Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 31. Oktober 2019

Talkshows und "wahres Gesicht"

Ich beobachte und nehme interessiert zur Kenntnis, wie gemäßigt "vernünftig" sich gewisse Diskutanden in gewissen Talkrunden äußern, - ganz im Gegensatz zu dem Bild, das man sich von ihnen über zahlreiche öffentliche Äußerungen hinweg gemacht hatte. Oder sie stellen ein Desinteresse zur Schau, das gerade deswegen so manchen Zuschauer befremdet, der extra wegen dieser Person dieses Format eingeschaltet hatte. Sich heraus halten, scheint als Devise dahinter zu stehen, man ist ja ein Individuum, das „darüber steht“. Man ist Berufs-Dandy. Man vermutet gründliches Nachdenken und entdeckt oberflächliches Schwadronieren. Es werden unwichtige und vom Moderator als große journalistische Investigation vorgeführte „Gemeinsamkeiten“ zwischen den einzelnen Teilnehmern der Runde vorgeführt. Es werden Pointen verbraten. Es wird scheinbar der wahre Mensch gezeigt, der ansonsten keine Rolle zu spielen scheint und aus dem großen Narrativ dieser Gesellschaft ausgeblendet ist. Jetzt bekommen wir das "wahre Gesicht" durch das geschickte Agieren der Moderation endlich mal zur Kenntnis. Trick: Alles wird personalisiert und zur Unterhaltsamkeit degeneriert. An dieser Stelle scheint mir eine rote Linie durch die Talkshows zu gehen. Dies Phänomen glaube ich insofern schon öfter beobachtet zu haben.
Was aber bedeutet ein solches Verhalten? Diese Diskutanten wollen seriös „rüberkommen“, glauben ansonsten bei ihren Showauftritten im Genre der Übertreibung zu operieren. Jetzt wollen sie das Sein vor dem Schein „präsentieren“. Nun treten sie „privat“ auf und offenbaren erstaunlich moderate Einstellungen. Sie treten keineswegs dafür ein, was sie in Shows und anderen öffentlichen Formaten bis dahin offenbart hatten. Sie verraten dies als eine für Showzwecke zugespitzte Position. Sie glauben dadurch etwas "deutlich gemacht zu haben". Natürlich machen sie „nebenher“ (?) Werbung für sich, ihre Produkte, darunter auch anstehende Tourneen. Das sei ganz „normal“, so wird im Rahmen dieser „Veranstaltungen“ suggeriert. Schließlich würden wir in einer Marktwirtschaft leben, in der auch Bewusstseinswaren beworben werden müssen. Und überhaupt: neben gewissen Problemen, sei bei uns ja alles toll, super und einzigartig gut geregelt,- so geht das, was „übrig bleibt“, was beim "Konsumenten" solcher Shows hängen bleibt.

Mittwoch, 30. Oktober 2019

Kümmerer, Öffentlichkeit und Politik


Politiker, die auf die Meinung der Leute um sie herum etwas geben, werden jetzt abfällig „Kümmerer“ genannt und des Populismus bezichtigt. Darin scheint inbegriffen, dass es sich beim „Kümmerer (Kümmererin)“ um eine öffentlichkeitswirksame Pose handelt. Ob das ein Ausweis von Zynismus ist? Jedenfalls würde ich nicht von vornherein so weit gehen. Ich würde herauszufinden versuchen, wie weit eine solche Haltung tragen könnte und zu welchem Umgangston mit „den Leuten“ so etwas führen kann. Diverse Auftritte in Talkrunden des Fernsehens?: Nun ja, das scheint mir eher Auskunft darüber zu geben, ob es jemand in den Kreis der „Bedeutenden“ und „Wichtigen“ geschafft hat. Wohl auch deshalb tauchen in den betreffenden Runden immer dieselben Gesichter auf. Ein zusätzlicher Faktor dürfte die Faulheit der betreffenden „Entscheider“, meist „Redakteure“ sein. Hier können sich Personen aus der Politik schon mal als „Kümmerer“ profilieren, die im Grunde so wie Du und Ich sind (?).

Dienstag, 29. Oktober 2019

Lass die Sonne in dich hinein... (Songtext von etwa 2011)

Lass die Sonne in dich hinein...


Lass' die Sonne in Dir lachen
es ist alles nicht so schlecht, wie es scheint
wie sie scheint...
sieh die Kraft, die sie dir gibt
gehe immer auf der richtigen Seite, dort wo es hell ist
dort wo du sein kannst und dich hin wünschst
dort wo die Blumen blühen, in allen Farben
und ihr Duft dich betört

(ub, ca. 2011)

Montag, 28. Oktober 2019

Wachstum ahoi!


Ja fällt denn das gar niemandem mehr auf? Klimakrise oder-wandel, Rezessionsängste und Digitalisierung hin oder her? Jetzt wird wieder dass wirtschaftliche Wachstum beschworen, das uns aus der Patsche helfen solle. So funktioniert das alles, wird überall suggeriert. Wir sollen verbrauchen und konsumieren, denn das sei der Motor der Wirtschaft, so soll uns eingeredet werden. Wir sollen möglichst viel konsumieren, weil das angeblich die „Binnennachfrage“ steigere. Gleichzeitig sollen wir uns in Bescheidenheit üben, unsere Bedürfnisse neu definieren und uns in die Ökologie dieses Planeten einzufügen versuchen. Apelle mit frommem Augenaufschlag. Das Gegebene akzeptieren. Ob sich da aber nicht gewisse Widersprüche auftun, die uns etwas über die herrschende Wachstumsidiologie sagen könnte? Dass man sparsam sein müsse, wenn (wie hierzulande) „die schwarze Null“ zum Fetisch erhoben wird, das leuchtet ein. Die Folgen fallen uns in diesem ach so entwickelten Staatsgebilde alltäglih auf und werden uns als Gemeinwohl der zukünftigen Generationen eingehämmert. Sparzwang ist ja sowieso angesagt und gerne „Austeritätspolitik“ genannt. In der EU ist das zuletzt im Hinblick auf Griechenland klar geworden, aber auch der Rest der Welt scheint diesem Glauben anzuhängen. Jedenfalls die jeweils herrschende Machtelite. Gleichzeitig scheint es doch viel mehr Geld zu geben, als es die leeren öffentlichen Kassen belegen. Die reichsten Familien der Weltbevölkerung, die sich ca. 50 % des Gesamtvermögens der Weltbevölkerung unter den Nagel gerissen haben, mögen sich da eins grinsen. Sparen und sich eine neue Bedürfnisstruktur zurechtlegen, heißt die Devise derzeit. Gleichzeitig droht die Rezession und die Binnennachfrage muss konsumierend unbedingt belebt und gesteigert werden. Wachstum um jeden Preis. Damit Arbeitsplätze schaffen. Dabei könnte sich herumgesprochen haben, dass die Ressourcen, - zumindest die Rohstoffe! - auf dieser Erde nicht unendlich sind, dass sie bereits dem Wachstumswahn auf breiter Front zum Opfer gefallen sind.

Sonntag, 27. Oktober 2019

In der Arena (Text)

(schon in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts geschrieben)

In der Arena
Das Interesse der Zuschauer hatte allgemein nachgelassen in letzter Zeit. Einige vermuteten, es hätte eigentlich nie richtig Bestand gehabt. Dies war jedoch die Meinung einiger unverbesserlicher Pessimisten und einen solchen Luxus wollte ich mir, für meine Person, noch nicht leisten. Außerdem waren die Spitzenkämpfe ja nach wie vor bestens besucht. Ich selbst war ja noch in einem Alter, das zu "gewissen Hoffnungen" Anlass gab. Jawohl, genauso hieß es in den offiziellen Verlautbarungen des Verbandes "über die allgemeine Situation des herangewachsenen Nachwuchses". Man hatte ja auch in mich investiert und nach gewissen statistischen Berechnungen war die Möglichkeit meines Erfolges größer als die meines Scheiterns. So investierte man also, ohne es eigentlich zu wollen. Natürlich hatte ich ein Recht darauf, man hatte ja lange darum gekämpft. So ging alles seinen vorgezeichneten Weg.

Mancher hatte Pech und wurde gleich in die unterste Kaste eingestuft. Viele drängten sich direkt auf oder kämpften sich den Weg auf andere Art frei. Dass man dabei vor nichts zurückschrecken dürfe, war die einzige Regel, die galt. Wieder Andere hatten die sogenannten Stammplätze. Und dann gab es die, welche überhaupt keine Plätze belegt hatten. Es war nun niemand klar, wie diese Individuen einzustufen seien, zumal sie sich einer solchen Einschätzung immer wieder entzogen und die Qualifikationsrunden einfach keinen Aufschluss darüber gaben. Es wurden nun Schaukämpfe inszeniert, durch welche sich diese gemäß dem Beifall des Publikums qualifizieren konnten. Dieser wurde an der Anzahl der Münzen, die in die Mitte der Arena geworfen wurde, zuverlässig abgelesen. So konnte man über die Hoffnungsrunde direkt zu den Endkämpfen aufsteigen. Es war dies durchaus nicht das Übliche, trotzdem fand niemand etwas dabei. Außerdem war von den Ausrichtern verbreitet worden, jeder könne per Los an dieser Hoffnungsrunde teilnehmen, wenn er nur wolle. In Wirklichkeit war es doch so, dass nur sehr wenige die Chance hatten. Man munkelte, dass selbst die Veranstalter diese Teilnahmebedingungen nicht mehr genau kannten, was Leuten wie mir zu Möglichkeiten verhalf.

Ich hatte lange zu denen gehört, die mit denen sympathisierten, die dies alles neu organisieren wollten dergestalt, dass jeder die gleiche Chance hätte, - oder doch zumindest die Teilnahmebedingungen einigermaßen klar wären. Man sah jedoch diejenigen, die am lautesten dafür eintraten, selbst langsam zu den Verbandsfunktionären aufrücken, oder sich in ihre eigenen Märchen einspinnen, auf deren Gültigkeit sie dann bei jeder Gelegenheit bestanden. Sie gaben sich dadurch auf eine gewisse Art dem Publikum preis, das dies seinerseits nicht honorierte.

Die Einzeldisziplinen hatte ich immer den Mannschaftsdisziplinen vorgezogen, was meine Trainer schließlich akzeptierten, nachdem diesbezügliche Versuche immer gescheitert waren. Und so stand ich nun bei halb aufgeblendetem Flutlicht alleine in der Arena. Wann der Kampf begonnen hatte, das hatte ich längst vergessen. Ich wollte nur noch irgendwie über die Runden kommen, überleben. Das Rückgrat schmerzte inzwischen, es hatte schon viel aushalten müssen. Die Wunden brannten allmählich immer mehr, trotz des Sprays, dem meine Trainer extrem schmerzstillende Wirkung zumaßen, wenn sie mich in den Pausen damit einsprühten. Ich fürchtete den Zeitpunkt, zu dem ich den Schmerzen nachgeben würde. Ich wollte nicht mehr nur siegen, aber ich wollte auch nicht verlieren. Nur durchkommen, auch wenn die Gefahr bestand, dass man sich selbst am Ende nicht mehr wiedererkannte.
Ich war getrieben, aus Angst, aus Verzweiflung, aus Begeisterung, und sollte immer mehr an die Grenze, den Abgrund gehen. Mein Gegner tauchte auf, verschwand wieder, manchmal in Begleitung, manchmal alleine war er doch auf eine Weise, die mich verunsicherte, präsent. Er schien der Siegertyp, zeigte doch ab und zu zeigte er kleine Schwächen, Stellen, an denen man ihn treffen konnte, was ich sofort als meine Chance identifizierte. Diese kostete Überwindung, und ich musste mich manchmal selbst vergessen, um mich in der Konzentration auf die Schwächen meines Gegners wiederzufinden. Am Horizont begannen die Vorbereitungen zu einer Siegesfeier. Ich wusste, wenn es wieder einmal keinen Sieger geben würde, einigte man sich auf einen provisorischen Übergangssieger, denn die Siegesfeier war eigentlich wichtiger als der Sieger selbst. Man interessierte sich nur für die Bilder, die eiligst von ihm angefertigt wurden, die der Held dann auch in aller Regel schnell unterschrieb und als Autogramme in der Menge verteilte. Aber bis dahin war noch ein weiter Weg für jemanden, der zuviel zweifelte, zuviel zögerte, wie meine Trainer sagten. Und so musste ich mich immer wieder auf unterer Ebene qualifizieren, kam voran und blieb doch stehen. Er verhielt sich äußerst flexibel und griff mal von dieser, mal von jener Seite an. Dabei versuchte er mich dort zu treffen, wo ich bereits verwundet war, setzte geschickt seine Finten und ließ mich von Zeit zu Zeit recht schlecht aussehen. Ich hatte mir jedoch Routinen angeeignet, die mich immer wieder vor entscheidenden Treffern schützten. Außerdem hatte ich die Qualität meines Panzers immer noch zu steigern vermocht, was sich natürlich in gewissen Situationen auszahlte.
So konnte ich in den letzten Runden immer wieder aufholen, immer wieder herankommen, indem ich die Defensive in meinen Vorteil verwandelte und den Gegner in Fallen gehen ließ. Ich wusste, es würde empfehlenswert sein, beim Kampfgericht, das von den Veranstaltern vor langer Zeit eingesetzt worden war, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Zu diesem Zweck hatte man sich angewöhnt, es zu Beginn und am Ende untertänigst zu grüßen sowie seine Autorität mit Worten und Gesten zu feiern, wann immer sich die Gelegenheit bot. Ohne eigentliche Überzeugung, fast mechanisch, hatte ich anfangs diese Rituale mitvollzogen, sie mir dann aber abgewöhnt. Gegenwärtig neigte ich dazu, sie immer dann einzusetzen, wenn ich in Rückstand war und wieder aufschließen musste. Man wusste, dass vom Gericht Zusatzpunkte verteilt würden, die in der Endabrechnung entscheidend sein konnten. Es kannte jedoch niemand die genauen Kriterien, nach denen diese Punkte vergeben wurden. Und so versuchte man quasi aufgrund von Vermutungen eine gute Figur zu machen. Diese Vermutungen stützten sich hauptsächlich auf Verlautbarungen, die man den Veranstaltern zuschrieb und die nicht leicht zu verstehen und nach allen Seiten hin auslegbar waren.

Im Innenraum der Arena waren auf allen Seiten Spiegel aufgestellt, die eine Orientierung erschwerten. Die Geschehnisse im Innenraum wurden durch sie scheinbar verdoppelt, ins Mehrfache gesteigert. Vorstellung und Wirklichkeit verschwammen sich multiplizierend ineinander. Dies trieb einen mitunter zur Verzweiflung, erlaubte jedoch gleichzeitig Flucht und Rückwege, auf die ja speziell meine Taktik abgestimmt war, deretwegen ich mir jedoch schon mehrere Verwarnungen wegen Passivität eingehandelt hatte. "Achtung, Achtung", so tönte der Lautsprecher: "Herr Affenmüller möge bitte zum Stadionausgang kommen, es erwartet ihn eine Überraschung!", und: "den Anweisungen des Ordnungspersonals ist unbedingt Folge zu leisten, andernfalls werden Verhaftungen vorgenommen!"

Auf den leeren Rängen regte sich immer noch nichts. Vereinzelt waren Schreie, Lachen zu hören. Doch war nicht klar, von woher dies kam. Ich war auch zu sehr auf mich und diesen Kampf konzentriert, so dass ich mich nicht in der Weise darum kümmern konnte, wie ich es eigentlich wollte. Die Beunruhigung allerdings nahm zu. Man hatte in den letzten Tagen über Bestrafungsaktionen gelesen, doch wusste niemand, wieso und warum. Es hoffte nur jeder, dass es ihn nicht treffen solle, man versuchte diese Vorkommnisse so gut es ging zu ignorieren.

Gong zur nächsten Runde, und ich stürzte, die Zitrone noch zwischen den Lippen, aus meiner Ecke. Mein Gegner war wieder verschwunden, was zu seiner Strategie gehörte, ich hatte mich daran gewöhnt. Vielleicht wollte er aufgeben, wahrscheinlicher war es, dass er die Absicht hatte, mich zu verunsichern. In den Spiegeln sah ich mich grinsen und wartete, wartete ............

Freitag, 25. Oktober 2019

Flucht und Chemie

Vorsicht! Dies ist kein Loblied des Eskapismus! Hier ein weiterer Ausschnitt aus meiner Arbeit (ca. 1984) „Der Typ des Außenseiters im Frühwerk Hermann Hesses“, der durchaus auch vom Zeitgeist geprägt gewesen sein mag, aber auch heute noch zu denken geben mag: „Nicht selten wird versucht, Melancholie, Depressionen mit Alkohol zu betäuben. Auch hier führt eine gerade Linie von Hermann Lauscher zu Harry Haller, bei dem schließlich auch noch andere Drogen ins Spiel kommen. Auch dies Phänomen ist ist unter die Versuche einzuordnen, sich Fluchtwege zu schaffen. Hesse selbst meint in „kurzgefasster Lebenslauf“ dazu: „Häufig suchte ich meine Freude, meinen Traum, mein Vergessen in einer Flasche Wein, und sehr oft hat sie mir geholfen, sie sei dafür gepriesen. Seinen Hang zum Trinken belegen auch deutlich die Verse der Gedichtsammlung „Krisis“, der lyrischen Vorform des „Steppenwolf“. Das Trinken seiner literarischen Figuren erscheint als Reflex dieser Einstellung.“

Donnerstag, 24. Oktober 2019

Android

Es scheint nicht in Zahlen oder Vorhersagen zu fassen zu sein. Aber es gibt eine Gefahr für die ganze Erde: Androiden. Nein, nicht das Betriebssystem, das von Google kommt! Kleine Androiden sind Sternschnuppen/Meteoriten, die überall gerne als kleine Besucher aus dem All erwartet werden. Aber es gibt auch größere und große Androiden, wie man die größeren Meteoriten nennt. Doch was ist groß? Der durch Überwachungskameras gefilmte Android, der erst vor kurzem in Sibirien eingeschlagen hat, war ca. 40 Meter im Durchmesser. Der, der die Erde in jüngster Zeit knapp verfehlt hat, war schon 100 Meter lang. Hm. Halbwegs taugliche Abwehrstrategien scheint es bis jetzt nicht zu geben. Sprengungen könnten ein allerletztes, aber stark risikobehaftetes Mittel sein, denn die Bruchstücke könnten fast noch gefährlicher als der Originalandroid für die Erde sein. Bis jetzt scheint es bereits rund 100 größere Krater auf der Erde zu geben, die die Gefahr unterschiedlich belegen. Ob wir das verdrängen? Wieso kommt sowas so selten zur Sprache? Muss man ein Schwarzseher sein, um so etwas wenigstens anzuspielen? 

Mittwoch, 23. Oktober 2019

Und jetzt das Wetter.....

Wieso müssen denn diese Wettervorhersagen immer so blöde präsentiert werden? Da agiert eine Tante mit Pippi-Langstrumpf-Charme, die „Nooord, Spoooort oder Moooord“ immer so betont nooorddeutsch ausspricht (ob sie wohl die Wettervorhersage nur einem bestimmten Teil des „Volkes“ gönnt?), mit hektischen, ja geradezu eckigen Bewegungen, die wohl Aktivität ausstrahlen sollen (vielleicht sogar Hyperaktivität). Ihr Chef praktiziert dies seit vielen Jahren und will wohl kompetenten Aktivismus versprühen. Doch sie drückt sich jetzt möglichst burschikos aus ("Suuuuper!") und simuliert (da müssen wir noch an den Baggersee, nehmen sie mit, was geht usw. ….) eine Nähe, von der angenommen wird, dass das breite Volk sie sehr goutiert. Irgendein "positives Gefühl" halt. Man drückt sich nicht möglichst punktgenau oder sachlich aus, sondern man simuliert eine diffuse Nähe, die sich auch noch mit einem künstlich wirkenden Lausmädchenlächeln unterlegt. Das kommt wohl an!, - so ist zu vermuten. Auch ist beliebt, die großen Worte mit Fotos aus der Zuschauerschaft zu unterlegen. Überhaupt: die Verkünder der Wetterbotschaften sollten einem vertraut sein, das ist gut zu erkennen. Ihnen soll man trauen. Oder sie sollten einem wenigstens das Gefühl dafür verschaffen. Dann: Blonde Wirrköpfe kommen offenbar ganz besonders gut an. Ihnen wird von den "Medieneliten" dann gerne mal Populismus unterstellt. Aber möglichst erst dann, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist….. ach, jetzt bin ich schon bei den „Nachrichten“, die möglichst in großer Nähe zur Wettervorhersage so richtig locker im Infotainmentstil verzapft werden. Natürlich soll sie einem vertraut vor kommen, so dass man ihnen traut.....

Dienstag, 22. Oktober 2019

An die Stille (Friedrich Hölderlin) (Lyrik)


                  An die Stille Friedrich Hölderlin)


Dort im waldumkränzten Schattentale
Schlürft' ich, schlummernd unterm Rosenstrauch,
Trunkenheit aus deiner Götterschale,
Angeweht von deinem Liebeshauch.
Sieh, es brennt an deines Jünglings Wange
Heiß und glühend noch Begeisterung,
Voll ist mir das Herz vom Lobgesange,
Und der Fittig heischet Adlerschwung.


Stieg ich kühnen Sinns zum Hades nieder,
Wo kein Sterblicher dich noch ersah,
Schwänge sich das mutige Gefieder
Zum Orion auf, so wärst du da;
Wie ins weite Meer die Ströme gleiten,
Stürzen dir die Zeiten alle zu,
In dem Schoß der alten Ewigkeiten,
In des Chaos Tiefen wohntest du.


In der Wüste dürrem Schreckgefilde,
Wo der Hungertod des Wallers harrt,
In der Stürme Land, wo schwarz und wilde
Das Gebirg' im kalten Panzer starrt,
In der Sommernacht, in Morgenlüften,
In den Hainen weht dein Schwestergruß,
Über schauerlichen Schlummergrüften
Stärkt die Lieblinge dein Götterkuß.


Ruhe fächelst du der Heldenseele
In der Halle, wann die Schlacht beginnt,
Hauchst Begeist'rung in der Felsenhöhle,
Wo um Mitternacht der Denker sinnt,
Schlummer träufst du auf die düstre Zelle,
Daß der Dulder seines Grams vergißt,
Lächelst traulich aus der Schattenquelle,
Wo den ersten Kuß das Mädchen küßt.


Ha! dir träuft die wonnetrunkne Zähre
Und Entzückung strömt in mein Gebein,
Millionen bauen dir Altäre,
Zürne nicht! auch dieses Herz ist dein!
Dort im Tale will ich Wonne trinken,
Wiederkehren in die Schattenkluft,
Bis der Göttin Arme trauter winken,
Bis die Braut zum stillen Bunde ruft.


Keine Lauscher nahn der Schlummerstätte,
Kühl und schattig ists im Leichentuch,
Abgeschüttelt ist die Sklavenkette,
Maigesäusel wird Gewitterfluch;
Schöner rauscht die träge Flut der Zeiten,
Rings umdüstert von der Sorgen Schwarm;
Wie ein Traum verfliegen Ewigkeiten,
Schläft der Jüngling seiner Braut im Arm.

Montag, 21. Oktober 2019

"Am deutschen Wesen soll die Welt genesen"?

Ja klar, wir wollen und sollen besser sein. Wir, wer ist das? Es wird jedenfalls denen eingeredet, die sich Deutsche“ nennen sollen und dürfen. Sie sollen voran gehen, nur dem Grundgesetz verpflichtet, fühlen sie sich durch Zahlen bestätigt als eine oberwichtige Industrienation, die es anderen zeigen will. Was? Die Energiewende? Den Ausstieg aus der Braunkohle. Das vorbildliche Verhalten der Ökologie gegenüber. Die richtige Einstellung der Massentierhaltung gegenüber.
Doch, ob da nicht ein gewisser Gegensatz besteht, dass die Deutschen gleichzeitig die großen Globalisierer sein wollen? Die im "Wettbewerb" die besseren sein wollen? Ob es da auch einen Gegensatz zwischen denen „da oben“ und denen „da unten" gibt? Überhaupt, ob der große wirtschaftliche Erfolg etwas mit den "Exporterfolgen“ zu tun hat? Mit der Vernetztheit und dem Zusammenhang mit anderen Nationen? Mir jedenfalls macht es sehr viel aus, wenn der Regenwald brennt. Mir setzt es zu, weil ich weiß, dass so etwas auch große Auswirkungen auf Mitteleuropa haben wird, dass die ganze angestrebte Reduzierung von CO2 auf diese Weise gar keinen Sinn hat und nur dem eigenen Gewissen verpflichtet ist. Ungefähr so verhält es sich auch mit der Massentierhaltung und der ungesunden „Nahrungsproduktion“, die möglicherweise auch nur im Maßstab einer Globalisierung mit den entsprechenden Strukturen nachhaltig bekämpft werden kann.

Sonntag, 20. Oktober 2019

Abbild

Ich stehe an der Seitenauslinie und beobachte: Ganze Gegenden und Regionen werden hier auf "dem Land" abgehängt, Krankenhäuser, Banken, Gerichte, Buslinien, Arztstandorte werden geschlossen, Verwaltungseinheiten „rationalisiert“ und neu organisiert. "Die Wirtschaft" macht Profit, wie vom System vorgesehen und politisch gewollt. Behörden geben sich arrogant, fahren Doktortitel und Professoren auf, sie verfügen, beschließen, setzen durch, erlassen einsame Beschlüsse, schieben Sachzwänge vor, sehen die Verantwortung bei anderen, verschanzen sich hinter juristischen Phrasen, die niemand versteht. Die Infrastruktur gewisser (vor allem ländlicher) Gebiete verfällt aber während dieser Zeit regelrecht,....
Ministerpräsidenten und politische Entscheidungsträger fahren mit riesigem Gefolge, mit Referenten, Sprecher, Polizei und Sicherheitsleuten in Kolonnen riesiger Limousinen vor und vorbei und vorüber, machen Termine zu Gesprächen aus, die sie sodann nicht einhalten. Sie blocken ab, beschwichtigen, wiegeln ab, nutzen die Lage (aus), schieben Zeitmangel und Sachzwänge vor, versuchen dennoch, Stimmen zu gewinnen, Bürgerinitiativen zu beschwichtigen, sie demonstrieren Bürgernähe und „Stallgeruch“, sind bei „Events“ dabei, lassen sich Unterschriftenlisten unterbreiten oder vorlegen, sie schütteln Hände, lassen sich erklären, hören zu, „fischen ab“. Fahren wieder ab in Richtung ihrer Festungen, die sie in deren Strukturen und Entscheidungen als "Länderchefs" vor allem in Berlin und der damit verbundenen nächsthöheren Hierarchiestufe zu erklären haben... 
Örtliche Vertreter der Parteien führen Gespräche, machen sich gemein, geben sich demokratisch und volksnah und - können offenbar doch nichts tun. Die Durchlässigkeit von Informationen ist halt nicht ganz gewährleistet. Die Strukturen der scheinbaren „Alternativlosigkeit“ und der allzu offensichtlichen Sachzwänge sind stärker. Ignoranz und Arroganz der Macht, auch wenn sie scheinbar nur auf Zeit verliehen ist, waltet und breitet sich aus, sie tötet ab, produziert Wut und Resignation. Abstände zwischen Lebenswelten werden größer. Anliegen werden zeredet in Gesprächen mit Nach- und Untergeordneten, mit lakaienhaft funktionierenden Untergebenen des Apparats, der scheinbar alles in sich aufgesaugt hat, sie verpuffen, prallen an staatlich wohlbestallter und pensionsgestützter Ignoranz ab. Die Verbindung der Kommunalvertreter oder Kommunalpolitiker „nach oben“ scheint jedenfalls nicht sehr von Einfluss geprägt zu sein. Vertreter von Bürgerinitiativen und Begehren der „Zivilgesellschaft“ sind hilflos. Es werden defensive "Strategien" gepflegt. Mitglieder einer rechtsgerichteten Protestpartei nutzen die Lage der Unzufriedenheit aus, geben sich volksnah, nutzen die Lage mit allerlei populistischen Methoden aus, sind dabei, sind anwesend, wenn sich etwas regt und tut. Sie saugen ein Potential der Unzufriedenheit auf, sie absorbieren Stimmungen und nutzen sie aus. Sie setzen sich für lokale und regionale Belange ein, sie sind bei Protestversammlungen gegen Schließungen und Verödungen der Infrastruktur dabei, sie sind dabei beim „Begehren“, sie scheinen sich für direkte Demokratie einzusetzen und werben für ihre Partei. Sie formulieren in Reden mit steilen Thesen, wie sie die Lage einschätzen. Sie wiegeln auf und zentrieren den Protest, sie geben ihm Ausdruck, sie geben sich lebensnah, heimatverbunden und sie gießen daraus volkstümliche Reden. So werden langsam Prozentzahlen, Einfluss und Macht daraus.

Samstag, 19. Oktober 2019

Der Ort lebt fort (Songtext)

Der Ort lebt fort

Du denkst, du bist in dir
hälst dich an anderen fest
doch alles scheint nur Schein
und kann schnell zu Ende sein
alle suchen das Licht
und finden es doch nur zum Schein

Wir sind alle in einem Fluss
im Übergang zu etwas
Kleine Teile, die nur für sich selbst wichtig sind
Wer sind wir? Teil eines Ganzen, - vielleicht
mit Ausnahmen,
der Ort lebt fort, der Strom will nie versiegen
und ist doch nicht ….tief

(09092018)

Freitag, 18. Oktober 2019

Durch Generationen hindurch...

Weil sie im ökonomischen Sinne nicht mehr mitstricken am Bruttosozialprodukt, weil sie in einer Gesellschaft der vermeintlich Starken zu den eher Schwachen gehören, fühlen sich viele ältere Menschen ausgegrenzt. Dabei könnten sie phantastische Lehrer sein, - bei einer durchaus aufgeklärten Distanz zur eigenen Position kombiniert mit einem gesunden Skeptizismus. Ja, auch das hat man im Alter gelernt: Die eigene Position ist nicht immer die einzig richtige. Und so gibt es viele Erkenntnisse, die im Alter gewachsen sein könnten und in einer Kombination aus Erfahrung mit Wissen weitergegeben werden könnten. Viele Bauchlandungen der verschiedensten Art könnten auf diese Weise verhindert werden. Jaja, die Anpassungsfähigkeit den Neuen Medien und überhaupt dem Neuen gegenüber! Vielleicht könnte hier aber auch eine gewisse Distanz helfen! Nicht das blinde Nachrennen gewissen Entwicklungen gegenüber wäre gefragt, sondern ein abwartendes, langsames und eher kritische Fragen stellendes Nachfolgen. Und. Das bewährte Wissen in Kombination mit dem Neuen kann zu Ergebnissen führen! Erlebte Geschichten wollen in ihrer Bedeutung für den aktuellen Tag erkannt und gedeutet werden! Gelassenheit und Unaufgeregtheit können zu dem Schatz dessen gehören, was auch dem aktuellen Tag samt seiner Hektik sehr nützen kann. Da schlummert ein Reservoir, das mit zunehmender Dynamik der Demographie und einer freundlich abnehmenden Vorurteilsfähigkeit gehoben werden könnte. Oh ja, das mag sich auch auf gewisse körperliche Anfälligkeiten beziehen: Wir werden nicht alle so stark bleiben, wie wir uns heute fühlen! Damit umgehen zu können, es einzubeziehen ins tägliche Dasein, könnte auch etwas von dem ausmachen, was wir von reiferen Menscheen profitieren könnten.

Mittwoch, 16. Oktober 2019

An die Vollendung (Friedrich Hölderlin) (Lyrik)


                   An die Vollendung  (Friedrich Hölderlin) 



Vollendung! Vollendung! -
O du der Geister heiliges Ziel!
Wann werd ich siegestrunken
Dich umfahen und ewig ruhn?


Und frei und groß
Entgegenlächeln der Heerschar,
Die zahllos aus den Welten
In den Schoß dir strömt?


Ach ferne, ferne von dir!
Mein göttlichster, schönster Gedanke
War, wie der Welten
Fernstes Ende, ferne von dir!


Und fleugt auf des Sturmes Flügeln
Aeonen lang die Liebe dir zu,
Noch schmachtet sie ferne von dir,
Ach! ferne, ferne von dir!


Doch kühner gewaltiger
Unaufhaltbarer immer
Fleugt durch Myriaden Aeonen
Dir zu die glühende Liebe.


Voll hoher Einfalt,
Einfältig still und groß
Rangen des Siegs gewiß,
Rangen dir zu die Väter.


Ihre Hülle verschlang die Zeit,
Verwest, zerstreut ist der Staub,
Doch rang des Sieges gewiß
Der Funke Gottes, ihr Geist, dir zu.


Sind sie eingegangen zu dir,
Die da lebten im Anbeginn?
Ruhen, ruhen sie nun,
Die frommen Väter?


Vollendung! Vollendung!
Der Geister heiliges Ziel!
Wann werd ich siegestrunken
Dich umfahen und ewig ruhn?

Montag, 14. Oktober 2019

Sonntag, 13. Oktober 2019

Demokratie, Entscheidungsfindung

Es wird beraten, formuliert und verhandelt, ehe „verabschiedet“ wird. Beschlüsse sollen Chancen eröffnen, Perspektiven aufzeigen, zügige Abwicklung nach sorgfältiger Prüfung herbei führen, einen Zugang eröffnen und den natürlich finanzieren, gutes Zusammenleben ermöglichen, Schutz und Sicherheit verschaffen, sie sollen Prinzipien folgen, Teilhabe soll sich ergeben, es werden Signale gegeben und vieles mehr.... Gut so!, so denke ich über die Entscheidungsfindungsprozesse in einer modernen Demokratie. Problem ist nur: diese ganze Vorgehensweise ist oft nicht sehr transparent, in hinteren Besprechungs- oder Tagungszimmern werden da Entschlüsse gefasst, die wir nicht nachvollziehen können und die oft genug das Ergebnis eines Gebens und Nehmens (eines Schacherns) sind, die in keinerlei Verbindung mit den inhaltlichen Problemen stehen. So geht das Handwerk der Politik, habe ich oft dazu gehört. Es ist ein komplizierter Prozess, der darauf gründet, dass wir die Berechtigung dazu eine Wahlperiode lang delegiert haben. Das sollen Andere für uns machen!, so die gängige Auffassung dahinter. Dass wir da aber besser nicht so genau hinschauen sollen, dass wir diese Prozesse den „Profis“ und ihrer latent absolutistischen Hinterzimmerdiplomatie überlassen sollen, gehört auch zu diesem Aushandlungsprozess, der oft genug ziemlich eigennützige und wenig sachorientierte Motive offenbart.

Samstag, 12. Oktober 2019

Bildungsbürgertumsrituale


Es werden Kolloquien zu Schriftstellern abgehalten, bei denen Theaterstücke aufgeführt und Vorträge gehalten werden. Meist geht es dabei um Schreiberlinge, die abseits der Gesellschaft standen und ihren Ausschluss auch aus ökonomischen Gründen in eine literarische Form gegossen haben. Blöd nur, dass bei den heutigen Kolloquien die Akademiker und Vermögenden unter sich zu sein scheinen. Damit dies auch gewährleistet ist, werden für Vorträge, Tageskarten oder den Besuch des ganzen Kolloquiums irrsinnige Preise verlangt, die dann zu einem großen Teil den vortragenden Akademikern wieder zugute kommen. So nährt sich der „Speckgürtel“ der teilnehmenden Akademiker und „experten“ selbst, eine möglichst große ökonomische Undurchlässigkeit scheint gesichert. Da scheint es nicht zu stören, wenn Geschichten um Landstreicher, Entrechtete oder andere Außenseiter verhandelt und umspielt werden. So spielt die Selbstbespiegelung des einstigen Bildungsbürgertums, das mittlerweile auch etlichen prekären Tendenzen ausgesetzt ist und sein „Expertentum“ möglichst per Buchveröffentlichung ausweisen sollte. 

Dienstag, 8. Oktober 2019

Kreise, Interessen, Demokratie, Durchblicker, Eliten

Wobei mich Zweifel überfallen: Wenn irgendwelche ehemalige oberschlaue Musterschüler im Fernsehen in geschlossenem Kreis zusammensitzen, um mit Empfehlungen garniert bestimmte Maßnahmen zu preisen. Gerne wird dabei mit speziellen Kenntnissen geprahlt, die das eigene Selbstverständnis abstützen und gleichzeitig Legitimation nach außen demonstrieren sollen. „Hey, seht her; wir sind die Durchblicker….!“ soll dies wohl ausdrücken. Was mich daran stört: Solche Posen haben viel zu wenig die Fortschritte in gewisse gesellschaftliche Richtungen befördert. Sie wiesen meist eine Berechtigung aus, an gewissen Konferenzen über viele viele Flugmeilen hinweg teilzunehmen, an den Talkshows der Wichtigen teilzunehmen, scheinbar „wichtige“ Vorträge zu halten und - nichts zu bewirken. Es steigt in dieser Gesellschaft ein Nebel an Geschwafel auf, der bei genauerem Hinsehen meist direkt interessengeleitet ist und eher zur Verwirrung als zu Klärung beiträgt.
Es gibt wohl zahlreiche Politikwissenschaftler, die dies als ein modernes Zeichen einer Bewegung zum Totalitarismus deuten: gezielt Verwirrung stiften. Ein „mündiger Bürger“ würde sich angesichts dessen im Idealfall ein eigenes Bild machen (was schwer genug ist…..) und danach alle vier Jahre wählen: eine Partei, eine Bewegung, die dem entspricht, was ihm am ehesten einleuchtet. Leider stehen dem oft auch Gründe mangelnder Zeit entgegen, was ökonomisch begründet sein könnte. Es fällt wohl jedem auf, dass dies in Zeiten einer digitalen Transparenz und Durchschaubarkeit bestimmter Prozesse zu wenig sein könnte, um demokratische Mitbestimmung zu demonstrieren. Was also folgt daraus? Die „demokratischen Eliten“ könnten sich als weniger geschlossene Gesellschaft darstellen, sie könnten auf eine breitere und klarere Erklärung von Umständen zielen. Sie könnten versuchen, die allgemeine Bevölkerungen bei ihren Beschlüssen und Maßnahmen mitzunehmen. Weniger Distinktion und Arroganz wäre angesagt, mehr Nähe zum Alltag der Vielen……, in einer fortgeschrittenen Gesellschaft, die sich gerne als solche präsentiert.

Montag, 7. Oktober 2019

Was ich will

Ich will auch meine Aufmerksamkeit für die scheinbar hässlichen Dinge des Alltags, für das Persönliche, das ins Öffentliche strebt, für das Kleine, das im Großen verborgen ist, für die unmittelbare Umgebung, die doch den meisten Leuten so fern ist....... ich will verschiedene und andere Perspektiven!

Sonntag, 6. Oktober 2019

Digitalisierung


Mir geht immer noch und anhaltend dieses Bild einer Politikerin durch den Kopf, die ein Interview führte und dabei mit spürbarem Unbehagen von jenen Waschkörben voller Post erzählte, die sie bekomme und die darum bitten würden, dass sie die 5G-Aufrüstung noch einmal überprüfe. Sie bedachte die Absender mit dem abschätzigen Ausdruck „Bedenkenträger...“. Dabei scheint mir die Schädlichkeit dieser Technologie bis jetzt noch gar nicht geklärt...schon gar nicht wissenschaftlich. Es scheint ja immerhin so zu sein, dass die Intensität der Strahlung stark zunimmt bei dieser Technologie und dass die Frequenz, also die Häufigkeit, der sie tragenden Masten, wird deutlich zunehmen müssen. Wer sich also dem blinden Streben von Politikern nach „Digitalisierung“ wagt entgegenzustellen, muss mit öffentlicher Diffamierung rechnen, er gilt unter den politischen Entscheidern als „Bedenkenträger“. Dieser Vorgang lässt tief blicken und beunruhigt mich sehr: Dem technologischen Fortschritt scheint alles andere untergeordnet zu werden, gesundheitliche Bedenken scheinen angesichts dessen systematisch ausgeblendet zu werden.

Freitag, 4. Oktober 2019

Wir im Medaillenspiegel

Deutschland holt jetzt im Medailllenspiegel tierisch auf. Aber wir hätten mehr über die Flügel spielen sollen. Wir sind jetzt ganz schön voran gekommen, was Medaillen angeht. Wer ist wir? Ob der Sport eine bestimmte Sorte von Nationalismus fördert? Es fällt mir auf, dass Journalisten, die bei einem bestimmten Typ von Medien angestellt sind, übertrieben oft das Wort „wir“ benutzen. Es fing damals im Fußball an. Man wolle und solle eine entspannte Haltung zum eigenen nationalen Mythos haben, so die offizielle Begründung. Freilich: wenn man jetzt im Klimaschutz voran gehen will und es allen anderen Nationen zeigen will, - wieso nicht auf diesem Gebiet. Wieso gibt es keine europäische Mannschaft? Wieso verfolgen die öffentlich bestallten Medienleute den „Medaillenspiegel“ so mit Argusaugen? Sollte man nicht auch hierbei anfangen, das Ganze zumindest gesamteuropäisch zu sehen. Gerade der Sport, der ja die Emotionen ansprechen kann und will, dürfte hier Schrittmacherdienste leisten. Wieso eigentlich geschieht in dieser Richtung gar nichts. Wieso führen hier immer noch Nationen ihre Ersatzkriege und wieso unterstützt die öffentliche Meinung das so stark? Ob es auch hier um den „Wohlstand“ geht? Ob die Erkenntnis zu schmerzvoll ist, dass die Nation hier so etwas vor allem der Ausbeutung derer verdankt, die weniger haben und klimatisch ungünstig wohnen müssen? Ob die Haltung „am deutschen Wesen soll die Welt genesen“ nicht doch etwas zu überholt ist? Oder ob wir schlichtweg eine Organisationseinheit sind, mit vereinheitlichtem Steuersystem, Armee, Sprache, Verfassung und allerlei mythologischem Kram aus dem 19. Jahrhundert? Wo steht eigentlich dabei der völkische Gedanke? Welche Rolle spielen Fahne und Hymne? Und welchen Zusammenhang hat der Mythos mit dem Leistungssport als Showgeschäft?

Mittwoch, 2. Oktober 2019

Paintscape Natures (Songtext)

PAINTSCAPE NATURES

Ich erinnere mich an die Welt und kann sie fühlen
Das Sein ist ein Teil von Dir und du bist bald wieder ein Teil von ihr
Du wachst auf im Aufzug und denkst „schon wieder!“

Das kann doch nicht sein, dass Du das bist
Das darf nicht sein, dein Leben geht darüber
was machst Du heute morgen in diesem Film
Draußen weht der Schnee alte Frauen durch die Straßen.

Der Kapitalismus bringt sich heute morgen selbst zu Fall
Die Natur in Dir treibt Blüten, das Sein will in Dir zu sich kommen
Du warst im Supermarkt und hast ins sexy Regal gegriffen

erzähl mir nicht, dass du tun musst was du tun musst,
Du bist nicht John Wayne und ich nicht Marylin Marlene
Du jagst Eichhörnchen, ich das Wunderbare
Schmerzen, Du lügst sie dir als Preis zurecht

Du spielst Gelassenheit, es kommt alles wie es kommt
eine Haltung, die sich selbst durchhält
dann gehst Du eines Tages ganz alleine unter
der Horizont kommt näher und verschwimmt

Du denkst zurück an Momente
irgendwie festzuhalten versucht
Bilder, die heiter und traurig sind
alles ist toll, alles ist superlocker

Dienstag, 1. Oktober 2019

Schritte (Text)


SCHRITTE

Er geht weiter, federnden Schrittes, unter grauen Himmeln, den alltäglichen Vorzeichen seines Daseins. Aus der Ferne tönt eine Sirene, die vielleicht irgendeinen Ernstfall simuliert, und hinter ihm liegt eine Strecke, an deren Ausgangspunkt er sich nur manchmal in den Augenblicken der Dämmerung erinnern kann. Die weißen Markierungsstriche auf der Straße hatten einmal die Aufgabe, Orientierung zu bieten. Sie sind nun aber verblasst und schwer zu erkennen. Er gönnt sich den bescheidenen Spass, sie im Slalom immer wieder zu umgehen und dabei nicht auf sie zu treten, was ihm Zerstreuung und Ablenkung von der Tatsache bietet, dass er alleine ist. Seine gleichförmigen Bewegungen werden immer wieder unterbrochen von kleinen Unregelmäßigkeiten, bedingt durch Unebenheiten der Straße, durch Nervositäten, Unaufmerksamkeiten. Rechts und links der Straße erstrecken sich weite Felder, flurbereinigte, kultivierte, chemisch gedüngte Anbauflächen, Nutzungsgebiete, die, so will es ihm scheinen, für ihn gerade in ihrer geometrischen Anonymität wirklich sind.
Die Zwecklosigkeit seines Wegs entspannt ihn innerlich, er gibt sich der Bewegung hin – und nur ihr. Er versucht, sich innerlich zu leeren. Fetzen einer vielleicht vorgestern gehörten Melodie vermischen sich mit Eigenem, aus dem Moment Entstandenen. Ansonsten will er sich nicht erinnern, er baut geradezu Mauern auf gegen alles, was aus der Vergangenheit einbrechen will in sein augenblickliches Idyll. Stattdessen versucht er , sich sein Gesicht vorzustellen...jetzt,...gerade jetzt...und nun wieder....eine Konzentrationsübung mit Selbsterfahrungswert! Seine Schritte durchschreiten fünf Minuten, als wären sie Sekundenzeiger einer Quartzuhr. Es geht leicht bergauf und seine Beine lösen die gestellte Aufgabe ohne ihrem Benutzer auch nur ihre Existenz ins Bewusstsein treten zu lassen, sie funktionieren.
Es ist Rhythmus zu erkennen in dem, was er tut. Eine Struktur, die ihm etwas bedeutet, über der er gleichwohl bescheiden geworden ist. Diese wiederkehrenden Regelmäßigkeiten geben Sicherheit, betäuben Angst. Die Luft ist zu spüren, die rohe Erde zu riechen, es fängt langsam an zu regnen. In einiger Entfernung ist ein verwilderter Hain zu erkennen und er ist erstaunt darüber, dass sich Derartiges hier noch halten konnte. Erinnerung trifft ihn: an andere Zeiten, andere Orte, Gegenden, von denen er gehört hat.
Der Hain ist belebt, bildet hier eine Enklave in seiner Wildheit und Unberührtheit, was ihn fast wie einen Magneten anzieht. Eine Ganze Welt verspricht sich hier an diesem Stückchen Erde, bewachsen mit seltenen, nie gesehenen Pflanzen. Dazwischen glaubt er Kristalle zu erkennen, funkelnd in allen Farben. Plötzlich erstrahlt der Hain, er wird zusehends durchsichtiger, gläsern, illuminiert von Mannigfaltigen Lichtkaskaden...aber auch Gerüche gehen von diesem Hain aus, wie betäubend!...Musik dringt aus dem Gesträuch, Harmonien, die Töne auf solche wunderbare Weise zueinander führen und miteinander versöhnen, dass alles bisher Gehörte nur ein Entwurf zu dieser Harmonie gewesen ist: sie hat alles in sich aufgenommen! Alles! Kleine Tiere kriechen, sich fortwährend verwandelnd, durch das Gezweig, ohne jemals eine feste Gestalt anzunehmen. Zuweilen sehen sie Menschenähnlich aus, zwergenähnlich, gnomenhaft, jedoch werden sie niemals vollkommen menschengleich. Untereinander brauchen sie scheinbar keine Sprache, um sich zu verständigen, denn über der ganzen Szene liegt nur der Schleier dieser wunderbaren Harmonie.
Er glaubt zu träumen: das ist nicht wahr!,...und schon hat er das Bild, die Szene gelöscht! Der Hain ist nun wieder ein Streifen unkultivierten Bodens, der mittlerweile etwas nähergerückt ist, denn er ist weitergegangen. Für den Bruchteil einer Sekunde streift ihn die Ahnung, dass er alleine ist, - aber auch das ist nicht wahr.
Die Zeit übergeht diesen Einbruch wie selbstverständlich mit ihrem Kokon. Sicher ist, dass auf die blasse Markierung in einem gewissen vorhersehbaren Abstand die nächste folgt. Er ist nicht alleine. Automatisches Gehen, unter Zwang, - und doch jederzeit aufhören können? Weiter....!
Ein leichtes Hungergefühl schleicht sich in seine Gegenwart. Aber es ist ja alles da, man braucht nur zuzugreifen! Das Wasser läuft einem im Munde zusammen...aber er kann sich beherrschen. Gelernt ist gelernt! Nachher. Morgen. Bald.
Aus dem Hain scheint nun Lebendiges zu dringen. Zuerst ganz leise, dann immer lauter: Vokale, Stimmen, Lachen... Das Lachen wird immer lauter, kommt auf ihn zu, schwillt an, bläht sich zu einem Orkan des Lachens: es ist nur noch Lachen! Siehe da: Stille! Eine Fläche der Lautlosigkeit., Ozean der Ruhe!
Er spürt sich selbst kaum mehr. Doch plötzlich ein Stolpern und er wäre beinahe gestürzt: eine Minute liegt im Weg! Bedächtig und vorsichtig wird sie aufgehoben und von allen Seiten betrachtet. (Minuten liegen ja nicht alle Tage auf der Straße herum!) Die Minute ist ein seltenes Exemplar, sie hat eine wunderbare Maserung, geheimnisvoll wie die Ziffern einer nie gezählten Zahl, Buchstaben einer gesprochenen Sprache. Er steckt sie in seine Tasche. Aber kaum ist dies geschehen, löst sie sich einfach auf! Sie ist weg! (Aber das ist nicht weiter beunruhigend, denn er hat sie ohnehin schon fast vergessen!)
Die Straße beschreibt einen Bogen und er wird nun immer langsamer, kommt kaum noch voran. Es durchdringt ihn eine Überlegung, ob er auf dem richtigen Weg sei, - aber der Weg führt ja doch nicht zum Ziel. Dumpfheit breitet sich aus, Konturen verschwimmen seltsam. Er fühlt jeden Herzschlag wie etwas Fremdes, ihm nicht Gehörendes. Erhört ihm zu, ungläubig und gespannt auf den nächsten, der wie ein Gongschlag durch sein Bewusstsein dröhnt. Schließlich – er weiß nun wirklich nicht mehr, wie lange er schon unterwegs ist, ist es ihm nur noch möglich, langsam und bedächtig einen Fuß vor den anderen zu setzen, winzige Schritte nur noch zu machen. Er konzentriert sich darauf und wagt gleichzeitig noch einmal, aufzublicken. Da sieht er neben sich, vor sich und hinter sich unendlich viele Doppelgänger seiner selbst, die wie Spiegelfiguren seiner eigenen Person just im Moment gerade aufblicken. Er sieht ihnen in die Augen und merkt gleichzeitig, dass er sich selbst in die Augen sieht. In diesem Moment versagen seine Beine und die aller Kopien seiner selbst und sie bleiben alle stehen. Er kann sich nicht mehr von der Stelle rühren und ist wie gelähmt. Vor ihm tut sich ein schwarzer Graben auf, unendlich tief. Es gibt nun kein Vor und Zurück mehr: er starrt abwechselnd in das Loch vor sich und in sein eigenes Auge, das ihm milliardenfach anblickt. Wen? Ihn? Wer? Er?