Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 31. August 2016

Showgeschäft Fußball

Nun ja, in den Diskussionsrunden mit den scheinbaren Kompentenzlingen grinsen sie stillvergnügt in ihre Dreitagebärte hinein, lassen sich als „Experten“ aufrufen oder sind ohnehin mittendrin und haben eigentlich keine Zeit. Dass der DFB bald wohl über eine weitere Splitting der Spieltage nachdenken wird. Von „Investitionen in die Zukunft“ ist oft die Rede. Dass die Premier League so viel hat und die Bundesliga so wenig. Alles hat halt seinen Preis in einer Marktwirtschaft. Und: es funktioniert ja. In ein paar Jahren sind alles alles keine außergewöhnlichen Ablösesummen mehr, da geht es dann um ein Mehrfaches. Wirklich? Die Transfersummen im Fußball übertreffen diesmal ja alles. „Die Mannschaft“, dieser Marketingartikel eines Sportartikelausrüsters und einer Automobilschmiede absolviert eine Art Trainingsspiele vor leeren Rängen und lässt um 20.45 Uhr zur familienfreundlichsten Zeit anpfeifen, das niemanden interessiert (ach, der Basti!) oder viel zu teuer ist. Ach, die Fernseheinnahmen! Das haben die großen englischen Clubs ja sowieso nicht nötig, die haben schon seit Jahren ihre Scheichs und Investoren. Diese Engländer! Ihre Nationalmannschaft ist in diesem Sommer frühzeitig und relativ unrühmlich aus dem bedeutenden Turnier ausgeschieden. Geld kickt gut. Das schon. Aber ob das für die Nationalmannschaften gut ist?..... Nun ja, da wird schon mal schnell eine Mannschaft im Ausland zusammengekauft, oder werden Leute ein bisschen eingebürgert, die man für unverzichtbar hält. Ihre Nationen hingegen werden nach wie vor ausgebeutet. Ihr Fußballspieler auch, indem sie gekauft werden? Ob's mit dem herkömmlichen Begriff von Fußball nicht mal langsam zu Ende geht? 

Dienstag, 30. August 2016

Besserwisser

Mir fallen sie immer mehr auf, ja, sie stoßen mir sogar herb auf: die in den Medien auftretenden Stars der engagiert vertretenen Meinung, die professionellen Besserwisser, Klugscheißer, akademisch wohlbestallten Vorleser und die Bestsellerautoren, die uns wortreich und akademisch gesiegelt erzählen, was alles falsch sei und was die Gesellschaft samt ihrer Industrie mit uns treibe. Dabei sind dies die smarten jungen Jungs, die kampfkostümtragenden Damen und die alten Rauschebärte, die uns etwas von Konsumverzicht, Klimawandel etc. erzählen und es sich anschließend im 8Zylinder bequem machen, wo sie das Mobiltelefon der Luxusmarke sich ans Ohr halten, um den nächsten Termin etwas nach hinten zu verlegen und das Gourmetessen in der sternbewehrt feinen Fresskaschemme schon mal vorbestellen. Gewiss, es ist eine Spielart der Trennung von Sach- und Personenebene. Sie mögen in so mancher Sache durchweg recht haben. Und ich bin auf der von ihnen vertretenen Seite. Das ist die Sachebene. Doch persönlich habe ich keinerlei Respekt vor solchen Personen, deren Theorien nicht mal dazu gut sind, der eigenen Person etwas für die Existenz an die Hand zu geben. Ihre Bücher sind für die, denen es etwas bringen würde, in dieser gescholtenen Gesellschaft keinen Cent günstiger als die gescholtene Konsumware. Sie werfen sie auch in unübersichtlicher Anzahl auf den Markt, um ja im Gespräch zu bleiben und den sich daran knüpfenden Umsatz zu machen. Darin sind sie den von ihnen so hingebungsvoll kritisierten Politikern oft nicht ganz nicht unähnlich, die ja so gerne Wasser predigt, um umso unverhohlener Wein zu trinken, den sie mit bei der einschlägigen Industrie bestellten Luxusschreibstiften bestellt hat. 

Montag, 29. August 2016

Handlungsvorhersage (2)

In meinem Blog „Handlungsvorhersage“ vom 12.7.2016 hatte ich es thematisiert. Jetzt scheint die neueste und gestern gesendete Folge des ARD-Tatorts es auch aufgenommen zu haben (ich habe das nicht gesehen...). Es gibt Programme der Künstlichen Intelligenz, die sich bisher vor allem die Polizei zu eigen gemacht hat. Mit ihnen scheint es möglich zu sein, Verbrechen vorauszusagen. Mir war zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Blogs schon bekannt, dass die amerikanische Polizei dieses System bereits anwendet. Nun scheint es endgültig in den Mainstream eingewandert zu sein. Die Entwickler des intelligenten Computerprogramms im Tatort taufen ihre Schöpfung auf den Namen "Bluesky". Was zum Dreh-Zeitpunkt des Films „Minority Report“ mit Tom Cruise im Jahre 2002 noch so etwas wie Science Fiction war, scheint inzwischen Wirklichkeit geworden zu sein. Das amerikanische System funktioniert so: Die Software errechnet die Wahrscheinlichkeit, mit der sich Verbrechen in verschiedenen Gebieten wiederholen. Dazu wertet das System unter anderem die Polizeiberichte des Vortages aus. Jahresstatistiken über Stadt- und Bevölkerungsentwicklung helfen dabei, besondere Risikogebiete zu identifizieren. Wurden innerhalb von 72 Stunden zwei Einbrüche in demselben Wohngebiet registriert, liegt ein Ausnahmefall vor – liegt die Anzahl dieser Fälle deutlich über dem Durchschnitt, schlägt die Software Alarm und kann selbständig dazulernen, in dem sie ihre Datenbasis verbreitert. Die Polizei kann dementsprechend mehr Einsatzkräfte in dem Risikogebiet auf Streife schicken. Die Pülizei der mir nicht gerade fern liegende Stadt Stuttgart vermeldete nach dem Einsatz dieses Systems 30 Prozent weniger Einbrüche im Jahr 2015. Natürlich sind auch andere Einsatzgebiete dieses ständig erweiterten Systems denkbar. 

Sonntag, 28. August 2016

Reisen als Tourist

Warum bleiben wir nicht zuhause? Warum fahren wir - und mit uns Milliarden von Menschen - in fremde Länder, wo wir außer dem Motiv „Ferien machen“ genaugenommen nichts verloren haben? Ungeklärt sind daneben viele Probleme des Fremdenverkehrs: wie wirkt sich das auf die Reisegebiete aus? Wie gestaltet sich das Verhältnis von Besuchern und Einheimischen? Wie ist die Umweltbilanz des Tourismus? Bringt er wirtschaftlichen Aufschwung oder neue Formen des Kolonialismus? Was ist von den „künstlichen Ferienwelten“ zu halten, die sich immer mehr zu den meistbesuchten Reisezielen der Welt entwickeln? Was eigentlich treibt uns in die Ferne? Gibt es dabei eine Nähe zu Fest, Ritual und Spiel? Denn die Bewegung, die Reisen grundlegend charakterisiert, ist universell verbreitet und in allen Kulturen nachweisbar: Der Impuls, die Ordnungsstruktur des Alltags zu verlassen und in andere Wirklichkeiten einzutreten. Das Reisen stellt insofern eines der wirksamsten Mittel dar, der eingespielten sozialen Ordnung vorübergehend zu entkommen - nicht in blinder Flucht, sondern als produktive, menschliche Leistung, die neue Erfahrungen ermöglicht. 

Samstag, 27. August 2016

Beschleunigt in Richtung Ruhe

Rechts und links schwirrt und flirrt an uns die Realität vorbei. Nichts scheint mehr zu begreifen zu sein. Der Mensch wird nervös, er steht unter Strom. Da sind tausend Informationen über kleine und große Notstände, Kriege, Umweltkatastrophen usw. Und wir haben es uns angesichts dessen geleistet, uns in der Komfortzone einzurichten, können scheinbar ja sowieso nichts machen. Doch die Welt und die Gesellschaft rückt zusammen, sich abzuschotten wird schwieriger, Dinge werden transparenter - aber nur für diejenigen, die sich darum bemühen: Die Gelegenheit dazu haben, zu bedenken, umzudenken, sich zu korrigieren. Gleichwohl sind wir dauernd online, erreichbar, verfügbar, einsetzbar. Zerissenheit macht sich breit. Auch zwischen denen, die haben, und denen, die nichts haben. Als Gleichmacherei wird alleine schon das Bewusstsein dafür beschimpft von denen, die in einem gewissen Interesse sprechen und handeln. Auch im Interesse dessen, das die Macht des Faktischen für sich hat. Alles war scheinbar so und wird so immer sein. Die Grundordnung ist unumstößlich, weil der gierige Mensch anscheinend die Konstante ist. Ein Neuentwurf, ein Aufbruch wirkt angesichts solch behaupteter Verhältnisse leicht lächerlich. Jeder will den Moment festhalten, nicht die Vergangenheit oder gar planen. Eine Frage wird geradezu diktatorisch: Wie fühlt sich das Jetzt an, der Moment?
Müssen wir ständig aktiv sein? Auch durch das Internet verliert sich das Gefühl für den Abstand von der Vergangenheit zur Zukunft. Wir können alle Informationen dauernd haben, wir können alles nachschlagen und die Zukunft planen. Es zerfließt. Möglicherweise verliert sich darin auch so etwas wie Empathie. Von allen Seiten kommt das, schlägt das in uns ein. Es prägt unsere Art zu sprechen, weil wir möglichst viele und gute Informationen damit transportieren wollen, weil wir nichts Falsches sagen sollten, weil wir ständig getrieben sind und uns gut darstellen wollen. Wir sind in einer Art Dauerhysterie und Dauerpanik, Nervosität und Unruhe erhebt sich. Damit erhebt sich auch die Frage: Wie gehe ich damit um? Entweder lasse ich mich in meiner Unruhe treiben, oder ich lerne darüber, versuche zu sortieren, Abstand zu gewinnen, andere Perspektiven einzunehmen - und werde dadurch ruhiger. 

Donnerstag, 25. August 2016

Kotdurft

KOTDURFT (Im stillen Ozean)


In die Stille eines Ozeans eingelaufen
doch er kann toben
er kann dich umbringen, dieser Ozean
sie beobachten dich dabei
und manchmal grinsen sie
du versuchst, dich über Wasser zu halten
du taumelst, du schwankst, du hast nicht
das Gleichgewicht, die Balance ihrer
ach so coolen Gleichgültigkeit


In die Stille eines Ozeans eingelaufen
scheinbar ausgeglichen so moderat
du fängst an zu frieren, zu schaudern
zu frösteln, war'n früher bessere Tage
du fällst und torkelst, kommst in Bewegung
dem Abgrund entgegen, der vor dir starrt
dunkel, kalt, feindlich abweisend
scharf verletzend, widerlich stinkend
ein Tor zur Hölle, hinaus ins Nichts


In die Stille eines Ozeans eingelaufen
scheinbar beiläufig alltäglich abgeklärt
sie können dich überraschen, diese Idioten
beim granteln, beeim überlegenen Denken
du frierst, du kotzt, du fühlst dich abgegraben
von ein paar dyanmischen Edelspezialisten,
agressiv, smart, nett, lächelnd in die Enge getrieben,
zum Niederknien und „Hilfe“ schrein

zum Wiederkäu'n und Gebete brüllen 

Dienstag, 23. August 2016

Künstliche Intelligenz (4)

Künstliche Intelligenz, die per App das Funktionieren des Heims besorgt, die Krankheiten rechtzeitig erkennt, die Arbeiten besorgt, wo „Facharbeiter“ fehlen werden, die Bilder und Gesichter kennen, die viel klügere Entscheidungen treffen, als wir das würden. Ob sie noch viel mehr besser als wir selbst können? Ob sie eines Tages die Weltherrschaft übernehmen werden und ob wir Menschen dann nur noch in Form von Cyborgs auftauchen, als durch allerlei technisch hergestellte Erweiterungs-Gadgets „aufgewertete“ Wesen? Sie werden alles und jeden kennen (Datenbrillen sind da nur ein Übergang...), sie werden unter anderem sprechen können (der Datenaustausch ist auch anders möglich), sie werden Kriege führen und sie werden zielsicher mit der Zukunft umgehen. Sie werden auch beliebig reproduzierbar sein (Klone könnten zur Selbstverständlichkeit werden). Sie werden einfach „erfolgreicher“ sein als die andern, sie werden sie auf viele Arten verdrängen. So jedenfalls geht eine Vision im Silicon Valley, in dem (derzeit noch von Menschen) die Technik der Zukunft erdacht wird. Künstliche Intelligenz soll uns Routine-Aufgaben abnehmen, die uns bisher zu sehr belasten. Es geht um gesteigerte Effizienz. Auch in Bezug auf die Umwelt. Das Ausplündern wird sich als nicht besonders klug erweisen. Öko wird angesagt sein,. Und das Mitgefühl? Compassion? Kunst? Werden das diese Maschinen auch können, wird das von ihnen ausgehen können? 

Montag, 22. August 2016

Andere Welten

Wir driften in tausend Paralellwelten auseinander, zum Teil geistig und ökonomisch völlig unterschiedlich ausgestattet. Die Bedingungen dafür werden von Leuten gestaltet, die "professionelle Machtausüber" sind, die teilweise dafür ausgebildet sind, die in ihrer eigenen Lebenswelt leben und die mit denen, die sie vertreten sollen, herzlich wenig zu tun haben, - auch wenn sie immer wieder (bevorzugt in Wahlkämpfen) sich unters Volk mischen, von ihnen selbst definierte „Bürgerdialoge“ oder „Bürgersprechstunden“ führen und sich recht volkstümlich geben. Das allzu Populistische freilich soll tabu sein, auch wenn keiner von ihnen auf Anhieb halbwegs sauber definieren könnte, was denn „populistisch“ sein solle. Es geistert auch gerne das Stichwort „basisdemokratisch“ herum. Einzige Bedingung für die meisten Politiker aber ist für ihre „Basisdemokratie“, dass die Entscheidungen dann in dem von ihnen selbst definierten Sinne fallen, möglichst „humanistisch“ und sonstwie moralisch seien. Blöd nur, dass so etwas wie die Todesstrafe leider sehr populär sein kann. Zeitweise. Phasenweise. Im nächsten Moment wieder ganz anders. Dann wird von den selbsternannten „Basisdemokraten“ auf das blöde Volk herb eingeprügelt. Rassisten, Rechtsausleger, Faschisten sind da noch harmlose Vorwürfe und Unterstellungen. Wie kommen die nur dazu, diese Unwissenden, diese bedauernswerten Opfer? Sie sollen gefälligst unsere Meinung haben, basta. 

Samstag, 20. August 2016

Urlaub

Gegenüber steht der riesige Van bereit zur Abfahrt, die Kinder müssen nur noch zusteigen. Weiter vorne parkiert ein Wohnmobil, offensichtlich fertig zur Abfahrt. Weiter vorne wartet ein Wohnwagen, aufmunitioniert zur großen Urlaubsschlacht. Baden - Württemberg geht in Ferien, auch wenn es damit spät dran ist: die ersten Bundesländer beenden die lange Sommerpause schon wieder. Automobilfabriken sind teilweise davon abgekommen, den Sommer generell zur Ferienzeit zu erklären und verzichten auf "Betriebsferien". Die vielen, die aus finanziellen Gründen nicht verreisen können, bleiben ja ohnehin unsichtbar. Es gilt ja da Credo, das es „uns“ so gut wie noch nie gehe. Was sollen da die wenigen Armen..... Als Beleg werden dann immer Statistiken hervorgekramt, deren Zweifelhaftigkeit sich doch langsam herumgesprochen haben dürfte. Der Rest tut so als ob: als sei er weg. Seit langen Jahren ist das schon so. Die Straßen sind erfreulich befahrbar, in den Geschäften sind die Schlangen deutlich geringer (ein Effekt, dem die Discounter dadurch entgegen steuern, dass sie die Kassen schlechter mit „Personal“ belegen. Die Kundenschlangen sind also mindestens gleich lang. Das ist ihre Art der Einsparung). Die Schlangen bilden sich bald als Stau auf den Autobahnen, was jedes Jahr auch dasselbe ist. Aber die Klimaanlage brummt, die Smartphones ist gezückt, die Games ziehen von den Rücksitzen in sich hinein. Das Ziel ist ein Resort, in dem es möglichst wie in Deutschland zu essen geben soll. Wer es nicht leisten kann, hat halt Durchfall oder keinen Platz am Pool.

Freitag, 19. August 2016

Mit Sokrates sich selbst auf der Spur (1)

Ich weiß, dass ich nichts weiß“ sagte einst Sokrates, der große griechische Philosoph des Nichtwissens und Zweifels. Der Satz steht sogar draußen auf dem großen Poster in meinem Zimmer. Er war und ist einer meiner Orientierungsmarken. Durch die Praxis der Selbsterkenntnis entwickelt Sokrates eine Bewusstheit, die auch ihr Nichtwissen annimmt. Er war ein Sucher des Selbst und ein Liebhaber der Weisheit. Sich spüren, wie die Ego-Sucher heute so gerne sagen, war sein alltäglicher Versuch. Sich erkennen. Dem möglichst nahe kommen. Sich annähern und das dann auch spüren, merken. Dabei brauchte er keine Bungee-Sprünge, Wasserturmsprünge oder sonstige Fallschirmverrenkungen. Er war auf der Spur seiner selbst und nahm dafür in Kauf, anders zu sein. Er war bereit, einen Preis dafür zu bezahlen, was ihn letztlich wohl auch das Leben gekostet hat. Denn die Umwelt will Angleichung, will uns in den Algorithmus zwingen, in das Typische und Vorhersagbare. Aber beispielsweise die Kunst kann einen Weg weisen, einen Fingerzeig geben, zum Beispiel sie selbst suchen und sich dabei ausdrücken. Das ureigene Selbst, das gerade nicht geklont werden kann, das sehr eigen ist. Aber auch anderen Menschen dadurch neu begegnen. Den Austausch dadurch anregen. Diese Ebene zu beschreiten lernen, sich hinein geben in die Zeichen, die Bedeutungen und ihre Schönheiten. Das Abenteuer wagen. Die Bereitschaft freundlich mit einem Lächeln aufbringen. Jawohl, das könnte möglich sein – und nicht nur eine verbal nett esoterisch klingende Vision. Ich selbst glaube das in der Realität erlebt zu haben. Aber man kann diesen Vogel nicht festhalten. Er fliegt womöglich davon und ist weg. Er ist womöglich selbst etwas Vorübergehendes, Flüchtiges. Rede, Gegenrede, Dialog und Fragen: das war Sokrates' Methode. Das Offene. Das manchmal auch Gefährliche und Radikale. Nicht das festgefügte Dogma, nicht das absolute Wissen. Nicht die Anmaßung, die leider zu oft von Religionen ausgeht, deren fundamentalistische Form schon mal von göttlicher Offenbarung ausgeht und sich dadurch jeden Diskurses entzieht. Etwas ist richtig, weil es richtig ist! Wie weit ist das von Sokrates' Sicht auf die Welt entfernt!    

Donnerstag, 18. August 2016

Competition

Das Ego, ist das einzige, was du wirklich hast auf dieser Welt
deshalb scheint es dir das Wichtigste
aber du stehst in einem Zusammenhang
der dir Leben erlaubt
du lebst mit anderen auf dieser Welt
schauen in Bauchnabel, haben keine Ahnung, nach was sie suchen
vergöttern das Ego, wie die Mächtigen das gerne hätten
immer glücklich und sonnig sein
egal, ob sie um dich herum verrecken
die anderen sind nur Mittel zum Zweck – Warenwelt
Mittel zur Bedürfnisbefriedigung
und bist du nicht willig
so brauch ich Gewalt
subtil und ganz offen
stehlen
Gedankensplitter, die herumliegen:
die Hölle, das sind immer die anderen
sich eins fühlen mit allem, Empathie
das wäre etwas anderes als Raffgier
große Autos und große Häuser
den Streitwagen, wer hat den schnelleren, besseren?
Wer hat mehr unter der Haube?
Competition, Wettbewerb und Krieg
mit anderen Mitteln – muss das sein?
Wichtigtuer, verliebt nur in ihr Selbst
pflegen hingebungsvoll ihre Selbstsuche
und scheren sich dabei einen Dreck um die andern
die andern haben's ihnen gesagt
sie sollen sich nicht bloß nicht kümmern
und immer treu bei sich selbst bleiben
die Zwiebel immer weiter schälen

immer weiter......aber da kommt kein richtiger Kern

(Notizen 2013) 

Mittwoch, 17. August 2016

Polyperspektivität (2)

Das „Außer-sich-sein“, das ich einmal in einem Trip erfahren durfte, dieses „Neben-sich-stehen“ scheint mich verändert zu haben. Genauso ging's mir mit der Natur, die in Form der Evolution ständig etwas Neues probiert. Nicht nur der Grand Canyon war für mich eine tiefe spirituelle Erfahrung. Demut legte sich mir nahe. Respekt. Staunen. Es hat mich nüchternen Schlock ergriffen. Dies schloss stets die Tiere ein. Nicht nur Säugetiere. Es trat ein Empfinden für andere Zeiträume hinzu. Ihren Bezug zu mir, zu meiner Person, die mir in diesem Zusammenhang doch so unbestimmt zu sein schien, wurde wichtiger. Zeit. Zeitspannen. Was ist das? Bloß deshalb selbstverständlich, weil wir diese Sicht eingeübt haben? Wieso etwa habe ich solch unterschiedliche Musik gemacht, obwohl andere Gemüter ihren „Stil“ längst gefunden zu haben schienen? Ich habe immer versucht, die Realität von verschiedenen Seiten her zu umkreisen, ihr aus unterschiedlichen Perspektiven näher zu kommen. Dies bedeutete für mich „Polyperspektivität“. „Impressionistische Dialektik“ auch. Dass man Dinge stets aus mindestens zwei Perspektiven betrachten kann. Wenn etwas nicht geht, wenn etwas anderes die bessere Perspektive eröffnet, dann habe ich eher sie versucht. Ich war Besucher, Spieler, Probant, habe das Kaleidoskop zur Hand genommen, das meiner Meinung nach die Wirklichkeit ist. Habe Theorien ausprobiert, ausformulierte Sichtweisen genauso wie dumpfe und implizite Perspektiven. Habe abgewogen.Vergleichend betrachtet. Mich nicht festgelegt, sondern versucht, Sichtweisen zusammen zu bringen, eine Fusion zu versuchen. Dadurch bin ich aber in eine Situation des ständig Optionalen gekommen, dessen, der sich scheinbar nie festlegen kann, wo es gefordert ist. Die Realität lässt das nicht zu. Sie verlangt diese Festlegung. Ich habe hingegen habe wechselnde Farben benutzt und doch versucht, eine Konstanz zu halten. Bin einer gewissen Ernsthaftigkeit nach gegangen. Habe mich spielerisch festgelegt, im klaren Bewusstsein um dessen Vorläufigkeit. Den meisten Menschen, so weiß ich jetzt erst, kommt dabei ihr Ego in die Quere. Sie knüpfen ihre Identität an bestimmte Positionen, vertreten Meinungen, stehen für etwas ...usw. Mir war mein Ego dafür nicht wichtig genug, denn ich besetzte ja wechselnde Positionen, ohne in belanglose Beliebigkeiten abzugleiten. 

Dienstag, 16. August 2016

Blue Sequence (MP3)


Blue Sequence
https://www.dropbox.com/s/bazqhn15chvwdbf/Blue%20Sequence%20192.MP3?dl=0

https://www.dropbox.com/s/bazqhn15chvwdbf/Blue%20Sequence%20192.MP3?dl=0
Blue Sequence


Montag, 15. August 2016

Künstliche Intelligenz (AI) (3)

Die Geräte, die uns noch umgeben, sind smart, aber dumm. Wirklich smarte Vertreter ihrer Art müssten noch weit mehr lernen, selbständig zu werden und autark handeln. Also läuft die Idee von smart living am Ende darauf hinaus, dass wir eine Künstliche Intelligenz erschaffen, die fähig ist, selbständig zu lernen. Selbstfahrende Autos haben die ersten Unfälle gebaut, sogar tödliche. Oh je! Mal angenommen, unsere Bundeswehrkampfdrohnen und selbstfahrenden Autos werden immer schlauer und besser, landen wir dann am Ende nicht als die Dümmeren auf dem Abstellgleis der Evolution? Tricksen uns die Maschinen eines Tages aus, wenn sie in allen Belangen besser als wir selbst sind? Algoritmen und Roboter haben längst an Fähigkeiten zugelegt und könnten eines Tages zu unseren Rivalen werden. Können die Kinder unseres Geistes uns am Ende langfristig überholen und abschaffen? Ob's eine reale Gefahr ist, die der Fortschrittsglaube heraufbeschwört?
Roboter geraten in Mode, nicht nur als Rasenmäher, Daten aufnehmende Uhren oder in Fernsehprogrammen voller naiver Technikbegeisterung vorgestellter selbstfahrender Automobile. Oder in Form smarter Haussysteme, die die Rolläden rauf und runter lassen, die Waschmaschine, den Kaffeeautomaten und den Kühlschrank steuern. Aber es müssen wohl noch mehr und bessere selbstlernende Systeme her, die das Lernen lernen können.
Ob da das Militär mal wieder eine Schrittmacherfunktion einnehmen könnte? Werden auf diesem Wege auch Kampfsysteme ersonnen, die über Drohnen weit hinaus gehen? Mit diesen Systemen könnten ja die Militärs im reichen Norden in Zukunft ihre Stellvertreterkriege im armen Süden führen, da auf ihrem eigenen Gebiete sowieso nur noch im Bereich das Internets agiert wird, in dem das Ausschalten generischer Führungs-, Leit- und Kampfsysteme ein mögliches Ziel ist. Es gilt, Überlegenheit zu demonstrieren, Dominanz ausüben, Ideale „abkaufen“, Geld gegen Ziele bieten. Ob alles eine Frage des Geldes ist? Noch weit radikaler als bisher schon? Die „zivilen“ Forschungseinrichtungen, die staatlichen Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen, sind den privaten Interessen und, wie es heißt: Anwendungsorientierungen, ohnehin brav zu Diensten. Die Zusammenarbeit mit dem Militär ist ohnehin längst Selbstverständlichkeit. Die USA haben in dieser Hinsicht mit Stanford, ihrem Silicon Valley sowie der engen Vernetzung von Militär und Wissenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg Maßstäbe gesetzt. Zum Militär sind hier längst fette Investoren der reichen Klasse und riesige Konzerne getreten, die den Fortschrittsglauben gekauft haben und ihn für sich einsetzen. Zum Beispiel für das Sammeln von Daten. 

Sonntag, 14. August 2016

Feuersbrünste (Songtext)

Feuersbrünste, die niemand sieht




Zu wenig definiert, zu wenig formatiert, nichts Genaues nicht
mit dem ist (kann man) nichts anzufangen
cool, distanziert, kann man, muss man aber nicht
da ist zu viel Tod und Vergehen, viel zu viel
da ist ein Schlund, der dauernd hinab zieht
da sind Feuersbrünste, die niemand sieht
eingekocht, abgewatscht, zu miserablem Stampfmus verarbeitet
zu lange zugehört, sich eingelassen auf zu vieles, sich zu billig verkauft
in Liegestützen gegangen, gehechelt und geschoben
später am Nichts geschnuppert und bloß älter geworden,
Schatten eines stinkenden Schattens, in lahmem Selbstmitleid geschmort, - aufgebohrt, getunt, verfault, vertan, eingegangen,
Du bist nie weit gekommen, bei ihrem Penetrieren
warst dabei und doch daneben, als Beobachter zugesehen
sie sind Vermögensverwalter, sie machen's, egal was
hast's versucht und bist dabei zum Verlierer geworden


da ist zu viel Tod und Vergehen, viel zu viel
da ist ein Schlund, der dauernd hinab zieht

da sind Feuersbrünste, die niemand sieht

Freitag, 12. August 2016

Nullen

Ein Vereins- und Fußballpräsident, der der Steuerhinterziehung bezichtigt, überführt und verurteilt wurde, feiert ein großes Comeback an genau dieser Stelle, kehrt zurück mit hochrotem Kopf und dem Ausruf „das kann es nicht gewesen sein!“. Ein Firmenlenker, dessen Firma durch Schummelsoftware die Allgemeinheit mit Luftverschmutzung betrogen hat, bezieht gigantische Pensionen und gibt die graue Eminenz „der Wirtschaft“. Als obererfolgreicher Firmenlenker hat er fetteste Gehälter und Honorare bezogen und hat sich dafür von der Presse feiern lassen. Minister hauen eben mal ein paar hundert Millionen raus, die vollkommen vergeblich und umsonst ausgegeben sind. Dafür werden sie aber nicht zur Rechenschaft gezogen, weil sie klug tricksen. Managmentfehler. Kommt vor. Genauso, wie jetzt die Einsatzfähigkeit von ein paar Hubschrauber als großer Erfolg gefeiert wird (dabei sind etliche noch nicht "einsatzfähig"....). Die Infrastruktur verfällt und wird einer „schwarzen Null“ geopfert. Nullen prägen das Bild. Gehört alles dazu, - scheinbar. Die Allgemeinheit für dumm verkaufen oder sie in seinem Sinne beeinflussen, das ist das Ding. Um die Diskussion um Grundwerte kann es nicht gar so prächtig stehen. Werte bemessen sich hierzulande ja meist in Euro und Cent. Und nicht nur da sieht's …..aus....... nun ja.....   

Donnerstag, 11. August 2016

Wettbewerb als Spiel

Nach dem „historischen Fehlstart“ scheint es ja gerade noch einmal gut gegangen zu sein. Der Medaillenspiegel zeigt das, was er für „uns“ soll. Mindestens. „Wir“ haben endlich gewonnen, sogar eine Goldmedaille in einer Sportart, die wir nie, sofern sie überhaupt von irgendeinem Sender überhaupt übertragen sein sollte, uns ansehen würden. Aber das hier ist ein digitales Sportfest der ganzen Welt: Die Olympischen Spiele. Die Stadien sind leer, die Fernsehstudios brummen rund um die Uhr. Nach der Fußballeuropameisterschaft dürfen „wir“ anfangs wenigstens noch einmal verschämt „wir“ sagen. Uns alle als Deutsche fühlen. Komisch, an den ersten Tagen war's damit nicht so weit her angesichts ausbleibender Erfolge. Dabei könnte gerade dieses, das Ausblieben, angesichts der ganzen unsäglichen Doping-Geschichten als so etwas wie ein Ritterschlag empfunden werden. Es könnte bedeuten: „Seht her, diese Gruppe macht da ganz offensichtlich nicht mit!“.
Wir“, das soll ganz offensichtlich eine Nation repräsentieren, in der es ganz bestimmten Gruppen glänzend geht und gegangen ist. Andere Gruppen wurden hingegen in den Niedriglohn getrieben und sacken, was ihren Status angeht, immer weiter ab. Die Polarisierung schreitet in diesem Land kräftig voran, trotz aller offensiv verbreiteten Parolen, „uns“ ginge es noch nie so gut wie heute......Das Wort „Wir“ soll ein Ganzes, den Staat repräsentieren, Strukturen, die hier für alle gelten. Leider macht die EU nahezu alles falsch und sieht sich selbst als Selbstbedienungsladen. Ansonsten könnten wir uns endlich als Europäer fühlen, die angesichts der sogenannten „Globalsierung“ zu einer neuen Einheit gefunden haben. Doch die „Eliten“ treiben nationalistische Tendenzen, die angesichts der Katastrophenpolitik der Brüsseler Lobbyisten fast schon unausweichbar scheinen, deuten auf das Gegenteil: die Nation, die als Begrigff und Größe im 19. Jahrhundert große Verdienste hatte, als lauter Kleinstaaten endlich als ein einziger Staat auftraten, mit allen Mitteln voran und geschichtlich gesehen zurück.

Mittwoch, 10. August 2016

Ressourcen

Eine Idee, über die wir früher viel diskutiert hatten und über die man in der Welt damals auch halbwegs einig zu sein schien: es gibt ja wohl volkswirtschaftliche Ressourcen, die allen gehören. Luft, Wasser, öffentlicher Boden, - sind ein Gemeineigentum, dessen unerlaubte Verunreinigung gewisse Unternehmen eigentlich viel Geld kosten müsste, weil sie sich an einem öffentlichen Eigentum ungünstig zum Zwecke des Profits bedient haben. Die Einsicht war freiwillig, ihr Vollzug nicht bindend. Unternehmen „entwickelten“ danach bestimmte Gebiete zum Zwecke der Gewinnung von Bodenschätzen, zur genetischen Beeinflussung von Erbinformationen und sich daran knüpfender "Patente", zum Aufbau neuer Fabrik- oder Wohnanlagen und vieler anderer Absichten zum Zwecke der Erzielung eines Profits für Wenige. Die Kosten dafür hatte die Allgemeinheit zu tragen, die am Zuwachs von Arbeitsplätzen zu gewinnen schien. Natürliche Ressourcen schienen keine Rolle zu spielen. Der Neoliberalismus fing an, das Feld zu beherrschen.
Dass das Gegenteil einer freiwilligen Einsicht in die Notwendigkeiten der Ökologie der Fall ist, zeigt hierzulande der Abgasskandal ganz klar: Gewisse Firmen haben durch den Einsatz unerlaubter Software und unter Umgehung der ohnehin laxen Kontrollmethoden hochgiftige Nano-Teile in die Umwelt hinaus geblasen. Da sie Arbeitgeber für viele sind, scheint ihnen das erlaubt zu sein. Arbeitsplätze, egal ob qualifiziert oder nicht. Wachstum um jeden Preis. Jedenfalls scheinen die staatlichen Behörden sehr lange Zeit mindestens ein Auge zugedrückt zu haben und sich gemäß einer stillschweigenden Kumpanei verhalten zu haben. Dasselbe bei den Verbrauchswerten. Jeder weiß, dass die von den Autofirmen angegeben Verbrauchswerte nicht stimmen. Vor ein paar Jahren habe ich es nicht gewusst und habe mich beim Händler dazu beschwert. Sofort wurde ich mitleidig begrinst und die Verkäufer haben sich wissend angeschaut. „Hm, dass sie das nicht wissen!“. Meine Verbrauchswerte hatten zum Teil deutlich über den angegebenen Werten gelegen. Man ging darüber hinweg, nach dem Motto „Selbst schuld, wenn Sie das nicht wissen!“.

Dienstag, 9. August 2016

An meine Mutter (von Eduard Mörike)


       An meine Mutter
Siehe, von allen den Liedern nicht eines gilt dir, o Mutter!
    Dich zu preisen, o glaub's, bin ich zu arm und zu reich.
Ein noch ungesungenes Lied ruhst du mir im Busen,
    Keinem vernehmbar sonst, mich nur zu trösten bestimmt,
Wenn sich das Herz unmutig der Welt abwendet und einsam
    Seines himmlischen Teils bleibende

       An dieselbe
Ach wie liebreich warst du der Welt und dienetest allen!
    Und wie klein doch, wie plump hat sie dich endlich verkannt,
Da entsagtest du ihr; doch lächelnd wehren die Deinen
    Heute wie gestern der Hand, die sich in Liebe vergißt.

Montag, 8. August 2016

Vom Wesen des Menschen

Das Gefühl der Vermitteltheit, der Indirektheit, des Gelenktseins, der Medienwelt – es durchdringt dich manchmal.... du fühlst dich dann als eine Art „Menschmaschine“, da ist Interaktion + Steuerung, verbunden, vernetzt, das Leben live als als Bühne oder riesiges Theaterstück, da ist das Gefühl des draußen Stehens, des außerhalb seins, auf der Suche nach dem Selbst und dem Eigentlichen, Gesellschaft fungiert als Showbusiness, als Unterhaltungsgeschäft, als eine Art Talkshow, in der sich jeder mit Floskeln und Phrasen ins günstige Licht zu setzen weiß – dies bedeutet Selbstdarstellung. Es bedeutet auch das gezielte Vertauschen von Realität mit Sein, das Verwechseln, das Rollenspiel, die Frage lautet: live oder life? Der Mensch wird sich selbst entschärfen, sich seiner Natürlichkeit berauben mit digitalen Mitteln, Man wird dumpf dazu dümpeln und das für völlig normal halten. Der Mensch wird sich selbst in den Griff bekommen wollen und sich dadurch verlieren. Totale Vereinzelung und Vermassung gehen Hand in Hand. Das Ganze, seine Interessen und seine Funktionsdfähigkeit wird eine übermächtige Eigengesetzlichkeit erlangen. Für das Unbewusste und Irrationale werden gesellschaftlich frei gehaltene Spiel- und Tummelplätze geschaffen, die zur Sublimation taugen. Selbstzerstörung wird der Triumph der „neuen Menschlichkeit“ werden. Es wird auf dem Weg zu diesem Ziel noch manche Schwierigkeiten zu überwinden gelten. Gibt es das Wesen des Menschen überhaupt? Dies wird langsam aber sicher und immer schneller überwachsen von den Mechanismen der Vergesellschaftung, der Vermassung, der digitalen Erfassung, der Manipulation, der Technokratie, die sich „ihren“ Menschen macht: einer, der funktioniert, der perfekt angepasst und dabei glücklich sein wird.
(Aus meinem Tagebuch des Jahres 1985, mit minimalen Ergänzungen...) 

Sonntag, 7. August 2016

Unverbindlichkeiten

Diesen Text habe ich mal in den achtziger Jahren geschrieben:

UNVERBINDLICHKEITEN

Unverbindlichkeiten/geschickt verbinden/ein chicer Gag jagt den andern/den andern ändern kann sowieso keiner/also:frech in's eigene Grab gescheffelt
Und immer recht positiv
alles Andere („Bitte recht freundlich!") ausgeblendet/abgeblendet/noch besser:gar nicht belichtet!

Wieso eigentlich nicht?"

"Bin ich daran schuld?" (Reflexe)

Gartenlauben werden modern/Inseln für besondere Dinge/auch wird wieder Wert auf Etikette gelegt/Etikettenschwindel verblümt/ebenso Seifenschaum (nur. vom Besten!)

Motzer und Ketzer sind abgesagt, werden totgesagt und dann wird wieder geschwiegen, totgeschwiegen

Makler statt Mäkler und dazu "Träume im Sonderangebot/von der Stange/Kollektionen/Erektionen für den Geschmack: den guten, schlechten, abgeschmackten, gefriergetrocknet, klinisch clean getestet

Unverbindlichkeiten verbinden kaufen - verkaufen von höchster Stelle: Platitüden und draußen im weiten Lande


Applaus!!!!

Samstag, 6. August 2016

Schönheitsoperationen heute, Korrekturen nur, ein bisschen lügen halt, so tun als ob

In den meisten Fällen können Lügen wohl auch vernünftige Gründe haben.Wie sieht es beispielsweise mit einer Schönheitsoperation aus? Ob's in diese aufgezogene Schublade fällt? Steht da jemand nicht zu seiner Identität, zur Wahrheit? Was ist in diesem Falle die Wahrheit? Heute, wo alles manipulierbar erscheint, in einem bestimmten Sinne beeinflussbar, relativ? Den Chancen möglichst optimal nachkommen, auch vor  sich selbst, kann das ein Fehler sein? Welche Maßstäbe habe ich aus welchem Grund übernommen, von etwas Kollektivem um mich herum, von der Gesellschaft, die mir durch diese Aktion vielleicht andere Chancen eröffnet? Muss man sich ein Beharren leisten können? Sich und sein Ding durchsetzen können? Ist das in Wirklichkeit ein Privileg? Die bittere Wahrheit in Botox ersäufen, eine Alternative? In einer Korrektur des Physischen, mit der ich mich vielleicht besser fühle, weil ich die Ansprüche der Gesellschaft vielleicht gar nicht mehr empfinde, weil ich sie verinnerlicht habe? Ob das alles auch fürs Psychische gilt? Fürs Seelische? Für eine innere Identität? Woher diese wohl kommt? Ob wir sie uns erarbeiten müssen? Aber aufgrund welcher Maßstäbe? Ob sie mir angeboren ist? Oder ob ich sie mir im Lauf der Zeit erwerbe? Auch gegen die Ansprüche der Gesellschaft auf dem Eigenen beharren. Das will gelernt und angestrebt sein. Im Wertesystem unserer Gesellschaft kommt dieser „Eigensinn“ wohl gar nicht mehr vor. Das Ich hat zugunsten eines „wir“ verloren. Das „Wir“ kontrollieren Konzerne, lang-, mittel- und kurzfristige kommerzielle Interessen. Wie sieht's da mit der „Schönheitsindustrie“ aus? Manches scheint nicht so zu funktionieren, wie versprochen. Macht nichts, Hauptsache man benutzt es. Schließlich ist es ein Instrument der Darstellung des Status. Genau wie das Manipulieren des scheinbar Äußeren, das doch mit dem Inneren viel zu tun haben kann. Vernunft ist halt ein zwiespältig Ding, - das haben schon die Vertreter der Kritischen Theorie gezeigt.  

Donnerstag, 4. August 2016

Fußballwelten

Möglicherweise sollten wir happy sein, dass Brasilien diese Olympischen Spiele noch so hingekriegt hat! Ein Land, das in einer tiefen Krise steckt, hat der teilweise reichen Sportgemeinde alles samt aufwendiger Großstadien bereitet, damit sich ja möglichst viele wohlfühlen und allen alles wohlbereitet ist. Und kein Zweifel, Rio de Janeiro ist einfach eine der schönsten Städte dieser Welt! Umso schlimmer, dass die Agenten der Wohlstandswelt so korrupt sind, dass sie alles Empathische vergessen, nur um sich zu bereichern. Und das jetzt beim vorgezogenen Fußballspiel sich ein paar Spielerinnen darüber mokiert haben, dass die im Stadion Anwesenden die Spielerinnen aus Zimbabwe angefeuert haben, obwohl diese ja offenbar einen so „unansehlichen“ Fußball gespielt haben, das hat mich schon gestört. Diese Spielerinnen aus Zimbabwe treten unter den schwierigsten Bedingungen an, haben nicht die wohlausgestatteten Leistungs- und Trainingszentren der Spielerinnen aus den wohlhabenden Ländern. Sie haben auch nicht die täglich trainierte Geschmeidigkeit ihrer Wettbewerberinnen, sondern tun das, was sie können. Sie nehmen das olympische Motto ernst: Dabei sein ist alles“. Sie wehren sich. Sie foulen. Sie sind die Underdogs und haben natürlich verloren gegen die hochgezüchtete Frauschaft aus Deutschland. Sie haben böse reingehauen. Was sollten sie anders tun? Sie haben das getan, was Unterlegene manchmal tun. Die Brasilier im Publikum hätten das Trauma von der Fußball-WM-Niederlage immer noch nicht verwunden, hieß es. Nun ja, wer's glaubt.....

Mittwoch, 3. August 2016

Funktionen, Führer, Lichtgestalten

Nun ja, vielleicht haben sie es ja dieses Mal zu weit getrieben: das feiste und anmaßende Funktionärswesen, das viele Geld, die versprochenen und selten eingehaltenen Infrastrukturfortschritte, das in kriminellen Nepotismus übergehende Kumpelwesen, die Verstrickungen großer Konzerne, die Missachtung der Menschenrechte, die Schamlosigkeit und Selbstbedienung der sich selbst so definierenden Eliten, das Problem des Doping, das nicht nur der Sport hat, und last but not least: Die Vernichtung der Umwelt. All diesem und noch manchem mehr könnte man in Rio de Janeiro nachgehen. Doch das Spektakuläre an der Berichterstattung wird wohl auch dieses Mal überwiegen. Journalisten machen sich zu Handlangern gewisser Verhältnisse und müssen sich hinterfragen lassen. Die Widersprüchlichkeiten, die Verbrechen sind ja dieses Mal so offensichtlich, dass nicht einmal angesichts inszenierter Showfeiern und lange eingeübter Rituale Begeisterung aufkommen mag. Die künstlich erzeugte heile Welt kann sich nicht mehr glaubhaft darstellen. Es wäre die Frage, inwieweit der Sport und ähnlichen gelagerte Massenveranstaltungen die Bereitschaft zum Populismus fördern, zum Annehmen und Nachäffen simpler Parolen. Die politische Landschaft samt ihrer gelegentlich fragwürdiger Wahlen strotzt nur so vor Paradebeispielen. Da wird beleidigt und angeschuldigt, bloß weil der Volkswille ein Ziel zu brauchen scheint. Die Demokratie soll mancherorts verteidigt werden, - leider mit diktatorisch totalitären Mitteln und dem Verlangen nach einem allwissenden Führer und einer Ordnung, die brutal eingehalten werden soll. Gerade hier in Deutschland hat man damit sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Ob diese Führerfiguren im Funktionärswesen etwas damit zu tun haben? Ob es „Lichtgestalten“ gibt, denen es nichts ausmacht, dass ihr Licht durch allerlei Skandale verschmutzt ist? Was sind überhaupt Skandale? Das Empfinden dafür mag, - je nach Sozialisation – unterschiedlich ausgeprägt sein. 

Dienstag, 2. August 2016

Bussi-Bussi-Networking

Die Bussi-Bussi-Wellness-Gesellschaft der Wichtigtuer: Sie produzieren ihre Einsamkeit selbst, dadurch, dass sie Oberflächlichkeiten pflegen, ihre Bussi-Bussi-Kultur mit denjenigen pflegen, denen sie jeweils eine Funktion/Nutzwert für sich selbst zugesprochen haben. Etwas Demut täte diesen Leuten gut, die die Anmaßung und den Anspruch haben, auf dieser Welt ein Luxuswesen zu sein, dem deshalb das gute Leben zustünde. Sie haben keine Ahnung von der Welt um sie herum, nicht mal in kultureller Hinsicht, obwohl sie sich global geben (womöglich nur in okkupativer Hinsicht). Sie kennen nur ihr Ego, es ist ihr einziger Ausgangspunkt. Andere Menschen sind für sie Austausch- und Ersatzspieler, Kostenfaktoren. Sie brauchen Menschen, gebrauchen sie, missbrauchen sie, als Ersatzspieler, als Sklave. Dies geht bis ins Zwischenmenschliche hinein. Sie gehen einem gerne um den Bart: in Wirklichkeit spielen sich aber ganz andere Prozesse der Berechnung ab. Was gebe ich dir und was kann ich dafür nehmen. Was kriege ich für meinen Einsatz? Wie gestaltet sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis? Dazu gehören gerade auch Blindheiten, Leidenschaften, die so eine andere Person vielleicht nicht „verkaufen“ und „anbieten“ kann. Von dem, was sie sagen, ist immer auch das Gegenteil wahr. Es ist formbare Masse. „Flexibel“ und „anpassungsfähig“ würden das manche smarten Geister finden.

Montag, 1. August 2016

Ja

JA


Momente,
in denen du mit allem einverstanden bist,
dir zuschaust
zufrieden
wie ein Tropfen im Ozean
ein Staubkorn in der Wüste
einfach so – einfach da
nur sein
einmal
alles in dir
du in allem
dankbar
Liebe
JA

JA......

(eine Art Gedicht von mir aus den 70er Jahren)