Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 30. September 2022

Einzeln (Foto)

Donnerstag, 29. September 2022

Sichtweisen

Womöglich gibt es ja verschiedene Methoden, seinen Horizont zu erweitern: Das „Außer-sich-sein“, das ich einmal auf einem „Trip“ erfahren durfte, dieses „Neben-sich-stehen“ scheint mich verändert zu haben. Genauso ging's mir mit der Natur, die in Form der Evolution ständig etwas Neues probiert. Nicht nur der Grand Canyon war für mich eine tiefe spirituelle Erfahrung. Demut legte sich mir nahe. Respekt. Staunen. Es hat mich nüchternen Schlock richtiggehend ergriffen und tief berührt. Als Teil der Natur schloss dies die Tiere ein. Nicht nur Säugetiere. Es trat ein Empfinden für andere Zeiträume hinzu. Für Entwicklungen in der Natur. Deren Bezug zu mir, zu meiner Person, die mir in diesem Zusammenhang doch so unbestimmt zu sein schien, wurde mir wichtiger, nahm mich als ganze Person in Anspruch. Zeit. Zeitspannen. Was ist das? Bloß deshalb selbstverständlich, weil wir diese Sicht eingeübt haben? Wieso etwa habe ich solch unterschiedliche Musik (mal dies, mal jenes, immer auf der Suche nach meiner Synthese) gemacht, obwohl andere Gemüter ihren „Stil“, ihre Redundanz längst gefunden zu haben schienen? Ich habe immer versucht, die Realität von verschiedenen Seiten her zu umkreisen, ihr aus unterschiedlichen Perspektiven näher zu kommen. Dies bedeutete für mich „Polyperspektivität“. „Impressionistische Dialektik“ auch. Dass man Dinge stets aus mindestens zwei Perspektiven betrachten kann. Wenn etwas nicht geht, wenn etwas anderes die bessere Perspektive eröffnet, dann habe ich eher sie versucht. Ich war Besucher, Spieler, Probant, habe das Kaleidoskop zur Hand genommen, das meiner Meinung nach die Wirklichkeit ist. Habe Theorien ausprobiert, ausformulierte Sichtweisen genauso wie dumpfe und implizite Perspektiven. Habe abgewogen.Vergleichend betrachtet. Mich nicht festgelegt, sondern versucht, Sichtweisen zusammen zu bringen, eine Fusion zu versuchen. Dadurch bin ich aber in eine Situation des ständig Optionalen gekommen, dessen, der sich scheinbar nie festlegen kann, wo es gefordert ist. Die Realität lässt das für mich nicht zu. Sie verlangt diese Festlegung, ich weiß. Ich selbst habe hingegen habe wechselnde Farben benutzt und doch versucht, eine Konstanz zu halten. Bin einer gewissen Ernsthaftigkeit nach gegangen. Habe mich spielerisch festgelegt, im klaren Bewusstsein um dessen Vorläufigkeit. Den meisten Menschen, so weiß ich jetzt erst, kommt dabei ihr Ego in die Quere. Sie knüpfen ihre Identität an bestimmte Positionen, vertreten Meinungen, stehen für etwas ... usw. Mir war mein Ego dafür nicht wichtig genug, denn ich besetzte ja wechselnde Positionen, kämpfte darum, ohne in belanglose Beliebigkeiten abzugleiten.

Mittwoch, 28. September 2022

Unterwegs

Ein fleckiges Schild, eine beschriebene Fläche, weist darauf hin: „Dieses Objekt wird videoüberwacht“. Es ist ein Aufzug, der gelegentlich funktioniert, gelegentlich auch nicht. Vollmetall. Er lässt sich herab. Es riecht darin nach Urin und Schweiß. Man wechselt auf einen Steg-Überweg, der aus vom Dreck umschlossenen Betonplatten besteht. Überall liegen Zigarrettenstummel, ein Ohrstäbchen dazwischen, ein zerknautschter Kaugummi. Die Kassiererin des gegenüber liegenden Discountmarkts sagt nach meinem Einkauf (die billigsten Würstchen, Cola der billigen Sorte) nachdem sie die Bezahlkarte in den Automaten gesteckt hat: „Sie dürfen.....“, und „Schönes Wochenende“. Ich bin beglückt. Es kann jetzt alles kommen, auch das Wochenende. Ich habe Hunger und geh dem Bedürfnis natürlich sofort nach, obwohl ich die akademische Pflicht zur Aufschiebung einstudiert habe. Doch das ganze akademische Gedöns ist ja sowieso nichts wert, ist eine der Täuschungen, hinter denen ganz anderes steht.... Am Imbissstand darf ungeniert die „Curry-Wurst Spezial“ geschmatzt werden. Vorbei schlappende Personen können gemustert werden, ein Smartphone klingelt zu aufdringlich und ein Autofahrer ballt mit hochrotem Kopf die Faust. Ich beeile mich. Zuhause verstopfen farbige Prospekte den Briefkasten. Es gilt „Billiger“ in allen Variationen: Man studiert, wann es sich einzukaufen lohnt. Eigentlich würde mich "günstiger" mehr als "billiger" interessieren. Würstchen jagt Würstchen, daheim wird noch einmal am ranzigen Salat gefressen, dessen Kühlkette mehrfach unterbrochen ist. Ich bin wohl im falschen Film.....

Dienstag, 27. September 2022

Sich verkaufen

Ist alles anders? Das kann doch nicht sein! Ich wundere mich, wer alles an selten dämlichen Ratespielen, Gewinnspielen, Kaufshows, Verlosungen, Zurschaustellungen, name-droppenden Einblendungsorgien und saudoofen Quiz-Veranstaltungen teilnimmt: Leute, von denen man bis dato relativ viel gehalten hatte, zeigen sich einem plötzlich von ihrer vulgären oder peinlichen Seite, weil sie dafür wohl (viel) Geld bekommen. Dass diese Form modern zeitgemäßer Prostitution angesagt ist: okay! Aber dass diese Personen dabei mitmachen, kann einen wie mich manchmal schockieren. Man nahm sie geraume Zeit ernst, d.h. man glaubte, dass diese Leute auch einen kritischen Abstand zu den Verhältnissen hätten. Wenn sie dann auch noch so offensichtlich und offenbar stolz bekennen, dass sie das Gegenteil von dem leben, was sie im Showgeschäft zeigen, kann es einem die Sprache verschlagen. Gegen den Klimawandel engagierte Menschen entpuppen sich dann als üppig ausgestattete Luxuswesen, denen es nichts ausmacht, öfter mal den Flieger zu nehmen, um von A nach B zu kommen: „Weil‘s schneller geht“. „Weil‘s schöner ist“. Leute, die öffentlich für einen gewissen Konsumverzicht standen (was einem immer schon etwas unglaubwürdig vorkam), führen ihre prall geführten Kleiderschränke vor oder prahlen mit dem eben angeschafften Lamborghini. Ein smarter Zynismus scheint bei ihnen so gut wie alles zu überziehen. Eher beiläufig wird dann gegen „Tugendwächter“ gewettert, „Denkverbote“ werden gewittert. „Gesinnungspolizei“ wird als „ugly“ abgemahnt, „Gutmenschen“: das geht gar nicht! - was für Personen sind das? Gleichen sie gewissen Politikern, die ihr Recht anmahnen, als „private“ Person ganz anders zu sein, wie als öffentliche und ganz andere Standpunkte zu vertreten?

Montag, 26. September 2022

Der letzte Blues (Textlyrik)

DER LETZTE Blues/FADO Der letzte Fado/Blues schwimmt in Bier der Wind treibt ein leise verottetes Flugblatt den Strand entlang ein Hund bellt von Erlösung, Kinder rufen die Wasser steigen, was soll's? Die letzte Party hallt in virtuellem Kater/Keller kurzfristig im Trendchannel bleiben „Likes“ kassieren lieber nicht zu viel riskieren Du bist ein Produkt mit einer glanzlosen Verpackung Du bist ein Produkt Dich hat mal jemand gemacht geschneidert im Genlabor du machst etwas aus dir Du hast dich gemacht so wie du bist da ist ein Algoritmus eine Botoxspritze achtlos in den Müll geworfen Kunst künstlich Menschengemacht

Sonntag, 25. September 2022

In die Tonne treten

Ich wackle zur Mülltonne und bin mal wieder entsetzt, welche Menge an Müll ich da in die Tonne schütten soll! Und das, obwohl uns mit den Aufdrucken „Bio“ und „Nachhaltig – neue Rezeptur“ eine große Umweltverträglichkeit suggeriert werden soll. Irgendetwas kann da nicht stimmen. Man hegt allmählich den Verdacht, dass das Marketinginstrument „Green Washing“ überall von entscheidender Stelle aus dem Verbraucher vorgegaukelt wird, auf dass er mehr einkaufen solle. Ich überlege mir, welch verantwortungslose Gesellen da wohl dahinter stecken müssen, welche Geisteshaltung zum Betrug auf Kosten unserer Umwelt führt. Der Verbraucher, der ohnehin unter den Folgen der Inflation ächzt, wird also auch an dieser Stelle betrogen. Unter anderem geht einer der angewandten Tricks so: Es wird der Preis gehalten, aber weniger Material in die Verpackung gegeben. So entsteht der Eindruck einer resilienten und kostengünstigen Ware, die aber (nicht nur) in diesem Falle in Wirklichkeit nur noch in (teilweise stark) reduzierter Menge konsumiert werden kann. Der Verbraucher wird also gleich mehrfach getäuscht (wir schreiben ja nicht „betrogen“) von skrupellosen Marketing-Spezialisten. Ob an dieser Stelle die „Freie Marktwirtschaft“ obertoll funktioniert? Ja klar, man könnte ja woanders kaufen. Die Frage aber ist, ob es „woanders“ tatsächlich billiger ist und ob dieses „Woanders hingehen“ nicht auch auf ungünstige Weise in die Umweltbilanz einfließt. Ja klar gibt es hier einen Unterschied zwischen Stadt und Land. Aber es kommt einem der Gedanke, dass genau an dieser Stelle die Politik mit ihren überbevölkerten und fürstlich alimentierten Parlamenten da ein bisschen intensiver nachdenken könnte.

Samstag, 24. September 2022

Wachstum im Alter

Es wird über „Die Alten“ geredet. Werden viel zu viele. Scheis-Boomer! Wollen alle Renten! Bringt uns der Katastrophe näher. Es kommen neuerdings dabei auch einige unverblümt sozialdarwinistische Positionen zur Sprache. Mich wundert darüber hinaus, wie etwa manche junge Leute so gar keine Vorstellung „vom Alter“ haben. Als würde es sie nie und nicht betreffen. Sie fühlen sich von Vornhinein im recht (für alles!), weil sie selbst im ökonomischen Sinne produktiv sind. Sie würden „Die Alten“ am liebsten radikal wegsperren. Oder sie kontrolliert umbringen. Leider hat eine solche Denkweise schon viel zu lange Auswirkungen auf unsere Politik. Das allgemeine Verhältnis zum Tod, das sich an vielen Dingen und Mechanismen illustrieren ließe, zeigt dies überdeutlich. Auch die Gesundheitspolitik, die teilweise von älteren Männern gemacht wurde oder wird, scheint mir dies zu veranschaulichen, trotz aller Pflegeversicherungen und der allzu oft gehörten und total abgegriffenen Floskeln „Wer soll das bezahlen?….wir müssen auch an die….und den…..“ denken oder „Wir machen das“. Ob dadurch die eine gegen die andere Gruppe ausgespielt werden soll? Die Einsparpolitik vergangener Tage scheint mir jedenfalls der Wegsperrpolitik unserer Tage zu entsprechen. Scheinbarer „Effizienz“, dem Merkantilismus (auch nach Merkel) und der Globalisierung scheint mir jegliche Empathie und jegliches Bewusstsein vom Menschsein geopfert worden zu sein. Der durch verfehlte Gesundheitspolitik bedingte und auch jetzt herrschende Mangel an Personal und Material macht mich wütend. „In den Ofen stecken“ scheint da die Politik zukünftiger Tage zu sein. Radikale Umsetzung des Ökonomischen. Jaja, klar müssen wir an die Wirtschaft denken. Es droht ja auch eine Gaskrise. Im derzeitigen System hat die Wirtschaft ja gravierende Auswirkungen: Nur, wer arbeitet, hat eine Daseinsberechtigung. Zumindest inoffiziell. Wobei der Begriff „Arbeit“ auch neu überdacht werden müsste. Und der Begriff „Wachstum“, von dem jetzt eine ganze Gesellschaft lebt und der unseren Planeten zerstört. Ob es zumindest verschiedene Begriffe von „Wachstum“ gibt? Und ob der von der Politik oft gebrauchte Begriff des „nachhaltigen Wachstums“ etwas von einer Beruhigungspille hat? Ob es „qualitativer“ Wachstum gibt?

Freitag, 23. September 2022

Freiheit? Komplexität? Orientierung?

Was uns Freiheit bedeutet? Dies ist nicht nur durch die Geschichte geprägt. Freiheit bedeutet natürlich auch, sich fortwährend entscheiden zu müssen, sich Urteile zu bilden etc. Das ist nicht immer leicht. Es gibt einen großen Wunsch, sich von diesen Freiheitszumutungen und dieser permanenten Anstrengung zu entlasten. Sich sagen zu lassen, was das Richtige ist, sorgt diesbezüglich für Entlastung. Diesen Job der Entscheidung zwischen Gut und Böse, aber auch zwischen falsch und richtig mögen Autokraten, Diktatoren... „Experten“ aller Art, aber auch religiöse Institutionen wie etwa der Papst wahrnehmen Sie alle sorgen für so etwas wie Entlastung, die Soziologie nennt das „Komplexitätsreduktion“, was sie in das menschliche Bedürfnis nach Orientierung einordnet. Insofern müssen wir nicht glauben, dass Freiheit für eine Gesellschaft von vornherein etwas Erstebenswertes ist. Es existiert zunehmend eine Verlockung, bestimmte Angebote anzunehmen, die von den Freiheitszumutungen entlasten. Je krisenhafter die Entwicklungen werden, desto größer wird das Orientierungsdefizit. Es gilt zu wissen, wie die Sachen laufen, auch über kleinere Schwierigkeiten hinweg, die man offenbar „irgendwie wieder hinkriegt“. Kommen aber viele Situationen mit großen Auswirkungen zusammen, ohne das feste Handlungsanweisungen existieren und auch die politische Klasse ziemlich hilflos erscheint, dann entsteht ein riesiges Orientierungsdefizit. Also versucht man etwas zu finden, was Orientierung herstellt. Dies geschieht am besten mit einfachen Aussagen, mit Simplifizierungen und einfachen Einteilungen der Welt. Dies läuft jeglichen Anstrengungen der Demokratie zuwider, die keine Form der Einfachheit ist.

Donnerstag, 22. September 2022

Wohin anfangen?

Flucht aus der Wirklichkeit? Oder Begier nach Erfahrung? Man müsste wie die Figuren bei Max Frisch von vorne anfangen können. Gar nicht mal aus Unzufriedenheit, sondern nur um ein Leben noch einmal neu zu leben. Aus anderer Perspektive. Für jemanden wie mich ist das sogar vollkommen logisch. Dieser Gedanke hat mich unter anderem an den Pionieren fasziniert, die im 19. Jahrhundert in die USA aufgebrochen sind. Neue Horizonte. Sich selbst neu erfinden. Sich quasi umdrehen, derselbe bleiben und doch alles anders sehen. Ich selbst habe zu wenig Urvertrauen dazu. Man sehnt sich nach einer anderen Auszeit. Das unter anderem war es, was ich bei meinen Kirchenbesuchen empfunden habe. Das ist eine Sphäre, ein Ort, der mitten im Geschehen steht und doch außerhalb. Ein Ort, der Zeitlosigkeit verspricht, und doch ein Zeugnis der Zeitläufte, der Historie, ist. Ein Raum, eine künstlerisch gestaltete Höhle, ein Ort der Besinnung, des Suchens und vielleicht ein Ort des Findens. Des Innehaltens. Des Aussteigens aus dem Rat Race. Stein statt Beton. Die Kühle in der Hitze. In einem gestalteten Raum, scheinbar absichtslos in sich ruhend, und doch mit vielen inneren Absichten, in architektonischen Zwangsläufigkeiten und religiösen Sinngebungen erbaut. Überhaupt, - der Sinn. Vielleicht sind (Kloster)kirchen ein Ort des Sinns. Per se. Auch ohne die christliche Lehre mitzudenken. Mich wundert, dass ich das so über die Empfindung, über das reine Spüren erfahren konnte, - früher war ich da eher ein Kopfmensch. Es erschließt sich mir jetzt, viele Jahre später, ein anderer Zugang zu dieser Sphäre.

Mittwoch, 21. September 2022

Valerie (49)

Sie zeigte ihm dabei immer neue Möglichkeiten, sich zu begegnen. Ihr Körper war ein Berg, den er mühelos bestieg und war Tal, in dem er sich ausruhte. Bei dem Gipfel, den sie erreichten, war die Aussicht weit, der Blick klar. Sie schien alle Wege zum Gipfel zu kennen und zeigte ihm stets einen neuen – und der Schweiß, den man vergoss, rann wie ein Gebirgsbach weiter, immer weiter abwärts in Richtung Meer. Sie lagen erschöpft nebeneinander und er fühlte sich wieder bei sich selbst, seine Gedanken klinkten sich wieder ein in den Strom seines Bewusstseins. War er glücklich gewesen oder war das nur eine übertriebene Einschätzung? Er schämte sich vor sich selbst ob solch törichter Fragen. Er war es gewohnt, alles in Frage zu stellen, selbst den Gegenwert ihres Körpers, den er eben erlebt, ertastet und gespürt hatte. Er hatte das mit seinen Händen, nein, mit allen seinen Sinnen begriffen. Man hatte miteinander geschlafen, das war alles. Eigentlich immer dassselbe – und trotzdem musste er sich zugestehen, dass es diesmal anders war. Die Dinge, - und vor allem Valerie, hatten ihn überwältigt, überrannt… und er war nicht dazu gekommen, die Lage zu kontrollieren. Er hatte sich eine Weile treiben lassen und nicht, wie so oft, Gleichgültigkeit erfahren. Valerie hatte wohl von Anfang an einen Nerv in ihm getroffen, den er ansonsten ängstlich abschirmte. Er war eine Weile außer sich selbst gewesen, als Teil dessen, was er suchte, eine Möglichkeit unter vielen, die er sein konnte. In der Vergangenheit hatte er diese Eindrücke schon mal mithilfe von Drogen gesucht, hatte darüber aber festgestellt, dass für ihn die Möglichkeit bestand, eher von dieser Wirklichkeit weg zu kommen als sich ihr anzunähern.

Montag, 19. September 2022

Überbauarbeiter

Wieder so eine Diskussion im TV verfolgt, in der ein sehr geschmäcklerisch ausgesuchtes und mit spritzigem Wein Wahrscheinlich kein von diesem Kreis so hoch gepriesenes Wasser!) rechtzeitig bedachtes Publikum über die verkommenen Sitten des Publikums diskutiert. Da zählt die große Geste, die erklärtermaßen keinerlei Rücksicht auf das Publikum ("Die Bettler") nimmt, weil das ohnehin ein Graus ist. Aber man ist sich unter den spitzzüngig schlürfenden Regenten des Kulturbetriebs einig, mit welchen Taxifahrern (ob es auch weibliche gibt?) man keineswegs fahren sollte, weil die immer so frech und verständnislos sind. In hedonistisch zerschmatzten Nebensätzen lässt dieses Vertretertum des Bildungsbürgertums dann fallen, welche Großschriftsteller und welche bedeutenden Werke man ganz genau kennt (an dieser Stelle aber nicht weiter erwähnen will, - obwohl….). Man zwinkert sich zu, denn man ist sich ja einig, was großartig ist, unabhängig von kriegerischen Umtrieben irgendwo auf der Welt. Man macht genüsslerische Andeutungen und gefällt sich im Lob und Preis „befreiter“ niederer Triebe, die man ja von allen überflüssigen Moralvorstellungen längst entkleidet hat. Es gilt der exquisite Geschmack, der sich weit über die niederen Ansichten des Volkes erhebt. Man zelebriert selbstgefällig seine eigene Abgehobenheit, die sich selbstverständlich nie um jene Kritiker kümmert, die eventuell im Internet auftreten könnten, - denn dort ist ja sowieso alles hassverseucht und von niederem Geschmack. Jawohl, Hate Speech ist nicht erlaubt!

Sonntag, 18. September 2022

Who am I?

Du stellst dich vor einen Spiegel und denkst: Das soll ich sein? Wie das? Wer schaut dir so ins Gesicht? Wie? Ernsthaft? Melancholisch? Listig? Was warst du, was bist du, was willst oder wirst du sein? Da gibt es eine Reise in die Vergangenheit als Identitätsvergewisserung. Habe ich mich je erfahren? Bin ich blind durch die Zeit hindurchgeschlittert? Habe ich meine Möglichkeiten eingelöst? Wer bin ich in diesem Zusammenhang? Es ist die Frage, die mich biografisch unter anderem auch direkt zu (dem von den ach so „intelligenten Leuten belächelten“) Hermann Hesse geführt hat. Habe ich getan, was ich tun konnte, um diese Fragen zu beantworten? Habe ich eine Einheit meiner Identität herbeigeführt? Wo hat sich aus welchen Gründen meine Perspektive verändert? Ist das Selbstmitleid, Bauchnabelschauerei in einem Meer der sozialen Eingebundenheit? Oder ist man letztenendes dann doch auf sich selbst zurückgeworfen? Aber wer oder was ist dieses Selbst? Man ist kein Teil, der öffentlich anerkannten Intelligentia. Man ist etwas, was an der Seitenauslinie steht und lieber beobachtet. Die Dinge um sich herum. Man ist etwas, was aus der Wortkargheit kommt, und weniger aus der Laberei, wie sie mittlerweile überall herrscht. Spröde. Nicht smart. Abweisend untertreibend. Wie ist es, wenn es auf das Ende zugeht und das Unwichtige zurücktritt? Was wichtig und unwichtig ist, entscheidet man wohl selbst - wozu man dann auch das Recht hat. Dazu kommt das Fressen und Saufen. Nicht ganz unwichtig. In unseren Sozialstaaten machen sich zu viele Leute Illusionen dazu. Sie sind nur unter solchen Verhältnissen aufgewachsen. Doch in der Geschichte der Menschheit, die wir trotz aller kultureller Anstrengungen dann doch noch nicht ganz überwunden haben, gibt es viele Relativierungen davon. Anderswo auf der Welt auch. Der Mensch sei ein Mangelwesen, heißt es unter anderem. Wie ordnet man so etwas in sich selbst ein? Eines Tages hat man nichts mehr zu fressen und saufen. Wer hilft dann? Der Staat doch nur, wenn man sich ihm gegenüber vollkommen ausliefert, - oder? Man säuft ab.....in die völlig Passivität, in das Nichtsein, in den Tod.

Samstag, 17. September 2022

Vetterleswirtschaft

Nepotismus („Vetterleswirtschaft“) und vertikale Durchlässigkeit einer Gesellschaft hängen wohl auf vielerlei Art zusammen. Es fällt auf, dass sich beispielsweise im internationalen Showgeschäft und bei den Medien inzwischen die stets selben Nachnamen tummeln, die inzwischen aber die Töchter und Söhne tragen. Der Beispiele sind ungeheuer viele, man mag sie nicht mehr aufzählen. Aber auch unter Politikern und Wirtschaftsführern scheint das Phänomen weit verbreitet, die Namen geben stets Hinweise in die selbsternannte „Elite“ hinein. Gerade Wirtschaftskapitäne sorgen wohl sehr fürsorglich dafür, dass das gewonnene Geld samt der Macht in den Familienclan der(zahlreichen) Nachkommen übergeht, nicht nur, indem man ihnen eine gewisse gut ausgestattete Lebenswelt schafft. „Ist doch klar, die haben das Know How schon mit der Muttermilch in sich aufgesogen“, so die gerne vorgeführte Formel für diese Art der Brutpflege. Wie sich solche Mechanismen wohl für die Gesellschaft auswirken? Sie sorgen zweifelsohne für eine Zementierung der bestehenden Verhältnisse. Gesellschaftlich aufzusteigen scheint keine Frage der Leistung mehr zu sein. Dies sorgt natürlich für eine breit nachlassende Motivation. Erfolg statt Leistung scheint die neue Messgröße zu sein. Und wer hat am meisten Erfolg in dieser Gesellschaft? Am Ende der, der am meisten Geld hat? Und woher er das hat? Ob er zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war? Ob er ein System für sich ausgenutzt hat, das den Rücksichtslosesten und Brutalsten belohnt? Was das mit einer Leistung zu tun hat? Woher es wohl kommt, dass die beliebtesten Berufswünsche unter „jungen Leuten“ wohl „Event Manager“, "Graphic Design Manager“, „Marketing sales manager“ u.ä. lauten? Ob man an diesen Stellen mit dem geringsten Aufwand zum größtmöglichsten Erfolg gelangt? Wer kann das jemand vorwerfen? Die dahinter stehenden Strukturen freilich, die wären veränderbar.

Freitag, 16. September 2022

Dieses Blau

„Weleda-Bademilch“. Frauen benutzten damals so etwas. Kinder wussten so gut wie nichts darüber, außer dass diese Milch gut roch. Und ich, ich fand eine solche Flasche Bademilch im Gestrüpp und war fasziniert davon. Die Flasche und ihr blaues Glas hielt ich immer wieder gegen die Sonne, nur um diese unterschiedlich gebrochenen Blautöne zu sehen, sie auszuprobieren, sie auf mich wirken zu lassen. Es hatte etwas Wohltuendes. Es hatte irgendwie mit dem Geheimnis dieser Gartenoase zu tun, aber auch mit der Farbe an sich. Es schien mir nicht weiter verwunderlich zu sein, dass mich eine Farbe anzog. Das Universum um mich herum hielt unentwegt solche Überraschungen für einen parat. Wieso sollte nicht eine Farbe Teil dieser Überraschungen sein? Heute staune ich darüber. Ich erzählte niemanden davon. Es war wie ein Durchblick auf das Seltsame, auf das Wunderbare, das ich in diesem Augenblick wie selbstverständlich aufnehmen konnte. Das was mich komplett einhüllen konnte, mich überwältigen. Es war ein Teil meiner Tage.

Donnerstag, 15. September 2022

Allein im All

Wow, der Kosmos soll etwa 14 Milliarden Jahre alt sein? Nur? Wer weiß das schon. Annahmen. Wahrscheinlichkeiten. Eine Million hin oder her macht da gar nichts aus, ist allenfalls ein Wimpernschlag im Alter derer, die im Durchschnitt um die 70 Jahre alt werden und dann "das Zeitliche segnen", d.h. aus dem Zeitlichen herausgleiten in Richtung auf eine andere und wohl weitgehend unpersönliche Realität. Allein in der Milchstraße Milliarden von Sternen? Was ist da Zeit? Der Kosmos soll durch tausend und abertausend Metamorphosen gegangen sein und die Erde soll sich in ihm beständig mit der Evolution weiterentwickelt haben? Wie holen wir das alltäglich in unsere Existenz herein? Gar nicht? Braucht man nicht? Aber sind wir etwa nicht ein Teil dieses Ganzen, das wir Erde nennen? Oder gar des Kosmos? Sollten wir uns nicht auch im Zusammenhang dessen begreifen, was unsere kleine Wirklichkeit umformt und was Voraussetzung allen Seins ist? Wäre es nicht wenigstens ein bisschen zu versuchen? Den kosmischen Zusammenhang kapieren wir ja sowieso nicht. Solche Zeit- und Raumdimensionen werden uns abstrakt mitgeteilt. Das lernen wir. Irgendwie mit dem Verstand. So, als würde es uns nicht wirklich angehen. Aber richtig begreifen, was wir in diesen Dimensionen sind, das könnte etwas anderes sein. Dinosaurier durchpfügten die Landschaft vor etwa 65 Millionen Jahren (wie sie das etwa schon 100 Millionen Jahre getan hatten), bis dann ein größerer Meteorit (etwa 1 Billion Tonnen schwer, 15 Kilometer groß) auf der Erde einschlug und sie ausrotteten. Die Dinos und andere Lebewesen. Hm, das muss ein riesiger Knall gewesen sein. In 24 Stunden war alles vorbei. An einem wichtigen Tag. Überall auf der ganzen Erde spürbar. Das Ding muss irgendwo auf der mexikanischen Halbinsel Yukatan eingeschlagen sein und selbst auf der anderen Seite der Erdkugel eine durchschlagende Wirkung erzeugt haben. Apocalypse Now. Eifel? Maria Laach? So weit gar nicht entfernt. Muss auch einiges los gewesen sein. Erst vor knapp 11000 Jahren war der letzte Ausbruch. Direkt neben uns hier im sicheren und scheinbar harmlosen Deutschland. Jedenfalls gab es damals erhebliche vulkanische Aktivitäten. Ein Blubbern am See weist heute noch darauf hin. Vor etwas mehr als 30 Millionen Jahren stießen die Kontinentalplatten von Europa und Afrika aufeinander, was eine Aufwölbung ergab, die heute Alpen genannt wird. Der Prozess ist immer noch nicht ganz abgeschlossen, da ruiniert schon unser Klimawandel die Abläufe nachhaltig. Doch das alles sind Kinkerlitzchen im Kosmos, wo Sterne Sterne und Schwarze Löcher ganze Sternensysteme verschlingen, wo Galaxien auf Galaxien zurasen, zusammenstoßen und beiläufig ganze Sonnensysteme entstehen lassen. Und wir? Nach dem Urknall vor etwa 14 Milliarden Jahren verläuft die Geschichte bei uns seit etwa 4 Milliarden Jahren alles relativ geordnet: Die Entfernung zwischen der Sonne und der Erde verändert sich im Laufe eines Jahres wenig. relative Stabilität ist angesagt, - im kosmischen Maßstab. Maßstab? Ist alles. Bezug. Sonnenfinsternis? Ein kleiner Hinweis für uns. Der auf die Grenzen des Verstands zeigt.

Dienstag, 13. September 2022

In welche Richtung "es" geht.....

Fortschritt? Ob er „In disguise“ kommt? Verkleidet? Bei einem Blick in die Geschichte frage ich mich oft, was sich geändert hat, worin der Fortschritt liegt. Vielleicht nehmen die Dinge inzwischen durch allerlei Beeinflussungstechniken eine andere Form an. Jawohl, Fortschritt gibt es ohne Zweifel! Aber er nimmt eine andere und gemächlichere Form an, als es scheint und im Interesse gewisser Kreise zu liegen scheint...... ja, es gibt immer noch „die da oben“ und „die da unten“, obwohl es auf diese Weise gar nicht notwendig wäre. Die herrschende Politikerkaste ist nur eine verkappte Form des Gestern, als noch alles hierarchisch geregelt war. Ob sich nicht allzu viel geändert hat, das ganze aber viel raffinierter verpackt ist? Ob das vor allem aus den USA herüber quellende Gerede von den „flachen Hierarchien“ nicht schon die Strategie ist. Wir machen und reden uns die Wirklichkeit schön? Alte Hierarchien sollten die Klasse der Bestimmer gegenüber den Bestimmten rechtfertigen und bestärken. Früher Kaiser und König, heute Geschäftsführer, Politdarsteller und Vorstandssprecher. Das Volk hat dabei als Ausweg auch diesem oder jenem Führer zugejubelt. Es war ganz klar ein Irrweg. Autokratien, Diktaturen. Ja, die Weisheit liegt nicht immer nur beim Volk. Logo. Aber auch nicht bei der Klasse der Mächtigen und den sich als "Elite" Fühlenden. Es ist wohl eine dauernde Auseinandersetzung, die sich allmählich bei steigendem Informations- und Transparenzgrad möglichst demokratisch auf die Seite der Bestimmten neigt. Revolutionsgeschwätz stört da nur. Aber Transparenz wäre wichtig. Dass Abgeordnete und Parlamente da ganz offensichtlich ein korruptes Spiel zu spielen scheinen, ist dem Übergang geschuldet. Es wird so etwas eines Tages nicht mehr stattfinden, weil im Informationszeitalter ohnehin alles heraus kommt, was früher unter der Decke gehalten wurde. Auch falsche Strukturen. Sogar Wikileaks scheint hier ein bisschen ein Lehrstück zu sein, auch wenn ihr Protagonist sich persönlcih ungebührlich aufgebläht hat und sich dafür verteufeln lassen muss. PR-Agenturen und Öffentlichkeitsbearbeiter sorgen dann dafür, dass der Schatten auch auf das Projekt Wikileaks und andere derartige Phänomene (Edward Snowden?) fällt..... nun ja, auch dies ein Phänomen des Übergangs. BER wurde dauernd verschoben, „Stuttgart 21“ genauso. Es wurde dies einfach bekannt gegeben als sei es das Normalste der Welt. Es wird ja dauernd alles verschoben und ist eine Art „Running Gag“ geworden. Eine Lachnummer mit Kosten. Abgeordnete machen mitten in der Krise erstmal Urlaub und sind nicht zu sprechen. Ein paar Milliarden hin oder her, so etwas lassen die Mächtigen (natürlich nie explizit) verlauten. Es ist ein einziges Schelmenstück, dessen immer größer werdende Kosten „der Steuerzahler“ zu tragen hat. Dass Frau Christine Lagarde (die heutige EZB-Chefin und frühere französische Finanzministerin) in der Vergangenheit ein paar 400 Millionen so eben mal ein bisschen „veruntreut“ hat, macht auch nichts. Zahlt ja der Steuerzahler. Sie hat es ja einem ohnehin Besitzenden gegeben. Die elegante grauhaarige Dame mit ihren aristokratisch arroganten Gesichtszügen macht ja einen schwierigen Job! Oder?Wirklich? Ob sie auch die ENA (Ecole Nationale d'adminstration) besucht hat, die in Frankreich die obligatorische Eingangsschranke der besitzenden und mächtigen Klasse ist? Ob die Akademikertochter dadurch von vornherein zu den Bestimmenden gehört hat?

Montag, 12. September 2022

Neverend the Moment (MP3)

Sonntag, 11. September 2022

Rat Race und Hamsterrad

RAT RACE UND HAMSTERRAD Du wirfst einen Blick in letzte Welten was bleibt, ist ein matter Glanz die Ahnung einer Ahnung der Abspann einer Kadenz da sind noch so viele drin und machen ein ratloses Gesicht Dir bleibt die Aussicht auf ein graues Nichts sie graben, sie blähen, sie ackern Rat Race Hamsterrad sie verdienen sich ihren Sinn und ihre Identität sie vertuschen sich in billigem Vollquatschmittel sie staunen über ungeheure Andere auf geht’s! Gequält und geprügelt in düstren Katakomben in Höllen der wohlfeilen Sünden und der käuflichen Moral Du wirfst einen Blick in letzte Welten was bleibt, ist matter Glanz

Samstag, 10. September 2022

Sonderurlaub

Ob dieses Programm im Deutschen Bundestag noch existiert? 2004 wurde es eingeführt. Mal eben Sonderurlaub nehmen, um als Abgeordneter in die Industrie als Lobbyist zu wechseln. Den „Seitenwechsler“ geben, mit der Unterstützung des Staates? Ob das tatsächlich dem Allgemeinwohl dient, wie maßgebliche Entscheider gerne betonen? Jahrelang für große Konzerne arbeiten? Der Verzahnung von Industrie und Parlament diene das, so die Verteidiger dieser Regelung. Selbstverständlich sollten in dieses Programm nur Abgeordnete mit großem Sachverstand (versteht sich, ist ja auch im Kabinett so!!), also „Profis“, aufgenommen werden.Zahlreiche große Konzerne dieser Republik geben sich aufnahmebereit und freuen sich aufs „Zusammenarbeiten“, verkaufen das als „Fortbildung“. Woher das wohl kommt? Wer da von wem profitiert? Nun ja, es dient ja dem Allgemeinwohl. Es gehe um Zusammenarbeit und Vernetzung, lassen die Maßgeblichen schon mal als Rechtfertigung fallen. Außerdem solle „Wissenstransfer ermöglicht“ werden sowie „das Verständnis für die Gegenseite“ erhöht werden. Nun ja, Wissenstransfer? Woher, wohin? Umgekehrt schicken die Konzerne ja auch Manager in die Ministerien, um bei Gesetzesvorlagen „behilflich zu sein“.

Freitag, 9. September 2022

Fortschritt? Wirklich? Wohin?

Fortschritt? Ob er „In disguise“ kommt? Verkleidet? In die Gaskrise verkleidet? Bei einem Blick in die Geschichte frage ich mich oft, was sich geändert hat, worin der Fortschritt liegt. Vielleicht nehmen die Dinge inzwischen durch allerlei Beeinflussungstechniken eine andere Form an. Jawohl, Fortschritt gibt es ohne Zweifel! Aber er nimmt eine andere und gemächlichere Form an, als es scheint und im Interesse gewisser Kreise zu liegen scheint...... ja, es gibt immer noch „die da oben“ und „die da unten“, obwohl es auf diese Weise gar nicht notwendig wäre. Da macht die grüne oder andere Färbung wohl auch nicht viel aus. Die herrschende Politikerkaste ist nur eine verkappte Form des Gestern, als noch alles hierarchisch geregelt war. Ob sich nicht allzu viel geändert hat, das ganze aber viel raffinierter verpackt ist? Ob das vor allem aus den USA herüber quellende Gerede von den „flachen Hierarchien“ nicht schon die Strategie ist. Wir machen und reden uns die Wirklichkeit schön? Alte Hierarchien sollten die Klasse der Bestimmer gegenüber den Bestimmten rechtfertigen und bestärken. Früher Kaiser und König, heute Geschäftsführer, Politdarsteller und Vorstandssprecher. Das Volk hat dabei als Ausweg auch diesem oder jenem Führer zugejubelt (auch der Queen!). Es war ganz klar ein Irrweg. Autokratien, Diktaturen. Ja, die Weisheit liegt nicht immer nur beim Volk. Logo. Aber auch nicht bei der Klasse der Mächtigen und den sich als "Elite" Fühlenden. Es ist wohl eine dauernde Auseinandersetzung, die sich allmählich bei steigendem Informations- und Transparenzgrad möglichst demokratisch auf die Seite der Bestimmten neigt. Revolutionsgeschwätz stört da nur. Aber Transparenz wäre wichtig. Dass Abgeordnete und Parlamente da ganz offensichtlich ein korruptes Spiel zu spielen scheinen, ist dem Übergang geschuldet. Es wird so etwas eines Tages nicht mehr stattfinden, weil im Informationszeitalter ohnehin alles heraus kommt, was früher unter der Decke gehalten wurde. Auch falsche Strukturen. Sogar Wikileaks scheint hier ein bisschen ein Lehrstück zu sein, auch wenn ihr Protagonist sich persönlcih ungebührlich aufgebläht hat und sich dafür verteufeln lassen muss. PR-Agenturen und Öffentlichkeitsbearbeiter sorgen dann dafür, dass der Schatten auch auf das Projekt Wikileaks und andere derartige Phänomene (Edward Snowden?) fällt..... nun ja, auch dies ein Phänomen des Übergangs. BER wurde dauernd verschoben, „Stuttgart 21“ genauso. Es wurde dies einfach bekannt gegeben als sei es das Normalste der Welt. Es wird ja dauernd alles verschoben und ist eine Art „Running Gag“ geworden. Eine Lachnummer mit Kosten. Abgeordnete machen mitten in der Krise erstmal Urlaub und sind nicht zu sprechen. Ein paar Milliarden hin oder her, so etwas lassen die Mächtigen (natürlich nie explizit) verlauten. Es ist ein einziges Schelmenstück, dessen immer größer werdende Kosten „der Steuerzahler“ zu tragen hat. Dass Frau Christine Lagarde (die heutige EZB-Chefin und frühere französische Finanzministerin) ein paar 400 Millionen so eben mal ein bisschen „veruntreut“ hat, macht auch nichts. Zahlt ja der Steuerzahler. Sie hat es ja einem ohnehin Besitzenden gegeben. Die elegante grauhaarige Dame mit ihren aristokratisch arroganten Gesichtszügen macht ja einen schwierigen Job! Oder?Wirklich? Ob sie auch die ENA (Ecole Nationale d'adminstration) besucht hat, die in Frankreich die obligatorische Eingangsschranke der besitzenden und mächtigen Klasse ist? Ob die Akademikertochter dadurch von vornherein zu den Bestimmenden gehört hat?

Donnerstag, 8. September 2022

Repräsentative Demokratie?

Es ist beschämend, wie die Parlamentsdebatten ablaufen: Da scheint von der „Fraktionsspitze“ und den Partei-Führern eine Linie ausgegeben zu sein, - und das ganze Fußvolk der Abgeordneten plappert in ihren zusammengestammelten Reden diese „Argumentationshilfen“ nach. Es wird tapfer sich eingeredet, schöngeredet und gestammelt. Leute mit akademischen Titeln und männliche Anwälte in dunklen Anzügen scheinen sich da regelrecht zu prostituieren. Es scheint keine eigene Meinungen, geschweigeden Gespür für Nuancen zu geben, - im Gegenteil, es wird blind nachgeäfft, was von Hierarchen teilweise aus „taktischen Überlegungen“ vorgegeben ist. Kein Wunder, dass so etwas niemand im TV sehen will.....Ob das eine „repräsentative Demokratie“ ist?

Mittwoch, 7. September 2022

TV-Ratespiele

Mir fällt auf, dass immer mehr „Celebrities“ und gestandene Hollywoodgrößen Uhren, Kaffeemaschinen, Parfums und andere Konsumgüter in farbig grinsenden medialen Kampagnen mit großflächigen Anzeigen empfehlen, während Comedy-und Medien-Figuren, die wir bisher aus irgendwelchen Gründen erst nahmen, in den Ratesendungen der Fernsehsender albern (natürlich mit Punktesystem!) Erkenntnisse raten und fleißig über Witze lachen. Gute Laune um jeden Preis ist da angesagt!: dabei hatten wir sie für kritisch gehalten, kritisch gegenüber den Mechanismen der Medien. Es weiß ja jeder, dass dieser Umtrieb mit den persönlich gepflegten Gewohnheiten der jeweiligen „Stars“ nichts zu tun hat, dass es eine reine Sache des Vertrags, des damit verbundenen Geldes und des gewerbsmäßig übertragenen Images ist. Der Trick geht so: wer dies oder das benutzt, kann sich wie der XYStar fühlen. Ist fast schon so wie das angebetete Standbild der Prominenz. Und es klappt auch noch! Shoppen wird auf diese Weise mindestens dreimal so schön! Übrigens: Gerade diese Comedians, die sich an anderer Stelle so gerne als unabhängig und kritisch inszenieren, sind darin besonders gut. Und wenn ungehörige Paparazzi über das Privatleben dieser Celebreties berichten oder belichten, ist das denunziatorisch, feige und miserabel. Das Interessiert aber die auf den Geschmack gebrachte Öffentlichkeit. Homestorys, Klatsch, Plauder- und Liebesgeschichten sind so lange gut, wie sie den „Promis“ nützen. Haben sie aber ein ganz bestimmtes Interesse erweckt, sollen sie tabu sein. Und über allem ein universelles positives Lächeln! Um Parallelen zu entdecken, mag sich ein Blick in Aldous Huxleys in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts geschriebenes Buch „Schöne Neue Welt“ lohnen.

Dienstag, 6. September 2022

Vernichtung und Anfang, Shakti und Shiva

Vulkane brodeln. Ein Ausbruch könnte bevorstehen oder es gab ihn vor knapp 70 Millionen Jahren? Oder ob es ein Asteroid war? Wann genau, das weiß man dann doch noch nicht. Was bedeutet das? Spätestens damals auf Hawaii bekam ich eine Ahnung von dieser Urgewalt. Wir gerieten in eine Prozession, die die Erdgöttin Pele feierte. Einerseits war uns das alles fremd, andererseits war's ja so konkret, wie etwas nur konkret sein kann. Es fauchte und rauchte im Schlund, in den die Leute Dinge hinunter warfen. Offenbar ein Opfer. Heute ist diese Erinnerung in vieler Hinsicht wertvoll für mich geworden. Es ist auch ein Sinnbild für die Schöpfung und Zerstörung, die hier naturhaft zusammenfällt. Vulkane haben womöglich den Menschen nach der Eiszeit erst ermöglicht. Letztlich. Vulkanerde ist sowieso die fruchtbarste überhaupt. Shakti und Shiva, Yin und Yang, - auch die Religionen haben einiges dazu beigetragen, die grundsätzliche Zwiespätigkeit dieses Phänomens besser zu verstehen. Jaja, wer im unmittelbaren Umfeld eines Vulkans lebt, wird wohl kaum solche grundsätzlichen Betrachtungen lieben. Aber gewisse „Naturvölker“ im pazifischen Feuerring begegnen dem Phänomen durchaus auf dieser Ebene, fühlen sich ein in eine Existenz mit dem Vulkan als Lebensspender und Vernichter. Wir hier neigen dazu, die Wissenschaft dagegen ins Felde zu führen. Bloß keine Unsicherheit! Vielleicht sind wir heute noch nicht an dem Punkt, der dies als tragfähig erscheinen ließe. Denn solche Gewalten sind nicht zu kontrollieren, sind viel zu groß und grundsätzlich dafür. Vielleicht wird man in Zukunft einen Ausbruch genauer vorhersagen können, was zeitnähere Evakuierungen nach sich ziehen könnte. Doch einstweilen müssen wir noch verharren und hoffen. Wir? Ja, wir! Denn wenn in Mitteleuropa der Vesuv oder die ihn umgebenden phlegräischen Felder rund um Neapel ausbrecehn oder in den USA der Yellowstone, könnte die Lage für die gesamte Menschheit noch schwieriger werden als sie ohnehin schon ist.

Montag, 5. September 2022

Dass wir sind

Das ist vielleicht doch schon das größte „Wunder“: Der Urknall! Dass aus dem Nichts etwas wird. Das gesamte Universum war am Anfang kleiner als ein millionstel milliardstel Zentimeter, komprimiert in einem unglaublich heißen und dichten Bereich, der keiner Materie, sondern einem Punkt rasender Energie glich. Was für ein unglaubliches Wunder, dass doch gleichzeitig offenbar keines ist, weil die meisten Wissenschaftler an diese Vorstellung glauben! Wissenschaftler als die neuen Heiligen unserer Zeit, - zusammen mit Harry-Potter-Lesern. In einem solchen Zusammenhang stehen wir offenbar, auch wenn wir ihn nicht begreifen. Alltäglich. Es deuten solche Dinge auf Sacherhalte hin, vor denen wir großen Respekt entwickeln könnten, wenn wir in einem gewissen gesellschaftlichen Interesse nicht alles gleich zu verdrängen gelernt hätten. Wir sollten uns in seltenen Momenten solcher Dinge und unseres Egos im Vergleich dazu bewusst werden. Dies ist keineswegs abgedreht und unrealistisch. Im Gegenteil: es ist die realistischste Realität, in der wir leben.

Sonntag, 4. September 2022

Vergesser (MP3)

Samstag, 3. September 2022

Interpreten und Vermittler

Wer soll diese Gesellschaft einigermaßen überblicken? Journalisten neigen jedenfalls zu oft dazu, ihre eigene, noch immer finanziell gut ausgepolsterte Mittelklasse-Weltsicht, absolut zu setzen. Nun ja, ein paar von Ihnen haben auch allzu engen Kontakt mit denen, die sich als „Spitzen der Gesellschaft“ sehen: Eliten. Dabei könnten sie in einer digitalen Welt relativ zuverlässige Mittler zwischen den immer stärker fraktionierten Wirklichkeitsdeutungen und Lebenswelten sein, könnten einer schweigenden Mehrheit die Relativität und Veränderbarkeit ihrer Weltsicht deutlicher machen. Sie glauben gerne, sie täten das ohnehin implizit, indem sie sich immer wieder neu auf verschiedene Perspektiven einlassen. Doch ist dies ihrer mehr oder weniger ausgeprägten Professionalität geschuldet. Was gefragt sei, so glauben sie gerne, sei Orientierung und klare Vorgaben, sei Handwerk und technisches Können, weniger die Empathie. Überhaupt: Klarheit. In einer unklaren Welt dies zu liefern, ist natürlich schwierig und meist nur mit rhetorischen Tricks zu schaffen. Mit Mimikry und einer gewissen Verstellung, die sich scheinbar einlässt auf die von außen kommenden Erwartungen (Informiertheit, „Auskennen“, „ernsthafte Beschäftigung“... usw.). Vorzugeben, man kenne sich (möglichst überall) aus und sei wegweisender Experte, gehört da zur Berufsrolle. Inbegriffen ist natürlich, man sei der Stellvertreter der Ahnungslosen und der breiten Masse, die das Schauspiel von außen zu betrachten verurteilt ist. Oder hat sich dies Selbstverständnis verändert? Der Spagat gelingt immer weniger, je unübersichtlicher die Verhältnisse werden. Anmaßende Oberflächlichkeit ist das, was oft dabei herauskommt. Mit „journalistischer Distanz“ wird auch gerne eine gewisse Gleichgültigkeit anderen Welten gegenüber kaschiert. Absolutiert wird andererseits das eigene Herzensanliegen, aus dem heraus sehr Subjektives und Beliebiges abgesondert wird und Fakten nahezu beliebig so lange eingruppiert und interpretiert werden, bis sie in die eigene Weltsicht passen. Dies wird gerne mit einem „Liberalismus“ kaschiert und als „Qualitätsjournalismus“ verkauft. Dies alles trägt mehr zur Verwirrung als zur Klarheit bei. Es entsteht ein Biedermeier der Ahnungslosigkeit, in dem ein unprofessioneller Diletantismus der vergesellschafteten Informationsvermittlung blüht.

Freitag, 2. September 2022

Sommerpause

Sommerpause. Darf’s etwas mehr sein? Ich wundere mich, wie bestimmte, na, fast alle regelmäßigen Sendungen im öffentlich-rechtlichen TV Sommerpause machen. Meist gleich 5 oder 6 Wochen oder 12 Wochen. Gerade in der Zeit, in der gewisse Leute eine gewisse komödiantische Art der Ansprache bräuchten, machen diese Fernsehgesichter Pause. Und dass nix los sei im Sommerloch, ist ja ganz offensichtlich eine Ausrede: die vergangen Wochen mögen da als Gegenbeispiel genug taugen. Am Ende war es eher zu viel. Vor uns liegen zudem die Fußball-Weltmeisterschaften, um die herum sicher auch einiges los sein wird. Aber die großflächige „Sommerpause“ wird eingehalten, egal, was da komme. Vom Fernsehen werden dann gerne alte Sendungen wiederholt. Filme, Features. Diese sollen die Löcher stopfen. Alle sind ja weg, liegen am Strand u.ä. Ob sich die Freizeitgewohnheiten nicht doch ein bisschen geändert haben? Ob man darauf reagieren könnte? Ob alle Bürger und Gebührenzahler Schulkinder oder Betriebsferien haben? Ob man das zu berücksichtigen überhaupt nötig hat? Oder ob man ohnehin auch in der sendungsfreien Zeit gut weiter- und durchbezahlt wird?