Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 30. April 2021

Immer noch auf der Suche

Bin ich eigentlich innerlich schon abgestorben? Wie merkt man das, woran kann man es fest machen? Wenn man zerbrochen ist, wie äußert sich das? Ich frage mich das in diesen Tagen öfter. Ich hebe den Blick und sehe andere, die ich diesbezüglich genauso wenig deuten kann. Nichtsdestotrotz frage ich mich, wie ich mein Seelenleben reaktivieren und neu beleben könnte. Es ist die Substanz, auf die alle zurück geworfen sind. Das Ego, der Blick aus den eigenen Augen. Ich will von der Funktion wieder zum Mensch werden. Man vergleicht sich: Relativ habe ich das immerhin erreicht, freilich um den Preis des Armseins. War und ist das alles nur ein Traum? Eine Täuschung? Etwas, was eine gewisse Religion unter dem Begriff „Fata Morgana“ vermutete? Wird man wirklich so schnell älter, wie ich das jetzt wahrnehme. Woran liegt es, dass mir das immer bewusster wird? Ja klar, es gibt all diese oberschlauen Erklärungen. Rein mathematisch schon wird die Zeit immer kürzer….etc. Aber dass ich dermaßen in den Abgrund rutsche….?

Donnerstag, 29. April 2021

Deep Blue (Lyrikversuch)

EARL GREY (Deep Blue) You are the deep Blue you drive me into deep waters see me in my own Blue fly with me into wet clouds some lions have scary eyes some women look like her lies yearning is drawing me turning me out into quiet cries this is a sign of god he does not want to drive me crazy they all are takeing me for odd I do not play no rock'n roll when the night was young we went up on that dark mountain we loved the lines we sung we pe rsumed that we not fool'em That was a right mistake made by me they all are taken herselves for free this was no real play by me so nice some lions

Mittwoch, 28. April 2021

Macht ausüben

Natürlich ist das meine völlig subjektive Sicht auf das, was Öffentlichkeit in Deutschland sein könnte: Da ist einer, der in der Schmollecke steht und einer Zeitung sein Leid klagt, bei der Postenwahl nicht zum Zuge gekommen zu sein. Dass er dabei auch sein Mannsein anführt: entspricht meinen Beobachtungen, scheint derzeit tatsächlich so zu sein in dieser Republik. Natürlich wurde oft das Märchen vom „Machen“ erzählt, das im neudeutschen Jargon „Gestalten“ heißt und in Wirklichkeit „Macht ausüben“ bedeutet. Der Kandidat von der lange in politischer Funktion stehenden und tief ins politische Unterholz verstrickten Partei hat in seinen Hahnenkämpfen und Pandemieaktivitäten nicht gerade die beste Figur gemacht, hat sich aber im repräsentativen Ränkespiel durchgesetzt. Das gilt in dieser Gesellschaft, das ist wichtig: sich durchsetzen. Wir standen dabei und sollten staunen…. Währenddessen kocht eine Pandemie weiter und breitet sich ganz besonders gut über einer von mir so empfundenen und nun zentralistisch geregelten Untätigkeit und Lädeligkeit aus. Wir sehen in Indien die Leute sterben... überall in Europa wird gelockert und geöffnet, während die Inzidenzzahlen immer noch sehr hoch sind. „Frühling lässt sein schwarzes Band...“. Es soll jetzt bei uns nun endgültig zum Impfturbo kommen, ich bin aber erst Ende Juni dran. Die Priorisierungsdebatten werden wohl allzu rechtzeitig geführt. Kinder unter 16 Jahren scheinen sie aber ganz vergessen zu haben. Die Standardformulierung heißt hier „...Studien…..sind unterwegs“.

Montag, 26. April 2021

Von dr Alb ra.....

Der Älbler (als Typus eines Bewohners der Rauhen Alb) ist primär darauf gerichtet, auch unter rauen und steinigen Bedingungen zu überleben. Er ist oft wortkarg und spröde. Die plaudernde Unterhaltung liegt ihm nicht, er will möglichst effektiv Informationen übertragen und harte Bretter bohren. Alleine zu sein macht ihm scheinbar nichts aus, er kann auch aus sich selbst heraus existieren. Früher oft mit Landwirtschaft beschäftigt, ist er nun mit nachgeordneten Logistik-Jobs in mittleren, herunter gekommenen Kommunen zufrieden, kämpft beständig um das Überleben, was einem „Unterländer“ fremd bleibt, weil dieser als solcher Sicherheiten hat und glaubt, dass ihm dieses Wohlfühl-Überleben selbstverständlich zustünde (weil er ja in einem tollen Wirtschaftsraum lebt). Das harte Leben, das harte "sich durch's Leben schlagen" freilich dominiert die Älbler, obwohl ihr Wohnraum früher einmal als prosperierende Region galt und beispielsweise mit Textilwaren (inzwischen fast alle nach Südostasien ausgewandert) auch großen wirtschaftlichen Erfolg hatte. Die Leute der aktuell wirtschaftlich erfolgreichen Regionen deuten die Alb aber als „Wildniss“ und „Biotop“.

Sonntag, 25. April 2021

Autofahrer revisited

Ich weiß nicht so recht, was das soll: Bevorzugt am Wochenende werden auf nahezu allen TV-Kanälen Supersportwagen „getestet“. Mit Kennermiene belobigt werden dann Fahr- oder Bremsverhalten, Straßen- und Kurvenlage, Aussehen usw. Man sieht die „Tester“ um die Ecke brausen und hört sie vor lauter Vergnügen stöhnen. Der Umschnitt erfolgt dann meist in die Fahrkabine direkt neben dem Fahrer, der dann Stories darüber erzählt, was jetzt alles an dem aktuell gestesten Modell wieder besser als beim Vorgänger sei, als beim Vorgängermodell....und überhaupt Ob das alles Werbung sein soll? Indirekt? Marketing? Ob auf diese Weise dem „Verbraucher“, der niemals auch nur die Chance haben wird, ein solches Auto zu fahren, der staunt und sehnsüctig wünscht, der Mund wässrig gemacht werden soll? Auf jeden Fall kommen mir diese Szenen und Features vollkommen lebensfremd vor....

Valerie (25)

Er hätte auch anhalten können, um ihr unumwunden unter die Bluse oder zwischen die Beine zu greifen. So etwas musste absolut nicht entwürdigend sein, auch in dieser gegenwärtigen Situation. Aber dazu fehlte ihm im Moment der Mut, er dachte sich zu viel dabei, er musste sich erst mal wieder in ein Lochfallen lassen, die Leere der Lehre nutzen und sich als Nichts in Luft fühlen, was ihn schon so manches mal hatte in die Höhe heben können…..- oder in die Tiefe. Draußen zog die Welt wie auf einer riesigen Kinoleinwand vorbei und er begnügte sich mit der Kameraführung, wollte nicht Regie führen. Wind war aufgekommen und bog die Bäume, so dass sie alle in eine Richtung zeigten. Blaue Wolken, weiß umsäumt, glitten vorbei. Dazwischen die Sonne in ständig neuer Konstellation, ihre Intensität und Gegenwart ändernd, zeitweise verschwunden hinter ihrer eigenen Undurchdringlichkeit, zeitweise auch unerträglich hell leuchtend. Die Blätter der Laubbäume glänzten und glichen hellen Punkten auf dunkelgrün verwaschenem Samt.

Samstag, 24. April 2021

Wo sind wir, wer sind wir, wo sind wir?

Überall lächelnde Gesichter. In den Medien der reichen Industrieländer muss man das schaffen, sich zu einer solch optimistischen Pose zu zwingen, das weiß ich auch. Man darf sich als Lokomotive des Zeitgeists fühlen. Es ist geradezu Konvention, ein Muss. Doch es erzeugt ein Gefühl der maximal ausgeleuchteten Lüge und des alltäglichen Heuchelns. Man wähnt sich auf einem Gleitfilm, der jederzeit reißen könnte. Was das Vertrauen in die Handelnden anbetrifft, scheint mir dieser Gleitfilm derzeit sehr angespannt. Es werden hässliche Löcher offenbar, Lücken, die gewissen Geistern Unterschlupf gewähren sollten. Auch Finanzlücken, die gewisse Leute absaufen lassen könnten. Es wird dies alles als eine Art „Kollateralschaden“ mitgeschleppt. „Muss halt sein“ und ähnliche Phrasen umstellen diese Gegebenheiten einstweilen noch. Okay, es ist nicht alles schlecht, manches ist vielleicht sogar gut. Aber es könnte besser sein. „Die Stars“ stehen im Mittelpunkt und es erheben sich Fragen wie „Wer mit wem?“, „wer hat sich von wem getrennt?“, Was bahnt sich zwischem wem an? Was ist die geschätzte Promi-Meinung? Wer von den „Stars“ findet was wie….? Welche Vermutung geht da um? Wie sieht eigentlich XX im Alltag aus? Ja klar, manche brauchen diese Schlüssellochschauereien, aber wie hoch ist der Preis dafür, ist er gerechtfertigt? Oder gehört er zu jenem oben beschriebenen Film, der die Wirklichkeit überzieht und durchaus etwas von „Fake News“ hat? Ob der nächste Schritt der ist, dass wir diese Ebenen gezielt verwechseln (sollen)? Wenn wir das alles brauchen: aus welchem Grund? Wer hat das verboten, sich Gedanken darüber zu machen?

Freitag, 23. April 2021

Zeit (Lyrikversuch aus alten Zeiten)

Zeit -- wenn sie kommt, ist sie sexy wenn sie steht, wenn sie geht Ist sie wie ein Wasserfall Raus – - aus dem Haus auf die Straße die du suchst und verfluchst je nach Stimmungslage Test --- auf den Rest deiner Tage Die du spürst, die du kürst zum Preis deiner Liebe Nichts --- ist so klar wie ein Auge das geschickt in sich blickt und versinkt in einem Spiegel (als/im Abglanz eines Spiegels) Herz -- im Gewühl von Gedanken die sich drehn und vergehn vor dem Ziel einer Suche Licht --- auf dem Stück eines Weges der ansteigt und abzweigt und sich verliert in Kurven Sand - und der Rest deiner Spuren Droh’n dir an, kalten Wahn Nässe dringt in die Seele Grau - fällt der Tag in den Hausflur Trägt mich fort an den Ort Des Verrats meiner Träume Blick -- in den Grund einer Frage Die uns quält, die uns stählt Zum Clown eines Begehrens Fort - treibt der Mond deine Sorgen Führt dich leis immer im Kreis Und verlässt dich ungeboren (aus alten Zeiten)

Donnerstag, 22. April 2021

Demokratieanschauung

Was war das denn? Wir lernen hinzu. Zu dem, was Demokratie ist. Es hat hierzulande mitten in einer tödlichen Pandemie (es wird im Ausland offenbar vor Deutschland als "Reiseland" gewarnt, es sind ja schon weit mehr als 80 000 Mitbürger an und mit dieser Corona-Pandemie gestorben) in einer Partei ein großer Hahnenkampf stattgefunden, dem ein wochenlanges Ringen zwischen zwei Rivalen voraus gegangen war, in dem es erstaunliche Parteinahmen und öffentliche Bekundungen gab. Es kam dann nach langer Auseinandersetzung schließlich zu einer Entscheidung. Und jetzt? Sollen sich qua demokratischer Grundregel alle auf die Seite des Erfolgreichen schlagen und sich ihm in all seinen Überzeugungen anpassen. Wer ist "alle"? Einfach alle Parteimitglieder und/oder die Granden? Repräsentieren sie in einer "repräsentativen Demokratie" diejenigen, die zu entscheiden haben, die Macht ausüben? Und was ist mit all den katastrophalen Fehlentscheidungen in der Pandemie? Demokratie scheint in diesem Falle jedenfalls ein institutionalisierter Anpassungsprozess zu sein: Wir schlagen uns auf die Seite der Gewinner, koste es, was es wolle. Auch die eigenen Überzeugungen. Wenn ich das richtig mitgekriegt habe, so wurden noch am Abend der Entscheidung solche Wendemanöver unter dem Anschein gut verstandener Demokratie vollzogen.

Dienstag, 20. April 2021

Demokratie und Markt

An das Folgende erinnere ich mich aus Vorlesungen und mische es mit aktuell Gelesenem, mit Notizen oder am Bildschirm Verfolgtem: Der Bürger solle sich ruhig verhalten. Er dürfe ja alle vier Jahre seine Stimme abgeben und solle ansonsten die Sache der Gemeinschaft „den Profis überlassen“, wie es Christian Lindner ausdrückte. Wie verhält sich wohl eine solche Einstellung mit der Vorstellung des „mündigen Bürgers“? Die Demokratie beruht ja auf der Voraussetzung, die sie selbst herstellt: den mündigen Bürger. Dem stehen hohe Bestechungsmechanismen (Lobbyismus?) und zahlreiche kurzfristige hedonistische Vergnügungen gegenüber. „Es ist bequem, unmündig zu sein“ meinte ein großer deutscher Philosoph dazu. Ob es um die Voraussetzungen einer Mündigkeit geht, ob es um die Kontrolle von Herrschaft und die Unterwerfung der Staatsapparate unter den Willen der Bürger geht? Oder ob das in unserer heutigen Realität weitgehend ausgeblendet erscheint?. Der einzelne Bürger überblicke die Komplexität der gestellten Aufgaben keinesfalls, so das heute oft vorgetragene Credo. Die Idee des mündigen Bürgers habe sich in vielerlei Hinsicht überlebt. Bürger hätten weder das Wissen noch die Interessen zur Mitbestimmung. Sie seien gekennzeichnet durch Ignoranz, Apathie und Vorurteile und hätten einen eklatanten Mangel an Denk- und Handlungsfähigkeit. Die breite Öffentlichkeit bestehe aus unwissenden und lästigen Außenstehenden, deren Rolle in einer Demokratie die der Zuschauer sein müsse, keineswegs aber die der Mitwirkenden. Der Bürger solle Aufgaben der Mitwirkung und der Selbstbestimmung lieber jenen überlassen, die aus der Verwaltung kommend sich berufsmäßig damit befassen. Ob das Konzept einer „illiberalen Demokratie“, wie es etwa der ungarische Häuptling Orban vertritt, damit etwas zu tun hat und ob es weitgehend solchen Einstellungen entspricht? Ob es darum geht, Eliten aus einem vorgegebenen Elitenspektrum auszuwählen und sich als „Normalo“ darüber hinaus auf die kleine überschaubare Privatwelt zu beschränken? „Think Tanks“ sollten in einem solchen Demokratiemodell wohl eine wichtige Rolle spielen: Experten. Sie sollen vor allem den Standpunkt der Wissenschaft (gibt es den als einen einzigen?) in den Entscheidungsprozess hinein tragen. Beispielhaft kann dies derzeit an der Rolle von Virologen und Epidemologen gezeigt werden. Sie füllen die Rolle der „Berater“ aus, die die gewählten Entscheider (Politiker) zu ihrer Entscheidung befähigen. Der Bürger solle seine Stimme lediglich im Vierjahresturnus jenen verleihen, die „Verantwortung“ ausüben, die durch ihren Werdegang und ihre Ausbildung ihr Wissen um gewisse Zusammenhänge vertiefen konnten und meist aus der akademischen Sphäre stammen. In der Zusammenschau könnte so etwas bedeuten: Demokratie kann nur funktionieren, wenn sie keine ist. Was aber, wenn es darum geht, Machtausübung effizient zu organisieren und sie gleichzeitig wirksam zu kontrollieren? Wer soll das leisten? Ob es, wie im Neoliberalismus oft behauptet, um die effizienteste Lösung geht, die stets ein Markt herbei führt („marktkonforme Demokratie“)?

Montag, 19. April 2021

Gewohnheiten

Über Gewohnheiten zu schreiben, ist nicht gerade sexy, - ich weiß. Auf der Universität hieß es, Dinge wissenschaftlich zu betrachten, hieße, das Ungewöhnliche am Gewöhnlichen und das Unalltägliche am Alltäglichen heraus zu arbeiten. Dinge systematisieren - und all das. Ein Problem scheint mir aber zu sein, dass wir das Gewohnte viel zu sehr gewohnt sind. Gerade weil Gewohnheiten Teil des Alltags sind, kommen wir nicht auf die Idee, sie zu analysieren. Handlungen scheinen ganz und gar natürlich geworden zu sein, sie scheinen in das Unbewusste übergegangen zu sein und danach aus ihm zu kommen, um uns das Handeln aus der Macht des Faktischen und der „Normalität“ heraus zu diktieren. Durch Wiederholung und körperliches Gefühl scheinen sie das geworden zu sein, als was sie dann erscheinen. Sie sind in Fleisch und Blut übergegangen, in die Nebel dessen, was unser Handeln unbewusst zwischen Trieben und Vergangenheiten bestimmt.

Sonntag, 18. April 2021

Mainstream und Internet

Social Medias und Blogs tragen im Internet wohl eher zur Banalisierung des Einzelnen bei, - sie sind Erleichterungen und gleichzeitig geöffnete Schleusen. Der „Einzelne“ (die „Person“) scheint ohnehin selbst sehr stark zu dieser Entwicklung beigetragen zu haben, indem nämlich heute auch scheinbar lyrische Texte genauso wie Musik industriell, arbeitsteilig und geradezu maschinell hergestellt wurden und zunehmend werden. Der Druck auf die Tränendrüse ist etwas Gekonntes. Der Wutausbruch wird planmäßig herbeigeführt (jeweils beim „Durchschnittsuser“). Die Aufmerksamkeit wird genauso gelenkt wie die Aufmerksamkeit. Die Lüge beherrscht unmerklich vorrückend und die Gedanken verschleiernd das Feld, die durch nicht nachprüfbare Fakten gestützte Schwurbelei und Schwafelei inszeniert sich unbemerkt. Es herrscht das Kollektive, die immanente Manipulation, der Schwarm, die Masse, „Big Data“, der Algorithmus, das kalte Berechnen, - auch gerade der Emotionen. Mainstream, Avarage rules!

Freitag, 16. April 2021

Auf zu den Sternen

Aus Zufall hinein getappt, sagen „die Stars“ lächelnd über sich selbst und ihre Existenz. Geben sich ungläubig. Du sitzt genauso ungläubig dabei. Wie ging das? Karma? Zufall? Bestimmung? Andere sinnieren auch darüber nach. Du hattest lange Zeit, die „großen“ Prominenten zu lesen oder sogar mit ihnen zu sprechen. Sie schrieben und schreiben, du schreibst und schriebst so etwas wie Journalismus, - und kriegtest doch nichts zustande. Hast nie etwas zustande gebracht. Andere klingeln mit Worten. Du findest genau das widerwärtig. Faselst in dich hinein aus dir heraus. Unbemerkt. Was weißt du über Musik? Über das, was sie „Kultur“ nennen? Dass man um ein Urteil kämpfen muss, dass so viele Faktoren eine Rolle spielen für den Ausdruck. Es hat dich von Anfang an interessiert, schon als du 15 warst, warst du da dabei. Gestalten haben dich umschwirrt. Warst jung, hast die Welt vor dir gehabt. Hast die Illustrierte mit Sophia Loren wie eine Reliquie vor dir hergetragen. Wenn ich erwachsen sein werde, so hast du dir gesagt, dann will ich auch dazu gehören zu diesem Spiel. Dann wird sie (oder so eine...) zu mir gehören. Dann werde ich dieses herrliche Weib irgendwie in mich verschlingen.... ich wurde begierig, ich wurde spitz..., - und jetzt? Bin ich müde geworden. Habe mir nie vorgestellt, einmal müde werden zu können. Ich würde die Welt erobern, sei würde mir gehören, quasi naturgemäß, - so versprach ich mir selbst. Weil ich es bin. Der alte Kinderglauben. Es schein mir alles offen zu stehen... Ich wusste nichts über die Machtverhältnisse dieser Welt und wem dadurch die schönen Frauen gehören, alles Schöne. Du würdest inzwischen gerne einmal die Zeit anhalten, festhalten. Sie in dich hinein holen. Deine Kindheit und Jugend in dich herein holen. Eine ganze Persönlichkeit werden. Eine komplettere. Durch dich selbst. Aus sich selbst. „A la recherche....“

Mittwoch, 14. April 2021

Sinnsuche

Natürlich suchen wir alle nach dem Sinn in unserem Leben. Ein sinnloses Leben ist ein schwer zu ertragendes, wenn überhaupt zu ertragendes Leben. Also schafft sich jeder seine eigene Wirklichkeit, die in mancher Hinsicht eine familiäre, gesellschaftliche und idiologische Wirklichkeit. Jeder hat die Ansicht, dass seine eigene Wirklichkeit die wirkliche Wirklichkeit sei. Jeder, der sie anders sieht, ist „verrückt“. In diesem Zusammenhang mag sich auch ein Blick in den „Steppenwolf“ von Hermann Hesse lohnen, in dem es genau um dieses „Verrückt sein“ geht. Jedenfalls ist es so, dass das, was für den einen Unsinn ist, für den andern Sinn bedeuten. Was für den andern Sinn hat, ist für den ersten unter Umständen Unsinn. Ein Hinweis darauf ist, dass in verschiedenen Kulturen ein und dieselbe nonverbale Kommunikation eine ganz andere Bedeutung haben mag. Z.b. wird in Griechenland mit Kopfnicken ein „Nein“ angezeigt. Es gibt viele weitere Beispiele dieser Art. Ein mittlerweile viel beobachtetes Phänomen in unserer Gesellschaft kann es sein, dass die persönliche Wirklichkeitskonstruktion zusammen gebrochen ist (meist durch gravierende Ereignisse…). Durch Einführung einer anderen, neuen Wirklichkeitskonstruktion kann hier wohl geholfen werden, so las ich und so werben wohl vor allem Psychotherapeuten für sich.

Montag, 12. April 2021

Resonanzboden

Der Publikumsraum in den Stadien ist wichtig in unserer Gesellschaft, weil er ein Raum von Affekten ist, von Gefühlen und starken Ausdrücken. Eine Bühne dieser starken Ausdrücke und Selbstverständigungsgesten zu geben, das will diese Gesellschaft. Findet sie sie nicht, sucht sie sich einen Platz dafür. Kultur wäre in diesem Zusammenhang auch sehr wichtig, denn sie ist ein Ort der friedlichen Auseinandersetzung. Doch derzeit empfinden wir uns als machtlos: Das Virus mitsamt seinen Mutationen verbreitet sich entlang globaler Lieferketten rasend schnell. Die bisher immer als positiv geschilderte „Vernetzung“ verkehrt sich in ihr Gegenteil und stellt das anscheinend als ewig Gegebene in Frage. Krise als Chance und Weckruf, um die globalen Exzesse der Ökonomie abzubremsen? Solidarität? Gemeinsame Sensibilität dafür, was wirklich wichtig sei? Mehr Achtsamkeit? Zuhause bleiben, um diese Situation neu zu empfinden?

Sonntag, 11. April 2021

Wie man dieses Blog nutzbar machen könnte

Wie man dieses Blog nutzbar machen könnte: Ganz normal kann/könnte man die neuesten Beiträge lesen und sich an der Zeitleiste entlang hangeln, um „ganz normal„ meinen Kommentaren zum Lauf der Zeiten folgen. Dann freilich könnte man zurück kehren und sich die Beiträge zu einem bestimmten Thema anzeigen lassen, indem man diesen Punkt auf der Tag-Liste anklickt (unter „Labels“). Auf dieses Klicken hin werden alle Beiträge zu diesem Thema angezeigt, quer durch alle Zeiten. Da dieses Blog auf einen inzwischen recht groß gewordenen „Content“ zurück greifen kann (um dessen am Tag ausgerichteten Inhalte es mir manchmal leid tut), mag der nun angezeigte „Content“ wiederum recht groß sein. Dem Prinzip der Querverästelung bzw. Vernetzung folgend könnte nun wiederum auf der Auswahl der unter „Labels“ genannten Stichworte ein weiteres Thema gewählt werden, zu dem wiederum viele meiner Beiträge zu diesem Thema aufgeführt werden. Unter dem ganz oben aufgeführten Punkt "Alle aufführen" kann jederzeit zum Ausgangspunkt zurück gekehrt werden. Auf diese Weise könnte mit der Zeit meine Person als Stellvertreter von vielen besser erkennbar werden, eine Erkenntnisweise samt deren subjektiven Eigenheiten, die dem Lesenden und dem Schreiben gleichermaßen etwas bringen könnte („Win-Win-Situation“). Es könnte etwas dabei heraus kommen, das einer zeitgemäßen Art des Buchlesens entspräche und einer Einladung zum „Schmökern“ gleich kommen könnte.

Samstag, 10. April 2021

Staatliches Handeln

Erstaunlich, dass es angesichts einer Frage um Leben und Tod ein staatlich inszeniertes Innehalten und Nichtstun geben soll. Die Damen und Herren Entscheider scheinen wohl vor allem erst mal abwarten zu wollen, während zu viele Menschen auf den Intensivstationen qualvoll verrecken. Die hierarchischen und bürokratischen Strukturen scheinen in diesem Staat so dominant zu sein, dass sie sich auch über Fragen nach Leben und Tod hinweg zu setzen vermögen. So etwas wie Flexibilität scheint auf diesem Wege nur in sehr beschränktem Umfange möglich zu sein. Dazu passt auch eine Pressekonferenz, die nicht Informationen vermitteln, sondern sie offenbar verhindern soll. Berechtigte Nachfragen werden hinter die routinierten Phrasen ins Nichts („dazu kann ich Ihnen heute nichts mitteilen...“) oder auf ein bürokratisches Terrain abgebogen, auf dem es vor allem um in tiefer Gleichgültigkeit behndelte Kompetenzfragen zu gehen scheint.

Freitag, 9. April 2021

Passanten (Text)

PASSANTEN Du gleitest Du gehst Du stolperst Du stehst plötzlich hier und da und dort du kommst aus dem Schweigen wir sind Passanten Ein Taumeln ein toter Vogel schaut dich an in diesem einen Moment tausend Küsse tief in Dir brennt ein Verlangen wie süßes Gift Ein Lächeln eine Lüge ein Sprechen ein blaues Geheimnis ein Gedanke ein Gefühl ein Bedauern ein roter Augenblick Etwas lenkt mich und zieht mich into a hidden place etwas denkt mich und sticht mich into a secret place etwas sieht mich aus sich selbst into an eternal race von hier und nach dort es treibt ihn into a lilac haze Refr, Du zahlst und merkst bald dein Verstand löst sich auf du schwörst und fühlst bald das Nichts greift nach Dir Du denkst hälst dich fest die Nacht fällt ins Meer du sprichst und erwachst und fühlst dich so leer

Donnerstag, 8. April 2021

Auf zu den Wahlen!

Im Grunde glaube ich, dass das politische Personal, das sich im Herbst der „demokratischen“ Wahl stellt, dieser Aufgabe nicht gewachsen ist und/oder sich in einem klar definierten Interesse (das oft genug mit einem "Gemeinwohl" nicht viel zu tun hat) äußert und handelt. Ich halte diese Leute und die Kräfte, in deren Interesse sie handeln (Die Korruptionsaffären dürften meiner Einschätzung nur die Spitze des Eisbergs und keinesfalls die vielbeschrieenen „Einzelfälle“ sein!) für mich (!) nicht wählbar und erschrecke ob so viel einfältiger Unfähigkeit. Es hat sich ein selbstzufriedenes Abgehobensein und ein in Selbstbedienungsmentalität abgefedertes „Die-Pfründe-sichern“ in das Parlamentspersonal eingeschlichen, das für mich ganz und gar unerträglich ist. Dass Parteien bei der Willensbildung des Volkes mitwirken sollen, steht im Grundgesetz. Dass sie diese Willensbildung aber inzwischen für sich und in ihrem eigenen Interesse für sich kanalisieren, unterhölt diesen Passus stillschweigend. In öffentlichen Diskussionsrunden (sog. „Talkshows“) offenbaren diese Leute, die sich jederzeit zur „Elite“ zählen und meist nur mit ihrer „Durchsetzungskraft“ Parteikarriere gemacht haben, ihre grenzenlose Dummheit und Unbeholfenheit, die sich zu Coronazeiten gerne des Corona-Arguments als Entschuldigung für alle Lebenslagen und Versäumnisse bedient („Für uns ist das auch neu“, „wir waren noch nie mit etwas Ähnlichem konfrontiert“ etc. und sich dafür von ihrem Claqueuren beklatschen lassen:, „In dieser Haut möchte ich nicht stecken“, „ein schwieriger Job...“ etc.) etc.. Ja, ich unterstelle der Klasse der Entscheider eine hohe Unfähigkeit, die sich unter anderem von uns „Normalbürgern“ unter anderem darin unterscheidet, dass sie auf einen riesigen Beraterstab von Wissenschaftlern, Zuträgern aller Art und Wichtigtuern jeder Disziplin zurück greifen kann.

Mittwoch, 7. April 2021

Hedonistendekadenz

Haha, die Klasse der sich selbst feiernden „Intellektuellen“ preist jetzt ihr hedonistisches Leben abseits der Pandemie. Dass der Staat kein Recht habe, Grundrechte zugunsten einer kleinen Menge von kranken Leuten einzuschränken, so habe ich vernommen. Auch dass der Tod zum Leben gehöre, sei keine neue Erkenntnis, auf die man bestehen solle. Den Sinn einer Corona-Eindämmung sehe man nicht ein, weil das Leid, dass dadurch angerichtet werde, größer sei, als das Heil, das dadurch hervor gerufen werde. Es beschleicht mich der Verdacht, dass diese Schicht von Leuten sich ihren Spass über ihr Geld und ihren bürgerlichen Status auch zu jetzigen Zeiten jederzeit beschaffen (oder...kaufen…?) können. Schon im kleinsten Verzicht auf hedonistischen Spass sehen sie offenbar eine Einschränkung ihrer bürgerlichen Grundrechte. Ob das relativ dekadent ist? Man wird Fragen gegenüber Leuten stellen dürfen, die ihre Ansichten lautstark, rücksichtslos und medienwirksam vortragen. Nun, wenn der Tod zum Leben gehört, dann will ich nicht dabei sein, wenn solche Personen in seine Nähe kommen und dann mit all der Power ihrer bürgerlichen Existenz nach möglichst kompetenter (Einzel-) Behandlung rufen, ja, sie mit all ihrer Energie verlangen.

Dienstag, 6. April 2021

In der Arena (Text)

Man erwartete Tausende an diesem Tag im August. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und blickte mich um. Die Ränge waren leer. Niemand im weiten Rund. Das war schon vorgekommen, kam eigentlich jeden Tag vor, das wusste ich. Das Interesse der Zuschauer hatte allgemein nachgelassen in letzter Zeit. Einige vermuteten, es hätte eigentlich nie richtig Bestand gehabt. Dies war jedoch die Meinung einiger unverbesserlicher Pessimisten und einen solchen Luxus wollte ich mir, für meine Person, noch nicht leisten. Außerdem waren die Spitzenkämpfe ja nach wie vor bestens besucht. Ich selbst war ja noch in einem Alter, das zu "gewissen Hoffnungen" Anlass gab. Jawohl, genauso hieß es in den offiziellen Verlautbarungen des Verbandes "über die allgemeine Situation des herangewachsenen Nachwuchses". Man hatte ja auch in mich investiert und nach gewissen statistischen Berechnungen war die Möglichkeit meines Erfolges größer als die meines Scheiterns. So investierte man also, ohne es eigentlich zu wollen. Natürlich hatte ich ein Recht darauf, man hatte ja lange darum gekämpft. So ging alles seinen vorgezeichneten Weg. Mancher hatte Pech und wurde gleich in die unterste Kaste eingestuft. Viele drängten sich direkt auf oder kämpften sich den Weg auf andere Art frei. Dass man dabei vor nichts zurückschrecken dürfe, war die einzige Regel, die galt. Wieder Andere hatten die sogenannten Stammplätze. Und dann gab es die, welche überhaupt keine Plätze belegt hatten. Es war nun niemand klar, wie diese Individuen einzustufen seien, zumal sie sich einer solchen Einschätzung immer wieder entzogen und die Qualifikationsrunden einfach keinen Aufschluss darüber gaben. Es wurden nun Schaukämpfe inszeniert, durch welche sich diese gemäß dem Beifall des Publikums qualifizieren konnten. Dieser wurde an der Anzahl der Münzen, die in die Mitte der Arena geworfen wurde, zuverlässig abgelesen. So konnte man über die Hoffnungsrunde direkt zu den Endkämpfen aufsteigen. Es war dies durchaus nicht das Übliche, trotzdem fand niemand etwas dabei. Außerdem war von den Ausrichtern verbreitet worden, jeder könne per Los an dieser Hoffnungsrunde teilnehmen, wenn er nur wolle. In Wirklichkeit war es doch so, dass nur sehr wenige die Chance hatten. Man munkelte, dass selbst die Veranstalter diese Teilnahmebedingungen nicht mehr genau kannten, was Leuten wie mir zu Möglichkeiten verhalf. Ich hatte lange zu denen gehört, die mit denen sympathisierten, die dies alles neu organisieren wollten dergestalt, dass jeder die gleiche Chance hätte, - oder doch zumindest die Teilnahmebedingungen einigermaßen klar wären. Man sah jedoch diejenigen, die am lautesten dafür eintraten, selbst langsam zu den Verbandsfunktionären aufrücken, oder sich in ihre eigenen Märchen einspinnen, auf deren Gültigkeit sie dann bei jeder Gelegenheit bestanden. Sie gaben sich dadurch auf eine gewisse Art dem Publikum preis, das dies seinerseits nicht honorierte. Die Einzeldisziplinen hatte ich immer den Mannschaftsdisziplinen vorgezogen, was meine Trainer schließlich akzeptierten, nachdem diesbezügliche Versuche immer gescheitert waren. Und so stand ich nun bei halb aufgeblendetem Flutlicht alleine in der Arena. Wann der Kampf begonnen hatte, das hatte ich längst vergessen. Ich wollte nur noch irgendwie über die Runden kommen, überleben. Das Rückgrat schmerzte inzwischen, es hatte schon viel aushalten müssen. Die Wunden brannten allmählich immer mehr, trotz des Sprays, dem meine Trainer extrem schmerzstillende Wirkung zumaßen, wenn sie mich in den Pausen damit einsprühten. Ich fürchtete den Zeitpunkt, zu dem ich den Schmerzen nachgeben würde. Ich wollte nicht mehr nur siegen, aber ich wollte auch nicht verlieren. Nur durchkommen, auch wenn die Gefahr bestand, dass man sich selbst am Ende nicht mehr wiedererkannte. Ich war getrieben, aus Angst, aus Verzweiflung, aus Begeisterung, und sollte immer mehr an die Grenze, den Abgrund gehen. Mein Gegner tauchte auf, verschwand wieder, manchmal in Begleitung, manchmal alleine war er doch auf eine Weise, die mich verunsicherte, präsent. Er schien der Siegertyp, zeigte doch ab und zu zeigte er kleine Schwächen, Stellen, an denen man ihn treffen konnte, was ich sofort als meine Chance identifizierte. Diese kostete Überwindung, und ich musste mich manchmal selbst vergessen, um mich in der Konzentration auf die Schwächen meines Gegners wiederzufinden. Am Horizont begannen die Vorbereitungen zu einer Siegesfeier. Ich wusste, wenn es wieder einmal keinen Sieger geben würde, einigte man sich auf einen provisorischen Übergangssieger, denn die Siegesfeier war eigentlich wichtiger als der Sieger selbst. Man interessierte sich nur für die Bilder, die eiligst von ihm angefertigt wurden, die der Held dann auch in aller Regel schnell unterschrieb und als Autogramme in der Menge verteilte. Aber bis dahin war noch ein weiter Weg für jemanden, der zuviel zweifelte, zuviel zögerte, wie meine Trainer sagten. Und so musste ich mich immer wieder auf unterer Ebene qualifizieren, kam voran und blieb doch stehen. Er verhielt sich äußerst flexibel und griff mal von dieser, mal von jener Seite an. Dabei versuchte er mich dort zu treffen, wo ich bereits verwundet war, setzte geschickt seine Finten und ließ mich von Zeit zu Zeit recht schlecht aussehen. Ich hatte mir jedoch Routinen angeeignet, die mich immer wieder vor entscheidenden Treffern schützten. Außerdem hatte ich die Qualität meines Panzers immer noch zu steigern vermocht, was sich natürlich in gewissen Situationen auszahlte. So konnte ich in den letzten Runden immer wieder aufholen, immer wieder herankommen, indem ich die Defensive in meinen Vorteil verwandelte und den Gegner in Fallen gehen ließ. Ich wusste, es würde empfehlenswert sein, beim Kampfgericht, das von den Veranstaltern vor langer Zeit eingesetzt worden war, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Zu diesem Zweck hatte man sich angewöhnt, es zu Beginn und am Ende untertänigst zu grüßen sowie seine Autorität mit Worten und Gesten zu feiern, wann immer sich die Gelegenheit bot. Ohne eigentliche Überzeugung, fast mechanisch, hatte ich anfangs diese Rituale mitvollzogen, sie mir dann aber abgewöhnt. Gegenwärtig neigte ich dazu, sie immer dann einzusetzen, wenn ich in Rückstand war und wieder aufschließen musste. Man wusste, dass vom Gericht Zusatzpunkte verteilt würden, die in der Endabrechnung entscheidend sein konnten. Es kannte jedoch niemand die genauen Kriterien, nach denen diese Punkte vergeben wurden. Und so versuchte man quasi aufgrund von Vermutungen eine gute Figur zu machen. Diese Vermutungen stützten sich hauptsächlich auf Verlautbarungen, die man den Veranstaltern zuschrieb und die nicht leicht zu verstehen und nach allen Seiten hin auslegbar waren. Im Innenraum der Arena waren auf allen Seiten Spiegel aufgestellt, die eine Orientierung erschwerten. Die Geschehnisse im Innenraum wurden durch sie scheinbar verdoppelt, ins Mehrfache gesteigert. Vorstellung und Wirklichkeit verschwammen sich multiplizierend ineinander. Dies trieb einen mitunter zur Verzweiflung, erlaubte jedoch gleichzeitig Flucht und Rückwege, auf die ja speziell meine Taktik abgestimmt war, deretwegen ich mir jedoch schon mehrere Verwarnungen wegen Passivität eingehandelt hatte. "Achtung, Achtung", so tönte der Lautsprecher: "Herr Affenmüller möge bitte zum Stadionausgang kommen, es erwartet ihn eine Überraschung!", und: "den Anweisungen des Ordnungspersonals ist unbedingt Folge zu leisten, andernfalls werden Verhaftungen vorgenommen!" Auf den leeren Rängen regte sich immer noch nichts. Vereinzelt waren Schreie, Lachen zu hören. Doch war nicht klar, von woher dies kam. Ich war auch zu sehr auf mich und diesen Kampf konzentriert, so dass ich mich nicht in der Weise darum kümmern konnte, wie ich es eigentlich wollte. Die Beunruhigung allerdings nahm zu. Man hatte in den letzten Tagen über Bestrafungsaktionen gelesen, doch wusste niemand, wieso und warum. Es hoffte nur jeder, dass es ihn nicht treffen solle, man versuchte diese Vorkommnisse so gut es ging zu ignorieren. Gong zur nächsten Runde, und ich stürzte, die Zitrone noch zwischen den Lippen, aus meiner Ecke. Mein Gegner war wieder verschwunden, was zu seiner Strategie gehörte, ich hatte mich daran gewöhnt. Vielleicht wollte er aufgeben, wahrscheinlicher war es, dass er die Absicht hatte, mich zu verunsichern. In den Spiegeln sah ich mich grinsen und wartete, wartete ............

Samstag, 3. April 2021

Die "Tüchtigen"

Natürlich war da immer schon ein bisschen Neid dabei. Die kassierten die Einser, waren in allem die Besten und oberfleißig. Wir dagegen hatten Mühe, die Mindestanforderungen zu schaffen. Eigentlich verachteten wir diese Leute, der Zeitgeist schien damals auch etwas Anderes vom Menschen zu verlangen. Da waren diese unbedingt leistungsbereiten Geister: die mussten anscheinend sein, waren uns selbst aber mindestens unangenehm. Wir nahmen sie nicht so richtig ernst. Aus heutiger Sicht jedoch scheint sich vieles geändert zu haben. Eine große Zeitung schrieb über eine für jeden sichtbare Erfolgsdame: Heute sei schnell klar, dass sie damals „schnell, intelligent, verblüffend offen und unverschämt widersprüchlich“ sei. Sie sei aber schon als Baby „sozialbegabt und süß“ gewesen, mit „pumuckelhaft großen Ohren“ und großer Nase. Später dann: „Einserschülerin, immer und überall Klassenbeste, Studienstiftung des deutschen Volkes, University in England, drei Kinder und Doktor der Chemie in Göttingen, magna cum laude, CDU-Anhängerin. Gründung eines Unternehmens auf der Basis eines Patents usw. Elite würde man so etwas heute nennen, Schwaben sagen dazu „a Käpsele“. Ich hatte nie eine Einstellung zu solchen Leuten, weil ich immer auch eine optimale Anpassung im fast Darwin'schen Sinne hinter ihrem Erfolg vermutete, was mir stets zuwider war und noch ist. Jedenfalls würde heute so jemand möglicherweise gut honoriert in zahlreichen Aufsichtsräten sitzen. Man hätte sich ein bisschen profiliert, aber nicht so, dass es die Karriere verdorben hätte. Man hätte seine Schlagfertigkeit genutzt und wäre „wichtig“ geworden. Man hätte sich als „Marke“ eingeprägt. Man hätte ein Netz von Beziehungen geknüpft, die einem später, nach diversen Eskapaden zur Schärfung des Profils, sehr zustatten gekommen wären. Man hätte ja ohnehin ein Privatgymnasium besucht und wäre Anwalt geworden. Man wäre das geworden, was die Talkshows gerne als „Persönlichkeit“ vorzeigen. Suspekt waren mir diese oberangepassten und ach so tüchtigen Personen allzumal.

Freitag, 2. April 2021

Waldgeister

Gerne bin ich im Wald. Es zieht mich immer wieder zu ihm hin. Ich spüre dann etwas, manchmal Beruhigung, manchmal Konzentration, manchmal eine Freundlichkeit,….. Es heißt, „Gutmenschen“ würden gerne die Bäume umarmen...sollen sie doch! So denke ich. Habe zwar noch kaum das Bedürfnis gespürt, aber ich könnte es mir vorstellen...jedenfalls disqualifiziert sich meiner Ansicht nach niemand damit, ...ich spüre oft die Luft, ihre Fülle, ihre Ausgeruhtheit und Gelassenheit, die sie auch bei mir selbst erzeugen kann, ich staune darüber und lasse es dabei bewenden, es braucht keine mystische Überhöhung und keine flotten Formulierungen, ich brauche auch keinen Peter Wohlleben, um das alles zu spüren, es zu genießen, es in mich aufzunehmen - ach könnte ich doch davon mehr! Da ist auch ein Feeling wie eine Ahnung von dem, was etwas Kollektives in mir früher war, eine quasi-religiöse Verbundenheit, die ja nicht sein kann und trotzdem sein darf, ich nehme dort etwas in mich auf, - durch die Luft?, - das mich stärkt und augenblicklich heraus zieht aus den Verstrickungen des Alltags. Muss ich an Klimawandel denken, an Umweltzerstörung und Beton? Ja, könnte ich! Ist aber nicht zwangsläufig. Besser ist es, in dieser herrlichen Luft aus der gängigen Zeit zu entfliehen...in Richtung der Waldfeen, Zwerge und Heiligen, wie das so vielen poetischen Geistern gerade in Deutschland schon gegangen ist.

Donnerstag, 1. April 2021

Das Vergessen......

Ob es so ist, dass man irgendwann zu vergessen beginnt? Aber genau das ist der Tod: ein Sich-selbst-Vergessen. Was immer im Tod mit uns passiert, ich bin einigermaßen sicher, dass wir als Individuum aufhören zu existieren. Die buddhistischen Mönche, die ich getroffen habe, üben dieses Selbstvergessen ja zu Lebzeiten bereits ein. Und sie behaupten, das Erreichen dieses Zustandes sei Glück.