Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 30. April 2023

Dieter Roth (3)

Eine Zeit lang war ich sehr fasziniert von Dieter Roth, dem längst verstorbenen Universal-Künstler. Diese Verweigerungshaltung, dieses Kratzen am Gefälligen (das in dieser Gesellschaft bis heute immer mehr überhand nimmt…), diese scheinbare Verneinung des Egokults (heute „wallfahrten“ die „Fans“ zu jeder seiner Ausstellungen), sein Lob der Vergänglichkeit und des Verfalls, seine dunkle mystische Unverständlichkeit, an die sich die Experten heran zu tasten versuchten, um über beliebigen Denksprüchen dann doch zu scheitern, das alles verbuchte ich positiv. Auch sein Bezug zur Musik und die Anekdoten, die sich daran knüpften, waren mir nahe. Zu negativ, würde die Öffentlichkeit heute in tausend oberschlauen Sendungen konstatieren, zu anarchisch. Dabei ließe er heute noch stutzen: etwa durch das Theaterstück, das aus einem einzigen Wort bestand. Schimmelskulpturen, was ist denn das? Scheise auf Porzellantellern und die Gedichte, die es von ihm unter dem Titel „Scheise“, „Noch mehr Scheise“ oder „Die gesamte Scheise“ gab. Nun, da hört der Spass auf! Unmöglich, das alles! Ein Spass war das alles aber für Roth ohnehin nie. Dieser starke Trinker widersetzte sich der Heuchelei in dieser Welt, die ja heutzutage überall präsent ist. „Bockig“ würde der Schwabe dazu sagen. Widerspenstig. Schimpfer. Tober. Kratzbürste. Verweigerer. Anti-Provokateure, gibt es die heute noch?

Samstag, 29. April 2023

Selbstintegration

Du würdest gerne einmal die Zeit anhalten, festhalten. In dich hinein holen, was du schon einmal gelebt hast. Deshalb bist du so oft zu deinem Geburtsort gefahren. Deine Kindheit in dich herein holen. Ursprung erfahren. Dadurch eine komplettere Persönlichkeit werden. Eine „runde“. Durch dich selbst. Trinkst in letzter Zeit zu viel (was relativ ist...). Ruinierst dich. Ob du das anderen Menschen abgeschaut hast? Der Rausch als Flucht? Vor dir selbst? Als Übersteigerungen dessen, was du gerne fühlen würdest? War schon mal besser da. Die Vorlage trägt nur kurz und bricht dann heftig in sich ein. Es gibt kein Entkommen. Du wiederholst dich, spulst dein Leben intensiver ab. Denkst an das Ende und die Versorgung. Wirst dazu gezwungen, wie zu so vielem. Du hast immer versucht, solche Zwänge zu integrieren und doch integer zu bleiben. Geht das? Schleichend korrumpiert es dich, so dass du es nicht merkst....

Freitag, 28. April 2023

Innovationen

Es wird uns der Begriff „Innovation“ als etwas Unabänderliches verkauft, das im Zeichen des technischen Fortschritts unweigerlich über uns kommen wird. So etwas macht mich misstrauisch. Es scheint nur noch darauf anzukommen, bei der „Innovation“ irgendwie mitmachen zu können, die Mittel dazu zu haben. Klar, die Wirtschaft braucht es. Cleverer als andere sein, heißt da wohl die Devise. Im „Wettbewerb“ besser sein. Diejenigen Länder, in denen ich bisher war, haben das übrigens alle von sich selbst behauptet: dass sie besser seien, „innovativer“, als alle anderen. Aber was ist „innovativ“? Inwiefern steuern wir da mit? Ist unsere Urteilskraft noch gefragt? Was würden die Vertreter einer Aufklärung dazu sagen? Vom Individuum scheint jegliche Verantwortung durch die „digitale Revolution“ auf die Algorhytmen abgewälzt. Die technische Zauberformel wird da noch gesucht, - aber im übrigen: Es wird alles gut! Die Technik wird’s richten. Ursache und Wirkung? Anstelle dessen kann eine Wahrscheinlichkeitsbeziehung treten: Wenn bestimmte Phänomene auftreten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass andere Phänomene auftreten. Haha. Die Zahl der auftretenden Geburten scheint gemeinsam mit der Zahl der auftretenden Störche hochzugehen. Was wohl das eine mit dem anderen zu tun hat?

Donnerstag, 27. April 2023

Gesund?

Was mich empört im „besten Gesundheitssystem der Welt“: ich gehe als vergleichsweise armer Mensch mit einer Erkältung in die Apotheke und muss für die mir empfohlenen Medikamente und Lutschbonbons (sind die überhaupt wirksam?) immer noch fürstliche Zuzahlungen leisten, während neben mir der seinem Limousinen-Dickschiff entstiegene Unternehmer sichtbar ungeduldig und mit den Füßen scharrend wartet. Ob diese Zuzahlungen für ihn genauso viel bedeuten wie für mich? Womit soll ich das bezahlen, was doch meine Gesundheit im besten Gesundheitssystem der Welt (Haha) stützen soll? Da ist ein stattlicher Betrag zusammen gekommen. Was soll ich tun? Aufgeben und einen Antrag stellen? Oder viele? Noch bin ich nicht so weit. Ob das nicht ein bisschen unsozial ist, wenn wir beide dasselbe zahlen müssen? Privat? Das ist natürlich etwas anderes! Natürlich ist in der Apotheke sowieso niemand verantwortlich. Niemand ist für irgendetwas verantwortlich. Alle machen nur, wie ihnen geheißen. Der ungeduldige Mann neben mir ist privat versichert. Also hat er auch schon einen Termin beim Arzt, weil diese doch von Privatpatienten viel besser abgegolten werden. Wer per Kasse versichert ist, hat Pech gehabt, auch wenn er sich bei einer dafür eingerichteten Stelle darüber beschweren darf.

Mittwoch, 26. April 2023

Neugier auf das Andere

Dass Empathie ein äußerst wichtiger Wert für die Weltgesellschaft werden könnte, scheint mir viel zu wenig gesehen zu werden. Dies mag auch im spielerischen Wechsel und Tausch der kulturellen Vorprägungen eine große Rolle spielen. Wir sollten neugierig sein und uns auf „das Andere“ einlassen können - und uns trotzdem der Gefahr bewusst zu sein, die darin liegt, dass andere Überzeugungen oft zu Gewalttätigkeiten führen. Eine solche Gewalt mag auch durch soziale Ausgrenzung bedingt sein. Oder dass Selbstgewissheiten und Identitäten oft daran gehängt werden, wie wehrhaft und angriffslustig man sich gibt. Hier gilt es, unseren „freundlichen“ Standpunkt klar zu machen. Wer an grundsätzlichem Austausch interessiert ist, sollte an dieser Stelle wohl möglichst informiert vorgehen. Auf einer anderen Ebene könnte mit Empathie auch so etwas wie nebeneinander her existierende Paralellgesellschaften verhindert werden. Eine gelungene Durchmischung kultureller Elemente wäre hier vielleicht dagegen zu setzen. Man könnte sowas ja mal ernsthaft versuchen und nicht nur darüber reden. Das mag in unseren Breiten durchaus schon in der Schule beginnen und betrifft alle beteiligten Seiten. Personen könnten dadurch ein Gefühl dafür bekommen, dass es andere soziale Welten mit ihren eigenen Gültigkeiten gibt, als die, aus der man kommt. Und dass so etwas keinesfalls mit einer Abwertung des Anderen zu tun haben muss, ja, dass es bereichernd sein kann. Andere „soziale Welten“? Das ist das, was ich in diesem Blog zu umkreisen versuche. Die „Reise durch andere Welten“ könnte durchaus bereichernd ausfallen und muss garantiert nicht in Gewalt münden.

Montag, 24. April 2023

Labyrinth

Wohin des Wegs? Wohin soll das noch führen? Das geht ja im Kreis. Labyrinthe faszinieren immer noch. In jeder Form. Wie sind sie gestrickt? Was bewirkt ihre Wirkung auf uns? Was sagt beispielsweise die Antike zum Symbol des Labyrinths? Unter anderem bedeutet es Initiation, Einführung in die Welt. Es ist ein Ort des vertraut Werdens mit der Tradition des Stammes und der Selbsterfahrung. Der Weg ins Zentrum ist mühsam und verlangt eine gewisse Reife. Im Zentrum ist der Mensch vollkommen mit sich alleine. Die Umkehr und das Heraustreten bedeuten einen geläuterten Neubeginn. Der Weg!? Wo ist er? Es ist der symbolische Pfad des Lebens: Anfang und Ende, verschlungener Weg und klares Ziel sind in der Form des Labyrinths inbegriffen. Das Leben schafft das Bewusstsein eines Kreislaufs: In alten Kulturen existierte ein Glaube an den ewigen Kreislauf von Leben. Jahreszeiten. Geburt und Tod. Der Weg führt in den Tod und daraufhin in die Wiedergeburt (Umwendung im Zentrum und Ausgang aus dem Labyrinth). Vielleicht. Heraklit sagt: „Der Weg hinab und der Weg hinauf ist derselbe“. Das Labyrinth ist aber auch eine magische Figur, die einen unangreifbar machen soll. Der Feind wird auf den langen und verschlungenen Wegen entmutigt und erschöpft.

Sonntag, 23. April 2023

Zielgerichtete Sprache

Wie überrascht war ich damals, als ich lernen musste, dass es im Journalismus meist nicht darum geht, sich kurz, klar und präzise auszudrücken, sondern dass die hierarchisch abgestufte Zeilenschinderei und ausführliche Selbstdarstellung als probates Mittel gilt, - falls nicht ohnehin sich aus dem Layout ergebende Zeilenvorgaben die Länge eines Artikels bestimmen. Dem zeitschindenden und selbstgefälligen Blabla war also Tür und Tor geöffnet. Die Qualität eines Journalisten wurde leider allzu oft nach seinem „Output“ bemessen, d.h. einer ausführlichen und mit Füllwörtern gespickten Schwafelei. Fremdworte waren zunächst einmal verbannt, gegen am Bearbeitungsgebiet orientierte Anglizismen oder Computersprache sprach allerdings nichts. Die einfließenden Erkenntnisse der Wissenschaft bedeuteten schon damals, dass es hauptsächlich darum gehe, die Aufmerksamkeit jedes Lesers in einem bestimmten Sinne zu (be)nutzen. Dies führte unter anderem dazu, dass gewisse Hierarchen endlos lange Artikel und Sprachpirouetten fabrizierten, um in alter bräsiger Bildungsbürgerlichkeit und selbstgewisser (Be)Deutungsgewissheit zu demonstrieren, wie gut man doch mit Sprache umgehen könne und wie unendlich wichtig man selbst sei. Das oberflächliche und mit "Keywords" gespickte Streifen von Inhalten war dabei wichtiger als das Verstehen. In anschließenden Konferenzen lobte man sich zu oft in voraus eilend beredter Unterwürfigkeit dann gegenseitig dafür, trug ein paar pro-forma-Kontroversen aus und übte sich einer Buckelei den Wichtigs gegenüber. Man pflegte ja auf diese Weise unter anderem jenes „Networking“, das für Journalisten gerade in Zeiten der Personaleinsparung und des Papiermangels so wichtig erscheint. Auch schien der Aufbau von Barrieren rund um die eigene Wahrnehmungsblase und Verstehenskaste, um die internen und gesellschaftlich heraus gehobenen „Versteher“ ein wichtiges Element. Manchen Journalisten scheint das aber auch nichts genutzt zu haben. Sie fielen trotz eines ausgewiesenen Status den „Rationalisierungen“ (d.h. Personaleinsparungen) zum Opfer, mochten sie noch so große und bedeutungsschwangere Artikel abgesondert haben.

Samstag, 22. April 2023

Zeitgeistiges

Obercoole Versteherinnen und Versteher in den Zeitgeistmagazinen und Kulturschauen des Fernsehens schelten die Eliten und ihresgleichen ob ihrer Ignoranz. Wow, - Klugscheiser mit wichtigen Gesichtern. InfluencerInnen. Glatte Schlaumeier. Nachdenken, Vordenken, Überdenken – meist jedoch gar nichts, sondern einfach nur nette Worte als Auslöser. „Sexistisch“, „rassistisch“ , islamophob“, „homophob“ - wer bietet mehr? Sex sells. Noch immer. Die Dummheit ist womöglich einigermaßen gleichmäßig verteilt. Nachhilfeunterricht für die Zurückgebliebenen. In Kritik, - und zwar der richtigen. Chatgbt und andere. Wirklichkeit verschwimmt. Fake, was ist das? Antreten zum Verstehen, Gutmenschen. Apell. Meinungen. Überzeugungen. Überlegenes Getue. Betroffenheit. Kampfsportarten. Soziale Medien. Shitstormsorten. Seltene Sortierungen für den besseren Geschmack. Streiks. Putschversuche. Entlassungen. Freigesetzt in digitale Welten. Arbeitswelt 4.0. Robotergegrinse über Artificial Intelligence, Künstliche Intelligenz (KI). Gen- und andere Manipulationen. Botox. Sillicon Valley-Dreams. Alles wird gut. Positiv sein. Nur das Beste. Nettiquette. Wer ist das Volk? Wir? Wer ist „wir“? Klebearbeiten. Zündeleien führen zu Sprengstoffaktionen. Tote. Polizei. Blaulicht. Lächerliche Spackos. Gewalttätigkeit. Dazwischen zufriedene Politgesichter, die den Platz beim Edel-Italiener schon vorbestellt haben. Abgeordnete. Parteienfunktionäre. Clownsgesicht. Kunstbeflissen. Ach so! Kenner und Könner. Verkaufen wichtige Termine und sich selbst gleich dazu. Korrupte Schwätzer, bestochene Blender. Deppen, man kann es nicht anders nennen. Chauffeure echauffieren sich. Das geht so nicht weiter.

Donnerstag, 20. April 2023

Die Profi-Versteher

Die Gut-Informierten, die Unbestechlichen, die Neugierigen, die mit den Mächtigen dealen: Journalisten neigen oft dazu, ihre eigene, noch immer finanziell gut ausgepolsterte Mittelklasse-Weltsicht, absolut zu setzen. Dabei könnten sie in einer digitalen Welt relativ zuverlässige Mittler zwischen den immer stärker fraktionierten Deutungen sein, könnten einer schweigenden Mehrheit die Relativität ihrer Weltsicht deutlicher machen. Sie glauben gerne, sie täten das ohnehin implizit, indem sie sich immer wieder neu auf verschiedene Perspektiven einlassen. Doch ist dies ihrer mehr oder weniger ausgeprägten Professionalität geschuldet. Was gefragt sei, so glauben sie gerne, sei Orientierung und klare Vorgaben, weniger die Empathie. Überhaupt: Klarheit. In einer unklaren Welt dies zu liefern, ist natürlich schwierig und meist nur mit rhetorischen Tricks zu schaffen. Mit Mimikry und einer gewissen Verstellung, die sich scheinbar einlässt auf die von außen kommenden Erwartungen (Informiertheit, „Auskennen“, „ernsthafte Beschäftigung“... usw.). Vorzugeben, man kenne sich (möglichst überall) aus und sei wegweisender Experte, gehört da zur Berufsrolle. Inbegriffen ist natürlich, man sei der Stellvertreter der Ahnungslosen und der breiten Masse, die ohnehin das Schauspiel von außen zu betrachten verurteilt ist. Also quasi ein populistisches Element. Der Spagat gelingt immer weniger, je unübersichtlicher die Verhältnisse werden. Anmaßende Oberflächlichkeit ist das, was oft dabei herauskommt. Mit „journalistischer Distanz“ wird auch gerne eine gewisse Gleichgültigkeit anderen Welten gegenüber kaschiert. (Ver-)Absolutiert wird andererseits das eigene Herzensanliegen, aus dem heraus sehr Subjektives und Beliebiges abgesondert wird und Fakten nahezu beliebig so lange interpretiert werden, bis sie in die eigene Weltsicht passen. Dies wird gerne mit einem „Liberalismus“ kaschiert und als „Qualitätsjournalismus“ verkauft. All das trägt mehr zur Verwirrung als zur Klarheit bei. Es entsteht ein Biedermeier der Ahnungslosigkeit, in dem ein unprofessioneller Dilettantismus der vergesellschafteten Informationsvermittlung blüht.

Mittwoch, 19. April 2023

ModLaune

Wir wundern uns, wenn uns neben all den kurz abgezappten Trash-Moderatorinnenzwischen, all den eingestreuten Werbe-Clips und dann umgeschaltet schon in aller Frühe eine überschminkte Adlige per TV anstarrt und Mixed Pickles aus der Politik samt anderen Unterhaltsamkeiten moderiert. Diese Dame mit den lieblichen Gesichtszügen hat offenbar im Leben keine Sorgen, verbreitet diese Botschaft öffentlich-rechtlich und mitleidig auf „untere“ Bevölkerungsgruppen zielend unterschwellig in kargen Zeiten, genauso wie an anderer Stelle andere Angehörige des Besitzbürgertums, die mit ökologisch aufgeladenem Führertum ausgestattet aus mit Millionen von Euro wohlabgesicherter Stellung heraus anderen Personen glauben raten zu müssen, wie sie sich zu verhalten hätten. Heuchelei scheint mir hier zur Grundausstattung, zum „Mindset“, zu gehören. Beziehungen, „Network“ sind da eine Selbstverständlichkeit. Die „soziale Komponente“ scheint dabei eine nicht allzu große Rolle zu spielen und ist wohl das, was auch auf höchster Regierungsebene ganz am Ende mit ein paar Floskeln zu regeln sein wird. Es ist dies alles wohl eine Täuschung darüber, was ist. Rhetorisch geschickt werden dazu Versatzstücke des herumliegenden Meinungsschrotts verwandt. Ob beispielsweise das Wort „Klimawandel“ nicht allzu inflationär gebraucht wurde in letzter Zeit? Natürlich ist man für Soziales, "gegen Rassismus, Diskriminierung und Homophobie". Man befleißigt sich an dieser Stelle auch gerne mal des „green washing“, eine Methode, mit der Firmen ihr vorgetäuschtes Umweltbewusstsein zu verkaufen und zu verdecken suchen. Ob man es bestimmten Personen abnimmt, wenn sie Fehlverhalten anderer Personen beklagen? Wer hat die Deutungshohheit über das, was ist? Die Privilegierten? Sind die Personen, die Deutungshohheit beanspruchen, nicht auf allerlei Ausbildungsstätten nicht zu „Führungsaufgaben“ ausgebildet worden und treten nun entsprechend auf? Haben sie es nicht geübt, und sind trainiert dressiert, entsprechend aufzutreten? Sie gehen mit der Wirklichkeit um, fordern und kritisieren, nehmen „die Wissenschaft“ (verkündet die auch wirklich unbezweifelbare Wahrheiten?) dafür in Anspruch. Wer hat das Foto des Papstes im weißen Daunenanzug gesehen? So etwas wäre eine Manipulation der Wirklichkeit, die sich ganz selbstverständlich in unsere Wirklichkeit zu mischen scheint. Ob das alles oder die Idee dahinter neu ist? Wer macht sich die Mühe, die Interessen dahinter erkennen zu wollen?

Montag, 17. April 2023

Valerie (58)

„Soll ich einen Tee machen? Ich habe eine spezielle Sorte da! Sehr anregend!“ „Ich hätte eigentlich nichts dagegen. Was das denn für ein Tee?“ „Den hat mir ein Bekannnter neulich geschenkt. Etwas ganz Spezielles. Wächst in Mexiko, hat ein bisschen die Wirkung von Marihuana, je nachdem, wie viel man davon nimmt. Musst du unbedingt probieren“ „okay, aber dann nicht zu viel. Ich kenne dies Zeug doch nicht!“ Er stellte sich vor, wie man irgendeinem Indio ein paar dreckige Dollars in die Hand gedrückt hatte, für eine Mischung biologisch angebauter Traumkräuter, die an gelangweilte Jet-Setter für feines Geld weiter verkauft wurde, um ihre abgestumpften Nervenende zu kitzeln und ihre Langeweile zu versüßen. Für Otto Normalverbraucher besorgten dies Geschäft ja schon seit langem die Companies, die Konzerne (auf einer ganz ähnlichen Basis: wer haut wen am besten übers Ohr und verdient sich somit etwas...? Man nennt dies Marktwirtschaft). Es war nur auf den Blick so, dass man nicht mit psychedelischen Kräutern handelte, sondern mit Bananen und anderen Dingen des alltäglich erzeugten Bedarfs. Wenn man davon erfuhr, wenn man eine Ahnung davon entwickelte, bedauerte man dies unendlich und versprach, sich dafür einzusetzen, dass sich so etwas ändere. Rasch. Und wirklich gründlich. Nur, das eigene Schäfchen, das wollte man davor noch schnell ins Trockene bringen. Und überhaupt, die Verhältnisse, die sind halt so, dabei konnte man sich ja sogar auf literarisch-moralische Instanzen berufen. Was zählt, ist das, was man daraus macht. So geht kreativer Egoismus.

Sonntag, 16. April 2023

Im Privileg

Vielleicht sind wir solchen Menschen auch schon begegnet, die uns mit ihrer mit „positiver Ausstrahlung“ aufgeladenem Frohsinn gestanden haben, dass sie jetzt und überhaupt die Umweltsau heraushängen, samt Flugzeug, fettem Reisen und Simmingpool und allem, was dazu gehört. Es sind dies Menschen, die oft fliegen, mehr Auto fahren oder deutlich mehr Strom verbrauchen als der Durchschnitt. „Als ich jünger war, hatte ich nicht das Geld“ so hören wir aus gut abgefederter Gleichgültigkeit heraus. „Jetzt habe ich das Geld und die die Zeit dazu. Warum sollte ich mich eigentlich selbst einschränken und nicht an die Orte reisen, an die ich will?“ Es scheint dies ein selbstverständlicher Lebensstil für solche Menschen zu sein, was unseren Zorn und unsere Wut einem Staat gegenüber, der so etwas toleriert, der sich auf Kosten ärmerer Kreise als unfähig demgegenüber verkauft und an manchen Stellen solches Verhalten sogar fördert, nur noch weiter steigert. Diese reichen Leute wollen mit ihrem gigantischen CO2-Fußabdruck nichts zu tun haben und lachen sich eins ab, wenn die Rede darauf kommt. Man ist unter solchen Leuten sogar regelrecht stolz auf einen großen Öko-Fußabdruck und unökologisches Verhalten. Die gängige Rechtfertigungsstrategie verweist da auch gerne mal auf Glück oder auf Verdienst zurück. Urlaub im Ausland beispielsweise könne „Belohnung“ für eigene Anstrengungen bedeuten, für verantwortungsvolles Wirken und große Leistung. Egal, was passiert: Es steht der eigene Genuss, die eigene Wohlfühloase, die möglichst bunte Selbstverwirklichung im Vordergrund. Dies alleine schon, weil man das „verdient“, weil es einem „zusteht“, alleine schon, weil man die Person ist, die man ist. Mit allerlei mehr oder weniger intellektuellen Pirouetten ist man zudem jederzeit bereit, einen solchen Lebensstil zu verteidigen und als logische Konsequenz unseres Wirtschaftssystems zu deuten.

Samstag, 15. April 2023

Privat? Privatjets?

Was macht das mit uns in Schland, wenn wir erfahren, dass eine selbsternannte superreiche Geldelite bei zahlreichen Flügen mit dem Privatjet die Energie für sich wohl im großen Stil vergeudet? Und dabei wohl weitgehend unbehelligt vom Staat ist, der von seinen Bürgern an anderer Stelle wohl einiges (oder auch...ziemlich viel) verlangt? Ob solche Fakten im breiten Ausmaß die Motivation erhöhen, sich ökologisch korrekt zu verhalten? Ob es nicht im Gegenteil dazu geeignet ist, die Politikverdrossenheit zu erhöhen? Nicht umsonst gelten private Jets als besonders umweltschädlich. Die Fakten: Durchschnittlich alle neun Minuten hob in Deutschland 2022 ein Privatjet ab, insgesamt waren es 58.424 Flüge, nahezu doppelt so viele wie im Jahr zuvor – ein nationaler Negativrekord. Zwischen Düsseldorf und Essen pendelt eine S-Bahn, die A52 bietet eine direkte Autoverbindung der beiden Ruhrpott-Metropolen. Dennoch flogen Privatjets die rund 30 Kilometer lange Strecke im vergangenen Jahr mehr als ein Dutzend Mal und brachten dabei 53 Kilogramm CO2 pro Kilometer auf die Waage. Insgesamt brachten die Elite-Reisenden hierzulande es so zuletzt auf rund 209.000 Tonnen CO2. Geht man von der Klimabelastung aus, die die Luftverkehrsbranche selbst einräumt, entspricht das fast zehn Prozent der Gesamtemissionen des Sektors. Und das, obwohl Privatjet-Passagiere nur einen winzigen Anteil aller Fluggäste ausmachen. Wieso eigentlich scheint die Regierung solche Fakten zu ignorieren? Ob sie sich selbst wohl der Klasse dieser energievergeudenden Oberwichtigs zuzählt? Immerhin wurde vor einiger Zeit das mir relativ groß erscheinende und damals nicht funktionstüchtige Regierungsflugzeug vorgeführt. Ein Kennzeichen dieser vermögenden Flieger scheint ja im Bewusstsein der eigenen Wichtigkeit solche Flüge in großer Selbstverständlichkeit für sich in Anspruch zu nehmen. Z.b. schreibt t-online: Trotz ihrer vergleichsweise hohen Wirkung auf die Erderhitzung gilt für Privatjets: Die Politik drückt beide Augen zu – in der Klimapolitik spielen sie quasi keine Rolle. Die kleinen Flieger in Privatbesitz genießen großzügige Ausnahmen: Vom Emissionshandel der EU, dem sogenannten EU-ETS, sind sie ebenso ausgenommen wie vorerst auch von der Steuer auf Flugbenzin, die von der EU vorgesehen ist. Stattdessen zielt die Kerosinsteuer vor allem auf Passagiermaschinen ab, die innereuropäische Linienverbindungen bedienen.

Freitag, 14. April 2023

Mein Blog

Dies hier ist kein Journalismus! Alleine schon, weil ich keine Namen nenne. Allein schon dies würde zu rechtlichen Auseinandersetzungen führen, für die ich mich nicht gerüstet sehe. Also versuche ich, im Allgemeinen zu bleiben, lasse mich aber durch aktuelle Ereignisse durchaus inspirieren. Apropos Aktualität: Ich verspüre hier keinerlei Aktualitätsdruck oder Auflagendruck, da alles, was hier geschrieben wird, von mir selbst stammt und ich bisher keine Rendite erwirtschaften muss. Und ja, ich habe Angst vor juristischen Auseiandersetzungen. Juristen agieren überall im Interesse von Interessen. Und besetzen oder besitzen Parlamente. Vor Gerichten gibt es allenfalls „Deals“, wenn nicht ohnehin alles und jedes verjährt ist (auf Eigentumsdelikte scheint immerhin noch ganz besonders geachtet zu werden, sie scheinen sakrosankt….) und selbst auf gröbste Verstöße hin nahezu nichts passiert, weil das Rechtswesen zu seiner Selbstrechtfertigung sich als überlastet darstellen lässt. Auch interessieren mich hier im Blog gewisse Strukturen, das Allgemeine, das hinter dem Einzelnen steht. Namen, Firmen und Individuen sind mir in diesem Zusammenhang (!!) oft scheisegal! Dies macht einen Unterschied zum klassischen Journalismus aus, der überall Ross und Reiter nennen sollte. Namen, Firmen und Individuen sind ja meist nur Rädchen in einem bestimmten Getriebe, einem System, das mich interessiert, in gesellschaftlichen Zusammenhängen, Strukturen und Abläufen, die verschiedene Menschen unterschiedlich betreffen. Wenn deren Bedeutung etwas heraus ragt, widme ich mit einigermaßen „rechtssicheren“ und anonymisierenden Formulierungen (wichtig!) gerne auch ihnen!

Mittwoch, 12. April 2023

Heimat - was soll das sein?

Wieso der Begriff „Heimat“ immer wieder mit Enge, Eingeschränktheit und dem privaten Glück im Kleinen vermengt wird? Wenn „Heimat“ sich verschließt gegenüber einer Andersartigkeit, dann wird sie zu etwas Engem dort, wo sie auch weit sein könnte. Sie könnte großzügig offen sein und sich gleichzeitig bewahren. Sie könnte soziale Dimensionen und gesellschaftliche Entwicklungen aufnehmen und sich damit selbst erkennen. Sie könnte dieses oft zitierte „Geworfensein“ akzeptieren und an sich selbst wahrnehmen. Sie könnte an sich erkennen, das wir auch ein Produkt unserer Sozialistion sind, die doch stark von dem beeinflusst ist, was „Heimat“ bedeutet. Sie könnte erkennen, dass wir auf der ganzen Welt gewisse Probleme haben, die uns einen. Sie könnte erkennen, das eine beispiellose gesellschaftliche Polarisation statt gefunden hat, die sich in unserer „Heimat“ auf eigene Weise abbildet. Sie könnte erkennen, das wir auf der ganzen Welt Menschen sind und doch unseren konkreten Lebensbedingungen und Lebenswelten, Sinnwelten ausgeliefert sind. Dass sich dadurch eine eigene und eigenständige Ebene der Solidarität und des Verbundenseins ergeben kann. Mit dem Lauf der ganzen Welt. Dass nicht alles der von Politikern so gern beschworene „Strukturwandel“ mit sich bringt, der zudem viel zu oft auf den technologischen und ökonomischen Wandel beschränkt wird.

Montag, 10. April 2023

Wer werden wir sein?

Was, wenn die Spezies Mensch nicht mehr existiert? Die Menschheit wird aussterben. Verglühen in der Hitze, wie vor ihr schon andere Spezies. Was ist denn daran so schlimm? Stimmt, wir werden noch nicht mit dabei sein. Mühsam wird man uns über die Schwelle tragen. Aber andere werden kein Wasser mehr haben oder – im Meer untergehen. Sie werden ihre Vorfahren verfluchen, die Konferenzen und Zusammenkünfte abgehalten haben, die zuletzt zu nichts geführt haben werden (so wie jetzt die „Klimakonferenz in Sharm-el-Sheik“). Staatschefs, Häuptlinge und Wichtigs aller Kontinente werden sich nicht geeinigt oder geeinigt haben auf Ziele, die sie nicht umgesetzt haben werden. Die Quittung wird nach erbitterten Verteilungskämpfen die Bevölkerung auf der Erde tragen müssen, die Reichsten derer werden sich rechtzeitig zu anderen Planeten aufmachen. Ob die Menschheit die Kurve gekriegt haben wird? Die Zeichen dafür stehen nicht gerade sehr günstig. Die meisten Menschen sind ohnehin unfähig, über eine gemeinsame Zukunft nachzudenken, der Prozess der Anpassung an die Technologie geht zudem noch zu langsam. Auf zerstörerisches Potential wird nicht rechtzeitig reagiert, die soziale Erosion wird schleichend verlaufen. Diejenigen, die es sich leisten können, werden versuchen zu fliehen, abzuhauen. Ob sie die Kurve noch kriegen? Ob es sich darüber nachzudenken lohnt, dass es nicht unbedingt schade wäre, wenn der Mensch aussterben würde? Ach unsere Kinder und Enkel? Sind auch nur ein Teil des Ganzen, das untergehen wird. Sie hinterlassen einen massiven CO2-Fußabdruck und werden aussterben. So verlief die Evolution, so verlief die biblische Geschichte.....

Luxuspersonen

Ich höre, dass jemand hierarchisch Prominentes aus einer Sendeanstalt des Öffentlich Rechtlichen Rundfunks jetzt vor Gericht um eine Pension von etwa 18 000 Euro/per Monat streitet. Und das, obwohl diese Person bereits eines äußerst dekadenten Lebensstils mit u.a. Luxuslimousinen samt Massagesitz auf Kosten des Steuerzahlers längst überführt worden ist. Ob da im Rechtssystem etwas nicht so passt? Oder ob die „Ansprüche“ einer bestimmten Klientel mittels einer Armada schwarzer Anzüge und Kostüme geschützt werden sollen? Jedenfalls bin ich sprachlos ob solcher Verhältnisse, in denen sich gewisse Personen offenbar so inszenieren können, dass der derzeit herrschende Rechtsstaat kein Mittel dagegen findet/finden will, weil ja rechtlich alles gesichert unterschrieben und beglaubigt ist. Ob in solche „Verhältnisse“ nicht so etwas wie mehr Licht (Goethe) fallen sollte? Was ist das für eine Klasse von Menschen, die glaubt, derart und so auf Kosten ihrer Mitmenschen leben zu sollen? Denen derart der Kamm geschwollen ist? Die sich wahrscheinlich in der Klasse jener Menschen wohlfühlen, die im Bewusstsein ihrer „Wichtigkeit“ für sich nur noch Privatjets nutzt (abseits aller massiven Umweltschädigung!) Diese Leute inszenieren ihren Selbstwert nach Belieben, während andere Menschen trotz aller „Fürsorge“ des Sozialstaats nicht wissen, wie sie durch den Monat kommen sollen.

Samstag, 8. April 2023

Meinungen

Wie kommen wir der Wirklichkeit bei? Wer analysiert, wird gerne mal ein bisschen verleumdet und als „negativ“ verschrien, „Negative Menschen“: „wenn wir uns mit ihnen umgeben, schaden wir uns selbst“. Habe ich gelesen. Problem: das Etikett „negativ“ kann jeder allen anhängen. Kritik erscheint oft negativ zu sein. Ist es ein Ausweg, Kritik zu meiden? Wenn aber gewisse Dinge so sind, wie sie sind? Wenn unser Urteil negativ ausfällt? Nicht mehr äußern, damit wir positiver „rüber kommen“? Bloß mit niemand darüber reden, damit man nicht als sich dauernd wiederholender Trauerkloß wirkt? Wie, das schadet unserer Seele und unserem Körper? Ob die Ursachen uns auch schaden? Das, über was kommuniziert wird? Ob manche Elemente unserer Umwelt durchaus negativ sind und ob es nicht so etwas wie eine befreiende Wirkung hat, wenn wir über das mit anderen Menschen kommunizieren, die direkt oder indirekt denselben Einflüssen ausgesetzt sind? Wenn wir uns darüber einig sind? Über die Folgen können wir dann ja immer noch verschiedener Meinung sein. Jaja, es sind nicht immer „die anderen“. Manchmal sind wir selbst es. Ist doch klar. Wenn wir einigermaßen reif sind, dann denken wir das immer mit. Selbstverständlich. Wer dauernd das Gegenteil unterstellt, unterschätzt sein Gegenüber. Die Welt ist schön, wir müssen das nur erkennen. Der Auseinandersetzung mit solchen Sprüchen hilft die Lektüre von Aldous Huxleys 1932 erschienenes Buch „Schöne Neue Welt“ etwas auf die Sprünge.

Mittwoch, 5. April 2023

Wie es ist

"So weilt Alles nur einen Augenblick und eilt dem Tode zu. Die Pflanze und das Insekt sterben am Ende des Sommers, das Thier, der Mensch, nach wenig Jahren: der Tod mäht unermüdlich. Desungeachtet aber, ja, als ob dem ganz und gar nicht so wäre, ist jederzeit Alles da und an Ort und Stelle, eben als wenn Alles unvergänglich wäre. Jederzeit grünt und blüht die Pflanze, schwirrt das Insekt, steht Thier und Mensch in unverwüstlicher Jugend da, und die schon tausend Mal genossenen Kirschen haben wir jeden Sommer wieder vor uns. Auch die Völker stehen da, als unsterbliche Individuen; wenn sie gleich bisweilen die Namen wechseln; sogar ist ihr Thun, Treiben und Leiden allezeit das selbe; wenn gleich die Geschichte stets etwas Anderes zu erzählen vorgiebt: denn diese ist wie das Kaleidoskop, welches bei jeder Wendung eine neue Konfiguration zeigt, während wir eigentlich immer das Selbe vor Augen haben. Was also dringt sich unwiderstehlicher auf, als der Gedanke, daß jenes Entstehen und Vergehen nicht das eigentliche Wesen der Dinge treffe, sondern dieses davon unberührt bleibe, also unvergänglich sei, daher denn Alles und Jedes, was daseyn will, wirklich fortwährend und ohne Ende da ist. Demgemäß sind in jedem gegebenen Zeitpunkt alle Thiergeschlechter, von der Mücke bis zum Elephanten, vollzählig beisammen. Sie haben sich bereits viel Tausend Mal erneuert und sind dabei die selben geblieben. Sie wissen nicht von Andern ihres Gleichen, die vor ihnen gelebt, oder nach ihnen leben werden: die Gattung ist es, die allezeit lebt, und, im Bewußtseyn der Unvergänglichkeit derselben und ihrer Identität mit ihr, sind die Individuen da und wohlgemuth. Der Wille zum Leben erscheint sich in endloser Gegenwart; weil diese die Form des Lebens der Gattung ist, welche daher nicht altert, sondern immer jung bleibt. Der Tod ist für sie, was der Schlaf für das Individuum, oder was für das Auge das Winken ist, an dessen Abwesenheit die Indischen Götter erkannt werden, wenn sie in Menschengestalt erscheinen. Wie durch den Eintritt der Nacht die Welt verschwindet, dabei jedoch keinen Augenblick zu seyn aufhört; eben so scheinbar vergeht Mensch und Thier durch den Tod, und eben so ungestört besteht dabei ihr wahres Wesen fort. Nun denke man sich jenen Wechsel von Tod und Geburt in unendlich schnellen Vibrationen, und man hat die beharrliche Objektivation des Willens, die bleibenden Ideen der Wesen vor sich, fest stehend, wie der Regenbogen auf dem Wasserfall. Dies ist die zeitliche Unsterblichkeit. In Folge derselben ist, trotz Jahrtausenden des Todes und der Verwesung, noch nichts verloren gegangen, kein Atom der Materie, noch weniger etwas von dem innern Wesen, welches als die Natur sich darstellt. Demnach können wir jeden Augenblick wohlgemuth ausrufen: "Trotz Zeit, Tod und Verwesung, sind wir noch Alle beisammen!" (zu finden in: Artur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung)

Dienstag, 4. April 2023

Der rechte Weg

Streit um den rechten Weg! Oberste Bestimmer des Glaubens! Ich stehe relativ fassungslos den religiösen Konflikten unserer Zeit gegenüber. Dieser Absolutheitsanspruch ist schon seltsam! Man muss nicht unbedingt an die Aufklärung und Lessings „Nathan der Weise“ denken, um es relativ vernünftig zu finden, dass jeder Mensch sich nach seinen Vorstellungen ausrichten können muss und dann sein gedeihliches Auskommen mit Andersgläubigen finden könnte. Das Wichtige wäre nur, eine gemeinsame spirituelle Basis empfinden zu können und vielleicht sogar darüber kommunizieren zu können. Diese Basis könnte besagen: 1.) Es gibt etwas Größeres als den Menschen. 2.) Es gibt etwas, was jenseits der ökonomischen „Verwertbarkeit“ liegt und dem Menschen (jedem! Auch dem „Ungläubigen“!!) eine Würde gibt. Es könnte auch gut sein, dass die Gesellschaft, in die ich mehr oder weniger per Zufall hineingeboren werde, mich auch religiös weitgehend bestimmt hat. An dieser Stelle könnte es sehr förderlich sein, sich über die eigene Religion hinaus über andere Weltansichten zu informieren, sie auch ein Stück weit an mich heran zu lassen, um so feststellen zu können, dass sie aus ihrer Warte ihre „Antworten“ auf allgemeine menschliche Fragen versuchen. Kirche jedoch, als Institution der kollektiven Religionsausübung, neigt zu hierarchischen Strukturen und einer Dogmatik, die derartig in Stein gemeißelt gar nicht ist. Sie macht ein Angebot (jeweils beruhend auf „Offenbarungen“, die aber jeweils überliefert sind...), das keinesfalls absolut gilt, auch wenn sie abseits aller Menschenrechte ihre Strukturen und die (Macht-)strukturen um sie herum dies immer wieder zu suggerieren scheinen. Wir alle sind Suchende und tragen eine Ahnung in uns. Das ist das Verbindende. Das eint uns.

Samstag, 1. April 2023

Ein gutes Leben suchen

Man blickt zurück und wird sich bewusst, dass man sich lange Zeit viel zu billig verkauft hat. Teilweise war es einem damals, auf Zeithöhe, bewusst, doch war einem die Sache wichtiger, die man bearbeitet hat. Außerdem musste man durch die Tage kommen, man war auf bestimmte Dinge und ein finanzielles Überleben angewiesen. Das alles ging auf Kosten der Lebensqualität. Man konnte keine nachhaltigen sozialen Kontakte pflegen, indem man nämlich wegen der "spontanen" Einsätze (damals ähnlich der "Leiharbeiter") keinerlei Termine wahrnehmen konnte. Man hatte nie Zeit, denn seine Zeit hatte man ja verkauft, man hielt sich verfügbar. Dadurch war man dauernd in einem Stress, den man niemanden so recht erklären konnte. Es war nämlich ein Stress, der sich aus Bedingungen von Arbeit ergeben kann und für den man in bestimmten Arbeitsbedingungen der Vereinzelung letztlich selbst verantwortlich sein soll. Ob das richtig war? Genau über solche Dinge scheinen jetzt „junge Leute“ unter dem Stichwort „Quiet quittening“ nachzudenken und eine bessere „Work-Life-Balance“ anzustreben. Jenes Getriebensein, jener Stress und jene Hetze vermeiden, die nur bestimmten Arbeitgebern nutzt, von denen man ausgebeutet wird. Es mag auch um Vermeidung von Ungeduld gehen, darum, nicht dem Diktat der sich fortwährend steigernden Geschwindigkeit zu unterliegen, dem Rhythmus des gesellschaftlichen Getriebes, das einem den Fortgang seines Lebens zu diktieren scheint. Ob man bestimmten Dingen einfach die Zeit lassen muss, die sie braucht? Ja klar, man kann die Zeit stauchen. Aber das passiert nicht umsonst. In Wirklichkeit geht es darum, eine begrenzte Lebenszeit sinnvoll zu verbringen. Ein „gutes Leben“ zu führen, Welt menschlich erfahren. Nicht nur „auf das Alter“ angewiesen zu sein, man sollte das Leben schon für sich davor erlernen. Vielleicht könnten das Erfahrungen in der Natur sein, Erfahrungen mit Menschen, die nicht so zu verschieben sind, ohne dass sie eines Tages nicht mehr möglich sind. Doch solche Zeit und Zeiten sind in unserer Gesellschaft sehr ungleich verteilt. Ob es darum geht, Arbeitszeiten besser zu verteilen, so dass die, die auf bestimmte finanzielle Erträge angewiesen und von ihnen abhängig sind, kürzer arbeiten, während andere, die ihre Selbsterfüllung und Selbstverwirklichung in ihrer Arbeit des „Gestaltens“ finden, mehr arbeiten müssten?