Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 31. Juli 2018

Island in the Sun

Mallorca? Ibiza? Hawaii? Tahiti? Bora-Bora? Die Insel scheint das Überschaubare im Gegensatz zur Komplexität des modernen Alltags zu sein. Sind Inseln eigentlich isolierte Orte? Für Einsamkeit scheinen sie immerhin zu stehen. So manches in unserer Wahrnehmung scheint darauf zu weisen. Es geht ja unter anderem die Redewendung von der „einsamen Insel“, auf die man irgendetwas mitnehme.... Wir könnten uns dort verankern, uns vergewissern, so die Vermutung. Dies scheint einem krassen Bedürfnis von vielen zu entsprechen, denn wer wir sind, ist zu keinem Zeitpunkt sicher. Inseln sind im Bewusstsein Orte der Sehnsucht, sie sind Fluchtpunkte, widersprüchliche Orte voll Schönheit und Schrecken. Wir träumen uns dort hin und verschieben diesen Traum dann doch wieder. Unser blauer Plant ist ist zu zwei Dritteln von Wasser bedeckt, was psychologisch gesehen der Lage des Unbewussten entsprechen könnte. Inseln wären dann das Ich, das sich abhebt vor solchen weiten und unbekannten Sphären des Ungewissen, das sich auch ständig vor Erosion und Unterspülung wehren muss. Inseln boten sich zudem als das Überschaubare und Abgeschlossene an, als eine Art Mikrokosmos, der die unüberschaubare große Welt auf eine kleines Stück Land zu konzentrieren. Im alten Ägypten war die Vorstellung der „Insel des Aufflammens“ mit dem Bild der Lotosknospe verknüpft, aus welcher der Sonnengott Horus emporstieg. 
Mehr in der Neuzeit trat der „Inselheld“ auf den Plan: Daniel Defoes „Robinson“ mag dafür geradezu beispielgebend stehen. Er gab dem aufstrebenden Bürgertum ein gutes Beispiel, wie man aus einer öden Insel ein gutbürgerliches Haus mit Garten macht (wobei die Insel stets als „einsame“ Insel gedacht wurde). Nicht von ungefähr wurde Tahiti 1767 und 1768 innerhalb eines Jahres gleich drei mal „entdeckt“ und öffentlichkeitswirksam als Sinnbild des paradiesischen Naturzustands ausgerufen. Mithin galten Inseln ja als Abbild dieses Naturzustands, der freilich mit den menschlichen Mitteln zu überwinden war, der zu kultivieren, missionieren und zu bearbeiten war. Die Romantik bewirkte dann, dass die Insel vom Verhängnis zur Verlockung wurde und dem von der Zivilisation verdorbenen Europäer die Rückkehr zu einem „Naturzustand“ erlaubte. Hm, doch letztenendes scheint die Insel dem Menschen eine Rückkehr zu sich selbst zu erlauben (ein Mythos, auf den auch moderne TV-Sendungen bauten...).

Blue is my Dream - am Blautopf (Foto)

Blue is my Dream

Montag, 30. Juli 2018

Politik, Faschismus, Macht

Ja, ich gebe zu: ich finde es schon ein bisschen merkwürdig, dass einer von einer Bundesregierung dermaßen freundlich empfangen wird, der eben noch Deutschland als Inbegriff des Faschismus und des Rassismus beschimpft hat, der Journalisten grundlos inhaftiert und der scheinbar etwas selbstherrlich in seinem Land Hunderttausende von Staatsbediensteten entlässt, weil sie offenbar nicht seine Meinungen und Einschätzungen teilen. Er, der für sich eine zumindest sehr umstrittene Autokratie und totalitäre Staatsform mit allen damit einhergehenden autoritären Merkmalen aufzubauen scheint, wird nun mit allem Pomp und protokollarisch militärischem Bombast empfangen. Von seinen Landsleuten wird ihm zugute gehalten, dass er in der Vergangenheit sein Land in wirtschaftlicher Hinsicht voran gebracht hat. Gut so. Davor war auch nicht alles Gold, was zu glänzen versuchte. Aber eben noch verurteilte man, wie sich ein in London lebender und als Fußballer daher kommender Multimillionär mit dieser Politfigur gemein machte, indem er ihr mit allerfreundlichstem Lächeln ein Trikot überreichte, um diesen Vorgang ablichten zu lassen und ihn als Wahlkampfhilfe zur Verfügung zu stellen. Sozusagen eine Solidarität der Besitzenden demonstrierte. Das geht nicht, das gehört sich nicht, das ist eine Dummheit, so die oft gehörten Einwände. Offenbar von einer PR-Agentur gelenkt entwickelte sich die Debatte in eine ganz andere Richtung, was natürlich von den Gegebenheiten raffiniert ablenkte. Natürlich fielen alle auf solche Taschenspielertricks der Öffentlichkeitsarbeit herein.
 Aber es hilft nix: Die Deutschen und ihre öffentlich bestellten Vertreter konnten sich mal wieder darin suhlen, alles falsch gemacht zu haben und für das Elend der Welt jede Verantwortung zu tragen (solange sie nur ihre dubiosen Geschäftlein machen können!). Doch - ich reibe mir die Augen! - jetzt wird eben diese umstrittene und autoritäre Figur ganz offiziell eingeladen, um hier tausend Hände zu schütteln, um mit allen zu Gebote stehenden Mitteln beklatscht und geehrt zu werden. Nun ja, ob da gewisse wirtschaftliche Interessen dahinter stehen? Vergangene Wirtschaftsminister schienen da ja durch ihre Aktionen oder Nichtaktionen etliche ziemlich eindeutige Hinweise gegeben zu haben. Ob es da einen als Pakt verkleideten Deal gibt, der mit der Zahl der hierzulande einströmenden Flüchtlinge zu tun hat? Ob das mit Geld abgewehrt und zugeschüttet werden soll? Ob das gut mit der so gerne vorgezeigten Offenheit allem Fremden gegenüber einher geht? Ob da nicht Waffen verkauft an jemand werden sollen, der damit postwendend sehr agressiven Anliegen und Absichten nachgeht?
Ob ein solches Vorgehen dazu geeignet ist, Politikverdrossenheit hierzulande etwas einzudämmen und dem alten Klischee Vorschub zu leisten, dass Politiker meist etwas sagen, um unmittelbar danach etwas ganz anderes zu tun? Ob das die Übereinstimmung mit demokratischen Spielregeln fördert? Ob solche Verhaltensweisen etwas mit dem aufkommenden Populismus zu tun haben? Nun ja, sofort wurde von gewissen Helferlein zur Seite gesprungen und mit allerlei rhetorischen Mitteln unterstützt: Wenn man mit unliebsamen Leuten nicht mehr reden könne, dann wäre man mit seinen hehren demokratischen Prinzipien auf der Welt bald so ziemlich alleine, tönte es. Ein Argument, das scheinbar alles abdeckt. Ein Totschlagargument. Wenn man aber der einzige wäre, der das Prinzip der Demokratie verteidigt, so wäre das auch noch okay, so meine Meinung, trotz aller diplomatischen Kompromisse.  Müssen wir eigentlich überall jene Kompromisse eingehen, die niemand versteht, die auch nicht erklärt werden und die einen das Gesicht verlieren lassen? Es tut etwas offensivere Verteidigung dessen not, an was man vorgibt zu glauben. Glauben? Ha, - davon überzeugt zu sein. Oder ist (parlamentarische) Demokratie etwa nicht sakrosankt und gehört zu dem, was unter anderem einem das vielbeschworene Grundgesetz hierzulande auferlegt?

Sonntag, 29. Juli 2018

Balance

"Es geht um ein Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur. Es geht um eine harmonische Lebensführung. Es ist weltweit zu einem Problem geworden. Früher lebten die Menschen im Einklang mit der Natur. Doch heute ist die Zerstörung der Natur weltweit zu einem großen Problem geworden. Unsere größte globale Herausforderung ist der Schutz unserer Umwelt. Nehmen wir die vier Elemente: Erde, Luft, Wasser, Feuer. Viele glauben, dass sie niemandem gehören und wir damit machen können, was wir wollen. Aber das stimmt nicht. Erde, Luft, Wasser und Feuer gehören den Göttern. Dass das nicht erkannt wird, bringt viel Unheil. Aber man kann nichts anderes tun, als an die Verantwortung des Einzelnen zu appellieren. Jeder Einzelne von uns muss sich ändern und sich besser um die Umwelt kümmern. Man kann die Verantwortung nicht auf andere abwälzen und sollte sich dessen immer bewusst sein. Alle Lebewesen haben diese Verantwortung. Frieden, Harmonie und Mitgefühl bedürfen großer Verantwortung." Das Zitat spiegelt nicht in allen Passagen meine Meinung, scheint mir aber sehr bedenkenswert.
(nach Son Eminence Kyabjé Thuksey Rinpoché)

Freitag, 27. Juli 2018

Are you for real? (Songtext)


Songtext aus alten Zeiten


ARE YOU FOR REAL?


I'm just longing for you
O, I'm inside you, I can be you
you're running away


it seems that I knew her so long, mem'ries' angel
I'm here to touch your soul, how can it be?
I'm here to touch your body, oh you're sexy!
I'm gonna meet you again, that's why I'm here!


you and me together, you didn't speak a word
please stop my confusion, time is running out now
you and me together, your body said everything
you move like a tiger, yes I know I'm in love


are you for real, it makes me crazy
I 'm just longing for you
O, I'm inside you, I can be you
you're running away
how could it happen, this mad story
all I wanted was you
I'm just creeping, I'm just tumblin'
I'm a fool for you!


head over heals, so I ran, was in a hurry
I tried so hard to reach her, but she withdrew
my sweat ran down but I saw, she was faster
my dream dissappeared as a sign in that lonely crowd


you and me together, you didn't speak a word
please stop my confusion, time is running out now
you and me together, your body said everything
you move like a tiger, yes I know I'm in love


are you for real, it makes me crazy
I'm just longing for you
O, I'm inside you, I can be you
you're running away
how could it happen, this mad story
all I wanted was you
I'm just creeping, I'm just tumblin'
I'm a fool for you!

Donnerstag, 26. Juli 2018

Was dieser Blog kann und will

Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass ich an dieser Stelle, also in meinem Blog, ausschließlich das wiedergeben will, was sozusagen um uns und mich herum schwirrt, was einem durch den Kopf geht. Beständig. Dabei verwende ich nicht immer Quellenangaben und andere Stilmittel, die den sogenannten „seriösen“ Journalismus charakterisieren. Oft genügt das im Blog Geschriebene nicht den gängigen journalistischen Standards. Einfach wegen der Geschwindigkeit und der Ungewissheit, mit der uns solche Informationen beständig umkreisen und die wir kaum tiefgründiger werten können: Wer weiß denn schon, was absolut korrekt ist und was „Fake News“ ist? Wer weiß, was pure Oberflächlichkeit ist, welche Interessen hinter etwas stehen  und Information zum schnell verdaulichen Häppchen machen wollen? Außerdem interessieren mich dabei vor allem die weniger aktuellen und eher zeitlosen Themen, die nach meiner Einschätzung von den traditionellen Medien etwas vernachlässigt werden. Ich will auch nicht in die Schützengräben geraten, die auf allen Seiten längst ausgehoben sind und die die Filterblasen, in denen sich die jeweils Beteiligten befinden, nur bestätigen sollen.
Ich stelle ohnehin hier in diesem Blog oft Fragen, die sich mir wie jedem anderen stellen und auf die ich keine Antwort weiß. Angesichts der großen Informationsfülle, derer sich auch „seriöse“ Journalisten gegenüber sehen, betrachte ich dies als legitim. Das alles in einem Post zusammen zu fassen passiert hier an dieser Stelle in einer komprimierten Kürze, die in etwa dem entspricht, was unser Bewusstsein dauernd streift. Es sind Fetzen, Extrakte, Teile, markante Stellen, Grundaussagen usw. Wichtig ist, dass ich hierbei verschiedene Wirklichkeiten streifen will, ohne sie zu bewerten. Ich versuche, sie einzufangen. Ich versuche, die Vielgestaltigkeit dieser Realität einigermaßen wiederzugeben. Ich versuche, einer Relativität, das heißt, der Abhängigkeit unserer Erkenntnis und Information von der jeweiligen Perspektive, Ausdruck zu verleihen. Unserer Geworfenheit in dieses Chaos. Dabei sind mir auch „ungewöhnliche“ Perspektiven abseits des Mainstreams recht. Auch radikal subjektive Perspektiven erlaube ich mir einzubringen.
(Ich werde dieses Posting wiederholen) 

Dienstag, 24. Juli 2018

Traum des Bösen (Georg Trakl)


Traum des Bösen
Verhallend eines Gongs braungoldne Klänge -
Ein Liebender erwacht in schwarzen Zimmern
Die Wang' an Flammen, die im Fenster flimmern.
Am Strome blitzen Segel, Masten, Stränge.
Ein Mönch, ein schwangres Weib dort im Gedränge.
Guitarren klimpern, rote Kittel schimmern.
Kastanien schwül in goldnem Glanz verkümmern;
Schwarz ragt der Kirchen trauriges Gepränge.
Aus bleichen Masken schaut der Geist des Bösen.
Ein Platz verdämmert grauenvoll und düster;
Am Abend regt auf Inseln sich Geflüster.
Des Vogelfluges wirre Zeichen lesen
Aussätzige, die zur Nacht vielleicht verwesen.
Im Park erblicken zitternd sich Geschwister.

Montag, 23. Juli 2018

Freie Marktwirtschaft (?)

Die Finanzminister der G 20-Staaten haben in Buenos Aires getagt. Sie scheinen immer noch von einem relativ überkommenen Wirtschaftsmodell auszugehen, das ein Wachstum um jeden Preis und eine neoliberale Persönlichkeit mit „Durchsetzungsfähigkeit“ preist, die in Wirklichkeit Rücksichtslosigkeit, Gerissenheit und Gier bedeutet. Tatsache ist, dass mit Arbeit nicht mehr viel zu erreichen ist. Der Wert der Arbeit insgesamt ist deutlich gesunken und wird mit Roboterisierung noch viel mehr sinken. Was derzeit in Deutschland zählt, ist Besitz, egal wie er erworben worden ist. Kauf von Wohnungen? Für junge Familien ohne Besitz ist das nichts. Angst vor dem sozialen Abstieg? Überall zu spüren. Sicherheit von Einkommensquellen in Form eines Arbeitsplatzes? Nun ja, durch von oben gelenkte Umstrukturierungen stark bedroht. Was zählt, ist die kurzfristige Rendite. Etablierung von Willi Wichtigs auf Kosten des „gemeinen Volkes“? „Nun, die "Gemeinen" profitieren davon, wenn wir sie durch die von uns verrichteten hohe Preise „quersubventionieren“, höre ich dazu im TV, das genau ein solches Modell verteidigt und seine Grundlagen untermauern will. Schnell wird es mit "freier Marktwirtschaft" in Zusammenhang gebracht. Die Schlipsträger der Unternehmensberatungen nicken dazu heftig mit dem Kopf (mit was denn sonst?), und tragen über ihrem Businessanzug ein wichtiges Gesicht, das vor allem an Profit zugunsten ihrer reichen Auftraggeber interessiert ist. Wie dieser Profit erreicht wird, wie viel Umwelt dafür zerstört wird, in welchem Verhältnis das zu der gesamten Entwicklung einer Gesellschaft steht, ist ihnen so lange egal, wie das gewisse Interessen ihrer Auftraggeber nicht berührt. Sie sind dazu bester Laune und jetten dazu von London auf die britischen Jungferninseln, die Seychellen oder die Cayman Islands. Panama scheint da erstmal ein bisschen out zu sein.

Sonntag, 22. Juli 2018

Mensch und Tier

Mensch und Tier. Im Schlachthaus. Offenbar für manche Unternehmen ein rechtsfreier Raum.Tiere sollen wohl abgestochen werden, so, wie es für die Schlächter, die von Subunternehmen angeheuert oft aus den Billiglohnländern des ehemaligen Ostblocks kommen und im Akkordstress stehen, gerade so passt. Es gibt dabei anscheinend auch „Fehlerquoten“. Dabei stehen fürchterliche Laute von um ihr Leben kämpfenden Tieren im Raum. Laut Schlachtverordnung müssten Tiere bei ihrer Tötung ohne Wahrnehmung und bewusstlos sein. Okay. Problem nur: Wer kontrolliert dies? Vom Staat extra bestellte Tierärzte scheinen eher sporadisch den Weg zum Schlachthaus zu finden (im Amtsdeutsch heißt das „stichprobenmäßig“). Sie haben dafür auch keine Zeit, - scheinbar. In größeren Betrieben sind sie auch schon mal vollzeitmäßig vor Ort aktiv. Leider hat dies auch oft zur Folge, dass die Distanz zwischen Tierarzt und Managment oft ein bisschen verloren geht und sich eine gewisse kumpelhafte Nähe entwickelt. Solche Mechanismen sind auch aus anderen sozialen Zusammenhängen bekannt.
Außerdem könnten ja Tierärzte durch Interventionen den Schlachtprozess aufhalten, was einem Frevel gegen die Ökonomie des Produktionsprozesses gleicht. Der möglichst reibungslose Ablauf (eagl, in welche Richtung....) ist wirtschaftlich allemal gewünscht. Dieser gewünschte wirtschaftliche Erfolg, der oftmals auch aus den gezahlten Billiglöhnen resultiert oder zumindest mit ihnen einher geht, erzeugt Druck für Mensch und Tier. Werden Misstände dann doch einmal aufgedeckt, so soll von Unternehmerseite sehr schnell mit dem Arbeitsplatzargument gedroht werden, heißt es (das kennen wir ja...). Außerdem ist der Schlachthof ja sowieso oft ein wichtiger Steuerzahler. Schließlich müssen Veterinärämter das wirtschaftliche Wohl einer Region im Augebehalten. Die Fleischlobby scheint ein Übriges zu tun. Es soll insofern wenig Anzeigen von solchen amtlichen Tierärzten wegen Verstößen in Schlachthöfen geben. „Einbrüche“ von Tierschutzorganisationen, so die Verabredung der jetzigen Koalitionäre, sollen in Zukunft strafrechtlich verfolgt werden.
Die Tierärzte werden von den zuständigen Behörden bezahlt, die sich wiederum die Kosten von den Schlachthöfen zurück holen.Wird ein Verstoß nach einer Anzeige festgestellt, drohen höchstens Bußgeldbescheide, so gewisse Aussagen. Übrigens: Im Grundgesetz heißt es „Der Staat schützt (…) die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung“.

Samstag, 21. Juli 2018

Verpackungsmüll

Verpackungsordnung. Recycling. Darin glauben doch die Deutschen, dass sie Weltmeister sind! Gelber Sack und Grüner Punkt: Stolz seit vielen Jahren. Vorne dran. Halt Weltmeister. Gutes Gewissen. Wie aber scheint es dahinter und tatsächlich zu sein? Recycling könnte in Deutschland eine Lüge sein. Ein Marketing-Gag. Tatsächlich ist Deutschland der europäische Spitzenreiter im Kunststoffverbrauch. Dass Kunstoff zumeist aus Rohöl hergestellt wird, dürfte sich herum gesprochen haben. Natürlich wird an neuen Verpackungsstoffen geforscht. Auch unter Einsatz von High-Tech. Aber wie wär's denn mit Abfallvermeidung bei den „Weltmeistern“? …. Doch im Moment fällt die Bilanz recht ungünstig aus.
Der ostafrikanische Staat Ruanda, auf den die Deutschen doch so gerne herab sehen, hat schon seit 2008 ein Verbot von Plastiktüten. Wer ist hier wem voraus? Geht es um Ressourcenverbrauch? Die Fragen überschlagen sich und zeigen alle in eine bestimmte Richtung: Müll - und nochmals Müll. Zuviel.Viel zu viel. Besonders die vielen Plastikabfälle. In letzter Zeit scheint ein Teil des Problems erkannt worden zu sein. Ob wir aber auf dem Weg sind, es zu lösen? Hm. Nicht nur beim Discounter ist fast alles eingepackt in Kunststoff. Und die Abfalleimer quellen über. Dabei scheint es, dass all diese Abfälle in die Kreislaufwirtschaft überführt würden und alles damit in Ordnung sei. Dem ist leider nicht so. Neuerdings wird Müll in zerkleinerter Form auch als Ersatzbrennstoff verwendet. Rohstoffe gehen dabei meist endgültig verloren und vieles Staubgift wird bei der Verbrennung einfach in die Luft geblasen (mit den absehbaren Folgen). Immer kleinere Portionen werden in immer kleinere Verpackungen eingebracht. Trend: Ganz viel Verpackung, wenig Inhalt. Klar! Der Trend zum Single-Dasein! Und:Verpackung als Marketinginstrument.

Freitag, 20. Juli 2018

Feinstaubqualitäten

Aus gegebenem Anlass beklage ich die Schädigung meiner Bronchien und Atemwege. Ich leide seit vielen Jahren darunter und zähle mich im Großraum zu den Betroffenen der Schadstoffdiskussion. Wirtschaftliche Interessen scheinen dem entgegen zu stehen. Jahrzehntelang wurde Stuttgart von Einheimischen und „Auswärtigen“ im Gleichklang als „Autostadt“ verspottet. Dass in meinem Falle viele Jahre lang nicht nach dem Phänomen „Feinstaub“ als Verursacher meiner Probleme gesucht wurde (man findet nur das, wonach man sucht) mochte jetzt gewisse Menschen erstaunen. Mich hat es leider sehr konkret betroffen. Jetzt lese ich, dass Stuttgart Straßennassreinigungen durchführen lässt. Immerhin schon zum zweiten Mal! Sie hat offenbar einen messbaren Rückgang der Feinstaubkonzentration gezeitigt. Ob sie allerdings allein für die Reduzierung der Zahl der laut EU zulässigen 35 Grenzwert-Überschreitungstage ohne die entsprechenden meteorologischen Rahmenbedingungen taugt, mag sich erst noch heraus stellen. Irgendwie. Abseits wirtschaftlicher Interessen natürlich. Denn neben Nano-Partikel
scheint es auch superkleine Nano-Partikel zu geben. Die bekannten ragen bis 10 Mikrometer in die Welt und können die Atemwege samt der Bronchien belasten. Die Kleinen aber sind kleiner als 2,5 Mikrometer. Sie dringen tief in den Organismus ein und können Reizungen sowie Entzündungen hervorrufen, Sie entstehen nicht mechanisch, sondern durch chemische Reaktionen der Abgase mit anderen Bestandteilen in der Luft. Diese sehr kleinen Teilchen können sich über Stunden, teilweise sogar über Tage in der Luft halten. Doch daneben gibt es noch den „Ultra-Feinstaub, der sich im Größenbereich von etwa 0,1 Mikrometer bewegt. Er, der bisher noch viel zu wenig erforscht ist, steht im Verdacht, über die Blutgefäße bis ins Herz und sogar Richtung Gehirn verbreiten kann. Es gilt die Faustregel: Je kleiner, desto gefährlicher.


Donnerstag, 19. Juli 2018

Seance (Text)


SEANCE
Wir rücken unmerklich in die Zukunft
werden jünger und fragen uns, was das heißt
Missy Dizzy Nebelteiler
wir legen uns hin und machen es klar
geht’s dir gut? Das ist gut!
alles so schön gruselig hier
kannst Du's spüren
wie das wirkt
zusammen im selben Beat zu sein?
jeder Kuss ein scharfer Schuss
diskrete Dröhnung ist die Krönung

Dienstag, 17. Juli 2018

Freiheitliche parlamentarische Demokratie?

Jetzt haben sich Putin und Trump getroffen, zwei autokratische, despotische, autoritäre, selbstverliebte Alphatiere, die auf der Welle des Populismus zu reiten versuchen und dafür ihren herrischen Narzissmus hingebungsvoll pflegen. Wir hier in Europa verstehen uns als freiheitlich demokratische Alternative und halten uns viel zugut dafür. Trump-Bashing kostet nichts und ist in Mode. Bei Putin läuft's genauso. Doch sollten wir uns dann nicht ganz bewusst an die Werte und Verhaltenslinien halten, die uns nahegelegt sind? Ob diese hier im Blog schon früher gegeiselten Freistellungen von Parlamentariern zugunsten eines Wirkens in einem großen Betrieb dazu geeignet ist? Auch hören wir von Gesprächen der Bundesregierung mit Lobbyisten, wozu oftmals jegliche Protokolle, Vermerke oder Notizen fehlen. Ob das seinen guten Grund hat? Die amerikanischen Parlamentarier scheinen ja ohnehin bei den Lobbyisten, die ihnen ihren Wahlkampf finanziert haben, ihre Schuld „abarbeiten“ bzw. einlösen zu müssen. Ob das alles so demokratisch ist? Vertreter der Industrie scheinen relativ regelmäßig mit Ministerien oder sogar den Ministern zu telefonieren, zu reden usw. Dazu begleitend lassen sie dann offenbar gerne Gesetzestexte ausarbeiten von Mitarbeitern, die sie ohnehin schon rechtzeitig in den Ministerien platziert haben. Finanzielle „Zuwendungen“ scheinen das Ganze dann zu stützen.... Hm...... Unlängst kam die Meldung, dass der Bundesrechnungshof das Gebaren der Verteidigungsministerin rüge, dass Zahlen manipuliert oder schlichtweg falsch seien. Souveräne Ignoranz scheint bis jetzt die einzige Antwort des Ministeriums auf solche Anwürfe zu sein. Von irgendwelchen Reaktionen war jedenfalls nichts zu erfahren. Ob das demokratisch ist? 
Und überhaupt, dass hochbezahlte Abgeordnete noch sechsstellige Nebenverdienste einsacken, dass Ministerpräsidentinnen ihre eigenen Kinder nicht auf eine öffentliche sondern lieber auf eine private Schule schicken.... ob das Vertrauen schafft? Dass sich dabei gerade Politpromis hervortun, macht die Sache noch schlimmer....Lobbyisten scheinen im Bundestag ein und auszugehen. Aber es scheint darüber keinerlei geregelte Registrierung zu geben. Abhängigkeiten scheinen da auf- und abgebaut zu werden. Der Bürger dieser parlamentarischen Demokratie scheint darüber aber keine Ahnung zu haben. Überblick? Fehlanzeige! Den „Seitenwechsel“, also den Übergang aus dem politischen Bereich und in den wirtschaftlichen Bereich, wo dann wohldotierte, ja hochdotierte Positionen oder Tätigkeitsbereiche eingenommen werden, scheint ja ohnehin gang und gäbe in diesen Personenkreisen. Gerade die Spezialdemokraten scheinen dafür unzählige Beispiele zu liefern, ohne dass man auf den ehemaligen Parteivorsitzenden, Wirtschafts- und Außenminister Gabriel verweisen muss. Die eine oder andere Million dürfte da schon geflossen sein. In aller Stille natürlich. Mutmaßlich....

Montag, 16. Juli 2018

Minority Report

Es gilt, herausfinden, dass man ein „Gefährder“ ist, ehe man sich dessen selbst bewusst wird. Das hatte schon der Film „Minority Report“ mit Tom Cruise zu Anfang der Jahrhunderts gezeigt. Mittlerweile scheint es Software zu geben, die genau das leisten will und den Entscheidungsträgern Maßnahmen nahe legt. Die Unberechenbarkeit ist dann Anomalie, sie passt nicht so recht ins System, Algorithmen beherrschen das Feld. Derzeit findet man jede einzelne Maßnahme der digitalen Industriemachthaber ganz gut. Sie scheint die Wirklichkeit angenehmer, effizienter, besser zu machen. Die Summe all dieser Elemente freilich bringt eine andere Gesellschaft hervor. Das Menschenbild der Aufklärung: von seiner Urteilskraft frei Gebrauch machen. Herr seiner eigenen Taten werden. In diesem Sinne unberechenbar sein. Google & Co will uns von der Diktatur der Freiheit befreien. Sie wissen alles im Voraus über uns. Sie scheinen es uns angenehm zu machen, damit zurecht zu kommen. Alles scheint „smart“ zu werden. Derzeit gilt und ist das Gebot der Wirklichkeit, herauszufinden, wie solche Smarttechnologien und von den großen Internetkonzernen lancierten Antwortsysteme mit phantasiebeladenen Frauennamen in unser Leben kommen.
Es gilt da nicht, eine einzige große Entscheidung zu treffen, sondern in ganz kleinen Stückchen via Bequemlichkeit Annehmlichkeiten, Fiktionen oder Virtual Reality das anzunehmen, es unmerklich zu übernehmen. Eine digitale Wirklichkeit schleicht auf diese Weise in mein Leben, so dass ich in einem nahezu unmerklichen Übergang und unter gewissem propagandistischen Aufwand in eine bestimmte Realität komme, hinein manövriert werde. Dazu werden unter anderem eigene Fernsehsendungen produziert und „Fachartikel“ in Zeitungen/Zeitschriften lanciert. Es entsteht ein sozialer Druck, der uns bedeutet, dass wenn wir auf der Höhe der Zeit sein wollen, wir uns solchen Systemen nicht verschließen können. Wir sollen mitmachen, wenn wir dabei sein wollen. Der Staat gibt dann den willfährigen Assistenten, der uns bedeutet, dass sich doch alles letztenendes um Sicherheit drehe. Alles muss digitaler werden. Behaupten irgendwelche wichtigen Gesichter, die letztenendes auch unwichtig sind, auf die sich jedenfalls niemand berufen kann.

Sonntag, 15. Juli 2018

Arbeit im Wandel

Die hohe Wertschätzung der Arbeit entspringt der industriellen Revolution und ist gerade mal 200 Jahre alt. Zum Beispiel in der Antike war es verwerflich, sein Leben der Arbeit zu widmen. Eine niedere Tätigkeit. Der wahre Mensch hatte Besseres im Sinn. Etwa für Aristoteles war Arbeit, die mit Mühsal verbunden war, an die Sklaven delegiert. Erst mit der Verbreitung des Christentums hat der Begriff der Arbeit nach und nach seine Aufwertung erhalten. Berühmt ist der Satz des Apostels Paulus „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“. Das Christentum hat die Arbeit hoch eingeschätzt. Aber gerade nicht in dem Sinne, dass sie ein Medium der Selbstverwirklichung sein solle oder der Mensch sich dadurch geradezu „erschaffe“. 
Luther schätzte die Arbeit als „Gottesdienst im Alltag“ ein. Beim großen Autoren und Soziologen Max Weber (1864-1920) wurde dann der Protestantismus geradezu ein Wegbereiter des Kapitalismus. Innere Disziplin wurde in diesem Zusammenhang immer wichtiger. Dazu gab es auch äußeren Druck. Ein 16-Stunden-Tag war in den Industriebetrieben des 19. Jahrhunderts die Norm. Der Kampf um Arbeitszeitverkürzung wurde also in der Folge sehr wichtig. Es bildete sich eine „Arbeiterkultur“, etwa mit ihren Bildungseinrichtungen, heraus.
Im Grunde schrieb aber die gesamte Vormoderne der Arbeit keinen hohen Wert zu. Arbeit ist etwas für die Nichtbürger, so die gängige Einstellung. Eines wird die Digitalisierung wohl bringen: Die „niederen und miesen“ Arbeiten können beruhigt von Robotern erledigt werden. Dies würde einen gesellschaftlichen Fortschritt bedeuten. Wir wären endlich in der Lage, gesellschaftlich wichtige Arbeit wie etwa „Beziehungsarbeiten“ (Pflege usw.) so hoch zu bewerten, wie es nötig wäre. Wer welche Arbeit macht und machen soll, war jedoch in der Geschichte einem ständigen Wandel unterzogen.

Samstag, 14. Juli 2018

Arbeitswelt heute, - oder gestern?

Der Bundespräsident soll gegen das bedingungslose Grundeinkommen sein. Soso. Der wollte auch unbedingt die Große Koalition und gibt einen rechtschaffenen Grußaugust. Was mir aber immer noch im Gedächtnis hallt, ist das Interview eines hohen katholischen Würdenträgers, der dies bedingungslose Grundeinkommen deswegen ablehnte, weil er die Arbeit für eine Voraussetzung und der „Grundkonstitution“ für die Selbstverwirklichung des Menschen hielt. Wie weit dies Berührungspunkte mit der Realität der meisten Menschen hat, darüber mag man sich sein Urteil selbst bilden. Ob er jemals in Berührung mit der Welt der Akkord- oder Leiharbeiter gekommen ist, weiß ich auch nicht. Doch noch immer ist es ungebrochen so, dass der gesamte Selbstwert und auch die sozialen Sicherungssysteme auf dem Fetisch der Arbeit im Erwerbsarbeitsleben beruhen. Dass die womöglich nahe Zukunft da Umbrüche bringen wird, scheint klar und wird von den Arbeitgebern sogar als „Arbeitswelt 4.0“ bejubelt. Dass also Roboter und die Digitalisierung dafür sorgen werden, dass schlicht keine oder deutlich weniger Arbeit zur Verfügung stehen wird, scheint in seinem Erkenntnisprozess nicht vorzukommen. 
Dass die Technik in diesem Sinne Selbstzweck wäre, scheint ihm nicht gerade diskutabel. Genausowenig, wie die Frage, ob nur der Beruf einem Leben Sinn zu verliehen mag. Die Polarisierung der Gesellschaft und deren Konsequenzen scheint in sein Blickfeld darüber hinaus auch noch nicht geraten zu sein. Ob die sogenannte „Digitalisierung“ diese Prozesse noch weiter forciert? Ob der Würdenträger den weithin akzeptierten Begriff des Wachstums auch einmal gründlich hinterfragen sollte? Sein Oberhirte in Rom hat es ihm durchaus schon vorgemacht.

Donnerstag, 12. Juli 2018

Populistische Autokraten treffen sich

Anlässlich dieses NATO-Gipfels wird wieder sinnfällig, wie sehr sich die jeweiligen Protagonisten als Elite ihres Landes verstehen, wie sehr sie sich darin sonnen. Große Flaggen sind da immer angesagt. Große Sprüche auch. Die gehören offenbar dazu. Politiker inszenieren sich gern ähnlich wie Popstars als Alleskönner, während sie gleichzeitig in ihren Reden die Figur des "kleinen Mannes" bemühen, der sich von ihnen vertreten fühlen soll. Großverdiener und Korruptionsprofiteuere ohnegleichen schaffen es mittels populistischer Tricks, sich als Identifikationsfläche des Redneck anzubieten. Alles scheint darauf abzuzielen, das Heil in diesen scheinbaren Alleskönnern zu finden. Zur Figur des charismatischen Herrschers gehört auch immer der Gedanke der Entscheidungsfreude. Wo Parlamentarismus von Autokraten gerne als handlungsunfähig dargestellt wird, soll eine autoritäre Entscheidung (wie „in der Wirtschaft“!) herbeigezogen werden. Sie verspricht angesichts komplexer Entscheidungsprozesse und korruptiver Vorgänge in parlamentarischen Demokratien eine übersichtlich schnelle Entscheidungsfindung. Typisch für all diese autoritären Figuren scheint es mir, dass sie sich auf demokratischem Weg etablieren (wie einst ein deutscher Führer) und auf diese Weise gerne auf ihre Legitimation verweisen. Da die von Parlamenten in einem demokratischen Prozess gewählten Politiker (innen) gerne nichtssagende Sprechblasen produzieren, die oft und bestenfalls dem Weg zu einem Kompromiss (vielbeschworen!) entsprechen, scheinen sie sich in besonderer Weise dazu ermuntert zu fühlen, mit „klaren Worten“ (die meist nicht der unübersichtlichen und komplexen Realität enstprechen) zusätzliche Attraktivität anzuziehen.

Mittwoch, 11. Juli 2018

Karma revisited

Als Notiz gefunden:

Aus Zufall hinein getappt, sagen „die Stars“ über sich selbst und ihre Existenz. Geben sich ungläubig. Du sitzt genauso ungläubig dabei. Wie ging das? Karma? Andere sinnieren auch darüber nach. Du hattest lange Zeit, die „großen“ Geister zu lesen. Sie schrieben und schreiben, du schreibst so etwas wie Journalismus, - und kriegst doch nichts zustande. Hast nie etwas zustande gebracht. Andere klingeln mit Worten. Entwerten fortwährend die Sprache, ohne dass sie es merken. Du findest es widerwärtig. Faselst in dich hinein aus dir heraus. Unbemerkt. Was weißt du über Musik? Über Kunst? Dass man um ein Urteil kämpfen muss, dass so viele Faktoren eine Rolle spielen für den Ausdruck. Es gibt den gelungenen und weniger gelungenen Ausdruck. Es hat dich von Anfang an interessiert, das zu unterscheiden. Schon als du 15 warst, bist du da dabei gewesen. Gestalten haben dich umschwirrt. Warst jung, hast die Welt vor dir gehabt. 
Hast die Illustrierte mit Sophia Loren wie eine Reliquie vor dir hergetragen. Wenn ich erwachsen sein werde, so hast du dir gesagt, dann will ich auch dazu gehören zu diesem Spiel. Dann wird sie (oder so eine...) mir gehören. Dann werde ich dieses herrliche Weib irgendwie in mich verschlingen.... ich wurde nass, ich wurde begierig, ich wurde spitz..., - und jetzt? Bin ich müde geworden. Habe mir nie vorgestellt, einmal müde werden zu können. Ich würde die Welt erobern, sie würde mir gehören, quasi naturgemäß, das war damals klar. Weil ich es bin. Der alte Kinderglauben. Ich wusste nichts über die Machtverhältnisse dieser Welt und wem dadurch die schönen Frauen gehören, überhaupt alles Schöne. Du würdest gerne einmal die Zeit anhalten, festhalten. In dich hinein holen. Deine Kindheit und Jugend in dich herein holen. Eine ganze Persönlichkeit werden. Eine komplettere. Durch dich selbst.

Dienstag, 10. Juli 2018

Blick - in was?

Du bist am heutigen Tage angelangt. Siehst die Katastrophen klar vor dir und glaubst nicht an dein Entkommen. Alle entkommen, glauben an eine bessere Zukunft, - nur Du nicht. Du schleppst deine Vergangenheit vielgestaltig mit dir herum - zuweilen kommt es Dir vor, als hänge sie gerade dir an. „Be positive“ und „Du musst nur an Dich glauben, dann wird alles wahr, was du dir wünscht“, diese beliebten amerikanischen Lügen sind leider immer weit weg von Dir gewesen. Nun sind sie noch weiter weg. Wahrheiten können hart sein und negativ: Du machst jetzt immer mehr leichte Fehler. Fühlst dich ihnen ausgeliefert. Es kommt etwas auf dich zu.... was?
Du bist der, der du warst. Bist das und bist es nicht. Lebendes Paradoxon. Vergangenheit und Gegenwart überlappen sich. Warst oft unglücklich und wirst es wohl sein. Wieso? Die Antwort hat dich ein Leben lang beschäftigt, bist nie dahinter gekommen. Vielleicht würde ein professioneller Psychologe eine Stunde dazu brauchen, um eine klischeemäßige Antwort zu geben. Auf Misserfolg programmiert. „Du musst dich ändern“, sagt Rilke, der Meisterdichter, und das sagt dein Unbewusstes auch. Nur wie? Es kommt der Tod auf dich zu, unweigerlich. Zuerst stirbt eines, dann das andere Teil, dann du... Was wird gewesen sein? Wo wird man Spuren hinterlassen haben? Ein für die Welt völlig belangloses Ego. Selbstmitleid ist nicht erlaubt, sagen die „großen“ Geister. Haben womöglich damit recht. Sind damit ja auch groß geworden.

Montag, 9. Juli 2018

Bildung

Mich regt allmählich dieser dauernd zu hörende Spruch massiv auf, Bildung sei in unserer Gesellschaft der Schlüssel zu sozialem Aufstieg und zu immerwährendem sozialem Glück. Ich persönlich habe mein Studium der Germanistik, Politikwissenschaft und Soziologie abgeschlossen. Ich hatte und habe keinerlei Chance, dies in den Formen der üblichen Lohnarbeit auszuüben, zu praktizieren oder gar zu eigener Selbstverwirklichung zu formen. Für mich, - und ich kenne genügend Leute, denen es mit ähnlicher Bildung ähnlich erging, - war dies keinerlei sozialer Schlüssel. Bei einigen dieser „Arbeitslosen“ läuft das auf Langzeitarbeitslosigkeit hinaus und auf viel freie Zeit. Sie haben somit die Möglichkeit, ihre humanistische Bildung zu vervollkommnen. Bildung ist heutzutage halt kein Garant mehr für sozialen Aufstieg, ja nicht einmal dafür, dauerhaft zur Mittelschicht zu gehören.
Das Bild der Arbeitslosen, das viele Menschen haben, ist menschenverachtend und in vielen Fällen falsch. „Selbst schuld“, so die oft gehörte Einstellung. Auch Intellektuelle und Wissenschaftler, Vertreter der geistigen Elite, gelten bei der Agentur für Arbeit als „die Bildungsprekarier“.
Es sollte endlich die Ehrlichkeit einkehren, zu behauptem, dass es bei der ständig geforderten „Bildung“ um eine bestimmte Form der Bildung geht. Und zwar geht es in sehr rigider Form um solche Bildung. Es sollte klar sein, dass es um aufstiegsbezogene Bildung geht. Welche sozialen Kanäle zum gesellschaftlichen Aufstieg führen (führten), dürfte klar sein. Außerdem hat sich längst die Größe „Erfolg“ anstelle des Parameters „Leistung“ in das gesellschaftliche Bewertungssystem eingeschlichen. Es gilt bei möglichst geringem Aufwand möglichst viel zu verdienen. Welche Berufe dafür in Frage kommen, dürfte auch klar sein.

Sonntag, 8. Juli 2018

Fluchtursachen bekämpfen

Es gab in Deutschland wochenlange harte Auseinandersetzungen um das, was viele Leute unter „Asylpolitik“ verstehen. Es gab Rücktrittsforderungen, taktische Winkelzüge und allerlei Drohungen. Fast zeitgleich scheiterte die Fußball-Nationalmannschaft in Russland, wurde Letzter in ihrer Gruppe, reiste ab. Das alles löste bei Vielen große Enttäuschung aus. Doch was folgte? Keine der handelnden Personen trat zurück oder bekannte klar, was sie zu den Situationen beigetragen hatte. Stattdessen: Schönreden und Ausreden, Beschuldigungen. PR-Geschwätz, das von nicht wenigen Leuten als peinlich empfunden wurde. Zudem scheint sich jetzt der CSU-Entwicklungshilfeminister gegen eine Kürzung seiner finanziellen Mittel durch den SPD-Finanzminister zu wehren (Das Verteidigungsministerium scheint hingegen deutlich mehr Geld vom SPD-Scholz zu bekommen...). Das Geschwätz von „Fluchtursachen bekämpfen“ wird ja kaum mehr irgendwo ernst genommen, da es einer permanenten Ausrede fürs Nichtstun gleicht. Der Entwicklungshilfeminister scheint an diesem Wochenende vorzurechnen, dass es an Ort und Stelle 15 Cent kostet, ein Leben zu retten. Die Aufwendungen für einen „Flüchtling“ hierzulande betragen jedoch etwa 100 Euro am Tag. Offenbar. Wer trickst hier wen aus?

Freitag, 6. Juli 2018

Passanten (Songtext)


PASSANTEN


Du gleitest
Du gehst
Du stolperst
Du stehst plötzlich hier
und da
und dort
du kommst aus dem Schweigen
wir sind Passanten


Ein Taumeln
ein toter Vogel
schaut dich an
in diesem einen Moment
tausend Küsse
tief in Dir
brennt ein Verlangen
wie süßes Gift


Ein Lächeln
eine Lüge
ein Sprechen
ein blaues Geheimnis
ein Gedanke
ein Gefühl
ein Bedauern
ein roter Augenblick


Etwas lenkt mich
und zieht mich
into a hidden place
etwas denkt mich
und sticht mich
into a secret place
etwas sieht mich
aus sich selbst
into an eternal race
von hier und nach dort
es treibt ihn
into a lilac haze


Refr,
Du zahlst
und merkst bald
dein Verstand löst sich auf
du schwörst
und fühlst bald
das Nichts greift nach Dir

Du denkst
hälst dich fest
die Nacht fällt ins Meer
du sprichst und erwachst
und fühlst dich so leer

Mittwoch, 4. Juli 2018

Heimat (3)

Wieso der Begriff „Heimat“ immer wieder mit Enge, Eingeschränktheit und dem privaten Glück im Kleinen vermengt wird? Wenn „Heimat“ sich verschließt gegenüber einer Andersartigkeit, dann wird sie zu etwas Engem dort, wo sie auch weit sein könnte. Sie könnte großzügig offen sein und sich gleichzeitig bewahren. Sie könnte soziale Dimensionen und gesellschaftliche Entwicklungen aufnehmen und sich damit selbst erkennen. Sie könnte dieses oft zitierte „Geworfensein“ akzeptieren und an sich selbst wahrnehmen. Sie könnte an sich erkennen, das wir auch ein Produkt unserer Sozialistion sind, die doch stark von dem beeinflusst ist, was „Heimat“ bedeutet. Sie könnte erkennen, dass wir auf der ganzen Welt gewisse Probleme haben, die uns einen. Sie könnte erkennen, das eine beispiellose gesellschaftliche Polarisation statt gefunden hat, die sich in unserer „Heimat“ auf eigene Weise abbildet. Sie könnte erkennen, das wir auf der ganzen Welt Menschen sind und doch unseren konkreten Lebensbedingungen und Lebenswelten, Sinnwelten ausgeliefert sind. Dass sich dadurch eine eigene und eigenständige Ebene der Solidarität und des Verbundenseins ergeben kann. Mit dem Lauf der ganzen Welt. Dass nicht alles der von Politikern so gern beschworene „Strukturwandel“, der zudem viel zu oft auf den technologischen und ökonomischen Wandel beschränkt wird.

Dienstag, 3. Juli 2018

Heimat (2)

Heimat? Ob die Diskussion darüber etwas abgleitet? Ob der Begriff „Heimat“ bestimmten politischen Kräften überantwortet wird? Ob er von diesen sogar missbraucht und für ihre Zwecke eingesetzt wird? Ob er eine Art Mode geworden ist? Schade, denn es scheint ja auch Personen wie mich zu geben, die jahrelang auf der Suche nach so etwas wie „Heimat“ oder „Ursprung“ waren un d das Thema dabei von verschiedenen Seiten angegangen sind? Ob „Heimat“ der Platz ist, wo etwas für mich selbstverständlich ist, wo ich die Zusammenhänge unwillkürlich kenne? Ob uns da etwas dorthin inzieht, woher wir gekommen sind (wie etwa in der deutschen Romantik, wo die Kindheit, der Ausgang unseres Wesens eine große Rolle spielt). Kann das wertfrei sein, völlig ohne Aversion gegen das Andere, sondern im Gegenteil sogar sehr offen für „das Andere“? Es scheint sich in mir so etwas entwickelt zu haben. Ich verstehe nicht die Enge, mit dem in diesem Zusammenhang hantiert wird. „Heimat“, so denke ich, kann auch das Gegenteil davon sein. Ob es einen dialektischen Zusammenhang zwischem dem gibt, was „Globalisierung“ bedeuten könnte und dem was „Heimat“ sein könnte? Das Unpersönliche, Anonyme, das aber auch so etwas wie den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen verschiedenen „Heimaten“ sein könnte? Eigenheiten und Profile verschiedener Menschen könnten sich auf dieser Ebene zum Nutzen und Frommen aller vermischen, ohne sich selbst zu verraten. Wir könnten im positiven Sinne neugierig sein auf das Andere, könnten mit ihm umgehen lernen, könnten Anregungen empfangen und vielleicht sogar einen Teil davon integrieren.....oder nicht?

Montag, 2. Juli 2018

Jama (MP3)


Ein Trip durch die Hölle mit Brueghel, Bosch, Joyce und mir aus dem Jahr 2013. Abtauchen!:

Jama

Sonntag, 1. Juli 2018

Rousseaus Mensch und die Gesellschaft

In meinen Studiumsnotizen zur Soziologie finde ich das Folgende zu Jean-Jacques Rousseau (dem so gerne verleumdeten „Träumer“ und „Utopisten“ aus dem 18. Jahrhundert). Utopie scheint ja in gewissen Kreisen eine Art Schimpfwort geworden zu sein, besonders gerne wird dann das Argument bemüht, sie habe so viel Leid über die Menschheit gebracht. Stimmt. Aber das Gegenteil auch: die bedingungslose Anerkennung und Fortschreibung des Faktischen, das Konservative so gerne verteidigen). Man muss aus heutiger Sicht Rousseaus Erkenntnisse nicht durchweg teilen, doch nachdenkenswert und befruchtend sind sie in jedem Fall:
"Die Verewigung der Ungleichheit durch das Gesetz entspricht nicht dem eigentlichen Wesen des Staates. Je weiter sich der Mensch vom Urzustand entfernt, desto stärker wird seine Entfremdung von den physischen Anlagen. Die Vernunft ist nicht Feind der Triebe, sondern steht in ihrer Schuld. Die Leidenschaft ist ein Instrument, das den Menschen zu Ruhm, Gleichheit, Befriedigung und Glück verhilft. Politik und Moral bedeuten das gleiche, denn beide sind Aspekte der menschlichen Sozialisation."