der Mächtigen begleitet wurde, die katastrophale Inbetriebnahme der „neuen“ ICE-Strecke von Berlin nach München, deren Züge bis heute oft verspätet sind, die Feststellung der OECD, dass Deutschland in seine Bildung im Vergleich der Industriestaaten „unterdurchschnittlich“ investiere, die Tatsache, dass sich die wichtigsten Potentaten dieses Landes von einem türkischen Staatschef nach Belieben mit Nazi-Vergleichen beleidigen lassen...usw. Oberwichtige Leute aus der Politik aber wollen sich das Land „nicht schlechtreden lassen“ und gehen gerne in die nächste, monatelange Sondierung. Mit all den Mächtigen teilen sie den von der Merkel-CDU im Wahlkrampf eingesetzten Wahlspruch „für ein Land, in dem wir gut und gerne leben.......“  

Samstag, 30. Dezember 2017

Wahrnehmungsroutinen

Ja klar ist der Mensch ein Gewohnheitstier. Er nimmt sich Vorsätze vor, aber ganz sicher und bestimmt...und handelt dann wieder ganz anders...aus Gewohnheiten heraus. Aber vielleicht können wir uns einen Moment heraus reißen aus gewohnten Betrachtungsweisen, können wahrnehmen, dass es ein Glück ist, die Verhältnisse um einen herum einigermaßen wach wahrzunehmen. Frei von größeren akuten Schmerzen sein, das deutet auf ein gewisses Maß an Gesundheit hin. Auch das erscheint einem über einen gewissen Zeitraum selbstverständlich, - solange man nichts anderes wahrgenommen hat, mit nichts anderem konfrontiert war. Wer aber jemals Schmerzen hatte, sich einem Verdacht auf eine gravierende Krankheit ausgesetzt sah und dadurch sich separiert sah, von der „Normalität“ und den mit ihr verbundenen Selbstverständlichkeiten. Wer das an engen Angehörigen und Freunden miterlebt, mitgemacht hat, wird Dankbarkeit empfinden, egal, welcher Schuh einen aktuell drückt. Die Wahrnehmung ist es, die Ablenkung durch Gegebenheiten, die die meisten hindert. Unser Glück mit anderen teilen, sein Echo in uns selbst zu empfinden, mag die Wirkung verstärken. Daraus Kraft zu beziehen, auch gegenüber Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, dazu sollten wir uns durchringen, sofern das geht..... 

Freitag, 29. Dezember 2017

Im Krankenhaus

Ja, als ich damals von jetzt auf nachher krank war. Als das erkannt wurde und die Operation schon für den Morgen des nächsten Tages angesetzt war. Als sie alle versuchten, dir Mut zuzusprechen: "Wird schon wieder....". Plötzlich warst du Opfer, sahst dich einer Macht gegenüber, die ihre Pranken nach dir ausgestreckt hatte. Nichts davon gewusst. Und jetzt lagst du plötzlich in einem typischen Krankenhauszimmer. Hilfe, wie bin ich hierher gekommen? Plötzlich ein Ausgestoßener sein, in dieser Gesellschaft der Sorglosen: wie funktioniert das? Immerhin waren die Ärzte auf meiner Seite und die Pfleger auch. Der Notstand war noch nicht so ausgeprägt wie heute.
Ich war ja froh gewesen über den Besuch, den so viele mir abstatteten. Aber da war immer wieder diese Erfahrung: die Anderen und Du. Diese Trennlinie. Sie kamen, um dich zu bedauern, sie kamen von außen, sie verstärkten dein Gefühl, in dir selbst gefangen, alleine zu sein….. Sie schlossen die Türe von außen und du warst sehr alleine mit dem Blick aus dem Fenster… dabei schienen sie keine Ahnung zu haben, wie zerbrechlich diese Trennlinie zwischen den "Normalen" und "Unnormalen", zwischen den Gesunden und Kranken ist. 
Verdammt, wer hat mich hier angenagelt? Die Pfleger schenkten dir tatsächlich ein bisschen Menschlichkeit, wir sprachen miteinander und du denkst gerne an sie zurück … Sie machten ihre Sache mehr als gut. Du hattest diese Krankheit, die die meisten nicht einmal auszusprechen wagten und die damals noch als unheilbar galt. Igitt! Du warst einerseits aufgehoben in den vielen Besuchen, die freilich letztlich alle unverbindlich waren. Sie waren alle froh, wenn sie die Türe von außen zumachen konnten und sie zu „den Anderen“ gehörten… Du warst damals noch recht gut „vernetzt“…. Die Freundesclique hatte sich noch nicht aufgelöst.... Du hattest auch noch nicht die Brüchigkeit solcher Freundesbünde erfahren.  

Mittwoch, 27. Dezember 2017

Daily Verpackungswahn

Ich muss natürlich, wie so oft, den Müll wegbringen. Diesmal habe ich selbst sehr viel zu seiner riesigen Masse beigetragen, d.h. Vieles in dem Mülleimer ging zuvor durch meine Hände. Jetzt steckt wahnsinnig viel Verpackungsmaterial darin, was mich ärgert. Muss so etwas sein? Könnte man nicht eine gewisse Kreativität darauf richten, so etwas zu vermeiden? Oder dient es in erster Linie gewissen Logistik- und Profitinteressen? Wie bei so vielem, muss ich sagen: ich weiß es nicht. 
Was ich aber weiß: Ich werde von hinten angefressen, und zwar am Geldbeutel. Das geht wohl knapp am Gangstertum vorbei und man nennt es „Freie Marktwirtschaft“. Eine heilige Kuh in Deutschland. "Wettbewerb". Da muss man mitmachen. Es nützt nichts, Dinge beim Namen zu nennen. Bewehrt sind solche Verpackungsmethoden mit kompletten Lehrstühlen, die Rechtfertigungen und Argumente liefern, die also als Thinktank für solche Methoden agieren. Es sei notwendig, - und zwar aus diesem...und jenem Grunde. Doch wo geht diese ganze Masse hin, nachdem sie von den Abfallentsorgern möglichst billig und - wie die FDP sagen würde - effizient abgeholt worden ist? Ob in dieser Verpackung auch Energie steckt, die einfach wegzuwerfen oder zu vernichten falsch ist? Wieder sprudeln Argumente aus dem Thinktank....... Es sind ganz einfache Fragen, die sich einem stellen und für die man – wenn überhaupt! Und nur auf dringendes Verlangen! - mit komplexen Aussagen beworfen wird. 

Freitag, 22. Dezember 2017

Blume bei uns (Foto)

Blume bei uns

Gestolperte Lügen

Lachhaft, völlig lachhaft, diese „Schwalbe“ von diesem „Trainer“ vorgestern (geht mir die ganze Zeit durch den Kopf...!). Es hat ihn hingehauen. Weil der Abwehrspieler der gegnerischen Mannschaft ihn umgerannt hat. So sollen wir glauben. Er hat das noch aus seiner aktiven Zeit als Spieler verinnerlicht. Es ist seine zweite Natur geworden. Es ist ein Automatismus, dieses Betrügen, dieses „So-tun-als-ob“. Vorspielen, dass man zu Falle gebracht würde. Den anderen etwas vorspielen. Etwas dafür kriegen. Einen Freistoß oder sowas. Jämmerlich, sich so zum Affen zu machen! In diesem Moment hat sich das Zeige-Geschäft selbst enttarnt! Es wurde etwas plötzlich offensichtlich! Die Pose des Lügens. Dieses „Man kann's ja mal versuchen...“, das gerade bei Fußballern so beliebt zu sein scheint. Ehrlichkeit? Was für ein altmodisches Wort! Eher ein Etikett, das nicht so gemeint ist. Verantwortung? Dafür gilt wohl dasselbe. 

Donnerstag, 21. Dezember 2017

Schopi über den Tod (9)

In der Tat ist die Todesfurcht von aller Erkenntniß unabhängig: denn das Thier hat sie, obwohl es den Tod nicht kennt. Alles, was geboren wird, bringt sie schon mit auf die Welt. Diese Todesfurcht a priori ist aber eben nur die Kehrseite des Willens zum Leben, welcher wir alle ja sind. Daher ist jedem Thiere, wie die Sorge für seine Erhaltung, so die Furcht vor seiner Zerstörung angeboren. : diese also, und nicht das bloße Vermeiden des Schmerzes, ist es, was sich in der ängstlichen Behutsamkeit zeigt, mit der das Thier sich und noch mehr seine Brut vor jedem, der gefährlich werden könnte, sicher zu stellen versucht. Warum flieht das Thier, zittert und sucht sich zu verbergen? Weil es lauter Wille zum Leben, als solcher aber dem Tode verfallen ist und Zeit gewinnen möchte. Eben so ist, von Natur, der Mensch. Das größte der Uebel, das schlimmste, was überall gedroht werden kann, ist der Tod, die größte Angst Todesangst.

Mittwoch, 20. Dezember 2017

Tomorrow you will be XXL (MP3)

Tomorrow you will be XXL

Empathie on the Rocks

Ich schäme mich für meine Regierung. Leute, die eben mal mit einem Federstrich ein paar Milliarden vergeben, lassen für jedes Todesopfer auf dem Berliner Breitscheidplatz 10 000 Euro auszahlen. Und das, nachdem klar geworden ist, dass der Staat und seine Institutionen eklatant versagt haben in dieser Sache. Eklatant!, - was keinerlei personelle Konsequenzen nach sich gezogen hat. Die Regierungschefin kondoliert über ein ganzes Jahr hin nicht mal, machte aber unmittelbar danach ein betroffenes Gesicht (und jetzt auch wieder...), wie sie es immer bei solchen Gelegenheiten macht. Sehr routiniert und professionell, das! Und die Berliner Behörden fordern passend dazu jetzt die Angehörigen der Todesopfer auf, nur ja die billigsten Verkehrsmittel zur Fahrt zur Trauerfeier zu benutzen, Taxis beispielsweise würden nicht bezahlt. Man will im Boden versinken angesichts solcher „Bescheide“. Empathie ist ein Basisthema hier in diesem Blog. Dies ist ein Beispiel für radikales Versagen. Die Aufmerksamkeit aller scheint sich immer mehr auf wirtschaftlichen Erfolg zu zentrieren, unabhängig davon, ob sich andere Menschen dafür aufopfern müssen. Wenigstens wirtschaftlichen Erfolg, so höre ich schon diejenigen seufzen, die davon profitieren. Aber es ist ja alles so gut hier, wir lassen uns nichts schlecht reden. Auch nicht eine gesichts- und empathielose Gesellschaft, in der die Häuptlinge etwas nicht mal gut vorzuspielen vermögen. 

Montag, 18. Dezember 2017

Auf dem Weg ins Nichts (Lyrik)

Du tippst das Nichts an
gehst mit ihm um
fühlst dich ihm fern und nah
Du erschrickst und weißt nicht
weißt, dass Du nichts weißt
und bist darüber nicht erfreut


es greift dich herb an
und du kommst ihm näher
im Vergehen liegt die Welt
Du kennst all diese Sprüche
Vermutungen, Meinungen
Weißes Rauschen allüberall


Du schreibst Worte
die es nicht umfassen
Du gebierst Bilder
die es nicht treffen
Du findest Vergleiche
die nicht stimmen


Ich stecke den Finger ins Dasein
und es riecht nach Nichts
Nichts ist mehr sicher,
kein Gesang, kein gar nichts,

es ist alles nur noch - „Rauschen”. 

(Buranmann)

Sonntag, 17. Dezember 2017

Das Göttliche, das Suchen (1)

Sich selbst finden. Achtsamkeit in sich entdecken, das klingt jetzt sehr modisch. Zeitgeistig halt. Wer wollte das nicht? Das Göttliche in uns finden. Wenn es schon keinen Gott mehr gibt! In der Ruhe und Entledigung all dieser Scheinvorstellungen. Sich kein Bild mehr davon machen, was größer als wir selbst ist. Das Paradies? Muss das sein? Was ist das Nichts? Nichts tun, was jemand anderes schaden könnte. Hohe Moral, aber es kann das Zusammenleben und das gemeinsame Suchen leichter machen. Vielleicht. Muss das alles sein? Regeln, Verbote? Es scheint etwas sehr Menschliches zu sein und einem Bedürfnis zu entsprechen, dass der Befolgung von außen kommender Vorschriften das Heil zuspricht. Auch das Paradies oder das ewige Leben. Gibt es eine Angst vor dem Tod, die als Motivation für Religionen wirken könnte? Nun ja, die Geschichte ist voll davon.... Ist Meditation das Loslassen der Welt als Befreiung? 
Blöd nur, das es dazu auf dieser Welt noch andere Voraussetzungen geben muss. Die Verhältnisse, die sind leider so. Weltfremdheit wurde mir bewusst, Lächerlichkeit. "Die andere Ebene" rückt für mich dadurch immer mehr in die Ferne. Sich selbst finden? Ja, im besten Falle. Aber wann tritt der beste Fall wirklich ein? Das „Göttliche“ in mir selbst finden. Ja, es ist in mir, möglicherweise. Manche haben es den "göttlichen Funken" genannt. Aber wie kann ich ihm besser näher kommen? Mit meinen bescheidenen Möglichkeiten? Mit meinem „heißen Bemühen“ nur? Hingabe? Es stark wollen, - oder gar nichts wollen? Überhaupt erscheint es mir immer fragwürdiger, sich ein Bild vom Göttlichen zu machen und sich ihm mit irdisch geprägten Vorstellungen nähern zu wollen. Das stimmt nicht mit meinen Vorstellungen darüber überein, dass es etwas Größeres ist, etwas, was über unseren Geist hinaus geht. Welche Anmaßungen, unseren Geist und seine Möglichkeiten, ja, überhaupt den Menschen absolut zu setzen! Vielleicht gibt es ja eine Ahnung davon, was darüber hinaus geht? Nur das. Der Atheismus war für mich nicht nur deswegen auch niemals eine Lösung, ein Ziel. Für mich.

Donnerstag, 14. Dezember 2017

Zeit, Identität, Suche

Es gilt wohl, ganz im Augenblick zu leben, aber auch gleichzeitig „integrativ“ zu leben: d.h. die Vergangenheit immer wieder herein holen ins eigene Leben, zu einem einzigen zu verschmelzen, das man sich neu (!) erschließt und das (ein Bewusstsein dafür entwickelt, geworden und durch die Verhältnisse, durch die Vergangenheit geformt zu sein...., sich dafür interessieren und es neu für sich erschließen... durch eine veränderte Perspektive es „hereinholen“...) geworden ist. Die Selbstreferenz (unter anderem Besuche an den Orten der Vergangenheit, - aber auch in Tagebuchstudien) ist für mich ein Beleg und Antrieb dafür, mich selbst zu suchen..... Ich „verwende“ dazu Bruch- und Fundstücke, um Unverbundenes zusammenzusetzen, es als Teil eines Selbst begreifen..... eine Linie des Insgesamt finden..... in meiner Person. Es gilt, sie sich mir bewusster zu machen, ihr durch Anregungen und emotionale Antriebe näher zu kommen, dort, wo sie, diese Person, „durch die Zeit geschlittert“ ist...... ich will einen höheren Grad an Identität gewinnen. Auch ein Bewusstsein für das kollektive Moment ist wohl dabei zu gewinnen. Neu begreifen: Das Geworfensein in Rollen, in soziale Muster, in räumliche und andere Determinationen, in die Zeit und ihre eigenen Begriffsmuster. Meine Perspektive als „geworden“ begreifen. Begreifen, dass man Einflüssen ausgesetzt war. Seine eigene Historie berühren. Vergangenheit besser „bewältigen“. 

Mittwoch, 13. Dezember 2017

Das Leben am Fluss

Das Leben hat an und für sich nur Nachteile“ soll der Schriftsteller Thomas Bernhard gesagt haben. Klar, der Mann war unverbesserlicher Pessimist. So etwas ist ja heutzutage nahezu verboten, obwohl die Zweifel überall sägen. Jemand stirbt, das Leben aber geht ungerührt weiter, so als sei nichts gewesen. Menschen scheiden aus, gehen ab, die einen gehen, andere kommen, es ist ein Fluss, - den man zumindest erkennen und anschließend wahrhaben sollte. Wohin gehen wir, woher sind wir gekommen? Da ist ein Fluss, der uns scheinbar von solchen Fragen wegreißt. Ablenkungen, Betäubungen, das „wahre Leben“, die Aktivität an sich..... usw. Die Begründungen stehen alle billig bereit. Wir fallen, wir werden weniger, wir.... wen juckt's? Das allgemein gültige Bild der Wirklichkeit suggeriert uns, als habe all das keine Gültigkeit, als gelte nur das unmittelbar geführte Leben..... Die Parolen wurden schon früh ausgegeben: „Sei du selbst, alle anderen sind schon besetzt“, soll Oscar Wilde gesagt haben. Es ist der Satz der Selbstverwirklichung und der Selbstoptimierung, den so viele Menschen derzeit anbeten. Ob wir Angst haben vor der Zukunft? „Die ungeheuerliche Kränkung, die das Leben ist“ hat die Schriffstellerin Ingeborg Bachmann einst fabuliert. Auch sie, der wertvolle und oft zitierte Mensch, musste irgendwann sterben, - wenn auch unter spektakulären Verhältnissen. Lauter Wichtigs........ 

Dienstag, 12. Dezember 2017

Gerechtigkeit, was ist das?

Martin Schulz und sein „Gerechtigkeitswahlkampf“ für die SPD: alles erledigt? Verliererthema? Ob er das jetzt in die GroKo-Verhandlungen einbringt? In welcher Form? Was soll überhaupt „Gerechtigkeit“ sein? Das, was manche Sozen darunter verstehen wollen? Ich höre sie schon, die Meinungen dazu, die durch die Luft schwirren, idiologisch aufgeladen, versteht sich. Und dann noch etwas: Deutschland ist nicht nur im Aufschwung, sondern sogar im Boom. Die Wachstumsraten sind hoch, die Arbeitslosenzahlen (scheinbar) reduziert. Die Stimmung in den Unternehmen ist gut, der Exportwirtschaft floriert, die Konsumausgaben steigen.
Wenn bloß das nicht wäre: 40 % der Leute verdienen nicht mehr als vor 20 Jahren. In Deutschland sind 16 Millionen Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das bedeutet: Jeder Fünfte in Deutschland ist von Armut bedroht. Wow! Die durchschnittliche wirtschaftliche Lage sagt womöglich nicht viel darüber aus, wie es einzelnen Menschen geht. Wenn einer 100 verdient und der andere 1, wäre das Mittel 50. Ob das etwas aussagt? Womöglich etwas über „Gerechtigkeit“? Ob das etwas mit der Situation der Alleinerziehenden und der Kinder zu tun hat? Ob es etwas über die Wohnsituation in den Städten und die dramatische Landflucht sagt? Steuern und Abgaben sollen mal wieder entlastet werden, am besten so, dass es den Armen nutzt. Die Begründung des Solidaritätszuschlags ist inzwischen entfallen. Also sollte er abgeschafft werden. So oder so. Aber vielleicht nicht so, dass das nur den Reichen nützt..... wie dann? Sich eine passende Regelung zu überlegen, wäre Aufgabe der Politik. Dass viele Erwerbstätige in Deutschland inzwischen arm sind, liegt wohl auch daran, dass sie vielleicht einen oder mehrere Jobs haben, die aber in Teilzeit oder im Niedriglohnsektor verankert sind. Sie können davon nur schwer leben. Fast 2,7 Millionen Arbeitnehmer gehen in Deutschland offenbar noch einem Mini-Job nach. Das bedeutet, dass mehr Wohlstand nicht zwingend weniger Armut bedeutet. Jamaika ist vorbei. Doch die Fakten bleiben. 

Sonntag, 10. Dezember 2017

Demokratie als Idee und Realität

Demokratie und Mitbestimmung haben mit dem Buchdruck zu tun und den sich daraus ergebenden Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten. Lesen und schreiben zu können wurde etwas, was nicht nur auf die Eliten (meist der Klerus) beschränkt war. Es entstand eine Debattenkultur (nicht nur der Kundigen, sondern auch der Informierten) und die Notwendigkeit zur sofortigen Entscheidung bestimmter Dinge rückte mehr in den Hintergrund. Es entstand auch die Möglichkeit zur Reflektion, zum Nachdenken über bestimmte Problemstellungen. Die unmittelbare Anwesenheit, wie etwa in der Antike, beschränkte sich nun immer mehr auf eine eher symbolische, wahrgenommen durch Repräsentanten.
In heutigen System einer repräsentativen Demokratie jedoch steckt die Annahme, dass Parlamentarismus nur etwas für fachkundige Abgeordnete einer repräsentativen Demokratie sei, die angesichts komplexer Problemstellungen meist den Rat von „Experten“ hinzuziehen sollten. Dass diese „Experten“ inzwischen aber meist Lobbyisten und Drahtzieher mächtiger Interessen sind, macht die gegenwärtige Problemlage mit aus. Es scheint die Wirtschaft mit ihren Strippenziehern völlig undemokratisch den Gang der Dinge zu bestimmen (bis hin zu der mittlerweile recht bekannt gewordenen Tatsache, dass solche „Interessenvertreter“ oft Büros in den Ministerien haben und die Gesetzestexte gleich selbst schreiben!) und sehr viel weniger der Souverän, das Volk. Herbei eilen auch sofort riesige Beraterstäbe und Nichtregierungsorganisationen, die mit dem Anspruch größerer Sachkompetenz ausgestattet sind. Wollte „das Volk“ mitbestimmen, sollte es freilich gerade angesichts des immer komplexer werdenden Regelungsbedarfs möglichst informiert und kundig sein. Das kostet Zeit und führt unter Umständen zum Verzicht auf Erwerbschancen. Außerdem sollte es sich nicht durch „Fake-News“, alternative Fakten und ähnliche Phänomene bei der politischen Urteilskraft und Entscheidungsfindung beeinflussen lassen. Ob dies unter den heutigen Bedingungen überhaupt möglich ist, mag Gegenstand einer Auseinandersetzung sein. Die dazu nötigen Zeitopfer vermögen vielleicht auch nur die ökonomisch dazu fähigen Mitglieder einer weitgehend passiven und die Politik nur konsumierenden Gesellschaft aufzubringen. Wo solche Größen wie etwa der Begriff „Verantwortung“ dabei bleiben, in welcher Weise sie etwa einbezogen sind in die Entscheidungsfindung, wo und wie sie greifen, ist eine weitere unbeantwortete Frage.

Samstag, 9. Dezember 2017

Obdachlose im Winter

Ich erinnere mich an die vielen Obdachlosen, denen ich begegnet bin. Auf der Straße schlafen, seinen Horizont im Alkohol ersäufen, sich langsam damit umbringen, das als letzte Fluchtmöglichkeit begreifen, sich als Abfall wahrnehmen und von anderen dauernd so "bewertet" zu werden, wo doch in dieser Gesellschaft alles einen Wert haben muss. Jetzt ist es Winter. Da tauschen Leute Geschenkideen für Weihnachten aus. Bloß nicht zu viel fressen!, dort, wo andere so gut wie gar nichts zu essen haben...... Tagsüber bin ich wie im Tran durch die Stadt gelaufen. Mal in eine Tagesaufenthaltsstätte. Dann in ein Geschäft. Ohne richtige Wärme und Halt. Abfallkübel durchstöbert (jawohl, auch mal im Klischee sein!). Ich sehe durch ihre Augen und habe etwas gegen die Erbarmungslosigkeit dieser Gesellschaft. Natürlich, Alkohol ist nicht gut. Sagt sich leicht aus der Wärme heraus. Dass es als Fluchtmöglichkeit funktioniert, das machen wohlbestallte Leute auch aus den oberen Gesellschaftsschichten vor und schieben noch etwas teures Pulver nach. Moralisch darf man das nicht sehen, so wird einem beschieden. Aber bei den Obdachlosen, da soll man es sehr wohl moralisch sehen......! Nun ja. Geschichten gehört. Nach den materiell Abgesicherten stimmen sie ja alle nicht. Sie, die den „Fake News“ aus ihrer jeweiligen Filterblase so inbrünstig nachhängen. Sie sind schnell fertig, gehen vorbei, vorüber, lassen hinter sich, ignorieren, wollen nichts wissen davon..... Dabei könnten sie auch in eine solche Lage kommen. Scheise. Diejenigen, die Angst vor sozialem Absturz haben, werden ja immer mehr. Sie haben ja auch Anlass genug dafür. Wie weit kann ein solcher Absturz führen. Auch schon mal unters Hartz4-Niveau? Es gäbe kein Elend in dieser Gesellschaft, behaupten ehrgeizige Politikernasen fortwährend. Ein Blick hinaus in die Wirklichkeit sagt anderes......

Freitag, 8. Dezember 2017

Demokratie, neue Ansätze

Das Gefühl, aus der Ferne und nach kaum nachvollziehbaren Kriterien regiert zu werden, ist ein Grund für die Unzufriedenheit Vieler mit dem politischen System. Es breitet sich ein Gefühl aus, das besagt, dass all die Abgeordneten und Minister, die den Einflüsterungen von Lobbyverbänden ausgesetzt sind, ja, dass die gesamte Exekutive nicht mehr die Bevölkerung repräsentiert. Im aktuellen Bundestag mit seinen 709 Abgeordneten gibt es 22% Juristen und 7% Politologen. In der deutschen Bevölkerung aber gibt es nur 0,6 % Juristen und 0,01 % Politologen. Ob das einer repräsentativen Demokratie entspricht? Unmut erzeugt es in jedem Falle. Beispielsweise in Irland wird in dieser Hinsicht radikal experimentiert. Das neu eingeführte Element heißt „Demokratie per Losverfahren“ und wurde schon in klassischen Staatsform der Demokratie der Griechen praktiziert. Der „Rat der 500“, die Volksversammlung und sogar das oberste Gericht wurden durch Los ermittelt. Noch einmal: im alten Griechenland wurden neben den politischen Entscheidern sogar die juristischen Entscheider per Losverfahren ermittelt, alle Ämter wurden auf Zeit zugelost. Beides galt für eine gewisse Zeit. Danach gab es „Neuwahlen“, in diesem Falle „Neubestimmungen“. Politiker sind nicht länger „die da oben“. Es gilt vielmehr ein Verfahren der Teilnahme. Es gibt dort „Bürgerversammlungen“. In ihr geht es durchaus um wichtige Grundsatzfragen und Fragen, die die Allgemeinheit sehr betreffen. Ihre Teilnehmer sind Laien, keine Spezialisten oder „Experten“. Man tauscht in dieser Versammlung Argumente aus, versucht, den Anderen zu verstehen. Man ändert die Meinung, wenn jemand anderes überzeugend war. 99 Iren aller Bevölkerungsschichten machen ein Jahr lang Politik, alle zufällig ausgewählt per Los. Jeder bekommt den ganzen Entscheidungsprozess mit, kann sich ernst genommen fühlen. Wie Gesetzentwürfe zu Gesetzen werden, - hier soll es transparent werden. Statistiken werden gewälzt, Experten werden gehört. Es gibt keine Hinterzimmergespräche, und es wird live ins Netz übertragen. Es wird abgestimmt und der Regierung eine Handlungsempfehlung gegeben. Die Bürger mehr einbinden in den politischen Entscheidungsprozess, ob das eine schlechte Idee ist? Ob das hierzulande, wo noch nicht einmal ein Lobbyregister existiert, auch mal eine Überlegung wert wäre?

Donnerstag, 7. Dezember 2017

Polititikerwechsel

Ich fürchte, dass ich an der Glaubwürdigkeit jener Politiker zweifele, die kurz nach ihrer Wahlniederlage stracks zu einem Privatkonzern wechseln. Pünktlich zum SPD-Parteitag wurde dazu heute wieder eine Meldung zu zwei ehemaligen und nun abgehalfterten Ministerpräsidenten bekannt. Es ist das, was einst mein Weltbild zusammenbrechen ließ und was mir heute einen gewissen Ekel abnötigt: Diese Nähe und die nun plötzlich nicht mehr vorhandene Scheu, sich für gewisse Interessen einspannen zu lassen, ja, sie sogar aktiv zu betreiben. Die ARD-Sendung „Bimbes“ zur einstigen Praxis von Kohl konnte dazu einiges klar machen, wie das Räderwerk (nicht nur) der bundesdeutschen Politik tickt und tickte. Die ach so gepriesenen Grundüberzeugungen scheinen da nur eine Frage des als Salär ausgewiesenen Geldes zu sein. Es wurde bis in die jüngste Vergangenheit hinein sehr eindringlich angeregt, dabei eine gewisse Schamfrist walten zu lassen. Nun ja, nicht mal diese scheint gerade von denen eingehalten zu werden, die vorgeben, sich in der Sonne ihrer ach so humanen „Grundüberzeugungen“ sonnen zu können. Ob so etwas in die Nähe von Heuchelei gerückt werden kann, ob es womöglich sogar eine gewisse Nähe zur Korruption ausdrückt?

Dienstag, 5. Dezember 2017

Machtspielchen

Ich finde es komisch, sehr spooky, dass sich viele Journalisten jetzt dauernd über Regierungsneubildung in Berlin unterhalten und im Fernsehen tausend Interviews dazu führen. Das gibt doch allen scheinwichtigen Köpfen Gelegenheit, sich als wichtig darzustellen. Ihre Eitelkeiten und Machtgier auszuleben..... das ist doch alles Popanz und Inszenierung und dem Grundgedanken von Demokratie nicht würdig! Deutschland will doch weit vorne sein, jetzt immer noch, da überall die demokratischen Wälle zu brechen scheinen und die USA einen Hampelmann als Präsidenten gewählt haben! Aus den Reihen der Zivilgesellschaft, aus den nicht von Regierungen bestimmten Interessen müssen da die Impulse kommen. Doch das gegenwärtige Interesse macht sich am Persönlichen fest! 
An was denn sonst?, sagen Journalisten, die das alte Spiel dauernd weiter betreiben wollen und in Wirklichkeit auch ein wenig das Spiel der Autokraten zu betreiben scheinen. Im Absolutismus und im ersten Teil des zwanzigsten Jahrhunderts, so scheint es mir, waren Köpfe wichtig. Jetzt. Im Zeitalter omnipräsenter Transparenz, sollte sich die Demokratie weiter entwickelt haben, auch wenn derzeit ein paar besonders lächerliche Autokraten das Gegenteil davon versuchen und das "Volk" ihnen dabei brav zu folgen scheint. Es sollte ein Impuls in diese Richtung gegeben werden. Stattdessen gibt es Formulierungen wie „Das Zeug dazu haben“ usw. Es scheint eine Phase zu sein, die in die falsche Richtung führt.....

Sonntag, 3. Dezember 2017

Mit deinen blauen Augen... (Heinrich Heine, Lyrik)

Mit deinen blauen Augen
siehst du mich lieblich an,
da wird mir so träumend zu Sinne,
daß ich nicht sprechen kann


An deine blauen Augen
gedenk ich allerwärts;- ein Meer von blauen Gedanken
ergießt sich über mein Herz



(Heinrich Heine)

Samstag, 2. Dezember 2017

Robotix, dein Freund und Helfer?

Dass diese Wesen, die unter dem Stichwort „Künstliche Intelligenz“ oder „Roboter“ bald die Welt bevölkern sollen, uns schlichtweg umbringen könnten, weil sie auf vielen Feldern „leistungsfähiger“ sind, erscheint erst ganz ganz langsam am Horizont. Sicher, es wurde in Wissenschaftsmagazin oder entsprechenden Formaten für Neugierige vor einer solchen Gefahr gewarnt. Dass dies aber sehr schnell ziemlich virulent werden könnte, hat so recht noch niemand auf dem Schirm, ganz besonders nicht die Vertreter einer Politik, die im Zeichen des Neoliberalismus oder der Marktwirtschaft nahezu alles denen überantworten will, die „leistungsfähiger“, „effizient“ oder „erfolgreicher“ sind. Das dies alles im großen Stil auf Cyborgs und Roboterwesen zutreffen könnte, deren Quellcode selbst ihre Erfinder nicht mehr nachvollziehen können, weil ja genau dies in der Absicht einer „Künstlichen Intelligenz“ liegt, das bleibt aus vordergründigen Motiven verborgen und könnte eine große Gefahr bergen. Genauso, wie der Umstand, dass durch solche Wesen der Arbeitsmarkt und seine Funktionswesen für viele Menschen schon bald sich sehr stark ändern könnte. Das in viele Gehirne gehämmerte Stichwort dazu lautet „Arbeitsmarkt 4.0“ oder sickert unter dem Stichwort „Digitalisierung“ in uns ein. Wenn dann noch Chefs von „Unsozialen Netzwerken“ diejenigen als Spielverderber und Schwarzseher beschimpfen, die es sich erlauben, auf solche Gefahren hinzuweisen, dann wird es wirklich gefährlich, - amerikanisch gefärbter Optimismus hin oder her.

Freitag, 1. Dezember 2017

Armut revisited

Martin Schulz und sein erster „Gerechtigkeitswahlkampf“ für die SPD: alles erledigt? Verliererthema? Falsch drauf? Es gehe allen gut, so wird gerne behauptet. Deutschland ist nicht nur im Aufschwung, sondern sogar im Boom. Die Wachstumsraten sind hoch, die Arbeitslosenzahlen (scheinbar) reduziert. Die Stimmung in den Unternehmen ist gut, der Exportwirtschaft floriert, die Konsumausgaben steigen.
Wenn bloß das nicht wäre: in Deutschland sind 16 Millionen Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das bedeutet: jeder Fünfte in Deutschland ist von Armut bedroht. Wow! Die durchschnittliche wirtschaftliche Lage sagt womöglich nicht viel darüber aus, wie es einzelnen Menschen geht. Wenn einer 100 verdient und der andere 1, wäre das Mittel 50. Ob das etwas aussagt? Über die Situation der Alleinerziehenden, der Kinder? Ob es etwas über die Wohnsituation in den Städten und die dramatische Landflucht? Steuern und Abgaben sollen mal wieder entlastet werden, am besten so, dass es den Armen nutzt. Die Begründung des Solidaritätszuschlags ist entfallen. Also sollte er abgeschafft werden. Aber vielleicht nicht so, dass das nur den Reichen nützt..... wie? Sich eine passende Regelung zu überlegen, wäre Aufgabe der Politik. Dass viele Erwerbstätige in Deutschland inzwischen arm sind, liegt daran, dass sie vielleicht einen oder mehrere Jobs haben, die aber in Teilzeit oder im Niedriglohnsektor verankert sind. Sie können davon nur schwer leben. Fast 2,7 Millionen Arbeitnehmer gehen in Deutchland offenbar noch einem Mini-Job nach. Das bedeutet, dass mehr Armut nicht zwingend weniger Armut bedeutet. Jamaika ist vorbei. Doch die Fakten bleiben.