Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 31. August 2018

Klares Wasser (Text)

KLARES WASSER

Suche:
nach dem klaren Wasser
aus dem ich trinken kann
in dem ich den Grund sehen kann
eintauchen, einsinken...
mich treiben lassen
ohne Angst
dies Wasser,
das mich trägt
ohne Fragen
das wirklich ist
weich ich es fühlen, trinken,
hören, sehen kann.......
Wo?


(ub in den achtziger Jahren)

Donnerstag, 30. August 2018

Öffentliche Erkenntnisstrategien


Meiner Meinung nach ist unsere politische Kultur von folgenden Strategien beherrscht, deren Auswirkungen wir derzeit auf vielerlei Arten spüren: Schönreden, aussitzen, wegmoderieren, weglächeln, abwiegeln, abbügeln, wegducken, sich der Verantwortung entziehen.....Aktuelle Beispiele gibt es leider zuhauf. Es wird solches Verhalten gerne als „professionell“ gedeutet. Die gezielte Beeinflussung des öffentlichen Raumes ist Ausweis der Kompetenz geworden und ernährt zahlreiche Nutznießer. PR-Berater, Pessesprecher, Vorstandssprecher geben sich gerne dafür her, die Meinung ihrer Auftraggeber kundzutun. Es resultieren daraus offenbar zahlreiche Vorgänge der jüngsten Vergangenheit. Niemand glaubt mehr etwas, wobei „Vertrauen“ so etwas wie ein konstitutives Element dieser Demokratie wäre. Trump kann mit durchsichtigsten Absichten von seinen „Fake News“ faseln, andere Politiker lassen Veränderungen versprechen und wollen doch nur ruhig stellen. Wollen besänftigen. Aussitzen.... usw. (siehe oben). Rhetorisch die Dinge drehen, in ihrem Sinne darstellen usw. Das Erstaunliche dabei ist, dass es viel zu oft funktioniert, dass man angesichts dessen fassungslos ist und empört. Dass viele unserer Mitmenschen einfachste Lösungen bevorzugen, auch dort, wo eine differenzierte Analyse vonnöten wäre.

Mittwoch, 29. August 2018

Paradoxe Zeitreisen (2)

Das zuletzt genannte Paradoxon einigermaßen in rationaler Erkenntnis aufzulösen, hat sich der Kosmologe Stephen Hawking in Richtung von gedachten Reisen in die Vergangenheit aufgegeben. Er behauptet: Ein solches und zuvor voraus gesetztes Wurmloch kann eigentlich nicht existieren. Der Grund dafür ist die Rückkopplung. Der schrille Ton. Er wird durch die Kabel übertragen und durch die Verstärker lauter gemacht. Schließlich kommt er aus den Lautsprechern. Wenn zuviel Klang aus den Lautsprechern zurück ins Mikrophon gespeist wird, entsteht eine Endlosschleife, die immer lauter wird. Wenn keiner die Rückkopplung stoppt, kann sie alles an der Anlage zerstören. Dasselbe würde mit einem Wurmloch passieren, nur mit Strahlungen anstatt mit Klang. Sobald sich das Wurmloch ausdehnt, dringt natürliche Strahlung ein und eine Endlosschleife entsteht. Die Rückkopplung würde so stark werden, dass sie das Wurmloch zerstört. Obwohl solche kleinen Wurmlöcher vielleicht sogar bestehen und eines Tages möglicherweise sogar erweitert werden können, werden sie nicht lange genug bestehen, um sie für Zeitreisen zu nutzen.

Dienstag, 28. August 2018

Paradoxe Zeitreisen

Zukünftige Zeitreisen? Ob's jemals möglich werden wird? Wieso haben wir noch immer keine Gäste aus der Zukunft? Per „Wurmlochzeitmaschine? Die Ursache könnte ein generelles Problem von Zeitreisen sein: Sie führen zu unauflösbaren Widersprüchen. Paradoxien. Stephen Hawking führt ein „Pardoxon der Wissenschaftlers“ auf: Stellen wir uns vor, es sei dem Wissenschaftler gelungen, ein „Wurmloch“ zu konstruieren, also einen Zeittunnel, der eine Minute lang in die Vergangenheit führt. Eine solche „kleine“ Zeitreise kann aber schon große Probleme verursachen. Durch das Wurmloch könnte der Forscher sich selbst sehen, wie er vor einer Minute war. Was passiert, wenn der Forscher das Wurmloch benutzt, um sein früheres Selbst zu erschießen? Er ist dann tot. Erschossen. Wer hat nun den Schuss abgegeben? Hm. Dies Paradoxon ergibt erst mal keinen Sinn

Sonntag, 26. August 2018

Herausforderungen

Wir sind Menschen, die Fehler machen, die begrenzte Wesen sind, die endliche Wesen sind, die nicht alles im Griff haben und manchmal nur probieren, solange, bis etwas klappt. Der größte Fehler ist, zu glauben, man habe alles im Griff. Genau das scheint aber das Prinzip zu sein, nach dem die Gesellschaft gegenwärtig lebt. Es scheint geradezu verboten zu sein, auf negative Entwicklungen, auf Fehlentwicklungen, auf Probleme und Missfunktionen aufmerksam zu machen. Es scheint für viele Menschen keine Probleme mehr zu geben, sondern nur noch Herausforderungen. Deshalb scheint dies Wort auch eine Art Modewort geworden zu sein, dessen sich der Zeitgeist bei nahezu jeder Talkshow bedient. Es triumphiert das Denken und die Einstellung, dass alles irgendwie zu schaffen sei. Auch die diesem Geist entsprechende Ratgeberliteratur, die rät, negative Gedanken einfach abzuschütteln oder erst gar nicht zu denken, entspricht dieser Einstellung. Es scheint das verlogenste der verlogenen Lächeln über allem zu liegen. Ob die Wirklichkeit so ist, ob diese Aufforderung nicht einfach darauf abzielt, die hässliche Wirklichkeit mit allen unschönen Aspekten einfach zu verleugnen? Es werden ganze Agenturen damit befasst, einen Drang zur Verschönerung, zur Behübschung der Wirklichkeit zu erzeugen. Die politischen und gesellschaftlichen Folgen solcher Einstellungen sind gegenwärtig ganz besonders virulent. Ein prominenter Präsident pusht sogar nicht nur die Behübschung der Realität, sondern ihre vollkommene Leugnung, ihre Versenkung in dem, was wir nicht wollen. Blöd nur, dass sie von dorther immer wieder auftaucht und dass solche „Probleme“ so nicht zu lösen sind, auch wenn wir sie zuvor zu „Herausforderungen“ degeneriert haben.

Samstag, 25. August 2018

Unübersichtlichkeit (1)

Klar ist: alle haben zu allem eine Meinung. Aber sie suchen gleichzeitig nach Orientierung, nach der klaren Trennlinie zwischen Schwarz und Weiß, sie suchen nach dem, was wahr (!) ist. Dabei spielen auch Ängste eine Rolle. Etwas nicht mitzukriegen, was spielentscheidend ist. An dieser Stelle wird man schnell empfänglich für Verschwörungstheorien. Diese wollen einem erklären, was hinter den Kulissen wirklich abläuft. Ob das unter anderem auch eine Folge davon ist, dass wir oft genug von staatlichen Institutionen falsch informiert und "beruhigt" worden sind? Es bilden sich auch Ängste vor einer Realität, die einen womöglich sozial blitzschnell abrutschen lässt... Eine Realität, die Fremdes und Fremde zu bieten hat, das Uneinheitliche, Wilde. Nicht nur an dieser Stelle wird gerne nach „Experten“ gerufen. Diejenigen, die sich stellvertretend für uns mit einer Sache intensiver beschäftigen. Blöd nur, dass diese „Experten“ auch ihrem eigenen Interesse und ihren eigenen Erkenntnismöglichkeiten unterliegen. Dass sie als Lobbyisten oft genug Einfluss nehmen, im Sinne derer, die sie bezahlen. 
Doch diese "Experten" können für uns auch Kontrollverlust bedeuten. Wir wollen Eindeutigkeiten, nicht Vieldeutigkeiten. Wir wollen sie wissen. Wir wollen ES wissen. Uns plagt eine tiefe Sehnsucht danach. Es muss doch für nahezu alles einen Sinn und eine Verantwortung geben! Blöd nur, dass die heutige Wirklichkeit viele solcher Vieldeutigkeiten und Ungewissheiten (auch in Bezug auf die „Verantwortung“) auf uns bringt. Wie damit umgehen? Angesichtes solcher Verhältnisse könnte so mancher Mitmensch auf die Idee kommen, sein Ego neu erfinden zu wollen (ein gängiger Gesprächsstoff und fast schon zur Redewendung geworden). Es ist dies ja aus den auch hier nachgezeichneten Gründen ein Modethema geworden und hat viele Dimensionen. Wir könnten auf diese Weise ( in einer "Neuerfindung" des Egos) bei der sogenannten und viel beschworenen „Globalisierung“ vielleicht besser dabei sein. Mitreden, dabei sein ist alles, - wirklich? Diese „Globalisierung“ scheint ohnehin nicht mehr zu beherrschen zu sein und überspült uns auf mannigfache Weise alle. Sie scheint die Welt zu prägen und bringt auch diese autoritären Politikstile hervor, die scheinbare Antworten geben. Es geht um das, was die Soziologie „Komplexitätsreduktion“ nennt. Vereinfachungen, die das Leben leichter machen wollen, indem sie die Unübersichtlichkeit reduzieren. 

Freitag, 24. August 2018

Seele des Lebens (Georg Trakl)


Seele des Lebens
Verfall, der weich das Laub umdüstert,
Es wohnt im Wald sein weites Schweigen.
Bald scheint ein Dorf sich geisterhaft zu neigen.
Der Schwester Mund in schwarzen Zweigen flüstert.
Der Einsame wird bald entgleiten,
Vielleicht ein Hirt auf dunklen Pfaden.
Ein Tier tritt leise aus den Baumarkaden,
Indes die Lider sich vor Gottheit weiten.
Der blaue Fluß rinnt schön hinunter,
Gewölke sich am Abend zeigen;
Die Seele auch in engelhaftem Schweigen.
Vergängliche Gebilde gehen unter.

Donnerstag, 23. August 2018

Heißer Sommer


Heißer Sommer? Extreme Dürre? Ohne Regen? Schlichtere Gemüter scheinen zu jubeln, obwohl das in diesem Jahr seit 2010 der xte „Jahrhundertsommer“ war. Das Klima.....hm, es wandelt sich und wird konkret. Ein paar Politiker schwafeln noch davon, dass es schon immer „Heißzeiten“ gegeben habe. Der Oberpolitiker macht es ja vor und seine ganze Gemeinde auf der rechten politischen Seite macht es ihm nach. Mir kommt eine solche Einschätzung auch schlicht vor. Tatsache ist, dass sich die Bundeskanzlerin vor vielen Jahren im roten Anorak in der Arktis hat ablichten lassen, die Klimaschutzziele lobte und sich als „Klimakanzlerlin“ hat ausrufen lassen. Der Elan scheint nachgelassen zu haben, im neuen Koalitionsvertrag werden die Ziele kurfristig als „nicht erreichbar“ eingestuft. Wenn Deutschland schnell aus der Braunkohle aussteigen würde, so könnten gewisse Klimaziele noch erreicht werden, so rechnen renommierte Institute vor. Und: Besonders die älteren Braunkohlekraftwerke müssten stillgelegt werden. Es werden großartige Reden geschwungen, man sieht und deutet sich weltweit als „Vorreiter“, doch passieren tut außer Preiserhöhungen so gut wie nichts. Gut, es werden im politischen Raum Kommissionen gegründet. „Die Prämisse, unter der die entsprechende Kommission arbeitet, heißt 1. Zukunftschancen... dann die Frage, wann ausgestiegen werden kann....“ sagt die Bundeskanzlerin gewohnt nebulös dazu und mutet dabei etwas mutlos und zögerlich an. Klar, es werden große Klimakonferenzen abgehalten, wo dann nebulöse Ziele als kleinster gemeinsamer Nenner formuliert werden. Eindrücke? Die Menschen fahren jetzt riesige SUVs und werden dabei offenbar auch noch steuerlich unterstützt. Elektrobusse kann die deutsche Automobilindustrie nicht herstellen und sollen aus China bezogen werden. Zu Transporter für die Post ist sie auch nicht in der Lage. Sie hat sich mit ihren diesbezüglichen Wünschen an ein Startupunternehmen aus dem akademischen Umfeld gewandt. Strompreise sind gestiegen und so hoch, wie noch nie. Wissenschaftlich immerhin scheint festzustehen, dass die Erde sich erwärmt und dass der Mensch dazu beiträgt.

Montag, 20. August 2018

Schwarze Schwäne


Von „schwarzen Schwänen“ ist manchmal die Rede. Wobei für die Gebildeten die Rede davon ist, ob die Wahrscheinlichkeit, das unwahrscheinliche Ereignisse eintreten, hoch oder tief ist. Klingt anspruchsvoll? Für solche Erkenntnisse hat sogar ein Typ namens Nassim Nicholas Taleb große Auszeichnungen kassiert. Nun ja, den Alltag hat es unter anderem bei der bisher letzten Explosion eines Kernreaktors berührt. Wie oft hat man uns gesagt, dass die Dinger sicher seien und die Wahrscheinlichkeiten, dass etwas passieren könne, niedrig. Und doch hat es in Tschnernobyl 1986 und in Fukushima 2011 in allerletzter Zeit gleich zwei solcher Ereignisse gegeben. Oder die Finanzkrise und der Börsencrash vor zehn Jahren: So gut wie niemand hatte das auf der Rechnung. Doch es kam über Nacht und viele Leute (natürlich nicht die, die das ausgelöst hatten!) verloren ihren Arbeitsplatz. Was uns das lehrt? „Unwahrscheinliche“ Ereignisse können häufiger eintreten, als wir denken. Das „Unnormale“ ist näher, als man meint. Wir sollten wenig für gewiss halten.

Sonntag, 19. August 2018

Armer Tropf in digitaler Welt

Werbung für Smart Home-Technologien kommen immer mehr auf. Sie sollen einem ganz neue Bequemlichkeiten erlauben, Selbstregulationen per Künstlicher Intelligenz, gesteuert per Smartphone: Licht aus- oder anmachen, Fensterläden klappen, Milch bestellen, Auto anlassen und wärmen, ehe ich einsteige.....usw. Doch wer hat ein großes Heim, kann sich die neuesten digitalen Technologien dafür leisten? Wer kann mit der per Digitalisierung so versprochenen frei gewordenen Kreativität und mit dem Freiraum etwas anfangen? Wir könnten das einüben. Wir könnten lernen, unsere Kreativität für uns selbst nutzen – und nicht nur dafür, den CEO für 20 Firmen gleichzeitig abzugeben, - wie das gewisse Denker des Silicon Valley versprechen. Wir erfahren von neuen Erkenntnissen, die Beeinflussung des amerikanischen Wahlkampfes betreffend. Doch wie steht es dabei um die Quellen solcher Informationen? Welche Rolle wohl Social Bots spielen....?
Ist da eine relativ unabhängige menschliche Quelle oder ein Bot, der unsere Meinung bestätigt?. Fest steht: Amazon/Big Data hört immer mit und entwirft.....beispielsweise Einkaufspläne. Was aber, wenn ich mir diese Einkäufe gar nicht leisten kann oder will? Wenn ich darunter weg klappe? Wenn ich mir kein selbstfahrendes Auto leisten kann? Kein großes Smart Home mit tausend Funktionen?
Ich stelle in meiner Umgebung zunehmend so etwas wie einen Datenfatalismus fest. Quintessenz dessen: „Ich habe eh keinen Einfluss darauf, wer meine Daten nutzt. Ob das ein Geheimdienst oder ein Onlineshop ist..... so what?" Dabei ist alles noch viel raffinierter: Je mehr Daten über einen verfügbar sind, desto besser kann jemand überredet werden. Wenn die Instanz weiß, welche Sites man besucht, wo man politisch steht, was einen in sozialen Medien zum Mitmachen reizt, dann kann Werbung gezielt auf jemand zuschneiden. Was aber, wenn jemand auf eine solche Art der Werbung nicht antworten kann, indem er nämlich nicht die ökonomische Kraft dafür besitzt? Anders gesprochen „indem er nicht die nötige Kohle dafür hat“? Fällt dann jemand heraus, bekommt er ein ausgeklügeltes Kreditangebot - oder wird er Aufsichtsbehörden gemeldet?

Samstag, 18. August 2018

Das Klingeln in meinem Kopf


Ich merke, wie ich zu oft auf eine Art Klingelsignal regiere. Ich höre das plötzlich überall, unvermittelt beim Spülen, beim Machen und Tun. Ich eile dann hin, zu irgendeinem Gerät, - und muss feststellen, dass es das nicht war. Was aber dann? Es scheint inmeinem Kopf geklingelt zu haben, mit diesem typischen Klingeln, das doch keins mehr ist, sondern eine spezifische technologische Qualität hat. Ob diesen Klang irgendeine berühmte Popband den Telekommunikationskonzernen verkauft hat? Besonders oft höre ich das zwischen oder auf CDs: wohl kein Zufall, kann aber sehr störend sein. Ich schrecke hoch, ich sollte gelassener sein, ich weiß das wohl. Aber ich scheine oft auch eine Art schlechtes Gewissen bei solchen Klängen zu haben. Bin ich zu gut dressiert? Woher kommt das? Muss ich in mich gehen? Eine Spannung ist es, eine permanente, unter der ich zu stehen scheine. Das ist nicht gut, kein Zweifel. Aber wie soll ich das abstellen? Ich bin empfindlich gegenüber solchen Angriffen. Ich will Ruhe. Aber mich schrecken Alarmzeichen hoch. Ich vermutete sie überall. Ich fühle mich verfolgt. Die E-mails checken! Was da wohl wieder auf einen wartet? Ich soll zu etwas gebracht werden, durch irgendwelche Marketingdeppen, ich anklicken und Daten übermitteln. Nun, das bin ich schon gewohnt, ist aber trotzdem störend. Die Aufforderungen, etwas zu bestätigen. Datenschutz und all diese Dinge. Ich rufe an und muss mich fertig machen lassen. Dadurch merke ich, wie ich scheinbar aus der Spur bin, zu weit neben dem Mainstream laufe. Andere schaffen das doch auch, - wieso du nicht?

Donnerstag, 16. August 2018

Paradox

Der Mathematiker Kurt Gödel (1906-1978), dessen Werk automatisch in meine Weltsicht mit eingeflossen ist (Lektüre u.a.: „Gödel, Escher, Bach“) formulierte 1931 sein berühmtes „Unvollstädigkeitstheorem“ als ein Paradoxon: Es besagt, dass geschlossene logische Systeme immer auch Aussagen enthalten, die innerhalb des Systems nicht bewiesen werden können. Er entwickelte zur Veranschaulichung folgende Konstellation mit: Da ist eine Maschine, die von sich behauptet, allwissend zu sein. Die Frage ist nun, wie man eine solche Maschine widerlegen könnte. Stellen wir uns vor, in der Zukunft gäbe es eine solche „Wahrheitsmaschine“. Sie wiederholt eine Aussage nur dann, wenn sie wahr ist. Ist sie falsch, bleibt sie stumm. Mehr Regeln braucht diese Maschine nicht. Ist ein Satz wahr, wiederholt sie ihn. „Zwei plus zwei ist Vier“: sie wiederholt. Einen falschen Satz übergeht sie einfach. „Zwei plus zwei ist fünf“: sie bleibt stumm. „Ich kann nicht sagen, dass zwei plus zwei fünf ist“: Es stimmt, es ist wahr: sie kann es nicht sagen, weil zwei plus zwei nicht fünf ist.
Jetzt aber die Pointe: „Ich kann nicht zweimal sagen: zwei plus zwei ist fünf“: Sie sagt: „Ich kann nicht zwei mal sagen, dass zwei plus zwei fünf ist“. Man sagt: „Ich kann nicht sagen, dass zwei plus zwei fünf ist?“. Nun tritt das Paradox ein. Sagt sie zweimal „Ich kann nicht zweimal sagen, dass zwei plus zwei fünf ist“, ist die Aussage falsch und sie hätte schweigen müssen. Schweigt sie hingegen, wird die Aussage richtig und sie müsste sie wiederholen. Die Maschine widerspricht sich also selbst. Das beweist, dass sie nicht immer wissen kann, was die Wahrheit ist. Gödel hätte vielleicht gesagt: „Ich kenne Sätze, die die universelle Wahrheitsmaschine nicht sagen kann“. Das beendet den Traum von der absoluten Erkenntnis. Ob Mathematik, Kosmologie oder Teilchenphysik: Jedes Wissenssystem bleibt immer logisch unvollständig. Man könnte sagen: Das Reich der Erkenntnis ist in verschiedene Ebenen gegliedert. Es gibt eine Menge Schnipsel, von denen jede wahre Aussagen beinhalten. Aber einige von ihnen sind nicht beweisbar. Und so ist man gezwungen, auf eine höhere Ebene zu gehen. Dort freilich trifft man auch auf solche unbeweisbaren Aussagen. Und so weiter..... bis man auf der Ebene des Universums ist.

Mittwoch, 15. August 2018

Der Fortschritt der Arbeit liegt im Digitalen

Erstaunlich, wie die Problematik der Digitalisierung negiert wird! Nun ja, das Weitergehende. Nicht das Einführen von Laptops an den Schulen! Nicht die immer wieder genannte "Breitbandverkabelung". Man dürfte uns doch erklären, was hinter solchen Stichworten noch am Horizont erscheint! Nahezu täglich erzählen uns Industriebosse, Fortschrittsgläubige  und allerlei gescheite Menschen, dass die Roboter und digitale „Einheiten“ uns die Arbeit wegnehmen. Und das in naher Zukunft. Dass sie in allem besser sind als wir. Vor allem produktiver, indem sie nämlich keinen Feierabend und kein Wochenende kennen. „Halb so wild!“, so meinen dann besonders kompetente Zeitgenossen wie aus der Pistole geschossen. Das wird so schnell nicht kommen! Bis jetzt war es immer so, dass Rationalisierungsschritte neue Arbeit hervorgebracht haben. Deshalb ist lebenslanges Lernen ja so wichtig. Es gilt, sich der digitalen Entwicklung anzupassen, die handhabbar zu machen. Die Jobs kommen wie von selbst. Ob wir hier in Europa so etwas wie gesättigte Märkte haben? Woher die Jobs dann wohl kommen. Ob eine solche Entwicklung in einem Akt beispielloser Polarisierung neue „Eliten“ hervorbringt? Funktionseliten, die als Programmierer mit den digitalen Abläufen umgehen können? Ob solche sozialen Folgen, geschweige denn von all den anderen, schon genügend diskutiert werden? Ob sich im Hintergrund eine Klasse von Entscheidern und Bestimmern einrichtet, während sich im Vordergrund die Proleten am Märchen vom immerwährenden Fortschritt besaufen? Ob „Fortschritt“ zwingend zu „Wachstum“ führt?

Montag, 13. August 2018

Alles

Welche Zukunft steht uns bevor und wie wird unser Universum enden? Der berühmte Physiker und Kosmologe Stephen Hawking sagte einst: „Ich verbringe viel Zeit damit, über das Universum nachzudenken. Es langweilt mich nie.“ So geht es uns auch, wobei wir jedesmal darüber staunen, wie wenig wir begreifen können. Denn allein schon die Größenverhältnisse im Universum erscheinen uns unvorstellbar und stellen uns vor herbe Aufgaben. Gleichwohl sind sie wahr. Es scheint Unmengen, Milliarden und Abermilliarden von Galaxien zu geben. Jede Galaxie besteht aus der Zusammenballung von bis zu 400 Milliarden einzelner Sternen. Dieses Netz scheint sich in alle Richtungen auszudehnen. In diesem Universum befindet sich eine außergewöhnliche Spiralgalaxie. Innerhalb dieser Galaxie existiert ein ganz normaler Stern. Er wird von 8 Planeten umkreist. Auf einem dieser Planeten gibt es Lebewesen, die als Menschen gerade anfangen, über dies Universum zu staunen, ohne es wirklich zu begreifen (weil es über ihr Fassungs- und Vorstellungsvermögen weit hinaus geht. Menschen haben es sich erarbeitet, ihren Verstand für das Begriffssystem überhaupt zu halten und seine Resultate, nicht zuletzt in der Aufklärung, für absolut anzusehen. Doch alleine angesichts solcher Dimensionen begreifen wir, dass wir nichts wissen können). Aber wir haben im abgelaufenen Jahrhundert mehr über den Kosmos heraus gefunden, als alle Menschen vor uns. Immerhin. Damit begeben wir uns auf die Spur der Rätsel, die die Menschheit seit mindestens 200 000 Jahren beschäftigen. Wir haben herausgefunden, dass die Erde und alles um uns herum von den Sternen erschaffen wurde. Wir haben auch heraus gefunden, dass das Universum unvorstellbar alt sein könnte: etwa 14 Milliarden Jahre. Es wird womöglich mindestens noch doppelt so lange weiter existieren. Der Clou: Das ganze Universum, all die Galaxien, sogar Zeit und Raum samt all den Naturkräften und -Gesetzen sind wohl aus dem Nichts entstanden. Aus dem Nichts!

Sonntag, 12. August 2018

Der große Gleichmacher

Wir tragen doch alle ein Skelett spazieren. Das heißt, unter der Haut sind wir gleich. Das hat manchmal etwas Tröstliches und auch etwas, was uns wütend werden lässt. Noch. Oder doch nicht? Besonders die amerikanische Kultur scheint in allen Belangen von einem gewissen, in Geld zu bemessenden Wert des Menschen auszugehen. Was der Mensch wert ist, bemisst sich also in Geld. Dies mag auch ein Erbe der Puritaner und Urväter sein, die glaubten, dass der Mensch sich im Diesseits seine Sporen für das Jenseits verdiene. Der tätige Mensch im Diesseits könne durch Gott errettet werden. Wer also in diesem Leben tüchtig ist, wird durch das ewige Himmelreich geadelt. Diese Einstellung setzte sich durch verschiedene Wandlungen in den USA bis heute fort, wodurch auch Einiges dort besser verständlich erscheint. Eine solche Werthaltung scheint nun immer mehr in unsere Kultur einzuwandern, einzusickern, zurück zu wandern. Hinzu kommt, dass besonders Unternehmen in Silicon Valley auf technische Weise Lebensverlängerung oder sogar das ewige Leben zu versprechen scheinen. Gegen Kohle natürlich. Der Tod als großer Gleichmacher könnte sich auf diese Weise erledigen.

Freitag, 10. August 2018

Selbstoptimierung

Sich in Posen werfen. Sie wollen gut aussehen. Wollen Spass haben. Hier ein Strähnchen, dort ein bisschen Lippenstift. Hier ein vielsagendes Lächeln, dort ein bedeutungsschwangerer Ausdruck im Gesicht. Möglichst makellos gestylt und mit Lächeln. Glatt passend. Ausstellen eines perfekten Selbst. Jeder in sich selbst verliebt. In das Bild, das er von sich hat. Weichzeichner. Alles ist schön. Selbstverwirklichung ist normal. Wahrnehmen, bewundert werden, gehasst werden. Schönheitschirurgie, Stoffe und Stimulanzien, die auf unser Gehirn einwirken und uns leistungsfähiger machen sollen. Neuroenhancer. Unbedingt der Durchschnittlichkeit entkommen. Schönheit als der Weg zur Perfektion. Jung aussehen. Falten mit Botox wegspritzen, die Lippen aufspritzen, die weibliche Brust vergrößern. 
Das Ideal einer jungen unverbrauchten Vagina herstellen: Reparieren zu einer Art unverbrauchten Barbie. Muskelkraft für Frauen, antrainieren, - aber schnell! Stark sein. Fit sein. Alles im Griff haben. Der Tracker wirft Zahlen aus. Liefert Motivation zur Verbesserung. Überhaupt: Durch Gesundheit leistungsfähiger werden. Das Gehirn optimal nutzen und unter anderem die Konzentrationsfähigkeit damit steigern. Das Liebesleben optimieren. Den Nachwuchs sichern, pränatale Diagnostik und Crispr. Ob daraus ein Zwang zum makellosen Kind werden kann? Danach Förderwahn und eingepflanzte Chips. Mehrere Instrumente spielen und etliche Fremdsprachen lernen. Auf Leistung, Konkurrenz und Wettbewerb dressiert. Im Drang nach Selbstverbesserung leben. Noch besser werden. Noch schöner. Noch perfekter. (siehe auch Blog "Was wäre Wirklichkeit?" vom 7.1.2018)

Mittwoch, 8. August 2018

Doping im Gesellschaftssport

Mit der „Tour de France“ fing das an, was womöglich schon lange gang und gäbe ist: Damals, alles damals. Doch in der Gegenwart benetzt das unser Bewusstsein. Da machten jetzt wieder Fahrer und Leute mit, die offenbar wegen Dopings überführt worden waren, ihre Strafe abgebüßt hatten und nun wieder frisch, fromm und frei mitmischten im Geschehen. Problem: die sogenannten Sperren schienen relativ kurz, sie scheinen eher eine Art Pflichtübung für ein lässliches Verhalten zu sein. Man fragte sich ja ohnehin oft, wie diese Leute als "Spitzensportler" solche Strapazen überstehen, wie das alles möglich sein wollte..... Nun ja, dann wurden alte Filme eingespielt, mit legendären Figuren, die sich gequält hatten. Als sei die Vergangenheit ein verlässlicher Schutz vor solchen Manipulationen....
 In diesen Filmen nicht, aber vor meinem Auge tauchten da auch Figuren wie Lance Armstrong auf. Hm. Ob die Reporter all diese Spiele mitspielen? Ob für sie immer nur die Medaillen interessant sind? Die ersten Plätze, denen die beiden anderen nachfolgen? „The winner takes it all“? Jetzt, bei der aktuellen Sportübertragung von den „European Championships“ fällt mir das extrem auf: sind da nur die Ersten interessant? Ja, was denn sonst? Sonst würde ja der gesamte Spitzensport in sich zusammen fallen? Wirklich? Ob das ein Problem ist? Leistung? Ja. Aber damit sollte man gefälligst auf die ersten Plätze kommen.....das andere interessiert allenfalls am Rande...... 
Tunnelblick extrem. Filterblase par excellence. Hoffen auf den Erfolg. Medaillen. Und eine Überlegung, ein Verdacht: Ob Doping inzwischen allgemein akzeptiert ist? Ob es ungestreift iun unsere Gesellschaft eingewandert ist? Es scheint da nicht nur im Leistungssport so eine Art Grauzone zu geben, die vieles erlaubt, was der „gesunde Menschenverstand“ problemlos als Doping einordnen würde. Doch da scheinen vergleichsweise undurchsichtige Expertenagenturen mit den Listen ihrer Unbedenklichkeiten darüber zu wachen. Abwiegeln. Abschwächen. Natürlich wissenschaftlich abgesichert. Das eine ist erlaubt, das andere nicht. Seltsame Umgehungstrategien scheint es da zu geben. Und als die Fußballweltmeisterschaft in Russland statt fand, gab man sich sehr elastisch, was Menschenrechtsverletzungen anging. Nun ja, das hatte man ja unter den professionellen Berichterstattern all die Jahre zuvor schon eingeübt. Man tut so, als ob. Sport ist Sport und Politik ist Politik. Sonst nichts. Wirklich? 

Dienstag, 7. August 2018

Propaganda, Werbung, PR

Fake News“? „Populismus“? „Täuschung“ und „Wahrheit“? Welche Rolle wohl die überall präsente Werbung spielt? In Gestalt der PR? Es gilt für die PR, jene Bilder und Effekte einsetzen, die sich dem Rationalen entziehen und ausschließlich die Emotionen ansprechen. Schon die Propaganda hatte sich das zu Diensten gemacht. Sie strebte den Schutz vor Umsturz, Leute mussten für den Krieg gewonnen werden, für den Konsum eines klar definierten Artikels. Mit der Zeit trat die Public Relations anstelle der Propaganda. Es war ein reiner Akt des Schönsprechs, die Inhalte waren weitgehnd synonym. Propaganda war das Werkzeug zur Steuerung der Massen gewesen. PR steuert nun den Geist der Massen. Das Verrückte: Selbst wenn man seine Tricks offenlegt, kommt kein Aufschrei der Massen.
Es galt in der folgenden Phase nun, sich zu Lasten der Gesellschaft persönlich zu bereichern. Die Leute dazu bringen, sich für eine Politik einzusetzen, die sogar den eigenen Interessen zuwiderläuft. Der Bürger wird nun zum Verbraucher. Wünsche stehen hinter dem wirtschaftlichen Kreislauf und treiben ihn an. Der PR gilt es nun, den Wettbewwerb auszuschalten. Dabei ist es ein alter Trick, Wissenschaft und kommerzielle Ziele auszutauschen. Dem Rat einer vertrauenswürdigen Person in Gestalt eines Wissenschaftlers zu folgen, ist ein Grundelement jeder PR. Dabei kommt auch die Psychoanalyse, ja die gesamte allgemeine Psychologie, kommt zum Einsatz. Ein Grundsatz der Psychologie: Menschen denken, sie würden eigenständig handeln. In Wirklichkeit umgehen sie das Denken möglichst. Zum Beispiel den von Freud so bezeichneten „Penisneid“ zu nutzen und zu Bildern zu machen, ihn in Symbolen umsetzen. Dadurch auch Frauen zu Konsumenten machen.

Montag, 6. August 2018

Freiheit, Technokratie und Demokratie im Wandel

Vielleicht werden spätere Generationen darüber staunen. Spätere Generationen? Von was? Vom Menschen? Wer weiß denn, was der Mensch überhaupt ist? Das gilt ganz besonders im jetzigen Zeitalter eines Übergangs, in dem der Mensch eine neue Verbindung zwischen sich und der Maschine eingehen will. Seine positiven Kräfte mit technischen Mitteln verstärken und seine schlechten schwächen, so etwa könnte idealistischerweise die Devise lauten, die derzeit in unzähligen Entwürfen über unser Bewusstsein gebracht wird. Von interessierten Kreisen? Womöglich ja. Ob sie aber zu kurzfristig denken? Ob sie sich bewusst sind, das der Mensch gerade mal eine 30 000-jährige Geschichte hat? Ist es sein Schicksal, ist es ihm bestimmt, dass er ständig an Weggabelungen stehen muss? Von wem ist es ihm bestimmt? Lange Zeit akzeptierte der Mensch in seiner Mehrheit eine reilgiöse Instanz, eine Autorität. Doch an ihre Stelle scheinen großflächig kommerzielle und politische Instanzen getreten zu sein. Sie setzen den Grundgedanken um, dass der Mensch nahezu beliebig formbar ist, ja dass sein Bewusstsein so formbar ist, dass er selbst offensichtliches Sklaventum für sich akzeptiert. Dass er auf eine Autorität ausgerichtet ist, die eine einzeln Figur oder „der Staat“ sein kann. Der Staat war einmal das Ganze, driftete dann aber als Vorstellung immer mehr ab, wurde okkupiert, wurde zu einem zweckgerichteten Etwas mit möglichst bürokratischen Vorgehensweisen, mit dem sich schon Schriftsteller wie Franz Kafka kritisch auseinander gesetzt haben. Doch auch sie werden eines Tages nur noch Schleifspuren sein, Vertreter einer verschwundenen Minderheit, die sich gegen immanente Gewalt und scheinbar vernünftige“ Vorgehensweisen im Interesse des Staates (des Ganzen) zu behaupten versuchte. Dass hinter bestimmten Methoden dieses „Staates“ einzelne Personen stecken und Steckten, wird womöglich eine Pointe sein, die von der gerade erst vergangenen Vergangenheit bis in die ferne Zukunft reicht. Unsere so scheinbar selbstverständliche Vorstellung von Demokratie hat es da schwer und wird es noch schwerer haben. Ihre Vorstellung von „Freiheit“ wird sich zunehmend in eine totalitär gefärbte Freiheit verwandeln, das heißt, die wird zum Gegenteil von Freiheit. Der Mensch aber wird sie als Freiheit akzeptieren. Er wird das lernen, es wird ihm beigebracht werden.

Sonntag, 5. August 2018

Aktiv, kontempativ

Geld macht frech und arrogant“, die Stimme dieses Neresheimers Benediktiners hallte uns in dieser von hunderten von Jahren durchtränkten Akustik deutlich in den Ohren und schien dadurch etwas von jener gnadenlosen Objektivität zu gewinnen, die die Ketzer und Hexen vergangener Zeiten geradewegs auf den Scheiterhaufen gebracht hatte. Ich glaube nicht, das uns das verändern würde. Wir sind doch immer dieselben, egal in welcher Umgebung wir uns gerade befinden“, hatte sie dazu gesagt, als wir beide noch ganz alleine über die Schönheit dieses sakralen Raums gestaunt hatten. Meine Partnerin meinte: „Und im Übrigen: Ich meditiere jeden Morgen eine halbe Stunde. Früher habe ich dabei feste Regeln eingehalten. Heute sehe ich das lockerer...“. Sie hatte Recht. Da gab es überraschende Parallelen zu einer Mönchsexistenz. Sich in ein Regelwerk der inneren Versenkung begeben. Das war der Ausgangspunkt. Sie, die quirrlige, unstete und vitale Person, sie brachte es offenbar fertig, sich regelmäßig in sich zu versammeln und zu einer eigenen Ruhe, ja vielleicht gar zu sich selbst zu finden. Sie hatte ein Ritual daraus gemacht, das mutmaßlich ihren Tag strukturierte. Sich souverän diesen scheinbaren, dich umgebenden Sachzwängen zu entziehen, von denen du dich strangulieren lässt, das wäre es - so fuhr es dir durch den Kopf. Sich dieser Trägheit zu entziehen, die dich in ihren Fängen hält, - seit Jahren. Eigentlich bist du selbst ja der kontemplative Mensch von uns beiden. Und sie ist der aktive Mensch. Idealtypisch gesehen. Eigentlich wäre die Versenkung dein Fach. 

(aus dem Entwurf eines in den achtziger Jahren geschriebenen Romans)

Samstag, 4. August 2018

Künstliche Intelligenz, oder was ist der Mensch?

Ob Friedrich Nietzsches Konzept vom „Übermenschen“ nun ganz anders Wirklichkeit wird, als zunächst gedacht? Das Konzept einer „Künstlichen Intelligenz“ (KI) und einer „transhumanen Intelligenz“ will gerade dies möglich machen. Dabei gibt es Richtungen, die KI nahezu religiös anbeten. KI gebietet, wir führen aus. Wir, die „alten“ Menschen. Die noch nicht die Segnungen der Computertechnologie nutzen, um unsere Fähigkeiten zu erweitern. Die gerade anfangen, die Methode con Crispr zu nutzen, um uns Gentechnisch neu zu erschaffen, indem wir Krankheiten ausmerzen und Mängel des Menschen beseitigen. Silicon und zu „Transhumanoiden“ zu werden, einer Mischung aus Mensch und Maschine. Silicon Valley scheint zum Synonym des Fortschritts geworden zu sein. Hierzulande war zunächst die Unterhaltungsindustrie Motor dieses technologischen Fortschritts, inzwischen sind längst andere Industriezweige nachgefolgt. Die Digitalisierung der gesamten Welt wird zwar viel diskutiert und besonders die Arbeitgeberverbände nehmen bei der Schilderung ihrer Folgen kein Blatt vor den Mund, doch in der Politik scheint unter „Digitalisierung“ vor allem das Verbuddeln von Glasfaserkabeln verstanden zu werden. Es scheint fast so etwas wie eine Schamgrenze und allgemeine, unter das Niveau des offiziellen politischen Diskurses an dieser Stelle fällt. Ob man sich überlegen sollte, unter welchen Verhältnissen man als Mensch leben will und welche Formen etwa der Empathie zu einem Menschsein gehören könnten? Ob man noch (!) so etwas wie Verfügungsgewalt hat, die angesichts einer „künstlichen Intelligenz“ immer mehr verloren gehen könnte? Die Leistung der Computer verdoppelt sich inzwischen in zwei Jahren, Entwicklungen wachsen nicht mehr linear, sondern exponentiell aus dem Boden. Womöglich geht die technologische Entwicklung einfach zu schnell: Der Mensch, und vor allem: die menschliche Seele, scheint nicht mehr mit zu kommen. Die Technologie scheint bereits jetzt und im Griff zu haben – und nicht umgekehrt.

Freitag, 3. August 2018

An den Schlaf (Lyrik Eduard Mörike)


An den Schlaf
Schlaf! Süßer Schlaf! Obwohl dem Tod wie du nichts gleicht
Auf diesem Lager doch willkommen heiß ich dich!
Denn ohne Leben so, wie lieblich lebt es sich!
So weit vom Sterben so, wie leiblich lebt es sich!
So weit vom Sterben, ach, wie stirbt es sich so leicht!

(Eduard Mörike, ca. 1838)

Donnerstag, 2. August 2018

EU-Demokratie

Europa? Jawohl, immer wieder. Aber EU? Die tut alles, um mit Europa verwechselt zu werden und zum Synonym zu werden. Unbedingt. Wer gegen sie ist, soll nach ihrer Einschätzung gegen Europa sein. Sie lässt im nächsten Jahr wieder wählen. Doch was ist EU-Europa überhaupt? Wie funktioniert es? Minister laufen im EU-Ministerrat ein, um dort über die (vom EU-Parlament bestätigte) von der EU-Kommission vorgeschlagenen und per Lobbyverbände gestalteten Gesetze zu entscheiden. Dass die Häuptlinge und Regierungschefs da auch noch ein bisschen mitmischen, ist ja klar. Da der Rat und die Kommission Gesetzen zustimmen müssen, dürfte der Effekt auch absehbar sein.
So war's ja wohl auch bei der deutschen „geschäftsführenden“ Regierung, die unlängst den Minister Schmidt gesandt hat, der dann „geschäftsführend“ der Glyphosat-Verordnung zugestimmt hat, weil er's für richtig gehalten hat. 
Doch was habe ich damit zu tun? Habe ich Abgeordnete gewählt, die eine Kanzlerin wählen, die dann nach ihren eigenen Kriterien ihre Minister bestimmt? Habe ich eine EU-Kommission gewählt? (Ich kann mich eigentlich nicht daran erinnern. Wohl aber kann ich mich daran erinnern, dass die Mitglieder dieser „Kommission“ nach relativ seltsamen Kriterien ausgemauschelt (siehe Oettinger, ein gescheiterter Ministerpräsident und relativ schlicht-schlecht englisch sprechender Mensch) und schließlich dem staunenden Wahlvieh präsentiert wurden). Aber so scheint repräsentative Demokratie zu funktionieren. Wir wählen jemand, der jemand wählt, der wiederum jemand wählt, - alles nach freiem Gutdünken (was in der Theorie dann gerne mit dem Ausdruck „Gewissen“ bedacht wird) Ein kleiner Blick in die Schweiz, wo mehr das Prinzip der direkten Demokratie gilt, könnte hier etwas Inspiration bringen. Aber, Iwo, die Merkel ist ja auch - wie sie im Vorfeld ihrer "Koalitionsbildung" erklärt hat - gegen eine Minderheitsregierung, bei der sie um jede ihrer Entscheidungen bei den Abgeordneten des Bundestags werben müsste. So weit kommt es noch! Das sei nicht stabil und Deutschland sei ein zu starkes Land inmitten Europas, um eine solche Instabilität zu verkraften, hieß es da von seiten der herrschenden „Parteien“, die ja bei den vergangenen Wahlen relativ deutlich abgestraft wurden und offenbar so gar nichts daraus gelernt haben. Wieso etwas anders machen? Die Kanzlerin jedenfalls, wie sie stolz verlauten ließ, alles wieder und noch einmal genauso machen, wie zu Zeiten ihrer hohen Stimmverluste. 
Nicht stabil? Demokratie scheint selten in diesem Sinne stabil und gefeit gegenüber allen Fragestellungen. Ob es um "Stabilität" in diesem Sinne geht? Ob Demokratie etwas prinzipiell Instabiles ist, das sich immer wieder neu suchen und sortieren muss? Ob insofern auch Zeit vonnöten ist? (von den Gegnern der Demokratie werden ja immer kurze Entscheidungswege und Zeitnähe gepriesen) Woher wohl so etwas wie Politikverdrossenheit kommt?

Mittwoch, 1. August 2018

Steueroptimierung


Was musste ich da in einem Seitenblick wahrnehmen? Hoffentlich stimmt's nicht! Der bundesdeutsche Finanzminister, der derzeit Scholz heißt und Spezialdemokrat ist, scheint die Besteuerung von Großkonzernen wie Apple, Facebook, Amazon, Google, Ikea & Co. zu bremsen und plädiert für ein möglichst „vorsichtiges Vorgehen“. Das kann nicht wahr sein. Es gab ja eine breite Diskussion, die sich darum drehte, dass diese Firmen viel Geld in Europa verdienen und es dann in europäischen oder sonstigen Steueroasen versteuern würden. Zu Steuersätzen, die gegen 0 tendieren. Außerdem sind solche „Steuervermeidungsstrategien“ („Steueroptimierung“) ganz offiziell erst ab einer gewissen Firmengröße rentabel und können offenbar dann sogar mit dem Finanzamt abgestimmt werden. Von Steuergerechtigkeit kann da wohl keine Rede sein. 
Also war Warten auf einen entschlosseneren deutschen Finanzminister angesagt, der nicht so viel Rücksicht auf die Interessen der Großindustrie und der Großkonzerne nimmt. Doch die tatsächliche Besteuerung in dem Land, in dem Umsatz gemacht und verdient wird, scheint bis heute nicht voran zu kommen. Der Weg über sogenannte „Briefkastenfirmen“ scheint immer noch der gängige. Großkonzerne bauen darauf, dass europäische Staaten eh nichts unternehmen. Außerdem gilt Jean-Claude Juncker, der EU-Kommisionschef, als Co-Architekt der Steueroase Luxemburg und als "Auskenner". Er wird's schon richten. Die Botschaft der Superreichen an den einfachen Steuerzahler jedenfalls scheint zu lauten: "Wir sind dreist, klar, aber ihr seid doof“. Ob das gute Voraussetzungen für den im kommenden Jahr statt findenden „EU-Wahlkampf“ sind? Ob das gar eine Begeisterung für Europa wecken kann? Das alles kann doch nicht wahr sein......