Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 30. April 2015

In Maulbronn

Maulbronn

Mittwoch, 29. April 2015

Nicht nur im Himalaya

Himalaya rocks. Ach, was gab das für schöne Einstellungen her! Früher. Welche Wucht und Größe. „Rock“ heißt Felsen. Den Mount Everest sehen. Und ihn – selbstverständlich gegen entsprechendes Kleingeld!  - sogar besteigen können! Wow. Den höchsten Berg der Welt. Das Dach der Welt. Lange Warteschlangen, Karawanen, Aufstiegsstau, - das Erlebnis war begehrt. Und jetzt? Ein riesiges Erdbeben niedergegangen, eine Unzahl Menschen gestorben, viel zerstört. Videos in der Presse. Expertenaussagen. Augenzeugen.  
Wie schlimm? Die Natur kann nicht nur schön, sondern sie kann auch gewaltig und zerstörerisch sein. Abstrakt weiß das jeder, konkret kaum jemand. Wieso könnte das denn ansonsten mit dem Vesuv und Neapel so toll funktionieren? Es wird schon gut gehen. Der Glaube an das Positive. Aber was ist, wenn das Negative doch mal einbricht? Katastrophen aller Art zeugen davon. Pompeij hat in Neapels Umgebung schon mal einen kleinen Einblick gegeben. Mindestens Europa, wenn nicht gar die ganze Welt, könnte betroffen sein, wenn der Vesuv heute ausbrechen würde. Oder die riesige Magmakammer unter dem Yellowstone. Aus wär's mit den USA. Nicht nur mit denen. Die ganze Welt wäre intensiv betroffen, bis hin zur kompletten Auslöschung. Das gab's ja schon mal auf der Erde, eine solche Auslöschung. Ein Meteorit schlug damals ein. Damals mussten alle Saurier dran glauben. Die Dinge ordneten sich völlig neu auf der Erde. Reset. „Zurück zum Ausgangspunkt“. Wir sollten begreifen, wo wir leben, was für ein Ort der fortwährenden Veränderung das ist. Und welche Mittel wir Menschen im Bedarfsfall wirklich hätten. Was hilft? Ein Lachen. 

Dienstag, 28. April 2015

Micro-Wirklichkeiten

Ich sah im Fernsehen eine Sendung mit einem oberschlauen Professor, der gerade auf sein zweites und drittes Auto verzichtet hat und jetzt eine Sendung über das einfache Leben machte: über das Befreiende, was darin liegt, den Geist zu befreien indem man Bedürfnisse reduziert. Downsizing, Dinge weggeben oder per second hand versetzen, sharing economy - da gehe ich zum Discounter mit den vier Buchstaben und sehe wie die Hausfrauen im breitklobigen SUV vorfahren, um jedes in armen Ländern zu ausbeuterischem Lohn hergestellte Karo- oder Kaki-Hemd für 9,90 mitzunehmen. „Der Pflanzkübel für 5,90 sieht aber auch nicht schlecht aus....“ Danach sitzen fette Ärsche in fetten deutsche Limousinen, um ihre Errungenschaften mit möglichst viel Schaum vor dem Mund („wieviel PS hat denn der?“) und erfindungsreichem Imponiergehabe heimwärts zu fahren. Die Routinen der Alltagswahrnehmung schlagen zu, die Macht des Faktischen macht träge. 
Dabei ginge es vielleicht auch anders. Ein paar Momente innehalten. Erinnern, das wir alle Menschen sind und etwas gemein haben. Zum Beispiel die Kürze unserer Existenz. Ob wir sie dazu nutzen sollten, möglichst effektiv zu unserem eigenen Vorteil gegen andere vorzugehen? Von welcher Ausgangsposition aus? Haben wir nicht nur Glück gehabt, oder sind wir für unsere Lebensverhältnisse gar verantwortlich? Wurden wir vielleicht in eine ganz bestimmte Situation hinein geboren, die uns nahe legte, ganz bestimmte Dinge für „normal“ zu halten? Was eigentlich könnte „normal“ sein? Der kleinste gemeinsame Nennen? Entwickelt sich nicht das, was „normal“ sein könnte, immer weiter? Was heute als normal empfunden wird, kann doch morgen schon völlig abseitig sein, nicht wahr? Es verschwimmen Dinge: was fest ist, wird plötzlich beweglich, flexibel, veränderbar. In einem winzigen Augenblick. Wir sollten ihn womöglich ernster nehmen.    

Montag, 27. April 2015

Gut- Wut- und Tatmenschen

Wie ich die Leute aus einem bestimmten Milieu kennengelernt habe , haben sie nichts, - und schon gar nichts Konkretes – für diejenigen übrig, denen es schlechter als ihnen selbst geht. Solidarität oder tatsächliche Empathie ist gerade unter den Besitzenden nicht sehr ausgeprägt. Sie haben sich's verdient, so deren Credo, sie haben sich's erarbeitet, sie haben die wichtigen Sachen richtig gemacht und machen sie noch richtig. Kleinigkeiten am Rande, über die man sich streiten kann, wie Spenden oder freiwillige Hilfeleistungen, sind ihnen vollkommen fremd. Dafür sei der Staat da, dem man ohnehin viel zu viel Steuer zahle, ist da immer wieder zu hören. Und jetzt? Flüchtlingsproblem? Läuft am Rande mit. Regt man sich im Mainstream auf, wäre aber nie bereit jemand aufzunehmen. Auch das wäre ja Aufgabe des Staates, so die dahinter stehende Meinung. Dass man etwas unmittelbar vom Herzen, abseits aller profitlichen Überlegungen machen könnte, auch etwas Geldwertes, kommt in ihrem Kosmos nicht vor. Dabei sein bei der allgemeinen Empörung, das ja. Es sollte alles besser sein. Aber etwas Konkretes? Fehlanzeige. Mitheulen mit den Wölfen, beklagen, kritisieren, bedauern, - das ja. Aber etwas tun, - nein. 
Diese Schicht ist groß in Deutschland, womöglich gibt sie sogar auf allen Gebieten den Ton an. Das, was die Soziologen und Psychologen Empathie nennen, ist bei ihnen nicht sehr ausgeprägt. Es gibt auch keine großartigen öffentlichen Beispiele dafür. Das, was Leute wie Uli Hoeness wie eine Monstranz des Gutmenschentums vor sich hergetragen haben, erscheint mittlerweile in einem anderen Licht. Was angesagt ist, ist eher das dem Turbokapitalismus und dem Neoliberalismus angepasste Verhalten. Ich stehe an der Seitenauslinie und registriere, ich beobachte, ich versuche, Einstellungen nachzuvollziehen, - erst mal ohne jedes moralisches Urteil. 

Sonntag, 26. April 2015

Berliner Luft

Chris Dercon kommt nach Berlin, als Leiter der Berliner Volksbühne. Der gewandte Mann im mittleren Alter hat sich zuvor schon Meriten erworben als Leiter der Tate Gallery in London und als dortiger Museumdirektor. Er hat zudem im Münchener Haus der Kunst gewirkt. Ein kreativer Geist und umtriebiger „Hans-Dampf-in-allen-Gassen“. Er stellt das auch nach außen gut dar, gibt ganz den gut aussehenden Lebemann, den kritischen Kenner und vielseitigen Kulturexperten. Tim Renner hat ihn in seinem Amt als neuer Kultursenator in Berlin berufen, - als Theaterdirektor. Renner selbst gab mal den Plattenboss und rettete sich jetzt in den etablierten Kulturbetrieb, da es mit dem Popmusikteil der Industrie in vielerlei Hinsicht abwärts geht. Bei jeder Gelegenheit ist über ihn zu lesen, dass er den ganzen Techno-Zirkus und besonders Marusha damals entdeckt hat und später mit dem Unterlabel Motor Music einigermaßen Erfolge feierte. Ein Wichtigtuer der Popmusik. Das Leben und die gesellschaftlichen Mechanismen haben solche Leute nach ganz oben gespült, sie haben Glück gehabt. Dercon hat – wie einmal auf dem Kultursender ARTE geschehen, - ganz besonders über die reichen Säcke in London gejammert. Über den Geldadel und die Neureichen, die überall in der Stadt anscheinend den Ton angeben. Ob er aber nicht selbst zu dieser Klasse von Leuten gehörte, als Direktor der Tate Gallery! Ob er da den armen Künstler gab? Oder ob er ein tüchtiger Manager des ihm anvertrauten Teils der Kunst war? Bauernschlau und gerissen gegenüber denjenigen, die er für sich als die nicht Richtigen oder gar Feinde der Kunst identifizierte? Ein Gourmet des ästhetisch korrekten Geschmacks, der nichts außer seinem eigenen Gusto gelten lässt (weil das ja von den „richtigen“ Leuten (die die Macht haben...) goutiert wird)? Ob man das jemand vorwerfen kann? Ob unser gesellschaftliches Leben so funktioniert? Ob diese Leute freilich dann die Gutmenschen darstellen können, die außerhalb dieses Zirkusses stehen? Die zu den „kreativen Künstlern“ gehören? Ob sie sich mir irgendwem auch tatkräftig solidarisch zeigen oder ob sie nur chice Maulaffen feilhalten? Die oberetablierten Theaterherren Castorf und Peymann schäumen schon mal. Ihre Erbhöfe sind in akuter Gefahr, sie selbst werden abgelöst, wo sie sich doch für unersetzbar halten. Fast wie in einem Thomas-Bernhard-Stück.        

Freitag, 24. April 2015

Gipfelrituale

Sprachlos, irritiert. Was soll man denn damit anfangen? Regierungschefs Europas veranstalten immer noch Gipfel und leiern sich gegenseitig ein paar Euros aus dem Ärmel, während vor ihrer Haustüre Menschen ertrinken. „Sozialtourismus“, dieses Wort habe ich mir gestern gemerkt. So schätzen manche dieser Unpolitiker Asyl vor Kriegen und – ja, das auch! - Zuwanderung ein.
Alibiveranstaltungen, Alibipolitik? Was soll das? Diese Frage hatte ich an dieser Stelle schon lange zuvor gestellt. Es herrscht Ratlosigkeit, wo dauernd eine Wertegemeinschaft zelebriert wird. Was ist Europa eigentlich? Eine schöne Vision ohne jeden Inhalt? Ein Ritual der Behauptungen, die an nahezu keiner Stelle eingelöst werden? Als seien nicht gerade in letzter Zeit und aus zahlreichen gegebenen Anlässen unzählige Antworten gegeben worden. Eine dicke fette Behörde, die sich diese Vorstellungen für sich einklagt ohne jede Rücksicht auf Tatsächlichkeiten oder politische Gefährdungen (es gibt ja inzwischen die massivsten der verschiedenen Nationalismen...)? Niemand ist schuld, niemand verantwortlich? Was für eine seltsame Veranstaltung ist das eigentlich, dieses Europa? Jetzt wird wieder einmal offensichtlich, was schon lange klar ist. Wer unter den Politikern Murks gebaut hat, geht gut bezahlt in die Wirtschaft ab und treibt dort weiterhin sein Unwesen. Bürokratie, Verwaltung, Unfähigkeiten? Gutmenschen sitzen überall herum und wissen über öffentlich bestallte und ausgestrahlte Sender alles besser. In einer Woche ist was anderes dran. Die Aufregung und allgemeine Erregung hat dann wieder andere Ziele. Vielleicht Griechenland, vielleicht Ukraine, vielleicht eine Katastrophe. Anschließend steigen sie in fette Limousinen oder lassen sich dicke Honorare überweißen, sind state of art, gut vernetzt und machen wichtige Gesichter.

Donnerstag, 23. April 2015

Weltreisende

Einmal um die ganze Wält und die Daschen voller Gäld“ sang einst ein Schlagerstar und grub sich alleine schon mit der Melodie in das Bewusstsein der Massen ein. Wirkungsvoller war jedoch noch die Formulierung eines alten Traums, der mit dem Traum des Taugenichts (siehe eigener Blog "Taugenichts auf Reisen") sowie dem Mythos des reichen Touristen und forschen Weltumrunders spielte. Auch etwas vom vergangenen Kolonialismus, vom neugierigen Forscher und frohgemuten Poeten schwang da mit. Der Aufbruch in die Ferne hat seitdem nichts von seiner Anziehungskraft verloren, nur soll es heute gleich ein komplettes Auswandern in ein Traumland sein, dessen Sprache die meisten Fernsüchtigen noch nicht mal sprechen. Dabei würden nicht nur Reiseführer und schriftliche Dokumente aller Art, sondern auch das Fernsehen, Youtube und Videoblogs jeder Schattierung genug Gelegenheit bieten, sich schon mal vorab etwas zu informieren. Doch nein, gerade das völlig Unbekannte und scheinbar Unvorbelastete ist es ja, das einen hierzulande offenbar reizen kann. Und so kommen viele Wagemutige an Brasiliens Küsten, an Afrikas Wüsten und Wäldern, an Australiens Einöden gewaltig an ihre Grenzen, erleiden von ihnen selbst unerwartete Geldnöte oder lassen sich von fremden Tieren beißen oder stechen. Selbsterfahrung, gewiss, und: man kann es ja mal versuchen. Am Ende seines Lebens kann man sich das ja dann sagen. Man hat Fehler gemacht, das ja, aber man hat es wenigstens versucht. 
Dabei reicht auch eine sogenannte Weltreise heute nicht mehr, per Flugzeug ist jeder scheinbar entfernte Winkel der Erde erreichbar. Das Unbekannte gibt es ja in der globalen Welt nicht mehr, die Armut haust in Wellblechhütten, die auf einem mit einer schwäbischen Säge freigemachten Platz errichtet sind. Machu Picchu, Yucatan, Nordpol, Südpol und Spitzbergen: alles kein Problem. Jeder Ort ist erreichbar und für die Neugier derer erschlossen, die sich das Reisen leisten können. Mitunter scheint ein Ort in Deutschland schwieriger und unter größerem Zeitaufwand erreichbar als es Mallorcas mehrmals pro Tag direkt angeflogene Ballermänner sind. Die Welt ist klein geworden, Information ist universell verfügbar – und dennoch scheint noch ein Rest des Unbekannten zu locken: in den Urwald, in das Unbekannte, das von Menschen freilich eigene angepasste Lebensformen einfordert, denen sich solche Selbsterfahrer oft nicht gewachsen zeigen – und schon gar nicht auf längere Frist. 

Dienstag, 21. April 2015

Into the great wide Open

Oft treffen mich Erinnerungen, wie sehr ich das mochte, in den USA in den offenen Horizont hinein zu fahren, den meine Partnerin gleichwohl etwas vorstrukturiert hatte und über den sie genau Bescheid wusste, was wohin welche Möglichkeiten eröffnet, wie das Klima ist und sein könnte, welche Gefahren, welche Chancen und Aussichten herrschten, welche Unterkunftsmöglichkeiten (wir waren im PKW unterwegs und dadurch viel mobiler, beweglicher)....... toll war, dass man mit dem Auto überall hin kam. So etwas ist für Touristen optimal, zumal für Kurzzeittouristen, wie wir alle welche sind. Ich suchte die Inspiration und fand sie. Der große Horizont, die großartige Fülle der offenen und erschlossenen Möglichkeiten, das ist absolut umwerfend und wohl einmalig auf der ganzen Welt. Die verschiedenen Kultur-  und Klimastufen, die Möglichkeit, jederzeit mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt zu treten, sich aber auch zurückziehen zu können, die Gefahren auch, die von ihnen (wir waren wenig in den großen Städten unterwegs, aber im Westen sollte man sich z.b. in der Nähe von Indianerreservaten angepasst verhalten) ausgehen können, sie einigermaßen richtig und realistisch einschätzen zu können.
Die Natur (inklusive Schlangen oder Bären) als Erfahrungsraum, die Naturphilosophie und ihre überwältigende Vorlage, auf höchste Höhen hinauffahren (Rocky Mountain NP) zu können, die Härte der Landschaft (Death Valley) in sich aufnehmen zu können, individuell mit dem Auto in alle Richtungen unterwegs sein dürfen, dabei eine gewisse Unverbindlichkeit zuzulassen, und das Gefühl zu haben, willkommen zu sein, ja, - das sind die USA. Das Gefühl: Immer weiter, durch nahezu unwirkliche Gegenden, magische Landschaften, vorbei an fortwährenden Natursensationen, - eine nach der anderen und in sich verzahnt, - die sich bis hin zu dem Ehrfurcht gebietenden Grand Canyon steigern können, mit Cops als Freunden (ja, so haben wir das erfahren! Es war so!!), die für Sicherheit sorgen in einem Land, wo auch heute noch hinter jeder Straßenecke jemand lauern kann, der es nicht gut mit dir meint. Diese Cops, die auch gerne mal erzählen, dass sie Verwandte in Heidelberg haben, oder dort stationiert waren.
Ich mochte auch diese Unterkünfte sehr, die ganz auf Zweckmäßigkeit ausgerichtet waren, die auf europäische „Schönheit“ und all das „Styling“ verzichteten und uns jeweils einen guten Start in den Tag ermöglichten, weil sie der sie umgebenden Gegend (z.b. Joshua Tree National Park) angepasst waren. Wie weit war dieses Amerika entfernt, das sie hier in Europa zu kennen glauben! Man fühlte sich wirklich ungebunden, konnte machen, was man wollte und dieses Gefühl in sich einströmen lassen. Sich dieser Memorials und Gedenkmöglichkeiten, dieser eingestreuten Möglichkeiten zum Reflektieren, dieser improvisierten Museen usw. gewahr zu werden, die das Bewusstsein der frühen amerikanischen Siedler dokumentierten, ihren Willen zum Neuanfang im Unbekannten (wie sehr bewunderte ich das!). Die Wüstenstädtlein und Pistolenhelden in Arizona, aber auch das alberne Nachstellen dieser Western-Duell-Konstellationen, die unsäglichen Indianermorde, die ungezügelte Jagd auf Büffel, die Gier, die Verlogenheit, die von Hollywood und dieser Traumfabrik ausging, der „Pursuit of Happiness“, der damals noch intakt war und den eigenen Tod einschließen konnte, all das Extreme, das wir hier in Europa nicht mal punktuell kennen: es führte mich heran an ein besseres Verständnis, das mir den hier oft anzutreffenden simplen Antiamerikanismus ganz und gar verbat und mich zum Feind eines solchen Antiamerikanismus machte. 
Ich lernte diesen wunderbar naiven Volonteersgeist der Amerikaner lieben. Freiwillig lassen die sich schon mal in eine völlig entlegende Gegend versetzen, wo sie wichtige meteorologische Arbeit leisten. Wir waren lange in gebirgigem Terrain gefahren und trafen am Ende eines gebirgigen Weges auf eine solche ganz und gar freundliche Figur, mit der wir uns lange unterhielten. Oft denke ich auch an die Helden, die einst an der Normandie landeten und zusammen mit den Alliierten den Faschismus vertrieben. Die sich für uns und ihre Idee einer Freiheit aufopferten. Ich bewarb mich in der Folge viele Jahre lang um die Green Card, die ich freilich nie erreichte. Aber es ist und war ein Traumziel. Ein Traum mit klaren Konturen.

Samstag, 18. April 2015

Bayerische Schlachtschiffer

Ach herje! Die armen Herren Fußballspieler! Müssen drei mal pro Woche kicken! Die Fernsehanstalten zeigen ja fortwährend diese Rummenigge-Rede vom Verlierer-Bankett in Porto. Es ist den Herren Fußballern einfach nicht zuzumuten, bei diesem kärglichen Verdienst! Kein Wunder, dass sie plötzlich alle verletzt sind! Und nun geht auch noch der Mannschaftsarzt weg, weil er sich weigert, diese Fußball-Großverdiener mal schnell fit zu spritzen, wie man das offensichtlich in Spanien und später dann auch in Katalonien macht. Peinlich, dass das Bayern-Schlachtschiff jetzt gegen die Wand zu fahren droht! Dabei hatten die doch einen so breiten und teuren Kader! Oder doch nicht? Kaufen alles zusammen, was teuer und zu haben ist. Und dann so was? Desaster. Das wäre mit dem Uli nicht passiert? Ausgerechnet Heimweh nach dem? Auch das noch. Und der Sammer scheint dem Guardiola auch noch zu assistieren. Erfolg geht halt über alles, auch über Gesundheit? Wie sind die denn drauf? Haben total die Bodenhaftung zu denen verloren, die ihnen Woche für Woche die Kasse füllen? Eingebildete narzisstische Säcke, die offenbar die Gesichter von Guardiola und Sammer tragen und sich keiner Sache sondern nur dem unter allen Umständen angestrebten Erfolg unterordnen können? Pokale, Meisterschaften? So scheint es jedenfalls von außen. Klar, dass von innen aus gesehen alles ganz anders ist. Aber die Außensicht ist denen doch immer so wichtig. Also, was nun? 

Freitag, 17. April 2015

Weltenläufte

Dies hier habe ich auf einem weiteren alten Zettel (die ich immer wieder sichte) gefunden, der mein früheres Sein markiert hat. Ich habe öfters Anwandlungen, mich selbst als Ganzes zu suchen, auch in der Vergangenheit und damit in der Person, aus der heraus ich mich entwickelt habe.

Geh doch hinaus in die Welt! Sie beginnt vor deiner Haustüre und in deinem Kopf. Nimm den Stern in die Hand, er ist deine Welt! Du hälst diesen Ausschnitt um dich herum, den Blick in die Glotze und die Sprüche der Medien für die Realität. Schlag auf Schlag! Aber schau mal aus dem Fenster: Diese Welt ist nicht nur für die Durchblicker und scheinbaren "Experten", da denk' auch an die Pioniere, die einst gen Westen zogen! Denk' an die Mönche dort oben auf dem Berg! Denk' an seltsame Choräle in der Altstadt von Hongkong! Hinter jeder Ecke wartet ein Abenteuer auf dich! Nicht Rambo, sondern Ramba Zamba. Jetzt sag' nicht, du seist zufrieden! Was macht das Gras grün? Lass dich nicht mit einfachen Antworten abspeisen! Was meinst du, wenn du sagst: Ich/Du bist Du und wirklich nur Du. Willst du nicht manchmal fliegen, in 1000 Sprachen reden, möchtest du nicht manchmal verstehen? Aber du sitzst im Maschinenraum und reparierst. Hab' keine Angst, geh hinaus: die Antwort liegt (vielleicht) draußen.  

Donnerstag, 16. April 2015

Spielervermittler

Spielervermittler? Was sind Spielervermittler? Moderne Sklavenhändler? Makler von Fußballpersonal? Mitschwimmer? Mitläufer und Profiteure eines Systems? Smarte Jungs und ein paar wenige Damen, die vor allem Fußballern mit Rat und Tat weiterhelfen, wenn's mal mit der Karriere hakt? Wenn's mit der Karriere voran gehen soll? Welche, die mit ihren Beteiligungen, Provisionen usw möglichst gut leben wollen von ihrem Geschäft, genau wie Versicherungsvermittler oder Immobilienmakler? Ob das ein Makel ist?
Sie grinsen in Kameras, sie stellen sich zur Schau, sie waren mal Spieler oder sie gehören zu denen, die immer hatten. Sie gründen Agenturen, sie erzählen, wie sie dazu kommen und sie gehen vorneweg. Sie machen alles richtig und sie haben die richtigen Kontakte, sie kennen alle und jeden. Sie wissen bescheid, nehmen mit und sind dabei. Sie machen Angebote und sie lehnen ab. Agenturen, Personen, grinsende Gesichter. Abschluss, Abschuss, Kohle und Erfolg. Smarte Schmarotzer und Sklavenhändler. Allen geht’s fürchterlich gut dabei. Sie verhandeln und sie bringen durch. Braungebrannt und braingebrannt. Muscles in guter Laune, körpergestählt. Rennen, entwickeln und abkassieren. U17, U21, Regional-Landes- und dann Bundesliga. Namen als Brands. Lüga und Liga. 

Mittwoch, 15. April 2015

Kandidatenkür

Jetzt hat Hillary Clinton ihre Kandidatur für das Amt des Präsidenten der USA erklärt. Überall beachtet, na klar, sie ist eine bekannte Person und erscheint uns von hier aus als die klar Beste. Sie macht jetzt auf sozial, auch wenn sie mehrfache Milliardärin ist und für ihre Kandidatur mehr als 2 Milliarden von den Reichen einnehmen will. Das hat sie bei ihrer letzten Kampagne falsch gemacht, als sie gegen Obama unterlag: Sie wirkte zu großspurig, kam nicht menschlich kumpelig genug rüber. Das soll jetzt anders werden. Statt mit dem Hubschauber zu fliegen, lässt sie sich jetzt im Kleintransporter zu ihrem Terminen fahren. Sie versucht, sich möglichst volksnah zu geben. Als Großmutter hat sie eine besondere Glaubwürdigkeit und kann dadurch den Nachteil ihres vergleichsweise hohen Alters (sie geht ja wohl auf die 70 zu...) ausgleichen. 
Alles ist so beschissen durchsichtig, und doch gehen ihr die Amerikaner auf den Leim. Bei aller Sympathie! Ob die anderen Bewerber noch schlimmer sind? Und hierzulande beklagen sie die Herrschaft der Oligarchen und ihres Geldes in der Ukraine? Auch die großen Demokratieverfechter aus den USA. Kein Zweifel, Geld bestimmt das politische Handeln in den USA. Die legale Korruption ist tief in der Verfassung verankert und verschafft sowohl Milliardären als auch Großunternehmen viel Einfluss. Parlamentarier und Präsidenten werden in den USA gewählt dank des Vermögens, das sie eintreiben. Sie handeln denn auch meist im Interesse jener, die sie finanziert haben. Es gibt Erhebungen darüber, dass das Wahlvolk in den USA ob dieser Umstände relativ unzufrieden ist. Doch was hat das Volk in dieser „Demokratie“ zu melden? Es herrschen die auf ihren Eliteuniversitäten ausgebildeten Eliten mit ihrer ganzen finanziellen Power. Sie haben die Macht inne. 
Ob wir das gut finden oder ob wir darin einen Unterschied zu den USA erkennen? Hier in Europa? Ob wir es ihnen auch noch nachmachen wollen, so wie wir alles und jedes ihnen nachgemacht haben? Wie wir sogar dazu verurteilt waren und wie das auch ein Segen für das Deutschland nach 1945 war? Die durch Hungers- und Glaubensnöte ausgegrenzten Menschen waren lange davor aus Europa und anderen Teilen der Welt in dieses wunderbare Land ausgewandert und hatten für eine beeindruckende gesellschaftliche Dynamik gesorgt. Jemand konnte tatsächlich vom Tellerwäscher zum Millionär werden, der amerikanische Traum war intakt und eine absolute Attraktion für die ganze Welt. "Go west". Goldgräberträume. Doch was ist heute davon übrig geblieben? Es herrscht eine kleine Elite der vor allem durch ihr Vermögen "Qualifizierten", die USA sind in einem beispiellosen wirtschaftlichen Niedergang begriffen. Kalifornien trocknet aus, die Wasservorräte gehen überall zur Neige. Geheimdienste scheinen zudem mit dubiosen Methoden zu regieren, der "Kampf gegen den Terror" scheint alles und jedes zu rechtfertigen. "Pursuit of Happiness"? Weltreiche sind in der Geschichte immer wieder aufgestiegen und niedergegangen. Supermächte gab es oft. Wo wohl die USA da stehen?

Dienstag, 14. April 2015

Hannover 4.0

Die sogenannte "Hannovermesse" rollt wieder. 2015. Industrie rules. Stolz schwillt so manchem hierzulande die Brust. Wir sind Weltmeister! Und jetzt wird alles noch besser. Immer besser. Stichwort: Vernetzung aller Lebensbereiche. Der Herd denkt im Internettakt mit, der Kühlschrank bestellt selbständig im Shop, die solargestützte Heizung gibt sich ganzjährig wohltemperiert, die Läden heben und senken sich wie von Geisterhand bewegt sehr selbständig und schon von unterwegs aus öffnet sich das Garagentor für den, der Arbeit hat und auf diese Weise mit seiner elektronikgetunten großmächtigen E-Limousine die Segnungen der Automatisierung genießen kann. Das Auto fährt wie von Geisterhand gelenkt ja sowieso automatisch. Daneben einen Kaffe trinken ist da kein Problem. Vorbei die Zeit der Assistenzsysteme: jetzt fährt die Karre ganz von selbst. 
Ein paar Sachen fallen mir dazu schon ein, auch wenn ich kein ausgewiesener Ökonom bin, die mir ganz überwiegend ohnehin alles durch ihre idiologische Brille zu sehen scheinen. Freier Markt und sowas alles als Weltanschauung. Ob uns das in die Zukunft führt? Und in welche? Ich versuche nur Eins und Eins zusammen zu zählen und lasse mich gerne korrigieren. Auch von denen, die es wirklich besser zu wissen glauben und dafür allerlei Titel, Preise und akademische Lehrbefähigungen mit sich tragen. Die Experten und Wichtigs. Automatisierung, das bedeutet doch: Willfährige Industrieroboter, die nicht streiken oder sonstwie renitent tun, sondern allenfalls mal ein Funktionsleck haben können, tun währenddessen alle dreckige Arbeit automatisch. Durchgehend: samstags und sonntags ohne Zuschläge. Der bisherige Arbeiter wird nur noch ein Teil des Überwachungspersonals. Schnell mal angelernt, auswechselbar, erpressbar. Ob auf diese Weise ein neues Proletariat der wegrationalisierten und -automatisierten Arbeitskraft entsteht? Automatisierung bedeutet, das die Masse an verfügbarer Arbeit nochmal geringer wird. Der Kuchen, den es aufzuteilen gilt, wird kleiner. Das kann so geschehen, dass immer mehr Arbeiter wegrationalisiert werden und der Unternehmer den Gewinn für sich behält. Oder es wird umgelegt auf die Wochenarbeitszeit, die auf diese Weise (bei vollem Lohnausgleich) kleiner werden muss. Statt 40 wären das beispielsweise 35 Stunden. Es gab vor etlichen Jahren diese Diskussion. Doch sie wurde auch hierzulande zugunsten einer wieder zu erlangenden „Wettbewerbsfähigkeit“ auf Eis gelegt. Als diese (auf Kosten der Lohnstückkosten) wieder erlangt war, war man in der Lage, sämtliche „Mitbewerber“ zu erpressen, indem man sie einfach unterbot, weil man billiger herstellte und, - wie man glaubte, - ohnehin cleverer war. Dies gilt ganz besonders für Europa. Frankreich stinkt inzwischen total ab, Italien auch, während Spanien trotz ein paar wirtschaftlichen Anfangserfolgen eine astronomisch hohe Arbeitslosenrate hat. Kollateralschäden, nichts weiter. Großbritannien reüssiert währenddessen mit neuem Manchesterkapitalismus, der auf der so korrupten wie kranken Macht der Banken beruht. 
Aber Deutschland ist ja ohnehin Weltmeister. Global nahm man in Deutschland gerne die Rolle ein, die einst die USA inne hatten. Alle anderen nicht nur durch gnadenlose Effektivität (Automatisierungen spielen hier ihre Rolle) zu übertrumpfen, sondern auch durch Lohnstückkosten zu unterbieten. Auf diese Weise wurde man Exportweltmeister. Stolz führt jetzt die Industrie vor, wie die (deutschen) Autos selbst fahren können und wie herrlich die Industrieroboter funktionieren, indem sie sich bei Berührung mit dem Menschen selbst abschalten. Indien ist dieses Jahr das Gastland: dort bildet sich eine neue gesellschaftliche Mittelklasse, die dadurch entsteht, dass viele Millionen Menschen hungern oder gleich auf Indiens Straßen verrecken. Ob dies ein Modell ist, dem wir Vorschub geleistet haben? 

Samstag, 11. April 2015

Reisen (4)

Verschiedene Sichten auf die Wirklichkeiten entstehen durch subjektive Befindlichkeiten, rationale und emotionale Fähigkeiten, durch kulturelle und soziale Dispositionen. Reisen zu anderen Kulturen oder in andere geographische Räume, die ein Weltbild färben können, sind da einem persönlichen Überblick meist sehr förderlich. Es sei denn, wir nehmen unser Weltbild mitsamt dem Bedürfnis nach Komfort mit Wiener Schnitzel und Hamburger, Schweinfurter oder Frankfurter dorthin mit. Wir sehen dann alles aus dem "deutschen" Blickwinkel, den es ja im globalen Maßstab gar nicht mehr so recht geben sollte. Hier darf allenfalls so etwas wie eine europäische Sichtweise gelten. Doch das "Deutsche" nun scheint die verbreitetste Sichtweise heutiger Touristen zu sein. Oder der Edeltourismus mit Kaviar, "Finger Food"  und Champagner. Ein Einlassen auf die jeweilige Kultur, auf die sozialen, geographischen und kulturellen Hintergründe erscheint dabei kaum möglich. 
Der "All-inklusive"-Tourismus ermöglicht das Ausleben von Wellnessbedürfnissen ohne jede Kopplung zum tatsächlichen Hintergrund. Es geht leider viel zu oft um das Ausleben von so etwas wie einem "Gegentraum", der ja in Wirklichkeit nur eine Reaktion auf die Arbeitswelt und ihre unerfüllten Bedürfnisse ist: Reisen als Flucht aus der hässlichen Realität des Alltags, aus dem Stress der sich selbst abschleifenden Befindlichkeiten. Auf Reisen herrscht zeitweilige Unbefangenheit und Unverbindlichkeit. Alles scheint plötzlich leichter zu sein. Ich komme mit anderen Reisenden ins Gespräch, erfahre von ihren Plänen, Geschichten und FamilienDer Urtrieb des Reisens basiert wohl auch auf dem Freiheitsdrang des Menschen. Wer reist, ist sein eigener Herr. Im Flugzeugabtteil auf dem Weg zum Zielort wird der Alltag auf einmal nichtig. Die Welt rast vorbei, und würde mich im Hochgeschwindigkeitszug der Schaffner/die Stewardess nicht mit einem schroffen "Die Fahrkarten, bitte!"/"Die Ausweise, bitte!" oder mit einem schlanken Getränkeangebot aus den Tagträumen reißen, würde ich regelmäßig dabei einschlafen. So wohl fühle ich mich, so völlig entspannt bin ich, wenn ich unterwegs bin.  



 

Freitag, 10. April 2015

Reisen again

Reisen, was ist Reisen? Zu Traumzielen am blauen Meer auf einer Südseeinsel? Wie es den Leuten geht, die auf dieser Insel leben müssen? Ist doch egal, Hauptsache mir geht’s gut. Be positive! Ob die Insel wegen dem Klimawandel bald untergeht? Na, hoffentlich gehe ich nicht selbst unter! Landschaften aus einem Fantasy-Film, aber real? Klasse! Helicopter-Rundflüge über sehnsuchtsblauen Atollen? Atolls...? Firstclass Catering mit Cathrin, gutes Essen und geiles Trinken? Muss nach unseren Maßstäben sein, klar doch! Vier Sterne! De Luxe. Knappe Bikins, aufreizende Motive überall. Sex&Fotoshooting, Safari international. Exotische Tiere, noch nie gesehn.... eine morsche Dschungelbrücke in großer Höhe? Oh je, über sieben Brücken sollen wir gehen.... Lodges nach Gutsherrenart, innen von edlen Funzeln wohlig beschienen? Eine einsame Burg vor schroffer Landschaft (könnte eine Filmkulisse sein), zusammen mit exotischem Cocktail genossen? Korallen, Tuff und wieder wilde Tiere. Leguan und Thymian. Traum, allenthalben. Hochzeit vor Arkaden, beritten geritten und von hohen Wellen getrieben. Eisenbahnfahrt und Schlucht dahinter, kolonialer Charme. Küste, Hafen mit van Gogh-Brücke. Stilisierte Hütten an weißen Stränden. Die Bahamas können nix dafür („die profitieren doch nur!“). Ein Vulkan, das kann gespenstisch sein. Wann er wohl ausbricht? Momentan glimmt er nur als reizvolles Motiv. Im Hintergrund. Staffage. Illustration. Tapete. Kick.  

Donnerstag, 9. April 2015

Identität im Extremen

Identität? Darum geht’s, sie lässt man nicht so gerne in Frage stellen, es geht darum, sich seiner selbst zu versichern, - dafür gibt der Mensch viel. Menschen machen Grenzerfahrungen am Rande und meinen, dadurch sich selbst näher gekommen zu sein. Der Sprung mit dem Fallschirm von Felsklippen zum Beispiel, Extremkletterei mit und ohne selbstaufgegebenen Begrenzungen, Achttausender im Himalaya und Fünftausender in Afrika: Sie sind am Ende, so der von findigen Veranstaltern geförderte Wunschtraum, sich selbst näher gekommen. Selbsterfahrung 2.0

Mittwoch, 8. April 2015

Be positive (1)

Alles positiv sehen? Nicht so kritisch! Jawohl, das Leben ist schön! Zumindest könnte es das sein, wenn wir über einiges hinwegsehen könnten, wie das manche Kreise gerne hätten. Das „positive“ Weltbild ist von ihnen gefragt, kein realistisches. Ist doch alles nicht so schlimm, was wollt ihr bloß? Das können Besitzende sagen, Angehörige von bestimmten sozialen Schichten, die aus ihrem „Erfolg“ jeden Tag noch mehr „Erfolg“ produzieren. Die begriffen haben, wie diese Gesellschaft funktioniert. Die „Entrepreneure“ sind, tüchtige Unternehmer, die etwas unternehmen. Die im Flow sind, mit der Zeit, mit den „Gegebenheiten“, mit ihrer Umwelt, mit allem und jedem. Die gelernt haben, sich anzupassen und die Verhältnisse für sich zu nutzen, - selbstverständlich von einer Position aus, die andere nicht haben. Man will sich ja entscheiden, weil man „tüchtiger“ ist. Da weht noch ein kleines Windchen von Max Webers Werk „Der Geist des Protestantismus“ um die Ecke. Der große Soziologe Weber hat das alles schon zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts konstatiert und analysiert. Gesellschaftliche Funktionen auch, Mechanismen, die Motorik dessen, was Gesellschaft sein könnte und was es bedeuten könnte. Theorie halt, Und solche ist heutzutage verpönt. Es hat zu viele Schwätzer und Wichtigtuer gegeben, zu viele Vernebler und Idiologen. Max Weber ist ganz sicher keiner von denen. Mit ihm konnte man durch verschiedene Sinnwelten und deren Gesellschaftsschichten reisen. Die wesentlichen Legitimationsstrategien sind seit vielen Jahren gleich geblieben. Ihm waren die Begriffe "positiv" oder "negativ" egal. Ihn interessierte, wie etwas ist.    

Dienstag, 7. April 2015

Are you for real?

Ich sang diese Verse einmal in einem Song mit einer Band und wusste damals noch nicht, dass mich das Thema ein Leben lang beschäftigen würde:

I saw your face in the crowd, just a moment
couldn't hold my emotions inside, as I followed you
there's been a force so strange, that drove me
I knew: it's up to you, she's here for me!

you and me together, you didn't speak a word
please stop my confusion, time is running out now
you and me together, your body said everything
you move like a tiger, yes I know I'm in love

Are you for real, it makes me crazy...

Montag, 6. April 2015

Zen (1)

Was ist Zen? Es gibt keine Methode, das zu begreifen. Da sind die Kōans, die eine Art Auslöser für Erkenntnis sein könnten, gleichzeitig aber unerklärbar bleiben. Sie könnten einen Weg zur Erleuchtung beschreiben, obwohl sie prinzipiell ungenügend sind. Sie könnten dazu anregen. Das Ziel der Kōan-Praxis ist die Erkenntnis der Nichtzweiheit (also der Einheit?). Die Illusion, dass die Dinge sich unterscheiden und dass das Ich eine eigene, vom Rest abgegrenzte Existenz hätte, soll sich in der Übung mit dem Kōan auflösen.
Ein Kōan: Ein Mönch fragte Nansen: „Gibt es eine Lehre, die kein Meister je zuvor gelehrt hat? Nansen sagt „Ja, das gibt es“. „Was ist es?“ fragte der Mönch. Nansen antwortete: Es ist nicht Geist, es ist nicht Buddha, es ist nicht Ding“. Verstehen? Ist mir vielleicht nicht möglich. Muss man auch nicht. Zen ist intellektueller Treibsand - Anarchie, Dunkelheit, Bedeutungslosigkeit, Chaos. Qälend und humorvoll. Meinetwegen sich selbst in Frage stellend (ist ja egal). In dem einen System. Aber auch im andern?

Samstag, 4. April 2015

Osterdiscount

Vorösterliche Volksfeststimmung beim Discounter. Es herrscht allgemeine Drangsal, Parkplätze sind belegt, alle Reserven mobilisiert, Enge, Erregung und Aufregung. Einkaufswagen sind Streitwagen geworden, man sieht geballte Fäuste, es liegen herb getriebene Emotionen nicht nur in der Luft, verständnisvoll grinsende Blicke kommen vom „Personal“, das mit seinen eigenen, noch breiteren Wagen immer alles versperrt und im Wege ist  - feiste und erloschene Gesichter von „Kunden“ jagen dem nächsten Sonderangebot nach, müssen das, sollen das und dürfen das auch, nie war das Fressen, Saufen und Ficken in seiner fundamentalen Einheit so wahr wie heute. Fleisch, Milch, Fisch – alles billig, natürlich selbstverständlich. Arme Tiere, ich denke kurz an sie, sind zum Schlachten parat gestanden. Kopf ab. Schussapparat. Immer der Reihe nach. Eine leidlich junge Dame schiebt ihren attraktiv wie ein Coupé-Heck geformten Arsch vor die Tiefkühltheke, ihre schweifenden Blicke scheinen leicht frivol getönt. Ein Fünfziger schaut darob verzweifelt, Kinder strampeln im blanken Einkaufswagensitz, ein familienväterlicher Bartträger macht genießerische Miene, - wenn jetzt Einkaufswagen hupen könnten! Geiz ist sowieso geil, nur ich hab's nötig: das Billige, das Preiswerte, nehme aber trotzdem die „Fairtrade Bio Bananen“. Ich bin da dabei und alle sind bedient, bedienen sich heute ungeniert, greifen ab, raffen dahin, grapschen, versierte Hausfrauen im mittleren Alter legen manchmal vorsichtig ab, machen allerlei Mienen. Nur heute im Hier und Jetzt. Erdbeeren sind unglaublich günstig, wir stehen alle lange Schlange. Die Kassen sind alle geöffnet, grüne Lichtlein als Signale, es ist eine hektische Schlacht da mit genervten Blicken und geplatzten Joghurtbechern, die „Kassiererinnen“ sind gelassen exakt, professionell freundlich. Umsatz rules. Preishit hier und dort. Es wird frohe Ostern.    

Donnerstag, 2. April 2015

Signatur legen

Was mich reizt, ist der neue Blick, die andere Perspektive. Die uns etwas klarer über den betrachteten Gegenstand werden lässt. Etwas anreißen. Kurz. Gezielt. Desweiteren interessiert mich die Signatur im Bejamin'schen Sinne, das Bezeichnende für eine Zeit und einen Blick. Punkte, an denen unsere Wahrnehmung hängen bleibt. Kurze Fragen stellen, keine lange Antworten geben. Da muss nicht sofort Verständnis sein. Mit dem Skalpell des wachen kritischen Verstandes ungewohnte Perspektiven freilegen. Staunen, nicht alles als gegeben hinnehmen. Aufklärerisch sein. Nachfragen. Hinweisen. Nur mal so. Auch mal mit Provokation und Überspitzung etwas auslösen. Das Aufflackern im Kopf, das Fragen freilegt, die wir vielleicht  sogar schon lange hatten.