Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 28. Februar 2015

Mit Siddharta auf Lebensreise

Ein ganz großes Buch über das Reisen ist natürlich Hermann Hesses „Siddharta“. Klar. Es umschreibt so etwas wie eine Lebensreise, beispielhaft, parabolisch. Das Buch spielt im 6. Jahrhundert vor Christus in Indien und handelt von einem jungen Brahmanen namens Siddharta und seinem Freund Govinda. Von seinem Vater und anderen Priestern lernt dieser über die Veden, deren philosophische Gedanken, religiöse Gebote und Anleitungen zu Gebeten und Ritualen. Weil er sieht, wie diese trotz heiliger Waschungen und Gebete zur Reinigung von den Sünden nicht aus dem Samsara entkommen, widmet er sein Leben der Suche nach dem Atman, dem All-einen, das in jedem Menschen ist. Er ist zuerst Asket und Bettler, pilgert auf diesem Weg zu Gotama, was ein anderes Wort für Buddha ist. Doch er merkt, dass dies nur ein Zwischenziel sein kann. Also begibt er sich über den großen Fluss hin auf den Weg zu den „Kindermenschen“. Er sucht im Sex bei der Kurtisane Kamala, die seine Lehrerin in der Welt des Sex wird. Zudem wird er zum Geschäftsmann und dadurch den „Kindermenschen“ immer ähnlicher. Und so verlässt er auf der Suche nach Erleuchtung schließlich Kamala, um den großen Fluss zu überqueren. Es winkt ihm in seinem Leid die Versuchung des Selbstmords, als er den alten Freund wieder trifft, der auf der Suche nach Erleuchtung auch noch nicht entscheidend voran gekommen ist. Es verschlägt Siddharta schließlich wieder an den Fluss, wo der alte Fährmann ihn als seinen Gehilfen aufnimmt. Dabei lernt Siddharta vom Fluss, indem er ihm zuschaut und von ihm lernt. Er erkennt, dass er wieder ganz am Anfang seiner Entwicklung steht, wieder am Anfang eines neuen Lebens. Deutlicher als zuvor wird ihm die Erkenntnis über die Nichtigkeit des gelehrten Wissens und die Wichtigkeit der Erfahrung zuteil.
Die Geschichte geht natürlich noch weiter, bis Siddharta schließlich zum Erleuchteten wird und im Wissen um das Wesen der Dinge ist. Die ganze Geschichte ist an das Buch „I Ging“ angelehnt, das so den Weg des Buddha umschreibt. Der Suchende ist auf einer Lebensreise, die ihn durch mannigfache Versuchungen und Stadien hindurch zur Erkenntnis führt. Das Leben ist Bewegung, ist Reise. Natürlich gibt es viele wichtige Zitate von wichtigen Menschen dazu. Aber es ist ja auch ein großes, ein wichtiges Buch, das weit über übliche Literatur ins Spirituelle hinausgeht und für viele Suchende lebensnotwendig geworden ist. Als Fußnote sei vermerkt, dass Hesse dies Buch komplett daheim in der Schweiz geschrieben hat und sich vom Gärtnern hat inspirieren lassen. 

Freitag, 27. Februar 2015

Büroloch

Er ging in das Büro, an seinen Platz und tat das, was er immer getan hatte. Fiel in die Mechanik des Tuns, verlor sich in einer Aufgabe, die andere ihm gestellt hatten. Gab sich dem Fremdsein hin, der Angst. Irgendetwas an seiner Existenz war falsch gepolt. Eigentlich war alles irgendwie schief gelaufen. Er hatte improvisiert, hatte sich von einem Ast zum nächsten gehangelt, war irgendwie durchgekommen und ahnte doch, dass ein großes Loch auf ihn warten würde, in das er hineinfallen musste. 

Mittwoch, 25. Februar 2015

Preisverleihung

Mir gehen die Bilder von der „Oscar“-Verleihung nach: da sind diese zu Traumfiguren gestylte Menschen, die Figuren aus den Träumen des Publikums darstellen und stellvertretend ausleben sollen. Die Stars. Die Superstars. Die Megastars. Die Hauptfiguren stolzieren über rote Teppiche, winken in Kameras und die „GesellschaftsreporterInnen“ himmeln sie dafür an. Noch werden mögliche Gewinner gehandelt! Wie gut die aussieht! Wie locker der sich präsentiert! Na, aber eine solche Kleid-Katastrophe musste doch nicht sein! Dabei hat das Teil tausende von Dollars gekostet und ist vom bedeutenden Modeschöpfer XY! Zum Nachtisch gab's geschäumtes..... Dies und Das! „After-Show-Party". Vanity Fair. Eine Jury der Ausgesuchten und Erwählten hat entschieden. Die Stars haben's geschafft und stehen dafür. Berufsnarzissten. Selbstverliebt als Showgag. Lächerliche Baggage, die nicht über die eigene privilegierte Existenz hinausdenken kann. Natürlich war die Menschheit immer schon eitel! Aber sich damit in den Dienst einer kommerziell motivierten Unterhaltungsindustrie stellen? Emotionen verkaufen und lenken? Die müssen mit der neoliberalen Zeit gehen!! Die wollen dabei sein. Die denken an Marktwert und dessen Steigerung. Peinlich, auch wenn sie in den Hofberichterstattungen gleichenden Interviews immer dasselbe behaupten. Dass es ihnen gar nicht darum geht - und all das.  
Sie sind erstmal nominiert und werden sich später als Preisträger bei jeder und jedem bedanken. Sie sind gerührt, sie sind routiniert, sie grinsen und lächeln, sie geben einen Wink in die Wirklichkeit (John Legend: Rassismus in den USA, anlässlich „Thelma“) und niemand weiß, was da aus PR-Überlegungen gespeist wird. Der Name ist schließlich eine Marke, die mit Bedeutung aufgeladen werden muss und die dem Produkt verpflichtet ist. Sie sind unverbindlich verbindlich und das, was die Gesellschaft als „schön“ empfindet. Viele haben sich dafür zurechtoperieren lassen, sie sind vom Äußeren her noch nicht mal sich selbst, sondern eine von der Öffentlichkeit erdachte Kunstfigur. Bah! 

Dienstag, 24. Februar 2015

Reisen (3)

Das Reisen war früher beschwerlich, es drohten Überfälle und Krankheiten. Zudem waren die meisten nicht wohlhabend genug, um sich eine Auszeit vom Erwerb zu gönnen. Was gängig war, waren Pilgerreisen, die eine Art Ausstieg auf Zeit vom Alltag mit sich brachten. Doch durch das Entstehen der Freizeit, ein staatliches Gewaltmonopol, die Verbesserung der Transportmittel und des allgemeinen Wohlstands scheint nun vieles möglich, was noch bis weit hinein in die Neuzeit undenkbar war. Doch das moderne Reisen erlaubt eine Art Ausstieg auf Zeit, die Möglichkeit, nicht-alltägliche Erfahrungen außerhalb der dafür vorgesehenen Rituale zu machen. Kurzum: eine Flucht. Geschichtlich war dies wohl mit den damaligen Möglichkeiten des Gewaltmonopols nur im Alten Rom möglich. Festtage und wie Mechanismen wie Karneval dürften wohl die bekanntesten Rituale und Einrichtungen gewesen sein, die eine zeitweilige Flucht dieser Art ermöglichten. Heute erfüllen solche Aufgaben das Fernsehen, Kino, Computerspiele, Freizeitparks, Psycho-Workshops, Diskotheken, Alkohol und Drogen aller Art. Ein Austritt aus der Welt des „Normalen“ ist jederzeit gegen Geld möglich. Doch den Festen früherer Zeiten ist das nicht immer gleichgewichtig: Solche Festivitäten konnten sich auch über viele Tage und Wochen erstrecken, alle Mitglieder der jeweiligen Gesellschaften nahmen daran teil. Entgrenzung wurde in einer noch nicht in Individuen atomisisrten Gemeinschaft möglich, Wahrnehmung veränderte sich. Die heutige Freizeitindustrie kann da nicht immer mithalten.       

Montag, 23. Februar 2015

Im Blick von Martin Koller

Andere Menschen haben es auch so empfunden vor 235 Jahren. Das verbindet dich mit ihnen. Er hat sein Blau gehabt. Martin Koller. Er hat es dem Heiligen gewidmet. Dem Göttlichen. Eine geheime Mischung, die er mit ins Grab genommen hat. Er ist hierher nach Neresheim gereist. Reisen war damals noch etwas anderes. Martin Knoller aus Tirol. Ein Mensch, als Künstler ein Superstar. Als Kirchenmaler herausragend. Er hat die psychologische Wirkung dieses Blau gekannt. Er hat sie eingesetzt. Er hat aber nicht gewusst, worauf sie beruht. Gewusst in unserem heutigen, wissenschaftlichen Sinne. Wir kennen Mischungsverhältnisse. Wir können beliebig reproduzieren. Können wir Gefühle reproduzieren? Die Bibel den einfachen Leuten veranschaulichen wollte er, die Kunst in unserem heutigen "freischwebend selbstbezüglichen" Sinne gab es ja damals noch nicht. Kunst war religiös motiviert und hatte einen Zweck. Heute ist sie finanziell motiviert und will sich auf dem sogenannten "Kunstmarkt" möglichst gut präsentieren - VERKAUFEN. 

Sonntag, 22. Februar 2015

Die große Welle

Das Meer: Hawaii und das große Blau. Die verführende Gleichgültigkeit. Die Träume vom Tsunami. Die zum Himmel hoch sich aufbäumende Flut. Here comes the flood. Man möchte sich hineinstürzen und hat doch nur Angst davor. Ein Psychologe würde seine Schlüsse daraus ziehen. Alles ist friedlich. Und birgt doch bedrohliche Möglichkeiten der Wildheit in sich. Jener Traum, ob er eine Rolle spielt. Wenn die Welle näher kommt, erst von ferne, dann, unglaublich, immer näher an dich heran, du glaubst es nicht, sie kommt noch näher, sie wird höher und höher, sie wird haushoch und noch höher, sie überspült dich und sie dringt nun ein in mich. Ich spüre das Wasser, wie es mich einhüllt. Ich vergesse das Atmen und werde panisch. Ich bin allein im Element. Im Kosmos. Es wird meine letzte Minute sein. Ich gehe unter. Die Luft, mir fehlt die Luft. Es drückt auf der Lunge. Ich wache auf im schönsten, strahlendsten Blau. 

Samstag, 21. Februar 2015

Ruhigsteller

Deutschland hat das beste Gesundheitssystem: Nirgendwo werden mehr Operationen durchgeführt und werden mehr Medikamente gefressen. Jetzt werden hin und wieder mal multiresistente Keime gefunden in den Kliniken, Antibiotika werden langsam unwirksam. Aber zumindest die Ärzte verbreiten weiterhin Kompetenz und Sicherheit. Sie werden ja dafür bezahlt. Indirekt auch gerne mal hin und wieder von Pharmakonzernen. Die finanzieren, wo sie bloß können. Die veranstalten Seminare und Parties in Übersee und der Welt. Die nehmen Einfluss und wissen bescheid. Die fallen wie Heuschrecken über das Gesundheitssystem her und dementieren alles. Die Krankenkassen und Gesundheitspolitiker fordern "wirtschaftliches Handeln". Privatisieren. Gefährliche Krankenhauskeime, die gegen Antibiotika resistent sind, breiten sich aus und geben dem weltbesten Gesundheitssystem jenes nötige Schmiermittel, das Ärzte und Pflegepersonal in all ihrer unersetzlichen Wichtigkeit und trotz aller von Parteien verordneten wirtschaftlichen "Notwendigkeiten" für ihre Hände öfter benutzen sollten. Infizierte werden auf Isolierstationen behandelt oder sterben gleich, es werden Untersuchungsausschüsse eingeführt und es gibt Lagebesprechungen... Wir sind ja Weltmeister und waren Papst. Exportweltmeister. Export, egal, von was.   

Freitag, 20. Februar 2015

Empathie mit der Welt

Man blickt durch seine eigenen kleinen Augen und man erinnert sich an andere Perspektiven. Man sieht durch die Augen anderer und man versucht, eine Realität zu erfassen. So gut es einem möglich ist. Dazu gehört womöglich gerade nicht die Verliebtheit in die eigene Perspektive, was ja einem Narzissmus (wie er ja in Zeiten des Neoliberalismus so groß in Mode ist: jeder ist seines Glückes Schmied, das alte amerikanische Ethos, das ja einmal gegolten hat) gleich käme. Doch was wäre, wenn wir versuchsweise durch die Augen unserer Mitmenschen blicken würden? Frauen und Männer könnten doch einmal die Rollen tauschen. Mehr Verständnis füreinander könnte die Folge sein, und zwar nicht nur als gutmenschliche Phrase. Wir könnten uns in die Lage von jemand hinein versetzen, der sich gezwungen sieht, seine Heimat zu verlassen, weil es dort keine Perspektive für ihn gibt. Er würde sich damit sogar im Einklang mit neoliberaler Idiologie befinden, die ja die grenzenlose Mobilität und Flexibilität fordert. 
Man würde über tausend lebensgefährliche Wege in ein reiches Land kommen, das sich weitgehend gleichgültig oder sogar feindlich einem gegenüber verhält. Man würde in einem Land, das selbst zu einem großen Teil aus „Flüchtlingen“ besteht, sich als Außenseiter und diskriminiert vorkommen. Man könnte sich, was eine anspruchsvollere Übung wäre, bis zu einem gewissen Grad in ein Tier hineinversetzen, in dessen eigene Welt mit all ihren gegebenen Selbstverständlichkeiten und Gesetzmäßigkeiten. Fressen und gefressen werden. Fortpflanzung. Tod. Von außen betrachtet. Wie aber würde die Innenansicht aussehen? Walforscher, Delfinforscher, Elefanten, Menschenaffen? Wie sieht ihre Welt aus? Wie empfinden sie die? 

Mittwoch, 18. Februar 2015

In Augen

Da ist eine Bereitschaft zur nonverbalen Kommunikation. Ein Aufgehobensein in der unschuldigen Natur, im Kontakt mit der Welt, unabgegrenzt das Ich, - also in einem magischen Zustand. Die Sentimentalität, aber auch die Sensibilität darf ich mir ganz bewusst erlauben. Ich kann in Augen eines Hundes schauen und im Rätsel sein. Darin gefangen sein. Was ist das? Es heißt, die alltäglichen Erklärungen dafür nicht zu akzeptieren. Das Rätsel, das es fortwährend bedeutet, mit diesen Wesen in Verbindung zu treten.
Diese wunderbare Zuneigung, wo kommt sie her? Utilitarität? Was nutzt mir das? So fragen sich viele Menschen. Der Nutzen ist der Maßstab, an dem sie alles messen. Möglichst jener Nutzen, der sich in geldwerten Vorteil auszahlt. Ein Hund hat etwas vom Menschen, er profitiert von ihm, keine Frage. Aber ist es das, was aus diesen Augen spricht? Eine Berechnung? Ganz gewiss nicht dieses einzelnen Hundes. Also eine Berechnung der Rasse? Überleben? Was ist dagegen die Berechnung des Menschen? Überleben, oder alle anderen untertan zu machen?
Du bist dir anderen Mensche gegenüber immer irgendwann einmal fremd vorgekommen, du hast begriffen, dass du letztendendes doch allein bist. Diese Distanz ist aufgehoben, in diesen Hundeaugen, diesen Katzenaugen. In diesem Wesen, das ich so leicht nicht einordnen kann, mit dem ich kommunizieren kann und das mir „nachgeordnet“ (christliche Idiologie) sein soll. Gottfried Benn: "Der Mensch, das Schwein, die Krone der Schöpfung". Hast Du mal in Kuhaugen geblickt? Fressen und gefressen werden? Man muss das verdrängen und es gelingt einem viel zu leicht. Die anderern liefern einem die Floskeln. Man macht sich unempfindlich. Man lernt, was man alles ausblendet: den Tod, das Leben. Das Abschlachten, das Blut. Fleisch ist in der Theke ein Produkt, sauber abgepackt. Nichts erinnert mehr an die blutige Wahrheit.

Dienstag, 17. Februar 2015

Bootsflüchtlinge und Freihandelsabkommen

Fast täglich kommen die Nachrichten zu den im Mittelmeer abgesoffenen „Flüchtlingen“. Oft genug starten sie von Lybien aus und haben nichts bei sich außer ihrer Verzweiflung als Gepäck. Haben die hohen Herren Entscheidungsträger in der EU in ihren abgewichsten Anzügen überhaupt eine Ahnung davon, was das heißen könnte? Nein, man braucht auf keine Tränendrüsen zu drücken, Völkerwanderungen waren in der Geschichte der Menschheit stets ein probates Mittel, um auch wirtschaftliche Unzulänglichkeiten auszugleichen. Wenn es nichts mehr zu fressen gab, musste man halt woanders hinziehen. Aber jetzt, die EU mit all ihren Ausschüssen und Entscheidungsträgern: in ihrer ignoranten „Entwicklungspolitik“ sind sie total gescheitert und betonen bei jeder Diskussion, dass man Abhilfe nur vor Ort schaffen könne. Dass eine neue Entwicklungspolitik für Afrika her müsse. Doch was geschieht? Nichts. Nichts für den EU-Bürger Erkennbares. Stattdessen verhandeln die Wirtschaftsherren mit den USA um ein Freihandelsabkommen, das sich letztenendes auch gegen Afrika richten könnte. Denn wenn der Handel mit den USA reibungsloser liefe und den ohnehin meist von den USA beherrschten Konzernen noch mehr Profit bringen würde, dann wären zwangsläufig andere ausgeschlossen. Das ist ja wohl der Sinn solcher Abkommen, die in diesem Falle auch noch (welcher Wahnsinn!!!) geheim und hinter verschlossenen Türen stattfinden. 
Ein neuer Anfang, eine Initiative für Afrika. Ein solidarisches Gebaren jenes Gebildes, das sich Europäische Union nennt? Nichts. Stattdessen ein letztlich ungewisses Versprechen von Hilfe und Arbeitsplätzen, - vage, wacklig, hermetisch geheimnisverschlossen, dumm im Sinne einer allumfassenden Menschlichkeit. Die Stärkeren sollen sich halt versprechen, noch enger zusammenzuhalten und dadurch noch mehr Profit zu machen? Wer eigentlich soll den Profit machen? Die Wirtschaft? zu gunsten von Arbeitsplätzen? Profite können auch zur Rationalisierung benutzt werden. Es gibt Prognosen, die behaupten, dass der Arbeitsplatzeffekt sehr marginal sei. Ach, und dem sogenannten „Export- und Fußballweltmeister“ geht es so schlecht, dass er mit solch miesen Taschenspielertricks Konkurrenz ausschalten muss. Wo bleibt denn da die Marktwirtschaft? Richtet sie nicht alles und jeden global zum Besten? Sollen wir das jetzt "personalisieren", sollen wir auf die Namen hinweisen, die dieses voranbringen und befördern? Sollen wir dadurch jemand einen Gefallen tun, auf Verlogenheiten hinweisen, auf grundsätzlichen Verrat? Wir täten diesen miesen Funktionären von Interessen, diesen wichtigtuerischen Handlungsträgern viel zu viel Ehre an. 

Montag, 16. Februar 2015

Vanille

Vanille. Ein geheimnisvolles Gefühl. Ein unwiderstehlicher Duft, ein wunderbarer Geschmack. Ein Zauber. Ahnung von einer anderen Welt. Ein Fenster in etwas anderes. Stoff der Götter. Sehr konkret und sinnlich. Einst segelten spanische Schille nach Westen und entdeckten Amerika.1519 sucht Hernando Cortez exotische Nahrungsmittel, - wenigstens so nebenher, - neben seiner großen Suche nach Eldorado und Gold. Niemand kannte bis zu diesem Zeitpunkt Vanille. Als Cortez auf Montezuma, den König der Azteken traf, wurde er mit einer mit viel Vanille versetzten Schokolade begrüßt. Vanille? Wurde damals nur in dieser Gegend in Mexiko von den dort lebenden Totonaken kultiviert, weil es nur dort die Melipona-Biene gab, die das Vanille bestäuben konnte. Es handelt sich bei Vanille ja sowieso um eine Orchideenblüte, die nur einen Tag lang morgens blüht. Exklusives Zeugs. Noch vor nicht allzu langer Zeit (in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts) waren dort ganze Straßen mit Vanilleblüten ausgelegt, die dadurch trocknen sollten. Was für ein himmlicher Duft das gewesen sein muss! Doch schon 1842 war von einem Plantagenarbeiter auf La Reunion die künstliche Befruchtung der Vanille-Orchidee entdeckt worden. Von diesem Zeitpunkt an war es vorbei mit dem Monpol Mexikos. Der Schwerpunkt verlagerte sich mehr und mehr nach Madagaskar, wo heute wohl die größte Menge Vanille anhand der Methode der künstlichen Bestäubung angebaut wird. Die qualitativ beste Vanille, - High End sozusagen für Feinschmecker, - aber wird immer noch in Mexiko und auf der Insel La Reunion angebaut. In Mexiko werden auch viele Gerichte mit Vanille zubereitet. Was für ein Traum!        

Sonntag, 15. Februar 2015

Magischer Zustand

Ich war bereit zur nonverbalen Kommunikation. Ich konnte das Aufgehobensein in der unschuldigen Natur herbeiahnen, den Kontakt mit der Welt, von der sich das Ich nicht abgrenzt - also den magischen Zustand. Die Sentimentalität, aber auch die Sensibilität, in Augen eines Hundes zu schauen und im Rätsel zu sein. Darin gefangen sein. Was ist das? Ich denke darüber nach, und akzeptiere die vorschnellen, allzu alltäglichen Erklärungen dafür nicht.
Es ist ein Rätsel, mit diesen Wesen fortwährend in Verbindung zu treten. Diese wunderbare Zuneigung, wo kommt sie her? Dieses Gefühl von Gemeinsamkeit.... Was hat das mit unserer menschlichen Utilitarität zu tun, die sofort danach fragt, was etwas nutzt? Der Hund und viele Säugetiere haben etwas vom Menschen, sie könnten gegenseitig von sich „profitieren“. Aber ist es das, was aus diesen Augen spricht? Wo ist die menschliche Berechnung? Hat sie etwas mit Schuld und Unschuld zu tun, mit Bewusstsein seiner Selbst? Mit dem Streben, sich alles untertan zu machen? Du bist dir anderen Menschen gegenüber immer irgendwann einmal fremd vorgekommen, du hast begriffen, dass du letztendendes doch allein bist.

Freitag, 13. Februar 2015

Das Blau

Das Blau, dieses Blau. Es berührt dich. Es packt dich und zieht dich an. Du hattest lange nach einer solchen Unmittelbarkeit gesucht. Du hast es in deiner Kindheit gesehen und es war immer wieder in deinen Träumen aufgetaucht. Du hattest sogar versucht, es zu kaufen, in Form von Schalen, von Glas, von lauter seltsamen Gegenständen, die bei dir zuhause nutzlos herumstanden. Kaufen? Nun ja, du wolltest es um dich herum haben, möglichst nah bei dir. Nun ist es da. Dieses Blau mit der magischen Anziehungskraft. Jetzt ist es Christus am Himmel dieser Kirche, gehüllt in dieses Blau, gemalt von einem Maler mit dem Namen Martin Koller. Nach 250 Jahren strahlt es immer noch, dieses geheimnisvolle Blau, das den Menschen einst etwas Konkretes bedeuten sollte und uns nun so geheimnisvoll herab leuchtet. Dieses Blau, das tief in dir etwas anzusprechen schien, etwas, das dich früher einmal vorwärts getrieben hatte. Eine Kraft, von der die Romantiker aller Zeiten geradezu magisch angezogen waren. Von Novalis bis Neil Young. 

Donnerstag, 12. Februar 2015

Blau und Rot und Kindheit

Du würdest eines Tages alt genug sein, um einzutreten in diese Sphäre dieses Spiels, das war noch völlig klar für dich in diesem Moment. Du warst schon gespannt darauf. Die Spiele der Erwachsenen. Es gab noch diesen Geruch von Lippenstift. Das unglaubliche Rot roch auch noch. Es hatte seinen eigenen Geruch, genau wie diese Bademilch, die lauter weibliche Körper zu umschmeicheln schien. Diese verbrauchten Lippenstifte, diese Stummelreste dort, sie rochen tatsächlich. Ein knalliges Rot, das einen Duft verströmte.  
Das Blau freilich begegnete einem in den Kornblumen, die die Feldwege in diesem kargen Kuhdorf säumten, in das dich das Schicksal verschlagen hatte  Für Augenblicke traf es einen, dieses Blau, und stellte einem ein Rätsel, das man freilich noch nicht als solches erkannte. In diesem Blau waren die Geheimnisse des Lebens aufgehoben. Wie kann man bloß von einer Farbe so fasziniert sein, dass es einen das ganze Leben über beschäftigt?   
Das Blau war schon immer die Farbe der Transzendenz, heißt es.  Es zeigt in die Unendlichkeit, es weist in die Geistigkeit. Ideal für die Romantiker. So steht die Blaue Blume  in Novalis’ „Heinrich von Ofterdingen“  für eine Welt, in der Mensch, Tier und Pflanze eine gemeinsame Sprache sprechen. Sie ist ein Bild allen Erlebens in der Natur. Sie ermöglicht die Flucht aus der Gegenwart, der Realität der industriell bearbeiteten Welt,  hinein in das Märchenhafte, Geheimnisvolle. Das Blau ist die Farbe des Himmels und des Meeres, der Tiefe und der Seele.  Was sagt uns das?    

Mittwoch, 11. Februar 2015

Junge Augen

Ich konnte nutzlose Kanalssysteme entwerfen, gewiss, ich konnte sie in Gedanken überhöhen und sie einbauen in ein Wunderland, das für eine halbe Stunde existierte. Aber ich war beileibe kein Bastler, kein frühreifer Konstrukteur. Gleichwohl versuchte ich mich fortwährend an Zeichnungen, die futuristische VWs, Fords und Mercedesse darstellen sollten. Ich nahm Lineale zu Hilfe, ich stellte mir die tollsten Karosserien vor. Von meinen gemalten Autos ging jedoch keinerlei Eleganz aus. Das merkte ich, wenn ich mit den Eltern zu deren Freundin eingeladen war, deren Sohn ganz offenbar ein früh gefördertes technisches Talent hatte. Wir verglichen dann unsere Entwürfe. Meine Zeichnungen hatten im Vergleich zu seinen etwas Unbeholfenes, Lahmes, etwas Unfertiges und falls sie im Wunderland jemals realisiert worden wären, hätten sie mit all ihrer komisch-schlampigen Assymmetrie nie eine Aussicht darauf gehabt, ein vernünftiges Auto darzustellen. Nein, ich war ganz offensichtlich kein toller Handwerker. Ich war dazu wohl nicht begabt. Das sieht man ja kleinen Kindern schon an, für was sie begabt sind (?). Irgendwie tritt ihr Talent zu Tage. Die Eltern müssen es dann nur richtig deuten und entsprechend fördern. Dann wird ein "tüchtiger" Ingenieur daraus, ein Arzt, ein Künstler oder ein Geistesaristokrat. 
Mein Scherenschnitt freilich war plötzlich mittendrin entzwei.Von der Schraube, die ich eines Tages an einem Gerät anbringen wollte, fehlte immer etwas oder ich hatte den Schraubenschlüssel aus völlig unerklärlichen Gründen verloren. Ich konnte keine Wagendeichsel einrasten lassen. Nicht mal das.Wenn ja, wurde das als Heldentat gefeiert. Man traute mir das einfach nicht zu. Aber ich hatte ja Zeit. Das alles war kein wirkliches Problem. Die Lösung dieser Fragen sollte irgendwann noch zu finden sein. Der Horizont war offen. Stundenlang  und sprachlos, nur für mich, drückte ich draußen auf dem Hof komplette Kanalsysteme in den Boden, schuf im Dreck ein System der verspielten Umleitungen. Es gab sehr sinnvoll angelegte Rückhalte- und Überlaufbecken. Man konnte zusehen, wie sich der Dreck, den man kurz zuvor bearbeitet hatte,  langsam setzte, um sich schließlich in ein Becken mit klarem Wasser zu verwandeln. Es gab auch Inseln inmitten dieser klarer Seen, die man gerne zu Trutzburgen hätte ausbauen wollen. Sie verwandelten sich flugs in verwunschene, dreckfarbene Wasserschlösser und trugen ihren Sinn minutenlang in sich.
Doch es konnte sein, dass es plötzlich wieder regnete, was meiner Kanallandkarte  ihre Konturen nahm und sie nach und nach unter dem Einfluss der Natur bröckeln ließ. Doch irgendwann, ganz plötzlich, zerstörte diese kleine Welt ohnehin ein Traktor oder ein Auto, das nun unbedingt über diese Stelle fahren musste. Das war das Leben. Das war der Ernst. Das waren die Erwachsenen. Das war die Wirklichkeit. Das war es, was zu lernen war. Dieses Blau dort hinten im Märchengarten, es schien mir auf eine Sphäre zu zeigen. Es war auch eine Sphäre, in der die Frauen grelle Lippenstifte gebrauchten, Um für sich zu werben, um sich schön zu machen. Für wen? Du wärest gerne einer gewesen, um den diese Frauen geworben hätten. Hey, kleiner Mann, wohin des Wegs? Aber du spieltest dieses Spiel damals nicht mit. Nein, du spürtest es nur. Damals.  

Montag, 9. Februar 2015

Into the Wild

Die Horizonte in den USA, das Offene, das Hinausfahren und es tatsächlich erreichen können - und es doch nie erreichen können. Das war es für mich. Das Erleben des Paradoxon. Das Hineingezogen werden. Der reale Fantasyfilm. Die scheinbar unwirklichen Landschaften. Alles gut erschlossen, auch für einen Idioten des Survivings, wie mich. Hinfahren. Klimaanlage. Dekadenz? Die Wüsten, die so gar nicht wüst sind. Die Wildnis. "Into the wild" hieß ein Film von Sean Penn, der dies Angezogensein vom Wilden der Natur zum Thema hatte, nach tatsächlicher Vorlage. Einer ging ihr entgegen, dieser Wildnis, und - kam um. Natur und Wildnis ist auch ein Fressen und Gefressen werden. Ist nicht nur romantisch und mystisch.  

Sonntag, 8. Februar 2015

Kreative Wirklichkeit

Zur (neuen?) Serie „Paare“ auf dem Fernsehsender ARTE meint ein gewisser Soso in seinem Kommentar, den das Publikum auf der dazugehörigen Internetsite unten auf einer speziell dafür ausgezeichneten Fläche hinterlassen darf: „Naja. Kunst? Definition von Design: Gestaltung eines Gebrauchsgegenstandes!“. Auf dem Schirm habe ich heute den neuen Trailer auf Facebook für die Sendung vor zwei Tagen (ganz neu?, - wie denn das schon wieder?). Darin stöhnt eine wohlbekannte deutsche Schauspielerin mit den Initialen KR in ihrer Rolle beim Therapeuten: „Wenn ich mir meine Freunde heute ankucke, könnt' ich nur kotzen! Das waren wirklich mal coole Leute, das waren Rocksänger, Künstler, Hell's Angels, echte Bukowskis! Jede Nacht Porno.... Heute haben die alle Kinder, reden über Immobilien, Bausparverträge und über Pestizide im Essen. Ich sitz da und denk: Alter, bin ich im falschen Film oder was? Was soll ich hier?“. Zumindest diese Dame war wohl oft im richtigen Film. Aber: ist das alles gespielt oder „echt?“ Was ist Fiktion und was Wirklichkeit? Die dargestellte Dame jedenfalls stellt völlig klar, in welchen Kreisen sie verkehrt und welche Probleme sie jetzt hat. Diese Kreise der Privilegierten jedenfalls sind stets auf der Suche nach dem „wahren Leben“, das sie in einem möglichst egoistischen, ichbezogenen Instrumentalisieren ihrer Umwelt vermuten. Die anderen sind nur die Arschlöcher, na klar! Ihnen ist nichts recht, nicht mal sie selbst. Das Ich ist in diesem Zusammenhang ja sowieso viel zu optimierungswürdig. Dass sie Angehörige einer „globalen“ Menschheit wären, die im Durchschnitt andere Probleme plagen, als die möglichst vollkommene Bedürfnisbefriedigung des geschätzten und mit Geld aufgewogenen Egos, mag solchen Kreisen völlig fremd sein. Die „Kreativen“ spielen vielleicht sogar sich selbst. Auch wenn sie nicht zu spielen scheinen.

Samstag, 7. Februar 2015

Realpolitik

Wieso eigentlich beruft sich eigentlich die sogenannte "Realpolitik" stets darauf, dass Politik immer nur Interessen vertritt? Ohne jeden moralischen Anspruch. Ohne Ethik, außer der des Machbaren. Man scheint sich mit solchen Durchschnittspragmatismus auf sicherem diplomatischen Parkett zu bewegen, denn Übereinkunft von moralischen Maßstäben erscheint unmöglich. Haben Gandhi und Mandela auch eine solche Politik gemacht? Dem puren Pragmatismus das Wort geredet? Das scheinbar "Machbare" angestrebt, um es schließlich nie zu erreichen, außer durch wirtschaftlichen Druck?  Ist der Mensch nur am Geldbeutel zu beeinflussen? Warum gibt es über solch grundsätzliche Fragen nie einen öffentlichen Diskurs? Weil die Masse der Leute das den Politikern zu überlassen scheint? Interessenvertretung, - ein diplomatisches Wort für Egoismus. Egoismus sei normal, so der Sprech von Politikern. "Ausgleich von Interessen", wie funktioniert das?  Ist dabei das Recht des Stärkeren automatisch als Ausgangspunkt gesetzt? Politik ist eine Methode und Ansicht vom Umgang der Staaten miteiander. Staaten gehen also ohne jede Moral miteinander um, sie streben also nichts an, was sie als richtig für sich erkannt haben (nur weil der andere etwas anderes für sich erkannt hat?). Wir verfolgen die Münchner Sicherheitskonferenz und sind schockiert. Überwiegend alte Männer spielen hier Monopoly mit der Welt und reden mal drüber...

Freitag, 6. Februar 2015

Schwarzer Hundemann

Ist es seltsam oder krude, wenn man einen kleinen schwarzen Hund seinen Freund nennt? Da war von Anfang an eine sehr grundlegende Sympathie und mir kommen immer noch die Tränen, wenn ich daran denke, wie sehr er zum Außenseiter gemacht wurde. In der Hundeschule, wenn er versuchte, mit anderen Hunden herum zu tollen und doch immer außen vor blieb. Wieso denn das? Seine grundsätzliche Freundlichkeit aber blieb, als wir ihm solche Negativerlebnisse nicht mehr zumuteten. Wie offen und zutraulich begegnete er in dieser Phase größeren Artgenossen, die ihn prompt vermöbelten und hart verprügelten! Wir konnten uns das alles nicht erklären. Es gibt Hundeflüsterer und Experten, klar. Verhaltensforscher. Rangordnung. Status. Klar. Aber ein solch krasses Verhalten?
Es blieb bis zuletzt unklar, ob er aus diesen Auseinandersetzungen resultierend seinen beschädigten Rücken hat oder ob diese Prügel ein angeborenes Leiden nur verstärkt haben. Ohne dass uns das bewusst war, schien er diese Erlebnisse in sich aufgenommen und verarbeitet zu haben und – so gut es ihm halt möglich war – als „erwachsener“ Hund zu den Grundbefindlichkeiten seines Lebens gemacht zu haben. Er blieb zum Menschen stets auf Distanz, hatte eine eigene Art, seine Zuwendung auszudrücken. Sehr nachdrücklich und eindeutig war er darin nicht. Aber auch darin schien er stets in Entwicklung zu sein.
Was ich von ihm dann ganz direkt gelernt habe, war unter anderem so etwas wie „Ein-Sich-Schicken-in gewisse-Gegebenheiten“.
War er anfangs so etwas wie ein mysteriöses Wesen, so wurde er mit zunehmender Zeit immer mehr zum Hund. Er schien diese Gegebenheiten seiner Gattung – so gut es ihm möglich war – immer mehr in sich aufzunehmen, ohne sich und seine Eigenheiten (Darunter auch ein geradezu störrischer „Eigensinn“) zu verlieren. Es war etwas Tierisches und zugleich von der Qualität, von der Menschen lernen könnten. Er wahrte seinen Stolz und nahm die Aufgabe, der Boss eines kleinen Rudels zu sein, an. Wie hätte es auch anders sein können? Es war ihm aufgetragen, er versuchte, auf natürliche Weise das Beste daraus zu machen. Er konnte das auch dank seiner überragenden mentalen Fähigkeiten: dieser schwarze Mann war klug verständig und „ein Indianer“ (wie wir das in unserer Jugend genannt hatten), er schien nahezu jeden Schmerz aushalten zu können. Dass er in seiner Jugend ein geradezu jämmerlicher Hänfling gewesen war, dessen Weg deswegen immer wieder zum Tierarzt führen musste, mag auch dazu beigetragen haben. Eine Art von weicher Duldung all dieser Umstände war sein Ding, kleinere Nickligkeiten gegenüber Rudelmitgliedern inbegriffen. Alles in allem wurde er aber zu einem sehr demokratischen „Boss“, was unter anderem ein ziemlich gutes Funktionieren des Rudels mit sich brachte, - überraschenderweise. Ich aber blickte immer wieder fasziniert in diese Augen, die so waren, wie sie waren, und für mich keine Durchlässigkeit zu gewähren schienen. Und doch gab es da Momente, wo wir uns als Wesen und Geschöpfe dieser Welt ziemlich nahe waren, so schien es mir. Da war in ihm viel Einverstandensein mit dem, was Menschen gerne „Schicksal“ nennen. Ein kleiner Hund, nichts weiter. Klar. Sentimentalität. Projektion. Tierliebe als Substitut. Ich habe ihn aber anders erlebt. Jetzt ist er nicht mehr.

Donnerstag, 5. Februar 2015

Echnaton rocks

Wir sollten begreifend umsetzen, dass die alten Ägypter wirklich gelebt haben und nicht nur ein Kapitel im Buch der Geschichte sind. Dass sie uns trotz eines zeitlichen Abstands von ungefähr 3000 Jahren sehr sehr nahe sind. Natürlich erfahren wir heutzutage von der Geschichte der Herrschenden, die spannend genug ist. Die Pharaonen. Dies alles ist aber keine Fiktion, sondern war Realität! Echnaton begehrte als Nachfolger seines Vaters Amenophis III. auf gegen die alte Welt der Götter und gegen sämtliche gesellschaftlich vorgegebenen Gewissheiten, um den einen Gott Aton dagegen zu setzen, den Sonnengott. Er ließ die alten Priester des Obergottes Amun in Theben entmachten, er ließ öffentliche Zeugnisse deren Macht umgestalten und Inschriften aus Tempeln in Ägypten herausschlagen. Er verließ die alte Hauptstadt Theben, die er nicht liebte und die ihn nicht liebte, um eine eigene Hauptstadt Achet-Aton zu gründen. Er brachte eine neue Richtung in die darstellende Kunst, indem er den Pharao auch in seiner privaten, persönlichen Umgebung abbilden ließ, nachdem zuvor nur die „öffentliche“ Darstellung als Schlachtenlenker und Herrscher über seinem Volke üblich war. Er nahm sich diese unglaublich schöne Nofretete (als Statue heute in Berlin) zur Frau und bildete mit ihr ein Herrscherpaar, das gemeinsam seine neue Religion praktizierte. 
Seine Übersiedlung samt Neugründung war schließlich aber nicht vom Glück begünstigt. Seuchen, Krankheiten, Naturgegebenheiten erstickten schließlich seinen Protestversuch, der heutzutage gerne als eine Art Pilotprojekt des „Monotheismus“ gefeiert wird, was so viel heißt wie:  Die Verehrung des einen Gottes. Die zeitlich späteren Religionen des Judentums, des Islam und des Christentums gehen davon aus. Für Echnaton und seinesgleichen aber war Aton, der Sonnengott, in dem einst auch sein Vater Amenophis III. aufgegangen war. Die Sonne sollte das einzig zu Verehrende sein. Nichts als die Sonne, die allen Lebewesen Kraft und Energie spendete. Echnaton hatte die Macht, dass er diese Lehre seinem Volke verordnen konnte, das freilich im privaten Bereich seine "alten" Götter weiterhin verehren durfte. Die Sonne? Heute wissen wir, dass sie eine von Milliarden von Planeten und Sternen in der Milchstraße ist, die sich um ein Zentrum drehen, das wir als ein „Schwarzes Loch“ beschreiben, von dem eine unglaublich starke Energie ausgeht. Unglaublich. Diese Realität existiert und stellt unsere kleine Alltagsrealität genauso in Frage wie jene 3000 Jahre alte Realität, der ägyptischen Pharaonen, in die wir leicht hätten geraten können. Das Tolle ist, dass wir heute dort hin reisen können, dass wir uns den Umstand vergegenwärtigen können, dass es sehr viel mit uns selbst zu tun hat. Dass es sehr konkret und wirklich ist. Dass es unsere Wurzeln sind. In Theben, dem heutigen Luxor. 

Mittwoch, 4. Februar 2015

EU von innen

Wir hatten neulich in dem deutschen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ ein Interview mit Martin Sonneborn gelesen, jenem auch von uns geschätzten Satiriker, der nach etlichen Einlagen in der „Heute-Show“ unter anderem für seine „Partei“ bei den Europawahlen kandidiert hatte und tatsächlich in das Europarlament gewählt wurde. Auf diese Weise sind nun erstaunliche Innenansichten aus Augen verfügbar, die ihre Umgebung zwar ernst zu nehmen gezwungen sind und sie deshalb aber nicht immer ganz ernst zu nehmen scheinen. Es wird zitiert, dass er EU-Abgeordnete gerne als "faule Säcke" darstellt, die für wenig Arbeit viel Geld nehmen und vor allem darauf aus sind, möglichst viel Sitzungsgeld mitzunehmen. Er mahnt darin auch an, dass diese „Parlamentarier“ nicht „den Blick auf den unteren Rand der Gesellschaft“ verlieren sollten. Zitat: „Viele Politiker haben sich kein Gefühl dafür bewahrt, wie manche Menschen leben müssen“. Die Abgehobenheit dieser EU-Parlamentarier beschreibt er genau so, wie wir sie uns vorgestellt hatten. Am erstaunlichsten an diesem Interview freilich wirkt, wenn er den linken Vorderkopf und EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz als jemand beschreibt, der 38 Mitarbeiter hat und dazu - einen persönlichen Diener. Ob so etwas mit der Idee von Europa zu tun hat?  

Dienstag, 3. Februar 2015

Lächelnde Talkshow-Consultants

Die Dampfplauderer in den Talkshows, in denen gut dotierte Journalisten ihren meist fröhlich interessenvertretenden Gästen bunte und „interessante“ Stichworte geben für ihre bunten und so zeitgemäß interessanten Geschichten. In denen diese „Gäste“ Pfauenräder schlagen dürfen und ihre Eitelkeiten befriedigen, in denen sie sie sich gönnerhaft zum Publikum neigen, um den Beifall für sich entgegen zu nehmen und dazu/oder geschmeichelt lächeln. Die gerade eben ihr neues Buch herausgebracht haben und – wie es der Zufall so will – gerade ein Exemplar bei sich haben, das sie ganz unauffällig in die Kamera halten. Die sodann im besten Falle als sogenannte „Experten“ alles zerreden und den Zuschauer am Ende völlig ratlos zurück lassen: egal, man war ja gut unterhalten! Die werden's schon besser wissen, so das Gefühl, die können sich artikulieren. Die können sich verkaufen und ihren Typ so glaubhaft geben. Agenten der Medienwelt, Diener ihrer „Prominenz“.
Dafür geben sie dann für Geld die „Consultants“ oder „Berater“, die alleine schon aus dieser Funktion heraus so gut wie alles so verdammt optimal durchblicken, - ganz im Gegensatz zum „dummen“ Talkshow-Zuschauer, zum lahmen Publikum, das ja ohnehin so dumpf ist. Sie sind Insider und wissen Bescheid, sie sind die wahren Macher – und nicht nur im Hintergrund. Dazu haben sie die einschlägigen Berufserfahrungen gemacht, die wiederum alle und jeden beeindrucken sollen. Sie sind legitimiert und auf säkulare Weise heilig gesprochen, durch Titel, scheinbare Verdienste, durch Namen, Expertentum und Referenzen. Sie tauchen überall auf, vertreten ihr „Anliegen“, sie sind beweglich und schrecken vor nichts zurück. Sie präsentieren ihre erwarteten und unerwarteten Talente, sie ragen heraus und sind prominent. Sie machen gönnerhafte Gesten und erzählen vom Nichts der Medien. Sie sind die Agenten einer wackligen Wirklichkeit.  

Sonntag, 1. Februar 2015

Fleischfresser

In Bezug auf die Massentierhaltung lamentieren gerade die, die sich den dreifachen Preis für Fleisch und seine Produkte locker leisten können, am lautesten! Sie goutieren ganz besonders den erlesenen Geschmack dessen, was sich da als „Biofood“, "Naturkost" oder „direkt vom Erzeuger“ präsentiert. Stets lächelnde oder als urige Stimmungskanonen „rüberkommende“ Fernsehköche zeigen's in langatmigen Sendungen, wie's am besten gemacht und "zubereitet" wird. Das Zeitbudget derer, die so etwas möglichst nachkochen sollten, steht dazu natürlich in keinerlei Zusammenhang.
Es geht aber vielleicht auch darum, dass das so obergut Schmeckende einmal die Gestalt unserer Mitgeschöpfe hatte und dass wir Tiere möglicherweise nicht beliebig zu unserem eigenen Vorteil missbrauchen dürfen. Wer von diesen Statusgourmets hat auch nur einmal einer Kuh ins Auge geschaut? Es geht darum, Prioritäten beim Verbraucher zu verändern! Was sind wir bereit, auszugeben, wenn wir schon Fleisch fressen müssen? Wir sind von der Evolution als Allesfresser ausgelegt. Aber rechtfertigt das einen massenhaften Mord an der Tierwelt, eine gnadenlose Produktion, die mit dem preiswerten Tod dealt? Ist es in Zeiten der Klimaprobleme das Privileg einer kleinen Klasse von Besitzenden in unserer Gesellschaft, sich jenes „bessere“ Fleisch leisten zu können, das freilich auch mit einer katastrophalen Energiebilanz „erzeugt“ wurde? Ist Fleisch das, was im Supermarkt als clean und smart verpackte Ware ausliegt? Oder was ist es? Mache ich mich schuldig, wenn ich an diesem Wahnsinn teilnehme? Sind diejenigen, die beim Metzger daran teilnehmen und den dreifachen Preis bezahlen können, frei gesprochen? Absolution an der Fleischtheke? Übrigens: Clemens Tönnies ist Chef des nach seinem Namen benannten größten Fleischkonzerns in Deutschland und gleichzeitig Aufsichtsratschef des Fußballclubs FC Schalke 04. Derzeit von Medien verbreiteter Fleischkonzernjahresumsatz: 5,6, Milliarden Euro.