Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 31. August 2022

Vor dem Schloss

Es läuft der Tankrabatt aus und eine Ministermenge steigt vor dem Schloss aus riesigen schwarzen (Verbrenner-) Limousinen, um anschließend in ermüdenden Statements über Digitalisierung zu schwadronieren. Die weiblichen und männlichen Anzugsträger bedauern sodann pflichtgemäß Gorbatschows Tod und suhlen sich auf ihrer „Klausur“ in beredt uneiniger Untätigkeit. Sie kommen aus einer Sphäre, in der es kein Hartz4 und keine Grundsicherung gibt, wollen aber, - wie sie betonen - "Entlastung" organisieren. Sie verkehren neben ein paar gut organisierten "Treffen" mit Bürgern in ihrer Politikerblase meist mit wichtigen und sehr vermögenden Leuten aus Gesellschaft und Wirtschaft, Hochglanzfiguren, gestylt und erfolgreich grinsend. Im Gegensatz zu Gorbatschow ändern sie mit ihrem Aktionismus auf dieser Welt wenig, labern aber viel darüber. Man sonnt sich unter dekadenter Sonne, um sich anschließend selbstgefällig ein paar mal um sich selbst zu drehen.

Dienstag, 30. August 2022

Was hier, in diesem Blog, eine Rolle spielt

Es geht bei vielen Postings in diesem Blog womöglich um Perspektiven auf die Wirklichkeit, denen jeder unterliegen kann. Die ihm "zufliegen", ohne das er das explizit so will oder dass er das Mitgeteilte überprüfen könnte. Durch Sozialisation, durch Gewöhnung, durch „gesunden Menschenverstand. Dabei spielt meine Person keine oder eine sehr geringe Rolle. Ich sehe mich selbst da nur als eine Art "Medium", dass stellvertretend für die Masse der Vielen steht. Ich nehme auf und gebe in diesem Blog wieder. Dies hier ist aber auch kein intimes Tagebuch! Das Subjektive mag an vielen Stellen in Richtung des Objektiven gehen, - und umgekehrt! Das Private im Öffentlichen, - und umgekehrt! Das zu beachten ist bei der Lektüre sehr wichtig! Ich fühle mich in der Rolle des Schreiberlings eher als Beobachter, als Aufnahmeschirm und stelle ja von der Seitenauslinie auch viele Fragen, auf die ich selbst keine Antwort weiß. Auch sie könnten sich jedem stellen. Es hat jedenfalls mit meiner Person nichts zu tun, ohne dass ich die bequeme Position jener Politiker einnehme, die erklären, dass die Entscheidung zwischen richtig und falsch nicht von ihrer Person abhänge. 1.) Werde ich nicht von der öffentlichen Hand bezahlt 2.) Habe ich keine „wichtigen“ Entscheidungen zu treffen. Nein, ich fühle mich als Teil von etwas Anderem, - was auch mit meinem Studium der Soziologie zu tun haben könnte. Ich zeichne ein Bild, das - und das ist die Pointe! - nicht zutreffend sein muss! Ich nehme einfach nur Informationen, Anstöße, Fragmente rund um mich herum auf und gebe sie wieder. Nein, da ist kein journalistisches Überprüfen und die Verantwortung vor der Veröffentlichung! Viele der "Konsumenten" haben schlicht nicht die Zeit dafür. Der alltägliche Journalismus geht auch kaum so vor.... Es geht hier vielmehr um ein Stochern im Nebel anhand gewisser Fakten, - so, wie es vielen anderen Personen geht. Übrigens: Interviews werden nicht gewährt. Es erhebt die Information in meinen Posts keinen Anspruch auf absolute Gültigkeit. Sie ist vielmehr die Wahrnehmung einer Möglichkeit, einer Perspektive und Ansicht auf eine Gegebenheit, der wir ausgesetzt sind. Ich versuche aufzunehmen, dass es nicht mehr so einfach ist, zu entscheiden, was richtig und falsch sei. Einst und in der Aufklärung, - bis jetzt!, nahm diese Rolle die Wissenschaft wahr. Doch sie scheint inzwischen von vielen Seiten her korrumpierbar und interessengeleitet. Grund zur naiven Wissenschaftsgläubigkeit bietet sie in letzter Zeit jedenfalls relativ wenig. Politische Entscheidungsträger sollten sich auf die Wissenschaft stützen, heißt es oft. Doch unter diesen Bedingungen könnte dies ein schwieriger Job sein, zumal auch die Politik selbst (z.b. EU) Einflussnahmen unter bestimmten Interessen ausgesetzt ist. Dass sich diese als wissenschaftlich kaschiert haben, ist inzwischen bekannt. Untersuchungen werden nahezu beliebig gekauft, wissenschaftliche Titel haben (nur) ihren Preis. Der Publikationszwang unter Wissenschaftlern und die Praxis wissenschaftlicher Fake-Verlage andererseits, scheinen hier zudem ungünstige Einflüsse auszuüben oder versuchen offenbar mit einigem Erfolg, sich dies eitle Bestreben zunutze zu machen. Andere meiner Postings in diesem Blog sind hingegen sehr subjektiv, zeichnen ein Bild aus meinen Augen, sind von mir, meinen Erfahrungen und Person gefärbt und getränkt. Sie kommen aus dem Subjektiven, könnten genau darin jedoch etwas Allgemeingültiges haben, etwas, was sich verlängern ließe ins Gesellschaftliche. Privates könnte etwas mit Öffentlichem zu tun haben (s.o.) - und umgekehrt. Ich wechsle also die Perspektiven, fühle mich tatsächlich auf einer „Reise durch die Wirklichkeit“, die gewisse Politiker in den letzten Tagen unbedingt regulieren wollten.....

Montag, 29. August 2022

Polarisierung

Linke, ökologische oder fortschrittsorientierte Parteien isolieren sich immer mehr von denen, die sie eigentlich vertreten sollten: Menschen, denen es nicht so gut geht. Sie fühlen sich oft bevormundet von denen, denen es überaus gut geht. Leute, denen es nicht so gut geht, können sich nicht so stark um den Klimawandel kümmern oder teure Bio-Ware („Nur das Beste für mich“) kaufen (wenn sie angesichts von Inflation und Kriegsauswirkungen noch etwas haben, mit dem sie etwas kaufen können...), wie die hochgebildeten Besitzenden, die immer eine soziale Verantwortung für sich beanspruchen und dem aber selten gerecht werden. Da ist viel Lifestyle-Moralismus: Wir wissen, was gemacht werden muss.…und nur wir! z.b. keinesfalls mit der Benzinkutsche auf dem Lande zum Einkaufen fahren. Doch: Jemand, der auf dem Land lebt, dürfte trotz der großen staatlichen Hilfen nicht allzuviel Alternativen zum Verbrennungsmotor haben. Da ist Abgehobenheit: zb. Sprachvorgaben. Ächtung von Begriffen. Die Leute haben etwas gesagt, was sie normal fanden. - aber irgendwelche woken Akademiker mit hohem Einkommen haben das schon längst auf den Index gesetzt. Zb. Kindheitsträume: eine Grüne plauderte einst aus, dass sie Indianerhäuptling habe werden wollen. Das wurde dann aus dem korrekten TV-Mitschnitt rausgeschnitten, denn das darf man überhaupt nicht mehr sagen. Indianer? Igitt! Auch: Darf eine weiße Person das Gedicht einer schwarzen Person übersetzen? Als würde sich der Rassismus an solchen Fragen entscheiden! Leute, die meinen, sie seien links, konzentrieren sich wohl zu oft auf solche Fragen und Symbole, während es gleichzeitig Sozialabbau ohne Ende (etwa durch Inflation!) gibt und es weithin ums bloße Fressen oder Trinken geht. Da ist ein relativ gut situiertes, meist akademisch gebildetes, in Großstädten lebendes Milieu, das die eigenen Privilegien für Tugenden hält und anderen Leuten am besten gleich vorschreiben will, wie man zu leben, essen, habe, wie man zu denken oder zu reden habe. Verzicht predigen fällt natürlich dem leichter, der demjenigen ein Verhalten empfiehlt, der wenig hat (zb empfahl eine prominente sozialdemokratische Europa-Politikerin neulich in einer TV-Sendung einfach weniger zu heizen, um Geld zu sparen und sich umweltpolitisch korrekt zu verhalten)

Samstag, 27. August 2022

Beobachtungen

Ich gehe morgens raus, muss im Garten agieren (es soll ja „sauber“ sein) und werde gewahr, wie die Nachbarskinder sogar noch auf der Straße und gut hörbar dressiert werden. Sie sollen auf keinen Fall dies und das machen, - so ist zu vernehmen - sie sollen dafür viel mehr auf eine Existenz als Anführer und Angehörige einer gesellschaftlichen Klasse der Führer und Tonangeber hinarbeiten. Ich glaube es kaum, solche Klischees wahrnehmen zu müssen. Wo bin ich? Welche Leute wohnen hier? Die Kinder steigen zusammen mit ihrer Mutter in einen dicken, fetten SUV. Ich habe keinerlei Mitleid mit diesen Kindern, die eines Tages andere Kinder befehligen und kommandieren werden, während die Älteren ein lässiges „So ist’s halt“ samt smartem Grinsen fallen lassen. Diese Älteren, zu denen auch die gehören, die früher vielleicht mal von einer besseren Welt träumten und in den richtigen Dosierungen ein Rebellentum pflegten, das damals gerne gesehen war, - so wie das heute vielleicht der Bewegung „Fridays for Future“ zugemessen wird.

Freitag, 26. August 2022

Wir könnten.....

Wir könnten irgendwohin kommen und Menschen als Freunde erfahren. Im nächsten Augenblick könnten wir wieder woanders sein. Wir könnten die Natur als Kontinuum erahnen, als das, was uns einen winzigen Augenblick während unserer Existenz begleitet in der wunderbaren Gleichgültigkeit des Werdens über Millionen und Milliarden von Jahren hinweg. Und so haben beispielsweise Seen oder Berge eine ganz andere Identität, ein unbewusstes und nicht abgegrenztes Eingebettetsein in dieses Werden und Vergehen, in die wir uns vielleicht nur vage hineinfühlen können. Wir müssen einen gewaltigen Part unseres kleinen Zeitbudgets, das uns hier auf dieser Erde vergönnt ist, aufwenden, um so etwas nahe kommen zu können. Wir können uns hineinfallen lassen in ein Spekulieren darüber, was es sein könnte, - aber kaum darüber, was es im kosmischen Zusammenhang bedeuten könnte. Dazu reichen unsere Möglichkeiten wohl kaum aus. Aber Berge, Ozeane und Wüsten einerseits, Pflanzen, Tiere und Molekülzusammenballungen der eher flüchtigen Art könnten vielleicht Wegweiser für uns sein. Wir kommen ihnen umso näher, je fremder sie uns zunächst erscheinen. Wir gewinnen dadurch nämlich eine andere Distanz zu ihnen, wir betrachten sie vielmehr als ein Phänomen, das uns nicht mit Vertrautheit darüber hinweg täuschen kann, dass es auch Teil einen großen Kreislaufes ist.

Donnerstag, 25. August 2022

Nervositätsentschleunigung

Rechts und links schwirrt und flirrt an uns die Realität vorbei, trotz Pandemie-Entschleunigung, Selbstreflektion und Besinnung. Nichts scheint mehr zu begreifen zu sein, Fake-News triumphieren. Der Mensch ist nervös, er steht unter Strom. Da sind tausend Informationen über kleine und große Notstände, Kriege, Umweltkatastrophen usw. Und wir haben es uns angesichts dessen geleistet, uns in der Komfortzone einzurichten, können scheinbar ja sowieso nichts machen, behaupten das fortwährend. Doch die Welt und die Gesellschaft rückt zusammen (so wird behauptet), sich abzuschotten wird schwieriger, Dinge werden transparenter - aber nur für diejenigen, die sich darum bemühen: Die Gelegenheit dazu haben, zu bedenken, umzudenken, sich zu korrigieren, im Kopf, im Verstand. Gleichwohl sind wir dauernd online, erreichbar, verfügbar, einsetzbar. Zerissenheit macht sich breit. Auch zwischen denen, die haben, und denen, die nichts haben. Ungleichheit hat sich ausgebreitet. Als Gleichmacherei wird alleine schon das Bewusstsein dafür beschimpft von denen, die in einem gewissen Interesse sprechen und handeln. PR-Sprech. Auch im Interesse dessen, das die Macht des Faktischen für sich hat. Alles war scheinbar so und wird so immer sein. Die Grundordnung ist unumstößlich, weil der gierige Mensch anscheinend die Konstante ist. Ein Neuentwurf, ein Aufbruch wirkt angesichts solch behaupteter Verhältnisse leicht lächerlich. Jeder will den Moment festhalten, nicht die Vergangenheit oder gar planen. Eine Frage wird geradezu diktatorisch: Wie fühlt sich das Jetzt an, der Moment? Müssen wir ständig aktiv sein? Auch durch das Internet verliert sich das Gefühl für den Abstand von der Vergangenheit zur Zukunft. Wir können alle Informationen dauernd haben, wir können alles nachschlagen und die Zukunft planen. Es zerfließt. Möglicherweise verliert sich darin auch so etwas wie Empathie. Von allen Seiten kommt das, schlägt das in uns ein. Es prägt unsere Art zu sprechen, weil wir möglichst viele und gute Informationen damit transportieren wollen, weil wir nichts Falsches sagen sollten, weil wir ständig getrieben sind und uns gut darstellen wollen. Wir sind in einer Art Dauerhysterie und Dauerpanik, Nervosität und Unruhe erhebt sich – mitten aus der scheinbaren Entschleunigung. Damit erhebt sich auch die Frage: Wie gehe ich damit um? Entweder lasse ich mich in meiner Unruhe treiben, oder ich lerne darüber, versuche zu sortieren, Abstand zu gewinnen, andere Perspektiven einzunehmen - und werde dadurch ruhiger.

Mittwoch, 24. August 2022

Alternativen in einer Demokratie

Ob es am Ende nicht eine grobe Fehleinschätzung und eine Art Sünde war, in einer von sich selbst ergriffenen Demokratie in bezeichnender Weise eine „Alternativlosigkeit“ zu behaupten? Ob sich im Gegenteil dazu der Mensch nicht geradezu dadurch definiert, dass er Alternativen hat, dass er sich einer Ambivalenz ausgesetzt fühlt, dass er sich zwischen Möglichkeiten entscheiden kann, dass er sich und andere nach etwas wie dem rechten Weg fragen kann? Dass das für einen altmodischen und zu oft missbrauchten Begriff wie „Freiheit“ sehr wichtig ist? Ob es nicht zum Mensch sein gehört, dass man gerade in der Diskussion zu Antworten kommen kann, - für sich und andere? In einem sachten Abwägen von Alternativen? Alternativen? Zu was? Ob so etwas mit einem „Sich klarer werden über etwas“ zu tun hat?. Es ist ja nicht so, dass wir dem Leben augenblickliche Bedeutung geben dürften, sondern das, was wir tun, wir machen es einfach, es geschieht. Vielleicht auch aus eingeübten Routinen heraus. Wir geben dem, was wir vorfinden, einen Sinn. Manchmal auch nachträglich. Es ist alles im Werden und unabgeschlossen. Es gibt deshalb keine absolute Wahrheit. Was ist der Wert der Natur? Wie gehen wir mit den Tieren um? Worin liegt die Würde des Menschen und wie können wir sie besser schützen? Wir brauchen neue Verknüpfungen darüber, was es heißt, unter den obwaltenden Umständen und Verhältnissen Mensch zu sein. Es muss auch abseits der „political correctness“ Platz sein für einen neuen Umgang mit der Sprache, der wieder Platz lässt für Zweideutigkeit und Poesie, der die Dinge und Menschen zum Leben erweckt, anstatt sie nur zu beziffern oder zu Konsumenten zu machen. Doch können wir wirklich etwas ändern? Was ist das? „Die da oben, die da unten“, „der kleine Mensch, das große System“? Alles wird immer teurer, effektiver, leistungsstärker, schlimmer... . Es funktioniert alles ökonomistisch, ist von seiner Verwertbarkeit geprägt. Wir müssen begreifen: …..wir selbst sind das System, wir sind die Gesellschaft. Und wir haben die Wahl zwischen Alternativen. Der Mensch ist das Tier, das die Wahl hat. Dass diese Wahl so vielen Menschen auf der Erde immer noch genommen wird, ändert nichts daran, dass es am Verhalten jedes einzelnen Menschen liegt, wie die Welt ist. Leben heißt wach zu sein, anwesend, mitfühlend, sich zwischen Hell und Dunkel zu unterscheiden. Wir sind die Welt und die Welt hat den Wert, den wir ihr geben. Wir sollten das Leben feiern, anstatt es immer mehr zu verwerten. Wir sollten der Dichter unseres Lebens sein, sagt Friedrich Nietzsche.

Dienstag, 23. August 2022

Substanzloses Nichtwissen in Talkshows

Es gab eine Zeit, da waren Linksliberale angesagt. Wo? In den Medien. Tolerant sein, ironisch, postmodern, offen….. all das. Man war geneigt, dies nicht dem Zeitgeist, sondern zeitlos gültigen Werten zuzuordnen. War man sodann aber in den Medien einmal als linksliberales Aushängeschild entdeckt und für eine gewisse Einstellung identifiziert, war man plötzlich überall präsent, stellte sein Gesicht bei jeder TV-Talkshow vor, gewann auch mit dem Aufblase von Luftnummern die Aufmerksamkeit der Medienmacher. Darauf mag auch der bis heute anhaltende Umstand zurück gehen, dass meist dieselben Gesichter in denselben Talkshows ihren steilen Auftritt haben. Irgendwann fragte sich der einfache Zuschauer dann, worauf ein solcher Bekanntheitsgrad bei den Medien beruhe. Nun, gewisse Anschauungen mochten mir nahelegen: Akademische Titel und scheinbare Reputationen gehen zu oft auf Beziehungen zurück, neudeutsch „Networking“ genannt, und haben gar nichts mit dem Fach oder wissenschaftlichen Leistungen zu tun. Ein bisschen Labern und das Erwecken einer scheinbaren Empathie bei maßgeblichen Personen (oft "Entscheider" genannt) schien stets zu reichen, um sodann in eine Denkfabrik einzurücken, die Talkshows zu „schmücken“ und von nun an noch viel höhere Honorare für ein beredtes Nichtstun für substanzloses Nichtswissen zu kassieren.

Montag, 22. August 2022

Geld und Wachstum und Schland

Dass hierzulande im Laufe der Zeit alles den Götzen „Geld“ und „Wachstum“ untergeordnet wurde, macht auch der selbstgefällige Auftritt einer ehemaligen deutschen Regierungschefin klar, der jüngst von allen Seiten bewundernd kommentiert wurde. Kein Wort des Bedauernd, kein Wort der Reflektion darüber, welche Folgen wohl diese Politik hatte. Dass jetzt versucht wird, die Größe „Menschenrechte“ wieder in die Politik einzuführen, mag dies auch indirekt belegen und auch beklagen. Wo bleiben Begriffe wie „Freiheit“ in dieser Art von scheinbar rein pragmatischer Politik, die auch von den deutschen Sozialdemokraten nicht nur mitgetragen, sondern sogar forciert wurde. Unter anderem der Afganisthan-Abzug war die lächerliche Folge davon, ein Krieg schlimmsten Ausmaßes ist es jetzt. Nur, zur Verantwortung kann und will niemand gezogen werden, alle haben alles richtig gemacht: das Gas von einem völlig in Gewalttätigkeit entgrenzten Machthaber war geldwert günstig, pro forma wurden die Menschenrechte angesprochen, nachdem Folter und Umerziehung samt anderer Ungeheuerlichkeiten bekannt wurden. So angesprochen, dass niemand das wirklich mitgekriegt hat. Die Lüge wurde stillschweigend die Währung („Wandel durch Handel“), mit der man sich untereinander zu verständigen schien. Historie wurde solange gedreht, bis sie ins eigene Weltbild passte („ob man etwas aus der Geschichte gelernt hat?"). Es bildeten sich in dieser Gesellschaft Klassen heraus: die der Besitzenden und die Klasse der Habenichtse, die mittlwerweile einen erklecklichen Teil ausmachet und den gesellschaftlich demokratischen Zusammenhalt nicht gerade befördern kann.

Sonntag, 21. August 2022

Little Spender (MP3)

Samstag, 20. August 2022

Soziale und geographische Determinationen und Identität

Mich interessiert die Ausstrahlung, die vom Kern einer Persönlichkeit (Gewisse Psychologen, Literaten oder Philosophen nennen und nannten das den „göttlichen Funken“) durch wechselnde Gesichter (Selbst/Persona) und Masken hindurch zu erahnen ist. Ob es dies Ego überhaupt gibt? Ob es Mühe kostet, es über ein ganzes Leben hinweg immer mehr heraus zu arbeiten? Es gab eine Phase in meinem Soziologie-Studium, die eine Weltsicht in diesem Sinne stützte und mit dem Modell „Lebenswelt“ verknüpfte. Dass Rollenverhalten sozial bestimmt sein kann, steht wohl einigermaßen außer Frage. Die daraus resultierenden Folgerungen haben mich im Studium beschäftigt. An der Universität war es, wo ich also lernte: Soziale Rollen resultieren auch schon mal aus ökonomischen Verhältnissen. Konkret: Jemand, der von Grundsicherung lebt, hat wohl andere Ansichten und Perspektiven, Routinen und Auffassungen von „Normalität“, als ein Milliardär. Dies lässt sich durchdeklinieren durch die gesamte soziale Realität. Sie resultieren auch schon mal aus geographischen Verhältnissen: Wer aus anderen Regionen dieser Welt kommt (also nicht Mitteleuropa!), hat schon aus Gründen der Sozialisation ein anderes Weltbild, das durch andere Religionen und andere Wertmaßstäbe geprägt ist. Ob es ein gangbarer Weg ist, alles und jegliches Verhalten zu tolerieren, oder ob der Weg nicht viel eher über ein tieferes Verständnis der jeweiligen Sozialisation (Erziehung) des Gegenüber führen sollte? Selbstverständlich sollte am Ende dieser Entwicklungen das Einverständnis und die Einigung auf gewisse Grundwerte stehen, in unserem Falle das Grundgesetz.

Donnerstag, 18. August 2022

Normalitäten

Es gibt wohl Sinn- und Lebenswelten, die sich trotz des Kriegs speziell in den Industrienationen immer mehr ausdifferenzieren. Da sind Zeichen, Rituale, Verhaltensweisen und Bezüglichkeiten, mit denen wir uns jeden Tag dieser Realität wieder versichern und die uns (Vorsicht! Modebegriff!!) Narrative verschaffen. Ein Rapper aus der sozialen Unterschicht geht mit seinen „Gewissheiten“ durch seine Welt, ein Konzernlenker badet in der Selbstverständlichkeit, dass ihm seine Mitmenschen alltäglich alle jederzeit gefügig seien und dass seine Limousine samt dem mit einer lächerlichen Uniform angetanen Chauffeur jederzeit bereit stehen. Im Kopf wägt er dauernd Strategien ab, sich gegen Mitwettbewerber "durchzusetzen". Ein Internet-Nerd in den frühen Zwanzigern macht in seiner Agentur auf Selbstausbeutung und kündigt schon mal an, dass heute bis nach 24 Uhr gearbeitet werde. Der Auftrag! Der Druck! Ein fremdes Müssen! Eine Leidenschaft für eine Leistung, deren Lohn andere kontrollieren, das ist es, was einen hier umgibt! Ein Bauer bringt seinen Mist aus und ein Fabrikarbeiter schafft am Band, möglicherweise ohne sich suchen zu können. Das System sagt ihm tausendendmal: Du musst dankbar sein, dass du überhaupt arbeiten darfst, auch wenn dringend Facharbeiter gesucht sind: DU bist nicht darunter! Ein Rechtsanwalt im weißen Hemd gibt seiner Gehilfin schon am frühen Morgen einen Arschtritt, um siefür ihren fremdbestimmten Tag anzufeuern. Alle sind sie legitimiert durch dieses gesellschaftliche Einverständnis, das sich als möglichst „normal“, gottgegeben und unveränderlich darstellt, weil durch eine erbrachte Leistung legitimiert. Dabei ist auch das gesamte Kommunikationssystem eingeschlossen, das unter anderem Tribalismus und allerlei Verhaltensmodelle umfasst. Die Folge: Einer versteht den andern nicht mehr. Es differenziert sich die menschliche Formation nach sozialer Herkunft und Alter aus, was übrigens auf verschiedenen Wegen mit der sogenannten „Bildung“ zusammenhängt. Was das sei, auch darüber gibt’s inzwischen sehr verschiedene Ansichten. Rein technokratisches Einordnen in die Verwertungszusammenhänge (also möglichst ein Ingenieur sein, weil dieser etwas Verwertbares „schafft“!) und ökonomischenBedeutsamkeiten läuft so etwas wie einer „Menschwerdung“ entgegen. Sie hat ihre Wurzeln möglicherweise im Humanismus, der davon ausging, dass der Mensch seine verschiedenen Seiten möglichst zur Blüte bringen solle und sich dadurch erfahren könne. Star sein, prominent sein, das hingegen resultiert aus purer emotionaler Erfahrung. Aus Leistungselite" Ein Nobelpreisträger ist nichts, eine Art Influencerin oder It-Girl, das in einer Fernsehsendung etwas vor sich hin trällert, ein Rennfahrer, der eine spritverschleudernde Kiste möglichst schnell im Kreis fahren kann, werden gefeiert und vergöttert. Von wem? Von "den Anderen". Sie lechzen nach "Siegern" in einem fortwährenden Wettbewerb. "Powered by emotion"Das allumfassende Band einer solchen Gesellschaft ist nur noch und ausschließlich die fortwährende Kosten/Nutzen-Abwägung, die sich am Profit orientiert. Wie kann ich bei möglichst geringem Aufwand ein möglichst effektives Ergebnis erzielen? Die Möglichkeiten des Profites und die des Überlebens sind zudem ganz wesentlich und von vornherein geographisch differenziert. Wer aus der mitteleoropäischen Region stammt, hat Glück gehabt. Wer in Afrika geboren wurde, hat seine liebe Müh, über die Runden zu kommen.

Mittwoch, 17. August 2022

Wie fremd man sich bleibt (Text 2014)

WIE FREMD MAN SICH BLEIBT Wieder: einer der Versuche, ein Stück sich näherzukommen, Tasten nach Konturen wieder: plötzlich zurückgeschreckt, merk' dass ich natürlich nicht weiß, wer du bist wo du bist, denn du bist außer mir du schenkst mir Worte, die ich dreh' und wende, zärtlich, und such' dein Gesicht dahinter so viele Masken, schon gefallen im Dunkel verschwindend, ich bleib' zurück allein und such' nach jemanden, den du mir vorenthälst Wer? redet von uns und von dieser Welt die so verschieden ist, von Person zu Person Wer? versucht mit Worten zu greifen, was zwischen Kopf und Leib uns umspült Entfernung frei wählend, das richtige Maß heute morgen, nur für Sekunden, sah dich neben mir...und fünf Minuten später lachte ich mich aus, ein Nichtserzähler, der unpäßlich für dieses Land sich ständig neu erfindet neben dir, außer mir und mir neben dir so viele sehn' zu und spielen Neugier wer verwechselt mich mit dem Schatten neben mir du siehst in mir das Andre nicht wie die Andern und mit der Zeit bleibt uns noch aufgetragen das Netz aus Stein zu lösen, das uns hält.

Dienstag, 16. August 2022

Elitengebaren

Ob man sich da etwas denkt bei all diesen korruptiven und sich immer neu gruppierenden Vorgängen in Berlin? Leben in Saus und Braus, tolles Ambiente, fürstlicher, aus Zwangsabgaben finanzierter Verdienst und allzeit bereit fürs Networking? Ob da nicht ein Kennzeichen dessen offenbar wird, was sich gerne als „Elite“ sieht und bei dem die Medien bis hin zu höchsten Stellen nur allzu gerne in einer Wahrnehmungsblase der Macht mitmischen. Wieso sich eigentlich mehr als oft öffentlich-rechtlich bestallte Figuren da preis geben? Ob sie sich am sichersten überhaupt fühlen können, ob sie sich von vornherein durch ihren vermeintlichen und von tausend Sprechern erläuterten demokratischen „Auftrag“ geadelt fühlen dürfen? Der Bürger gibt’s, der Staat nimmt’s: Es scheint an manchen Stellen, dass auch die politische Klasse dieses Prinzip gerne praktiziert. Und es scheint, dass sich bestimmte Parteien näher am achtungsgebietenden Gebaren des Staates fühlen als andere. Darüber immer wieder nutzlose Auseinandersetzungen zu führen gehört wohl zum alltäglichen Handwerk dieser politischen Klasse, das ihr Gebaren gerne als „Auseinandersetzung um Grundwerte“ verkauft und stets dazu wachsweich lächelt.

Montag, 15. August 2022

Playing with Apollo (MP3)

https://buranmann.bandcamp.com/track/playing-with-apollo

Sonntag, 14. August 2022

Spezialisten

Wem gelingt es, das Muster, den Algorithmus dahinter zu erkennen?: Seit vielen Jahren scheint diese Gesellschaft zunehmend das Spezialwissen zu befördern, ein Spezialistentum der Idioten, die sich willfährig als Rädchen einreihen in das Räderwerk der Wirtschaft und keine Vorstellung vom "Ganzen" haben. Die lenkbar sind, weil sie von alledem außerhalb ihres Jobs nichts verstehen. Die unfähig sind, den Blick zu heben in Richtung auf das, was außerhalb ihres eigenen Blickwinkels sein könnte. Demgegenüber stehen diejenigen, die nach einem Überblick suchen, die das Ganze im Sinne haben und darüber nachdenkend Erkenntnisse absondern. Es werden aber ganz gegenüber beispielsweise Wissenschaftlern diejenigen prominent und angebetet, die schnell fahren, laufen, unterwegs sind, die sich schnell einstellen können auf wechselnde Bedingungen und sich immer wieder selbst optimieren….. die etwas unternehmend neue „innovative“ Wege zu beschreiten versuchen oder die eingefahrenen Gleise in ihrem Sinne nutzen ("nicht zu viel, nicht zu wenig"). Sie machen Karriere, verdienen viel Geld und werden „prominent“. Stehen auf der Bühne des Lebens ganz vorne. Es gilt für sie, schneller und besser zu sein als die andern. Ein Sieger. „Selbstoptimiertes Ego“. "Wettbewerb“ heißt das Zauberwort. Populäres im populären Sinne nutzen. Verkäufe. Es können und beherrschen, egal was. Dabei gewinnend lächeln und einladend zum Konsum verführen. Performance. Authentizität ausstrahlen. Verkaufe….. Und was ist mit der Suche nach der Sinnhaftigkeit des Ganzen?

Freitag, 12. August 2022

Flucht ins Reisen

Vor dem großen Gas-Crash noch schnell hinaus in die Welt! Wer weiß, wie lange das noch möglich sein wird. Jetzt sind sie wieder unterwegs, am besten per Flugzeug (wer es schließlich schafft, sich zu „boarden“) Warum aber bleiben wir nicht zuhause? Warum fahren wir - und mit uns Milliarden von Menschen - in fremde Länder, wo wir außer dem Motiv „Ferien machen“ genaugenommen nichts verloren haben? Neugier? Iwo! Am besten essen und wohnen wie zuhause. Ungeklärt sind daneben viele Probleme des Fremdenverkehrs: wie wirkt sich das auf die Reisegebiete aus? Wie gestaltet sich das Verhältnis von Besuchern und Einheimischen? Wie ist die Umweltbilanz des Tourismus? Bringt er wirtschaftlichen Aufschwung oder neue Formen des Kolonialismus? Was ist von den „künstlichen Ferienwelten“ zu halten, die sich immer mehr zu den meistbesuchten Reisezielen der Welt entwickeln? Was eigentlich treibt uns in die Ferne? Gibt es dabei eine Nähe zu Fest, Ritual und Spiel? Denn die Bewegung, die Reisen grundlegend charakterisiert, ist universell verbreitet und in allen Kulturen nachweisbar: Der Impuls, die Ordnungsstruktur des Alltags zu verlassen und in andere Wirklichkeiten einzutreten. Das Reisen stellt insofern eines der wirksamsten Mittel dar, der eingespielten sozialen Ordnung vorübergehend zu entkommen - nicht in blinder Flucht, sondern als produktive, menschliche Leistung, die neue Erfahrungen ermöglicht.

Donnerstag, 11. August 2022

Geld schießt Tore

Seltsame Veranstaltung! Da strebten unverdrossene Fans ins große Stadion, um ein großes Spiel zu verfolgen und die eigene Fußball-Mannschaft(Männer) zu unterstützen. All es wurde mit fast schon übertriebener Begeisterung im TV übertragen. Experten, Moderatoren und Reporter versuchten Spannung zu erzeugen, die ja überhaupt nicht da war. Es war ein Pokal ausgelobt, dessen Namen die Fans der reichen Mannschaft nicht mal genau kannten. „Man muss ja reinkommen!“ ließ einer ihrer Spieler nach der Begegnung verlauten. Dazu war dieser Pokal offenbar gut. Zu sonst nichts. Außer: Werbeeinnahmen zu erzielen. Nun ja, diese teure und gute Mannschaft musste jedes Spiel gewinnen. Schließlich war sie mit den teuersten Spielern bestückt. Klar war aber jedem schon im Vorfeld: Das Spiel ist nicht zu gewinnen. Da spielte eine Mannschaft aus der dritten Reihe, die im vergangenen Jahr große Erfolge gefeiert hatte, gegen eine Mannschaft der Super- und Megastars, ausgestattet mit einem finanziellen Etat und Fußballspielern, deren Wert schon im Einzelnen dem der kompletten Mannschaft des anderen „Arme-Schlucker-Vereins“ entspricht. Zudem hatten die „Armen Schlucker“ einen Tag zuvor ihren besten Spieler an einen der wohlhabenden Superclubs abgegeben müssen: Das alles wird einfach hingenommen und akzeptiert. Wie seltsam! Es gibt offenbar „Ausbildungsvereine“ und solche, die die tollsten Spieler dann nach dem Motto „Geld schießt Tore“ aufkaufen. Eine Klassengesellschaft der Fußballclubs: Die, die es haben. Die, die nichts haben. Dies scheint mir auch in dem Bestreben zum Ausdruck zu kommen, eine „Superliga“ zu grünen, in der nur noch die Besitzenden gegeneinander spielen und die anderen Clubs außen vor sind. Überall, auch in den einzelnen Ligen, scheinen sich klar zementierte Besitzverhältnisse zu etablieren, nach denen sich Gewinner und Verlierer ausrichten. Für den einzelnen Spieler scheint es toll, von einem der Supervereine ein Angebot zu bekommen, denn hier kann er ja, der Oberprofi!, viel verdiene. Und so läuft und lief denn alles wie erwartet: Überraschungen, auf die ja so hingebungsvoll gewartet wird, gab es nicht. Und das alles an einem Tag, an dem der deutsche Kanzler den DFB besuchte, um für "Equal Pay" zu werben. Rührend! Manche Spieler der Frauennationalmannschaft, so hieß es, müssten noch einem "normalen" 40-Stunden-Job nachgehen, um in dieser Form Fußball spielen zu können. Nun ja, wenn die männlichen Oberprofis demnächst in Katar um die Weltmeisterschaft spielen, müssen wir ja nicht an den Fernsehern hängen. Die Frauen waren viel unterhaltsamer und ihr Spiel war für "Gutmenschen" bedenkenlos zu genießen.

Mittwoch, 10. August 2022

Urlaubsfluchten

Urlaub? Jeder spielt seine Abwesenheit, so gut er kann. Er will, dass man sie/ihn in irgendeinem Stau stehend vermutet, an den Abfertigungsschaltern von Flugzeug-Companies vielleicht, möglicherweise auch auf einer Reise in die Ferne, sicher aber auf der Flucht vor dem alltäglichen Sein. Unwillkürlich ertappt man sich dabei, wie man die Zeit einteilt: Vor dem Urlaub, im Urlaub, nach dem Urlaub (was ja wieder „vor dem Urlaub“ bedeutet). Auch können ein paar Jugend- oder Kindheitserinnerungen hoch kommen. Anstrengende Passfahrten mit dampfendem Motor, beängstigende Enge und schlechte Straßen. Man selbst auf der Rückbank: Gottseidank lenkte da einer vorne, der wusste, wohin es gehen sollte und alle Routen kannte. Im seltenen Falle zog man die Landkarte zu Rate. Aber es war ja alles klar. Ach, wie nett das alles war: Das Ziel war klar erkannt. Später die Fahrten in der kleinen oder erweiterten Clique: der eine wollte sehen, was ihm im Reiseführer als empfehlenswert erschienen war, - der andere wollte ins Schwimmbad. Einsame Frankreichfahrten, felsige Adriaküsten und anschließend mitten in den Winnetou-Film hinein. Auto-Pannen und im Zelt die kalten Nächte (ja, die gab’s damals noch mitten im Sommer), später die Erkundungen in der Wüste, samt dem Malheur mit Einheimischen, von denen man fast beraubt wurde. Viel gelernt, aber für’s Leben? Man bildete sich aus und hatte kein Geld. Man suchte etwas und fand es nicht. Aber man lernte von der Natur, ließ sich von ihr verschlucken und blieb doch immer der Angsthase. Jetzt ist alles anders. Der Massentourismus hat all diese Ziele verschluckt. In diesem Sommer wird wieder geflogen, was das Zeug hält. Klimakrise hin oder her. Wohin wird geflogen? Egal, Hauptsache weg.

Dienstag, 9. August 2022

Was dies Blog betrifft

Unsere Wahrnehmung ist second hand? Was nehmen wir ernst und was nicht? Welche Rolle die Medien dabei spielen? Im Mix aus kurzen Texten, MP3s und Fotos geht es dem Blog darum, einen aus Medien gewonnenen Spiegel des Tages- und Zeitgeschehens sowie der persönlichen Gedanken- und Erlebniswelt des Autors zu produzieren, es geht ihm um den Wechsel von Sichtweisen, die gesellschaftlich geprägt sind, auch darum, Alltagserfahrungen zu spiegeln, aktuelle Vorgänge der Gesellschaft und Politik aus der Perspektive verschiedener sozialen Welten wahrzunehmen. Es ist ein Nachdenken über Zukunft und das gegenwärtige Sein, über Möglichkeiten hier, über den Kosmos, über vieles, was mich gestreift hat mittels Medien (also vermittelt...), es sind kurze Reflektionen von Herrschaftsverhältnissen, Gedanken über Tod und andere Gegebenheiten, etwas, das mich berührt und in mich eingedrungen ist, in der Empathie aufgehoben, in Religion und Spiritualität, Lyrik, eigenen MP3s und Fotos, ergänzt durch Songtexte verschiedenen Alters, Existenzspuren, Selbstvergewisserungen, Stammtischgequatsche, durch Tierisches, allerlei Zeugnissen meines Gangs durch die Wirklichkeit, subjektiv gefiltert, - ohne Anspruch auf Objektivität. Im Mittelpunkt: Das Normale, das Leben, die Deprivierung, Angst, Zeit, Liebe, Zitate, Geld verdienen zum leben, alles in Kürze und in möglichster Konzentration, Lektürefrüchte, im Bestreben, mich möglichst verständlich auszudrücken – und: ich versuche vorläufig, einen täglichen Rhythmus einzuhalten, einen multimedialen Blog zu betreiben.

Montag, 8. August 2022

Urlaubsansichten

Man blickt um sich und stellt sich gerade in BW Fragen: Ob sie jetzt alle weg sind? Auf Reisen? Wir erfahren etwas über die Welt und uns, so heißt es. So haben es Journalisten tiriliert, unabhängig von Corona-Gefahren und Gas-Knappheit. Doch das setzt auch eine gewisse Neugier voraus. Ein Bestreben, sich von den allgemeinen Trampelpfaden abzusetzen in Richtung auf etwas Individuelles. Blöd nur, dass sich das inzwischen viele derer versprechen, die etwas von sich halten und die es sich auch aller drohenden Unbill leisten können. Ja, das Reisen selbst ist auch diesbezüglich zu einem Statussymbol geworden. Waren im 17. , 18., 19. und 20. Jahrhundert Reisen noch einer gewissen gesellschaftlichen Schicht vorbehalten, so ist das Genre inzwischen zum Massentourismus geworden, das Versprechen einer individuellen Erweiterung des Horizonts und unverbindlichen Bespassung ist vervielfältigt – was sich unter anderem in der Masse der verschiedenen, für jeweilige Zielgruppen abgefassten Reiseführer zeigt, die sich an ein mit einer gewissen Neugier ausgestattetes Publikum wendet. Ihr Hedonismus scheint nur jeweils schichtenspezifische Ausprägungen anzunehmen. Die Masse der Urlaubsreisenden freilich scheint sich mit dem Aufsuchen verschiedener allgemein anerkannter „Sehenswürdigkeiten“ zu bescheiden, die ein längst sozialisiertes und an finanzielle Leistungsfähigkeit geknüpftes Begehren einzulösen versprechen. Die Suche nach dem „Authentischen“ und „Ursprünglichen“ ist darüber hinaus zu einer massenhaften Tätigkeit geworden. Dadurch etwas über die Welt erfahren, ein Bewusstsein ihrer Vielfalt zu erlangen, unsere Grenzen zu überschreiten, könnte dahinter stehender Wunsch, ein Begehren und ein gewisses Bedürfnis sein, das dahinter aufscheint. Es gilt, Aufklärung über „die Welt“ erlangen, gerade in Zeiten einer ungezügelten Globalisierung. Pech, dass das aber viele wollen, das all die Lehrer dieser Welt, besonders die aus Mitteleuropa, von diesem Bedürfnis getrieben sind und jeden Streik und lange Schlangen an der Abfertigung dafür in Kauf nehmen. Ob das die letzten Züge einer erschlafften Zivilisation sind? Ich ließ mich von dem Bedürfnis treiben, mich durch Zusammenhänge, die ich bisher nicht kannte, zu bewegen. Ihre allgemeine gesellschaftliche „Relevanz“, ihre Historie, ihren Ort im größeren Zusammenhang erschloss ich mir meist nebenher oder im ruhigen Rückblick. Meist mit den wichtigsten Fakten ausgestattet, konnte ich das Anderssein dieser Gegenden in jeder Hinsicht genießen. Dass man am Ende am selben Buffet im Hotel steht, dass man sich am Flughafen einreiht in die riesige Masse der Wartenden, dass man sich im Angesicht gewisser „Sehenswürdigkeiten“ gegenseitig auf die Füße tritt, nahm ich hin als Teilnehmer einer Massenkultur, als derjenige, der eintaucht in Zusammenhänge, mit denen er ansonsten nicht befasst ist. Nun hätte die noch nicht zurück liegende Virus-Krise vielleicht ein Bewusstsein dessen befördern können, über den Zweck von Reisen nachzudenken und ihre gesellschaftlichen Kosten zu bedenken, ihre „Notwendigkeiten“ neu abzuwägen und ihre Auswirkungen besser einzuschätzen. Ziele? Dahin gehen, wo man bisher noch nicht war. Doch diese Ziele können womöglich auch im eigenen Land, in der unmittelbaren Umgebung liegen. Das Exotische, das Anregende und Schöne dort neu kennen zu lernen und auch dadurch etwas über sich selbst zu erfahren, könnte ein neues Ziel sein. Natur und Mensch im Wechselspiel. Ob wir das in unserer Umgebung verstanden haben? Ob sich hier auch neue Horizonte auftun könnten? In der Wahrnehmung von gesellschaftlichen, aber auch geographischen Zusammenhängen? Ob der Strand der richtige Ort für die Erfahrung von „Sommerfrische“ ist oder ob er diejenige Entspannung verspricht, die der allgemeine Mensch der Industriegesellschaften zur Wiederherstellung seiner Arbeitskraft braucht? Ob es sich am Meer anders lebt als mitten im Land? Auch unter Gesichtspunkten der Ernährung? Ob es in der Wüste anders ist als in der Großstadt? In der „Provinz“ anders als dort, wo man den Puls der Zeit vermutet? Seine Umgebung besser verstehen oder eine neue Sensibilität ihr gegenüber aufbringen, könnte das nicht auch ein Beispiel für Horizonterweiterung sein? „Overtourism“. Schon sprachlich ein Beispiel für globalisierte Bewegungsformen, die womöglich am Abklingen sind. Ob die Kosten der Verkehrstechnologie erhöht werden sollten, - oder ob sie bereits sind? Das Fliegen teurer gemacht? Wem das dann wieder zugute kommt? Denjenigen, die es sich dann immer noch leisten können? Bisherige Formen des Tourismus neu bedenken? Beispielsweise auf den so beliebten Kreuzfahrten können wir unter großen Kosten für die Umwelt wohl nicht viel über Länder und Menschen erfahren, vielleicht aber einiges „über das Meer“. Ob es dazu auch eine daran angepasste Neugier geben muss? Ob die sich nicht in gesellschaftlichen Ritualen der Unterhaltung erschöpfen darf, wie das auf solchen Dampfern gang und gäbe zu sein scheint? Ob so etwas auch mehr Zeit bräuchte im Unterschied zum industriell verwertbar gemachten schnellen und hektischen „Sightseeing“? Sich einlassen auf etwas anderes als neue Reiseform? Eine „Reise durch Wirklichkeiten“ wagen?

Sonntag, 7. August 2022

Längeres Arbeiten?

Nun ja, es ist auf Initiative eines Arbeitgeberfunktionärs mal wieder eine Diskussion über die Rente und deren Zukunft sichernden Ausgleich angesichts des demografischen Wandels und derzeit von den bösen Baby- Boomern herbei geführten Knappheiten losgebrochen. Ich frage mich bei all den (guten?) Argumenten, wie der Stand der Diskussion angesichts der doch ausgiebig geführten Diskussion um Roboterisierung, Automatisierung und Algorithmisierung ist. Ob es bei dieser „Digitalisierung“ nicht auch einen heftigen Rückstand gibt, der typisch für Deutschland ist? Haben nicht vor nicht allzu langer Zeit viele „Experten“ erwartet, dass es angesichts dieser Entwicklungen mit der konventionell organisierten Arbeit (8-Stunden-Tag, fest reglementierte weisungsgebundene Arbeitszeit) zu Ende gehen könnte, weil all die Jobs Roboter übernehmen würden? „Arbeit 4.0“? Dabei sollten dann auch relativ anspruchsvolle Jobs wie der etwa eines Anwalts betroffen sein, so hieß es vielfach. Und jetzt „Facharbeitermangel“? - „Digitalisierung“. Ob Arbeit dieser konventionellen Art noch notwendig sein wird? Aber sicher, so ein durch die Medien sich artikulierender Lobbyist, der früher einmal Vorsitzender einer sich sozial gebenden Partei war. „Wir müssen unbedingt mehr arbeiten“, statt 40 Stunden möglichst 42 Stunden“ so der große Ex-Vorsitzende. Wie passt das beispielsweise zu der Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen? Deren Verfechter gehen ja davon aus, dass Menschen nicht gar nichts mehr tun und aufhören, zu arbeiten, tätig oder produktiv zu sein. Ein solches bedingungsloses Grundeinkommen würde ja nur das Ende der Erwerbsarbeit im bisherigen Sinne bedeuten. Eng damit verwoben erscheint aber das Rentensystem. Ist die Arbeit des Menschen überhaupt noch notwendig? Dieser Frage sollte man sich auch bei den Befürwortern einer „Rente mit 70“ und einer Verlängerung der Arbeitszeit schon stellen, wenn die Jobs von Millionen von Menschen von Automatisierung, Robotisierung und Algorithmisierung bedroht sein könnten, was ja direkten Einfluss auf ein Rentensystem haben könnte, das von den Zwangsbeiträgen von Arbeitnehmern und dem Ausschluss gewisser Berufs- und Einkommensgruppen lebt. Was dann tun mit all diesen wegfallenden Beschäftigungen? Ob der „Kuchen“ der Arbeit angesichts solcher Entwicklungen nicht doch kleiner wird und ob es angesichts dessen die richtige Maßnahme ist, die Lebensarbeitszeit samt der Wochenarbeitszeit hoch zu setzen? Ob unsere Gesellschaft es nicht auch nötig hätte, etwas Größeres zum Abbau von sozialen Ungerechtigkeiten zu unternehmen? Neugestaltung eines Steuerwesens, das in Zukunft mehr für jene Menschen da sein müsste, für die es aller Wahrscheinlichkeit keine konventionell organisierte Arbeit mehr geben. Abgesehen von den Dienstleistungen und gewissen hochqualifizierten Beschäftigungen wird es wohl angesichts von Algorithmisierung, Robotisierung und Automatisierung in Zukunft gar keine Jobs mehr geben. Ob dies spätestens der Zeitpunkt sein könnte, über ein bedingungsloses Grundeinkommen nachzudenken?

Freitag, 5. August 2022

Blickwinkel

Das „Außer-sich-sein“, das ich einmal in einem Trip erfahren durfte, dieses „Neben-sich-stehen“ scheint mich verändert zu haben. Genauso ging's mir mit der Natur, die in Form der Evolution ständig etwas Neues probiert. Nicht nur der Grand Canyon war für mich eine tiefe spirituelle Erfahrung. Demut legte sich mir nahe. Respekt. Staunen. Es hat mich nüchternen Schlock ergriffen, es berührte mich. Dies schloss stets die Tiere ein. Nicht nur Säugetiere. Es trat ein Empfinden für andere Zeiträume hinzu. Ihren Bezug zu mir, zu meiner Person, die mir in diesem Zusammenhang doch so unbestimmt zu sein schien, wurde wichtiger. Zeit. Zeitspannen. Was ist das? Bloß deshalb selbstverständlich, weil wir diese Sicht eingeübt haben? Wieso etwa habe ich solch unterschiedliche Musik gemacht, obwohl andere Gemüter ihren „Stil“ längst gefunden zu haben schienen? Ich habe immer versucht, die Realität von verschiedenen Seiten her zu umkreisen, ihr aus unterschiedlichen Perspektiven näher zu kommen. Dies bedeutete für mich „Polyperspektivität“. „Impressionistische Dialektik“ auch. Dass man Dinge stets aus mindestens zwei Perspektiven betrachten kann. Wenn etwas nicht geht, wenn etwas anderes die bessere Perspektive eröffnet, dann habe ich eher sie versucht. Ich war Besucher, Spieler, Probant, habe das Kaleidoskop zur Hand genommen, das meiner Meinung nach die Wirklichkeit ist. Habe Theorien ausprobiert, ausformulierte Sichtweisen genauso wie dumpfe und implizite Perspektiven. Habe abgewogen. Vergleichend betrachtet. Mich nicht festgelegt, sondern versucht, Sichtweisen zusammen zu bringen, eine Fusion zu versuchen. Dadurch bin ich aber in eine Situation des ständig Optionalen gekommen, dessen, der sich scheinbar nie festlegen kann, wo es gefordert ist. Die Realität lässt das nicht zu. Sie verlangt diese Festlegung. Ich habe hingegen habe wechselnde Farben benutzt und doch versucht, eine Konstanz zu halten. Bin einer gewissen Ernsthaftigkeit nach gegangen. Habe mich spielerisch festgelegt, im klaren Bewusstsein um dessen Vorläufigkeit. Den meisten Menschen, so weiß ich jetzt erst, kommt dabei ihr Ego in die Quere. Sie knüpfen ihre Identität an bestimmte Positionen, vertreten Meinungen, stehen für etwas ...usw. Mir war mein Ego dafür nicht wichtig genug, denn ich besetzte ja wechselnde Positionen, ohne in belanglose Beliebigkeiten abzugleiten.

Donnerstag, 4. August 2022

Melancholische Vergnügtheit (Lyrik ub)

Melancholische Vergnügtheit Es ist doch nur ein Phantom, das ich jage bin doch immer wieder alleine, kurz davor alles ist ein Kommen und Gehen nichts bleibt Du kannst nichts auf Dauer haben nicht mal ein bisschen das du jetzt zwischen den Fingern hast Es heißt, Abschied zu nehmen du bist alleine und willst es manchmal nicht wahr haben (aus dem Jahr 1988)

Mittwoch, 3. August 2022

Dinge, Bedrängnis, Identität

Rechts und links schwirrt und flirrt an uns die Realität vorbei. Kriege. Pandemien. Sauereien. Nichts scheint mehr zu begreifen zu sein. DerMensch wird nervös, er steht unter Strom. Tausend Informationen über kleine und große Notstände, Kriege, Umweltkatastrophen usw. Und wir haben es uns angesichts dessen geleistet, uns in der Komfortzone einzurichten. Doch die Welt und die Gesellschaft rückt zusammen, sich abzuschotten wird schwieriger, Dinge werden transparenter - aber nur für diejenigen, die sich darum bemühen: Die Gelegenheit dazu haben, zu bedenken, umzudenken, sich zu korrigieren. Gleichwohl sind wir dauernd online, erreichbar, verfügbar, einsetzbar. Zerissenheit macht sich breit. Auch zwischen denen, die haben, und denen, die nichts haben. Gerade jetzt. In Zeiten der Inflation. Als Gleichmacherei wird alleine schon das Bewusstsein dafür beschimpft von denen, die in einem gewissen Interesse sprechen und handeln. Auch im Interesse dessen, das die Macht des Faktischen für sich hat. Alles war scheinbar so und wird so immer sein. Die Grundordnung ist unumstößlich, weil der gierige Mensch anscheinend die Konstante ist. Ein Neuentwurf, ein Aufbruch wirkt angesichts solch behaupteter Verhältnisse leicht lächerlich. Jeder will den Moment festhalten, nicht die Vergangenheit oder gar planen. Eine Frage wird geradezu diktatorisch: Wie fühlt sich das Jetzt an, der Moment? Müssen wir ständig aktiv sein? Auch durch das Internet verliert sich das Gefühl für den Abstand von der Vergangenheit zur Zukunft. Wir können alle Informationen dauernd haben, wir können alles nachschlagen und die Zukunft planen. Es zerfließt alles. Möglicherweise verliert sich darin auch so etwas wie Empathie. Von allen Seiten kommt das, schlägt das in uns ein. Es prägt unsere Art zu sprechen, weil wir nichts Falsches sagen sollten, weil wir ständig getrieben sind und uns gut darstellen wollen. Wir sind in einer Art Dauerhysterie und Dauerpanik, Nervosität und Unruhe erhebt sich. Damit erhebt sich auch die Frage: Wie gehe ich damit um? Entweder lasse ich mich in meiner Unruhe treiben, oder ich lerne, versuche zu sortieren, Abstand zu gewinnen, andere Perspektiven einzunehmen und werde dadurch ruhiger

Montag, 1. August 2022

Urlaubsträume

Nun ja, diese Art der Anbiederung an den vermeintlichen Geschmack des Publikums kennen wir von Journalisten. Pünktlich jetzt, zu Beginn der Sommerferien auch noch im letzten Bundesland, werden Loblieder des Reisens gesungen. „Am liebsten weit weg“ solle die Reise gehen. „Hauptsache raus“, so der Tenor derer, die sich jetzt auf Flughäfen oder Bahnsteigen quälen und nach Corona endlich mal wieder die weite Welt an überfüllten Stränden von vollklimatisierten Hotels erkunden dürfen, wobei sie von den jeweiligen einheimischen „Bediensteten“ mit möglichst billigen Servicediensten umsorgt werden. Ob da eine Art Neokolonialismus durchschlägt, ein Diener-Herrschaftsverhältnis? Die „Entdeckungstour“ durch das eigene Land habe nicht ausgereicht, schließlich müsse man sich „ein Bild von der Welt machen“. Ob da der alte Mittelklassetraum von der „Bildungsreise“ noch mitschwingt? Wer von der Masse derer, die jetzt die Flughäfen stürmt, sich wohl ein „Bild von der Welt“ machen will, indem er mit einem netten Sonnenbrand unterm Sonnenschirm am Meer liegt? Reisen habe mit dem Erfahren zu tun, was auf gewissen Südseeinseln angesichts eines unzureichenden Klimaschutzes los sei. Wer sich wohl mit ungewöhnlichen Lebensgewohnheiten, merkwürdigen Speisen, fremden Sprachen und anders aussehenden Menschen auseinander setzen will? Reisen würde motivieren, aufrütteln und – bilden. Wer wohl von all den Reisenden an den Flughäfen einen Bildungsurlaub auf einer kleinen Insel oder in einem „armen Land“ gebucht hat? Ob eine solche „kleine Insel“ auch in der Südsee liegen könnte? Wer sich das wohl leisten mag? Die „Annäherung an das Fremde“ und die „Wiederherstellung der Arbeitskraft“ habe mit dem ursprünglichen Sinn und Zweck des Reisens zu tun. Die Betonung scheint mir heutzutage eindeutig auf dem zweiten Punkt zu liegen. Und ob die Masse der Urlaubenden diesen bildungsbürgerlich gefassten Begriff des Reisens teilt, mag dahin gestellt bleiben.