Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 13. November 2022

Freiheit?

US-Amerikaner betonen gerne, das man gemeinsame Werte habe. Dazu zähle etwa „Freiheit“. Für uns scheint das hier ein tausendfach schillernder Begriff, für Amis scheint das sehr einfach zu sein. Ob sie wohl realisiert haben, dass sich diesbezüglich einiges geändert hat seit Kriegsende? Dass der CIA in vielem dem KGB entspricht? FBI, NSA usw. Dass dieses „Pursuit of happiness“ de facto inzwischen nur noch einer kleinen besitzenden Klasse von Menschen zugestanden wird? Die US-amerikanische Gesellschaft hatte wohl eine Phase, als sich die sozialen Gegebenheiten ein bisschen nivellierten. Diese Phase ist längst vorbei. Jawohl, sie helfen uns, weil wir in Europa feige sind. Sie selbst freilich bezeichnen gewaltige und abstoßende soziale Ungleichheiten und ungezügelten Waffengebrauch als „Freiheit“. Waren sie einmal ein Hort der Demokratie? Ja, viele sehr wohlmeinende Amerikaner hatten sich dem verschrieben, als sie Deutschland vom Faschismus befreiten. Ihr Lob sei gesungen hier! Doch spätestens seit der Erstürmung des Kapitols dürften daran Zweifel entstanden sein. Man glaubt, sogar die Wirklichkeit nach seinen Vorstellungen "designen" zu können. "Fake News". Die Amerikaner spielen sich gegenseitig "Freiheit" vor oder das, was dafür gehalten werden soll. Sie waren immer schon Fan des schönen Scheins. Dabei glauben sie geradezu religiös an eine uralte Verfassung, die zwar gut aber nicht der Zeit angepasst ist. Die gewaltige geisteswissenschaftliche Geschichte hier in Europa schreibt auch ihre zahlreichen Notizen zu dem so simpel verwendeten Begriff „Freiheit“. Skepsis klingt durch, Ironie und Respekt. Unabgeschlossenheit. Offenheit. Wir sind anders als die Amis und wir sind das aus gutem Grunde.

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