Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 30. November 2016

Die einen und die anderen

Ich wundere mich und bin manchmal empört, wie schnell jetzt bestimmten Menschen bestimmte politische Attribute zugeschrieben werden. Das Zuhören scheint nicht mehr angesagt, das Sich-Einlassen, das Verstehen-wollen von Problemen und den Menschen dahinter, die Wahrnehmung für Zwischentöne, das Differenzieren. Was das Erstaunliche ist: dies scheint auch für die demokratische und offene Seite zu gelten. Auch sie scheint die Reihen schließen zu wollen, wirft mit Parolen und Modewörtern um sich, errichtet Wagenburgen und geht in den Verteidigungsmodus. Meine Meinung: wir sollten uns gewisser Fehler und Fehlentwicklungen bewusst werden, sollten sie abzustellen versuchen, und zwar nicht nur mit Floskeln und vorgefertigten Gedankenbarrieren. Offenheit muss eine Stärke sein. Auch der Wille zur Veränderung. Es kann nicht darum gehen, dass diejenigen, die am meisten vom Status Quo profitieren, am lautesten dafür eintreten und alles andere von ihren marktschreierischen Lakaien ausblenden lassen. Die scheinbaren Differenzierer ergehen sich ja auch immer mehr in einer hohlen Wortklingelei, die Positionen vortäuscht und Parolen ausgibt, die so differenziert, so kritisch und aufklärerisch oft gar nicht sind und vor allem die Gemeinsamkeit in einem gewissen Sinne stärken sollen. Die Mitläufer und Fassadenbastler sollten nicht so einseitig auch von politischen Parteien bevorzugt werden, die Herrschaftsstrukturen und Glaubenssätze wenigstens gelegentlich etwas in Frage gestellt und überprüft werden. Dieses „Aussitzen“ von Gegebenheiten, diese öffentlich institutionalisierte Lähmung sollte nicht mehr allgemeine Taktik der Wirklichkeit sein. Gemeinsamkeit sollte sich auch dadurch herstellen, dass man hier auch aus politischen Erfahrungen heraus aufklärerisch ist, weiter, als anderswo. Einbildung jeglicher Art davon abzuleiten, erscheint mir grotesk. Dass nicht der Exporterfolg, der ja im globalisierten „Wettbewerb“ den Wohlstand einer bestimmten Klasse von Menschen meint, allem anderen übergeordnet wird. Dass Wachstum auf seine Qualität abgefragt wird, dass das Bewusstsein mehr zählt, dass es verschiedene Arten von Wachstum gibt. Noch scheint es so zu sein, dass die Ressourcen der Erde endlich sind, der Wunsch nach Wachstum aber anscheinend nicht. Wie soll das nachhaltig zusammengehen? Vielleicht gilt es, gesellschaftliche Strukturen ein bisschen weicher zu gestalten, ein bisschen durchlässiger, so, dass nicht nur die „Durchsetzungsstarken“ oder Rücksichtslosen davon profitieren, die Blender und Verkäufer. Die Digitalisierung sollte gestaltbar sein und nicht wie ein Schicksal über uns kommen, das wiederum fette Profite für bestimmte Menschen und Verdruss für andere bringt. Ich will nicht, dass eine solche Haltung als moralisch und insofern als wirklichkeitsfremd abgetan wird. Nein, der Markt scheint mir nicht das allein selig machende Prinzip zu sein, der alle Lebensbereiche steuert und tief hinein ins Intime wirkt.  

Dienstag, 29. November 2016

Fußballereien

Wie kommen viele Leute eigentlich dazu, noch immer an den Fußball zu glauben als einen „11-Freunde“-Fetisch? Die Fußballvereine (auch die sogenannten "Traditionsvereine") sind doch in Mitteleuropa längst anonyme Kapitalzusammenballungen, die ihr Personal beliebig tauschen und je nach finanzieller Stärke zusammenkaufen. Wo sogenannte Traditionsvereine (die natürlich auch versuchen, alles Finanzielle mitzunehmen....) dabei stehen, ist ja gegenwärtig in der Fußball-Bundesliga klar abzulesen. Der Fußball ist Teil des Showgeschäfts geworden, operiert mit Milliardenumsätzen und klagt dafür den steuermäßig unterfütterten Schutz der öffentlichen Hand (z.b. bei Polizeieinsätzen...) ein: das Muster ist bekannt aus der Finanzwelt. Natürlich wollen die Traditionsvereine ihren „Mythos“ pflegen und versuchen gegen die reinen Geldvereine mit Firmenaufdruck zu ätzen. Dabei versuchen sie selbst dasselbe und schaffen es oft nicht ganz. Die Werbung hat längst übernommen: In den Vereinsnamen aufgenommen, auf Trikots abgebildet und in umbenannten Fußballarenen abgebildet. Gekauft. Es geht um Rechte. Logos. Besetzungen des Kopfes. Aggressive Verkaufsstrategien. Ich beobachte, wie sich die Leute immer mehr für diesen industriell gefertigten Fußball interessieren, wie es ihre Unterhaltungen füllt, mit den Kumpels, mit den Nachbarn, mit den Arbeitskollegen. Ich stehe dabei, staune und wundere mich. Es interessiert mich auch, sehr wohl, - aber mit einigem Abstand. Man könnte auch meinen, ich würde es nicht ganz so ernst nehmen, jedenfalls nicht so ernst wie jene, die ihre Identität damit verknüpft haben, die sich dafür gegenseitig auf die Nuss hauen oder sich veritable Schlachten mit der Polizei und dem billig engagierten "Ordnungspersonal" liefern. Es muss ihnen wichtig sein, sie identifizieren sich damit, es prägt ihre Lebenswelt total. Ich habe einiges Verständnis dafür, sogar Sympathie, - nur: ich kann es nicht so recht ernst nehmen. Denn es ist Showbusiness, es spielt mit dem Schein, mit den Sehnsüchten und Wünschen eines Massenpublikums. Es kommt mir vor wie Theater. Eine Simulation und Verdichtung, nicht das Eigentliche.  

Sonntag, 27. November 2016

Das Positive

Wo bleibt das Positive? Es ist und bleibt das beliebteste Totschlagargument, die Frage, die fast alles ruhig stellen kann: Auch das Aufbegehren, das Nichteinverstandensein mit allem, ja gerade das soll versiegen. Punktuelle Rebellion kann das Ganze voran bringen, indem ein ganz bestimmter Missstand in das Blickfeld der Macher rückt. Es geht hier möglicherweise um die Auflösung im Alternativlosen, diesem dumpfen Begriff. Alles scheint alternativlos, faktisch, ist gerechtfertigt durch sein Hiersein. Besonders, wenn das "Alternativlose" sich selbst dazu erklärt. Man soll sich nichts anderes vorstellen, als gute Miene machen, unverbindliche Freundlichkeiten pflegen, lachen und lächeln, - so lange es (noch) geht.  Uns geht es ja sooooo gut, so das Mantra der Politiker und der Wirtschaftsbosse. Nachgeschobene Statistikzahlen scheinen das zu untermauern. Also seien wir zufrieden, denn wir sind ja statistikgläubig. Ist die Frage noch erlaubt, wer mit dem „Wir“ gemeint ist? „Wir schaffen das“. Damit verhält es sich ebenso.Wer ist wir? Die Deutschen? Teile der Deutschen. Was bedeutet "der Staat"? Eine uns zusammenfügende Klammer? Was ist das, "die Deutschen"? Wer gehört dazu und wer nicht? Zu welchem Zeitpunkt? Aus historischen, geografischen oder genetischen Gründen? Sind diese Fragen zu negativ? Sind sie zu beantworten? Oder soll das "der Markt" beantworten? Soll er überhaupt alles regeln und jede Frage beantworten? Erwarten wir von der Politik zu viel? Nun, vor allem, wir dürfen erwarten, dass sie nicht korrupt ist. Auch nicht im sublimen Sinne. Wir wollen als Staat doch voran gehen. Oder etwa nicht? Wir sind doch Exportweltmeister. Also exportieren wir möglichst auch die richtige Gesinnung. Hm wir haben halt spezielle historische Erfahrungen. Schlimme Menschen, die Mozart und Goethe mochten, haben schlimme Dinge getan. Aber auch ein besinnungsloses Umsetzen des Alternativlosen würde wohl überhaupt nicht mitteleuropäischer Tradition, Identität und Aufklärung entsprechen. Aufklärung hat wohl immer hinterfragt, angekratzt, kritisiert, gezweifelt - und hat versucht, sich in einem ständigen Prozess dadurch voran zu bringen. Ob das alles jetzt zu negativ formuliert ist? Für den Zeitgeist der unbedingten Bejahung? Des Genusses und unendlichen Spasses? Unbedingte Bejahung muss man sich schon leisten können, das steht fest. Es hat eine Basis im Faktischen. Und das ist......   

Samstag, 26. November 2016

Zeitgeistgemälde

Obercoole Versteherinnen und Versteher in den Zeitgeistmagazinen und Kulturschauen des Fernsehens schelten die Eliten und ihresgleichen ob ihrer Ignoranz. Wow, - Klugscheiser mit wichtigen Gesichtern. Glatte Schlaumeier. Nachdenken, Vordenken, Überdenken – meist jedoch gar nichts, sondern einfach nur nette Worte als Auslöser. „Sexistisch“, „rassistisch“ , islamophob“, „homophob“ - wer bietet mehr? Die Dummheit ist womöglich einigermaßen gleichmäßig verteilt. Nachhilfeunterricht für die Zurückgebliebenen. In Kritik, - und zwar der richtigen. Antreten zum Verstehen, Gutmenschen. Apell. Meinungen. Überzeugungen. Überlegenes Getue. Betroffenheit. Kampfsportarten. Soziale Medien. Shitstormsorten. Seltene Sortierungen für den besseren Geschmack. Streiks. Putschversuche. Entlassungen. Freigesetzt in digitale Welten. Arbeitswelt 4.0. Robotergegrinse über Artificial Intelligence. Gen- und andere Manipulationen. Sillicon Valley-Dreams. Alles wird gut. Positiv sein. Nur das Beste. Nettiquette. Wer ist das Volk? Wir? Wer ist „wir“? Zündeleien führen zu Sprengstoffaktionen. Tote. Polizei. Blaulicht. Lächerliche Spackos. Gewalttätigkeit. Dazwischen zufriedene Politgesichter, die den Platz beim Edel-Italiener schon vorbestellt haben. Abgeordnete. Parteienfunktionäre. Kunstbeflissen. Ach so! Kenner und Könner. Verkaufen wichtige Termine und sich selbst gleich dazu. Korrupte Schwätzer, bestochene Blender. Deppen, man kann es nicht anders nennen. Chauffeure echauffieren sich. Das geht so nicht weiter.

Donnerstag, 24. November 2016

Erfolg und Leistung und Gesellschaft

Sie leisteten ja so viel, so vernehmen wir immer wieder. Aber wie weit ist's her mit dem Begriff „Leistung“? Ob das mal in der Nachkriegsgesellschaft ein Wert war, der die wirtschaftliche Entwicklung von Deutschland nach vorne gebracht hat? Ob sich dann mit der Zeit „Leistung“ immer mehr vom Begriff „Entlohnung“ entkoppelt hat? Ob heutzutage das eine mit dem anderen gar nichts mehr zu tun hat, wenn ein paar Modeberufe für die die große Kohle stehen und die Ärzte mutmaßlich die Pfründe ihres Standes mit allen Kräften zu schützen glauben? Ob der Begriff „Erfolg“ längst den Begriff „Leistung“ abgelöst hat? Mit dieser Entwicklung von amerikanischer Weltsicht hin zur Implantation in europäische Idiologien scheint die bundesdeutsche Wirklichkeit lange gebraucht zu haben. Nun ja, alles will befestigt und abgesichert sein in einer solchen Gesellschaft der finanziell durch rigide Abkommen (CETA, TTIP?) und eine die Märkte penetrierenden Exportwirtschaft abgesicherten Gesellschaft. Haha: „Uns geht es gut“. Wem? „Wir schaffen das“. Wer ist wir? Eine internationale, gut vernetzte und unmäßig reiche Elite schickt ihre Kinder auf internationale Spitzeninternate, wo diese Kinder zu Führungskräften der anmaßenden Arroganz ausgebildet werden sollen. Gerne parkt sie ihr Geld auch in Streueroasen und kauft sich Politiker, die ihre Anliegen dann im öffentlichen Raum vertreten. Dabei geht es unter anderem natürlich um Steuern: Wenn die sie nicht bezahlen wollen, diese Geldeliten, gehen sie woanders hin. So die Idiologie. Wirtschaftlich motivierte Verbindungen wie etwa EU versagen in diesem Thema der Kontrolle vollkommen und lassen ihre einzelnen Nationen sich gegenseitig ausspielen. Ob uns nicht spätestens dabei einige Gedanken automatisch kommen? Wer da wohl wen in seinem Sinne beeinflusst? Welche Rollen fette Lobbys dabei wohl spielen? Zuletzt wurden ja auch wieder Namen genannt, die EU-weit Bedeutung hatten. Gelegentlich sollen sie sogar finanziell besser ausgestattet sein als die Gesetzgeber aller Parlamente. Ob dies Auswirkungen hat? Viele Medien jedenfalls springen bei solchen Interessenverschiebungen gerne mal assistierend zur Seite, indem sie vorbildliche Einzelbeispiele herausgreifen und sie dann verallgemeinern. Linear. Einfach so. Das soll dann etwas zeigen.

Mittwoch, 23. November 2016

Lobbyarbeit

Um Gottes willen! Was ist denn da los? Mit Korruption hat das natürlich gar nichts zu tun! Und natürlich werden "Entgelte" anders bezeichnet, um sie besser den Nichtsahnenden "verkaufen" zu können. Es kommt heraus, dass die SPD gegen Entgelt offenbar Interviewtermine mit Ministern macht. So kann man eine Partei finanzieren. Und das, nachdem Steinbrück sein Bundestags-Abgeordnetenmandat zugunsten eines Beraterjobs bei der Großbank ING aufgegeben hat und der ehemalige Bundeskanzler Schröder jetzt eine zweite Nordstreamgaspipeline durch die Ostsee anstrebt. Zum Thema Parteienfinanzierung wird der Bundestag ja regelmäßig sogar von jener EU ermahnt, die da ja offenbar auch nicht besonders zimperlich ist und sich einen Kommissionschef Juncker leistet. Noch nicht ganz vergessen ist, dass Pofalla vom Leiter des Bundeskanzleramts direkt in den Vorstand der Deutschen Bahn gewechselt ist, gefolgt vom Staatsminister Eckart von Klaeden, der sich direkt zum Autohersteller Daimler AG verändert hat ist und dort jetzt wohl gute Lobbyarbeit mit (zumindest) vielen Verbindungen betreibt. Der Cheflobbyist und Präsident des Verbandes Automobilindustrie, Matthias Wissmann, war ja früher auch mal Verkehrsminister und hat immer noch „hervorragende“ Verbindungen in die Bundesregierung. Welche Auswirkungen das haben kann, mag jetzt in der Klimapolitik der aktuellen Bundesregierung abgebildet sein. Auch nicht schlecht: Dirk Niebel: Der frühere Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis Dezember 2013) heuerte Anfang 2015 (also ein Jahr „Schonfrist“) beim Rüstungskonzern Rheinmetall an. Als Entwicklungsminister hatte der FDP-Politiker auch dem Bundessicherheitsrat angehört. Marianne Tritz: Die langjährige Grünen-Politikerin und Bundestagsabgeordnete wurde im Jahr 2008 Geschäftsführerin des Verbandes Zigarettenindustrie. Die Grünen gehören zu den entschiedensten Verfechtern von Rauchverboten. Die Sachen mit dem EU-Kommissar Oettinger  der Frau Reichert und manchen anderen Damen und Herren mögen angesichts solcher Sachlagen tatsächlich nur noch Petitessen sein. Alles in allem: ob so eine Besinnung auf Grundwerte aussieht, ob so etwas nicht willfähriges Kanonenfutter für Populisten aller Art liefert? Ob solch Gebaren nicht zumindest missverständlich ist? 

Montag, 21. November 2016

Gesundheit!

Was mich empört im „besten Gesundheitssystem der Welt“: ich gehe als vergleichsweise armer Mensch mit einer Erkältung in die Apotheke und muss für die mir empfohlenen Medikamente und Lutschbonbons (sind die überhaupt wirksam?) immer noch fürstliche Zuzahlungen leisten, während neben mir der seinem Limousinen-Dickschiff entstiegene Unternehmer sichtbar ungeduldig wartet. Ob diese Zuzahlungen für ihn genauso viel bedeuten wie für mich? Womit soll ich das bezahlen, was doch meine Gesundheit im besten Gesundheitssystem der Welt stützen soll? Da ist ein stattlicher Betrag zusammen gekommen. Was soll ich tun? Aufgeben und einen Antrag stellen? Oder viele? Noch bin ich nicht so weit. Ob das nicht ein bisschen unsozial ist, wenn wir beide dasselbe zahlen müssen? Natürlich ist in der Apotheke niemand verantwortlich. Niemand ist für irgendetwas verantwortlich. Alle machen nur, wie ihnen geheißen. Der ungeduldige Mann ist sicher privat versichert. Also hat er auch schon einen Termin beim Arzt, weil diese doch von Privatpatienten viel besser abgegolten werden. Wer per Kasse versichert ist, hat Pech gehabt, auch wenn er sich neuerdings bei einer dafür eingerichteten Stelle darüber beschweren darf. 

Sonntag, 20. November 2016

Arm und Reich (2)

Ja wie? Es gebe keine Veränderung des Abstands zwischen Arm und Reich, behaupten interessierte Kreise und führen dazu regelmäßig scheinbar objektiv belastbare Statistiken ins Feld. Ob uns da nicht eine Skepsis angesichts dieser Wissenschaftshörigkeit befällt? Ist Wissenschaft etwas beliebiges? Ist sie Interessen ausgesetzt, ja gelegentlich davon sogar beeinflusst? Kann das sein? Darf das sein? Ob gewisse „wissenschaftliche“ Aussagen nicht regelmäßig gekauft sind, ob „die Wissenschaft“ nicht auch korrupte Seiten hat? Theorie und Empirie, ein schwieriges Verhältnis?
Ob ein statistischer Durchschnittswert auch gelebt wird? Das primitive und sehr anschauliche Beispiel dazu lautet: jemand hat ein Einkommen von 1000 Euro. Ein anderer hat 1 Euro. Über 5 Jahre hinweg hat die erste Person einen Einkommenszuwachs von 10 Euro, verdient nun also 1010 Euro. Das Einkommen der ersten Person stagniert in diesem Zeitraum und bleibt gleich. Rein statistisch ist es diesen beiden Personen dann besser gegangen, ihr Einkommen hat sich erhöht. Blöd nur, dass dies ausschließlich für eine der beiden Personen zutrifft, für die andere nicht. Ob sich's ähnlich mit der Einkommensverteilung in Europa, insbesondere in Deutschland verhält? Neulich musste die Nürnberger Tafel ihren Dienst wegen Überlastung einstellen. Im öffentlichen Fernsehen kam ein kurzes Interview dazu, in dem eine verantwortliche Person die Entwicklung zu kennzeichnen versuchte. Man habe, so diese Person, mit ein paar hundert (die genaue Zahl wurde genannt) zu betreuenden Personen begonnen. Mittlerweile sei man bei 18 000 (aus der Erinnerung genannt) und würde diesen Zuwachs einfach nicht mehr bewältigen. Ob so etwas einen Seitenblick wert ist? Ob dies einen Aussagewert über die reine Stichprobe hinaus hat? Ob es ein Auseinanderdriften bedeutet? Ob wir eine immer extremer werdende Kluft zwischen Arm und Reich haben? Ob auch dies jenen Populismus produziert, der jetzt parlamentarische Demokratien auf der ganzen Welt bedroht? Wenn sich auf der einen Seite irre Reichtümer häufen und andere von Monat zu Monat, von Woche zu Woche, von Tag zu Tag kämpfen müssen, um mit ihren Einkommen auch nur die wesentlichsten Ausgaben bestreiten zu können. Sparen bei Strom und Ernährung: ob angesichts dessen das Label „Bio“ ein bisschen allzu leicht zu propagieren ist? Tatsache ist, das man sich selbst dieses fragwürdige Logo „Bio“ leisten können muss. Es bedeutet ja meist eine Mehrausgabe, die selbst beim sparsamsten Kurs nicht von den anderen Ausgaben abgezwackt werden kann. Da ist es womöglich leicht, locker vom Verschieben von Prioritäten zu schwadronieren. Urlaub, ein Luxusgut? Für die einen Bestandteil des Alltags, für die anderen unerreichbarer Luxus. Ob das Zeichen sind, Signaturen, oder ob es rein zufällig wahrgenommene Dinge sind, die keineswegs zu verallgemeinern und ins noble Reich der Wissenschaft zu heben sind? 

Samstag, 19. November 2016

Beobachtungen zum Heraufdämmern eines Populismus (2)

Was mich an den „Eliten“ und „Entscheidern“ in diesem Staat stört? Ich soll endlich konkret werden? Nur ein paar Beispiele seien genannt, der Alltag sei dabei einbezogen: Die Arroganz von staatlichen Behörden, deren Trägheit aber mit entsprechenden Zuwendungen an die richtige Partei durchaus leicht behoben werden kann. Die vielen Projektentwickler und „Berater“, die sich der Staat angelacht hat und denen er schon aus Vertrauen in die freie Marktwirtschaft (als offiziell ausgegebene Idiologie) glauben will. Die vielen Beamten, die offiziell derselben Beratungsfunktion nachgehen, sehen wohl weitgehend unbeschäftigt dabei zu. Die Verkehrsbehörden, die es darauf abgesehen haben, möglichst viel Geld per Bußgelder zu kassieren, die dafür regelrechte Fangschaltungen (leider kaum vor Kindergärten oder Schulen) installieren, und die auf Kosten ihrer Bürger damit ihren öffentlichen Haushalten nachhelfen wollen. Die schamlose Unverblümtheit, mit der Lobbyisten aller Couleur mittlerweile auf Abgeordnete oft sogar finanziell unterfütterten Einfluss ausüben. Wie sie an Gesetzen nicht nur mitschreiben, sondern wie sie sie selbst verfassen und nur noch „absegnen“ lassen. Ein gewisses Maß dessen sei toleriert, darüber scheinen wir inzwischen aber weit hinaus zu sein. Schleichend unbemerkt und langsam in Gehirne einsickernd scheint sich hier etwas verändert zu haben, was Grenzen überschritten hat und nicht mehr mit Akzeptanz rechnen kann. Mich stört, wie der Staat mit den Pensionen seiner mittleren und Spitzenbeamten umgeht: ihre nach gelegentlich extrem kurzer „Dienstzeit“ kassierten Pensionen übersteigen die durchschnittlichen Rentenbezüge um ein Vielfaches, eröffnen exklusive Lebensperspektiven. Die Verschwendung in den öffentlichen Haushalten (ein Blick in das „Schwarzbuch“ genügt als Beleg), während gleichzeitig der sogenannte „Sparzwang“ Kommunen und öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Altenpflege, Gesundheitsversorgung oder Schwimmbäder geiselt. Das unwürdige und von den Medien gierig verfolgte Geschachere zwischen Bund, Länder und Gemeinden, die sich gleichzeitig und letztenendes ja doch wohl aus dem selben Topf bedienen. Von den öffentlichen Medien beglaubigt und bekräftigt, scheint solches Geschachere inzwischen Hauptbeschäftigung gewisser Organe und Gremien zu sein. Zusätzliche EU-Gelder wirken oft verschärfend. Der Einfluss der Lobby scheint hier auch beständig größer geworden zu sein, der ehemalige Kommissionschef Barroso wechselt ohne jede Scham nach seinem „Abtritt“ als Kommissionsboss zur amerikanischen Großbank Goldman Sachs, von der unter anderem der EZB-Boss Draghi ja sowieso gekommen ist. Das Beiseiteschaffen von Geldern der Mächtigen und Reichen in Steueroasen, gegen die jedenfalls öffentlich sichtbar oder wirksam kaum vorgegangen wird. Erinnert sich noch jemand an die „Panama Papers“? In Jahresrückblicken wird es noch einmal auftauchen. Danach wird das Thema nach ausgelebter Empörung und Wut erst mal untergehen. Die Aufmerksamkeitsspanne reicht nicht aus und wird geflutet. Welche Namen dabei wohl eine Rolle spielten? Schon vergessen. Das völlig ungenierte Protegieren der Automobilwirtschaft, deren Verbrauchs- oder Abgaswerte geschönt oder von vornherein verschwiegen werden. Dass offenbar solche Vorgänge von öffentlichen Stellen und Funktionsträgern völlig schamlos und mit dem ständig vorgebrachten Arbeitsplatzargument gedeckt werden. Das „Gesundheitsargument“ scheint dabei keine Rolle zu spielen. Interwiews oder überhaupt: jegliches öffentliches Informationsbegehren, das nicht gelent ist, geformt, in Bahnen geleitet,  wird schamlos blockiert. Wachstum um jeden Preis scheint die ausgegebene Doktrin. Das Primat des Ökonomischen, und sei es noch so sinnlos, scheint das herrschende Dogma zu sein, das alles andere gnadenlos und unbarmherzig verdrängt. Den jeweils Anderen mit allen Mitteln übers Ohr zu hauen, diese Maxime schafft ein ganz bestimmtes soziales Klima, das nicht nur mir nicht behagt. 

Freitag, 18. November 2016

Spritverbrauch

Dass die Automobilhersteller offenbar auch bei den Spritverbrauchswerten tricksen, dass sie Werte ausweisen, die sich auf vergleichsweise weltfremde Testsituationen beziehen, kann so recht niemanden überraschen. Es hat sich doch annähernd jeder Neuwagenbesitzer in der Vergangenheit gewundert, was denn seine Kiste so in Wirklichkeit schluckt. Es scheint als einen zunächst verwunderten, dann aber als Tribut an die Wirklichkeit hingenommenem Seitenblick wert gewesen zu sein, nicht mehr...... Nun liegen öffentlich sichtbare Fakten auf dem Tisch. Oh weh, es geht um Arbeitsplätze hört man da den Wirtschaftsminister schon wieder öffentlich schwadronieren, während die Umweltministerin mit hohlen Versprechungen und einem schlechten Gefühl zu einer weltweiten Tagung fliegt. Der Kerosinaufwand ist ja ohnehin (vom Steuerzahler) geschenkt und von parteipolitisch exakt funktionierenden Hierarchen artig abgenickt Der Verkehrsminister weiß wie immer von nichts und gibt dazu keine Auskunft. Aber ein TTIP-Abkommen muss her, sagt die Industrie. Wer zum Teufel ist "die Industrie"? Sind es nur die Unternehmen oder auch die durch sie Beschäftigten? Wer ist ein Unternehmen, wer stellt es dar? Bei VW wird eine Pressekonferenz veranstaltet, bei der offenbar verkündet wird, dass bis zu 30 00 Leute entlassen werden sollen, auch wegen gravierender Fehler und Betrügereien des Managments. Bei den hektischen Personalwechseln der letzten Jahre ist das gar nicht so leicht zu sagen, wer oder was ein Unternehmen ist. Meist sind es Funktionsträger, die sich gegenseitig als Managment in ihrer unangreifbaren Gültigkeit abstützen. Dax-Konzerne haben keine Gesichter, werden von keinen verantwortlichen Unternehmern geführt, höchstens von Geschäftsführern und Vorständen. Sie wiederum sind auch nur, wie sie gerne behaupten, den globalen Profitinteressen verantwortlich, - und nichts anderem. Wer also sind die Automobilhersteller? Gesichtslose Verbünde und Kapitalzusammenballungen? Mit Funktionsträgern im Vordergrund, die eine Zeit lang für gute Kohle eine Marke repräsentieren, ehe sie von einem unzufriedenen Aufsichtsrat gegen gute Abfindungssummen abberufen werden, um sofort bei der Konkurrenz einzusteigen? Oder etwas, von dem gewisse Schichten in unserer Gesellschaft mehr profitieren als andere Schichten?

Donnerstag, 17. November 2016

Beobachtungen zum Heraufdämmern eines Populismus

Ich stehe an der Seitenauslinie und beobachte eine Entwicklung: Ganze Gegenden und Regionen werden abgehängt, Krankenhäuser, Banken, Gerichte, Arztstandorte werden geschlossen, Verwaltungseinheiten „rationalisiert“ und neu organisiert oder „gestrafft“. Es wird sich neu aufgestellt nach Kriterien, die keiner erklärt. Die Wirtschaft macht Profit, wie vom System vorgesehen und politisch gewollt. Sie spielt mit und übt (ihren) Einfluss aus. Betriebe, Firmen, Unternehmen, Konzerne. Behörden geben sich arrogant, fahren Doktortitel und Professoren auf, sie verfügen, beschließen, setzen durch, entscheiden einsame Beschlüsse, schieben Sachzwänge vor, sehen die Verantwortung bei anderen, verschanzen sich hinter juristischen Phrasen, die niemand versteht. Die Infrastruktur gewisser (vor allem ländlicher) Gebiete verfällt aber während dieser Zeit regelrecht,....
Ministerpräsidenten und politische Entscheidungsträger fahren mit riesigem Gefolge, mit Referenten, Sprecher, Polizei und Sicherheitsleuten in Kolonnen riesiger Limousinen vor und vorbei und vorüber, machen Termine zu Gesprächen aus, die sie sodann nicht einhalten. Sie blocken ab, beschwichtigen, wiegeln ab, nutzen die Lage (aus), versuchen, Stimmen zu gewinnen, Bürgerinitiativen zu beschwichtigen, sie demonstrieren Bürgernähe und „Stallgeruch“, sie stellen das dar, sie simulieren, sie lächeln in Kameras und geben Statements ab, sie sind bei „Events“ dabei, lassen sich Unterschriftenlisten unterbreiten oder vorlegen, sie schütteln Hände, lassen sich erklären, hören professionell zu und  „fischen ab“. Fahren wieder ab in Richtung ihrer Festungen, die sie vor allem Berlin und der nächsthöheren Hierarchiestufe zu erklären haben. Örtliche Vertreter der Parteien führen Gespräche, machen sich gemein, sind dabei, geben sich demokratisch und volksnah und – können offenbar doch nichts tun. Die Durchlässigkeit von Informationsebenen ist halt nicht ganz gewährleistet. Die Strukturen der scheinbaren „Alternativlosigkeit“ und der Sachzwänge sind scheinbar stärker. Ignoranz und Arroganz der Macht, auch wenn sie scheinbar nur auf Zeit verliehen ist, waltet und breitet sich aus, sie tötet ab, produziert Wut und Resignation.Abstände zwischen Lebenswelten werden größer. Anliegen werden zeredet in Gesprächen mit Nach- und Untergeordneten, mit lakaienhaft funktionierenden Untergeben des Apparats, der in sich aufgesaugt hat, sie verpuffen, prallen an staatlich wohlbestallter und pensionsgestützter Ignoranz ab. Die Verbindung der Kommunalvertreter oder Kommunalpolitiker „nach oben“ scheint nicht sehr von Einfluss geprägt zu sein. Vertreter von Bürgerinitiativen und Begehren der „Zivilgesellschaft“ sind hilflos. Mitglieder einer rechtsgerichteten Protestpartei nutzen die Lage der Unzufriedenheit aus, geben sich volksnah, nutzen die Lage mit allerlei populistischen Methoden, sind dabei, sind anwesend, wenn sich etwas regt und tut. Sie saugen ein Potential der Unzufriedenheit auf, sie absorbieren Stimmungen und nutzen sie für ihre Ansichten aus. Sie setzen sich für lokale und regionale Belange ein, sie sind bei Protestversammlungen gegen Schließungen und Verödungen der Infrastruktur dabei, sie sind dabei beim „Begehren“ und scheinen sich für direkte Demokratie einzusetzen und werben für ihre Partei. Sie formulieren in Reden mit steilen Thesen, wie sie die Lage einschätzen. Sie wiegeln auf und zentrieren den Protest, sie geben ihm Ausdruck, sie geben sich lebensnah heimatverbunden und gießen daraus volkstümliche Reden. So werden langsam Prozentzahlen, Einfluss und Macht daraus. So breitet sich Populismus aus. 

Mittwoch, 16. November 2016

Industrie 4.0

"Industrie 4.0": Das soll die 4. industrielle Revolution bedeuten. Technischer und gesellschaftlicher Wandel. Großzügiger Robotereinsatz, Internet der Dinge, industriemäßiger Einsatz von Künstlicher Intelligenz, automatische Fertigung. Wegfall von primitiven Arbeiten, aber auch von vergleichsweise anspruchsvoller Dienstleistung. Kurzum: der Wegfall von Millionen Jobs. Asiaten sollen da weit vorne sein, heißt es. In Japan soll Industrie 4.0 bereits schon zu großen Produktionsfortschritten geführt haben. Jetzt mitmachen, sonst droht eine Niederlage, so tönen die Unternehmensberater allenthalben. Es könnte eine Beschäftigungskrise von nie da gewesenem Ausmaß bedeuten. Wer werden die Gewinner sein, wer die Verlierer? Produktionsstätten modernisieren oder gleich neu bauen. Mitarbeiter neu qualifizieren oder gleich neu finden, "erfinden". Deutliche Reduzierung von Beschäftigten. Ob das eine Erhöhung der Produktivität der Wirtschaft bedeuten würde? Wem das wohl nützen würde? Den Unternehmen, klar. Aber auch einer ganzen Volkswirtschaft? Ob der Kuchen der Arbeit somit noch kleiner würde? Ob Arbeit an sich dann nicht vollkommen neu zu bewerten wäre? Ob nicht große soziale Spannungen zu erwarten sind, wenn immer weniger Leute scheinbar wichtige Vollzeitjobs haben und die anderen gar nichts oder "Prekäres"? Ob das nicht einen Einfluss auf die Rentenproblematik haben dürfte? Wenn immer weniger Leute immer mehr Güter herstellen. Ob man so etwas nicht als Steigerung der Produktivität bezeichnet? Für dieselbe Wirtschaftsleistung immer weniger Arbeitskräfte benötigen? Ob so etwas, auch noch in diesem krassen Ausmaß!, nicht helfen könnte, gewisse demografische Problem und damit zusammen hängende Rentenprobleme zu entschärfen? Fintech ersetzt jetzt schon angestammte Bankendienstleistung und lässt wohl nur die Spitze eines Eisbergs ahnen. Wie wird wohl die Legitimation der wenigen Arbeitsplatzbesitzer ausfallen? Wie werden sie es rechtfertigen vor den anderen, die nichts haben werden? Ob die Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen dadurch neu entfacht und vorwärts gebracht würde? Gewisse einflussreiche Kreise im Silicon Valley argumentieren schon genau damit als einer Selbstverständlichkeit. Welche Konsequenzen das wohl auf unseren Alltag hätte? Ob nicht Wert und Ziele wie „Selbstfindung“, „Selbstverwirklichung“, „karitative oder soziale Mitarbeit“ dadurch eine neue Bewertung erfahren würden? Ob nicht überhaupt unser Alltag und die damit verbundenen Lebenswelten neu strukturiert sein würden?

Dienstag, 15. November 2016

Obsoleszenz (3)

Obsoleszenz hat auf sehr direkte Weise mit dem Bestreben nach Profit zu tun, dem Hauptanliegen von Managern eines Produktes. Wenn ich die Qualität dieses Produkts langsam sinken lasse, wenn ich z.b. Kunststoff statt Metall verarbeiten lassen, was tendenziell billiger ist und auf diese Weise die Kosten senkt, so spare ich ein und senke die Qualität des Produkts, ohne dass es der Konsument merken kann. Der Wettbewerber macht natürlich genau dasselbe. Der Konsument müsste, um die Qualität eines Produkts halbwegs glaubhaft abschätzen zu können, Parameter wie „Betriebszeit bis zum möglichen Defekt“ kennen. Da er dies aber nicht tut, ist er den Mechanismen des gewollten Verfalls schutzlos ausgeliefert. Was ist ökonomische Logik dabei? Beispielsweise: ein gesättigter Markt. Wie kann ich den Profit anheben? Durch die schlechtere Verarbeitung von Produkten, durch die Einsparung bei den verarbeiteten Teilen, was eine unmerkliche Abwärtsspirale in Gang setzt, die zur Folge hat, dass Produkte immer schneller defekt sind und ersetzt werden müssen. Einzige Bedingung: der Kunde darf es nicht merken. Denn ansonsten würde er zur Konkurrenz wechseln, die dasselbe Spiel jedoch schon längst auch praktiziert. So können die nach außen (im „Markt“) sichtbaren Kosten gehalten werden und der Gewinn kann trotzdem gesteigert werden.  

Montag, 14. November 2016

Postfaktizismus und Protest

Ob dies ganze, von mir in vielen Blogs skizzierte Szenario etwas mit dem Zulauf zu „Protestparteien“ zu tun hat? Was soll man wählen, wenn man nicht einverstanden ist mit dem Filz der Parteien, die alles zu kontrollieren scheinen, was mit der Öffentlichkeit in dieser parlamentarischen Demokratie zu tun hat? Muss deshalb eine Sympathie für irgendwelche Dumpfbacken vorhanden sein, die sich als eine Art Schwamm dieses Protests gerieren und sein Potential in sich aufsaugen? Die mit rein emotionalen Gegebenheiten agieren? Also keineswegs „Body and Soul“? (was man wohl jetzt "postfaktisch" nennt!) Die die Wirklichkeit nach ihrem Belieben deuten und sich so an den nicht nur in den USA, sondern überall grassierenden Postfaktizismus anhängen? Diese Frage stellt sich leider in ganz Europa. Was wohl die Gründe dafür sind? Ob sich allmählich eine verkrustete und sehr auf Machterhalt bedachte Klasse in dieser Gesellschaft als „Elite“ aufspielt? Die soziologisch so bezeichnete vertikale Durchlässigkeit der Gesellschaft hat vielen Untersuchungen gemäß und auch vom Gefühl her gerade in Deutschland stark nachgelassen. Ob es eine Herrschaft der Unfähigen und Abzocker gibt? Wie wohl das globale Großkapital mit solchen Gegebenheiten umgeht? Ob hier Lebenswelten entstehen, die sich auf nichts anderes als auf Beziehungen, Abhängigkeiten, Macht und Geld gründen? Mit eigenen Bezüglichkeiten, mit Werthaltungen, mit einem speziell gezüchtetem Bewusstsein und einem Selbstverständnis, das von denen, die oft und bestenfalls zu puren Serviceleistern herabgewürdigt werden, viel zu oft mitgetragen wird. Ob dabei der alte amerikanische Traum eine Rolle spielt, man könne alles schaffen, wenn man es nur wolle? (wohin dies führt, war bei den jüngsten Wahlen zu bestaunen...) Wie wohl hierbei der oft missbrauchte Begriff „Leistung“ seine Rolle spielt? Ob auch dies eine gewisse Form und Phase des Neoliberalismus charakterisiert? Wer wohl etwas davon hat? Ja klar ist das in anderen Nationen noch viel viel schlimmer! Aber wollten wir ohnehin nicht etwas weiter sein? Fühlen wir uns nicht als Hort eines demokratischen Versprechens? In einer wohlbestallten Gesellschaft, die sich dauernd einredet, im "globalen Wettbewerb" besser zu sein?  

Sonntag, 13. November 2016

Fernsehdiskussionen

Ich wachte nachts auf, konnte nicht einschlafen. Lesen? Nein, zu müde.... Also eine TV-Sendung ansehen, die ich aufgezeichnet hatte. Ich wählte „Anne Will“ vom vorvergangenen Sonntag, eine Sendung, die sich offenbar mit der Zukunft unserer digitalen Welt befassen wollte. Da saßen die Lobbyisten und Propagandisten dieser digitalen Welt, tauschten Ansichten aus und waren sich sogar mit der frisch gebackenen SPD-Landesvorsitzenden einig: die digitale Welt wird kommen, egal, was sich tue. Arbeitswelt 4.0. olé! Wie ein Schicksal, wie eine Verdammnis wird sie über uns kommen. Es gilt nur, die sozialen Auswirkungen halbwegs abzumildern, sich anzupassen mit allem, was uns gerade noch so möglich ist. Dies (und nur dies!) sei der Fortschritt, so die Botschaft. An der Seite des Halbkreises saß Manfred Spitzer, jener Gehirnforscher aus Ulm, der es gelegentlich wagt, die Stimme gegen solche scheinbaren Zwangsläufigkeiten zu erheben und von der Gehirnforschung aus zu argumentieren. In der Mitte, wie immer, eine scheinbar souverän grinsende und selbstgefällig selbstzufriedene Moderatorin, die versuchte, das Gespräch in ihrem Sinne zu lenken. Alleine schon das gab einen Einblick in den TV-journalistischen Alltag: es gilt Kompetenz darzustellen, auch wenn sie gar nicht da ist. Was zählt, ist der Eindruck von Weltläufigkeit und einem Überblickertum, das "gewöhnlichen" Menschen weit überlegen ist. Von diesem Standpunkt aus gilt es, die richtigen Akzente zu setzen, Allgemeinverständlichkeiten herzustellen und ein Thema zu verfolgen, andere Menschen und Ansichten in die richtige Richtung zu lenken (was meist heißt, ihnen ins Wort zu fallen...). Die auf mich selbstgefällig wirkende Art, in der diese Dame regelmäßig agiert, ist mir schon oft etwas unangenehm aufgefallen. Aber soll's, solange die Quoten stimmen? So etwas werden die durch GEZ-Gebühren abgesicherten ARD-Hierarchen wohl gedacht haben. Nach einer durchaus längeren Zeit, in der Spitzer nicht zu Wort gekommen war (ob das die feine Art der Gesprächsführung ist?), verschaffte der sich selbst das Wort und warf seinem Gegenüber unter anderem „Ahnungslosigkeit“ vor. Dies wollte der nicht auf sich sitzen lassen und warf Spitzer nun wieder überlegen grinsend „schlechte Manieren“ vor, worauf ihm der FDP-Vorsitzende lässig assistierte. Anschließend wurde in einer seltenen Einigkeit über Spitzer hergefallen, die diesen sichtlich erboste. Was hier aufeinander prallte, waren Vertreter verschiedener Weltsichten, die sich gegenseitig Ignoranz vorwarfen, weil sie sich keinen Schritt weit auf jemanden anderen einlassen konnten oder wollten. Dies ist in Talkshows so üblich und nichts Erwähnenswertes. In diesem Falle war es der nach meiner Einschätzung aber völlig inkompetenten Gesprächsführung geschuldet, die von vornherein und gut erkennbar eine bestimmte Meinung darstellen lassen wollte, während sie andere Ansichten für abseitig hielt. Ob nun Spitzer recht oder unrecht hat, ob er gute oder schlechte Manieren ausstrahlte, mag dahingestellt sein. Ihn aber über dermaßen lange Zeit mehr oder weniger ruhig zu stellen und nicht zu Wort kommen zu lassen, entspricht meiner Meinung nach nicht einer kompetenten Gesprächsführung und verrät einen Mangel an Empathie, der beachtlich ist. Wie es auch laufen kann, zeigte der Auftritt einer vollverschleierten Dame in der darauf folgenden Woche, die sich so ausführlich so artikulieren konnte, dass dies anschließend ein sehr beachtliches öffentliches Echo fand. Dies mag wohl der Hauptzweck dieses Auftritts gewesen sein und mag die Will-Redaktion genauso wie die durch die Schleier-Dame vertretenen Kräfte befriedigt haben. Die Hauptfrage aber ist doch: ist die sogenannte Digitalisierung etwas, was über einen wie ein Schicksal hereinbricht, - oder ist es erlaubt, die eine oder andere kritische Frage dazu zu stellen, die eine oder andere Einwendung dazu zu haben? 

Samstag, 12. November 2016

Kritik

Ich stelle etwas fest, was mich dann doch stark verwundert. Wer es wagt, die „Eliten“ zu kritisieren, wer etwas gegen sie und ihre Legitimationen hat, wird sofort in eine rassistische und totalitäre Ecke gestellt. Ob das der Weg einer wehrhaften Demokratie ist, oder ob sich „Eliten“ mit all ihrer Power damit vor Kritik schützen wollen? Enttäuscht zu sein von den „etablierten Parteien“ ist nicht mehr in, - so die Suggestion. Kritik lohnt sich nicht und schadet nur der Demokratie. Die Frage erhebt sich, welche Rolle wohl Kritik in einer Demokratie spielt. Welche Rolle sie überhaupt in der Fortentwicklung und Dynamik einer Gesellschaft spielen kann. Gibt es einen Käfig, der „political correctness“ heißt? Wer bestimmt seine Inhalte? „Eliten“? Welche? Wer immer herunter bügeln, öffentlich in seinem Sinne bearbeiten oder moderieren will, der steht eines Tages vor einem Scherbenhaufen: aktuelle Beispiele gibt es genügend. Doch was bei einer öffentlichen Erregung heraus kommen kann, das zeigt die aktuelle Entwicklung auch und ist hochgradig erschreckend.  

Freitag, 11. November 2016

Eine deutsche Partei

Da ist eine deutsche Partei, die einst auf der außerparlamentarischen Opposition fußte und dabei nicht mit zimperlichen Mitteln hantierte. Sie gibt sich heute extrem staatstragend und glaubt, mittels ihrer Repräsentanten Respekt und „seriöse“ Umgangsformen einklagen zu können. Sie gehört offenbar mittlerweile voll zum früher heftig kritisierten Establishment. Vom einen Extrem ins andere, so möchte man beklagen. Wäre doch soooo radikal nicht nötig gewesen. Alles, was nicht ihrer Meinung entspricht, wird derzeit ausgegrenzt und allzu gerne den „Nazis“ oder dem Begriff „rassistisch“ zugeordnet. Von Basisdemokratie und Mitbestimmung des Volkes (früher eines ihrer wichtigsten Anliegen) ist sowieso kaum mehr die Rede, eher von einer möglichen Koalition mit dem einstigen, heftig bekämpften Mitbewerber, der das Volk auch schon mal mit der Polizei und Wasserwerfern bekämpfen lässt. Da ich in der Gegend von Stuttgart wohne, kann ich hier auf einschlägige Erfahrungen verweisen. Ansonsten scheint dieser "Wettbewerber" als einzige Fraktion des Bundestags, die sich keinerlei Gedanken um plebiszitäre Elemente im Grundgesetz zu machen scheint, der Meinung "Vox populi, vox Rindvieh" zu sein (ich muss "scheint" schreiben, aus juristischen Gründen). Einstige wichtige Entscheidungsträger sind inzwischen Berater bei der Großindustrie und lassen sich es sehr sichtbar gutgehen. Währenddessen will ein politisch korrekt geschniegelter und gestylter Justizminister in Ausnahmefällen (Ausnahmen!, nun ja, die natürlich meist gewährt werden!) die Kinderehe von 16- bis 18jährigen Frauen zulassen. Ob das dann multikulturell political correct ist? Seine Partei findet das gut und korrekt. Hauptsache! Was „political correctness“ bedeutet, definiert vor allem eine gewisse selbst sich so erklärende und verklärende "Elite" (mitsamt dem feinen Justizminister), deren Angehörige hauptsächlich der "richtigen" Partei angehören sollen und dieser "richtigen" Meinung sein sollen. Was in deren Weltbild passt, soll gefälligst „korrekt“ sein, was abweicht, gilt als „unkorrekt“. Gerne wird auch „konstruktive“ Kritik eingefordert und ein sehr ernstes Gesicht dazu gemacht. 

Donnerstag, 10. November 2016

Obsoleszenz (2)

Was Obsoleszenz ist? Drucker gehen blitzschnell kaputt und sind nicht zu reparieren. Die Tonerkartuschen darin melden, sie seien leer. Lässt man das Gerät aufschrauben, so kann sich herausstellen, dass sie gar nicht leer sind und bei entsprechender Manipulation und Neueinstellung des dazu gehörigen Chips noch lange Dienst tun können. Zwei Drittel aller Flachbildschirme fallen irgendwann aus, weil Elcos kaputt gehen. Diese Teile sind sehr billig, aber in den Geräten oft auffällig falsch verbaut oder falsch dimensioniert, so dass sie in absehbarer Zeit kaputt gehen müssen....., - müssen? Ein Schelm, wer sich Böses dabei denkt. Beispiel Waschmaschinen: früher hat man sehr viel mit Stahl und Eisen hergestellt. Heute ist das oft aus Kunststoff, was die Haltedauer deutlich absenken kann. Ersatzteile sind meist sehr teuer oder von vornherein nicht zu beschaffen. Sie sind billiger klar, halten aber auch nicht lange. Spezialisten rechnen aus, was dies der Firma am Gewinn bringt. Handys? Smartphones? Akkus sind oft fest verklebt, so dass gar keine Alternative zum Neukauf bleibt. Auch werden gerne bizarre Schräubchen und Gewinde eingesetzt, die jede Reparatur von vornherein unterbindet. Erstaunlich auch Glühbirnen. Vom Bauprinzip her könnten sie ewig halten. Doch 1926 trafen sich die Vertreter der Herstellerfirmen und verabredeten, dass eine Glühbirne nicht mehr als 1000 Stunden halten solle, - was bis heute gilt, selbst unter den Bedingungen, die nach der EU-weiten Abschaffung der Glühbirne zugunsten einer meist Quecksilberhaltigen und deshalb schwierig zu entsorgenden „Energiesparlampe“ gelten. Wie man wohl so etwas nennt? Ob der Begriff „Kartell“ angemessen ist? Ob durch solche Verabredungen und Beeinflussungen von Haltbarkeit der Umsatz der Firmen angekurbelt werden soll?  Insbesondere der Gewinn? Wem das wohl nützt? Wer sind „die Konzerne“? Sind das Kapitalzusammenballungen, Organisationen, die sich zum Ziel gesetzt haben, möglichst viel Gewinn zum Nutzen ihrer Aktionäre zu machen? Ob Obsoleszenz öffentlich diskutiert wird? Welche Rolle dabei die EU spielt? Nichts Genaues weiß man dort nicht. Es gibt Grenzfälle. Abwiegelungen. Da sind Mutmaßungen, Indizienbeweise und Ähnliches. Die Entscheider mauern gewaltig. Es wird nichts zugegeben und alles bestritten, was Obsoleszenz angeht.  

Mittwoch, 9. November 2016

Wahldebakel

Es scheint mich schon gestern das befallen zu haben, was die meisten politisch denkenden Leute heute befallen hat: Schockstarre. Mir schwante Übles. Der Brexit war das Modell dafür. Die Welt scheint sich nun tatsächlich über Nacht radikal geändert zu haben. Spätestens jetzt muss sich Europa unbedingt finden! Doch die politische Klasse veranstaltet Sitzungen und Meetings, bei denen nichts herauskommt. Ob Umwelt mit Klimakatastrophe, Rente, Bundespräsident oder Supermarktgeschachere: Leerlauf, Verschiebungen, Eiern, leiern, - Nichts. So kann das nicht weiter gehen, denken sich viele. Nicht mal Bundespräsident will jemand werden. Auch die EU macht keinerlei Anstalten, die Bedeutung des Brexit für sich zu bewerten. Sie scheint einfach weiter zu machen wie bisher. Wohin dies führen kann, machen jetzt gerade die USA vor. Als sehr ernstes Warnzeichen wird die Wahl von den politischen Entscheidern aber nicht verstanden. Eher als Unfall. Wenn es schlecht läuft, dann wird diese hohle „politische Elite“ auch in Europa weggefegt werden. Einfach, weil sie leer ist. Weil die Küngelei und gegenseitige Bevorteilung bis hin zur Korruption über ihr schwebt, weil sie das Volk, vox populi, nicht mehr hinter sich zu haben scheint.Weil sie die digitale Welt nicht verstanden hat. Und ihr das alles offenbar völlig egal ist. Es profitieren davon faschistische und rassistische Autoritätsfiguren ohne jede Manieren. „Durchsetzungsstarke“ Personen ohne jede Moral.  

Sonntag, 6. November 2016

Wem Palmöl nützt

Palmöl? Wichtig für den Biosprit in den Industrieländern. Seine nachhaltige Gewinnung z.b. in Borneo oder auf Sumatra soll durch einschlägige Zertifikate garantiert werden. Problem nur, dass nicht ganz klar scheint, was die Zertifizierung eigentlich zertifiziert. Ob etwa riesige Monokulturen als „nachhaltig“ bewehrt sein können? Welcher Begriff von „Nachhaltigkeit“ da wohl dahinter steckt? Ob etwa Zuwiderhandlungen mit Sanktionen belegt sind, also bestraft werden? Dies scheint nicht unbedingt so. Und weil der größtmögliche Profit für alle Konzerne die Leitlinie abgibt, wird dies wohl letztenendes auch hier die Leitlinie abgeben. Hm. Und wenn jemand expandieren will, - für alle wohlmeinenden Müslis, besonders in den Industriestaaten, dann tut er es einfach.... ist ja nicht ausdrücklich verboten.....Leidtragende sind unter anderem die Urang Utans, die deswegen wohl aussterben müssen. Leidtragende sind wohl genauso diejenigen Einwohner, die sich noch gegen die Palmölfirmen wehren. Der ganze abgeholzte Regenwald schneidet dabei womöglich mit allen ökologischen, menschenrechtlichen und sozialen Auswirkungen nicht besonders gut ab. Es wird immer weiter geholzt, aufgekauft und mit schweren Maschinen platt gewalzt. Eine kleine Minderheit profitiert davon, eine große Mehrheit leidet womöglich darunter. Das Modell hat sich marktwirtschaftlich „bewährt“ und wird offensichtlich flankierend mit allerlei Einschüchterungsmethoden flankiert. An was ich mich erinnere: Etwa 70 Prozent des Regenwalds sind bereits weg. Die Natur verschwindet, damit Regierungen der Industriestaaten zusammen mit ihren europäische Ökos „umweltschonend“ Biosprit fahren können. Bei der EU wird das Thema weitgehend totgeschwiegen, obwohl inzwischen eine Studie vorliegt, die darlegt, dass einige Arten von Palmölsprit etwa 80% schädlicher für die Umwelt ist, als fossiler Sprit. Er hat demnach mit Abstand die schlechteste Energiebilanz aller Rohstoffe. Die EU freilich hat mit ihrer Komission wohl wider besseres Wissen längst beschlossen, wie es nach 2020 mit den erneuerbaren Energie weiter gehen soll. Wichtig scheint nur zu sein, dass in Europa von einer kleinen Schicht und den Konzernen möglichst viel verdient wird. Nun ja, was will man erwarten von einer Komission, deren ehemaliger Präsident Baroso unlängst bei Goldmann Sachs angeheuert hat und deren aktueller Präsident Jean-Claude Juncker heißt, der als Regierungschef in Luxemburg wohl jahrelang eine Steuervermeidungsstrategie für Großkonzerne befördert hat. Wenn es ums Geld geht, ist der Umweltschutz halt zweitrangig. Der Einfluss der Automobillobby erscheint da recht zuverlässig.

Freitag, 4. November 2016

Mutiger Martin

Heute schieben Manager gerne alle Einwände und Kritik mit dem Hinweis „das ist der globale Wettbewerb“ ab, während ihre untergebenen Mitarbeiter (die solche mäßigen Lenkungsleistungen gegenüber „dem Kunden“ oft zu vertreten und zu verantworten haben...) einem regelmäßig den erst bedauernden und dann wütenden Bescheid stoßen „Wissen Sie, da können wir nichts ändern“. "Wir führen auch nur aus...". Junker Martin Luther war anders. Der Mythos des heutigen globalen Wettbewerbs hieß bei ihm damals „Kirche“, die alles wusste und der alles, wirklich alles überantwortet war, vom Tagesablauf, der Bildung (die natürlich dem Klerus vorbehalten war) bis zu den letzten Dingen. Er aber glaubte nicht an diese Mechanismen und hinterfragte, jawohl, er stellte in Frage, er hatte Mut und begehrte auf....er ging damit heraus aus dem Privaten und wurde darin sogar sehr öffentlich. Er beugte sich nicht der Macht, er leistete sich den Trotz des Individuums, er entlarvte gängige Phrasen, denkfaule Klischees und versuchte, die Masse der Gläubigen zur Substanz der Bibel zurück zu führen....er glaubte nicht an den Popanz sondern an die Heilige Schrift. „Hier steh ich nun und kann nicht anders...“: Stark, - das nötigt mir tiefe Bewunderung ab und kann im Verhältnis 1:1 auf das Heute übertragen werden.

Donnerstag, 3. November 2016

Was ich hier mache

Was ich hier mache? Ich greife etwas aus der Flut von Informationen, Meinungen, Einschätzungen und Aussagen heraus, die täglich auf uns einstürmen. Von „Experten“, Wichtigtuern, Meinungsstreuern, -bestätigern, Multiplikatoren und vielen anderen. Das große Rauschen halt. Aus irgendeinem Grunde ist sie an mir hängen geblieben, diese Meinung, hat sich in meinem Hirn verhakt. Ich schreibe sie auf, versuche, sie mir bewusst zu machen. Es gehen mir bestimmte Sachen eine Zeit lang durch den Kopf. Also versuche ich mich zu erinnern, versuche möglichst genau zu recherchieren, - und dann aufzuschreiben. Nicht immer kann dabei das Copyright-echte und auf jede journalistische Nachfrage korrekt Beantwortbare heraus kommen. Ein zugestandener Mangel, gewiss. Auch ist nicht alles in mir selbst gewachsen. Keineswegs. Ich gebe mir im Hinblick darauf jedoch alle Mühe, allein schon, um mich nicht angreifbar zu machen. In erster Linie versuche ich dabei ohnehin, eigene Gedankenfrüchte aufzunehmen. Reaktionen. Einstellungen. Haltungen. Sichtweisen. Gelegentlich versuche ich aber auch das aufzunehmen und hier zu deuten, was mich „aufgekratzt“ hat, was an mir hängen geblieben ist, was mich freut, was mich ärgert, was mich provoziert. Ich versuche dann daran das zu finden, was alle betrifft, was gesellschaftliche Lebenswelten prägt, was Einfluss auf uns als Gesellschaft hat, wie wir leben (müssen), ob wir wollen oder nicht. Machtstrukturen, schichtspezifisch typische Einstellungen, sozial geprägte Meinungen, ökonomische „Verdichtungen“: alles kann hier Eingang finden. Ich versuche auf diese Weise eine Reise durch Lebenswelten und den mit ihnen verbundenen Lebenswelten zu machen. Empathie einüben. Ich nehme dabei Informationen auf, versuche über meinen Tellerrand zu schauen und zu staunen. Aber ich versuche auch, mich auf das zu verlassen, was ich kennen gelernt habe.

Mittwoch, 2. November 2016

Räusche

Billigen italienischen Wein der Marke „Soave“ gesoffen und mich dabei an meine Jugend erinnert. Wir soffen das Zeug damals aus EU-Beständen. Bis zum Erbrechen. Bis zum Koma. Viel zu oft. Das war der Gesundheit nicht gerade förderlich. Aber wer schert sich darum, wenn er jung ist? Klar, wir haben ja nur das Angenehme wahrgenommen. Heutzutage saufen diejenigen, die es sich leisten können, teuren Barolo aus der Toskana, „Chateau Mouton Rothschild“ aus der Gegend um Bordeaux oder wie das Zeug alles heißt. Sie haben was davon. Das Zeug ist ja wirklich gut. Mir hingegen geht es jetzt schlecht, ich scheise schleimig und ich nehme es immer noch nicht so einfach hin, dass es so ist. Ich kenne den Geschmack, den man auch haben kann, wenn man ihn sich leisten kann. Ich habe auch die Leute kennen gelernt, die so etwas wie selbstverständlich zu sich nehmen. Die sich abschotten können im Genuss. Das ist immerhin besser als alte Sportwagen sammeln, Oldtimer. Kann auch ein Hobby sein. Technikbegeisterung, gerade dann, wenn man selbst ein Oldtimer ist. Dann hat man die Zeit un d das Geld und die Muse dazu. Ich beobachte das.  

Dienstag, 1. November 2016

"Schlitzaugen" und andere Phänomene

Der EU-Digital-Kommissar Oettinger schwadroniert über „Schlitzaugen“ und weiß unter diesem eher rassistischen Blickwinkel nicht wirklich viel Positives über diese Schlitz-Leute. Er kommt damit eine Zeit lang ein bisschen ins Gerede, wird daraufhin dann zum Haushaltskommissar befördert. Die EU (die es leider geschafft hat, sich über die Medien mit Europa gleichzusetzen) hat 50 000 Beschäftigte, davon verdienen 5000 mehr als die Bundeskanzlerin. Meist tun sie nichts. Ja, so dumpf plakativ kann man das sagen. „So lange sie keinen Schaden anrichten“, mag man da sagen. Das tun sie aber schon gerne einmal, indem sie unsägliche Gesetze zur „Vereinheitlichung“ auf den Weg bringen, die ihnen meist von Lobbyvertretern vorgeschlagen werden. So wird gerne darauf verwiesen, dass jenes großartige Gesetz, das bestimmt, wie krumm eine Banane sein dürfe, von den Vertretern der Supermärkte selbst vorgeschlagen wurde. Wow!, so möchte man sagen. Das wirft aber ein eher ungünstiges Licht auf diese Leute und die Lobbyarbeit, der sie offenbar ausgesetzt sind. Ansonsten ziehen sie so richtig europamäßig ständig zwischen Brüssel und Straßburg hin und her, verfügen aber noch nicht einmal über das Gesetzgebungsrecht, geschweige denn das Recht, Gesetze vorzulegen. Das macht die Kommission und der Europarat, die die Vollmachten dazu haben. Die erlassen Gesetze und Verordnungen und setzen sie in Kraft. Insofern gibt es nicht das Prinzip der Gewaltenteilung, das vielleicht wichtigste Prinzip einer demokratischen Grundordnung. Es ist eine unsinnige Ansammlung von Experten, die ständig ihren eigenen Fehlern nachspüren und öffentlich betonen, wie wichtig sie seien. Wer hinterfragt, wird sehr schnell zu den Eurokritikern kanalisiert, die es ja ohnehin übel mit Europa meinen würden. Dabei könnte Kritik ja Bestandteil einer Demokratie sein. Es ist hingegen eine Selbstermächtigung ohne Beispiel. Ein Wasserkopf sondergleichen. Insofern hat dies durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit jenen Bürokratien, die Franz Kafka in seinen Werken oft verhandelt hat.