Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 2. November 2022

Verlorene Begriffs- und Lebenswelten: Heimat

„Hey, wie geht’s?“ Wenn man jemand persönlich kennen lernt, ist es ungleich schwieriger, mit ihm kritisch oder gar ablehnend umzugehen. Persönliche Bande schaffen so etwas wie Beishemmung. Man ist sich nahe und muss mehr Energie aufbringen, um einen solchen Menschen abzulehnen. Gerade in einem journalistischen Alltag schien mir das umso bedeutender, je weniger dies von Kollegen beachtet wurde. Doch im Falle des zunächst Fremden und Ausgegrenzten kann es auch helfen, allmählich Barrieren abzubauen. Wer jemanden aus einem anderen Kulturkreis kennen lernt, nimmt bewusst viele Anregungen auf, verliert eine Distanz, lernt das Gegenüber möglicherweise als Menschen mit all seinen Unzulänglichkeiten und Liebenswürdigkeiten und – ja auch! Hässlichkeiten! - kennen. Viele Menschen sagen aber auch, dass sie so genau gar nicht wissen, woher sie kommen, da ihre Herkunft gar nicht auf einen ganz bestimmten Ort, eine ganz bestimmte Familie oder Kultur zuführt. Es scheint immer mehr „globale“ Existenzen zu geben. Ob aber nicht gerade bei ihnen das Bedürfnis nach so etwas wie „Heimat“ gewachsen ist, ob sie ihren eigenen Weg und Begriff dazu finden müssen? Ob dies eine gewisse Anstrengung bedeuten kann, bei der unsere Hilfe etwas Positives beitragen kann? Was bin ich? Wer bin ich? Sind wir in der Lage, eine gute Antwort auf diese Fragen zu geben?

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