Ulrich Bauer Reise durch Wirklichkeiten
Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Montag, 28. April 2025
Trio
„Ich lasse mich mal wieder durch meine Plattensammlung treiben. Lasse mich auf Sachen ein, spüle zwischendrin (per Hand), sauge Staub und setze mich zur Lektüre hin: es gibt keine Schranken oder Beschränkungen, etwas, was besonders „angemessen“ wäre. Alles was, passieren kann, ist, dass ich den Faden verliere. Klar ist außerdem, dass ich nicht alles wirklich Wichtige habe. Es scheint mir endlos. Ich habe gewisse Pfähle eingeschlagen, aus dies oder jenem Grunde. Nicht wenige Male habe ich in letzter Zeit den CD-Spieler um ein paar Titel zurückgesetzt, habe mir noch mal Passagen oder Titel zu geführt, habe das auf mich wirken lassen, habe es zu verstehen versucht. Ich lasse mich in Querverbindungen treiben, entdecke über die Zeiten hinweg Parallelen, etwas, was den/die Schaffenden möglicherweise weiter getrieben hat. Heute morgen habe ich beim Esbjörn-Svensson-Trio begonnen. „Seven days of falling“ war schon heraus gelegt worden. Wollte ich unbedingt wieder einmal hören. Den Jazz leichtgängig und melodisch gemacht, ihm eine Art Flow gegeben, dazu seltsame Geräusche so eingepasst, als müssten sie dazu gehören. Das war es, was ich in Erinnerung behalten hatte. Beim Hören stellt sich wieder einmal heraus, dass ich nahezu alles intus hatte, dass es längst ein Teil von mir geworden war. Doch mir erschlossen sich heute morgen neue Aspekte, neue Hörweisen, neue Wertungen, neue Vergnüglichkeiten. Dicht daneben steht bei mir „Viaticum“, vom selben Trio. Ich greife die CD heraus und denke mir „Wieso habe ich sie eigentlich immer vernachlässigt? Sie ist viel feiner gestrickt als „Seven Days of Falling“. Jedenfalls offenbart sie sich mir in diesem Lichte heute morgen. Danach „Leucocyte“, eine Art verbiestertes Abschlusswerk, nachdem der Pianist Esbjörn Svensson bei einem Tauchunfall ums Leben gekommen war. Klar, dass damals alles Mögliche reinprojeziert worden war. Die herben Passagen sollen das Unheil bereits vorweg genommen haben. Die krachigen Passagen zeigten auf den Tod. Aus größerer Distanz betrachtet erscheint mir das fragwürdig, zu leicht, zu vordergründig. Ich gehe danach kurz rein in die Scheibe „Beat“ des Tingwall Trio, ich höre bei Keith Jarrett nach, ich lausche dem Album „Hidden Beauty“ des Trioscence: alles Möglichkeiten, alles Annäherungsweisen. Alle sind sie womöglich von Esbjörn Svenssson beeinflusst (Natürlich außer Keith Jarrett). Alle gehen sie zurück auf eine minimierte Triobesetzung, mit der sie allerdings neue Räume zu betreten scheinen, oder alte Räume neu kultivieren. Das verschafft mir ein gutes Gefühl. Das gibt mir Energie.“
Sonntag, 27. April 2025
Promised Land
Randy Newman singt auf seinem 2017 erschienenen Album "Dark Matter" seinen Song "Putin". Es geht so los: "Putin puttin' his pants on, one leg a time, You mean just like a regular fellow. huh?, he ain't nothing like a regular fellow....." am Ende dieses Songs heißt es "I don't know, Lenin couldn't do it, I don't know Stalin couldn't do it, they couldn't do it, why do you think I can? You're gonna lead our people to the promised land. you're right, Goddamn. I'm the Putin man...." Dazwischen treten die "Putin Girls" auf. Sie trällern "Putin if you put it when you, put it where you put it....etc."
Freitag, 25. April 2025
Baumpoesie
Da wird ein alter Baum gefällt, direkt vor meinem Fenster. Er tut mir leid. Einfach nur das. Ich weiß auch, dass Vernunftsgründe dafür gesprochen haben mögen. Zu riskant, er könnte umfallen. Er hat die Kanalisation bedrängt und hätte früher oder später gefällt werden müssen… Und doch tut er mir leid. Der Mensch will sich schützen vor der Natur. Er will sie beherrschen. Er legt sie um. Einfach, weil er glaubt, ihr überlegen zu sein. Doch es zeichnen sich Bewegungen ab, die der Mensch noch nicht beherrscht. Ob er sich nicht einfach zu früh sicher wähnt? Was ist mit Vulkanen oder Meteoriten- und Asteroideneinschlägen? Wo sind die Insekten geblieben? Ob wir einen natürlichen Zusammenhang, den wir gerne als „Ökologie“ bezeichnen, verstehen?
Donnerstag, 24. April 2025
Eingängig
Es dominiert die kurzfristige Gefälligkeit auf allen Gebieten, etwas zu amerikanisch vielleicht (ich bin wirklich kein bisschen „antiamerikanisch“, um mal wieder solch ein Klischee, solch ein denkfaules Einstellungsmuster zu bemühen...), etwas zu sehr vulgär verkaufsorientiert, etwas zu sehr daran orientiert, dass keinerlei Widerstand abgearbeitet, erschlossen werden muss, sondern dass alles sofort und unwiderstehlich munden und verbraucht und genossen werden muss. Dass etwas leicht konsumierbar und eingängig ist. Mühelos. Genussvoll. Spass muss es machen!
Ich war in meiner Schreibe über Popkonzerte schon ein bisschen aufklärerisch orientiert, wollte erreichen, dass man sich etwas besser dessen bewusst wird, was da auf einen eingestürmt ist, was man mit einem Viertels- oder Halb-Ohr gehört hat: So, dass möglichst viele Menschen vielleicht Anregungen empfangen, etwas aus anderer Perspektive zu hören, etwas anders wahrzunehmen und es sich neu zu erschließen. Es verwundert umzudrehen und sich aus dieser Perspektive anschauen. Es, das Etwas. Etwas wirklich zu verändern war nicht mein Ehrgeiz. Selbst in den veränderungsgeilen 70ern nicht. Auch weil dies Tatmenschen braucht, Leute, die wissen, wie etwas geht und wie man das richtig macht. Die Regeln dabei haben mich leider nie wirklich interessiert. Ein Vorteil vielleicht (so kann man es schönreden!) . Ich habe es eher durchdacht. Einigermaßen. Aber nicht gemacht. Die Regeln zu missachten war für mich aber meist ein gravierender Nachteil, denn ein Hauptteil der Menschen in unserer Servicegesellschaft beschäftigt sich damit, wie man es möglichst vielen möglichst nach allen Regeln der Kunst recht machen kann. Natürlich mit einer Prise Individualität. Aber nicht zu viel. So etwas, solch ein „Mindset“ hat mich meist gelangweilt.
Mittwoch, 23. April 2025
Schland und Demokratie
Ich bin schockiert, - immer noch. Es haut mich um. Und das in einem Moment, in dem die parlamentarische Demokratie ganz besonders auf einem Prüfstand steht und um ihre Legitimation hart kämpfen müsste!!!! Da scheint es, so meine Information, wieder einmal eine ganze Riege ehemaliger Minister zu geben, die inzwischen neben ihrer Tätigkeit als Abgeordneter des Deutschen Bundestags in Lohn und Brot bei Großkonzernen stehen werden oder bereits stehen. Es herrscht „business as usual“. Dass Spezialdemokraten diesbezüglich schon seit vielen Jahren besonders tüchtig zu sein scheinen, dürfte ihrer Glaubwürdigkeit kaum förderlich sein. Die einschlägigen Wahlergebnisse scheinen da Bände zu sprechen, doch die Betroffenen werden ihre Schäflein längst im Trockenen haben, wenn etwas zu solchen Tätigkeiten zu bekannt würde. Und die „öffentlichen“ Diskussionsrunden verhandeln zum Thema „Glaubwürdigkeit“ ohnehin ganz andere Themen.... Ob da eine gewisse Einigkeit dieser „Eliten“ dahinter steht? Und jetzt kommt Deutschland ins internationale Gerede, weil Minister offenbar unendlich viele Anzeigen gegen ihre Bürger gestellt haben, weil sie sich von ihnen „beleidigt“ fühlten. Es soll zu spektakulären frühmorgendlichen Verhaftungsaktionen gekommen sein. Ob da die Meinungsfreiheit ein bisschen in Gefahr ist?
Eben aus dem Kabinett ausgeschieden, lassen sich jetzt ehemalige Minister offenbar von denjenigen honorieren, die sie eben noch kontrollieren sollten. Das ist „guter Brauch“.Dass sich dabei gewisse Fraktionen hervorzutun scheinen: nun gut, von denen erwartet man nichts anderes. Korrupte Säcke. Halten die Hand auf. Bei den „ganz normalen Parteien“ gilt sowas ohnehin als normal. …… Freilich: Als Spezialdemokrat hatte man soeben noch genau diese Großkonzerne heftig gerügt und sich zum Großkritiker eines gewissen Geschäftsgebarens aufgeschwungen. Doch jetzt scheint alles anders, Geld scheint halt Wunderdinge zu bewirken.…. Am Wechsel in die „freie Wirtschaft“ sei nichts Verwerfliches, so hörte ich die Apologeten solchen Verhaltens oft und überall sagen. Tüchtige Leute verdienen gutes Geld. Das führt offenbar dazu, dass gewisse „ausgeschiedene“ Politiker sich besonders gerne einem Interessenverband als Cheflobbyist zur Verfügung stellen. Interessenkonflike? Pah! Ist ein Abgeordnetenmandat eine Nebentätigkeit, die dermaßen viel Zeit übrig lässt? Es stellen sich einem Fragen.
Dienstag, 22. April 2025
Siechen
Ich fange an, Fehler zu machen. Ich stürze nachts, falle auf die Hand und leide unter Blutergüssen, um mich an den folgenden Tagen darüber zu wundern, warum diese Hand so weh tut. Ich muss mir sagen lassen, dass ich so gut wie nichts mehr verdiene. Ich habe Angst vor dem Finanzamt und anderen Behörden. Ob ich mir irgendetwas zuschulden habe kommen lassen, ohne dass ich jetzt davon weiß? Ob ich einen wichtigen Antrag nicht gestellt habe? Nicht fristgerecht? Ich habe mir irgendwann irgendwas in den Fuß getreten, die Sohle tut ab und zu weh. Könnte schlimmer sein. Damit müsse man leben, höre ich. Ich bin schwer gestürzt, die Ärzte haben mich wieder zusammen geflickt und mir einen Herzschrittmacher verpasst. Danke! Ein Jahr später steht das Gesundheitssystem offenbar am Abgrund. Notstand. Intensivbetten. Beatmungsgeräte. Atemmasken. Corona. Wer weiß, wie ich unter solchen Umständen hätte behandelt werden können. Ob es einen Kunstfehler gegeben hat? Jedenfalls musste ich diesen Eingriff wiederholen lassen. Er war nicht gelungen.
Ja, dieses Ich fängt an, sich zu wichtig zu nehmen. Trotz aller Gelassenheit. Zu sehr, das ist mir bewusst. Ich trage das Bild meiner Eltern in mir. Weil es mir wertvoll ist. Weil es sich in mir abgebildet hat. Auf mannigfache Weise. Es ist immer zu wenig, was ich für sie tun konnte. Zu schlecht. Ich wünsche mir oft, ich könnte mehr, wäre realistischer. Es ist immer eine Reparatur, eine defensive Sache. Das Schlimmste verhindern. Muss mich für das alles oft auch beschimpfen lassen. Über allem kommt auch noch der Tod immer näher. Das heißt: ich bin älter geworden, meine Möglichkeiten werden weniger und es wird mir das alles bewusst.
Montag, 21. April 2025
All tage
Ich schreibe mir das hier auf, indem ich mir für kurze Zeit des gewaltigen Stroms an Geschichte bewusst bin, der durch mich hindurch geflossen ist: Wo bin ich? Wo bin ich angekommen? Wer bin ich überhaupt? Was habe ich jemals gefunden? Bin ich alleine? Wer ist jemals bei mir gewesen? Ich wache auf und wundere mich. Ich bin plötzlich ein alter Sack. Und ich muss mir zugestehen: Das habe ich nicht so recht mitgekriegt. Wo sind sie hin, all die Chancen, die ich nie verwirklichen konnte, die ich immer weiter weg vertagt und in den Horizont geschoben habe, wo sie dann langsam entschwunden sind? Ja, es geht wirklich alles so schnell, - und es kommt mir jetzt vor, als ginge es noch schneller. Das Leben. Das, was in einem ist. Was einen ausmacht. Du gehst verwundert durch diese Gesellschaft hindurch, die Jungen gibt es immer, die Alten auch: währenddessen wirst du immer älter und gleitest wie durch einen Tunnel. Du könntest jetzt Vater sein, Großvater schon. Ich, Großvater? Mit Enkeln? Wer wäre ich denn?
Du wolltest zuvor noch Grenzen durchbrechen, die sich dann aber alle verflüchtigt haben, von der Alltagsmühle zermahlen. Wir waren eine Clique, so was ähnliches jedenfalls (man nannte es damals so). Wir taten Dinge, die uns verrückt vorkamen. Sie waren aber vergleichsweise gar nicht so wild. Wir lenkten das Auto eines unserer Eltern von der Rückbank aus. Na und? Ging gut. Wir waren dabei besoffen. Ich hielt es für einen Witz und ein gutes Bonmot, wenn einer von uns immer stöhnte: „Wenn ich an meine Finanzen denk'“. Ich fühlte mich von der Sache her erhaben über so etwas. Das war ein glatter Witz, das war bizarr grotesk. Jeder macht sich auf seine Art lächerlich. Heute denke ich „Wenn ich nur schon damals öfter an meine Finanzen gedacht hätte“. Money makes the world go round. Der Mann mit dem Auto ist, wie ich gehört habe, inzwischen gestorben.
Sonntag, 20. April 2025
Essen
Erinnerungen brechen über mich herein. Ich fresse schlechtes Zeugs, weil ich Hunger habe. Ich sah eine TV-Sendung über Fertiggerichte. Ein vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen bestellter Koch sollte kosten und dann Aussagen dazu machen. In seinen Beurteilungen neigte der Koch meist dazu, die Fertiggerichte zu begrinsen und sie für völlig minderwertig und „nicht zu genießen“ zu beurteilen. Ach! Nur: Nach meinen Erfahrungen ist das genau jene Qualitätsstufe von Essen, mit denen Menschen in Altenheimen zu oft „beglückt“ werden. Darüber also lacht ein etablierter Koch und spricht dem Gebotenen keinerlei Geschmack oder sogar wegen der vielen Zusatzstoffe gesundheitsschädliche Effekte zu. Dies erscheint mir ziemlich verräterisch für das Verhalten dieser Gesellschaft, die nach „den Alten“ die unterernährten Bevölkerungsgruppen dieser Erde mit großer Gleichgültigkeit oder gespielter Betroffenheit kommen lässt, während man selbst exklusive Biokost verzehrt. Es ist eine Pyramide: Die Besserverdienenden und das Volk, das mit Aromastoffen und anderen Chemikalien aufgepoppten Fraß frisst, zu fressen hat.
Samstag, 19. April 2025
Lügen
Ich habe den Titel "Kurze Beine" gehört und mir ist durch den Sinn gegangen, dass Lügen leider manchmal auch lange Beine haben: Da ist der Einfluss der Pharmaindustrie auf das Menschsein als aktuelles Beispiel. Sie nehmen Einfluss, sie kaufen auf, die Mercks, die Glaxos, die Roches und die Pfizers, sie reden schön, sie lenken Informationen, sie übernehmen von den Hochschulen, sie geben "die richtigen" Untersuchungen in Auftrag, sie betreiben Lobbyarbeit, sie setzen unter Druck, sie lassen aus, sie dramatisieren, sie verschweigen, sie blockieren...usw....es ist eine lange Folge von....Lügen....die leider sehr lange Beine haben, indem sie sich als gelenkte "Wahrheit" in unser Dasein mischen. "Sind wir nicht alle ein bisschen korrupt?" fragte neulich ein Kollege, der sich jetzt der Öffentlichkeit neu verkauft und dazu Interviews gibt...… wow, diese Grauzonen! diese retouchierten Wirklichkeiten! Wo steht man da? Man sieht sich selbst zu....nimmt Maßstäbe wahr, die sich später als etwas ganz anderes darstellen......
Freitag, 18. April 2025
Donnerstag, 17. April 2025
Digital world
Es sprechen offenbar viele Leute alltäglich mit Siri oder Alexa, den digitalen Sprachassistenten. Sie brüllen und nölen, sie näseln und faseln, sie kreischen und heischen….. Mit wem reden wir da? Mit einer Instanz, mit keiner Person, mit einer Stimme? McKillroy is watching you. Volkszählung. China. Kontrolle von oben. Mich müsste der Donnerblitz treffen, wenn ich mir eine solche Überwachungsanlage freiwillig ins Zimmer stellen sollte, um mich abhören zu lassen. Wohin die Daten gehen, die da abgesaugt werden? Ob die Auskünfte dazu vertrauenserweckend sind? Ob solche Datensätze gar im Darknet gehandelt werden? Ob nicht irgendwelche Geheimdienste, aber auch gewisse Firmen, ein heftiges Interesse daran haben? Ob solche „Datensätze“ per Software „ausgewertet“ werden können? Es gibt Anzeichen, dass man da ausgeliefert ist. Dass man nicht ganze Stäbe von Spezialisten zur Verfügung hat. Dass man auf Vermutungen angewiesen ist. Dass man es hier alles laufen lässt unter dem Mäntelchen des Neoliberalismus: alles, was „der Wirtschaft“ nützt, ist gut. Ob „die Politik“ da etwas tun will?
Mittwoch, 16. April 2025
Folklorismen?
Mir scheint, es war mal wieder ein Fest der Lüge und Heuchelei. Alleine schon, das religiöse Pathos, der unendliche Reichtum, darunter – wie jeder weiß - die Ebene der erbarmungslosen Obdachlosigkeit, der bitteren Armut und gewalttätigen Drogensucht. Ob das Folklore ist, die halt dazu gehört? Diese „Verklärung“?. Oder ob das Zurücksetzen zu einer Tradition des neunzehnten Jahrhunderts Programm ist? Regression? Ob man da gerade hier in Deutschland seine Erfahrungen hat, mit Figuren des harten Führens, die sich alles, einschließlich des Rechtssystems, gefügig machen und damit sogar einem Bedürfnis der Leute nach einer „starken Hand“ entgegen zu kommen scheinen? Rücksichtslosigkeit als Programm, Gewalt als Methode. Nun, das war schon mal da. Hier. Mögen Teile heutiger auf Konsum und Geld ausgerichteter Gesellschaften ihren Beifall darüber ausgießen, es scheint mir das dann doch einseitig und ein bisschen zu dick aufgetragen, ein bisschen zu sehr „kitschy“ und pathetisch. Clownerien des Showgeschäfts als Politik. Versprechen von Größe, Stolz und Wohlstand gehen einem hierzulande nicht so leicht ein. Einer Masse von Menschen aber gefällt das, geht das ein und ergreift sie emotional. Das Durchsetzen von Interessen mit Gewalt, das Versprechen von Stärke und „Wohlstand“, Recht und Ordnung….: da stehen sie auf und klatschen Beifall.
Dienstag, 15. April 2025
Mechanismen des Popgeschäfts
Diese typischen Pop-Mechanismen belästigen mich, langweilen mich. Sie sind so, wie es in unsere „Wahrnehmungslandschaft“ passt. Dass sie in der Popmusik alle so uniform denken und sich gnadenlos bis zur Selbstaufgabe an Trends anpassen, ohne sich dessen bewusst zu sein, macht mich skeptisch. Damals war es Abenteuer, heute ist es Handwerk. Es liegt vielleicht auch in der Natur der Sache. Ist das „Fortschritt“? Gibt es das überhaupt noch? Das Hinausspringen in die Realität, das „Sich aussetzen“ der schäbigen Wirklichkeit, es dadurch zu testen, das ist nicht mehr gebräuchlich, obwohl es in Europa immer noch behauptet wird - gerade in der Musik. Das Eigentliche soll vor allem in den Konzerten stattfinden. Wenn überhaupt. Oder wo? Es überwiegt die kalte Berechnung, das gezielte Spekulieren in Medienkanälen.
Doch zunächst glauben findige Producer, Formeln gefunden zu haben, die erstmal auch zu funktionieren scheinen, selbst wenn die ewigen Casting-Sendungen sich total tot gelaufen haben werden. Programme, Software. Sounds. Doch jeder will mal berühmt und prominent werden, will viel beachtete Sprüche klopfen. Es gab TrägerInnen von Gefühlen der Vielen, denen ich aber zunehmend misstraue. Den Fidelen und ihrem „Geschmack“. „GeschmacksträgerInnen“. Für mich freilich war das oft eine in Künstlichkeit vorgetäuschte Pose, die allzeit bereit für das „Dschungelcamp“ oder eines der vielen Plauderstündchen im Fernsehen ist. Ich merke, wie ich das nicht mehr mittragen will. Ich bin dessen müde geworden. Langweilig, das. Ich will keine Posen mehr.
Montag, 14. April 2025
Im Flow sein
Was ich aus der Beobachtung von Tieren real und im Fernsehen u.a. für mich mitgenommen habe: Ich sehe, wie jede(r) ihre/seine Situation unternimmt, annimmt und damit umgeht, so gut es geht. Durchkommen heißt die Devise. Davon konnte ich viel lernen, ich versuchte es zumindest. So ging die Entwicklung. Die Evolution. Ja klar ist die Natur aus menschlicher Warte manchmal grausam. Tiere bringen sich gegenseitig um. Aber nur im Überlebenskampf. Niemand kann sich ausruhen. Jeder will irgendwie mit seinen Mitteln überleben. Es ist ein Strom, ein Flow. Nur wir bleiben mit unserem kleinen Ego, das die Dinge zu manipulieren versucht und doch so verwundbar ist (--→z.b.Viren, Naturgewalten) zurück, wir wissen, dass wir sterben müssen, unseren Geist aufgeben. Doch im Tierreich ist jeder in seiner Existenz, existiert in ihr, geht in ihr auf, ergibt sich seinen Aufgaben, stellt sich ihnen, so gut es geht. Man nimmt an einem Kreislauf teil, sehr selbstverständlich, sehr natürlich.
Sonntag, 13. April 2025
Pop-Know how vermarktet
Die Popmusik soll einen bestimmten festgelegten Aufbau haben, zu dem es natürlich auch die passenden Seminare der Kundigen und „Spezialisten“ gibt. Hooks müssen drin sein, selbstverständlich.Einprägsames. Besondere Sounds, Momente. Etwas, was die Masse mitreißt und sie einfängt. Heraus aus ihrem Alltag. Hinein ins Besondere. PR und Pressearbeit dazu will auch gelernt sein, der passende Unterricht steht schon (gegen Moneten!) bei den einschlägigen Bescheidwissern und Umsetzern bereit. Es wurden zum Teil eigene Kurse, Workshops, Akademien und Organisationen extra dafür ins Leben gerufen. Startup. Versuch. Firma. Millionen. Es sollte alles irgendwie „professioneller“ werden. Eine Zeit lang.
Die Verherrlichungs- und Projektionsriten sind natürlich Werbung. Indem sie aber geklont werden, werden sie auch zunehmend wertloser und lächerlicher. Sie drehen hohl, sie drehen sich um sich selbst oder das angestrebte Geld. Auf dem Markt der Aufmerksamkeit sind sie nun kein knappes Gut mehr, für das ein Preis erpresst werden könnte. Aus dem „Markt“ gepresst. Und genau dies ist im Kapitalismus des Wichtigste: Profit aus dem Markt pressen. Was gratis ist, kann nichts wert sein! Aber Popmusik kehrt vielleicht zu ihren Wurzeln zurück, - vielleicht.
Samstag, 12. April 2025
Melancholie
„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin? Es überfällt einen zuweilen das, was die Allgemeinheit gerne Melancholie nennt. Man steht dazu, oder nicht. Doch es gibt sozusagen die "große" und die "kleine" Melancholie. Die große ist die philosophische, auf die Welt gewandte, die das Ganze im Blick hat. Die "kleine" ist ein kleiner, persönlich gefärbter Ausschnitt davon, die Erkenntnis, dass es einem eigentlich viel besser sein könnte. Und da ist das eigene kleine Ego, eines unter Milliarden, also kein Einzelfall, und doch: - es ist das einzige, das man hat. Es überfallen einen Gefühle: nicht, dass die Welt beschissen sei, nein, vielmehr die, dass sie für einen viel besser sein könnte. Das ist ein Anlass zur Melancholie der dumpfen Art. Das ist auch nicht bloß etwas für die anonymen Melancholiker, das ist nix kollektives, sondern eine schwer verständliche Form davon. Es hat etwas damit zu tun, dass man den Hebel einfach nicht zu fassen krieget den es gilt, im richtigen Augenblick umzulegen. Und wenn, dann geht's irgendwie doch schief. Dies Gefühl trage ich schon seit ich denken kann mit mir herum und meine kleine Welt bestätigt es täglich. Die ganzen Selbstüberlistungsstrategien, die Psycho-Tricks, die kennt man inzwischen auch zu einem großen Teil, - in meinem Falle hab' mich mal eine lange Strecke in meinem Leben mit Psychologie beschäftigt. Na und? Es kommt einem vor, als würde auf diesem Feld die größte Verwirrung herrschen.
Freitag, 11. April 2025
Jazz und Pop und Erfolg
Ich nehme wahr, wie sehr Pat Metheny einen eigenen Sound und eine typische Tonbildung hat. Das scheint mir in heutigen Zeiten eine große Leistung zu sein. Seine Alben geben gerade jetzt viel Energie, strahlen Mut aus. Ich hatte ihn aber auch mehrmals live erlebt, unter anderem auf seiner „Orchestrion“-Tour, die mir eine unglaubliche und alles überragende Musikalität gezeigt hat... ich konnte es nicht fassen, wie einer auf eine solche Weise mit sich selbst und seinen eigenen Linien, Motiven und Themen spielen konnte. Über den Auftritt habe ich freilich nicht geschrieben, weil ich da nicht im Auftrag hingegangen bin sondern aus freien Stücken hingegangen war. Ich schrieb in einer „Kritik“ des Jahres 2014 über sein Album „Kin“: Pat Metheny, Aufregende Wechselspiele - Was wurde und wird ihm nicht alles vorgeworfen: Zuckerguss, Esoterik, Wellness. Womöglich auch deshalb, weil er ein erfolgreicher Jazzgitarrist ist. Jazz und Erfolg, das geht laut Jazz-Purismus nicht zusammen. Jetzt hat Pat Metheny zusammen mit seiner Unity Group das neue Album „Kin“ herausgegeben. Es bietet so gar nicht die leichte Kost, die ihm gerne zugeschrieben wird. Zudem präsentiert sich die Unity Group hier als echte Gruppe, die ihre Ideen zusammen im Kollektiv entwickelt und mit dem Saxofonisten Chris Potter über einen weiteren erstklassigen Solisten neben Metheny verfügt. Ihr Wechselspiel, ihre Begegnungen und Ergänzungen, ihre Berührungen mit der Rhythmusgruppe, das zu verfolgen macht alleine schon das Album lohnend. Auch das gemeinsame Schaffen von Spannungen, deren feinfühlige Entladung und das Suchen in einem musikalischen Horizont, der durchaus auch nachvollziehbar sein kann, machen das Album gut. - Pat Metheny. Kin. Nonesuch/Warner.“
Ich führte auch mal ein Interview mit ihm. Eine Passage daraus lautete: „Auf ihrer Platte scheinen ja auch folkloristische Motive eine Rolle zu spielen. Welche Beziehung haben Sie zum traditionellen Folk? - Antwort: „Grundsätzlich ist für mich alle Musik eins. Die Klänge und Harmonien, von denen ich mich angezogen fühle, hängen alle auf logische Weise zusammen. Das schließt eine große stilistische Breite ein. Es war immer ganz natürlich für mich, die Dinge zu spielen, die ich als Hörer und Musiker liebe. Dazu gehören aber auch jene Songs, die ich hörte, als ich im Mittleren Westen aufwuchs und die man wohl Folksongs oder Volkslieder nennt. Ich glaube nicht einmal, dass das irgendetwas mit Geografie zu tun hat“. Ich denke mir: Das alles wächst immer weiter in mir. Es entwickelt sich weiter und ich bin dankbar dafür.“
Donnerstag, 10. April 2025
Zeitbeobachter
Ich blättere ältere Bücher durch, gehe alte Manuskripte durch - und fühle mich fast wie ein elder Statesman der Zeitgeschichte, weniger des Genres Popmusik. Begreifen, dass man ein Auslaufmodell ist oder wird, ist nicht einfach, schließlich war man ja in meinem Fall „Berufsjugendlicher“. Aber es geht immer alles weiter, anderen und jüngeren Menschen gefallen andere Sachen als mir, es lockt der ewige Traum der Distinktion, der Abgrenzung und der Unterscheidung in der Masse. Des Selbstausdrucks, der Selbstfindung, der Entwicklung des Kreativen. Der Selbstoptimierung? Jüngere finden jene andere Dinge selbstverständlich, die es für mich nicht sind und waren. Wir könnten das abgleichen, in einem behutsamen Gespräch, in einer abwägenden Achtsamkeit füreinander. Hat etwas mit Respekt zu tun. Stattdessen herrscht geschwätzige Betriebsamkeit, eine moralische Überheblichkeit, eine permanent agressive Übertreibung, Grellheit und schamlose Besserwisserei. Dazu ein permanenter Blick aufs Smartphone. Hektik. Stress. Man rückt altersmäßig nach oben ab und hat es anfangs noch nicht einmal gemerkt. Oder liegt es daran, dass nur ich immer in allem so furchtbar langsam bin? Nur ich? Unfassbar, dass man eine solch lange Geschichte hat. Man hat nichts festhalten können. Ich weiß, ich weiß, diese Erkenntnis ist sehr trivial und andere Leute lassen sie sowieso nicht an sich heran.
Mittwoch, 9. April 2025
Sex und Politik
Ob es bestimmte Menschen gibt, die sich gerne unterwerfen wollen? Ob das bei ihnen einen sexuellen Beigeschmack hat, der leicht in ihnen die Oberhand gewinnen und dominant werden kann? Die Nazis in Deutschland scheinen einem da ein Beispiel für kollektive Unterwerfung zu sein. Es hat mich lange beschäftigt. Diese Selbstverleugnung, die auch abgepresst war. Ein ganzes Volk scheint sich damals unterworfen zu haben. Tief im Unbewussten eingegraben könnte da auch ein Wunsch schlummern? Dom und Führer, ob es da Parallelen gibt? Ob da auch die geschlechtliche Disposition und die dazu passende Sozialisation eine Rolle spielt? Welche? Die „Metoo“-Bewegung scheint da einiges in Frage gestellt zu haben, „männliche Verhaltensweisen“ scheinen hinterfragt. Ob es aber eine Ebene „darunter“ gibt? Eingegraben im „Unbewussten“? Die nach „Penetration um jeden Preis“ geradezu strebt? Die eine „Karriere“ und ein Vorwärtskommen damit anstrebt? Die sogar stolz darauf sein will, vergewaltigt worden zu sein?
Ich erinnere mich an eine einst vertraute Frau, die mir gegenüber behauptete, dass sie sich gerne zum Objekt machen lasse und sich unterwerfen wolle, solange sie selbst diese Rolle selbst ausgewählt habe und sie nach eigenem Willen beenden könne. Insofern stehe sie auf „richtige Männer“. Die wissen was sie wollen, so ergänzte ich im Geiste, und das auch jederzeit einfordernd durchsetzen. Ja, die damit geradezu offene Scheunentore einrennen könnten. Unsere Kultur hat dafür viele Beispiele. Die Werbung und der Hollywood-Film haben das heftig genutzt. Ich fühlte mich da bei einem unterstellten „Emanzipationsbestreben“ entwaffnet. Ich war damals sprachlos. Damit hatte ich nicht gerechnet. Wer wen dominiert, war in diesem Falle zu einer als Machtspiel ausgeführten sexuellen Praktik geworden. Jemand konnte bei der Unterwerfung Lust empfinden. Mir Ahnungslosem fiel auf, dass gerade diejenigen „feministisch“ bewegten Frauen, denen ich begegnet war, gelegentlich der Idee nachhingen, die Rollen bewusst aushandeln zu wollen und sich in „Rollenspielen“ Befriedigung verschaffen zu wollen, um sich in scheinbar selbst gewählter Unterwerfung geradezu zu suhlen. Frauen wären in diesem Falle die „Subs“, die sich zum Zwecke sexueller Befriedigung unterwerfen. Es gibt es dies auch unter Männern. Ob im selben Maße, weiß ich nicht. Sich als Sexsubjekt durch rationale souveräne Entscheidung zum Sexobjekt machen, so lange, bis dann ein bestimmtes „Sicherheits-Wort“ gesagt oder gebrüllt wird, das leuchtet vielen wohl als weit über „das Übliche“ hinaus gehendes sexuelles Spiel ein und scheint gleichzeitig ein tief liegendes Bedürfnis zu befriedigen (ohne das man es sich eingesteht). Erniedrigung als Lustgewinn. Angst vor der Macht und damit verbundener Kontrollverlust als Mittel zur krassen Hingabe? Das wäre nichts Neues. Abstrakt war einem so etwas geläufig. Nur: ich war dem in diesem Falle begegnet. War in eine Situation gestellt, in der ich mich damit und weiter gehenden Vermutungen auseinander setzen sollte. Wie jetzt in einem derzeit stark promoteten Film.
Dienstag, 8. April 2025
Kreative Selbstoptimierung
Damals war ich auf eine selbstverständliche Weise ein Teil von dieser Realität.Ich nahm das an. Heute sehe ich das Pop-Phänomen oft als eine Art hilflose Geste des Selbstausdrucks in der industriell geprägten Gesellschaft, als einen Akt der künstlerisch-kreativen Selbstoptimierung, der stellvertretenden „Verwirklichung“ eines vitalen Ichs, so wie es heute die aktuellen Verhältnisse von jedem fordern. Gefragt ist der aktive Popmusiker. Der sich verkaufen kann, der einem Influencer gleicht und nicht unbedingt im Hinblick auf Musik ein Ass sein muss. Weil das heute dazu gehört. Einer, der teilnimmt. Der sich - im Falle des Erfolgs - in Gehirne schleicht, - und zwar ganz anders als die Art und Weise, die „Künstler“ immer schon verfolgt haben. Dieser Popmusiker war einmal. Das war damals so. Heute ist er einer, der alles um sich herum geschehen lässt und sich möglichst optimal anpasst. Rührend. Ich neige auch dazu, den Mechanismus des Protests als eine typische Hysterie der ersten Lebenshälfte zu sehen, die sich nun allmählich in den blinden Reflexen der Masse verliert. Merkwürdig, dies Gehabe hatte mich früher nicht sehr berührt, obwohl ich es permanent wahrgenommen hatte. Es muss wohl so etwas wie eine Selbstverständlichkeit des Trends gewesen sein. Und diese „Normalität“ nimmt man nicht wirklich als solche wahr.
Sonntag, 6. April 2025
Was Pop sein könnte
Pop sei ein Spiel mit Identitäten, so heißt es. Pop erlaube einem, sehr viel aus sich zu machen. Pop sei ein typischer gesellschaftlicher Aufstiegskanal gewesen, über lange Zeiten hinweg. Dieser Meinung bin ich auch. Doch diese Zeiten haben sich geändert. Mittlerweile scheint es für viele junge „User“ weitaus anstrebenswerter, ein Youtube-Star zu werden, ein „Influencer“ oder sowas… Die Freizeitgewohnheiten haben sich geändert. Typisch im Journalismus: Pop sei so, - oder müsse so sein, heißt es von wichtigen Gesichtern, die sich „Experten“ nennen. Der Kundige weiß es halt. Er stellt riskante Behauptungen auf, wagt steile Thesen. Das wird dann gerne gehört und gelesen. Übertreibung wird als Pointierung verkauft. Das verleiht scheinbar Halt und gibt glasklare Orientierung in einer Welt, die eigentlich keine Orientierung mehr bietet. Aber wofür haben wir eigentlich unsere Experten? Im Falle der Popkritik wird gerne eine soziale Gruppenzugehörigkeit behauptet. „Musik für Hipster“ (gibt es die noch?). Jutebeutel, Vollbärte, enge oder weite Hosen und Trucker-kappen: fertig ist die modische Mittelschichtsjugend aus der (Groß)Stadt.! Wenigstens für eine gewisse Zeit. Oder es gibt seltsame Zuschreibungen, die auf Phantasie schließen lassen sollen: Zickigkeit mit verlorenen New Wave- Gitarren und Gruftiecoolnes, trippige Slow Beats und Düsterreime......und das neue Album ist ganz toll! Oder „Beurteilungen“ von oben herab, vom Standpunkt des souveränen Überblickers aus, der optimal stilsicher und dem Zeitgeist stets näher als andere ist: „.....die Stimmung primär klassisch progressiv. Schlimme Gitarren, eine Ahnung vom Geschmeidigen und nur wenig moderner, dynamischer Pop.....“, - oder „Kirchengruftenrock, ritualisiert wie Sonntag in der Kirche, Umfang reduziert Techno....“. Das hier Vorausgehende und das Folgende habe ich auch schon oft in verschiedenen Zusammenhängen gelesen: „eine würdevolle Aura des Fragilen mit unmittelbarer Präsenz. Eine Figur im schwarzen Anzug und mit offenen grauen Haaren, mit Sanftmut, aber ohne große Gesten....“. Man lässt sich dann schon mal gerne vom Charisma und Erscheinungsbild einfangen, - aber nur in diesem Zusammenhang! Oder? Mit Stilen wird auch gerne operiert: „Sound aus Soul, Gospel, Post-Punk, Hip-Hop und Industrial-Dub“. Ich habe jetzt beliebig hinein gegriffen in die Kiste, habe Seiten kurz aufgeschlagen bzw. angeklickt und abgeschrieben“
Samstag, 5. April 2025
Pop as pop can
Heute sehe ich das Pop-Phänomen oft als eine Art hilflose Geste des Selbstausdrucks in der industriell geprägten Gesellschaft, als einen Akt der künstlerisch-kreativen Selbstoptimierung, der stellvertretenden „Verwirklichung“ eines vitalen Ichs, so wie es heute die aktuellen Verhältnisse von jedem fordern. Gefragt ist der aktive Popmusiker. Der sich verkaufen kann, der einem Influencer gleicht und nicht unbedingt im Hinblick auf Musik ein Ass sein muss. Weil das heute dazu gehört. Einer, der teilnimmt. Der sich - im Falle des Erfolgs - in Gehirne schleicht, - und zwar ganz anders als die Art und Weise, die „Künstler“ immer schon verfolgt haben. Dieser Popmusiker war einmal. Das war damals so. Heute ist er einer, der alles um sich herum geschehen lässt und sich möglichst optimal anpasst. Rührend. Ich neige auch dazu, den Mechanismus des Protests als eine typische Hysterie der ersten Lebenshälfte zu sehen, die sich nun allmählich in den blinden Reflexen der Masse verliert. Merkwürdig, dies Gehabe hatte mich früher nicht sehr berührt, obwohl ich es permanent wahrgenommen hatte. Es muss wohl so etwas wie eine Selbstverständlichkeit des Trends gewesen sein. Und diese „Normalität“ nimmt man nicht wirklich als solche wahr.
Freitag, 4. April 2025
"Sagen, was ist"
Ich habe anhand meines 2022 zusammen gestellten Buches „Zuhören“ viel nachgedacht über die Gesellschaft und über Popmusik, habe Passagen daraus aufgenommen, behutsam aktualisiert und plane nun, sie in loser Folge hier einzubringen.
Heute herrscht dieses „Wenn ihnen dieses gefällt, dann müsste ihnen auch jenes gefallen“…... Eine Beliebigkeit des Austauschbaren, des jeweils überall und jederzeit Verfügbaren. Ob da inzwischen auch menschliche Beziehungen hinzu gehören? Die Hinweise sind nicht gerade rar. Ja klar, der Algorithmus herrscht. Er hat sich eingeschlichen in die Gehirne und besetzt sie jetzt. Und zwar nach und nach, ganz langsam, so, dass es kaum ein Individuum merkt. Er schleicht sich ein und wird schließlich für etwas „Normales“ gehalten. Hinzu kommt die jüngst so intensiv propagierte KI, deren Segnungen uns erst noch bewusst werden sollen. Es zeichnet sich jetzt schon ab, dass die menschlichen Gehirne sich selbst auch nach technischen Rezepten verändern werden (oder verändert werden), - und zwar orientiert an kommerziellen, herrschaftstechnischen und machtpolitischen Gesichtspunkten. Sie werden besser verwaltbar sein, ansprechbar, Reize werden gezielter und individueller verabreicht werden. Sie werden sich selbst immer mehr überführen in einen Zustand des digitalen Gespeichertseins, in die Verfasstheit einer generellen Machbarkeit. Die Pointe dabei: Kaum jemand wird das merken, denn es wird durch tausend Mechanismen nach und nach eingeführt in diese Wirklichkeit, es wird als „angenehm“ propagiert und es wird sehr schnell zur Selbstverständlichkeit, zum „Normalen“.
Donnerstag, 3. April 2025
Nostalgie
Heute will ich ein bisschen über Nostalgie schreiben, will Material dazu sammeln. Es heißt, Nostalgie schaffe Sinn, dort wo womöglich keiner ist. Uns fallen vielleicht bestimmte Momente ein, im Alltag vergangener Zeiten, aber auch auf Reisen und jene Augenblicke, in denen uns Menschen näher kamen. Besonders geeignet scheinen Gerüche, optische Eindrücke und akustische Momente. Auch umspielt Nostalgie offenbar das griechische Wort „Nostos“, das so etwas bedeutet wie „Heimweh“ und „Sehnsucht nach Heimat“. Es schaffe eine Art Gemeinsamkeit, so heißt es, indem man feststelle, wie sehr man gemeinsam bestimmte Zeiten geteilt habe, in denen mutmaßlich alles besser gewesen sei. Was daraus resultiert, kann bei jeder Ü-50-Party erlebt werden. Heute steigert Nostalgie mit solchen Tricks ganz allgemein das Wohlbefinden und bedeutet oft genug ein gemeinsames Schwelgen in Erinnerungen. Sie ist insofern auch ein Mittel gegen Einsamkeit und legt etwas nahe, was einer Entfremdung zuwider läuft. Ob Nostalgie vielleicht sogar grundsätzlich etwas mit anderen Menschen zu tun hat? Durch solche Faktoren mag Nostalgie durchaus etwas mit der Suche nach Identität zu tun haben. Nostalgie war einmal etwas eher Negatives und wurde früher mit Erscheinungen wie Angst, Schlaf- und Appetitlosigkeit in Zusammenhang gebracht. Leider kann Nostalgie in der Politik teilweise verheerende Auswirkungen haben, wie nicht nur eines wieder mächtigen US-Präsidenten Wahlspruch „Make America great again“ dokumentiert. Viele populistische Strömungen arbeiten mit der Sehnsucht nach Rückkehr ins Geborgene, Wohlgeordnete, mit der gewünschten und versprochenen Rückkehr zu etwas, was aus Vergangenheit bekannt zu sein scheint. Wenn ich in mich gehe, so entdecke ich unter anderem ein Bedürfnis nach Selbstvergewisserung und Integration dessen, was die Zeit in ihrem Laufe einst in mich hinein geschaufelt hat.
Mittwoch, 2. April 2025
Liebe und Erkenntnis
Immer heftiger scheint das an uns heran zu rücken. Ob die Dinge so sind, wie wir sie gerne hätten? Ob es überhaupt darum geht, die Dinge so zu erkennen, wie sie sind? Glücklich sein, koste es, was es wolle? Es scheint immer mehr dieses „Positive thinking“ verbreitet zu sein, jene Geisteshaltung, die ein bestimmtes Verhalten geradezu diktierend aus den USA übernimmt und deren Auswirkungen man unter anderem in Aldous Huxleys vor etwa 100 Jahren geschriebenem Roman „Brave New World“ bestaunen kann. Es geht bei "positive thinking" auch darum, die eigene Haut rettend zu pflegen und die vielen „negativen“ Bedrohungen so auszublenden, dass sie keineswegs eine (politische) Bedeutung gewinnen können. Man schafft sich seine eigene Welt, inklusive „Fake News“. Freilich könnte es so sein, dass jegliche individuelle Haltung erst etwas bewirkt, wenn sie auch politisch ist. Ob es so ist? Der Gegenmeinung geht es vor allem um „positive Ausstrahlung“, was womöglich ja auch okay ist, aber in der Realität wohl nur die Hälfte des Phänomens ist. Sich negativer Dinge bewusst zu sein, heißt nicht notwendigerweise, dass dies auch negativ sei. Es könnte ja auch sein, dass es einen Wert an sich bedeutet, wenn sich jemand gewisser „negativer“ Dinge so bewusst ist, dass er weiß wo und als wer er ist und unter welchen Bedingungen er lebt. Wer sie verschuldet“, wer für sie verantwortlich sein könnte, ist da einfach eine weitere Dimension. Natürlich könnte gegenseitige Liebe eine Lösung sein. Aber sie liegt noch in weiter Ferne, solange gewisse starke gesellschaftliche Kräfte sie verhindern und die Prosperität des radikal Einzelnen fordern, wie etwa im Neoliberalismus. Ob das etwas Negatives ist, was man an sich heran lassen sollte, um zu wissen, was geht….?
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Are things the way we would like them to be? Is it even about recognizing things as they are? To be happy, whatever the cost? This "positive thinking" seems to be becoming more and more widespread, the mentality that almost dictates a certain behavior from the USA and whose effects can be seen in Aldous Huxley's novel "Brave New World", written around 100 years ago. "Positive thinking" is also about taking care of your own skin and blocking out the many "negative" threats so that they cannot have any (political) significance. You create your own world, including "fake news". Of course, it could be the case that any individual attitude only has an effect if it is also political. Is that the case? The opposing opinion is primarily concerned with "positive charisma", which may well be okay, but in reality is probably only half the phenomenon. Being aware of negative things does not necessarily mean that they are negative. It could also be that it is of value in itself when someone is so aware of certain "negative" things that they know where they are and who they are and under what conditions they live. Who is to blame for them, who could be responsible for them, is simply another dimension. Of course, mutual love could be a solution. But it is still a long way off as long as certain strong social forces prevent it and demand the prosperity of the radical individual, as in neoliberalism. Is that something negative that we should let in to know what is possible...?
Dienstag, 1. April 2025
Älter werden
Ich blicke in meine Umwelt und schreibe auch das Folgende auf: „Ich beobachte, wie sie alle vor dem Älterwerden fliehen. Betreiben nahezu manisch Sport, sind dauernd am Umziehen vom verschwitzten und also unbrauchbaren Klamotten ins richtige Outfit. Ich beobachte, wie die Gesichter faltiger werden, verletzlicher auch, wie sie sich wehren und auf dieser Strecke immer mehr zum Verlierer werden. Körperliche Gebrechen kommen hinzu, machen sie schwächer, liefern sie denen aus, denen sie nie ausgeliefert sein wollten. Sie dachten stets: „Das sind die, und das sind wir“. Doch jetzt sind sie selbst die Alten, gehören zu denen, ohne dass sie gefragt wurden. Die sind vielleicht auch reich, können sich Hilfe leisten, lassen kommen und geben Anweisungen. Und doch: sie lassen nach.
Die Jungen verschwenden noch keinen Gedanken daran, leben nicht in dieser Welt. Das heißt: sie glauben nicht daran. In Silicon Valley tüfteln auch Firmen an der Idee der Unsterblichkeit, oder doch zumindest an der Lebensverlängerung. 120 Jahre oder auch 500 alt könne man bald locker werden, so heißt das. Wenn es denn so wäre, so wäre es wieder einmal typisch amerikanisch, dieser Idee mit technologischen Mitteln nachzugehen, so denke ich manchmal. Die sogenannten „Reichen“ könnten es sich leisten, der soziale Trash nicht. Die Idee des allgemeinen Gesundheitssystems ist hierzulande nur noch eine vage Idee, in den USA wird sie mitunter als Mischung aus Faschismus und Kommunismus bekämpft. Sie glauben immer noch an das Glück, das Verdienst der Tüchtigen. „Vom Tellerwäscher zum Millionär“. American Dream. Einzelne, die „es“ geschafft haben. Das Aufstiegsversprechen. Auch von daher lassen sich - beileibe nicht erschöpfend! - die Erfolge von jemand wie Donald Trump erklären. Da ist einer, der es weiß, der vorgibt, der zu alter Größe zurück will (ob das bereits nicht schon eine Projektion ist?). Einer, der sich aus seinem Wissen zu den Armen hinabbeugen und es ihnen zeigen wird, - so in etwa der naive Glaube an solche Figuren.
Montag, 31. März 2025
Sonntag, 30. März 2025
Suche nach dem Etwas
Nun ja, es entwickelte sich sogar ein Wir-Gefühl zwischen uns: Wir fühlten uns wie ein kreativer Stoßtrupp, wir suchten ganze Nachmittage lang nach der einen, der großartigen Melodie, nach dem Einfall, der uns hinweg tragen würde in all seiner.... . Aber wir fanden nur fremd klingende Breaks, verhuschte Passagen, rhythmische Katastrophen, tonale Andeutungen, die völlig unbrauchbar für die richtige Rockmusik der Tatmenschen waren. Wir streiften zusammen durch musikalische Landschaften, die zwar wildromantisch waren, aber einfach nicht auf eine Weise zu kultivieren waren, dass sie in einem Jugendhaus irgend jemanden von einem dieser alten, verstunkenen und verfurzten Sofas gerissen hätten. Das ging nicht ab. Das ging schon gar niemanden in die Beine. Das war einfach nur unverständlich und verschroben. Im Grunde die reine klangliche Kloake. Aber wir waren infiziert davon, wir waren - glücklich - damit. Wir hatten etwas aus dem Nichts geschaffen, über das wir eine Weile staunten und das dann wieder zurück fiel in das Nichts. Wir waren auf einer Mission, deren Sinn, deren Reichtum sich erst noch später enthüllen sollte, - vielleicht sehr viel später. Erst musste von uns aber noch die dafür nötige Erforschung gemacht werden…
Samstag, 29. März 2025
Freitag, 28. März 2025
Frührock
Als die Beatles und die Stones bekannt wurden, in den frühen sechziger Jahren, ist der Rock auch hier populär und zur Jugendkultur geworden. Er hieß damals Beat und ließ plötzlich aus dem Humus jugendlicher Träume Bands hervorsprießen, die die in den Jugend- und Gemeindehäusern, in den Tanzschulen und kleinen Säalen der Region auftraten. In Stuttgart gab es für solche Gelegenheiten vielleicht die Tivoli Bar in der Hauptstätter Straße, aber keine Beatles und auch keinen Cavern Club wie in Liverpool. Dafür gab es die Caverns, Muli and his Misfits mit einem gewissen Wolle Kriwanek, es gab Five Fold Shade mit Andy Goldner und es gab The Dynamites mit Wolfgang Schmid, der in den Siebzigern als Bassist von Klaus Doldingers Passport zu einem Pionier der Fusion von Jazz und Rock wurde und Tourneen in aller Welt absolvierte. „Im Remstal war am meisten los“, so erinnert Schmid heute. „In Schorndorf, im „Schlachthof“ hatten wir unser erstes regelmäßiges Engagement, immer sonntags von 17 bis 22 Uhr. Im Alter bis 16 durfte man da bis 22 Uhr hinein, aber nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten. Meine Eltern oder meine ältere Schwester sind deshalb abwechselnd zu unseren Auftritten mitgefahren“. Im Auftrittsvertrag der Dynamites mit dem Gasthaus Lamm in Schornbach vom 10. August 1964 heißt es wörtlich: „Sollte ein Mitglied der Kapelle ausfallen, so ist vollwertiger Ersatz zu beschaffen oder ist die Klangfülle durch Mehrleistung der Geräte wiederherzustellen“. Die „Geräte“, das waren anfangs nur umgebaute Röhrenradios gewesen. „Dann kam der erste richtige Verstärker“, erzählt Schmid. „Drei Gitarren, Bass, Schlagzeug, alle spielten wir durch diesen einen Verstärker, weil er 5 Eingänge hatte. Das muss geil geklungen haben.“
Mittwoch, 26. März 2025
Sportwerbe
Dass jetzt gnadenlos über sehr lange Zeitstrecken Sportarten wie americal football (NFL), Basketball (NBL) oder US-Eishockey (NHL) im privaten Fernsehen promoted werden, ergibt in mir keinen Sinn. Ob da viel Geld im Spiel ist? Oder ob da einfach das in Deutschland so beliebte zeitverzögerte Kopieren amerikanischer Gegebenheiten die entscheidende Rolle spielt? Ob da etwas „in den Markt gedrückt werden“ soll? Vom SUV bis zum verlogenen american cheese-Lächeln scheint ja nahezu alles kopiert werden zu müssen, was aus den USA kommt (hoffentlich nicht auch noch eine Figur wie Trump). Ich (und womöglich nicht nur ich) finde dies im Falle TV etwas penetrant. Der Werbeeffekt wird meiner Meinung nach zu stark und anhaltend gesucht, er geht mir auf die Nerven.
Dienstag, 25. März 2025
Alpenglühn
Diese (Winter)sporthelden, deren Rennen die TV-Sender dauernd übertragen, machen womöglich Werbung für nicht nur für bestimmte Marken, sondern auch für die „Wintersportgebiete“ samt den sich an sie knüpfenden Zirkus, - und damit für die Zerstörung der Alpen. Zudem scheint dabei auch noch eine Art Chauvinismus eingeübt zu werden. Mir fällt die Formulierung „die Deutschen“ auf, die „Gas geben“ sollen. Ob nicht allein schon diese Wortwendung etwas aussagt, was passe´ sein müsste? „Nie wieder“? „Klimaschutz“? Besonders scheinen sich dabei die Ski-Helden und deren „Reporter“-Bewunderer hervor zu tun. All diese Sportfritzen machen zudem Werbung für das Leistungsprinzip. Es gilt das „Höher schneller weiter“, das zumindest jetzt, im Druck der Verhältnisse, von der Masse der Menschen etwas reflektiert sein müsste. „Wir müssen mehr arbeiten“ wiederholt ein Kanzlerkandidat dauernd. Wen er wohl damit meint? Wir besichtigen Menschen im Tunnel, in einer Wahrnehmungsblase, deren Gesetze sie all den Anderen vorspielen. Bewunderung soll über sie herein brechen, weil sie in einem winzigen Bereich sich als „die Besten“ herausstellen sollen.
Montag, 24. März 2025
Fußballwerb
Das Fußballspiel hallt noch nach in mir. Doch schon kommt es auf einen zu: „Prominente“ Gesichter empfehlen mir dies und jenes, Schlachtrufe der blödesten Art hallen durch unsere Hallen… Zu vermuten ist, dass dies wirkt. Dass dies Umsätze herbei führt. Dass dies ankurbelt. Wachstum schafft. Dass die Menschen darauf reagieren, indem sie kaufen. Die Verbindungen können der absurdesten Art sein: Hauptsache, ein „Prominenter“! Der Erfolg solcher Aktionen wird überprüft, es findet Erfolgskontrolle statt. Alles scheint zu funktionieren. Etwas wird bekannt oder bekannter gemacht dadurch, dass ein „Prominenter“ voraus geht und etwas von seinem Schein dem Produkt überträgt. Dass dieser „Prominente“ sich so etwas gut bezahlen lässt: selbstredend. Mir dagegen geht es so: einmal werden mir gewisse Gesichter unglaubwürdig, indem diese sich offenbar für alles hergeben und gleichzeitig Gutmensch-Sprüche in anderen Formaten klopfen können. Andererseits zweifle ich auch oft an den Reaktionen des Publikums, dieser Leute draußen, die offenbar mit einem Kaufimpuls auf solche Strategien antworten.
Sonntag, 23. März 2025
Pop und Kritik
Popmusiker und Popkritiker. Als Popkritiker hört man das Zeugs ja ununterbrochen, es ist Material, zu dem man gezwungen ist. Kein Wunder, dass man irgendwann anfängt, im gehassten „Mainstream“ das Außergewöhnliche zu suchen und dann zu propagieren, es regelrecht zu lieben. Man hat ja den Überblick. Die meisten Kritiker wollen diese Sicht dann absolut setzen, womit sie schon den ersten Schritt der Entfernung vom „Normalkonsumenten“ machen, der Musik höchstens mal zwischendrin zur Entspannung , gerade mal jemanden schätzt und ansonsten auf billige und weniger billige Popheldenverehrungsreflexe reagiert. Im Rahmen seiner Rolle als Avantgardist, der alles souverän zu überblicken glaubt, scheint der Popkritiker damit so gar nichts am Hut zu haben und grenzt sich also fortwährend gegen solche „irrelevanten“ Bestrebungen ab. Er selbst wähnt sich viel näher am Gral, vergisst aber darüber gerne, dass die drei Buchstaben „Pop“ für „populär“ stehen. Also eine Musik, die unter anderem mit grellen Effekten und Übertreibungen operiert, mit Vereinfachungen, Reflexen und Hörgewohnheiten, mit kommerziellen Übertreibungen und einer Einstellung der Gleichgültigkeit, die nichts oder wenig auf Geschmäcklerein gibt, sondern die Masse des Volkes („Populus“) bedient. Dieses Volk macht Pop dann oft durch Tricks und Effekte (oft Sex, aber auch andere Egokultismen...) des Hervortuns zu Konsumenten und in der Folge zu Bewunderern, die das ausleben, was man selbst als Angehöriger einer Masse gerne ausleben würde.
Pop ist also Massenkultur, hat aber im Laufe seiner Entwicklung auch andere Ausdrucksmöglichkeiten gewonnen. Deren scheinbare „Relevanz“ und Wichtigkeit für den Fortgang des Ganzen aufzuzeigen, hat sich der Popkritiker oft vorgenommen. Seine Recherche beschränkt sich dabei allzu oft auf dem Nachspüren von Trends, im Untergrund, in der Avantgarde dessen, was man für so „relevant“ und wichtig hält, dass es gar seinen Einfluss auf Massenphänomene nehmen könnte. Die Gefahr: sich in der Mitte eines Flow zu wähnen, der nur dazu da ist, bestimmten Leuten des „besseren“ Geschmacks eine Möglichkeit zur Abgrenzung zu verschaffen, sich als Wissender einzuordnen, dort wo ansonsten nur plumpe Reflexe regieren. Sicher, es gilt das Originelle aufzuspüren, das, was potentiell auch eine Masse ansprechen könnte, das mit seiner Kreativität nahezu überwältigt. Doch betrachte ich die Realität der Popkritik, so kommen mir erhebliche Zweifel an einer solchen Sicht. Meist scheint mir ja doch auch das noch nachgeäfft zu werden, was unter Wissenden und Auskennern gerade angesagt ist.
Samstag, 22. März 2025
Obsttricks
Ich habe in den vergangenen Tagen und Wochen oft Clementinen und Apfelsinen gekauft, jeweils im Sonderangebot. Danach freilich kommt es mir so vor (ich kann mich täuschen...), als sei ich regelmäßig betrogen worden. Die Clementinen waren beim Auspacken oft vermatscht und faulten sehr bald, genauso wie die Apfelsinen, bei denen ich ebenso eine hohe Ausfallquote hatte. Rechne ich diesen Verlust ein, waren die Clementinen als auch Apfelsinen ziemlich teuer. Ob man da mit „Sonderangeboten“ etwas abgezockt wird? Der Verdacht liegt nahe, dass hier noch schnell möglichst viel dieses Obstes „in den Markt“ gedrückt werden soll, ohne Rücksicht auf Verluste (die natürlich der Kunde auf diese Weise trägt).
Freitag, 21. März 2025
Fußball und Profit
Nun ja, ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Es ist einfach nur sentimental, zu glauben, im Profi-Fußball käme es auf die Besucher im Stadion an. Gewiss, sie sollen die emotionale Staffage zu den Spielen abgeben, sollen Stimmung und Atmosphäre erzeugen, Identität schaffen, Motivation geben und einen am Ende was am Merchandisingstand oder später im Vereinsshop kaufen lassen. Sie sollen Krach machen, aber keine Pyrofeuerwerke veranstalten. Sie sollen ihre vom Business vorgesehene Rolle spielen, - basta.
In Wirklichkeit aber, so scheint es mir, kommt es sehr viel mehr auf die Vielen vor den Fernsehbildschirmen an. Das rechnet, skaliert sich. Die Fernsehcompanies scheinen jenes Geld auszugeben, auf das es im Fußballprofizirkus wirklich ankommt. Es geht um Einschaltquoten und die ndamit verbundene Werbung. Superklar wurde mir das, als zu Zeiten von Corona jemand die Diskussion um den Wiederbeginn der Fußball-Bundesliga und die damit verbundene Situation deutend wahrnahm. Finanzieller Ausgleich müsse schnellstens angestrebt werden, so hieß es. Man kann dann nicht befremdet oder überrascht sein. Fußball ist ein Showgeschäft mit hoher Nachfrage, in dem riesige Honorare genommen werden und auch internationale Organisationen als Lobbyisten nach vorne geschoben werden (oder sich selbst nach vorne drängen), um das eigene Anliegen des Geldverdienens zu befördern. Und da Geldverdienen ein ganz besonders ausgeprägtes marktwirtschaftliches Verhalten suggeriert: Alles okay. So funktioniert diese Gesellschaft.
Donnerstag, 20. März 2025
Essen und soziale Schichtung
Erinnerungen brechen über mich herein. Ich fresse schlechtes Zeugs, weil ich Hunger habe. Ich sah eine TV-Sendung über Fertiggerichte. Ein vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen bestellter Koch sollte kosten und dann Aussagen dazu machen. In seinen Beurteilungen neigte der Koch meist dazu, die Fertiggerichte zu begrinsen und sie für völlig minderwertig und „nicht zu genießen“ zu beurteilen. Ach! Nur: Nach meinen Erfahrungen ist das genau jene Qualitätsstufe von Essen, mit denen Menschen in Altenheimen zu oft „beglückt“ werden. Darüber also lacht ein etablierter Koch und spricht dem Gebotenen keinerlei Geschmack oder sogar wegen der vielen Zusatzstoffe gesundheitsschädliche Effekte zu. Dies erscheint mir ziemlich verräterisch für das Verhalten dieser Gesellschaft, die nach „den Alten“ die unterernährten Bevölkerungsgruppen dieser Erde mit großer Gleichgültigkeit oder gespielter Betroffenheit kommen lässt, während man selbst exklusive Biokost verzehrt. Es ist eine Pyramide: Die Besserverdienenden und das Volk, das mit Aromastoffen und anderen Chemikalien aufgepoppten Fraß frisst, zu fressen hat.
Mittwoch, 19. März 2025
Seitenblick
Die Lüge breitet sich aus
Eindruck schinden um jeden Preis
Macht macht korrupt
Gemeinplätze kennt jeder, sucht sie aber nicht auf
Der Baum der Erkenntnis geht zugrunde, eine aufgehübschte Realität umgibt uns, Influencer machen sich das zunutze
„Over-newsed“ und „under-informed“
Erregungshäppchen erzeugen WutausbruchZynismus regiert und bläst uns ins Ohr, alles sei so schön wie nirgends
Gefühle auslösen
Niemand ist an nichts schuld oder hat Verantwortung
es wird alles auf „das System“ geschoben „wenn ich nichts mache, macht es ein anderer...“
Dienstag, 18. März 2025
Der Fripp
Ich höre King Crimson, springe von Scheibe zu Scheibe, von zeit zu Zeit:: einerseits aufgeblasene Egomanien, anstrengend in sich selbst hinein bohrend, andererseits zeitlos in sich ruhend, nervös. Dazu schrieb ich einst:
Ich höre eine dicke alte Vinyylscheibe, King Crimson's „Three of a perfect Pair“. Aus den achtziger Jahren. Der Vorgang“ hat und hatte im Gegensatz zu heute etwas mit Respekt und Aufmerksamkeit zu tun, mit einem Sichaussetzen ganzen Vinylscheibenseiten gegenüber. Es hatte einen ja auch etwas gekostet. Kohle. Im äußersten Fall 19,80. Also wollte man sie nicht einfach ablegen, zur Seite legen. Sie hatte als ausgewachsenes Album eine große Fläche, sie war ein veritabler Gegenstand. Sie war auch farblich gestaltet. Hatte einen grafischen Entwurf. Sie fühlte sich an. Man fühlte sich ein in sie, versuchte (im Rahmen der anderen Scheiben, deren Entwürfe einem vorgegeben waren...) zu verstehen. Man brachte dem gegenüber, der sich das als „Künstler“ ausgedacht hatte, Respekt auf. Es nötigte einem Auseinandersetzung ab. Man gab den Dingen Zeit, um sich zu entwickeln. Überhaupt, die Scheiben hatten einen anderen Rhythmus, schienen genau dafür Zeit zu haben, sich zu entwickeln, Spannungsbögen entstehen zu lassen. Das alles hatte die Zeit, um schließlich Emotionen in einem auszulösen. Man bildete sich eine Meinung und konsumierte nicht nur. Man schrieb das Gehörte einigen Namen zu, man versuchte, das Typische daran zu erkennen, man brachte es in Beziehung zu einem selbst.
Aber alleine schon den Plattenspieler (welcher ist der Beste, den man sich gerade noch würde leisten können?) ständig auf dem neuesten Stand zu halten, ihm ein geeignetes Abnehmersystem (wie viele Diskussionen habe ich einst darüber geführt!) zu gönnen, die Werte an den dafür vorgesehenen Einrichtungen (z.b. „Skating“) korrekt einzurichten, erscheint mir aus heutiger Sicht als eine veritable Aufgabe, die vieles an einem forderte, wofür man sich gar nicht geeignet fühlte. Also versuchte man, halt so einigermaßen mitzuhalten.
Diese vorliegende Scheibe mag auf viele damals abstrakt und avantgardistisch gewirkt haben. Heute tut sie das nicht mehr. Sicher, vieles scheint schroff. Aber heute, wo die Gefälligkeit, die leichte Konsumierbarkeit überall zu regieren scheint, ist das pure Erholung. Es wird gegen den Strich gebürstet, das Unerwartete auf geradezu entspannte Weise gesucht. Ungerade Rhythmen schleichen sich in den Kopf. Bob Fripp? Ha! Bill Bruford? Ha. Hatte man ja in verschiedenen Zusammenhängen kennen gelernt. Tony Leven, der anpassungsfähige, variable und kahlköpfige Alleskönner. Wer war er wirklich? Immerhin scheint er hier die Synty-Tasten gedrückt zu haben. Adrian Belew schien mir damals bei King Crimson das Popelement beizusteuern, obwohl von ihm bei Zappa und bei den Talking Heads davon nicht viel zu hören gewesen war. Aber die Stimme: typisch!
Es werden einem Aufgaben gestellt von jemandem, dem man sich anvertraut hat. Dafür muss man dann nach ungefähr 20 Minuten springen, um die Platte umzudrehen. Es ist kein komfortables, angenehmes Durchhören. Ein ständiges Rennen. Die Kratzer an den immergleichen Stellen ärgern einen auch. Überhaupt, man hatte viel gehört, das Gleiche wohl 30 mal hintereinander (oder noch wesentlich öfter...). In verschiedenen Lebenssituationen. Man hatte es auf sich wirken lassen. Man kannte vieles davon nahezu auswendig. Querverweise hatten sich einem aufgedrängt. Der mit dem und der mit jenem..... Weltbilder schienen aufeinander zu stoßen, es entwickelte sich ein Kalaidoskop der musikalischen Möglichkeiten. Es regte unsere Phantasie an. In viele Richtungen. Wir wurden dadurch einigermaßen „open minded“. Wir dachten, die ganze Welt solle so werden. Würde so werden. Wir staunten manchmal. Wir ordneten Sounds und Spielweisen Namen zu. Wir ließen sie an uns heran. Sie wurden ein Teil von uns....“Uns“? Von mir.
Sonntag, 16. März 2025
Geruch zurück
Sonntagmorgen. Ich erinnere mich an eine andere Zeit. Sonnendurchflutete Zeit, die durch mich und den Bauernhof gegenüber floss: Die Sonne, der Geruch, eine Mischung aus Mist, frischer Luft und Gras, darin mein Erfahren, einerseits der Wiederkehr des Augenblicks, andererseits der Sensation, die darin lag. Da war meine Sehnsucht hinaus an den Horizont, ins Draußen der Möglichkeiten, die Beständigkeit und Veränderung, die darin ihre Selbstverständlichkeiten gewann und dem festen Kreislauf dessen entsprach, was man gemeinhin Natur nennt und was damals meine Selbstverständlichkeit war. Man war beschützt und behütet vor jenen Krisen und Katastrophen, die uns jetzt immer selbstverständlicher scheinen. Meine Familie nahm teil an Kreisläufen des Austauschs dessen, was man zu geben und zu nehmen hatte. Aus heutiger Sicht geschah das in großer Natürlichkeit. Das Land, der Boden, die Erde. Alles war da. Man trat hinaus und es überkam einen ein Hauch all dessen. Er umgab einen, ohne dass man darüber nachdachte. Das Muhen der Kühe, ab und zu, garstige Notwendigkeiten und überlieferte Formen: das war die Form, in die sich auch Plätze, Häuser, Ansammlungen von Menschen aller Art gossen. Sogar die Paarungen aller Art. Man war klein, am Anfang, alles war Versprechen und Möglichkeit. In einer noch unscharfen Form wurde man sich seiner selbst bewusst.
Mittwoch, 12. März 2025
Meine Musik als Konzept
Ich begegne meiner Musik und bin mal wieder erstaunt. Nabelschau ist damit angesagt. Kann man so sehen. Natürlich. Man entlarvt sich selbst. Erfahren, was man da macht und vor allem: was man gemacht hat. Ich weiß ja, dass konventioneller Gesang in meinem Konzept keine Rolle spielt. Ich habe ein paar Stücke mit einer Art von poetischem Sprechgesang, meine Stimme in rhythmisierten Worten, weich und hart, sachlich und verklärend zugleich. Melodien tragen bei mir meist die Flöte und das Sax (meist Bariton). In der Pop- und Rockmusik ist ansonsten meist ein Gesang angesagt. Im günstigen Fall selbstvergessen, im weniger günstigen Falle ist das eitel und „Sich-andienend“. Mein zweites Instrument, die Gitarre, taucht meist verzierend im Hintergrund auf. Was mir darin vorschwebt? Ich mochte einst Gitarristen der Vergangenheit wie Steve Hackett und David Rhodes. Lautmaler. Trotzdem tauchen bei mir immer wieder Stimmfetzen auf, deuten etwas an, und verschwinden. Sie wollen die gängigen Formen von Sinn verleugnen. Ich nehme nur noch Bruchstücke, weil ich den gängigen Formeln der Selbsterfahrung misstraue, die meist genannt wird. Ich füge mich ein in mich selbst, ich lasse Klischeehaftes, Andeutungen durch Räume rinnen. Gleichzeitig nehme ich bewusst und unbewusst meine Vergangenheit als Rockmusiker auf und wandle sie in meine Musik. Das Körperliche und Sinnliche der Musik versuche ich in pulsierenden Rhythmen einzufangen. Das Hypnotische auch. Das hinaus Zeigen ins Kosmische, in das wir eingebettet sind. Von hinten kommen zudem Erfahrungen von Kirchenmusik hinzu. Ich behaupte nicht, dass ich das alles kann, sondern ich stelle es in den Raum. Ich habe Respekt vor dem und denen, die ich als wahre Musiker erlebt habe. Meine Stärken vermute ich woanders.
Dienstag, 11. März 2025
Seitenblick
Es ziehen Düsenjets am Horizont
wir schauen in die Trägheit
und wissen nur: es wird zu spät sein.
Es herrscht, es dirigiert die Macht, der Markt
der alles vernichtet zugunsten von ein paar Figuren
zu denen sich immer noch so viele zählen wollen
Wir stolpern durch ein Tor
und können nicht mehr zurück
man starrt hinaus und man starrt hinein
es beschleicht einen die Furcht
vor dem, was kommt
Die Angst regiert, die Blindheit, die Ausgewogenheit
das, bei dem alle mitmachen
Wohliger Komfort umspielt schlechtes Gewissen
um einen herum gehen Personen und Dinge unter
Menschen sprechen sich frei, sind sich nichts bewusst
sprechen Wert zu und vernichten
„Alles, bloß nicht ich…!“
Montag, 10. März 2025
Promiwerbung
„Prominente“ Gesichter empfehlen mir dies und jenes, Schlachtrufe der blödesten Art hallen durch unsere Hallen… Zu vermuten ist, dass dies wirkt. Dass dies Umsätze herbei führt. Dass dies ankurbelt. Wachstum schafft. Dass die Menschen darauf reagieren, indem sie kaufen. Die Verbindungen können der absurdesten Art sein: Hauptsache, ein „Prominenter“! Der Erfolg solcher Aktionen wird überprüft, es findet Erfolgskontrolle statt. Alles scheint zu funktionieren. Etwas wird bekannt oder bekannter gemacht dadurch, dass ein „Prominenter“ voraus geht und etwas von seinem Schein dem Produkt überträgt. Dass dieser „Prominente“ sich so etwas gut bezahlen lässt: selbstredend. Mir dagegen geht es so: einmal werden mir gewisse Gesichter unglaubwürdig, indem diese sich offenbar für alles hergeben und gleichzeitig Gutmensch-Sprüche in anderen Formaten klopfen können. Andererseits zweifle ich auch oft an den Reaktionen des Publikums, dieser Leute draußen, die offenbar mit einem Kaufimpuls auf solche Strategien antworten.
Sonntag, 9. März 2025
Samstag, 8. März 2025
VerbraucherInnen
Auf der einen Seite sollen wir unablässig shoppen und konsumieren, fressen und saufen, damit „die Wirtschaft“ besser läuft. Am besten wäre es, wenn wir die ganze Zeit verbrauchen, essen und trinken bis zum Erbrechen würden. Auf der anderen Seite aber sollen wir gesund leben. Vieles von dem, was wir essen und trinken, ist aber gar nicht gesund. Und für die Gesundheit wird ja ohnehin alles getan. Das heißt: es soll im Einklang mit den Geboten eben dieser Gesellschaft möglichst effizient getan werden. Der Schuss kann aber auch nach hinten los gehen, was sich unter anderem in neuen Krankheitsbildern zeigt. Orthorexie ist ein Krankheitsbild, das dadurch entsteht, dass sich Leute nur noch gesund ernähren. Sie meinen es. Sie haben eine bestimmte Lehre zu ihrer Religion erhoben. Die haben dann aber bestimmte Mangelerscheinungen, weil sie bestimmte Dinge nicht mehr essen. Der Staat gibt noch bestimmte Verbote hinzu, für Sachen, die nicht gesund sind. Das Rauchen zum Beispiel. Aber auch der Alkohol könnte auch noch stärker geächtet werden. „Nicht gesund“ meint in diesem Zusammenhang aber vor allem die Folgekosten für die Gesellschaft: das ist teuer und steht unausgesprochen unter den teilweise recht abschreckend ausfallenden Warnhinweisen. Wobei diese Gesellschaft durchaus noch unpassendere Gelder verschwendet als diejenigen, die sie für das ausgibt, was sie für Genuss hält. Doch der Mensch soll sich auch diesbezüglich noch weiter selbst optimieren und sich ökonomisieren.
Randy
Randy Newman singt auf seinem 2017 erschienenen Album "Dark Matter" seinen Song "Putin". Es geht so los: "Putin puttin' his pants on, one leg a time, You mean just like a regular fellow. huh?, he ain't nothing like a regular fellow....." am Ende dieses Songs heißt es "I don't know, Lenin couldn't do it, I don't know Stalin couldn't do it, they couldn't do it, why do you think I can? You're gonna lead our people to the promised land. you're right, Goddamn. I'm the Putin man...." Dazwischen treten die "Putin Girls" auf. Sie trällern "Putin if you put it when you, put it where you put it....etc."
Freitag, 7. März 2025
Donnerstag, 6. März 2025
Klangräume
Ich will und wollte andere Klangräume auftun, ein anderes Spielfeld, eine andere Phantasie, akustische Ereignisse, die da hindurch gehen, die manchmal herbe Gegensätze aufreißen, um sie sogleich wieder zuzuschütten in Klängen, die gelegentlich auch das Populäre und Vulgäre in sich tragen. Ich will nicht mehr das Vorführen von technischen Fertigkeiten, die sich im Hektischen Rasanten ergehen, sondern eine gezielte Langsamkeit dagegen setzen. Ich will andere akustische Erlebnisse schaffen, will Alltagsgeräusche einbeziehen und doch meiner Biographie entsprechend an Pop andocken. Ich will auch die Leere abbilden, will mit schöner Ereignislosigkeit umgehen. Beschauliche Besinnlichkeit und das Baden in Klangschäumen ist weniger mein Ziel, als vielmehr die Irritation, auch das Zusammenführen von Gegensätzen in der Entäußerung. Nicht das Event, dass sich plötzlich in urwüchsiger Vitalität Bahn bricht, sondern das langsame Überführen von Gegensätzen auf eine andere Ebene ist mein Ziel. Nicht das selbstbesoffene „In-Sich-Waten“, die narzisstisch vorgeführte Ichsuche, die spirituelle Selbstoptimierung wäre mein Ziel, sondern vielmehr das Abschreiten der Einöde, des Steilen und Unwägbaren, das "Ungewöhnliche", das Streifen des Vulgären, Banalen und des „dreckigen“ Alltäglichen.
Mittwoch, 5. März 2025
Reise im Bewusstsein
Mit dem Stichwort „Reise“ (nicht nur in „Reise durch Wirklichkeiten“) meine ich eine gewisse Beweglichkeit, eine Neugier auch auf andere Horizonte, ein Heraustreten aus der eigenen Wahrnehmungswelt, andere Ansichten zur Welt, andere Einordnungen, das spielerische Einnehmen von Positionen, die Einsicht in eine relative Gültigkeit bringen, die anderes, das Andere, ja auch das Fremde grundsätzlich zulässt, ja, die sogar neugierig darauf ist. Dass Ansichten der Welt aus kulturellen und sozialen Gegebenheiten heraus nahezu programmiert sind, habe ich in der Soziologie gelernt. Dass damit oft Machtfragen zusammen hängen, brachte mir die Politikwissenschaft bei. Was mich da immer erstaunt hat: Das Maß an Berechenbarkeit ist schockierend angesichts dessen, dass immer wieder „der freie Wille“ postuliert wird. Vor allem die „Marktforschung“ macht sich diese Programmiertheit zunutze bei ihren Prognosen. Im Idealfall freilich stellt sie Studien und Thesen aus unbeteiligter Perspektive auf, lässt sich nicht infizieren von Gegebenheiten, will nachvollziehbare Erkenntnisse. Auch dies will ich ein bisschen durchbrechen mit meinem Blog, will das Beteiligtsein durchaus zulassen und keinen Anspruch auf objektive Gültigkeit oder jene Nachvollziehbarkeit erheben, die allzu oft und offensichtlich erkauft scheint von mächtigen wirtschaftlichen Interessen.
Dienstag, 4. März 2025
Klangspielfeld
Ich will und wollte andere Klangräume auftun, ein anderes Spielfeld, eine andere Phantasie, akustische Ereignisse, die da hindurch gehen, die manchmal herbe Gegensätze aufreißen, um sie sogleich wieder zuzuschütten in Klängen, die gelegentlich auch das Populäre und Vulgäre in sich tragen. Ich will nicht mehr das Vorführen von technischen Fertigkeiten, die sich im Hektischen Rasanten ergehen, sondern eine gezielte Langsamkeit dagegen setzen. Ich will andere akustische Erlebnisse schaffen, will Alltagsgeräusche einbeziehen und doch meiner Biographie entsprechend an Pop andocken. Ich will auch die Leere abbilden, will mit schöner Ereignislosigkeit umgehen. Beschauliche Besinnlichkeit und das Baden in Klangschäumen ist weniger mein Ziel, als vielmehr die Irritation, auch das Zusammenführen von Gegensätzen in der Entäußerung. Nicht das Event, dass sich plötzlich in urwüchsiger Vitalität Bahn bricht, sondern das langsame Überführen von Gegensätzen auf eine andere Ebene ist mein Ziel. Nicht das selbstbesoffene „In-Sich-Waten“, die narzisstisch vorgeführte Ichsuche, die spirituelle Selbstoptimierung wäre mein Ziel, sondern vielmehr das Abschreiten der Einöde, des Steilen und Unwägbaren, das "Ungewöhnliche", das Streifen des Vulgären, Banalen und des „dreckigen“ Alltäglichen.
Montag, 3. März 2025
Erkenntnis entgegen begegnen
Über sich selbst hinaus kommen? Etwas schauen, was nicht trivial ist? Meine Perspektive? Womöglich gibt es ja verschiedene Methoden, seinen Horizont zu erweitern: Das „Außer-sich-sein“, das Leute auf „Trip“ erfahren. Hier scheint die Schnittstelle im „Neben-sich-stehen“ zu liegen, was ich an anderer Stelle auch schon mal erlebte und was mich verändert zu haben scheint. Genauso ging's mir mit der Natur, die in Form der Evolution ständig etwas Neues probiert. Nicht nur der Grand Canyon war für mich eine tiefe spirituelle Erfahrung. Demut legte sich mir nahe. Respekt. Staunen. Es hat mich nüchternen Schlock richtiggehend ergriffen und tief berührt. Als Teil der Natur schloss dies die Tiere ein. Nicht nur Säugetiere. Es trat ein Empfinden für andere Zeiträume hinzu. Für Entwicklungen in der Natur. Deren Bezug zu mir, zu meiner Person, die mir in diesem Zusammenhang doch so unbestimmt zu sein schien, wurde mir wichtiger, nahm mich als ganze Person in Anspruch. Zeit. Zeitspannen. Was ist das? Bloß deshalb selbstverständlich, weil wir diese Sicht eingeübt haben? Wieso etwa habe ich solch unterschiedliche Musik (mal dies, mal jenes, immer auf der Suche nach meiner Synthese) gemacht, obwohl andere Gemüter ihren „Stil“, ihre Redundanz längst gefunden zu haben schienen?
Ich habe immer versucht, die Realität von verschiedenen Seiten her zu umkreisen, ihr aus unterschiedlichen Perspektiven näher zu kommen. Dies bedeutete für mich „Polyperspektivität“. „Impressionistische Dialektik“ auch. Dass man Dinge stets aus mindestens zwei Perspektiven betrachten kann. Wenn etwas nicht geht, wenn etwas anderes die bessere Perspektive eröffnet, dann habe ich eher sie versucht. Ich war Besucher, Spieler, Probant, habe das Kaleidoskop zur Hand genommen, das meiner Meinung nach die Wirklichkeit ist. Habe Theorien ausprobiert, ausformulierte Sichtweisen genauso wie dumpfe und implizite Perspektiven. Habe abgewogen, vergleichend betrachtet. Mich nicht festgelegt, sondern versucht, Sichtweisen zusammen zu bringen, eine Fusion zu versuchen. Dadurch bin ich aber in eine Situation des ständig Optionalen gekommen, dessen, der sich scheinbar nie festlegen kann, wo es gefordert ist. Die Realität lässt das für mich nicht zu. Sie (und viele Menschen!) verlangt diese Festlegung, ich weiß. Ich selbst habe hingegen habe wechselnde Farben benutzt und doch versucht, eine Konstanz zu halten. Bin einer gewissen Ernsthaftigkeit nach gegangen. Habe mich spielerisch festgelegt, im klaren Bewusstsein um dessen Vorläufigkeit. Den meisten Menschen, so weiß ich jetzt erst, kommt dabei ihr Ego in die Quere. Sie knüpfen ihre Identität an bestimmte Positionen, vertreten Meinungen, stehen für etwas ...usw. Mir war mein Ego dafür nicht wichtig genug, denn ich besetzte ja wechselnde Positionen, ohne in belanglose Beliebigkeiten abzugleitenÜber sich selbst hinaus kommen? Etwas schauen, was nicht trivial ist? Meine Perspektive? Womöglich gibt es ja verschiedene Methoden, seinen Horizont zu erweitern: Das „Außer-sich-sein“, das Leute auf „Trip“ erfahren. Hier scheint die Schnittstelle im „Neben-sich-stehen“ zu liegen, was ich an anderer Stelle auch schon mal erlebte und was mich verändert zu haben scheint. Genauso ging's mir mit der Natur, die in Form der Evolution ständig etwas Neues probiert. Nicht nur der Grand Canyon war für mich eine tiefe spirituelle Erfahrung. Demut legte sich mir nahe. Respekt. Staunen. Es hat mich nüchternen Schlock richtiggehend ergriffen und tief berührt. Als Teil der Natur schloss dies die Tiere ein. Nicht nur Säugetiere. Es trat ein Empfinden für andere Zeiträume hinzu. Für Entwicklungen in der Natur. Deren Bezug zu mir, zu meiner Person, die mir in diesem Zusammenhang doch so unbestimmt zu sein schien, wurde mir wichtiger, nahm mich als ganze Person in Anspruch. Zeit. Zeitspannen. Was ist das? Bloß deshalb selbstverständlich, weil wir diese Sicht eingeübt haben? Wieso etwa habe ich solch unterschiedliche Musik (mal dies, mal jenes, immer auf der Suche nach meiner Synthese) gemacht, obwohl andere Gemüter ihren „Stil“, ihre Redundanz längst gefunden zu haben schienen?
Ich habe immer versucht, die Realität von verschiedenen Seiten her zu umkreisen, ihr aus unterschiedlichen Perspektiven näher zu kommen. Dies bedeutete für mich „Polyperspektivität“. „Impressionistische Dialektik“ auch. Dass man Dinge stets aus mindestens zwei Perspektiven betrachten kann. Wenn etwas nicht geht, wenn etwas anderes die bessere Perspektive eröffnet, dann habe ich eher sie versucht. Ich war Besucher, Spieler, Probant, habe das Kaleidoskop zur Hand genommen, das meiner Meinung nach die Wirklichkeit ist. Habe Theorien ausprobiert, ausformulierte Sichtweisen genauso wie dumpfe und implizite Perspektiven. Habe abgewogen, vergleichend betrachtet. Mich nicht festgelegt, sondern versucht, Sichtweisen zusammen zu bringen, eine Fusion zu versuchen. Dadurch bin ich aber in eine Situation des ständig Optionalen gekommen, dessen, der sich scheinbar nie festlegen kann, wo es gefordert ist. Die Realität lässt das für mich nicht zu. Sie (und viele Menschen!) verlangt diese Festlegung, ich weiß. Ich selbst habe hingegen habe wechselnde Farben benutzt und doch versucht, eine Konstanz zu halten. Bin einer gewissen Ernsthaftigkeit nach gegangen. Habe mich spielerisch festgelegt, im klaren Bewusstsein um dessen Vorläufigkeit. Den meisten Menschen, so weiß ich jetzt erst, kommt dabei ihr Ego in die Quere. Sie knüpfen ihre Identität an bestimmte Positionen, vertreten Meinungen, stehen für etwas ...usw. Mir war mein Ego dafür nicht wichtig genug, denn ich besetzte ja wechselnde Positionen, ohne in belanglose Beliebigkeiten abzugleitenÜber sich selbst hinaus kommen? Etwas schauen, was nicht trivial ist? Meine Perspektive? Womöglich gibt es ja verschiedene Methoden, seinen Horizont zu erweitern: Das „Außer-sich-sein“, das Leute auf „Trip“ erfahren. Hier scheint die Schnittstelle im „Neben-sich-stehen“ zu liegen, was ich an anderer Stelle auch schon mal erlebte und was mich verändert zu haben scheint. Genauso ging's mir mit der Natur, die in Form der Evolution ständig etwas Neues probiert. Nicht nur der Grand Canyon war für mich eine tiefe spirituelle Erfahrung. Demut legte sich mir nahe. Respekt. Staunen. Es hat mich nüchternen Schlock richtiggehend ergriffen und tief berührt. Als Teil der Natur schloss dies die Tiere ein. Nicht nur Säugetiere. Es trat ein Empfinden für andere Zeiträume hinzu. Für Entwicklungen in der Natur. Deren Bezug zu mir, zu meiner Person, die mir in diesem Zusammenhang doch so unbestimmt zu sein schien, wurde mir wichtiger, nahm mich als ganze Person in Anspruch. Zeit. Zeitspannen. Was ist das? Bloß deshalb selbstverständlich, weil wir diese Sicht eingeübt haben? Wieso etwa habe ich solch unterschiedliche Musik (mal dies, mal jenes, immer auf der Suche nach meiner Synthese) gemacht, obwohl andere Gemüter ihren „Stil“, ihre Redundanz längst gefunden zu haben schienen?
Ich habe immer versucht, die Realität von verschiedenen Seiten her zu umkreisen, ihr aus unterschiedlichen Perspektiven näher zu kommen. Dies bedeutete für mich „Polyperspektivität“. „Impressionistische Dialektik“ auch. Dass man Dinge stets aus mindestens zwei Perspektiven betrachten kann. Wenn etwas nicht geht, wenn etwas anderes die bessere Perspektive eröffnet, dann habe ich eher sie versucht. Ich war Besucher, Spieler, Probant, habe das Kaleidoskop zur Hand genommen, das meiner Meinung nach die Wirklichkeit ist. Habe Theorien ausprobiert, ausformulierte Sichtweisen genauso wie dumpfe und implizite Perspektiven. Habe abgewogen, vergleichend betrachtet. Mich nicht festgelegt, sondern versucht, Sichtweisen zusammen zu bringen, eine Fusion zu versuchen. Dadurch bin ich aber in eine Situation des ständig Optionalen gekommen, dessen, der sich scheinbar nie festlegen kann, wo es gefordert ist. Die Realität lässt das für mich nicht zu. Sie (und viele Menschen!) verlangt diese Festlegung, ich weiß. Ich selbst habe hingegen habe wechselnde Farben benutzt und doch versucht, eine Konstanz zu halten. Bin einer gewissen Ernsthaftigkeit nach gegangen. Habe mich spielerisch festgelegt, im klaren Bewusstsein um dessen Vorläufigkeit. Den meisten Menschen, so weiß ich jetzt erst, kommt dabei ihr Ego in die Quere. Sie knüpfen ihre Identität an bestimmte Positionen, vertreten Meinungen, stehen für etwas ...usw. Mir war mein Ego dafür nicht wichtig genug, denn ich besetzte ja wechselnde Positionen, ohne in belanglose Beliebigkeiten abzugleiten
Sonntag, 2. März 2025
Begegnung
Wir spielten Spiele, warfen uns Bälle zu. Bälle aus vielen Lebensbereichen, die freilich meist von dieser wunderbaren Atmosphäre getragen waren. Ob und wie man die Bälle auffing, war auch ein Spiel. Diese Art der Wirklichkeit und des Verstehens beherrschte uns. Wir spekulierten, entwarfen Szenen, Modelle, übten uns in Unsinn – alles war möglich. Selbst Wunder waren erlaubt. Die verschiedenen Bereiche drangen gegenseitig in sich ein: Romantiker würden so etwas „Poesie“ nennen. Vergangenheit und Gegenwart berührten sich und berühren sich jetzt. Eine der Hauptsachen: Es ging uns unglaublich gut dabei. Aber man hatte wenig Geld. Das war jene Wirklichkeit, die einen in verschiedenen Formen noch ereilen sollte. Wir waren ja jung. Etwas sollte ja noch kommen. Etwas. Wir nahmen es leicht. Die Welt war offen. Man studierte Sachen. Versuchte, zu erkennen. Erst jetzt, nach vielen Jahren, scheint sich diese Welt geschlossen zu haben. Man lernte über die Trägheit der Leute, über die Abwehr von Veränderung, über „Kontinuitätsbedürfnisse“, - dass alles möglichst so weiter gehe, wie es ist. Wir lernten von der Schwäche, von der Eigennützigkeit und dem Egoismus, der Raffgier und manch anderes. Aber wenigstens mich konnte so was nicht umstimmen. Auch die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit nicht, als sich eine gewisse Sorte von Männern (!!!) als Herrscher der Welt ausriefen. Unter anderem liegt ihren Einstellungen dieses „nur die Besten kommen durch“ und „es kann nur einen Sieger geben“ zugrunde, das mich lebenslang zu wenig gekümmert hat. Ich war selten unter den Besten. Weil das ja die Bedingungen der real existierenden Wirklichkeit waren, die für uns nur eine Spielart, eine Möglichkeit unter vielen waren. Diese Leute, die uns jetzt zu bestimmen versuchen, waren ja nur diejenigen, die sich am besten angepasst hatten an die herrschenden Bedingungen. Man hätte das damals mit einem Lachen abgewehrt und seine Gültigkeit angezweifelt. Aber hierzulande scheint diese Spielart der Wirklichkeit immer noch stärker zu werden.
Samstag, 1. März 2025
Des Pudels Kern suchen
Sich selbst finden. Achtsamkeit in sich entdecken, das klingt jetzt sehr modisch. Zeitgeistig halt. Wer wollte das nicht? Das Göttliche in uns finden. Wenn es schon keinen Gott mehr gibt! In der Ruhe und Entledigung all dieser Scheinvorstellungen. Sich kein Bild mehr davon machen, was größer als wir selbst ist. Das Paradies? Muss das sein? Was ist das Nichts? Nichts tun, was jemand anderes schaden könnte. Hohe Moral, aber es kann das Zusammenleben und das gemeinsame Suchen leichter machen. Vielleicht. Muss das alles sein? Regeln, Verbote? Es scheint etwas sehr Menschliches zu sein und einem Bedürfnis zu entsprechen, dass der Befolgung von außen kommender Vorschriften das Heil zuspricht. Auch das Paradies oder das ewige Leben. Gibt es eine Angst vor dem Tod, die als Motivation für Religionen wirken könnte? Nun ja, die Geschichte ist voll davon.... Ist Meditation das Loslassen der Welt als Befreiung?
Blöd nur, das es dazu auf dieser Welt noch andere Voraussetzungen geben muss. Die Verhältnisse, die sind leider so. Weltfremdheit wurde mir bewusst, Lächerlichkeit. "Die andere Ebene" rückt für mich dadurch immer mehr in die Ferne. Sich selbst finden? Ja, im besten Falle. Aber wann tritt der beste Fall wirklich ein? Das „Göttliche“ in mir selbst finden. Ja, es ist in mir, möglicherweise. Manche haben es den "göttlichen Funken" genannt. Aber wie kann ich ihm besser näher kommen? Mit meinen bescheidenen Möglichkeiten? Mit meinem „heißen Bemühen“ nur? Hingabe? Es stark wollen, - oder gar nichts wollen? Überhaupt erscheint es mir immer fragwürdiger, sich ein Bild vom Göttlichen zu machen und sich ihm mit irdisch geprägten Vorstellungen nähern zu wollen. Das stimmt nicht mit meinen Vorstellungen darüber überein, dass es etwas Größeres ist, etwas, was über unseren Geist hinaus geht. Welche Anmaßungen, unseren Geist und seine Möglichkeiten, ja, überhaupt den Menschen absolut zu setzen! Vielleicht gibt es ja eine Ahnung davon, was darüber hinaus geht? Nur das. Der Atheismus war für mich nicht nur deswegen auch niemals eine Lösung, ein Ziel. Für mich.
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Finding yourself. Discovering mindfulness within yourself - that sounds very fashionable now. In keeping with the spirit of the times. Who wouldn't want that? Finding the divine within us. When there is no longer a God! In peace and getting rid of all these illusions. No longer forming an image of something greater than ourselves. Paradise? Does that have to be? What is nothingness? Not doing anything that could harm someone else. High morals, but it can make living together and searching together easier. Maybe. Does that have to be all there is? Rules, prohibitions? It seems to be something very human and to correspond to a need that promises salvation by following external rules. Also paradise or eternal life. Is there a fear of death that could motivate religions? Well, history is full of it.... Is meditation letting go of the world as liberation? It's just stupid that there have to be other prerequisites in this world for that to happen. Unfortunately, the conditions are like that. I became aware of my unworldliness, ridiculousness. For me, "the other level" is becoming more and more distant. Finding yourself? Yes, in the best case scenario. But when does the best case scenario really occur? Finding the "divine" in myself. Yes, it is in me, possibly. Some have called it the "divine spark". But how can I get closer to it? With my modest possibilities? With my "ardent efforts" only? Devotion? Wanting it strongly - or wanting nothing at all? In general, it seems more and more questionable to me to form an image of the divine and to try to approach it with earthly ideas. That does not correspond with my ideas that it is something greater, something that goes beyond our minds. What presumptions to make our minds and their possibilities, and indeed people in general, absolute! Perhaps there is an inkling of what goes beyond that? Just that. Atheism was never a solution, a goal for me, and not just for that reason. For me.
Es gilt wohl, ganz im Augenblick zu leben, aber auch gleichzeitig „integrativ“ zu leben: d.h. die Vergangenheit immer wieder herein holen ins eigene Leben, zu einem einzigen zu verschmelzen, das man sich neu (!) erschließt und das (ein Bewusstsein dafür entwickelt, geworden und durch die Verhältnisse, durch die Vergangenheit geformt zu sein...., sich dafür interessieren und es neu für sich erschließen... durch eine veränderte Perspektive es „hereinholen“...) geworden ist. Die Selbstreferenz (unter anderem Besuche an den Orten der Vergangenheit, - aber auch in Tagebuchstudien) ist für mich ein Beleg und Antrieb dafür, mich selbst zu suchen..... Ich „verwende“ dazu Bruch- und Fundstücke, um Unverbundenes zusammenzusetzen, es als Teil eines Selbst begreifen..... eine Linie des Insgesamt finden..... in meiner Person. Es gilt, sie sich mir bewusster zu machen, ihr durch Anregungen und emotionale Antriebe näher zu kommen, dort, wo sie, diese Person, „durch die Zeit geschlittert“ ist...... ich will einen höheren Grad an Identität gewinnen. Auch ein Bewusstsein für das kollektive Moment ist wohl dabei zu gewinnen. Neu begreifen: Das Geworfensein in Rollen, in soziale Muster, in räumliche und andere Determinationen, in die Zeit und ihre eigenen Begriffsmuster. Meine Perspektive als „geworden“ begreifen. Begreifen, dass man Einflüssen ausgesetzt war. Seine eigene Historie berühren. Vergangenheit besser „bewältigen“.
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It is important to live completely in the moment, but also to live "integratively" at the same time: that is, to bring the past back into one's own life again and again, to merge it into a single thing that one can discover anew (!) and that has become (to develop an awareness of it, to have become and been shaped by the circumstances, by the past..., to be interested in it and to discover it anew for oneself... to "bring it back in" through a changed perspective...). For me, self-reference (including visits to places from the past, but also in diary studies) is evidence and motivation for searching for myself..... I "use" fragments and found pieces to put together unconnected things, to understand them as part of a self..... to find a line of the whole..... in my person. It is important to make her more aware of me, to get closer to her through suggestions and emotional drives, where she, this person, "slipped through time".... I want to gain a higher degree of identity. An awareness of the collective moment can also be gained in the process. A new understanding: being thrown into roles, into social patterns, into spatial and other determinations, into time and its own conceptual patterns. Understanding my perspective as having "become". Understanding that one has been exposed to influences. Touching one's own history. Better "coming to terms with" the past.
Freitag, 28. Februar 2025
Kurbelschwurbelbewusstsein
Ich merke, bewusst und unbewusst, wie mich die von vielen TV-Sendern eingestreuten Werbespots stören. Gewiss, sie sind/scheinen jetzt wichtig im Sinne der Ankurbelung der Wirtschaft! Doch scheinen sie mir überwiegend und in vieler Hinsicht aus einer alten Welt zu stammen, die es wohl so nach Corona und bei Krieg nicht ohne weiteres weiter gehen wird, so, als sei gerade mal eben ein Gewitter vorbei gezogen. Die Schamlosigkeit dieser Spots stört mich, ihre Gier, das Mieseste im Menschen anzusprechen und heraus zu kitzeln, ihre Grellheiten, die ungebrochene Verherrlichung des Konsums, - all dies wirkt geradezu surreal auf mich. Ob sich andere Bedürfnisse gebildet haben? Ob Entschleunigung ein Stichwort ist, das auf die meisten Bürger in einer unerwarteten Weise gekommen ist? Nachdenken, nicht als Bremse….. Ob sich die Wertehaltung dahinter etwas verschoben hat zugunsten dessen, was man als „wirklich wichtig“ in diesem Leben erkannt hat? Ob der neu installierte mächtige Kaufmanns-Narziss einen Einfluss darauf hat? Ob die Wichtigkeit sozialer Kontakte jetzt einen anderen Rang einnimmt als zuvor? Ob das Konkurrenzdenken mit samt seinen Folgen ein wenig eingedämmt ist? „Aufeinander aufpassen“, könnte das auf einen neuen Wert zeigen?
Donnerstag, 27. Februar 2025
Gedanken zu meiner Musik
Ich begegne meiner Musik und bin mal wieder erstaunt. Nabelschau ist damit angesagt. Kann man so sehen. Natürlich. Man entlarvt sich selbst. Erfahren, was man da macht und vor allem: was man gemacht hat. Ich weiß ja, dass konventioneller Gesang in meinem Konzept keine Rolle spielt. Ich habe ein paar Stücke mit einer Art von poetischem Sprechgesang, meine Stimme in rhythmisierten Worten, weich und hart, sachlich und verklärend zugleich. Melodien tragen bei mir meist die Flöte und das Sax (meist Bariton). In der Pop- und Rockmusik ist ansonsten meist ein Gesang angesagt. Im günstigen Fall selbstvergessen, im weniger günstigen Falle ist das eitel und „Sich-andienend“. Mein zweites Instrument, die Gitarre, taucht meist verzierend im Hintergrund auf. Was mir darin vorschwebt? Ich mochte einst Gitarristen der Vergangenheit wie Steve Hackett und David Rhodes. Lautmaler. Trotzdem tauchen bei mir immer wieder Stimmfetzen auf, deuten etwas an, und verschwinden. Sie wollen die gängigen Formen von Sinn verleugnen. Ich nehme nur noch Bruchstücke, weil ich den gängigen Formeln der Selbsterfahrung misstraue, die meist genannt wird. Ich füge mich ein in mich selbst, ich lasse Klischeehaftes, Andeutungen durch Räume rinnen. Gleichzeitig nehme ich bewusst und unbewusst meine Vergangenheit als Rockmusiker auf und wandle sie in meine Musik. Das Körperliche und Sinnliche der Musik versuche ich in pulsierenden Rhythmen einzufangen. Das Hypnotische auch. Das hinaus Zeigen ins Kosmische, in das wir eingebettet sind. Von hinten kommen zudem Erfahrungen von Kirchenmusik hinzu. Ich behaupte nicht, dass ich das alles kann, sondern ich stelle es in den Raum. Ich habe Respekt vor dem und denen, die ich als wahre Musiker erlebt habe. Meine Stärken vermute ich woanders.
Mittwoch, 26. Februar 2025
Saitenmagier
Was ich einst über Richard Thompson schrieb, gilt heute noch:
Im Jahr 2005 lud der Buckingham Palace die fünfhundert wichtigsten Exponenten der britischen Musikindustrie zum Empfang. Im Gegensatz zu Berufskollegen wie Eric Clapton, Jeff Beck und Jimmy Page muss Richard Thompson der Queen vorgestellt werden. „Sie sind Folkmusiker und Songschreiber? Schön für Sie“ meint die Königin. „Hoffentlich ist das auch schön für alle anderen“ antwortet da Thompson. Die Anekdote verdeutlicht wichtige Wesenszüge des Musikers: Bescheidenheit. Demut. Skepsis. Humor. Dabei ist er als Songschreiber, Sänger und Gitarrist ein absolutes Erlebnis, ein großer Stilist und außergewöhnlicher Könner. Als Gitarrist hat er schon Akustikgitarre im Quartett zusammen mit Künstlern wie Steve Morse, Al Di Meola und David Lindley gespielt. „Die können ja so genau spielen und sind technisch so unglaublich gut. Ich habe vor ihnen großen Respekt“, sagt er über seine damaligen Mitmusiker. Ihm als Songschreiber haben andere Kollegen bereits zwei „Tribute“-Alben gewidmet, auf denen sie seine Lieder interpretiert haben. Und als Sänger liebt er ohnehin den unaufgeregt erzählerischen Ton, der sich vom grell Prahlerischen des Popgeschäfts schon seit vielen Jahren klar entzieht: „Das, was mich am meisten interessiert, ist ohnehin das Schreiben von Songs“, sagt Thompson dazu. „Mein Gitarrespiel richtet sich vollkommen danach“.
Der 66jährige Musiker war schon Ende der sechziger Jahre Mitglied der britischen Band Fairport Convention, die sich damals aufmachte, britischen Folk und Rock zu vereinen. Er muss nicht nur mit den superschnellen Jigs und Reels, sondern auch mit den entschleunigten Balladen, die er beispielsweise mit der Sängerin Sandy Denny zusammen einspielte, viele Kollegen beeindruckt haben. Das Beste: er hat seinen eigenen Gitarrenstil entwickelt, der sich nicht wie bei Kollegen a la Eric Clapton, Jeff Beck oder Jimmy Page am Blues orientierte, sondern am britischen Folk und der damals auch auf den legendären Alben des Songpoeten Nick Drake zu hören war. Produzent war damals Joe Boyd, der Boss der Plattenfirma Hannbal Records. Ob er sich an ihn erinnert? „Wir treffen uns gelegentlich in London, wenn ich da bin“, sagt Thompson, dessen bisher meistverkauftes Album „Shoot out the Lights“ auch Boyd produziert hat. Dass er stets die richtigen Leute unter Vertrag genommen hat, schildert Thompson als einen der Vorzüge Boyds. Da sei etwa die Incredible String Band, - die freilich heute fast niemand mehr kennt.
Aber da ist sie wieder, diese Bescheidenheit: „Natürlich hat mein Spiel seine Basis nicht im Blues. Meine Wurzeln liegen vielmehr im schottisch-irischen Bereich. Ich verstehe mich auch nicht als einen besonderen Gitarristen. Zum Beispiel bin ich nicht gerade ein begabter Showmann“.Privat hört er gerne Gitarristen aus dem Jazz und schon mal einen Countrygitarristen. Auch Trompeter und Spieler anderer Instrumente hätten ihn beeinflusst, berichtet er von seinen Vorlieben.
Heutzutage, da er sich längst weiter entwickelt und auf seinen mehr als 40 Alben viele hoch gelobte Musiker um sich versammelt hat, klingt sein Stil auf der E-Gitarre immer noch sehr eigenständig und originell, so, als würde er um jeden Ton kämpfen und ihn sich abgerungen haben. Das ist auch auf seinem neuesten Album zu hören, das Jeff Tweedy produziert hat, der Kopf der amerikanischen Band Wilco. Die Aufnahmen dauerten nicht lange, die Basis war in ein paar Tagen aufgenommen. „Oh, er war sehr freundlich und es waren dort in Chicago sehr ersprießliche Aufnahmen, zu denen er viele gute Ideen beitrug“ sagt Thompson darüber. „In Tweedys Studio an der Wand hingen übrigens enorm viele Gitarren und im Studio standen noch vielmehr andere Instrumente oder Verstärker herum. Es war dies geradezu ein Paradies für Musiker“.
Wieso er immer diesen typischen Stratocaster-Sound der einspuligen Tonabnehmer gespielt hat? „Meine heutige Gitarre ist ja in vielfacher Weise umgebaut und meinen Bedürfnissen angepasst. Aber dieser Sound ist es einfach, der mir ganz und gar entspricht“, sagt der Musikus völlig unprätentiös und kurz, als würde sich keinerlei erzählenswertes Geheimnis dahinter verbergen.
Ob er das neulich war, der da im Video des Sängers und Songschreibers Cat Stevens im Hintergrund zu hören war? „Ja, klar“ bekennt er sich dazu und hat auch kein Problem damit, sich als Muslim erkennen zu geben. „Oh, die Leute in den USA, wo ich inzwischen lebe, haben da großen Respekt“. Thompson-Kenner wissen, dass er schon 1975 auf dem Cover der Platte „Pour down silver“ mit einem Turban zu sehen war, aber dass er inzwischen nicht viel Aufhebens um seinen Glauben macht. Dass er in langen Jahren keinen einzigen Pophit zustande gebracht hat, bekümmert ihn recht wenig. „Kommerzieller Erfolg im Popgeschäft hat nicht unbedingt mit der Qualität der Musik zu tun, die du machst. Etwas möglichst gut hinzukriegen, bedeutet da viel mehr Erfolg für mich“. Auch dass es dafür auf Musikstreaming-Dienste wie etwa Spotify nicht gerade Reichtümer abzuschöpfen gibt, macht ihm wenig Sorgen. „Als ich auf meine Abrechnung sah, sind mir die Tränen gekommen“ macht er sich lustig über diese Situation, die er für Musiker insgesamt aber nicht unbedingt lächerlich findet. Dass er gerne mit ihm vertrauten Musikern zusammenspielt, dass er zusammen mit seiner einstigen Ehefrau Linda, aktuell auch mit seinem Sohn Ted gut harmoniert hat, ist ihm sehr bewusst. Jetzt tritt er zusammen mit Taras Podmuk am Bass und mit Michael Jerome am Schlagzeug auf, die ihn auch auf den beiden bisher letzten Alben begleitet haben.
Dienstag, 25. Februar 2025
Spott an!
Ich merke, bewusst und unbewusst, wie mich die von vielen TV-Sendern eingestreuten Werbespots stören. Gewiss, sie sind jetzt wichtig im Sinne der Ankurbelung der Wirtschaft! Doch scheinen sie mir überwiegend und in vieler Hinsicht aus einer alten Welt zu stammen, die wohl so nach Corona nicht ohne weiteres weiter gehen wird, so, als sei gerade mal eben ein Gewitter vorbei gezogen. Die Schamlosigkeit dieser Spots stört mich, ihre Gier, das Mieseste im Menschen anzusprechen, ihre Grellheiten, die ungebrochene Ve rherrlichung des Konsums, - all dies wirkt geradezu surreal auf mich. Ob sich mit der Zeit andere Bedürfnisse gebildet haben? Ob Entschleunigung ein Stichwort ist, das auf die meisten Bürger in einer unerwarteten Weise gekommen ist? Ob sich die Wertehaltung dahinter etwas verschoben hat zugunsten dessen, was man als „wirklich wichtig“ in diesem Leben erkannt hat? Ob die Wichtigkeit sozialer Kontakte jetzt einen anderen Rang einnimmt als zuvor? Ob das Konkurrenzdenken mit samt seinen Folgen ein wenig eingedämmt ist? „Aufeinander aufpassen“, könnte das auf einen neuen Wert zeigen?
Montag, 24. Februar 2025
Himmel und Erde
„Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen wir (noch) keine Ahnung haben“ pflegte mein Vater zu sagen. Er ließ dabei eine Art freundlicher Skepsis walten, die das „wissenschaftliche Weltbild“ nicht absolut setzte, sich ihm aber dennoch verpflichtet fühlte. Diese Schwebe in sich auszuhalten, damit umzugehen, war eine der Aufgaben, die sich einem stellte, der sich in seinem Geiste mit derartigen Phänomenen auseinander setzen wollte. Er hatte den Respekt, der eine andere Meinung gelten ließ und ihr Interesse entgegen brachte. Er hatte aber auch den Mut, sie in seinem Sinne nach allen Seiten hin zu befragen und dann eventuell abzulehnen. Was er wohl zu dem Trend der „Manifestation“ sagen würde, der sich nach der Pandemie durchgesetzt und befestigt hat? Was zur einfachen Beschaffung von etwas wie „Sinn“, durch Handauflegung und „Geistheilung“? So etwas Fragiles wie Sinn, das uns immer wieder zu entwischen droht, das Mühe und Aufwand erfordert?
Man müsse nur an etwas fest genug glauben, dann würde es sich auch einstellen, so lautet die Botschaft. Positives Denken würde positive Gedanken und Daseinsformen anziehen: Der Grundgedanke des „positiven Denkens“ ist nicht neu und eine fester Bestandteil des „american dream“, also der gesellschaftlichen Verfasstheit der USA. Jeder kann es schaffen, wenn er es nur stark genug will. Man muss positiv denken, damit Positives passiert, so eine oft hingebungsvoll gepflegte Grundannahme. Du kannst dir alles erschaffen, was du willst. Du musst es nur wollen. Der Sprüche sind viele, die sich uns in diesem Zusammenhang einstellen. Ein unerschütterlicher Glaube scheint dabei auch grundlegend, nämlich dass alles aus sich selbst heraus komme, dass ein Individuum alles in sich habe und nur die falschen Gedanke es hindere, positive Daseinsformen aufzusuchen. Werte wie Selbstliebe, Glück oder Zufriedenheit sind oft dem versprochen, der sich finanziell entsprechend engagiert und bereit ist, hohe Summen für die Fortentwicklung seines Ich zu investieren, - wobei wir auch schon bei einem relativ unangenehmen Punkt des Trends zur „Manifestation“ sind: Die vielen Scharlatane und durch gewisse Äußerlichkeiten blendenden Weisen, die sich auf diesem Felde tummeln und sich ihr Eingehen auf ihr Gegenüber fürstlich honorieren lassen. Eine Art Tauschgeschäft liege dabei vor, so ihre oft gepflegte Einlassung: Du gibst mir Ehrlichkeit und Offenheit und ich gebe dir meine Offenheit, Hilfe und Zuwendung, so das Tauschgeschäft, das ihnen schon mal ein finanziell günstiges Auskommen verschaffen kann. Ob solche Annahmen in eine neoliberales Weltbild passen, in dem es vor allem darum geht, das Beste aus sich heraus zu holen und das Beste aus sich zu machen? Ob es eventuell darum geht, gewisse „Verspannungen“ aus einem Ich zu vertreiben um sich dem Kosmos des Positiven öffnen zu können? Mein Vater würde lächeln, ich weiß es genau, er würde davon reden, dass zu allen Zeiten gewisse Figuren versucht hätten, Schwächen des Menschen auszunutzen. Die Aussicht auf Stärkung, innere Reinigung und ein Vorwärtskommen auf der Karriereleiter mag dabei schon immer zu den gängigen Verlockungen gehört haben. Wozu in unseren Zeiten eine gewisse Einseitigkeit des „wissenschaftlichen“ Weltbildes führt, zu welchen Zuständen der Entfremdung, zur Konzentration auf Einzelsymptome, wo vielleicht ein Blick auf „das Ganze“ angezeigt wäre, das ist in jedem Krankenhaus zu erfahren. Solche Zustände für sich selbst auszunutzen scheint mir ein wesentlicher Antrieb der meist esoterisch orientierten Figuren auf dem Gebiet der „Manifestation“ zu sein.
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"There are things between heaven and earth that we (still) have no idea about," my father used to say. He showed a kind of friendly skepticism that did not make the "scientific world view" absolute, but still felt obliged to it. Tolerating this limbo within oneself, to deal with it, was one of the tasks facing someone who wanted to grapple with such phenomena in his mind. He had the respect to accept a different opinion and to show interest in it. But he also had the courage to question it from all sides in his own way and then possibly reject it. What would he say about the trend of "manifestation" that has prevailed and consolidated after the pandemic? What about the easy acquisition of something like "meaning" through the laying on of hands and "spiritual healing"? Something as fragile as meaning that always threatens to elude us, that requires effort and expense?
You just have to believe in something strongly enough and then it will come, that is the message. Positive thinking would attract positive thoughts and ways of being: The basic idea of "positive thinking" is not new and is an integral part of the "American dream", i.e. the social constitution of the USA. Anyone can do it if they want it strongly enough. You have to think positively for positive things to happen, is a basic assumption that is often devotedly maintained. You can create anything you want. You just have to want it. There are many sayings that come to mind in this context. An unshakable belief also seems to be fundamental, namely that everything comes from within, that an individual has everything within themselves and only the wrong thoughts prevent them from seeking out positive ways of being. Values such as self-love, happiness or contentment are often promised to those who are financially committed and prepared to invest large sums in the further development of their ego - which brings us to a relatively unpleasant point in the trend towards "manifestation": the many charlatans and wise men who dazzle with certain external appearances who are active in this field and who are handsomely rewarded for their interactions with others. This is a kind of barter deal, according to their frequent statement: you give me honesty and openness and I give you my openness, help and affection, the barter deal, which can sometimes provide them with a financially favorable income. Do such assumptions fit into a neoliberal worldview in which the main thing is to get the best out of oneself and make the best of oneself? Is it perhaps about driving certain "tensions" out of one's ego in order to be able to open oneself up to the cosmos of the positive? My father would smile, I know it for sure, he would say that at all times certain figures have tried to exploit people's weaknesses. The prospect of strengthening, inner purification and moving up the career ladder may have always been common temptations. What a certain one-sidedness of the "scientific" world view leads to in our times, to what states of alienation, to concentration on individual symptoms, when perhaps a look at "the whole" would be advisable, can be experienced in every hospital. Exploiting such states for one's own benefit seems to me to be a major motivation of the mostly esoterically oriented figures in the field of "manifestation".
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