Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 31. März 2023

Valerie (57)

Im nächsten Moment hatte sie ihn losgelassen und schwamm davon. Er versuchte ihr zu folgen und stellte fest, dass sie schneller war. Er nahm sich also für „die nächste Zeit“ vor, wieder mehr Sport zu treiben. Sie spieleten noch tausend Spiele und er stellte dabei verwundert fest, dass sie die Spielregeln bestimmte und er jedes Mal brav so reagierte, wie sie es wollte und herbei führte. Er fühlte sich wie sein eigener Doppelgänger, erregt in Regionen, die er schon lange nicht mehr gespürt hatte, empor getragen zu Wolken, zwischen denen Valerie immer wieder wie ein Schalk hindurch blinzelte, verführerisch lächelnd. Das Gefühl für Zeit hatte er verloren. Es setzte erst wieder ein, als sie total erschöpft wieder nebeneinander am Beckenrand hingen. Valerie holte Handtücher und sie trockneten sich gegenseitig ab. Sie schnurrte dabei wie ein Kätzchen, was er zum Lachen komisch fand. Sein Versuch, sie nachzuahmen, geriet noch komischer, was sie beide zum Lachen brachte. Danach gingen sie schweigend nebeneinander her und er genoss es, nicht fortwährend im Zwang zu stehen, labern zu müssen. Konversation um ihrer selbst zu treiben, um sich allenfalls gegenseitig zu versichern, wie gut man sich verstehe, das lag ihm nicht. Sie hatten sich von Anfang an auch auf einer anderen Ebene verstanden, ohne dass sie sich dessen fortwährend versichern mussten. Dies, obwohl sie in total unterschiedlichen gesellschaftlichen Welten lebten.

Donnerstag, 30. März 2023

Scherenweisheiten

Ungleiche Verhältnisse zerstören die soziale Kohäsion, also die Bindung zwischen den Menschen in einer Gesellschaft. Das lehrt nicht nur die Soziologie, sondern auch die Philosophie. Wohlhabende Menschen und solche mit einem bescheidenen Einkommen führen ein völlig unterschiedliches Leben. Sie wohnen und arbeiten an verschiedenen Orten, kaufen nicht in denselben Geschäften dieselben Dinge, die Kinder besuchen nicht dieselben Schulen und spielen auch nicht zusammen. Das tut der Demokratie nicht gut. Gefordert ist keine Gleichheit, sondern ein „Sich-gegenseitig-begegnen“ von Menschen mit unterschiedlichen sozialen oder wirtschaftlichen Hintergründen. So stellt man sich Fragen über das Gemeinwohl, so lernt man zu verhandeln, zu diskutieren und Lösungen zu finden. Die Ungleichheit zerstört das Gefühl, dass wir alle im selben Boot sitzen. Ein großes gesellschaftliches Problem ist die Armut. Das bedingungslose Grundeinkommen ist eine Art, die das Problem vielleicht lösen könnte. Das Geld muss neu verteilt werden, auch im Horizont einer völligen Neubewertung dessen, was Arbeit im digitalen Zeitalter sein könnte. Es gilt nicht unbedingt, die Ungleichheit zu reduzieren. Wenn sich letztlich aber jeder würdig behandelt fühlt, wenn jeder fühlt, dass er das Notwendige zum Leben hat und die Möglichkeit, sich in die Gesellschaft zu integrieren, an ihr teilzunehmen, um sich für oder gegen etwas entscheiden zu können, könnte auch das Gefühl der Ungleichheit abnehmen. Wenn jemand sein Leben selbstbestimmt führen kann, wird er sich nicht ständig mit anderen vergleichen, es geht nnicht immer um das mehr oder weniger haben.

Mittwoch, 29. März 2023

Göttliche Sinnstiftung

Wir hätten gern einen Sinn, unabhängig von allem. Sinn und Gott, als Zusammengehörigkeit, als Paar. Stiftet Gott Sinn? Ja, weil allem in der Welt die geistige Wirklichkeit Gottes zugrunde liegt. Gott ist die alles bestimmende Wirklichkeit. Hier ist der Urgrund der Wirklichkeit von vornherein etwas Sinnvolles, was als solches nachvollzogen werden kann. Das ist ein anderer Ausgangspunkt, als wenn man sagt: es gibt da diese Elementarteilchen, und nach ihrem Zusammenwirken in sinnlosen Gesetzen entsteht alles. Diese sinnlose Entstehungsgeschichte hat mit uns eine Verbindung, weil wir alles in allem dann sinnfreie Zufallsprodukte einer Materie sind. Dem gegenüber steht die Auffassung, dass der Gottesgedanke ein vernünftiger Gedanke ist, den man ernst nehmen kann. Man braucht dazu nicht die Vorstellung, dass der Gottesgedanke vernünftig zu beweisen sei. Es kann dann sehr aufbauend und tröstlich sein, nicht zu der Position greifen zu müssen, dass alles nur sinnfreie Materie sei. Es kann aber auch sehr aufbauend und tröstlich sein, sich vorzustellen, dass eh alles sinnlos sei. Albert Camus sagte in seinem Mythos des Sysiphos, dass der Gläubige eigentlich feige sei. Er erkenne nicht an, dass es darum geht, einen Stein nach oben zu stemmen, der postwendend wieder nach unten rollt. Von Feigheit könnte er aber nur dann schreiben, wenn schon von vornherein klar wäre, dass alles sinnlos sei. Dann wäre der Gläubige ein Traumtänzer, der den Realitäten nicht ins Auge blicken will. Dann müsste man vor den Atheisten den Hut ziehen, weil sie die einzigen wären, die ihrem Leben einen Sinn abzutrotzen imstande wären, in einer Welt, die sinnlos und absurd ist.

Dienstag, 28. März 2023

Politikermärchen

Woher kommt der Eindruck, dass Politiker die Märchen erzählen, die ihnen gerade in den Kram passen? Es regt mich seit Monaten schon der Fall eines Politikers auf, der als Entscheidungsträger auf dem politischen Parkett einst eine wichtige Rolle spielte, der unglücklich unterwürfige Entscheidungen im Hinblick auf Energie traf und dabei großkotzige Parolen von sich gab, die er jetzt mit seinem „privaten“ Verhalten völlig konterkariert. Na klar: Die „kleinen Leute“ vertreten, das war das Spezialanliegen dieses Mannes, das war sein „Narrativ“ und Märchen, dieses Schuftes, der nach Abschluss seiner Arbeit als Partei-Entscheider flugs in die Wirtschaft zu den Konzernen wechselte und nach privatem Ausruhen und einer Neuorientierung heute wieder immer öfter zu aktuellen Entwicklungen befragt wird.

Montag, 27. März 2023

Spurenverfolgung

Das alte Ding, dass das Persönliche öffentlich ist und das Öffentliche persönlich. Da scheint sich einiges zu durchdringen. Mir geht es um so etwas wie den „Gesamtausdruck“ einer Person: genauso, wie ich einen ökologischen Fußabdruck hinterlasse, so hinterlasse ich in dieser Welt auch auf diese Weise einen allgemeinen „Fußabdruck“ oder habe Spuren meines Fußabdrucks und persönlichen Daseins hinterlassen. Ich will wissen, wer ich bin und wo ich bin, - spüre das in mir als Auftrag, den mir mein Leben gegeben hat. Will wissen, was mich und wie mich die Welt bewusst und unbewusst beeinflusst hat. Da zb. Musik in meinem Leben in verschiedenen Formen stets eine sehr wichtige Rolle spielte, da sie mich auch in verschiedene soziale und technologisch bestimmte Zusammenhänge trieb (z.b. spielte ich in tausend Bands, da früher die technische Entwicklung noch nicht so weit war, wie sie heute ist… Es war nicht möglich, per Sequenzerprogramm vor sich hin zu werkeln, die Vereinzelung war noch nicht dermaßen fortgeschritten), gehört für mich dies auch ganz klar dazu, sind das die persönlichen Spuren meiner Existenz. Aber auch das, was ich gedacht und in schriftlicher Form niedergelegt habe, was meine Phantasie produziert und was sich in mir gespiegelt hat, mag zu meinen ganz persönlichen Spuren gehören. Es hat einen in gewisse Verhältnisse geworfen, man war bewusst oder unbewusst in manchen Verhältnissen angekommen, agierte unter gewissen Bedingungen, man war gefangen, aus denen man sich nicht mehr befreien konnte (oder wollte), weil man sich früh für etwas entschieden hatte (meine ureigene Obsession, mich nicht festzulegen, mag insofern ihre Gründe für mich (!!) gehabt haben). Es ist ja so, dass ein „Gesamtausdruck“ in diesem Sinne von ihrem gesellschaftlichen „Erfolg“ bestimmt ist.

Freitag, 24. März 2023

Fachkräftemangel

Mir scheint, die politischen Eliten bei uns in Deutschland sind überwiegend unfähig und manchmal sogar betrügerisch. Und nicht nur hier! Die obwaltenden Verhältnisse entsprechen einfach nicht dem Stand der Geschichte, der menschlichen Entwicklung! Es könnte so vieles besser sein! Die Dauerausrede, dass es auch schlechter sein könnte, gilt nicht! Es hätte doch eine Entwicklung geben müssen, auch im vergangenen Jahrzehnt! Da ist jegliche Art von Mitbestimmung beispielsweise, da sind Lohnentwicklungen und Arbeitsbedingungen. Es treiben einem die täglichen Ereignisse in dieser Hinsicht schon die Skepsis ins Gesicht. Der seit Corona so oft zitierte „Fachkräftemangel“ scheint gerade die Politik bei uns zu betreffen. Ob Politiker „Fachkräfte“ sind? Fest steht: Da sind zu viele korrupte Strukturen, PR-Vernebler, Egoshooter und durch Parteistrukturen abgesicherte Profi-Abzocker. Phrasendrescher. Kein Wunder, dass die Bundestagsdebatten nicht mehr interessant sind! Da wird vor allem auf dem Smartphone herum gedaddelt, egal was dort am Pult der Redner gerade von sich gibt. Ob das nicht mindestens ein Zeichen von fehlendem Respekt ist? Alles ist verkrustet, in Bürokratie und verwaltungstechnische Vorgänge umgewandelt. Läuft einigermaßen vorhersehbar ab, will gesetzlich geregelt sein (so die Behauptung). Narzissten (nein, hier kein Genderstern!) tanzen um die Wette, drehen Pirouetten, produzieren und inszenieren sich auf einem glitschigen Polit-Show-Parkett. Labern von riesigen Beraterstäben beraten, herum. Erwecken jene Eindrücke, die in der Art von Werbespots auf die Masse der Menschen einwirken sollen. Empathie: null. Liebe. Wahrheit. Mitgefühl? Für solche „Pragmatiker“ leere Begriffe. Lieber die beschönigenden PR-Sprachspiele. Die Krankenkassen heißen jetzt Gesundheitskassen. Wumms. Doppel-Wumms. „Sondervermögen“. Der Rechtsstaat (der so oft beschworen wird) macht sich selbst etwas vor, kann nicht bearbeiten, kann dies und jenes nicht….. Fachkräftemangel. Die Standard-Entschuldigungsphrase. Zudem zu schlecht finanziell ausgestattet. Nun ja, trotzdem ist alles relativ und wir müssen froh und dankbar sein, hier zu leben. Ja klar, es könnte schlechter sein - und trotzdem könnte vieles besser sein. Lasst uns das angehen!

Donnerstag, 23. März 2023

SUV (1)

Was lief, was läuft denn da falsch? Es mag etwa vor gefühlt 10 Jahren gewesen sein, als sich die SUVs auf unseren Straßen und Parkplätzen plötzlich abenteuerlich vermehrten. Im Zeichen des Klimawandels hatten sich Ingenieure zuvor abgemüht, den Spritverbrauch zu vermindern, was natürlich durch den Trend zum großen Auto radikal aufgefressen wurde. Schland ist wohl relativ dicht besiedelt, im Gegensatz zu den USA, wo ich den Trend zum großen Auto zuvor schon ausgemacht hatte und als halbwegs sinnvoll (große Entfernungen, viel mehr Raum!) eingesehen hatte. Doch bei uns verstopfen die fetten Karren die Innenstädte und die Parkhäuser, blockieren Straßen und werden als leuchtendes Beispiel für den „Rebound“-Effekt genannt: Vorteile beim Spritverbrauch, die jedoch sofort vom Trend zu größeren und schwereren Autos aufgefressen werden. Was wohl da dahinter steckt? Zudem scheint der Staat das, was er als „Dienstfahrzeuge“ bezeichnet, großzügig zu unterstützen. Es gab eine Zeit, in der ich sehr engagiert SUV-Besitzer danach befragt habe, was ich angesichts des Massentrends inzwischen aufgegeben habe. Man könne sich in einem SUV besser von „den Anderen“ isolieren, so erfuhr ich. Dies resultiere alleine schon aus der erhöhten Sitzposition. Zudem sei man im Falle eines Unfalls besser geschützt: in der Regel ist das dickere und schwerere Fahrzeug da im Vorteil. Also verhält sich das ganz elementar und nicht nur ein bisschen egoistisch: Übersichts- und Dominanzbedürfnis scheinen ihre Rolle zu spielen. Auch die selbstinszenierende Darstellung, sich ein solches Gefährt leisten zu können und somit ein wertvollerer Mensch zu sein. Nun ja, große und teure Fahrzeugen erzeugen für die Hersteller auch mehr Gewinn, womit denen der Trend zum fetten Dickschiff (auch gerne Stromgetrieben) recht ist. Mittlerweile kommt der Trend zum Elektrofahrzeug hinzu, der Etliches, was ich hier erwähnt habe, noch verstärkt: seht her, ich bin nicht nur ein wertvollerer, sondern auch ein besserer Mensch, weil ich mir eine solch teure Öko-Kiste leisten kann. Dass dafür auch Arbeits-Sklaven in Afrika unter großen Gefahren in unbefestigte Minen kriechen mussten, um das für E-Fahrzeuge unerlässliche Kobalt zu gewinnen, dass dafür Lithium in Chiles Atacama-Wüste, einem der trockensten Gebiete auf der ganzen Erde, gewonnen wurde, bleibt unerwähnt. Recyclingfragen und Brandlöschung (bei Unfall) scheinen auch noch ungeklärte Fragen. Überhaupt, seltene Erden: Nun ja, kommen vor allem aus China. Die Ahnungslosigkeit gewisser Kreise dokumentiert auch das kolportierte Gerücht, dass eine Außenministerin in diesem Zusammenhang offenbar von „Kobold“ gesprochen hat (Kommentar überflüssig). Auch die hoch gelobten Elektrofahrzeuge sind auf erstaunliche Weise größer und fetter geworden, scheinen rundum in neuem Glanze illuminiert und sind in der Regel um Einiges fetter als ihre Verbrenner-Varianten, was wohl auch aus der riesigen Batterie resultiert: unwillkürlich kommt man da ins Staunen, wie offensiv da die Selbstdarstellung (nicht nur als CO2 vermeidender „Umweltengel“) geworden ist (die sich natürlich einreiht in das Bedürfnis, auf diese Weise sozialen Status zu dokumentieren. Als besonders exklusive Art gilt es da, sich als Fußgänger und Bahnfahrer zu positionieren, - was man sich auch erst mal leisten können muss… und was den Stadt/Land-Gegensatz dokumentiert).

SUV (2)

Wie geht’s im Parkhaus zu? Da steht ein SUV neben dem andern, teilweise sogar auf 2 Parkplätzen, was die Platzknappheit krass dokumentiert. Ob das jetzt immer so weiter geht? Ob fette SUVs als besonders umweltschonend gelten, obwohl sie mit riesigem Platzbedarf und einer ebenso großen Batterie ausgestattet sind? Stoßen kein CO2 aus. Auch in der Herstellung? Aber auch „ganz normale“ Autos scheinen immer größer und ausladender geworden zu sein. Man schaue sich die neueste Generation nur daraufhin an! Ob die Konzerne am Ende auch damit verdienen, dass die ganze Flotte erneuert, bzw. auf Elektromobilität umgestellt wird. Was wohl danach kommt? Wenn dieser Effekt verpufft ist? Dann werden halt die E-Kisten alle exportiert, so die gängige Meinung. Am besten, auch in afrikanische Wüsten. Ob da die nötige Infrastruktur geschaffen sein wird? SUVs und Geländewagen. Was wohl da der Unterschied ist? Für „kleine Leute“ ohnehin unerreichbar. Und für die Leute in der „Dritten Welt“? Lastwagen? Manche der neuen E-Mobile sind annähernd so schwer wie LKWs und sind mit ihren riesigen Antriebsaggregaten wahre PS-Giganten. War man allzu idealistisch, als man einmal in tiefer Vergangenheit dachte, es müsse einen Trend zum „Downsizing“ (also zum bescheideneren Auto) geben?

Mittwoch, 22. März 2023

Parlament und Partizipation

Mir geht seit vielen Tagen das Modell einer ausgelosten (!) Bürgerversammlung durch den Kopf, die mit noch auszudiskutierenden Kompetenzen ausgestattet ein ergänzendes Gegengewicht zum Parlament darstellen könnte. Dies Parlament wird zwar gerne damit verteidigt, dass seine Mitglieder demokratisch gewählt seien. Doch viele Vorgänge der jüngeren und weiteren Vergangenheit mögen dies relativiert und zu etlichen Disfunktionen beigetragen haben. Unter anderem geht es hier in Deutschland um eine „repräsentative Demokratie“. D.h., seine Mitglieder sind auf 4 Jahre hinaus gewählt und können in dieser Zeit das machen oder nicht machen, was sie für richtig halten. Sie sind (in der Theorie) nur sich selbst verantwortlich. Disfunktionen? Nun ja, alleine schon der Einfluss von Lobbyisten scheint da Vieles, was demokratisch anmutet, zu relativieren. Zum Beispiel scheinen bei uns in Deutschland da immer weniger Gesetzesentwürfe von diesem ach so demokratisch legitimierten Parlament zu kommen. Regelfall scheint da eher die Vorlage von seiten der Regierung zu sein, die ihre Gesetze dann artig von den Volksvertretern abnicken lässt. Dazu werden rigide Fraktionszwänge aufgebaut und Vorsitzende gewählt. Im wenig demokratischen Halbdunkel und „von hinten“ im Beraterstab hat diese Regierung oft genug ihre „Gesetzentwürfe“ auch noch extern von eifrigen Interessenvertretern schreiben lassen. Ausschüsse tagen zudem in Hinterzimmern, kungeln etwas „unter Experten“ aus und lassen im Übrigen offen, wie sich solche „Experten“ legitimieren, in wessen Interesse sie sich einmischen und wen sie vertreten.

Montag, 20. März 2023

Parteienstaat

„Die Parteien wirken mit bei der Willensbildung des Volkes“ heißt es im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, das in einem simplen Akt der Übernahme wohl auch in den Ländern der ehemaligen DDR gilt. Ich lese dieser Tage ein Interview mit jemanden aus der Hierarchie einer Partei, dem offenbar die Leitung einer Spitzenbehörde zugeschanzt wurde. Von wem? Von einer Partei natürlich. Was mich immer schon aufgeregt hat: Einflussreiche und gut honorierte Posten abseits der Politik werden im großen Stil an Parteimitglieder vergeben, die dann in Interviews die offiziellen Positionen ihrer Partei herunter rattern. Solche Postenvergabe passiert dann meist möglichst intransparent, d.h., bestimmte Personen tauchen unhinterfragt und sehr intransparent einfach an der Spitze von Behörden auf. Plötzlich. Von anonymen Gremien gewählt und legitimiert. Nach dem Motto „Das ist halt so“. Offizielle und inoffizielle Medien scheinen dies Spiel nachzuvollziehen, indem sie es einfach als Grundregel dieses Staates akzeptieren. Wer solche Mechanismen anzweifelt, steht nach solcher Einschätzung nicht „auf dem Boden des Grundgesetzes“. Wer meint, wir lebten in einem Rechtsstaat, der wird mit zahlreichen Gutachten solcher Leitungsfiguren und Entscheidungen irgendwelcher Gerichte überhäuft. Der Parteienstaat erfüllt insofern seine eigenen Gesetze, die Selbstbezüglichkeit scheint keine Grenzen zu kennen.

Sonntag, 19. März 2023

Valerie (56)

Aber er konnte sie sich auch als Musikerin vorstellen, spielerisch am Klavier gut ausgebildet und mit einer Vorliebe für romantische Musik, Konzerte gebend, zu denen die Männer scharenweise hinströmten, mehr um sie zu sehen, weniger, um sie zu hören. Von der „Emanzipation der Frau“ war die Rede und sie hatte sich darauf eingelassen, indem ie das alles für „gut und richtig“ befand und ansonsten etwas von „Feminismus“ schwafelte. Dass es jetzt Zeit sei, dass sich die Frauen ihrer Fesseln entledigten. Wenn man sie gefragt hätte, was sie dazu beitrage, hätte sie gemurmelt, dass sie ja emanzipiert sei und diese Zwänge längst hinter sich gelassen habe. Sie würde sich als äußerst kundig auf diesem Gebiet selbst darstellen und dabei auf ihn konsequent inkonsequent wirken. Also vermied er es, sie darauf anzusprechen. „Los komm, wir gehen eine Runde schwimmen!“ Ohne seine Antwort abzuwarten sprang sie auf und er hatte alle Mühe, ihr zu folgen. Im Untergeschoss lag der obligatorische Swimmingpool und strahlte ihm eine luxuriöse Kälte entgegen, die er auch in Zusammenhang mit der riesigen Menge an Wasser brachte, die in dieses Becken geflossen sein musste. Aus dessen Mittelpunkt heraus forderte sie ihn nun lachend auf, ins Wasser zu kommen. Wie im Halbschlaf, fast schon schlafwandlerisch, versuchte er, fröhliche Miene zum nassen Spiel zu machen, indem er sich zum vermeintlich eleganten Kopfsprung ins Wasser stürzte. Als er dierkt neben ihr wieder auftauchte, gab sie ihm einen Kuss, den sie wohl nicht unterbrechen mochte. Selbst als sie um sich herum nur noch Wasser spürten und ihn das seltsame Gefühl beschlich, keine Luft mehr zu bekommen. Es gab für einen Moment nur ihre Zunge, ihren Mund und überall das Wasser

Samstag, 18. März 2023

Repräsentanz

Wir lesen von einer monumentalen und sehr teuren Erweiterung des Bundeskanzleramts. Sie soll wohl kommen. Der Klimakanzler und sein Klima-Wirtschaftsminister werden wohl dazu Gesichtspunkte über die Klima-Bilanz von Neubauten und Beton, von großen Glasflächen (Vogelarten!), überhaupt Flächenversiegelung, „Machtgesten“ (Deutschland soll jetzt unbedingt „Führungsmacht“ in Europa sein!) und ähnliches Zeitgeistiges wohl erwogen haben. Trotzdem wundert man sich, wie viel als spärlich erklärtes Geld dafür vorhanden ist. Die dicken fetten dunklen Verbrenner-Limousinen fahren ihre Willy Wichtigs in warmen Massage-Sitzen zu aufwendigen Konferenzen über Klimawandel, besonders im PKW-Verkehr. Muss sein! Diese Leute setzen sich doch nicht auf die vermeintlich „harten“ Rücksitz-Bänke eines deutschen Mittelklasse-Wagens! Das hatte der Kanzlerkandidat einer großen Partei schon vor Jahren erklärt. In Umrissen scheint sich der gegenwärtige Kanzler zudem als oberster Bürokrat auch so zu inszenieren, trotz des lautstark werbewirksam ausgegebenen Mottos „Deutschlandtempo“, das ja auch den Abbau von Bürokratie signalisieren soll. Wenn sich beispielsweise Erdogan schon vor Jahren einen riesigen Palast gebaut hat, so braucht das der gegenwärtige Kanzler nun auch, - so geht es einem da durch den Kopf. Symbolismen wie vor 300 Jahren! Peinlich. Schluss mit dieser bescheidenen Leisetreterei damals in Bonn! Jetzt wird geklotzt! Jetzt wird repräsentiert! Wir sind schließlich wer!

Freitag, 17. März 2023

Morgens

Ich sehe, wie im TV bereits vom frühen Morgen an die „Promis“ verherrlicht werden. Permanenter Schlüssellochblick ist angesagt. Näher „dran“ sein. Trah-Kultiges. Etwas vom Umgang der Reichen miteinander erzählen und dazu ein wichtiges Gesicht machen. Das Raunen um „geschlechtliche Präferenzen“. Das Weitererzählen eines „erhärteten“ Gerüchtes vielleicht. Meist handelt es sich hierbei um schön- und nichtsgesichtige Menschen aus dem Showbusiness, UnternehmerInnen, InfluencerInnen, die lila Lamborghinis fahren und all die Träume leben, denen „kleine Leute“ nachhecheln. Dicklippige Gesichter, die man von irgendwoher kennt, die sich einem aufgedrängt haben und die Grenzen zwischen Werbung und „Inhalten“ verschwimmen lassen, die in Wohnlandschaften leben, die man vom edleren Möbelhaus her aus der Luxusabteilung zu kennen glaubt. Innenarchitekten haben das gestaltet und schön gemacht, Persönliches ist da nicht so gefragt. Da sind Leute, die sich in den Fernseher und dessen „Unterhaltungssendungen“ geschlichen haben, die plötzlich „eine Marke“ sind. Dazwischen gibt es dann reichlich und immer wieder Werbespots und irgendwann Gewinnspiele, die aber so angelegt sind, dass sie in ihrer Masse jemandem/Kapitalzusammenballungen/Konzernen geldwert nutzen….mit anderen Worten: Wir sollen dabei abgezockt werden. Politik? Nur, wenn Großes im Gange ist oder sich PolitikerInnen etwas geleistet haben, das sich gut unter dem Etikett „Promi“ verkaufen lässt. Infotainment. Auftritt im Kostüm, im „originellen“ Anzug. Auch gibt es „lustige“ Internet-Cuts, kleine Ausschnitte, Amüsantes, über das es sich zu grienen lohnt. Augenrollendes präsentieren „Promi-ExpertInnen“, die ganz besonders gut über die „Promis“ informiert sind. Da sind auch viele „Praktische Ratschläge“ hinter denen oft eine Geschäftsidee steckt, da ist überhaupt viel Lachen und ein verlogenes Dauerlächeln, das Optimismus signalisieren soll. Da sind Auftritte von gewissen KünstlerInnen, die ihrer Karriere die Sporen geben wollen und die das Angebot ergänzen. Alles locker, smart, alles unverbindlich nett und eine Show, die ewig weiterzugehen verspricht.

Donnerstag, 16. März 2023

Was Arbeit ist

Viele Menschen und auch viele mächtige Interessenverbände versuchen, herein zu rufen ins Geschehen und sich einzumischen in eine Diskussion, die sich vor allem um Arbeitsmoral und den Willen zur Arbeit dreht. Estimmten Kräften in dieser Gesellschaft scheint das Bestreben nach einer „Work-Life-Balance“ zu weit zu gehen. Sie trompeten ihr Anliegen hinaus, man als junger Mensch möge doch bitteschön in der Arbeit so aufgehen, dass man Tag und Nacht erreichbar sein solle, dass man für die „Karriere“ wirklich alles unternehmen solle und sich möglichst so zu Tode arbeiten solle, wie das Generationen einer sogenannten „Leistungsgesellschaft“ ihren jungen Jahrgängen vorgemacht haben. Ob dies das Versprechen, dass es einem besser gehen sollte als der Vorgängergeneration voraussetzen würde? Die „Generation Z“, so das Schlagwort für diejenigen zwischen 1995 und 2010 Geborenen, hat dazu aber keine Lust und sieht darin für sich kein Ziel, zumal das „Wohlstandsversprechen“ doch etwas löchrig geworden ist. Und: hat sich der „Markt“ nicht geändert und ist längst zu einem „Bewerbermarkt“ geworden? Bewerber können nicht zuletzt im „Fachkräftemangel“ ihre Bedingungen stellen, nicht mehr die Personalleiter. Der Personalengpass ist ja auf allen Gebieten sehr direkt spürbar (was bisher nicht deutlich dazu geführt hat, dass man ältere Arbeitskräfte in das Rentenalter hinein bisher auch durch besondere und maßgeschneiderte Bedingungen zu "nutzen" bereit war. Darf man viele Individuen mit den unterschiedlichsten Interessen und Bedürfnissen überhaupt zu einer „Generation Z“ zusammen fassen? Nun ja, möglicherweise hat sich gesellschaftlich eine Verschiebung der Werte ergeben, die besonders von einer jungen Generation getragen werden. Dies könnte ein statistischer Befund sein. Einfach mal ein Datum! Der Sinn von Arbeit könnte ein Wert sein, der ins Blickfeld vieler junger Menschen geraten ist. Sinn? Eine „gültige“ Kategorie?

Dienstag, 14. März 2023

Repräsentanz der Macht

Wir lesen von einer monumentalen und sehr teuren Erweiterung des Bundeskanzleramts. Sie soll wohl kommen. Der Klimakanzer und sein Klima-Wirtschaftsminister werden wohl dazu Gesichtspunkte über die Klima-Bilanz von Neubauten und Beton, von großen Glasflächen (Vogelarten!), überhaupt Flächenversiegelung, „Machtgesten“ (Deutschland soll jetzt unbedingt „Führungsmacht“ in Europa sein!) und ähnliches Zeitgeistiges wohl erwogen haben. Trotzdem wundert man sich, wie viel spärlich erklärtes Geld dafür vorhanden ist. Die dicken fetten dunklen Verbrenner-Limousinen fahren ihr Willy Wichtigs in warmen Massage-Sitzen zu aufwendigen Konferenzen zum Klimawandel, besonders im PKW-Verkehr. Muss sein! Diese Leute setzen sich doch nicht auf die harten Rücksitz-Bänke eines Mittelklasse-Wagens! Das hatte der Kanzlerkandidat einer großen Partei schon vor Jahren erklärt. In Umrissen scheint sich der gegenwärtige Kanzler zudem als oberster Bürokrat zu inszenieren, trotz des lautstark werbewirksam ausgegebenen Mottos „Deutschlandtempo“, das ja auch den Abbau von Bürokratie signalisieren soll. Wenn sich beispielsweise Erdogan schon vor Jahren einen riesigen Palast gebaut hat, so braucht das der gegenwärtige Kanzler nun auch, - so geht es einem da durch den Kopf. Symbolismen wie vor 300 Jahren! Schluss mit dieser bescheidenen Leisetreterei damals in Bonn! Jetzt wird geklotzt! Wir sind wer!

Sonntag, 12. März 2023

Augenblicke

Augenblicke, wenn du außer dir und doch so ganz bei dir bist, du suchst sie bisweilen. Aber sie kommen und gehen, wann sie wollen. Du ahnst, dass du eines Tages in eine andere Welt eingehen wirst, du schaust in die Wolken und wirst plötzlich ein Teil von ihnen. Es geht für dich hinaus in den Weltraum, wo du ganz alleine bist, - alles eine Frage des Bezugspunktes, entrückt in andere Realität. Ein Lächeln, du versuchst es festzuhalten, zu sammeln, wesentlich, "eigentlich" sein, magische Momente, was heißt das?: Du bist du? Weniger als ein Staubkorn im Universum. Du wartest auf etwas Wunderbares, eine "Grenzüberschreitung", ein "Abenteuer"?, etwas Anderes, wo findet man das?: die Suche, die Ferne, das Uneingelöste, den Augenblick genießen, das Unendliche, das Nichtmitteilbare, dein Persönliches, deine Welt erweitern in Richtung auf deine Phantasie, aber nicht die trivialen Medienphantasien von der Stange sondern deine ureigenen, deine Reise, wohin bist du noch unterwegs? Dieses "in Bewegung sein" ist dir wertvoll, du willst dich noch eines Tages „verwirklichen“, mit dir selber identisch werden, dieser Drang ist dir angeboren: du hast davon geträumt, solange du denken kannst, lange hast du gedacht, das andere Leute diesen Drang, dieses persönliche Versprechen genauso mit sich herumtragen. Aber da ist nur Dumpfheit, die "normale" Dumpfheit, die allmächtige Alltäglichkeit, der Strom der Selbstverständlichkeiten, der Konventionen. Das macht dich fremd, du fällst dauernd heraus aus deren Small-talk-Welt. Da ist der unbegreifliche "Andere", - "die Hölle, das sind die Anderen" sagte sinngemäß Jean-Paul Sartre, der beispielhafte Erfolgsgeistesmensch. So etwas kann man objektivieren, von sich selbst absehen überhaupt, ist nicht schon die Erkenntnisrichtung völlig subjektiv?, die kulturellen Wertungen bringen uns um unsere persönliche Unmittelbarkeit, (es gilt das „nicht sentimental sein“, Wichtiges aussagen, originell sein, nicht banal, der Intellektuelle ist darauf programmiert, er kennt das Bücherbewusstsein, den sprachlichen Diskurs...usw......). Du spürst: Das Leben ist anders, ästhetische Probleme sind tatsächlich sekundär, das was du bist, das Tatsächliche ist etwas, das sich damit beist. Mittels eines Buches hast du sie schon gehabt, diese Augenblicke. Der Schriftsteller schien deine Welt zu teilen, von deinem Persönlichen zu wissen: endlich jemand, der auch davon weiß. Aber dann liest du irgendein Interview von ihm, er sagt furchtbar gescheite und dumme Sachen, aber aus dem Ganzen ist überhaupt nichts von dem zu entnehmen was du bei ihm festzustellen geglaubt hast. Der ist dir fremd. Der lebt also doch in einer ganz anderen Welt. Die Eitelkeiten, die Pfauenräder verstellen immer wieder den Blick auf das, was dich interessiert. Im Resultat bleibt ein Graben zwischen uns. Ja, dieser alte Traum, sich mit jemandem perfekt zu verstehen, eine Art absolute Gemeinsamkeit herzustellen. Auch eine der Lockungen, die du nie wirst endgültig abhaken können. So oft schon hereingefallen weißt du eigentlich genau um deren prinzipielle Unerfüllbarkeit. Du bist daneben, es gelten andere Spielregeln, du lebst tatsächlich in deiner Nebenwelt und versuchst, diese Augenblicke zu sammeln. Wieso eigentlich das Bedürfnis, das alles Mitzuteilen. Eitelkeiten? Irgendeine Wichtigkeit vermutend, der eigenen Person, oder der Mitteilung? In einer "Informationsgesellschaft", in der kaum noch jemand all diese Reize ordnen, geschweigedenn verarbeiten kann? Wo sollte das Interesse sein? Das Interesse, das Aktionen auslösend kommerziell verwertbar ist?. Du bist umsonst. Wahrlich umsonst.

Samstag, 11. März 2023

Wachstum wachsweich

Es scheint immer noch gute Gründe zu geben, unseren Planeten zu ruinieren und damit das eigene Ego aufzublasen. Ob das auch eine Folge dessen ist, dass jeder seinen kleinen Bereich als Spezialist beackert, dass Expertentum und Expertise regiert, ohne dass „das Ganze“ in den Blick genommen wird? Die Betriebswirtschaft und ihre Vertreter schwärmen und schwadronieren von „Wachstum“ , das gerade jetzt (in Zeiten eines Krieges) ohne Rücksicht auf solche Verluste (die in ihrem Verständnis ja alle Kosten sind) erreicht werden müsse. "Grünes" Wachstum könne man sich gerade jetzt nicht leisten. Meiner Ansicht nach ist das ziemlich unreflektiert. „Die fahren das ungeniert an die Wand und wundern sich dann“, so geht es mir durch den Kopf. Erste Absetzbewegungen bestimmter Menschen sind ja auch schon zugange: bestimmte Weltraum-Companies bieten erste Flüge für superrreiche Menschen zu anderen Planeten an. Ich vermute mal, dass das mehr werden wird. Denn: Akzeptable und einigermaßen erschwingliche „Alternativkonzepte“ gibt es viel zu wenig. Wie geht das? Sollte nicht aller Erfindergeist darauf gerichtet werden? Gerade in diesem Land, dass sich seiner findigen Ingenieure brüstet, - übrigens so, wie das nahezu jedes Land tut. Die fahren das gegen die Wand und geben aus, damit den Sachzwängen gerecht zu werden. Umweltzerstörung wird gerechtfertigt, Artensterben in Kauf genommen, das Untergehen des Planeten befördert.

Donnerstag, 9. März 2023

Ein reiches Land

Die dauernd gehörte Phrase, ja, das Dauer-Narrativ lautet "Ein reiches Land wie Deutschland". Doch es erhebt sich schnell die Frage „wer hier ist denn reich?“ Unter Umständen sind es wenige Menschen, die in den letzten zehn Jahren von dieser Behauptung eines Reichtums profitiert haben und die diesen Reichtum (in manchen Medien auch mit dem Begriff „Wohlstand“ zusammengebracht) an sich gerafft haben. Ob es da eine neue „Geldelite“ gibt? Es entstand der Eindruck, dass vor allem für diese „Geldelite“ der Rechtsstaat gilt und von einer willfährigen Regierung dafür Gesetze gezimmert werden… immer im Bestreben, bereits erreichten Reichtum nicht anzugreifen oder nur zum Schein anzugreifen. Es war in den Medien nahezu nichts dazu zu vernehmen, dass es in Frankreich derzeit scharfe Auseinandersetzungen darüber gibt, ob das Renteneintrittsalter von 62 auf 64 hochgesetzt werden solle. Sind die Franzosen eigentlich alle falsch drauf? Oder haben die von den demografischen Verschiebungen noch nichts gehört? Man wünschte sich mehr Aufklärung über solche Themen und deren Zusammenhänge. Angesichts des „Sondervermögens“ (was ein anderes Wort für „Schulden“ ist) erhebt sich auch die Frage, ob die Bundesregierung und die Herrschenden für etwas Geld aufbringen, von dem es lange hieß, es gäbe kein Geld dafür, man sei im Sparzwang und man müsse nach Einschätzung der Lage handeln. Ob aber in so manchen Punkten die Einschätzungen falsch waren, ob u.a. in der Politik die Finanzierung grundsätzlich eine Frage der Prioritäten ist, die ein „Entscheider“-Personal setzt. Ja ja, wir sind ja dankbar, in einer Demokratie zu leben. Doch das enthebt einen bei weitem nicht, die Verhältnisse weiter verbessern zu wollen, auch in ökonomischer Hinsicht.

Mittwoch, 8. März 2023

So geht's zu!

Das Gefühl, das schon morgens einsetzt: sich fertig machen zu lassen, sich ausbeuten zu lassen und dafür auch noch dankbar sein zu müssen. Du hast ja einen guten Arbeitsplatz!! Musst dankbar sein, Facharbeitermangel hin oder her! Standardreaktion: sich stark und stärker mit dem Job zu identifizieren. Das kann heißen: mit einem Kittel rumrennen, der den Aufdruck/das Logo dieser Firma trägt. Stolz herzeigen: Ich bin einer von ihnen! Doch eines Tages kriegt man einen anonymen Arschtritt von einem Funktionär dieser Firma, von einem, der ja auch nur Teil einer Hierarchie ist und ein Umsetzer. Und dessen Chefs sind – wie sie gerne behaupten – Teil eines Gesamtsystems, in dem es um Rendite und Profite geht, um Behauptung in einem „globalen Wettbewerb“. Der Mensch ist eingespannt oder spannt sich selbst ein in einen Mechanismus. Die Leute vom Staat und seinen Ämtern, Behörden und Institutionen werden kommen, um einen fertig zu machen. Danach werde/würde/könnte man „Sozialfall“ sein. Man wird verloren haben. Verrecken ist dann angesagt. Gewinner sind diejenigen, die früh im Leben begriffen haben, um was es geht. Umgang mit dem Regelgeflecht, Manipulation desselben zum Profit der Mächtigen und Gewinner. Diejenigen, die heutzutage e-mobile SUVs oder allradgetriebene Future-Riesenlimousinen ausfahren und auf diese Weise vorzeigen, wohin sie es in dieser Gesellschaft gebracht haben, wohin es gehen wird. Der Statusgedanke, das vergewissern durch „Zeigen“: ein uralter Mechanismus. Hordenexistenz.

Montag, 6. März 2023

Balltreterfreundinnen

Ob sich das Gerede von Fußballspielern unmittelbar nach einem Spiel stets gleich anhört? „Wir haben in der ersten Halbzeit unsere Leistung nicht so abgerufen, ja, wie es uns der Trainer gesagt hatte. Aber dann, ja, nach seiner Halbzeitansprache, ja, haben wir uns in der zweiten Halbzeit belohnt....“. Ob der Fußball männlich ist? Erhebliche Zweifel daran sind erlaubt. Ob diese Kicker alle dieselben Rethorikkurse besucht haben? Hinzu kommt, dass die Frauen dieser gehätschelten Balltreter meist nahezu gleich aussehen. Oder bilde ich mir das nur ein? Es sind meist lächelnde Models, beflissene Influencerinnen, hoffnungsfrohe Moderatorinnen und geschminkte Lebefrauen des Zeitgeists mit teuren Frisuren: wenn sie so nebeneinander sitzen bei manchen Spielen, ist das sehr putzig anzusehen. Eine Simulation der Geilheit dieser Gesellschaft. Wie irgendwie verwechselbare Hühner auf der Stange wirken sie, - peinlich. Gelegentlich meldet sich das Smartphone bei ihnen und dann sind sie am Telefon, um dringend Bescheid zu geben, dass es ihnen gut geht. Sie scheinen Trophäen und gestylte Träume zu sein, ja, welche, wie sie der Fan auf der Gegengeraden auch gerne hätte. Doch er hat nicht die Macht, das Geld, die treterischen Fähigkeiten und den Schneid dazu. Eine Person zu sein, eine Persönlichkeit gar mit Charakter, scheint in diesen Kreisen tabu, keine sieht nach sich selbst aus. Alle sind sie austauschbare Symbole des Erfolgs eines Balltreters.

Sonntag, 5. März 2023

Reflex

Man versuchte sich über weit mehr als zwei Jahrzehnte hinweg an Bewertungen, Einordnungen bestimmter musikalischen Ausdrucksformen samt ihrer Begleiterscheinungen und sozialen Zuschreibungen, am Verstehen und an Geschmacksurteilen bestimmter Arten von nicht durch die öffentliche Hand unterstützter Musik, die sich immer mehr ausdifferenzierte und nur noch selten auf den gemeinsamen „Platz am Lagerfeuer“ zuführte. Man sah darin durch den Zeitgist hindurch auf die Pole Kultur und Geschäft, man verwendete viel Energie, um sich das zu erarbeiten, was man früher nur nebenbei beobachtet hatte. Man ließ viel Persönliches einfließen, versuchte bestimmte Perspektiven verständlicher zu machen, man hatte Meinung eingestreut, Erlebtes, Erfahrungen und Beobachtungen, Ergebnisse von Gesprächen, man hatte den Austausch mit der anderen Meinung gepflegt, man war offen, man gab sich hin, man vergoss Herzblut und ließ auf sich wirken, ehe man sich um lockere Lesbarkeit bemüht zu einem Text verstieg. Und plötzlich war man weg. Wie vom Erdboden verschluckt, was niemanden so recht zu stören schien. Man hatte seine Meinung in Gehirne geblasen, hatte teilweise Empörung geerntet - und war doch plötzlich verschwunden. Vom Vielen verschluckt. Die Vielfalt hatte einen wie ihn verschlungen, man war aufgegangen im Banalen und Unübersichtlichen, über dessen Radikalität man sich wunderte. Jedenfalls war man für die Masse der Leute weg. Und wie ging es weiter? Man hatte zu wenig verkauft, sich nicht günstig dargestellt, nicht teilgenommen am Diskurs oder sich in einer künstlichen Wichtigkeit gesonnt. Von außen her beobachtete man weiter, entdeckte größere Zusammenhänge, die man nun auch mit Hilfe seines einmal absolvierten Studiums besser verstehen lernte. Man ging ökonomischen und politischen Notwendigkeiten nach, spiegelte das persönlich Psychische im Gesellschaftlichen, gewann dadurch Erkenntnisse, stellte in größere Zusammenhänge und gewann neue Einsichten, ehe man in einen Schlund fiel…....

Mittwoch, 1. März 2023

Himmel und Hölle

Frei von allzu großer Unruhe sein. Geht das angesichts des Todes? Vielleicht im Glauben an das Jenseits. Weg sein. Aufhören zu existieren. Aber entweder in die Hölle oder in den Himmel kommen. Heute sind viele Menschen sehr beunruhigt, weil sie keinen Glauben haben. Unsere Zeit glaubt, dass der Tod sinnlos sei. Argument gefällig? Stell dir vor, das Leben sei nicht endlich. Das auf diese Einsicht folgende Leben könnte jegliche Spannung verlieren und tödlich langweilig sein. Könnte...... Alles was Grenzen hat, ist wertvoll. Wird gesagt. Bis zu Ende wird das nicht gedacht, weil der Tod ja tabu ist. Wir alle könnten plötzlich sterben. Auch die, die sich sehr sicher fühlen. Noch müssen alle Menschen sterben, auch wenn die soziale Polarisierung und der medizinische Fortschritt hier allmählich für eine neue Einseitigkeit sorgen.