Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 31. Juli 2015

Arm und Reich today (2)

Über genaue Zahlen lässt sich streiten, was dann auch gerne bei einschlägigen Runden so passiert, dass nahezu alles zerredet wird (ein Schelm, wer sich Böses dabei denkt). Der Trend jedoch zeichnet sich bei vielen Untersuchungen ab: Die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer. Wer die Augen aufmacht, kann dies an Alltäglichkeiten sehen. Die Vermögensunterschiede entsolidarisieren die Gesellschaft. Wir sollten hier als erstes auf das „untere Drittel“ der Vermögenspyramide schauen. Da ist man inzwischen statistisch gesehen real mit dem Vermögen etwas oberhalb dessen, was man Ende der neunziger Jahre gehabt hat. Lange Phasen in der Vergangenheit hatte man real etwas, was unterhalb dessen angesiedelt war, was man Ende der neunziger Jahre hatte. Altersvorsorge? Man könnte meinen, dass es die Entscheidung jedes Einzelnen sei, wo er sich engagiert: auf den Finanzmärkten, in Immobilien oder woanders, um sein Vermögen zu vergrößern. Freilich ist es überwiegend so, dass dies beschriebene „untere Drittel“ der Gesellschaft und darüber hinaus weitere 20 % gar nicht die Möglichkeit hat, auf diese Weise Daseinsvorsorge zu betreiben und seinen „Wohlstand“ zu vermehren. Das Vermögen dieser Schicht ist nämlich 0. Insofern stellen sich für solche Menschen diese Fragen nicht. Die oberen 10 % der Gesellschaft hingegen haben inzwischen mehr als zwei Drittel des Vermögens. Davon hat ein einziges Prozent etwa ein Drittel des Gesamtvermögens. Alle anderen (also etwa 2 Drittel der Gesellschaft) haben etwa ein Drittel. Anlaufende Konjunktur? Oder - wie bei uns - Aufschwung?
Bei den Rettungsaktion ist das Vermögen, was gerettet worden ist, war im Wesentlichen das Geld eines sehr kleinen Teils der Bevölkerung. Bezahlt hat das aber die gesamte Bevölkerung. Was Arbeitslosigkeit angeht, scheint es einen Rückgang gegeben zu haben. Freilich nicht dadurch, dass möglichst viele jetzt vollwertige Arbeitsplätze haben (das Arbeitsvolumen ist immer noch niedriger als in den „Neunzigern“). Es gibt einfach mehr Jobs (freilich verschiedenster Art). Hinzu gekommen sind meist prekäre Jobs, wie etwa befristete Verträge, Teilzeitjobs, Minijobs, usw., was sich in den „Realeinkommen“ ausdrückt) Bei den Realeinkommen hat es jahrelang (seit Ende neunziger) bestenfalls einen Gleichstand gegeben. Dies hat damit zu tun, dass diejenigen, die aus der Arbeitslosigkeit heraus gekommen sind, nunmehr Jobs haben, die deutlich schlechter bezahlt sind, als früher.

Donnerstag, 30. Juli 2015

Schlaglöcher

Schlaglöcher. Allüberall. Der Staat (in welcher Form auch immer) kommt seinen unmittelbaren Pflichten nicht nach. Politiker versuchen, ihr jeweiliges idiologisches Süppchen drauf zu kochen. Die einen ein neoliberales, die anderen ein verstunken linkes. Passieren tut nichts. Denn diese Politiker fühlen sich ja legitimiert. Durch das Volk und seine repräsentative Demokratie. Das Gelingen oder Nichtgelingen besteht nun darin, die Verantwortlichkeiten zwischen Bund, Länder, Kreisen und Kommunen hin- und her zu schieben und sich jeweils als großen Gewinn ans Revers zu heften, wenn der Griff in einen Fördertopf oder das Zuschieben an eine andere staatliche Instanz gelungen ist. „Nicht ich bin verantwortlich, sondern der andere...“ ist gerne gepflegter Politikersprech. Wie lange eigentlich lässt man sich so etwas bieten? In anderen Ländern ist natürlich alles noch viel schlechter. Auch dies ist ein gängiger Politikerverweis. Nun ja, es kommt darauf an, ob föderalistisch (Länder etc.) oder zentralistisch organisiert (z.b. Frankreich, wo nahezu alles von Paris aus durch eine „Entscheiderclique“ geregelt wird). Von einer Instanz zur anderen schieben: ein beliebtes Politikerspiel.       

Mittwoch, 29. Juli 2015

Schlüssel

Wer hat meinen Schlüssel gesehen?
er ist offenbar unrasiert und hat einen Bart
Ich wende das Blatt und lese verkehrt
nimm's nicht persönlich, sieh's positiv!

Wer hat meine Gedanken gesehen
sie sprießen manchmal wild und ich kann sie kaum fassen
Mixed Pickels, sie jucken so undefiniert
und wachsen nach, kaum sind sie wegoperiert


Dienstag, 28. Juli 2015

Arm und Reich today (1)

Die Reichen werden in Deutschland immer reicher. Die Armen werden immer ärmer. Das ist mittlerweile oft zu hören, - natürlich ohne Konsequenzen. Als Klischee und Floskel. Jetzt sind wieder Zahlen dazu erschienen, die natürlich mit jenen kollidieren, die Wirtschaftsverbände und ihre Gefolgsleute regelmäßig zu diesem Thema herausgeben (Manager sollen nach neuen Zahlen das 54fache (!) ihrer Facharbeiter verdienen, andere Stimmen berichten vom 70fachen (!)). Doch nicht nur in den einschlägigen Talkrunden des Fernsehens (das wohl auch von einer Meinung, einer Schicht und deren Sichtweisen dominiert wird) wird fortwährend gestreut, dass es Deutschland noch nie so gut ginge wie heute. Außerdem waren die Zahlen aus dem Nachrichtenfluss schnell verschwunden. 
Bloß wem? Effektiv? Ist das vielleicht inzwischen stark polarisiert? Profitieren etwa die Besitzenden überproportional, während es mit den Armen immer weiter und noch schneller abwärts geht? Abseits von idiologischen Ausrichtungen sollte man darüber mehr diskutieren ("Ist und Soll-Zustand" vergleichen, - freilich ohne permanente Unterstellungen). Tatsache ist wohl, dass das sogenannte „Wachstum“, das diese Wirtschaftsform permanent als Erfolgsmeldung vorantreibt, wohl so gar nicht unumstritten ist. Am Ende könnte diese Art des "Wachstums" (das kein nachhaltiges ist) zum totalen Kollaps der Erde führen. 
Spätestens dann würde es wohl für alle, die es sich dann leisten können, zupass sein, auf einen anderen Planeten zu verschwinden. Erste Anzeichen einer solchen Strategie sind ja längst in Gange.“Absurd“, so höre ich die Wirtschaftsherolde dazu skandieren. Tatsache scheint auch zu sein, dass es inzwischen (als Folge der Neoliberalisierung) deutlich mehr Arbeitsplätze auf Niedriglohn-Niveau gibt. Der sogenannte „prekäre Bereich“ dieses Arbeitsmarktes scheint sogar deutlich im Vordergrund dieses "Aufschwungs" zu stehen. Eine Aufstockung vom Amt (Agenturen und wie immer sich solche Einrichtungen nennen...), dürfte in diesem Zusammenhang bedeuten, dass die vom Staat repräsentierte Allgemeinheit solche Kosten übernimmt, die private Profiteure ihr (auf vollkommen legalem Wege!) hinterlassen haben. Im Vordergrund stehen Arbeitsplätze, egal von welcher Qualität. Dies gilt nicht nur für Deutschland, aber in ganz besonderem Maße für hier, wo gerne Vollbeschäftigung und allgemeine Zufriedenheit ausgerufen wird. 

Montag, 27. Juli 2015

EU, Linke und Staat

Dass "der Staat" jederzeit dadurch legitimiert sei, dass seine Vertreter gewählt seien, verbreiten besonders gerne links orientierte Tonangeber. Dabei ist doch schon seit Kafka klar, dass „der Staat“ ein für viele Menschen völlig undurchsichtiger Super- und Monopolkonzern ist, der seine Umsätze mit seinen Beamten per Steuererklärung macht und alle Macht inne hat (besonders die finanzielle ist ihm in Deutschland wichtig! In anderen Ländern reißt er gar gerne die Macht zum Töten an sich, - aber das verstehen wir aus unserer eurozentristischen Perspektive nicht, - so ein paar Apologeten), weswegen er auch zu allem legitimiert scheint. Auch zur dunklen und manchmal auch gewalttätigen Durchsetzung seiner von sich an sich selbst verliehenen Rechte (das nennt man dann oft „Rechtssaat“, - Vorratsdatenspeicherung etc.). Das Problem ist, dass dieser Staat in Verkennung der etwa von Max Weber zugemessenen bürokratischen "Qualität" leicht zur bürokratischen Verkrustung und Verfestigung neigt (siehe „vertikale“ Durchlässigkeit, die etwa in Deutschland stark nachgelassen hat und die in Staaten wie Frankreich schon lange von selbsterklärten „Eliten“ wie jene klassische Kumpelgemeinschaft von der ENA dominiert wird), dass er Zwänge aller Art ausübt, die nicht immer so klar legitimiert sind, wie sich selbst durch ihre wohlbestallten „Diener“ gerne ausgeben - und dass er gerne in Kontrollwahn verfällt. Wie - bitte schön – funktioniert denn beispielsweise die EU? Wie ist dieser "parlamentarische" Haufen organisiert, der oft in Brüssel, - einmal pro Monat auch per Umzug in Straßburg, - residiert und dort Macht ausübt? Wie sieht's mit TTIP aus? Wieso ist das geheim? Wem nützt das? Wer setzt sich wie dafür ein? Ein paar Politiker scheinen da etwas in einen Zwiespalt gekommen zu sein und es mit der Demokratie dann doch nicht so genau zu nehmen..... Was wird da in den EU-Hinterzimmern ausgeklüngelt? Jetzt soll es vielleicht einen EU-Finanzhaushalt geben. Das wäre vielleicht zu begrüßen. Doch: wie demokratisch mag er strukturiert sein in einer ach so demokratischen Institution wie der EU?   

Sonntag, 26. Juli 2015

Weg in die Zukunft

Vielleicht geht es darum, Respekt zu zeigen und im Einklang mit der Natur zu leben. Vom Ozean bis zum kleinen Tier ist alles Teil eines großen Ganzen. Wenn wir nicht verstehen, wieso beispielsweise ein kleines Insekt so wichtig ist, unterbrechen wir die Kette, die alles zusammenhält. Die Probleme der modernen Welt, die Ernährungsprobleme, die Klimaerwärmung, die Angst, all das ließe sich besser lösen, wenn wir uns einfach nur anschauen würden, wie die eingeborenen Völker sich im Laufe ihrer Geschichte angepasst haben. Vielleicht würden wir uns dann zukünftig mit anderen Augen betrachten und gemeinsam eine bessere Zukunft für alle schaffen.  

Freitag, 24. Juli 2015

Willen (Songtext)

WILLEN

Du mach mal schnell das Fenster auf
es wird doch jetzt nicht klemmen
die Luft fängt an heftig zu brennen

es sind doch immer die gleichen
ständig am nörgeln und am motzen
was soll der Quatsch, das ist zum kotzen

die Welt is so schön da draußen
die Welt ist manchmal bitterkalt
du wirst nie da gewesen sein
alles war vielleicht nur eins

Fenster auf, ich krieg keine Luft
hier ist's so heiß, hier dorrt alles aus
wer hier reinkommt, den treibt's gleich wieder raus (hinaus)

Hände weg, was soll der Quatsch
Das bleibt jetzt zu, jetzt geb' eine Ruh
das ist halb so schlimm und nur übertrieben

die Welt is so schön da draußen
die Welt ist manchmal bitterkalt
du wirst nie da gewesen sein

alles war vielleicht nur eins  

Donnerstag, 23. Juli 2015

Umsetzer

Es gibt unter den professionellen Schreibern womöglich zu viele nette Dampfplauderer, die sich in nichts und niemanden hineinversetzen können. Weil sie nur sich selbst und nichts anderes kennen. Sie bestechen durch nettes Wortgeklingel, das sie mehr oder weniger der Realität anhängen, das sie abkupfern, umformen und in neue Schläuche gießen. Feuilletonisten, Schwätzer, Möchtegernliteraten, Bonvivants, Halbgebildete......die "schon mal von was gehört" Habenden, dem Zeitgeist halbherzig auf der Spur, je nachdem, ob's ihnen ihrem "Produkt" und ihrem Imageaufbau was nützt. Und dann gibt es die Umsetzer, Herdentreiber, Unteroffiziere, Poliere und Vorarbeiter, die penibel die Einhaltung sich selbst gegebener Regeln überwachen, die Abmahnungen verteilen und ein strenges Gesicht machen, während die Geschäftsleitung ihnen aus Rationalisierungsgründen schon längst den Boden unter den Füßen weggezogen hat und ihre Austauschbarkeit offenkundig geworden ist. Smarte Dampfplauderer von Halbwahrheiten, die sie nicht richtig verstanden haben. Unterhaltsam quatschen, Inhalt völlig egal, den Leser dahin ziehen, egal zu was. Schwadronieren, fabulieren. 

Dienstag, 21. Juli 2015

Ferienkultur Kulturferien

Bis zum Beginn der Schulsommerferien müssen je nach Bundesland in gedrängter Zeit alle Veranstaltungen stattfinden, damit uns anschließend das sogenannte „Sommerloch“ leer und hohl entgegengähnen kann. Und alle Veranstalter machen da in seltener Übereinstimmung mit: Die Musik, das Theater, die Kunst und das Wort, die bilden. Der Kuchen der an Veranstaltungen Interessierten ist zwar nicht urplötzlich größer geworden, aber jeder will sich jetzt noch schnell das größte Stück davon abschneiden. Alle Veranstaltungen zur selben Zeit. Das kann natürlich nicht gut gehen. Alljährlich ist's Ritual. Muss das so krass sein? Zielen alle Veranstaltungen ausschließlich auf die Eltern von schulpflichtigen Kindern oder auf die Angehörigen von Betrieben, die einheitlich zu ihren Ferien angetreten sind? Auf die Besserverdienenden, die sich einen um den Sommermalus verteuerten Vier-Wochen-Urlaub leisten wollen? Ob sich die Lebensgewohnheiten nicht doch längst verschoben haben und ob eine ganze Branche, die sich sich ja doch ansonsten so kompromisslos marktgängig nach Angebot und Nachfrage richtet, zur Ignoranz aller sommerlichen Bedürfnisse entschlossen hat? Es ist jedes Jahr dasselbe. Es gibt "Sommerprogramme". Ansonsten herrscht weit gehend tote Hose. Jaja, die Angehörigen von Veranstaltungsagenturen, von Theatern und überhaupt alle Kulturschaffenden haben auch ihr Recht auf Urlaub und vier Wochen Hitzefrei und irgendwann muss ja.... außerdem wollen die Leute in dieser Zeit partout nicht in geschlossene Räume, weil es da ja noch heißer ist......blablabla.....Aber muss das alles so krass ausfallen? Muss die kulturelle Sommerstrafe für alle Daheimgebliebenen in meditativer Ödniss absolviert sein?

Montag, 20. Juli 2015

Durch Virtualitäten

Derzeit ist es möglich geworden, mit einer Pappbrille und einem Handy sich in virtuelle Welten so hineinzuversetzen, als sei man Teil des Videos. Ab ins Videospiel, wir sind ein Teil davon, alles wird ein Spiel per Datenbrille, per Fiktion! Und die großen Firmen, die üblichen Verdächtigen, sind mit von der Partie! Die Geschichte soll sich nicht nur in uns abbilden, sondern direkt vor uns und in uns. Die Vision ist perfekt. Eine Menge Rechenkapazität wird dazu in Bewegung gesetzt und gaukelt die Nähe der virtuellen zur „analogen“ Realität vor – alles natürlich gegen Kohle. Reisen, etwas bauen usw., die einschlägigen Anbieter sind natürlich so begeistert von ihrem neuen Gimmick, dass das alle „innovativ“ Gesinnten so mitreißt, dass daraus bald viel Profit werden wird. Immer mehr angesagt wird auch ein Mix aus der virtuellen und realen Welt sein: in Simulatoren fürs Militär (natürlich!, - die sind immer vorne mit dabei!), für den Flugbetrieb und in anderen phantastischen Wirklichkeitssimulationen. Zumindest in einer Übergangszeit könnte sich die Frage stellen: wem wird diese Technologie zur Verfügung stehen? Denjenigen, die sowieso die Kohle für alles haben und entsprechende Gebühren abdrücken können? Arbeitslosen, wie es sie auf der ganzen Welt und zuletzt auch in hohem Maße in Europa gibt? Angehörigen von armen Staaten? Wann? Wird das alles ein weiteres Instrument der gesellschaftlichen Polarisierung zwischen Reich und Arm werden? Wird es Patente auf bestimmte Realitäten oder Realitätsausschnitte geben und wie werden sich diese auswirken wem wird es nützen, dass sich die Realitäten zunehmend vermischen? Die Talking Heads entwarfen in der Rockmusik vor vielen Jahren eine solche Vision einer Realität und landeten schließlich in den Verwertungsprozessen der Medienindustrie. Es gab ein Buch, das „Die Berliner Simulation“ hieß und schon vor Jahrzehnten einem solchen Lebensgefühl der austauschbaren Realität auf der Spur war. Auch Aldous Huxley ahnte schon vor vielen vielen Jahren etwas davon und setzte das in literarische Visionen. Der frühere Drogenpapst Timothy Leary faselte etwas von der Austauschbarkeit Bewusstseinsebenen und drängte auf Erweiterungen. Doch jetzt wird es scheinbar Realität, tritt auf technische Weise in unsere Existenz. Von nun an und in alle Ewigkeit. „Realität, was ist das?“ es wird dies möglicherweise die typische Frage der Besitzenden sein.

Sonntag, 19. Juli 2015

Europäische Tragikkomödien

Die jüngsten Ereignisse sprechen Bände. Da hat man sich gerade eben wieder mal mit zahlreichen Nachteinlagen auf eine Art Einigung verständigt, die unter anderem den beteiligten Politikern unter Beschwörung des „europäischen Geistes“ gegen hohe Milliardenbeträge an Steuergeld Zeit für ihre Wiederwahl in Ruhe vor einem großen Problem beschafft, da streichelt die ominipräsente Kanzlerin, die um ein „menschliches Image“ bemüht ist, einem kleinen Kind aus dem Libanon das Abschiebeproblem schön. Politik trifft auf Wirklichkeit. Die Inszenierung ist offenbar im unerwünschten Sinne ausgefranst. Gleichzeitig ist das Flüchtlingsproblem noch nicht einmal angegangen. Bestimmte Länder der EU weigern sich rundweg, ein genau berechnetes Kontingent an Flüchtlingen aufzunehmen. Anzug-, Kostüm- und Schlipsträger verschanzen wohlklimatisiert hinter von einer Schar Referenten wohlformulierten Anträgen mit seltsamen technokratischen Namen und können sich am Ende mal wieder nicht einigen. Dies wird nur in Umrissen von außen sichtbar, denn solche Sitzungen sind nicht selten nichtöffentlich. Agenda, Angela, Wertegemeinschaft: was bleibt da dem Betrachter und Stimmvieh? Diese Deppen fahren Europa und die europäische Vision an die Wand, die berauschen sich an ihren eigenen Bürokratismen, mit denen sie die Länge von Gurken und den Krümmungsgrad von Bananen herbeiregeln wollen. Marode Fischkutter sinken währenddessen, kaputte Außenbordmotoren fallen für Menschen aus, die 8 Tage nichts mehr gegessen haben. Natürlich Wirtschaftsflüchtlinge. Hat es zu allen Zeiten gegeben. Es ist wohl nichts Schlimmes dabei, dort leben zu wollen, wo es einem besser geht. 
Die Abgehobenheit der Inszenierung von jeglicher Realität wird wieder deutlich. Haben diese Leute, diese "Entscheider"  irgendeinen Bezug zu der Realität, über die sie da in gestelzten Phrasen und Floskeln mit scheinbetroffenem Blick quatschen? Was fällt ihnen an Sofortmaßnahmen ein, außer dem von einem Wertegenossen hochgezogenen Zaun an der Grenze von Ungarn? Für Europa kann auch das alles sehr sehr gefährlich werden, nicht nur die millardenhafte Verschwendung von Steuergeldern. 

Samstag, 18. Juli 2015

Salonsozialisten

Salonsozialisten? Ist ein Phänomen, das mich in dieser oder jener Form immer wieder begleitet hat. Meist sind das linke bis linksradikale Menschen, die freilich selbst äußerst begütert sind, die eine erstklassige Ausbildung (bei entsprechendem finanziellen Aufwand) genossen haben oder genießen und gerne anderen Menschen ihre Weisheiten von gesellschaftlicher Veränderung predigen, eingedenk dessen, dass sich an gewissen Grundgegebenheiten nichts so schnell ändern wird und dass sie selbst immer auf der richtigen und sorglosen Seite stehen werden. Früher war solches ein Ausweis von „Progressivität“ und Willen zur tatsächlichen Veränderung, der im Bereich des Populismus auch politisch leicht genutzt werden konnte. Ein Recht dazu gibt ihnen nach eigener Einschätzung, dass sie sich selbst als Angehörige einer Elite fühlen. Und denen ist ja alles erlaubt. Ale anderen sind ja Stimmvieh, das ihr Tun im demokratischen Sinne rechtfertigen soll. 
Nach dem Niedergang dessen, was sich bis 1989 als Sozialismus ausgab, hätte man meinen können, das solche Haltungen etwas in der Defensive geraten seien. Waren sie ja auch. Doch mittlerweile, angesichts auch der verheerenden neoliberalen Exzesse der vergangenen Jahre, scheinen solche Leute wieder mehr Chancen zu haben. So hat mich etwa die ausführlich bebilderte „Homestory“ eines damaligen europäischen Ministers in seinem Penthouse vor traumhaften Ausblick dann doch etwas gestört. Der Mann lässt sich überall als akademisch geweihter Radikalmarxist ausrufen und leert die Kaviarbecher, während unten auf der Straße in den Abfallkübeln nach Essbarem gestochert wird. Am Klavier sitzend, als den Frauen gefälliger Beau in trauter Zweisamkeit mit der edelgesichtig schönen Ehefrau und in weiteren Wohlfühlsituationen ließ sich der reiche Marxist seinem Volk präsentieren, das währenddessen keine Ahnung hatte, wie es die kommenden Tage überstehen sollte, aber seinen Gaukelmarxisten und ihren Sprüchen ausführlich zujubelte. Auch diejenigen, die sich in Deutschland gerne links nennen und das entsprechende Image pflegen, sind bei solchen Vorführungen gerne dabei. Sie loben schon mal den starken Arm des Volkes, um sich anschließend in den Porsche zu setzen und zur Villa in der Toskana zu brausen. Natürlich ist das, was sie sagen, nicht deswegen falscher, weil sie selbst unfähig sind, das in ihrem Lebensstil adäquat umzusetzen. Doch wenn nicht mal sie selbst der Realisierung ihrer Sprüche entsprechen, ja, wenn sie ihm in krasser Weise durch ihren Lebensstil widersprechen, mag auch das Vorgetragene nicht die allgrößte Überzeugungskraft haben. Doch solche Leute vermögen oft mit ihrer Außenwirkung sehr bewusst und gezielt umzugehen und sie in den Bereich des Charisma zu überführen: der Beifall ist ihnen dann gewiss. Abgehobene und akademisch gebenedeite Theorien als besonders fortschrittlich zu „verkaufen“, erscheint dann als ihre „Spezialität“.  

Donnerstag, 16. Juli 2015

Bionic Days

Ein weißer Hai scheint gestern vor Florida bei der Jagd nach Möwen gestrandet zu sein. Sowas ist natürlich von den Medien vielbeachtet. Der Mythos ist halt groß und erzeugt jenes Kribbeln, das Medien gerne verkaufen.Doch dazu zwei Beispiele aus der Bionik: Haie brauchen zu ihrer Fortbewegung offenbar sehr wenig Energie. Ihre Haut besteht aus winzigen Schuppen mit einem Grad in der Mitte. Zwischen den Graten bildet sich eine dünne Wasserschicht, die beim Schwimmen den Reibungswiderstand verringert. Schwimmbegleitung aus solchen Fasern gibt es mittlerweile mit genau diesen Eigenschaften. Eine solche Haihaut eingebaut an wichtigen Stellen kann starke Vorteile verschaffen, eine Erkenntnis, die zuerst Sportler mit ihren Schwimmanzügen für sich ausgenutzt haben, indem sie so ihren Wasserwiderstand verringert haben. Diese Vorgänge sind etwa 10 Jahre her. Mittlerweile sind solche Erkenntnisse auch in die Herstellung von Massenware eingewandert.
Es zeigt sich, dass die Evolution im Laufe von Milliarden von Jahren Möglichkeiten gefunden hat, die wir uns viel mehr zunutze machen könnten. Dabei ist es möglicherweise nicht sehr förderlich, sich technologisch der Natur überlegen zu fühlen. Immerhin sind die „Try and Error“-Phasen, also die Testerprobung mit der der Natur nicht zu vergleichen. Energie und Mobilitätsprobleme lassen sich vielleicht im Einklang viel besser bewältigen, indem Möglichkeiten genutzt werden, wie sie die Natur in sehr langen Testreihen, also der Evolution hervor gebracht hat.
Schaben können an Wänden hochklettern. Wie das? Winzige Widerhaken an ihren Beinen finden an der kleinsten Unebenheit Halt. Die Technik, mit der die Schaben ihre Widerhaken einsetzen, ist dabei entscheidend und Wissenschaftler haben genau diese Technik mit Robotern umgesetzt. Fliegen klettern mühelos vertikale Glasflächen hinauf, obwohl es keine Unebenheiten gibt, wo sie sich festklammern könnten. Das Klettern gewährleisten winzige Häarchen an den Fliegenbeinen. Am Ende jedes Haares befindet sich eine Art Verbreiterung. Mithilfe einer öligen Flüssigkeit, die die Fliege ausscheidet, haften diese Verbreiterungen an glatten Oberflächen. Aber es geht auch noch einfacher, ohne diese klebrige Flüssigkeit: zum Beispiel bei Laubfröschen. Auch bei ihnen sind die Beine mit einer klebrigen Substanz überzogen. Aber der Mechanismus ist ein anderer: das Sekret der Frösche ist kaum dickflüssiger als Wasser. Also ist es nie klebrig genug, um den Frosch auf der glatten Fläche zu halten. Trotzdem gelingt ihnen ihr Vorhaben. Ihre Fußsohlen weisen ein Muster ein Muster aus achteckigen Plättchen auf, die beweglich sind um sich dem Untergrund anzupassen. Winzige Beulen auf der Oberfläche der Plättchen bieten ausreichend Reibungsfläche, um den Frosch auf der Glasplatte zu halten. Ob so etwas in die Reifentechnologie eingehen könnte?     

Dienstag, 14. Juli 2015

Das Teil

Ein Stück löst sich von einem Auto vor dir, aber du glaubst das nicht, hast eine Wut, man hat das Teil nicht richtig  befestigt, - das ist doch rücksichtslos!, - doch die Lage wird unausweichlich,  das Ding kommt auf dich zu, es ist außer Kontrolle, die Wirklichkeit bleibt stehen, die Augenblicke dehnen sich. Das Unvermeidliche stößt mit dem Zufall zusammen und kommt als solches jetzt auf dich zu. Du kannst nichts dafür, ob ausgerechnet dies Auto dein Schicksal wird, es ist so ungerecht, aber warum ich? Es wird dich zerfetzen, Blut wird fließen, dein eigenes Blut, es wird dir schlecht, nein, du spürst das Gefühl kommen, ein Idiot, Du hast nicht mehr lange zu leben, ausweichen ist unmöglich, aber vielleicht hast du Glück, vielleicht ist ja alles nicht so schlimm. Es ist wie Rasiermesser, die langsam in dich eindringen, die Welt da draußen, die läuft in ihrem Modus weiter mit. Du bist höchstens ein Auswechselspieler, gelegentlich geht jemand ab von dieser Bühne, was macht's? Ohne dich, ohne mich existiert die Welt nicht... aber das geht jetzt weiter.....

Sonntag, 12. Juli 2015

Was Leben sein könnte (1)

Wie wollen wir leben? Wo wollen wir leben? Was bedeutet uns das? Ist da ein Hecheln, das den Siegern meistens hinterher ist? Oder wollen wir das auf der Straße mit möglichst vielen Pferdestärken ausgleichen? Lassen wir uns selbst finden, uns herausmodellieren oder sind wir hinter dem her, was als „Selbstoptimierung“ derzeit die Propaganda des Zeitgeists ist? Wollen wir Zufriedenheit anstreben, eine Sicht auf uns selbst, die eingebettet ist in ein wie auch immer geartetes Umfeld? Oder wollen wir dem hemmungslosen Egoismus frönen, der den Neoliberalismus zu seiner Idiologie hat und das Streben nach Gewinn vor allem auch auf Kosten der Allgemeinheit sucht? Was ist, was könnte Allgemeinheit überhaupt sein? Das, was Sozialisten, Kommunisten wie eine Monstranz vor sich hertragen? Der Staat? Hat der Staat nicht auch totalitäre Züge, die er uns aufzwingt, ist der nicht sogar der durch Wahl legitimierte Superkonzern, - oder ist er der Souverän, der immer alles richtig sieht? Wohlfühlen, Wellness – in dieser Welt des Klimawandels und das massenhaften Abschlachtens von Tieren? Welche Rolle könnte da ernst genommene Ethik und Moral spielen, die gerade nicht an den Glaubenssätzen der Kirchen hängt und Tradition als einen Wert unter anderen wahrnimmt. Geht es um Mäßigung, um das „richtige Maß“ oder „Maß halten“. Welche Rolle spielt da die „Sorge um sich“ (Foucault) oder sittliches Verhalten? Worin könnte dieses begründet sein? Disziplinierung und Gehorsam.... in einer neoliberal gesinnten Umwelt? In einer kommunistisch ausgedachten Umwelt? Wo sind wir? Wer sind wir? Sich über solche Dinge in einem lebendigen Austausch unterhalten zu wollen, Ansichten auszutauschen und sich gegenseitig dabei anzuregen, könnte eine Disziplin sein, die Zukunft hat.   

Freitag, 10. Juli 2015

Fassaden und Paravants

Sie haben sich zu oft gruppiert, zu Lug, zu Trug, haben um deine Kaufkraft geworben
um Deine Wertschätzung, um deine Aufmerksamkeit, haben die Bedeutung in Hülsen gesperrt
in Bilder, die missbraucht und vergewaltigt, zu fetten Gemeinplätzen wuchsen
es ist ein nettes Hopping, über der unsichtbaren Hoheit, verkaufter Luftschlösser
aber dich plagt eine Sehnsucht nach Text, nach eigenen Worten, sie zieht dich weiter
in andere Formationen, viele Körper reden und sagen nichts, es ist genauso, wie dieser Satz,
eine vorbereiteter Gemeinplatz, eine automatisierte Deutung, eine hübsch geformte Lüge
der Sinn geht im universalen Geräusch unter, in weißem Rauschen, das sich gegenseitig auslöscht
und du bist ein Pirat der Patterns, Ich ist ein Anderer
mit den anderen vernetzt sein, ein Docking wagen, abseits der Kommunikation
sich in andere Positionen begeben, wagen, sie in Frage zu stellen
das willst Du vielleicht, Ich zu sagen ist eine Reaktion auf ständig wachsende Unsicherheit
dabei könnte alles so anders sein
in Unbekanntem unbekannt bleiben, unerkannt, wir treiben knapp unter der Oberfläche dahin
und strecken den Hals gelegentlich müde in die Höhe, der Papierweg ist verstopft
Schwächen offen zu zeigen, könnte sich als Stärke erweisen, Lüge, eitel Selbstinszenierung
schöne Fassaden sind auch schön - als Fassade, ein Paravant, flüchtig aufgestellt
rund um bittere Erbärmlichkeit, will verschwinden hinter Tönen,
und mich einhüllen, will mich kleiden in sie. Du wagst, Dich im Verborgenen zu zeigen
als ein Spiel, wenn der Sinn untergegangen ist, will ich dem Klang nachlauschen
der sich selbst mitteilt, die brauchen Dich nicht, die nehmen sich nur, was sie brauchen
die hassen die Wahrheit, weil sie so negativ ist, was ist das Original, wenn alles eine Vervielfältigung ist
unwillkürlich, als Reflex, tausend Nichtigkeiten als Schwarm, als Wolke des Geschwafels - eine Kopie, eines großen Etwas, das wir alle sind? 

Donnerstag, 9. Juli 2015

Abendrot

ABENDROT


Sie geht unter
sinkt rot zurück
könnt ich jetzt ihr folgen,
ich säh': dahinter wird es Tag:
immerfort Versprechen
wird sie mir und zugleich
Ahnung vom Ende
ist sie morgen noch
und wird ein neuer Tag?
blaue Ränder säumen Gedachtes

von Frost durchstochen

Mittwoch, 8. Juli 2015

Stellvertreter

Prominente, schöne, witzige, geistreiche Menschen leben unser Ersatzleben im Fernsehen, gehen für uns stellvertretend durch Abenteuer, durch aufregende Begegnungen usw. und kommen dadurch in ihrer Entwicklung weiter. Sie sind unersättlich, gehen über Grenzen und lernen sich dadurch selbst kennen. Sie sind positiv unruhig, mit nichts zufrieden zu stellen. Sie stilisieren sich selbst als lebenshungrige Künstler, - dich beschleicht dabei das Gefühl, dass du da nicht mithalten kannst. Dass du da zu lahm bist, zu zahm bist, zu viel Angst hast. Zu wenig Selbstvertrauen hast. Da nicht mithalten kannst.....

Montag, 6. Juli 2015

Panoramafreiheit

Die EU-Parlamentarier stimmen doch tatsächlich am 9. Juli über die „Panoramafreiheit“ ab: Alles, was uns sichtbar umgibt, soll von Urheberrechten so geschützt werden, dass jeweils eine Erlaubnis des Machers eingeholt werden muss. Alles in unserem Blickfeld wird privatisiert! Als ich zum ersten mal davon hörte, dachte ich an einen Witz. Doch es war keiner! Nicht die sogenannten Künstler und Macher, sondern die Abmahnanwälte würden dadurch im höchsten Maße profitieren! Das Bundeskanzleramt? Geht als Foto gar nicht! Bloß nicht in Facebook stellen! Der Eiffelturm ist in Frankreich, wo die Panoramafreiheit ohnehin nicht gilt, am Abend bei Beleuchtung geschützt. Jeder müsste erst eine Erlaubnis einholen, bevor er dies ablichtet und anschließend auf Instagram stellt. Ein Architekt muss mindetens seit 70 Jahren gestorben sein, bevor jemand seine Bauwerke als Foto irgendwo einstellen darf. Peinlich, eine solche Regelung! Doch das stört die Maßgeblichen nicht. Höchste Verwirrung ist vorprogrammiert, zugunsten von Wenigen (zu denen Künstler nicht gehören). 

Sonntag, 5. Juli 2015

Werbeanzeigen?

Ich überlege mir, Werbung in Form von Anzeigen mit in das Blog hier einzubeziehen. Werbung. Ich habe wenig Einkünfte, wäre angewiesen auf jeden zusätzlichen Kreuzer, da ich auch kein Hartz 4 oder andere Transferleistungen beziehe. Anzeigen von denen, gegen die man auch argumentiert? Die allgegenwärtig zu sein scheinen in dieser schönen neuen Welt? Ich hoffe, davon nicht beeinflussbar zu sein, genauso, wie ein Journalist von den in seiner Publikation geschalteten Anzeigen nicht beinflussbar ist (wie er als „Berufsethos“ gerne und immer wieder behauptet!). Einzugehen und die Existenz abzutreten für einen guten Zweck, dazu habe ich eigentlich keine Lust. Und hatte nicht Goethes Faust auch einen Pakt mit dem Teufel eingegangen? Nun ja, die werbetreibende Industrie ist wohl nicht so dermaßen des Teufels! Oder doch? Redet man sich das schön? Ich fühle mich zu Kompromissen gezwungen, die andere Menschen schon längst als selbstverständlich vermutet hätten. Aus „pragmatischen“ Gründen. Und kommt nicht die Werbung aus einer ganz anderen Welt? Das schon. 

Samstag, 4. Juli 2015

Notizen aus dem Freibad

Im Freibad: Geschlechtsteile, bunt verpackt als clever getarntes Nichts, werbewirksam, als eine Promotion des Triebes, aufreizend, mit rasierten Kräuselhaarahnungen, da sind Sonnenbrände auf Fettpolstern abgelagert, die musternden Seitenblicke, eine sonnenbeschienene Gleichgültigkeit in Mienen, vor lauter Sonnenmilch mit relevantem Lichtschutzfaktor noch matt glänzend, in den Augen von erfahren schmunzelnden alten Säcken aller Altersklassen erfolgt die Musterung eines neuen Jahrgangs von Teenagern, Ängstlichkeit und Eitelkeit paaren sich im Gesicht einer nicht mehr ganz jungen Frau, deren Bauchmuskeln die Folgen ihres prallen Lebens nicht mehr ganz halten können, bedeutet im Internet einen Vermittlungsakt (mit ein paar angeklickten Merkmalen und Gebühren), die Schönheitsqueen im weißen Badeanzug mit einem Nichts, einer Briefmarke (oder bewusst verdeckt....), rasiert, Köpfe drehen sich im Gleichtakt und in mancher Badehose spielt Musik, ein Potpurri der Phantasien und Träume, wie eine Bugwelle vor sich herschiebend, die Schöne ist sich des rechten Triebs wohl bewusst, scheinbar auf diese ganzen Blicke nicht achtend, teilnahmslos, wippt sie zum Beckenrand und testet mit den Zehen die Temperatur, dann beugt und legt sie sich auf ein großzügig rotes Tuch,..... aber schon ist sie wieder im Wasser verschwunden, im Strudel der auf sie gerichteten Männerphantasien......

Mittwoch, 1. Juli 2015

Erbsünde

Aus einem Romanfragment, das an dieser Stelle in die Klosterkirche in Neresheim führt, wo eine Führung mit einem Mönch stattfindet: 

Unser Blick wurde auf den am Kirchenhimmel kämpfenden Satan gelenkt. Darunter die Figur des Cupido, was übersetzt die Begierde heißt, wie wir einst im Lateinunterricht gelernt hatten. „Geburt, Fortpflanzung, Tod“, der einfache Dreiklang des Lebens, - draußen, in der Welt vor dem Kloster. Eine Formel, in der die Evolution vonstatten geht. Ohne Moral. Unschuldig. Natürlich. Ob wir als Menschen uns wirklich davon distanzieren konnten? Im Christentum bedeutete dieses kreatürliche Leben die Erbsünde, jawohl. Die Tiefenpsychologie hatte  uns zeitweilig gelehrt, dass der Prozess der Menschwerdung eine Bewegung des Sich-Bewusstwerdens aus dem Unbewussten, aus dieser natürlichen Unschuld heraus, auch ein Übernehmen von Verantwortung ist. Die ganze Bibel konnte so verstanden werden. Die ganze Menschheitsgeschichte. Ich bin schuld, ich weiß, was ich tue: „Cogito, ergo sum“, raunte leise die aufklärerische Philosophie im Hintergrund der Geschichte.