Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 31. Januar 2022

Verpackung und Müll und Machtstrukturen

Ich habe das Nachfolgende in anderer Form schon mal veröffentlicht. Seither scheint sich so gut wie nichts getan zu haben. Die Verhältnisse scheinen immer noch so zu sein, wie sie waren, ob Regierungswechsel oder nicht. Ich habe mich mal wieder an der massiven Verpackung eines Elektroartikels verletzt, habe dabei massive Werkzeuge benutzt, die ich besser nicht benutzt hätte. Es scheint so zu sein, dass (besonders beim Discounter!!!) noch immer eine massive Verschwendung von Umweltressourcen mit Verpackungen betrieben wird. Die Sachen sind so stabil verpackt, dass ich zu ihrer Offenlegung beispielsweise Messer und Schere einsetze, um schließlich doch noch mit einer blutenden Wunde abzuschneiden. Bin ich zu blöde? Muss das sein? 

Könnte man da nicht wenigstens ansatzweise etwas mehr Vernunft walten lassen und zumindest umweltverträgliche Materialien verwenden? Überhaupt weniger Verpackungsmüll wäre so schlecht nicht, besonders beim Discounter, bei dem das "Green washing" (also das "so-tun-als-ob...) das Gängige zu sein scheint. Es erscheint mir derzeit ohnehin so, dass verschiedene Leute aus der Schicht der Herrschenden vieles behaupten, was in der Realität nicht oder kaum stattfindet. Gerade auch im Hinblick auf Corona! Es erscheint mir, gelinde gesprochen, die Rückkoppelung des Informationsstromes nicht immer gegeben zu sein. Oder: Die Mächtigen und Herrschenden machen, was sie wollen! Man wäre inzwischen vielleicht so weit, dass aufwendige Verpackungen mit nicht recyclefähigem Kunststoffmaterial nicht mehr sein müsste. Trotzdem werden solche Dinge unablässig und „alternativlos“ verkauft. Ob das die Konjunktur stützen soll?

Sonntag, 30. Januar 2022

Ziele, noch

Ich will auch meine Aufmerksamkeit für die scheinbar hässlichen Dinge des Alltags, für das Persönliche, das ins Öffentliche und zurück strebt, für das Kleine, das im Großen verborgen ist, für die unmittelbare Umgebung, die doch den meisten Leuten so fern ist....... ich will verschiedene und andere Perspektiven!

Donnerstag, 27. Januar 2022

Aufsteigermärchen

Eigentlich habe ich das nur nebenher zur Kenntnis genommen, dachte, es sei in gewisser Weise nebensächlich: Der äußerst erfolgreiche Schriftsteller und frühere Werbetexter Martin Suter hat wohl ein Buch über den ehemaligen Fußballer und jetzt ständig aus der Mattscheibe grinsenden Bastian Schweinsteiger geschrieben. Eine richtige Biografie solle es nicht sein, eine tolle Sympathie aber verbinde die beiden trotzdem, - so heißt es, das bleibt hängen. Ich erinnere mich zudem an eine Aufstellung, in der der Schweinsteiger als nicht gerade unvermögend eingestuft war (solche „Rankings“ scheinen sehr beliebt zu sein): Kein Wunder, denn er hat ja eine ehemals erfolgreiche Tennisspielerin geheiratet, die ja wohl auch Etliches an Kohle und finanziellen Möglichkeiten in die Ehe mitgebracht hat. Am Sachverstand dieses als „Weltmeister“ ausgerufenen Fußball-Experten zweifelte ich ein ums andere mal. Mir fiel ohnehin mehr die eitle Erscheinung und Selbstdarstellung dieses Emporkömmlings auf. Und nun hat Suter wohl die Geschichte eines ehemals kleinen und straßenfußballenden Jungen gezeichnet, der es in den Kreis der eitlen und ständig dem „richtigen“ und angesagten Konsum hinterher hechelnden Reichen geschafft hat: Klischee, ich hör dir tapsen! Ein "Role Model". Seht her, einer, der es in diesen schwierigen Zeiten geschafft hat!: Vom Tellerwäscher zum Millionär, der alte amerikanische Traum. Ein Aufsteigerheld und Dandy in der Art eines „Great Gatsby“, den eine Aura von cleverer Selbstverständlichkeit und sich selbst inszenierender "Bescheidenheit" umgibt, die dem aus meiner Sicht sehr geldgetriebenen und hoch gelobten Texter Martin Suter ja wohl sehr gefallen hat.

Mittwoch, 26. Januar 2022

Alter, Tod, Menschen

„Nichts sollte erwartungsgemäßer eintreten, aber nichts kommt unvorhergesehener“ soll die französische Philosophin Simone de Beauvoir über „das Alter“ geschrieben haben. Wann beginnt es? Wann fängt man an, wahrzunehmen, dass man kein Teil dieser Gesellschaft mehr ist, die sich vor allem über Produktivität definiert und „das Alter“ weitgehend tabuisiert? Zugegeben, man hatte dies „Alter“ früher nicht auf dem Schirm. Wer will schon eine Alte oder ein Alter sein? In der Leistungs- und Erfolgsgesellschaft gelten wir als optimierbare Ressourcen mit begrenztem Haltbarkeitsdatum. Und… sind da plötzlich hinein gerutscht, unvorbereitet. Es mögen jetzt neue Parameter gelten: kommt die Rente rechtzeitig? Was macht das Dach? Dämmmaßnahmen. Was die wohl kosten werden? Wer zahlt das? Wer auf dem Hometrainer wie in der Endlosschleife von Video-Calls, Briefings und Debriefings nicht mehr mitkommt, wer die neuesten Genderspielchen nicht darauf hat, wer auch in Pandemiezeiten die Kriterien ungebremster freudestrahlender Verfügbarkeit nicht mehr erfüllen kann, landet auf dem Wertstoffhof. „Alt“ scheint eine Art Stempel, ein Stigma, das die Gesellschaft Menschen verpasst, welche dem formbaren angepasster Leistungsträger und hyperaktiver PerfektionistInnen nicht mehr entsprechen (Ich gebe zu: diesen Satz hatte ich mir heraus geschrieben). Man muss sich dann den Begriff „Seniorin“ oder Senior“ aufbrummen lassen. „Wellness“, „Meditation“, „Avatare“ und digitale Welt: Wir kommen!

Dienstag, 25. Januar 2022

Am Ende

Vor Jahrzehnten geschrieben, jetzt entdeckt: AM ENDE Am Ende, wenn die Nebel sich lichten Und die Zeit deine Spuren vielfach verwischt hat Merkst Du vielleicht: Es ist alles Mist!“ Alles war ein Versuch, der schief gelaufen ist.

Montag, 24. Januar 2022

Die Rationalität des Bösen

Es sind jetzt einige Tage vergangen, an denen uns das Gedenken an die sog. „Wannseekonferenz“ nahe gebracht wurde, bei der die Umsetzung einer Auslöschung der Juden von den Nazis beraten und beschlossen wurde. Ob das Spuren in uns hinterlassen hat? Ob es Leute ins Nachdenken darüber gebracht hat, was die blinde Umsetzung von Vorgaben und Befehlen in einer Organisation bedeutet? Es war wohl diese kalte Umsetzung, das Handeln nach Maßstäben der Effektivität, das gerade dieses Handeln hervor gebracht hat, das die „Normalität“ damals (...und heute unter veränderten Vorzeichen?) geprägt hat. Ob „Effektivität“ nicht auch ein Ziel ist, das uns heute nach Maßstäben einer globalisierten Menschenverachtung immer wieder vorgegeben wird? Ob kalte Überlegungen,scheinbare Rationalität und eine technokratische Vorgehensweise inzwischen verschwunden sind? Oder ob ein solches Denken weiter lebt und die diesbezüglichen Schwüre reine Lippenbekenntnisse sind? Verbale Tricks, die eine autoritätshörige Einstellung und Ausrichtung verdecken sollen? Ob noch einiges dieses Denkens und Handelns in uns weiterlebt und ob es mehr als genug Strukturen in diesem Gemeinwesen gibt, die ein solches furchtbares Vorgehen möglich und denkbar machen? Ich bin so vielen „braven“ Umsetzern von Vorgaben begegnet, habe das Verbergen hinter fragwürdigen Maßstäben der Effizienz erlebt, das Streben nach „Planerfüllung“ in einer Diktatur des Profits, habe eine blinde Gefolgschaft so hassen gelernt, dass ich nicht nur darin eine Signatur der „Banalität des Bösen“ sehe.

Sonntag, 23. Januar 2022

Durchkommen


Was schwirrt da an uns vorbei? Wie man mit der Zeit umgehen solle? Ob das noch eine Spätfolge des hundertsten Lockdown ist? Es ist von Zeitreisen die Rede. Von Allgemeiner Relativitätstheorie, von vierdimensionaler Raumzeit und von Wurmlöchern. Wie klein wir doch sind! Mit Hilfe von Digitalisierung diese Begrenzungen überwinden? Hm. Aber nun: Entschleunigung, Achtsamkeit? Iwo! Längst ist wieder Highspeed und Wachstum angesagt. Immer schneller. Immer profitabler. Wettbewerbsfähigkeit. Schließlich geht es um „unseren Wohlstand“. Bedrohungen sind längst wieder gewachsen. Alles ist ungewiss. Worin sollen „wir“ vertrauen? Ob es da um Millionstel Sekunden geht, die in zunehmender Höhe gemessen werden? Wir fühlen uns ausgeliefert. Ob es aber um entfernte Galaxien und „Schwarze Löcher“ geht? Die Zeit vergeht dort langsamer, je näher sie kommt.

Samstag, 22. Januar 2022

Valerie (40)

Seinen großen Zeh konnte er ihr also nicht schenken. Vielleicht wäre das bei ihr auch als verkapptes Phallussymbol durchgegangen, was die Sache eher schlimm gemacht hätte. Vielleicht hatte er aber auch mit seinem Körper genau das ausdrücken können, was er für sie empfand. Andere konnten das sicher besser. Dies gehörte womöglich in den Bereich Technik, Akrobatik oder Mechanik. Also konnte er ihr nur sich selbst geben, was er eigentlich nicht wollte. Vielleicht konnte er ihr das geben, was einem Musik schenken konnte, wenn man sich auf sie einließ und ihr wirklich zuhörte (Ansonsten fiel einem das Wort „Liebe“ dafür ein, aber das war zu großkariert, zu weitflächig, nicht unbedingt zu viel, aber zu verfälscht und abgegriffen).Sie lag vor ihm und er musste bei ihrem Anblick an die Pin up-Fotos denken, die es von ihr wahrscheinlich gab. Immerhin hatte er hier eins vor sich, alles aus erster Hand, aus der Prototypenreihe zum Anfassen. Er empfand fast so etwas wie Stolz darauf, obwohl ihm dies alles nur der Zufall beschert hatte. Aber vielleicht war ja ohnehin alles nur ein Traum seiner zu regen Phantasie. Hatte jemand ihm eine Droge in den Kaffee geschmuggelt, - oder war er verrückt geworden?

Freitag, 21. Januar 2022

Spassmacher ahoi!

 Und wieder sehe ich im Fernsehen Spassmacher (ja, vor allem Männer!), von denen ich bis dato relativ viel hielt und die mir eine Art kritischer Gesinnung zu haben scheinen. Ich sehe sie in Klamaukshows, in alten und neuen TVFormaten oder in billigen Ratespielen, bei denen sie möglichst ihre Spässe machen sollten, ich sehe sie in verständnisvollem Umgang mit TVFiguren, die ganz offensichtlich für Geld und Karriere alles machen und tun. Die ihr Gesicht im Sinne einer "freien Marktwirtschaft" für alles hergeben, was sich verkaufen lässt. Würde man dagegen argumentieren, hieße es sofort (Ich weiß es wohl) „Wir wollen doch nicht moralisch werden!“. Mir ist bekannt geworden, dass gewisse Figuren in diesem Metier durch diese Art es zu einigem materiellen „Wohlstand“ gebracht haben (Was nun wieder den Anreiz für ihre Nachahmer auszumachen scheint). Das Streben nach Geld scheint (auch einem gut honorierten Einsatz in der Werbung scheinen sie nicht abgeneigt) diese Figuren total zu beherrschen (was offenbar sehr sehr weit geht….!), untereinander verkaufen sie sich und anderen solche Einstellungen als „professionell“. Mehr oder weniger auf Knopfdruck scheinen sie ein Publikum zu bespaßen, dessen Zusammensetzung ihnen weitgehend egal zu sein scheint.

Donnerstag, 20. Januar 2022

Schritte

SCHRITTE Er geht weiter, federnden Schrittes, unter grauen Himmeln, den alltäglichen Vorzeichen seines Daseins. Aus der Ferne tönt eine Sirene, die vielleicht irgendeinen Ernstfall simuliert, und hinter ihm liegt eine Strecke, an deren Ausgangspunkt er sich nur manchmal in den Augenblicken der Dämmerung erinnern kann. Die weißen Markierungsstriche auf der Straße hatten einmal die Aufgabe, Orientierung zu bieten. Sie sind nun aber verblasst und schwer zu erkennen. Er gönnt sich den bescheidenen Spass, sie im Slalom immer wieder zu umgehen und dabei nicht auf sie zu treten, was ihm Zerstreuung und Ablenkung von der Tatsache bietet, dass er alleine ist. Seine gleichförmigen Bewegungen werden immer wieder unterbrochen von kleinen Unregelmäßigkeiten, bedingt durch Unebenheiten der Straße, durch Nervositäten, Unaufmerksamkeiten. Rechts und links der Straße erstrecken sich weite Felder, flurbereinigte, kultivierte, chemisch gedüngte Anbauflächen, Nutzungsgebiete, die, so will es ihm scheinen, für ihn gerade in ihrer geometrischen Anonymität wirklich sind. Die Zwecklosigkeit seines Wegs entspannt ihn innerlich, er gibt sich der Bewegung hin – und nur ihr. Er versucht, sich innerlich zu leeren. Fetzen einer vielleicht vorgestern gehörten Melodie vermischen sich mit Eigenem, aus dem Moment Entstandenen. Ansonsten will er sich nicht erinnern, er baut geradezu Mauern auf gegen alles, was aus nder Vergangenheit einbrechen will in sein augenblickliches Idyll. Stattdessen versucht er , sich sein Gesicht vorzustellen...jetzt,...gerade jetzt...und nun wieder....eine Konzentrationsübung mit Selbsterfahrungswert! Seine Schritte durchschreiten fünf Minuten, als wären sie Sekundenzeigener einer Quartzuhr. Es geht leicht bergauf und seine Beine lösen die gestellte Aufgabe ohne ihrem Benutzer auch nur ihre Existenz ins Bewusstsein treten zu lassen, sie funktionieren. Es ist Rhythmus zu erkennen in dem, was er tut. Eine Struktur, die ihm etwas bedeutet, über der er gleichwohl bescheiden geworden ist. Diese wiederkehrenden Regelmäßigkeiten geben Sicherheit, betäuben Angst. Die Luft ist zu spüren, die rohe Erde zu riechen, es fängt langsam an zu regnen. In einiger Entfernung ist ein verwilderter Hain zu erkennen und er ist erstaunt darüber, dass sich Derartiges hier noch halten konnte. Erinnerung trifft ihn: an andere Zeiten, andere Orte, Gegenden, von denen er gehört hat. Der Hain ist belebt, bildet hier eine Enklave in seiner Wilödheit und Unberührtheit, was ihn fast wie einen Magneten anzieht. Eine Ganze Welt verspricht sich hier an diesem Stückchen Erde, bewachsen mit seltenen, nie gesehenen Pflanzen. Dazwischen glaubt ber Kristalle zu erkennen, funkelnd in allen Farben. Plötzlich erstrahlt der Hain, er wird zusehends durchsichtiger, gläsern, illuminiert von Mannigfaltigen Lichtkaskaden...aber auch Gerüche gehen von idiesem Hain aus, wie betäubend!...Musik dringt aus dem Gesträuch, Harmonien, die Töne auf solchwe wunderbare Weise zueinander führen und miteinander versöhnen, dass alles bisher Gehörte nur ein Entwurf zu dieser Harmonie gewesen ist: sie hat alles in sich aufgenommen! Alles! Kleine Tiere kriechen, sich fortwährend verwandelnd, durch das Gezweig, ohne jemals eine feste Gestalt anzunehmen. Zuweilen sehen sie Menschenähnlich aus, zwergenähnlich, gnomenhaft, jedoch werden sie niemals vollkommen menschengleich. Untereinander brauchen sie scheinbar keine Sprache, um sich zu verständigen, denn üpber der ganzen Szene liegt nur der Schleier dieser wunderbaren Harmonie. Er glaubt zu träumen: das ist nicht wahr!,...und schon hat er das Bild, die Szene gelöscht! Der Hain ist nun wieder ein Streifen unkultivierten Bodens, der mittlerweile etwas nähergerückt ist, denn er ist weitergegangen. Für den Bruchteil einer Sekunde streift ihn die Ahnung, dass er alleine ist, - aber aucdh das ist nicht wahr. Die Zeit übergeht diesen Ei8nbruch wie selbstverständlich mit ihrem Kokon. Sicher ist, dass auf die blasse Markierung in einem gewissen vorhersehbaren Abstand die nächste folgt. Er ist nicht alleine. Automatisches Gehen, unter Zwang, - und doch jederzeit aufhören können? Weiter....! Ein leichtes Hungergefühl schleicht sich in seine Gegenwart. Aber es ist ja alles da, man braucht nur zuzugreifen! Das Wasser läuft einem im Munde zusammen...aber er kann sich beherrschen. Gelernt ist gelernt! Nachher. Morgen. Bald. Aus dem Hain scheint nun Lebendiges zu dringen. Zuerst ganz leise, dann immer lauter: Vokale, Stimmen, Lachen... Das Lachen wird immer lauter, kommt auf ihn zu, schwillt an, bläht sich zu einem Orkan des Lachens: es ist nur noch Lachen! Siehe da: Stille! Eine Fläche der Lautlosigkeit, Ozean der Ruhe! Er spürt sich selbst kaum mehr. Doch plötzlich ein Stolpern und er wäre beinahe gestürzt: eine Minute liegt im Weg! Bedächtig und vorsichtig wird sie aufgehoben und von allen Seiten betrachtet. (Minu8ten liegen ja nicht alle Tage auf der Straße herum!) Die Minute ist ein seltenes Exemplar, sie hat eine wunderbare Maserung, geheimnisvoll wie die Ziffern einer nie gezählten Zahl, Buchstaben einer gesprochenen Sprache. Er steckt sie in seine Tasche. Aber kaum ist dies geschehen, löst sie si8ch einfach auf! Sie ist weg! (Aber das ist nicht weiter beunruhigend, denn er hat sie ohnehin schon fast vergessen!) Die Straße beschreibt einen Bogen und erwird nun immer langsamer, kommt kaum noch voran. Es durchdringt ihn eine Überlegung, ob er auf dem richtigen Weg sei, - aber der Weg führt ja doch nicht zum Ziel. Dumpfheit breitet sich aus, Konturen verschwimmen seltsam. Er fühlt jeden Herzschlag wie etwas Fremdes, ihm nicht Gehörendes. Erhört ihm zu, ungläubig und gespannt aiuf den näüchsten, der wie ein Gongschlag durch sein Bewusstsein dröhnt. Schließlich – er weiß nun wirklich nicht mehr, wie lange er schon unterwegs ist, ist es ihm nur noch möglich, langsam und bedächtig einen Fuß vor den anderen zu setzen, winzige Schritte nur noch zu machen. Er konzentriert sich darauf und wagt gleichzeitig noch einmal, aufzublicken. Da sieht er neben sich, vor sich und hinter sich unendlich viele Doppelgänger seiner selbst, die wie Spiegelfiguren seiner eigenen Person just im Moment gerade aufblicken. Er sieht ihnen in die Augen und merkt gleichzeitig, dass er sich selbst in die Augen sieht. In diesem Moment versagen seine Beine und die aller Kopien seiner selbst und sie bleiben alle stehen. Er kiann sich nicht mehr von der Stelle rühren und ist wie gelähmt. Vor ihm tut sich ein schwarzer Graben auf, unendlich tief. Es gibt nun kein Vor und Zurück mehr: er starrt abwechselnd in das Loch vor sich und in sein eigenes Auge, das ihm milliardenfach anblickt. Wen? Ihn? Wer? Er?

Mittwoch, 19. Januar 2022

Abendlied (Georg Trakl)

 

Abendlied

Am Abend, wenn wir auf dunklen Pfaden gehn,
      Erscheinen unsere bleichen Gestalten vor uns.
Wenn uns dürstet,
      Trinken wir die weißen Wasser des Teichs,
      Die Süße unserer traurigen Kindheit.
Erstorbene ruhen wir unterm Holundergebüsch,
      Schaun den grauen Möwen zu.
Frühlingsgewölke steigen über die finstere Stadt,
      Die der Mönche edlere Zeiten schweigt.
Da ich deine schmalen Hände nahm
      Schlugst du leise die runden Augen auf,
      Dieses ist lange her.
Doch wenn dunkler Wohllaut die Seele heimsucht,
      Erscheinst du Weiße in des Freundes herbstlicher Landschaft.

Georg Trakl (1913)

Dienstag, 18. Januar 2022

Warnung vor Unzulänglichkeiten

 Es geht bei vielen Postings in diesem Blog womöglich um Perspektiven, denen jeder unterliegen kann.  Die ihm "zufliegen", ohne das er das explizit so will oder dass er das Mitgeteilte überprüfen könnte. Er erfährt auch dadurch, dass er wein solziales Wesen ist, dass er in einem Flow mit anderen zusammen ist. Dabei spielt meine Person keine oder eine sehr geringe Rolle. Ich sehe mich selbst da nur als eine Art "Medium", dass stellvertretend für die Masse der Vielen steht, dass darin untergeht und dabei ein paar Worte aufschreibt. 

Dies hier ist aber auch kein intimes Tagebuch! Das Subjektive mag an vielen Stellen in Richtung des Objektiven gehen, - und umgekehrt! Das zu beachten ist bei der Lektüre sehr wichtig. Ich fühle mich dennoch in der Rolle des Schreiberlings eher als Beobachter und stelle ja von der Seitenauslinie auch viele Fragen, auf die ich selbst keine Antwort weiß. Auch sie könnten sich jedem stellen, sie stehen sozusagen im Raum. Es hat mit meiner Person nichts zu tun, ohne dass ich die bequeme Position jener Politiker einnehme, die erklären, dass die Entscheidung zwischen richtig und falsch nicht von ihrer Person abhänge. 1.) werde ich nicht von der öffentlichen Hand bezahlt 2.) habe ich keine „wichtigen“ Entscheidungen zu treffen. Nein, ich fühle mich als Teil von etwas Anderem, - was auch mit meinem Studium der Soziologie zu tun haben könnte.
Ich zeichne ein Bild, das - und das ist die Pointe! - nicht zutreffend sein muss! Ich nehme einfach nur Informationen, Anstöße, Argumente, Eindrücke, Fragmente rund um mich herum auf und gebe sie aus meiner Perspektive heraus wieder. Nein, da ist kein journalistisches Überprüfen und die Verantwortung vor der Veröffentlichung! Viele der "Konsumenten" haben schlicht nicht die Zeit dafür. Der alltägliche Journalismus geht auch kaum so vor.... Seriöse Medien äußern teilweise krass entgegengesetzte Meinungen. Es geht hier vielmehr um ein Stochern im Nebel anhand gewisser Fakten, - so, wie es vielen anderen Personen geht. 
Übrigens: Interviews werden nicht gewährt. 
Es erhebt die Information in meinen Posts keinen Anspruch auf absolute Gültigkeit. Sie ist vielmehr die Wahrnehmung einer Möglichkeit, einer Perspektive und Ansicht auf eine Gegebenheit, der wir ausgesetzt sind. Ich versuche aufzunehmen, dass es nicht mehr so einfach ist, zu entscheiden, was richtig und falsch sei. Einst und in der Aufklärung, - bis jetzt!, nahm diese Rolle die Wissenschaft wahr. Doch sie scheint inzwischen von vielen Seiten her korrumpierbar und interessengeleitet. Dass sie nur der Wahrheit verpflichtet sei ist viel zu sehr durchschossen und obsolet geworden. Karrieredenken hielt hier schon aufgrund der Vergabe von Stellen Einzug. Grund zur naiven Wissenschaftsgläubigkeit bietet sie in letzter Zeit jedenfalls relativ wenig. Politische Entscheidungsträger sollten sich auf die Wissenschaft stützen, heißt es oft. Doch unter diesen Bedingungen könnte dies ein schwieriger Job sein, zumal auch die Politik selbst (z.b. EU) Einflussnahmen unter bestimmten Interessen ausgesetzt ist. Ob "die Wirtschaft" und ihre Lobby dabei eine wichtige Rolle spielt? Dass sich diese als wissenschaftlich kaschiert haben, ist inzwischen bekannt. Untersuchungen werden zumindest auf gewissen Wissensgebieten nahezu beliebig gekauft, wissenschaftliche Titel haben (nur) ihren Preis. Der Publikationszwang unter Wissenschaftlern und die Praxis wissenschaftlicher Fake-Verlage andererseits, scheinen hier zudem ungünstige Einflüsse auszuüben oder versuchen offenbar mit einigem Erfolg, sich dies eitle Bestreben zunutze zu machen.
Andere meiner Postings in diesem Blog sind hingegen sehr subjektiv, zeichnen ein Bild aus meinen Augen, sind von mir, meinen Erfahrungen und Person gefärbt und getränkt. Sie kommen aus dem Subjektiven, könnten genau darin jedoch etwas Allgemeingültiges haben, etwas, was sich verlängern ließe ins Gesellschaftliche. Privates könnte etwas mit Öffentlichem zu tun haben (s.o.)  - und umgekehrt. Ich wechsle also die Perspektiven, fühle mich tatsächlich auf einer „Reise durch die Wirklichkeit“, jene Wirklichkeit, die gewisse Politiker nicht nur in den letzten Tagen unbedingt regulieren wollten.....

Sonntag, 16. Januar 2022

Frei oder bestimmt? (oder beides?)

In verschiedenen Zusammenhängen kamen mir jetzt grundsätzliche Positionen unter, die mir unter anderem auch für eine ganz bestimmte Klientel typisch zu sein scheinen und die nicht immer explizit geäußert werden. Zum einen glauben vor allem Menschen aus dem wissenschaftlichen Bereich daran, dass der Mensch sich selbst erschaffe und dadurch gekennzeichnet sei, dass er sich quasi aus der Natur befreie, sich über die Natur erhebe und sich aus ihr entferne. Der Mensch wolle und könne sich selbst bestimmen, so die Vertreter dieses vorwiegend im linksliberalen Weltbild angesiedelten Sicht, die sich inzwischen weit hinein in den Mainstream verbreitet hat und gerne mal feministische Aspekte oder welche der Identitätstheorie in ihre Auffassungen mischt. Oft knüpft sich auch ein großer Glaube an die kommenden Segnungen der Technologie daran. Der Mensch habe eine Geschichte, in der er sich entwickelt habe. Er sei gerade dadurch bestimmt, dass er sich in gewollte Richtungen verändern könne. Wir formten und gestalteten unsere Natur. Es gehe in der Gegenwart unter anderem darum, das eigene Dasein unter solchen Voraussetzungen möglichst „aufregend“, „kreativ“ und „spannend“ zu gestalten. Auf der anderen Seite diejenigen, die glauben, dass bestimmte Verhaltensweisen, Reaktionsmuster und Eigenschaften in unseren Körpern und Genen „festgeschrieben“ seien. Dies zu ändern könnte sich auf die lange Sicht als sehr schwierig erweisen, wobei unter anderem das angestrebte Ziel auch in einer gewissen gesellschaftlichen Stabilität erweisen könnte. Wir seien durch die Natur bestimmt und es gelte, die Gesetze der Natur zu erkennen, um besser auf sie reagieren zu können.

Samstag, 15. Januar 2022

Was wichtig ist - oder?

 Ob jemand schwanger ist, ob jemand heiratet oder gerade eine neue Beziehung anberaumt? Wer wen vögelt, offiziell und inoffiziell, wer seinen Körper vorteilhaft ablichten lässt und eine Art Leitbild für alle andern abgibt, ist im medialen Alltag offenbar das Wichtigste überhaupt. Öffentlichkeit wird damit bearbeitet und beeinflusst. Society-Damen (Wieso eigentlich fast nur Damen?) geben dazu zu hochgezogener Augenbraue und einem verständnisvollen Lächeln Auskunft. Sie grinsen dazu meist die stille Übereinkunft, die weiß, wie „es läuft“.. Mal sehen, ob das auch die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar samt den um sie herum veranstalteter „Events“ betreffen wird… Es wird Aufschluss über manches geben. Ohnehin können bei diesen Vorgängen nur noch der Sport und seine verschiedenen Ausformungen mithalten, wobei sich beim Fußball gerade eigene Grenzen auftun, indem das Monopol der scheinbar wichtigen Vereine aus finanziellen Gründen nur noch untereinander agieren will. Ob das aufgeht? Auch hier werden Leitbilder, Idole, Werbe- und Imageträger geboren, um alsbald „vermarktet“ zu werden.

Freitag, 14. Januar 2022

Inszenierung - reloaded

Immer dieselben Gesichter? Geistiger Inzest? Tatsächlich leben gewisse Entscheider in dieser mitteleuropäischen Gesellschaft in einer Wahrnehmungsblase, in der sie unter anderem damit beschäftigt sind, anderen Menschen Betroffenheit vorzuspielen und ihnen ein Gefühl der Zufriedenheit mit den von ihnen verwalteten Verhältnissen zu suggerieren. Hin und wieder verrutscht dieser Gestus, diese Maske, etwas. Die Langsamkeit und bürokratische Bräsigkeit, mit der zb. auf bevorstehende katastrophale Ereignisse hingewiesen wird, mag solch ein Fingerzeig sein. Kurzatmiges Schönreden der meist überhonorierten „Entscheider“ samt ihrer "Berater" mag da auch nicht durchweg helfen: es ist zu merken, dass der Anzug, die Maske verrutscht ist. Abgehobenheit und Abstand werden dadurch deutlich. Sie fühlen sich "Premium" (natürlich, ohne dass sie dies jemals zugeben würden!!!) Aber nur die wenigsten ihrer „Wähler“ bemerken das in "der Politik" und deuten das kritisch. 

Man muss an das Gute glauben ("Be positive") und alles andere ausblenden, so noch immer ein Glaubenssatz derer, die sich solche Verhältnisse leisten können. Es ist diese „Wirklichkeit“ komplett eine Inszenierung, an die die Vielen in „Wohlstand“ Lebenden nur zu gerne glauben. Dafür werden dann eigens dafür entwickelte Mechanismen entworfen, wie das „Lieferkettengesetz“, das meiner Meinung nach vor allem zur Beruhigung und zum Nutzen „der Wirtschaft“ entworfen wurde. Menschenrechte müsste man sich eigentlich leisten können: hierzulande scheint man das nur unzureichend zu tun. Alle Abläufe wurden jahrelang auf wirtschaftliche Effizienz und privatwirtschaftlichen Profit getrimmt. Der Nachteil für das Ganze, ob man das Gemeinschaft, Staat oder sonstwie nennt, stellt sich nicht erst jetzt heraus.

Donnerstag, 13. Januar 2022

Es schienen so golden die Sterne (Eichendorff)

 Es schienen so golden die Sterne

Am Fenster ich einsam stand
Und hörte aus weiter Ferne
Ein Posthorn im stillen Land.
Das Herz mir im Leib entbrennte,
Da hab ich mir heimlich gedacht:
Ach, wer da mitreisen könnte
In der prächtigen Sommernacht!

Zwei junge Gesellen gingen
Vorüber am Bergeshang,
Ich hörte im Wandern sie singen
Die stille Gegend entlang:
Von schwindelnden Felsenschlüften,
Wo die Wälder rauschen so sacht,
Von Quellen, die von den Klüften
Sich stürzen in die Waldesnacht.

Sie sangen von Marmorbildern,
Von Gärten, die überm Gestein
In dämmernden Lauben verwildern,
Palästen im Mondenschein,
Wo die Mädchen am Fenster lauschen,
Wann der Lauten Klang erwacht
Und die Brunnen verschlafen rauschen
In der prächtigen Sommernacht.

Mittwoch, 12. Januar 2022

Demokratie und Mündigkeit reloaded

 Die Demokratie beruht auf der Idee des mündigen und informierten Bürgers. Mündigkeit bedeutet Selbstbestimmung. Aber es ist bequem, unmündig zu sein. Und die Bequemlichkeit, deren gezielte Herbeiführung, ist zu einer Leitidee der Wirtschaft geworden. Es soll alles bequemer gemacht werden. Dazu kommt, dass immer alle ihre Meinung äußern sollen und wollen. Das Nachdenken darüber aber scheint nicht sonderlich beliebt. Alle haben Meinungen, aber nur wenige denken. Demokratie ist auch die Vergesellschaftung von Herrschaft und die Unterwerfung des Staates unter den Willen der Bürger: alle sollen teilhaben am Prozess der Macht. Das Volk ist der Souverän. Das funktioniert im Idealfall, wenn die Bürger die Komplexität der gesellschaftlichen Aufgaben erfassen, was wiederum eine möglichst direkte und wenig verfälschte Information voraus setzt. Ob ein einzelner Bürger die Komplexität der Dinge zu erfassen vermag? Im vergangenen Jahrhundert gab es dazu in den USA eine große Kontroverse zwischen dem Journalisten Walter Lippmann und dem Philosophen John Dewey. Lippmann ging es darum, eine Form der Demokratie zu finden, die der Komplexität einer modernen Industriegesellschaft gerecht wird. Er sah die Lösung in einer Elitendemokratie, in der die Bürger periodisch Repräsentanten aus einem vorgegebenen Elitenspektrum wählen können. Lippmann lenkte seinen Blick auch auf die Rolle von Massenmedien in einer solchen Demokratie und wies dabei den „Think Tanks“ eine besondere Rolle zu. „Think Tanks“ sind vereinfachend dargestellt, Zusammenballungen von sogenannten „Experten“, die die ausführenden Eliten beraten solle, also Forschungsvereinigungen etc. 

Der mündige Bürger galt ihm nichts. John Dewey sah sich in der Tradition der Aufklärung. Lippmann ging es darum, wie sich Macht möglichst effizient organisieren ließe. Dewey ging es darum, wie sich Macht wirksam begrenzen ließe. Lippmann sagte: Bürger haben weder Wissen noch Interesse, sie sind gekennzeichnet durch Ignoranz, Apathie und Vorurteile und haben einen Mangel an Denk- und Handlungsfähigkeit. Die breite Öffentlichkeit besehe aus unwissenden und lästigen Außenstehenden, deren Rolle in einer Demokratie die der Zuschauer sein müsse, nicht aber die von Mitwirkenden. Bürger dürften lediglich periodisch ihre Stimme einem der verantwortlichen Männer verleihen und sollten sich dann wieder auf ihre kleine überschaubare Privatwelt beschränken. Demokratie sah Lippmann als eine politische Formation, in der vor allem Experten bestimmte Probleme lösen. Demokratie kann in seinem Sinne (Und dem der heutigen Politiker?) nur funktionieren, wenn sie keine ist. Das ging dann später in eine neoliberale Demokratie über, der den „freien Markt“ zum kompetentesten Löser aller Probleme erklärt. Es geht in diesem Sinne darum, eine „marktkonforme“ Demokratie zu schaffen. Ob uns das nicht ein bisschen bekannt vorkommt? Bei Dewey hingegen hängt die Mündigkeit des Bürgers und seine Demokratiefähigkeit davon ab, dass ein öffentlicher Debattenraum intakt ist. Dewey: „Wenn der Bevölkerung die relevanten Informationen nicht unverzerrt zur Verfügung stehen und der öffentliche Debattenraum eingeschränkt ist, gibt es keine Möglichkeit, ein Urteil über die politische Kompetenz der Bürger abzugeben“. Ob uns das auch an die Aktualität, die Rolle der Gesellschaft und ihrer Informationsbeschaffer, der Journalisten, erinnert? Die Formung und Lenkung der öffentlichen Meinung jedenfalls scheint zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden zu sein. Hier gibt es keinen freien Diskussionsraum mehr, sondern ist etwas, was von einem ganzen Industriezweig, der PR, die als Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auftritt, geformt wird. Man müsse insofern die „notwendige Wirkung des vorliegenden Wirtschaftssystems auf das gesamte System der Öffentlichkeit“ untersuchen und fragen, „wie weit echte geistige Freiheit und soziale Verantwortung in irgendeinem größeren Umfang unter den Bedingungen der bestehenden Wirtschaftsordnung überhaupt möglich sind“. In diesem Sinne müsste also auch die Wirtschaft demokratisch organisiert sein. Das hat ein großer amerikanischer Philosoph des Pragmatismus geschrieben (!!)

Dienstag, 11. Januar 2022

Einsteller (MP3)

 https://buranmann.bandcamp.com/track/einsteller

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Montag, 10. Januar 2022

Schein und Sein

 Ich beobachte und nehme interessiert zur Kenntnis, wie gemäßigt "vernünftig" sich gewisse Diskutanden in gewissen Talkrunden äußern, - ganz im Gegensatz zu dem Bild, das man sich von ihnen über zahlreiche öffentliche Äußerungen in steilen Thesen hinweg gemacht hatte. Oder sie stellen ein Desinteresse zur Schau, das gerade deswegen so manchen Zuschauer befremdet, der extra wegen dieser Person dieses TV-Formats eingeschaltet hatte. Sich heraus halten, scheint als Devise dahinter zu stehen, man ist ja ein Individuum, das „darüber steht“. Man ist Berufs-Dandy. Man ist die Figur, die man spielt Man vermutet gründliches Nachdenken und entdeckt oberflächliches Schwadronieren, daher geplapperter Small-Talk. Es werden unwichtige und vom Moderator als große journalistische Investigation vorgeführte „Gemeinsamkeiten“ zwischen den einzelnen Teilnehmern der Runde vorgeführt. Es werden Pointen verbraten. Es wird scheinbar der wahre Mensch gezeigt, der ansonsten keine Rolle zu spielen scheint und aus dem großen Narrativ dieser Gesellschaft ausgeblendet ist. Jetzt bekommen wir das "wahre Gesicht" durch das geschickte Agieren der Moderation endlich mal zur Kenntnis. Trick: Alles wird personalisiert und zur Unterhaltsamkeit degeneriert. An dieser Stelle scheint mir eine rote Linie durch die Talkshows zu gehen. Dies Phänomen glaube ich insofern schon öfter beobachtet zu haben.

Was aber bedeutet ein solches Verhalten? Diese Diskutanten wollen seriös „rüberkommen“, glauben ansonsten bei ihren Showauftritten im Genre der Übertreibung zu operieren. Jetzt wollen sie das Sein vor dem Schein „präsentieren“. Nun treten sie „privat“ auf und offenbaren erstaunlich moderate Einstellungen. Sie treten keineswegs dafür ein, was sie in Shows und anderen öffentlichen Formaten bis dahin offenbart hatten. Sie verraten dies als eine für Showzwecke zugespitzte Position. Sie glauben dadurch etwas "deutlich gemacht zu haben". Natürlich machen sie „nebenher“ (?) Werbung für sich, ihre Produkte, darunter auch anstehende Tourneen. Das sei ganz „normal“, so wird im Rahmen dieser „Veranstaltungen“ suggeriert. Schließlich würden wir in einer Marktwirtschaft leben, in der auch Bewusstseinswaren beworben werden müssen. Und überhaupt: neben gewissen Problemen, sei bei uns ja alles toll, super und einzigartig gut geregelt,- so geht das, was „übrig bleibt“, was beim "Konsumenten" solcher Shows hängen bleibt.

Sonntag, 9. Januar 2022

Mitternachtslied (F. Nietzsche)

 

O Mensch Gib acht!


Was spricht die tiefe Mitternacht?

"Ich schlief, ich schlief-,

Aus tiefem Traum bin ich erwacht:-

Die Welt ist tief und tiefer als der Tag gedacht.

Tief ist ihr Weh-

Lust, tiefer noch als Herzeleid:

Weh spricht: Vergeh!

Doch alle Lust will Ewigkeit-,

Will tiefe, tiefe Ewigkeit!"



(Nietzsche, aus „Zarathustra“)


Samstag, 8. Januar 2022

Dieter Roth (2)

 War er ein Nihilist? Schwer zu beantworten. Jedenfalls ließ der Künstler Dieter Roth die Natur an seinem Werk mitwirken, dergestalt, dass er Vieles daran dem Verfall, der Fäulnis, der Verwesung und dem Schimmel aussetzte. Nicht nur dieser Zug macht ihn in meinen Augen aktuell und verleiht seinem Werk auch heute noch eine drängende Wichtigkeit, wobei wir ohnehin Gaga, Verfall, Düsternis und übertriebene Verrücktheiten mehr in unser Leben hinein lassen müssten. Dreck und Müll waren in sein „Werk“ eingewandert und übten dort eine eigene Kraft aus: jedenfalls bin ich keinem anderen „Künstler“ begegnet, der in seinen Werken mit einer solchen Vehemenz und Konsequenz diesem Thema nachging. Kunstwerke sollten in seinen Augen so sein, wie der Mensch: alt werden und sterben. Ernährung und Verdauung sollten darin ihre ureigene Rolle spielen.

In so etwas wie eine Wichtigkeit wollte er aber nicht hinein kommen, wie er als Universalkünstler nicht nur in seinen „Werken“ oft betont hat. Er war wohl eher ein Daseins-Spekulierer, der die Gefährdung unserer Existenz und die satirische Durchdringung der Wirklichkeit mit seinen Mitteln immer wieder heraus arbeiten wollte. Seine Umwelt nannte ihn dafür „Künstler“. Seine Wichtigkeit freilich bewies sich in unzähligen Ausstellungen, die ihm den Mantel des genialen Gestalters umlegten. Eine weitere Anekdote ist mir geblieben: so soll ihm in New York eine Professur verliehen worden sein. Seine eigenen Lehrveranstaltungen freilich hat er aber wohl nie besucht. Daraufhin soll er suspendiert worden sein. Noch eins: Seine Laufbahn als handwerklich orientierter Musiker soll er unter anderem dadurch beendet haben, dass er auf offener Bühne auf seiner Trompete herum trampelte und das Bruchstück schließlich in einem seiner „Werke“ verarbeitete. Er hatte dies Ende zu einem Happening gemacht. Aus, Schluss mit der Musik. Von da an ward er niemals mehr als Musiker auf einer Bühne gesehen. Wie es heißt.

Freitag, 7. Januar 2022

Geworfen sein

 Aus meinem Buch mit dem Arbeitstitel „Zuhören“ stammt das Folgende: "Hilfe, Wo bin ich gelandet? Was hat das mit mir zu tun?“ Ich fühle mich wie ein Schlafwandler, der plötzlich aufwacht. Mein Scheitern, mein Abprallen, der Umstand, dass die scheinbar banalen Dinge das Leben verändern können, war mir nicht in den Sinn gekommen. Es wird mir klar: Mir werden die wichtigen Dinge immer erst zu spät klar. Ich verlege Sachen und finde sie anschließend nicht mehr. Ich werfe Sachen auf den Boden. Ich stürze. Ich verschreibe mich und weiß anschließend kaum mehr, was ich ursprünglich wohl gemeint hatte. Bis jetzt war es nie zu spät mit dem „Sich-klar-werden“. Immerhin. Es wird aber eines Tages zu spät sein.

Donnerstag, 6. Januar 2022

Dieter Roth (1)

 Am Anfang hatte ich einen Film über seine Literaturverwurstung (In Hackgerät literarische Werke zerhackt und dann in Würtse gepackt) und seine Schimmelkunst gesehen. Das war nahe an dem dran, was ich mir vorstellen wollte. Ob es in unseren Zeiten etwas mit dem hochtrabenden Begriff „Kunst“ zu tun hatte, wollte ich mir nicht beantworten. Jedenfalls wurden Dieter Roths Werke in den großen Museen ausgestellt, was mir als Beweis dafür ausreichte, dass er es bis in den Olymp der Künste geschafft hatte (auch wenn er offenbar dauernd die Schreibweisen seines eigenen Namens abgewandelt hatte. So firmierte er als Diether Roth, nannte sich Rot oder sein Name verschwand hinter einem Gekritzel…. Ich sah Bilder von ihm und war von seiner anarchischen Kreativität fasziniert. Es rankten sich so manche Geschichtchen um sie, die der Urheber manchmal selbst in einer Mischung aus Verzweiflung, Selbstinszenierung und einem Hang zur primitiven Aktion herbei geführt hatte. Seine „Objekte“ aber waren oft dem Prozess der Verwesung ausgesetzt und mussten heftig gestunken haben. In der Staatsgalerie Stuttgart (in Stuttgart wirkte er von 1972 bis 1983) aber besichtigte ich einmal ein komplettes Arbeitszimmer von ihm, das unter anderem mit allerlei zeitgemäßen Gadgets wie etwa einem Kassettenrecorder ausgestattet war. 

Der Mann betätigte sich als Universalgenie. Er wirkte als Maler und Dichter, als Filmer, Grafiker, Bücherproduzent und Herausgeber, als Musiker auch und als Performer. Ich besuchte eine Ausstellung von ihm, in der sein Buch „Scheise“ in einer beweihräuchernden Vitrine lag. Daneben der Band „Mehr Scheise“ und dann das Büchlein „Noch mehr Scheise“. Es lag eine Atmosphäre zwischen Melancholie, Ironie, Nonsens und Verzweiflung über seinen Werken, was der Kunstbetrieb freilich in gnadenloser Bewunderung zu ignorieren schien. In Berlin sichtete ich erstmals eine riesige und in ihrer Kunstgefälligkeit völlig nutzlose Garten-Maschine, von der mir starke Eindrücke hängen geblieben waren. Der Mann muss haltloser Trinker und ein Hätschelkind des Kunstbetriebs gewesen sein. Auch hatte er wohl eine wichtige Zeit seines Lebens in Island zugebracht, wo er offenbar auch als Designer gewirkt hatte.

Dienstag, 4. Januar 2022

Valerie (39)

Oder vielmehr, er blieb mit seiner Ratlosigkeit zurück, diese Hohepriester der Wissenschaft bestaunend, die von der Wichtigkeit ihrer Aussagen so überzeugt waren, dass man nicht einmal mehr über sie lachen durfte. Denn ansonsten war man Chaot, Spinner, Psychopath, religiöser Spinner oder allenfalls vorwissenschaftlicher Gossensprechler. Hatte er Valerie etwas geben können? Sie war sicher darin geübt, Glück zu spielen, Stimmungen darzustellen, sich entsprechend zu verstellen, - sie zu verstehen oder darüber zu spekulieren wäre für ihn normalerweise unmöglich gewesen. Was konnte man ihr überhaupt geben? Wollte er ihr seine Melancholie, seine Zweifel schenken, seinen Körper, seine Haut, die austauschbar waren, ein Stück Materie, zu dem vielleicht nur er selbst eine Art Beziehung haben konnte, seinen Körper, den er zuletzt so oft missachtet hatte, den er verletzt hatte, ohne es überhaupt zu merken, es gebührend zur Kenntnis zu nehmen, ihn mit Giften aller Art fütterte und es ihm anschließend überließ, damit zurecht zu kommen. Dieser Körper, der sich auf vielerlei Arten dafür rächte, wobei seine zeitweilige Fressgier noch eine eher harmlose Art der Heimzahlung war. Eines Tages würde ihm sein Körper einen endgültigen Strich durch die Rechnung machen: Der Gedanke an den Tod löste in ihm ein Gefühl der Zärtlichkeit aus, seinem Körper insgesamt gegenüber, - aber skurrilerweise auch dem dem Kopf am entferntesten Körperteil gegenüber, seinem Zehen. Er war genauso Teil von ihm wie beispielsweise seine Nase. Manchmal dachte er, man solle die Körperpartien rehabilitieren gegenüber jener Kultur, die sich zwischen Kopf und Unterleib abspielte. (

Montag, 3. Januar 2022

Die Luxusmenschen

Ob der Eindruck wohl richtig ist, dass es gerade unter Fußballspielern besonders viele Corona-Infizierte gibt? Fast täglich prasseln ja die diesbezüglichen Meldungen auf uns ein. Könnte es sein, dass diese Leute sich als Superhelden fühlen und sich aller irdischen Gefährdungen enthoben glauben? Nun ja, ein paar Skifahrende sind wohl auch darunter....Dass sie alle so sehr ihrem privilegierten Status vertrauen, dass sie jegliche Vorsichtsmaßnahmen vergessen? Dass sie glauben, in einer anderen, für sie und ihr teures Ego maßgeschneiderten Welt zu leben? Erstaunlich auch, wo diese Spieler überall auf der Welt positiv getestet wurden: Es schien, als seien zumindest viele, wenn nicht alle Luxusdestinationen darunter. Dass sich nahezu alle fußballerischen Abläufe danach richten sollen, dass Spiele verlegt oder abgesagt wurden; Passt alles! Dann ist es halt so! Nun ja, dass den Spielern zuvor und danach ohnehin jeder Wusch von den Lippen abgelesen wird: Ist normal. Wer am meisten für die Dienste meines Körpers bezahlt, bekommt den Zuschlag. Dafür sorgt auch der Beraterklüngel. Ob Fußballspieler in ganz besonderer Weise von ihrem Körper abhängig sind und sich deshalb unter Vorschieben fadenscheiniger Argumente nicht trauen, sich impfen zu lassen? Das Publikum, der Mob in den Stadien: Die ja! Aber ich?: nein! Ob da nicht ein allzu geschwollenes Ego dahinter steht? Und: Wer ist da wohl von wem abhängig?

Sonntag, 2. Januar 2022

Bildung - was ist das?

 

Immer noch zunehmend scheint sich ein Bildungsbegriff heraus gestellt haben, der stark technologisch geprägt ist. Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte diese Entwicklung im Wahlkampf Deutschlands, in dem die Forderung auftauchte, Deutschland müsse „ein Volk von digitalen Dichtern und Denkern werden“. Dahinter scheint mir ein ziemlich instrumentelles Verständnis und Gelehrsamkeit zu stehen. Deutschland soll auf diesem Wege, der auch gerne mit dem Modewort „Digitalisierung“ beschrieben wird, auf möglichst geradlienigem Weg ein Volk von Programmierern und und Ingenieure werden. Doch was könnte die Bildung eines Menschen bedeuten, was könnte ein Ziel sein? Schon im 19 Jahrhundert bildete sich hierzulande ein Bildungssystem heraus, das in Vielem beispielgebend war und bis in die Gegenwart etwa Staaten wie den USA ein Vorbild abgab.Wieso? Weil es nicht in erster Linie zweckdienlich war, sondern viel eher dem Ideal der Aufklärung verpflichtet. Was aber kann Bildung aus dieser Tradition heraus bedeuten? 

Es könnte in der Bildung ein Wissen einen wichtigen Platz einnehmen, das gerade nicht unmittelbar an seiner Brauchbarkeit für den Arbeitsmarkt gemessen wird. Man sollte seinen eigenen kritischen Geist entwickeln, eigenständig denken und damit die Welt in all ihrer Vielfalt entdecken. Gerade in Zeiten wie den jetzigen kann niemand voraussagen, mit welchen Herausforderungen es zukünftige Generationen zu tun haben werden. Gewisse Erkenntnisse sollten allgemein sein und Bildung ist mehr als Faktenwissen. Freude am Entdecken, sich begeistern an Rätseln und Fragen, Offenheit für überraschende Fragen, deren Beantwortung wieder neue Fragen hervor bringen können. So etwas könnte Ansporn sein, könnte die Gesellschaft vorwärts bringen und einen dazu bringen, die Welt in ihren Zusammenhängen besser zu verstehen. Die Neugier und die Möglichkeit, aus dem Entdeckten etwas Neues zu schaffen treibt den Fortschritt weiter. Erkenntnisse der Grundlagenforschung lassen neue Anwendungsmöglichkeiten vermuten, die unter anderem auch Eingang finden in Maschinen und Technologien.

Samstag, 1. Januar 2022

Saicha wia en Gaul (MP3)

 https://buranmann.bandcamp.com/track/saicha-wia-en-gaul