Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 31. Dezember 2016

Essen an Silvester

Silvester und Altjahrabend: da ist Fressen und Saufen angesagt. All das leckere Zeugs, das einem dafür vorschwebt. Spass. Genuss. Wohlsein und Wellness. Rakete zu den Sternen. Doch wie wird das Fressen bei uns schon bald aussehen? Wer will denn wissen, dass die Hälfte der Lebensmittel in den Industrienationen weggeworfen wird? Würde es weniger Fleisch machen, wenn dadurch mehr Menschen weltweit satt würden? Vielleicht erstmal auf einen Teil verzichten? Mal nachdenken darüber..... Forscher haben ausgerechnet, dass jedem Erdenbürger etwa 1500 Quadratmeter an Erde für die Ernährung zur Verfügung stehen. Doch wir essen hier viel zu viel Fleisch. Dadurch wird von Unsereinem etwa 1800 Quadratmeter im Jahr in Beschlag genommen. Allein 40 % davon braucht man, um davon Tiere zu ernähren, deren Fleisch wir anschließend essen (im Durchschnitt etwa 1100 g pro Woche). Gibt es ernsthafte Alternativen? Darüber wird bald ein wenig ernsthafter nachzudenken sein. Vegetarisch, vegan - noch ist das ein Modethema für die „Besserverdienenden“! Trotzdem mal probieren..... aber halb so viel Fleisch zu essen? Statt 1100 Gramm nur noch etwa 600 Gramm pro Woche? Die dafür benötigte Ackerfläche würde immerhin auf 1550 Quadratmeter sinken. Hm, immer noch ein bisschen zu viel! Lösungen? Insekten essen. Ansätze dazu gibt es. Daraus wird wohl bald mehr werden. Mehlwürmer beispielsweise oder Heuschrecken? Um 1000 g Kartoffeln zu produzieren, braucht man einen Viertel Quadratmeter Acker. Für dieselbe Menge Schweinefleisch 10 Quadratmeter. Und für ein Kilo Rindfleisch 30 Quadratmeter Erde.
Würmer züchten? Sie groß werden lassen? Sie werden bereits in großen Kisten gezüchtet, und zwar einigermaßen artgerecht. Es wird behauptet, dass sie es sogar gerne haben, in großen Verbünden übereinander her zu krabbeln. Kein Problem. Wenn zuviel in einer Kiste sind, wachsen sie weniger schnell. Um ein Kilo Fleisch herzustellen, braucht man bei Insekten vier mal weniger Futter als bei Rindern. Noch dazu verursachen sie wesentlich weniger Treibhausgase. Der Einsatz von Hormonen oder Antibiotika wäre überflüssig. Dafür sind Insekten wahre Proteinbomben.... Aber jetzt erst mal das Silvester-Steak....

Freitag, 30. Dezember 2016

Schopenhauer über den Tod

Nach Allem inzwischen, was über den Tod gelehrt worden, ist nicht zu leugnen, daß, wenigstens in Europa, die Meinung der Menschen, ja oft sogar des selben Individuums, gar häufig von Neuern hin und her schwankt zwischen der Auffassung des Todes als absoluter Vernichtung und der Annahme, daß wir gleichsam mit Haut und Haar unsterblich seien. Beides ist gleich falsch: allein wir haben nicht sowohl eine richtige Mitte zu treffen, als vielmehr den höheren Gesichtspunkt zu gewinnen, von welchem aus solche Ansichten von selbst wegfallen.
Ich will, bei diesen Betrachtungen, zuvörderst vom ganz empirischen Standpunkt ausgehn. – Da liegt uns zunächst die unleugbare Thatsache vor, daß, dem natürlichen Bewußtseyn gemäß, der Mensch nicht bloß für seine Person den Tod mehr als alles Andere fürchtet, sondern auch über den der Seinigen heftig weint, und zwar offenbar nicht egoistisch über seinen eigenen Verlust, sondern aus Mitleid, über das große Unglück, das Jene betroffen; daher er auch Den, welcher in solchem Falle nicht weint und keine Betrübniß zeigt, als hartherzig und lieblos tadelt. Diesem geht parallel, daß die Rachsucht, in ihren höchsten Graden, den Tod des Gegners sucht, als das größte Uebel, das sich verhängen läßt. – Meinungen wechseln nach Zeit und Ort; aber die Stimme der Natur bleibt sich stets und überall gleich, ist daher vor Allem zu beachten. Sie scheint nun hier deutlich auszusagen, daß der Tod ein großes Uebel sei. In der Sprache der Natur bedeutet Tod Vernichtung. Und daß es mit dem Tode Ernst sei, ließe sich schon daraus abnehmen, daß es mit dem Leben, wie Jeder weiß, kein Spaaß ist. Wir müssen wohl nichts Besseres, als diese Beiden, werth seyn“.

(Artur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung) 

Donnerstag, 29. Dezember 2016

Arm und Reich (3)

Ungleiche Verhältnisse zerstören die soziale Kohäsion, also die Bindung zwischen den Menschen in einer Gesellschaft. Das lehrt nicht nur die Soziologie, sondern auch die Philosophie. Wohlhabende Menschen und solche mit einem bescheidenen Einkommen führen ein völlig unterschiedliches Leben. Sie wohnen und arbeiten an verschiedenen Orten, kaufen nicht in denselben Geschäften dieselben Dinge, die Kinder besuchen nicht dieselben Schulen und spielen auch nicht zusammen. Das tut der Demokratie nicht gut. Gefordert ist keine Gleichheit, sondern ein „Sich-gegenseitig-begegnen“ von Menschen mit unterschiedlichen sozialen oder wirtschaftlichen Hintergründen. So stellt man sich Fragen über das Gemeinwohl, so lernt man zu verhandeln, zu diskutieren und Lösungen zu finden. Die Ungleichheit zerstört das Gefühl, dass wir alle im selben Boot sitzen. Ein großes gesellschaftliches Problem ist die Armut. Das bedingungslose Grundeinkommen ist eine Art, die das Problem vielleicht lösen könnte. Das Geld muss neu verteilt werden, auch im Horizont einer völligen Neubewertung dessen, was Arbeit im digitalen Zeitalter sein könnte. Es gilt nicht unbedingt, die Ungleichheit zu reduzieren. Wenn sich letztlich aber jeder würdig behandelt fühlt, wenn jeder fühlt, dass er das Notwendige zum Leben hat und die Möglichkeit, sich in die Gesellschaft zu integrieren, an ihr teilzunehmen, um sich für oder gegen etwas entscheiden zu können, könnte auch das Gefühl der Ungleichheit abnehmen. Wenn jemand sein Leben selbstbestimmt führen kann, wird er sich nicht ständig mit anderen vergleichen, es geht nnicht immer um das mehr oder weniger haben. 

Mittwoch, 28. Dezember 2016

Die Geschichte fließt langsam

Bei einem Blick in die Geschichte frage ich mich oft, was sich geändert hat, wo der Fortschritt liegt. Vielleicht nehmen die Dinge eine andere Form an. Jawohl, Fortschritt gibt es ohne Zweifel! Aber er nimmt eine andere und gemächlichere Form an, als es scheint und im Interesse gewisser Kreise zu liegen scheint...... ja, es gibt immer noch „die da oben“ und „die da unten“, obwohl es auf diese Weise gar nicht notwendig wäre. Merkel & Co. sind nur eine verkappte Form des Gestern. Alte Hierarchien sollten die Klasse der Bestimmer gegenüber den Bestimmten rechtfertigen und bestärken. Früher Kaiser und König, heute Geschäftsführer, Politdarsteller und Vorstandssprecher. Das Volk hat dabei als Ausweg auch diesem oder jenem Führer zugejubelt. Es war ganz klar ein Irrweg. Ja, die Weisheit liegt nicht immer nur beim Volk. Logo. Aber auch nicht bei der Klasse der Mächtigen und den sich als "Elite" Fühlenden. Es ist wohl eine dauende Auseinandersetzung, die sich allmählich bei steigendem Informations- und Transparenzgrad auf die Seite der Bestimmten neigt. Revolutionsgeschwätz stört da nur. Aber Transparenz wäre wichtig. Dass Abgeordnete und Parlamente da ein korruptes Spiel zu spielen scheinen, ist dem Übergang geschuldet. Es wird eines Tages nicht mehr stattfinden, weil im Informationszeitalter ohnehin alles heraus kommt, was früher unter der Decke gehalten wurde. Auch falsche Strukturen. Sogar Wikileaks scheint hier ein bisschen ein Lehrstück zu sein, auch wenn ihr Protagonist sich ungebührlich aufgebläht hat und sich dafür verteufeln lassen muss. PR-Agenturen und Öffentlichkeitsbearbeiter sorgen dann dafür, dass der Schatten auch auf das Projekt Wikileaks und andere derartige Phänomene (Edward Snowden?) fällt..... nun ja, auch dies ein Phänomen des Übergangs. Jetzt ist heraus gekommen, dass BER mal wieder verschoben wird. Es wurde bekannt gegeben. Es wird ja dauernd verschoben und ist eine Art „Running Gag“ geworden. Eine Lachnummer mit Kosten. Ein paar Milliarden hin oder her, so etwas lassen die Mächtigen (natürlich nie explizit) verlauten. Es ist ein einziges Schelmenstück, dessen immer größer werdende Kosten „der Steuerzahler“ zu tragen hat. Dass Frau Christine Lagarde (die heutige IWF-Chefin und frühere französische Finanzministerin) ein paar 400 Millionen so eben mal ein bisschen „veruntreut“ hat, macht auch nichts. Zahlt ja der Steuerzahler. Sie hat es ja einem ohnehin Besitzenden gegeben. Die elegante grauhaarige Dame mit ihren aristokratisch arroganten Gesichtszügen macht ja einen schwierigen Job! Wirklich? Ob sie auch die ENA (Ecole Nationale d'adminstration) besucht hat, die in Frankreich die obligatorische Eingangsschranke der besitzenden und mächtigen Klasse ist? Ob die Akademikertochter dadurch von vornherein zu den Bestimmenden gehört hat? 

Dienstag, 27. Dezember 2016

Weihnachten und seine Folgen

Die Schlacht ist erst mal wieder geschlagen. Weihnachten vorbei. Umsätze sind eingefahren, Profite gemacht, Rekorde vermeldet. Familienstreit: same procedure as every year. Die ewig Gleichen beklagen das, die ewig Gleichen bejubeln das. In den identischen Worten. Einzelhändler ziehen Bilanz. Großhändler sind gut gelaunt. Händler. Geschäftemacher. Dauergrinser. Weihnachten liegt fast schon hinter uns. Ein Fest der Christen. Ein bisschen entglitten ins Kommerzielle, wie manches andere auch. Aber Grundwerte! Christliches Abendland! Es ist „Zwischen den Jahren“. Die Lichterketten werden nach und nach abgehängt, die neuen Smartphones ausprobiert, es kommt Silvester auf uns zu und dann Karneval. Das Jahr 2017 zieht ein und so manchen mag das „normal“ vorkommen. Doch wir könnten die Vergänglichkeit des Augenblicks beklagen, auch in jungen Jahren. Es wäre ein Ausweis des Überblicks. 2016 ist Geschichte. Eben erst angefangen. Oder wir könnten uns neu unseren Mitmenschen zuneigen, könnten entdecken, dass jenseits dieses Neoliberalismus ein neuer Altruismus liegt, eine Empathie. Ein Mitgefühl. Weihnachten könnte etwas bewirkt haben. Dieses Scheisgefühl, dass man jederzeit sozial absteigen könnte in ungeahnte Tiefen, könnte etwas abgenommen haben, weil da ohnehin keinerlei Sicherheit gegenüber diesen Alphawesen ist. Diese machen ja auch die Politik. Wer am rücksichtslosesten und durchsetzungsfähigsten ist, kann als Mann seine Gene an die attraktivsten Weibchen weitergeben, - so ein scheinbares Naturgesetz, das freilich in letzter Zeit einige Löcher bekommen hat. Komplexe Verhaltensweisen liegen nie nur in den Genen begründet, sondern entstehen durch eine Wechselwirkung zwischen Umwelt, Lebewesen und Gen. Dabei zeigen viele Lebewesen überraschend kooperatives Verhalten. Sich in jemand hinein versetzen, ihn zu verstehen und für sein Wohl zu handeln, scheint ein Element der Evolution zu sein. Interdependenz, d.h. eine wechselseitige Abhängigeit, scheint insbesondere bei Säugetieren, ein verbreitetes Phänomen zu sein. Belohnungen und Bestrafungen sind miteinander verbunden. Wir kümmern uns von Natur aus um das Schicksal der anderen, weil es mit uns verbunden ist, ja, weil wir abhängig davon sind. Aber gilt nicht das Prinzip „survival of the fittest“? Dass die Evolution vom Konkurrenzverhalten angetrieben ist? Selbstsüchtigkeit ist keine zwingende Folge. Interdependente Partnerschaft ist für eine Situation, in der jemand von anderen abhängig ist, möglicherweise ein wichtiges Prinzip. Kooperation als Evolutionsprinzip? Muss nicht „jeder gegen jeden“ bedeuten. Insbesondere der Mensch ist wohl ein kooperatives Wesen, das auch dadurch in der Evolution erfolgreich war. Letztenendes hat sich dadurch auch so etwas wie Moral und schließlich eine Liebe, eine selbstlose und ziemlich natürliche Zuneigung zum Andern entwickelt.  

Montag, 26. Dezember 2016

Nachruf auf Personen

Scheise, jetzt ist auch noch George Michael gestorben! Ein Gesicht, eine Person, die uns getroffen hat, die in unseren Alltag gekommen ist, die sich hinein geschlichen hat, mit kitschigem Zeugs, aber auch mit der großen und manchmal waghalsigen Inszenierung seiner Person. Der Popsänger war 53. Erst? Aber das ist „nur“ das Individuelle. Dies Individuelle scheint ja auszusterben, keineswegs nur im Bereich der Popmusik. Einzelne Charakter haben keine Chance mehr. Auf allen Gebieten. An ihre Stelle sind Kollektive getreten, Think Tanks, Konzerne, Verbände mit ihren Vertretern, Medienagenten der Agenturen, aus denen heraus Meinungen geäußert werden, die aber keine Wagnisse hervor bringen, umgrenzte Verhaltensmuster, auf Personen gerichtete Ideen. Was gilt ist die verkaufsträchtige Idee. Es soll hier kein Loblied auf George Michael gesungen werden, der ja auch ein Meister des merkantilen Abgreifens solcher Emotionen war (erinnert werden soll nur an den jüngst wieder oft gespielten Wham-Song „Last Christmas“. Jetzt ist das wirklich seine „Last Christmas“ geworden.) 2016 war ein furchtbares Jahr, so höre ich allerorten den gängigen Klischees entsprechend. Doch es ist zu befürchten, dass 2017 nicht besser wird. Und ist nicht vor kurzem auch noch Rick Parfitt gestorben, jener blonde Dauer-Gitarrist von Status Quo? Wie oft hat er uns musikalisch abgeschrubbt? Sie gehen alle, in Aleppo sind sie namenlos gestorben, hierzulande haben sie sich in Prominenz gesonnt. Je her die Welt grauer und anonymer wird, desto verspannter und verzweifelter werden die Ersatzgesichter gesucht. Auf allen Gebieten ist die Suche nach Identität und Personalisierung angesagt, die Institution des It-Girls feiert Urständ und die D-Prominenten rücken mit Geschwafel nach vorne. Fußballspieler gewinnen Namen mit Gesichtern, um dann mit Kohle überschüttet zu werden, die viele dann auch noch in Steueroasen verfrachten oder mit seltsamen Beratern durchbringen. Ratgeber aller Kanäle weisen den Weg zur Selbstverwirklichung. Coaches sind in, Berater sowieso. Orientierungssuche ist angesagt. Das RTL-“Dschungelcamp“ wird uns bald wieder mit ein paar heruntergekommenen Figuren überraschen, die im medialen Ausgeliefertsein menschliche Züge gewinnen sollen. Das ist die neue Realität, die sich im Jahr 2017 genau in diesen Zügen wohl noch verstärken wird. Wüste ist angesagt, graues Machen und Tun, ungewisse Zuordnungen. Von Menschen als gestylten Gegenständen.   

Freitag, 23. Dezember 2016

Alles Spam

Ich habe Spam-Mails in meiner Mailbox. Penisverlängerungen, Viagra und andere, Kreditangebote, Frauen, Lottogewinne - tausend Arten, ein wenig Geld aus mir zu quetschen, Sehnsüchte, Wünsche und Schwächen nutzen, verlocken, zu etwas reizen. Natürlich sind wir alle längst ausgerechnet, berechenbar, durchschaubar. 100000 abgesandt, 2 funktionieren. Eine gute Quote, oder? „Direct Mailing“, wir sind unterm Hammer industriell eingesetzter Kräfte, der Werbung und des Marketing. Wir sind die Formel des Konsums, die clevere Geschäftemacher nutzen. Da ist viel Plumpheit und Peinlichkeit. Man braucht da Humor, wenn man reinliest. Diese Leute geben sich anpassungsfähig, machen was aus den Daten, die sie haben. Die sind so richtig smart, gehen auch über Facebook und Twitter, Google hat meine Daten ja sowieso. Irgendwie gab es das schon früher, im Postkasten. Diese komischen Anschreiben, vollkommen maschinell erstellt. Märchen für schwache Gemüter, Vorstellungen wurden angesprochen und abgerufen. Reisen. Kaffeefahrten. Ängste auslösen, Linderung versprechen. Das Angebot liegt bei. Gesperrte Kreditkarte, Schufa, - bourgeoise Begehrlichkeiten und Bedürfnisse wecken. Schlechtes Deutsch, - oft. Aber gut eingebettet in die deutsche Wirklichkeit. 

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Djuna (MP3)

Djuna

Lange ist's her: Ich las damals viel von Djuna Barnes und es gingen mir ihre Bilder dauernd durch den Kopf.
Das hat meinen Song stark geprägt. Es treten darin auch Personen aus Barnes' Text "Nachtgewächs" auf.......


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Djuna

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Fußballschäume

Wenn es nicht so lächerlich wäre! Empörung kommt allerorten auf, weil RB Leipzig jetzt in der Bundesliga so weit vorne agiert. Ein Verein, der fürs Sponsoring existiert, der ursprünglich wohl für die Brausedose Red Bull gegründet sich jetzt Rasenballsport nennen lässt. Die Initialen RB sind geblieben. Und das alles in einem Neuen Bundesland! Alles neu?..... Möglicherweise ist die Entwicklung sehr konsequent: vor Jahren schon hat es der Software-Milliardär Dietmar Hopp im "Spitzen"-Fußball mit seiner TSG Hoffenheim vorgemacht: Modernes Mäzenatentum! Auch sein Verein ist derzeit nicht wenig "erfolgreich". Die etablierten Vereine aber schäumen und wollen unbedingt als Bewahrer des Schönen, Wahren, Guten gelten. Nein, sie sind nicht zu einem nicht unerheblichen Teil aus Betriebssportgruppen großer Konzerne hervor gegangen!. Nein, sie haben sich nicht längst zu Aktiengesellschaften gewandelt, die mit den Sehnsüchten nach Identität handeln. Nein, diese "Traditionsvereine" dienen, - natürlich gegen Kohle!, - nicht Großkonzernen, die jederzeit absolut Philantropisches im Schilde führen! Der Mensch braucht unter anderem ja Gas und vieles andere! Nein, sie haben nicht reihenweise die Namensrechte an ihren Fußballstadien an finanzstarke Konzerne verkauft! Nein, ihre Vorsitzenden haben sich nicht bei großflächigem Steuerbetrug erwischen lassen! Auch die erfolgreichsten ihrer Balltreter-Vertreter haben sich nicht per Footballleaks beim gut beratenen Steuerbetrug erwischen lassen müssen und werden trotzdem bei einschlägigen Wahlen zum Besten der Besten immer wieder ganz nach vorne gewählt!  Die Vorsitzenden außergewöhnlich traditionell begründeter Verein sind auch keine Fleischfabrikanten oder ausgediente Manager großer Firmen! Iwo! Das wäre doch nochmal so schön! Das alles zusammen ist ja ohnehin so richtig moralisch, werthaltig und enstehungsgeschichtlich wertvoll! Traditionell halt.......

Sonntag, 18. Dezember 2016

Labyrinth (1)

Labyrinthe faszinieren immer noch. In jeder Form. Wie sind sie gestrickt? Was bewirkt ihre Wirkung auf uns? Was sagt beispielsweise die Antike zum Symbol des Labyrinths? Unter anderem bedeutet es Initiation, Einführung in die Welt. Es ist ein Ort des vertraut Werdens mit der Tradition des Stammes und der Selbsterfahrung. Der Weg ins Zentrum ist mühsam und verlangt eine gewisse Reife. Im Zentrum ist der Mensch vollkommen mit sich alleine. Die Umkehr und das Heraustreten bedeuten einen geläuterten Neubeginn. Der Weg!? Wo ist er? Es ist der symbolische Pfad des Lebens: Anfang und Ende, verschlungener Weg und klares Ziel sind in der Form des Labyrinths inbegriffen. Das Leben schafft das Bewusstsein eines Kreislaufs: In alten Kulturen existierte ein Glaube an den ewigen Kreislauf von Leben. Jahreszeiten. Geburt und Tod. Der Weg führt in den Tod und daraufhin in die Wiedergeburt (Umwendung im Zentrum und Ausgang aus dem Labyrinth). Heraklit sagt: „Der Weg hinab und der Weg hinauf ist derselbe“. Das Labyrinth ist aber auch eine magische Figur, die einen unangreifbar machen soll. Der Feind wird auf den langen und verschlungenen Wegen entmutigt und erschöpft. 

Samstag, 17. Dezember 2016

Werbung und Entgrenzung

Henri Nannen, der längst verstorbene hochberühmte Journalist und Redaktionsleiter, sagte einst, zu besseren Zeiten der Printzeitungen: „Aufgabe der Redaktionen ist es, den von den Anzeigenredaktionen frei gelassenen Raum zu einem von der Herstellung bestimmten Termin in einer für den Vertrieb geeigneten Weise zu füllen“. Und was verschafft den Raum für die Journaille? Anzeigen? Werbung? Anpreisungen? Der Journalismus scheint, wie er für sich selbst behauptet, etwas mit Inhalten zu tun zu haben. Die Werbung freilich hat inhaltlich allzuoft nichts mit den Produkten zu tun, für die sie Reklame macht, - schon gar nichts mit inhaltlicher Information. Die Bundesrechtsanwaltsverordnung bemerkt dazu, dass Werbung eine „allgemeine Anpreisung ohne sachlichen Inhalt“ sei. Die Versprechen, die sie macht, sind die Mittel eines permanenten Misstrauens, das desillusionierender ist, als es je eine zuvor war. Sie hält von den Dingen, die sie bewirbt, - nichts. Productplacement ist allzu oft ein Eingeständnis, dass niemand die von ihr beworbenen Produkte eigentlich braucht. Sie befördert die grenzenlose Produktion, - oft mit eingebauter Obsoleszenz - der kein Konsum mehr gewachsen ist. Das Endziel ist dann sowohl Leichenhalle also auch Müllhalde des Überflüssigen. Exzess ist das Ziel. Technologische Innovationen, wie etwa die digitale Revolution, forcieren auf der Produzentenseite eine überproduktive Arbeit, gekoppelt mit einer Abnahme der Arbeitsmöglichkeiten, der keine Expansion des Konsums mehr gewachsen ist. Wachstumsgrenzen werden zwar erreicht, doch in erster Linie stößt nicht die Produktion darauf, sondern der Konsum. Die Werbung zaubert für jedes Bedürfnis eine Nachfrage aus dem Hut. Aber um welchen Preis? Was fehlt, ist, dass etwas fehlt. Ein Trick der Werbung, der mir zuletzt oft aufgefallen ist, geht so: Es werden Spots produziert, die scheinbar aus dem Alltag zu kommen scheinen, mit allen Unvollkommenheiten, Versprechern, unbeholfenen Gesten usw. Diese Figuren empfehlen dann ein bestimmtes Produkt, eine bestimmte Marke in diesem unbedarften Alltagsdeutsch, das sich selbst beglaubigt und weit vom Werbedeutsch entfernt zu sein scheint, das ja immer mehr meint, als es sagt. Auch die sogenannten „Offenen Briefe“ gehören in diese Kategorie: reiner Inhalt, zum Nutzen und Frommen einer ganz bestimmten Meinung, hinter der manchmal auch Interessen und spendenfreudige Konzerne stehen.

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Leben und Tod

"So weilt Alles nur einen Augenblick und eilt dem Tode zu. Die Pflanze und das Insekt sterben am Ende des Sommers, das Thier, der Mensch, nach wenig Jahren: der Tod mäht unermüdlich. Desungeachtet aber, ja, als ob dem ganz und gar nicht so wäre, ist jederzeit Alles da und an Ort und Stelle, eben als wenn Alles unvergänglich wäre. Jederzeit grünt und blüht die Pflanze, schwirrt das Insekt, steht Thier und Mensch in unverwüstlicher Jugend da, und die schon tausend Mal genossenen Kirschen haben wir jeden Sommer wieder vor uns. Auch die Völker stehen da, als unsterbliche Individuen; wenn sie gleich bisweilen die Namen wechseln; sogar ist ihr Thun, Treiben und Leiden allezeit das selbe; wenn gleich die Geschichte stets etwas Anderes zu erzählen vorgiebt: denn diese ist wie das Kaleidoskop, welches bei jeder Wendung eine neue Konfiguration zeigt, während wir eigentlich immer das Selbe vor Augen haben. Was also dringt sich unwiderstehlicher auf, als der Gedanke, daß jenes Entstehen und Vergehen nicht das eigentliche Wesen der Dinge treffe, sondern dieses davon unberührt bleibe, also unvergänglich sei, daher denn Alles und Jedes, was daseyn will, wirklich fortwährend und ohne Ende da ist. Demgemäß sind in jedem gegebenen Zeitpunkt alle Thiergeschlechter, von der Mücke bis zum Elephanten, vollzählig beisammen. Sie haben sich bereits viel Tausend Mal erneuert und sind dabei die selben geblieben. Sie wissen nicht von Andern ihres Gleichen, die vor ihnen gelebt, oder nach ihnen leben werden: die Gattung ist es, die allezeit lebt, und, im Bewußtseyn der Unvergänglichkeit derselben und ihrer Identität mit ihr, sind die Individuen da und wohlgemuth. Der Wille zum Leben erscheint sich in endloser Gegenwart; weil diese die Form des Lebens der Gattung ist, welche daher nicht altert, sondern immer jung bleibt. Der Tod ist für sie, was der Schlaf für das Individuum, oder was für das Auge das Winken ist, an dessen Abwesenheit die Indischen Götter erkannt werden, wenn sie in Menschengestalt erscheinen. Wie durch den Eintritt der Nacht die Welt verschwindet, dabei jedoch keinen Augenblick zu seyn aufhört; eben so scheinbar vergeht Mensch und Thier durch den Tod, und eben so ungestört besteht dabei ihr wahres Wesen fort. Nun denke man sich jenen Wechsel von Tod und Geburt in unendlich schnellen Vibrationen, und man hat die beharrliche Objektivation des Willens, die bleibenden Ideen der Wesen vor sich, fest stehend, wie der Regenbogen auf dem Wasserfall. Dies ist die zeitliche Unsterblichkeit. In Folge derselben ist, trotz Jahrtausenden des Todes und der Verwesung, noch nichts verloren gegangen, kein Atom der Materie, noch weniger etwas von dem innern Wesen, welches als die Natur sich darstellt. Demnach können wir jeden Augenblick wohlgemuth ausrufen: "Trotz Zeit, Tod und Verwesung, sind wir noch Alle beisammen!"
(zu finden in: Artur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung)  

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Beobachtungen zum Heraufdämmern eines Populismus (3)

Jetzt wird gut und gerne und überall der sogenannte „Populismus“ kritisiert. Von allen Wohlmeinenden. Ist ja gut!, so möchte man zusprechen. Die Nähe zum Volk hätten diese Populisten sich alle fälschlicherweise zum Banner erwählt, so heißt es. Egal ob sie Trump, Le Pen, Petry oder Grillo hießen oder ob sie gar den Brexit bewerkstelligt hätten, diese Schlingel. Allein, es erhebt sich die Frage, wieso ausgerechnet dies offenbar so gut funktioniert hat. Ob es gar auf diesem Gebiet faktische Defizite gab? Ob das das „dumme Wahlvolk“ gespürt hat? Dass es dumm ist, wurde ihm in letzter Zeit auch von hervorragend wohlbestallten Politikwissenschaftlern attestiert. Auch seien „Populisten“ die großen Vereinfacher, die postfaktischen Idioten. Was heißt es eigentlich, sich an die Fakten zu halten? Wer kann eigentlich unterscheiden, wie und wo solche Fakten manipuliert sind? Wie sie in welchem Zusammenhang erwähnt, vermittelt und aufgeführt werden? Ist nicht eine ganze Industrie der Interessenvertreter und Sprachmanipulierer damit beschäftigt und lebt allzu gut damit? Welche Rolle Fakten spielen sollen setzt eigentlich voraus, dass jeder an solche Fakten herankommen kann. Im Dschungel des Internet? In dem das Faktische ohnehin schwer identifizierbar ist? Wer sich für das Faktische einsetzt, müsste sich eigentlich für die „seriösen“ Medien einsetzen. Im Idealfall könnten sie noch eine Trennlinie ziehen und unterscheiden. Was aber ist, wenn ihre „Agenten“, also ihre Handelnden auch (und manchmal auch sehr unbewusst) von einer bestimmten Weltsicht geprägt sind, wenn sie glauben, dies quasimissionarisch unter die Leute bringen müssen? Egal, ihre besten Vertreter gehen ätzend dazwischen, klären und decken auf und scheren sich einen Dreck um die stets „besorgten“ Interessenvertreter. Aber was sollen diese öden Aklamationsparteitage und dieses unwürdige Postengeschachere, dessen sich die politische Klasse samt ihrer Lakaien in ihrem Unterwerfungswahn so gerne bedient? Elbphilharmonie 700 oder 800 Millionen? Egal, macht auch nicht viel aus! Stuttgart 21? Bis jetzt noch gar nicht so richtig abzuschätzen? Vielleicht 10 Milliarden, vielleicht auch nicht....Gang vor den Kadi gar? All das war sehr gut abzuschätzen, es sprach eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass es unberechenbar sei. Ob es wohl deshalb vergleichsweise harte Polizeiaktionen mit Augen- und sonstigen Verletzungen gesetzt hat? Was für ein Postfaktizismus dies wohl ist? .....Ob dies alles und noch viel mehr nicht auch zu einem Klima beiträgt, in dem dieser elende „Populismus“ floriert? Gibt es einen Nährboden, eine Grundlage dafür? Müsste man sich nicht darum auch Gedanken machen? 

Montag, 12. Dezember 2016

Tod?

Wenn man, so im täglichen Umgange, von einem der vielen Leute, die Alles wissen möchten, aber nichts lernen wollen, über die Fortdauer nach dem Tode befragt wird, ist wohl die passendeste, auch zunächst richtigste Antwort: „Nach deinem Tode wirst du seyn was du vor deiner Geburt warst“. Denn sie implicirt die Verkehrtheit der Forderung, daß die Art von Existenz, welche einen Anfang hat, ohne Ende seyn solle, zudem aber enthält sie die Andeutung, daß es wohl zweierlei Existenz sind und, dem entsprechend, zweierlei Nichts geben möge. - Imgleichen jedoch könnte man antworten: „Was immer du nach deinem Tode seyn wirst – und wäre es nichts, - wird dir alsdann eben so natürlich und angemessen seyn, wie es dir jetzt dein individuelles, organisches Dasein ist: also hättest du höchstens den Augenblick des Übergangs zu fürchten. Ja, da eine reifliche Überlegung der Sache das Resultat ergibt, daß einem Daseyn, wie das unsrige, das gänzliche Nichtstun vorzuziehn seyn wäre, so kann der Gedanke des Aufhörens unsrer Existenz, oder einer Zeit, da wir nicht mehr wären, uns vernünftigerweise so wenig betrüben, wie der Gedanke, daß wir nie geworden wären. Da nun dieses Daseyn wesentlich ein persönliches ist, so ist demnach auch das Ende der Persönlichkeit nicht als ein Verlust anzusehn...“
(zu finden in: Artur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung)
Seneca schrieb zum selben Thema: „Der Tod bedeutet die Tilgung jeglichen Schmerzes, und er ist die Grenze, über die unsere Leiden nicht hinausgelangen; er gibt uns wieder jenen Zustand der Ruhe zurück, dem wir vor unserer Geburt angehörten.“ 

Sonntag, 11. Dezember 2016

Über den Tod

Der Tod hat keine Bedeutung - ich bin nur nach nebenan gegangen.
Ich bleibe, wer ich bin, und ihr bleibt dieselben zusammen.
Was wir einander bedeuteten, bleibt bestehen.
Nennt mich bei meinem vertrauten Namen.
Sprecht in der gewohnten Weise mit mir und ändert den Tonfall nicht!
Hüllt Euch nicht in Mäntel aus Schweigen und Kummer.
Lacht wie immer über die kleinen Scherze, die wir teilten.
Wenn ihr von mir sprecht, so tut es ohne Reue und ohne jegliche Traurigkeit.
Leben bedeutet immer nur Leben - 
es bleibt so bestehen -
immer ohne Unterbrechung.
Ihr seht mich nicht, aber in Gedanken bin ich bei Euch.
Ich warte auf Euch - irgendwo - ganz in der Nähe. - 
(Henry Scott-Holland, 1847 – 1918)

Samstag, 10. Dezember 2016

Beziehungen

Da sind Personen, die gewisse Ideen wohl deshalb geteilt haben, weil sie dem Zeitgeist entsprachen, der sich immer schneller wandelt. Entsprechend schnell legen diese Personen ihre Einstellungen und Werthaltungen zur Seite und passen sich wie Chamäleons an die jeweiligen Trends an. Wenn man sie in seiner Notlage brauchen würde, sind sie weg, lassen sich nicht einmal mehr ansprechen, haben deine Adresse verlegt oder dich aus dem Blickfeld verloren. Jawohl, auch das ist Realität. Da sind nicht nur diese optimal funktionierenden Freundeskreise, die so ach wichtig sind fürs eigene Wohlbefinden und die in den Medien immer wieder betont werden oder von Psychologen empfohlen werden. Auch sie gehen unter gewissen Bedingungen kaputt, werden von mangelnder Empathie zerstört. Was war der Dialog mit solchen von mir einst bevorzugten Personen wert? Was das Vertrauen, das man diesen Personen entgegen brachte? Wert? Für wen? Sie schienen Nutzen daraus ziehen zu wollen, was einem nicht als vordringliches Motiv auffiel. Klaro, man hat selbst sein Teil zu der Situation beigetragen, man war zu passiv, träge, man war auch schuld. Nur ist es wohl so, das diese Personen oben sind und ich unten, dass es ihnen gut geht, während es mir extrem schlecht geht. Einfach so. Jawohl, Selbstmitleid! Das ist verboten! Das alles passiert mitten in der Gesellschaft. Jawohl, ich bin die Stichprobe in der Statistik! Ich habe eine akademische Ausbildung abgeschlossen, habe Titel und Abschluss. Aber es gibt da ein Absaufen. Ein Ertrinken. Ein Verschwinden. Im "Markt". Ich versuche, daraus eine Zeitweiligkeit zu machen. Ich versuche, wieder anzugreifen. Es ist mir bisher nicht gelungen. Aber draußen in dieser Welt ist niemand dieser Leute, die so taten, als würden sie einem nahe stehen. Da ist niemand ansprechbar. Weil man selbst komisch ist? Die Einschläge ins Bewusstsein, die von allen Seiten auf einen einprasseln und die einen manchmal überfordern können, die zu teilen mit gewissen Personen, könnte zumindest entlasten. Das könnte einem helfen. Aber was ist los? Man hat den falschen Leuten getraut. Ganz einfach. Man hatte sie an sich heran gelassen. Man war für sie so etwas wie ein gehobener Zeitvertreib.

Freitag, 9. Dezember 2016

Momentaufnahme

Ich fahre ganz langsam auf einen zebragestreiften Fußgängerüberweg zu und sehe einen sehr jungen Mann in sein Smartphone stierend auf dem Fußgängerweg neben mir hergehen. Misstrauisch werdend verlangsame ich meine Fahrt noch mehr und bin dann total baff: Der junge Mann stapft ohne jeden Blick nach links, rechts oder nach vorne über den Zebrastreifen, direkt vor mir! Mir wäre so etwas zu gefährlich, denke ich mir, aber er vertraut wohl voll und ganz auf die Verkehrsregeln und darauf, dass ein Verstoß dagegen wohl hart geahndet würde. Wie er selbst dann wohl abschneiden würde? Gegen wen geahndet? Natürlich gegen den Autofahrer, denn der ist ja immer an allem schuld und sowieso rücksichtslos. Rücksicht wäre denn auch ein passendes Stichwort. Wo spielt hier Rücksicht eine Rolle? Ist das ein Wert, der in einer Gesellschaft der durchsetzungsorientierten Egoisten überhaupt noch diskutiert wird, der eine Rolle spielt? In Zukunft noch? Interaktion, Austausch, Verständnis, Abstimmung untereinander? Ich bin baff ob des starren Gesichts. Ich würde nicht dermaßen anderen vertrauen. Mich interessiert immer und unter mailen Umständen, wo ich bin und mit wem ich zu tun habe, was dieses Individuum wohl tun wird. Zu meinem oder zu seinem Schaden? Oder einfach so......? 

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Parteitag

Claqueure, Mitläufer klatschen endlos für die Medien, die mit der Stoppuhr in der Hand das Spiel mitspielen....., davon kann man angewidert sein, angeekelt, abgestoßen..... dieses bedingungslose Unterstützen einer Meinung, Einstellung, Haltung, die von oben (als „Leitantrag“) vorgegeben wird... was führt dazu? Sie haben etwas beschlossen und wollen zeigen, dass sie es alle vertreten? "Geschlossenheit" demonstrieren?  Sie wollen alle aufgehen im gemeinsamen „Anliegen“? Anliegen = Machterhalt? Im Selbstlob sein? Sie wollen Kandidaten und Häuptlinge küren, die doch an ihnen vorbei längst in Hinterzimmern ausgeklüngelt worden sind. Sie wollen sich hinter Gesichtern versammeln, die scheinbar für etwas stehen (weiß bloß keiner, für was....außer Äußerlichkeiten und der "Macht"). Sie wollen sich hinter Gesichtern versammeln, die längst alles über sich erzählen (weil jeder doch ab eines gewissen Alters für sein Gesicht ein bisschen verantwortlich ist...) Welche Dynamik der Massen ist denn so etwas? Wie geht das? Was hat es mit digitalen Bewegungen zu tun? Was wird hier vertreten? Gibt es hier ein "Willensbildung"? Wieso führt sie ständig zu den immergleichen Ergebnissen? "Gestalten" bedeutet "Macht ausüben". Darin sind sie sich wie immer einig. 

Dienstag, 6. Dezember 2016

Sinn und Gott

Stiftet Gott Sinn? Ja, weil allem in der Welt die geistige Wirklichkeit Gottes zugrunde liegt. Gott ist die alles bestimmende Wirklichkeit. Hier ist der Urgrund der Wirklichkeit von vornherein etwas Sinnvolles, was als solches nachvollzogen werden kann. Das ist ein anderer Ausgangspunkt, als wenn man sagt: es gibt da diese Elementarteilchen, und nach ihrem Zusammenwirken in sinnlosen Gesetzen entsteht alles. Diese sinnlose Entstehungsgeschichte hat mit uns eine Verbindung, weil wir alles in allem dann sinnfreie Zufallsprodukte einer Materie sind. Dem gegenüber steht die Auffassung, dass der Gottesgedanke ein vernünftiger Gedanke ist, den man ernst nehmen kann. Man braucht dazu nicht die Vorstellung, dass der Gottesgedanke vernünftig zu beweisen sei. Es kann dann sehr aufbauend und tröstlich sein, nicht zu der Position greifen zu müssen, dass alles nur sinnfreie Materie sei. Es kann aber auch sehr aufbauend und tröstlich sein, sich vorzustellen, dass eh alles sinnlos sei. Albert Camus sagte in seinem Mythos des Sysiphos, dass der Gläubige eigentlich feige sei. Er erkenne nicht an, dass es darum geht, einen Stein nach oben zu stemmen, der postwendend wieder nach unten rollt. 
Von Feigheit könnte er aber nur dann schreiben, wenn schon von vornherein klar wäre, dass alles sinnlos sei. Dann wäre der Gläubige ein Traumtänzer, der den Realitäten nicht ins Auge blicken will. Dann müsste man vor den Atheisten den Hut ziehen, weil sie die einzigen wären, die ihrem Leben einen Sinn abzutrotzen imstande wären, in einer Welt, die sinnlos und absurd ist. 

Montag, 5. Dezember 2016

Schwarmintelligenz (1)

Bat out of Hell“ sang einst Meat Loaf, es war der Titel eines ganzen Albums, das seinen Mythos begründete. Wer? Meat Loaf? Nie gehört. Macht nichts. Wir waren in den Carlsbad Caverns in New Mexico, einem Ort mitten in der Wüste, mit einer Höhle, einem Schlund, einem Amphitheater und der Zufahrt dazu. Die Fledermäuse kamen gegen die Abendstunde, nachdem wir davor sitzend noch eine sehr anschauliche Einführung, ein Tutorial mitgemacht hatten. Zuerst ein paar Exemplare nur, dann immer mehr. Wir staunten. Und ich versuchte später, mich noch genauer zu informieren. Es war ein großartiges Beispiel für die heutzutage so viel gepriesene „Schwarmintelligenz“. Viele, ja manchmal Millionen von Fledermäusen, verlassen abends ihren Schlafplatz in der Höhle. Sie fliegen scheinbar wild umher. Der Eindruck täuscht, in Wirklichkeit sind sie wie in einem großen Organismus aufeinander bezogen und sehr wohl organisiert. Sie wissen immer, wo ihre Nachbarn sind und nach menschlichen Maßstäben unterhalten sie sich bei ihrem Ausflug über alles Mögliche. Manchmal greift ein Raubvogel den Schwarm an, auf der Suche nach einer scheinbar leichten Beute. Doch die Fledermäuse agieren dermaßen gut abgestimmt untereinander, gehen in dieser Organisation geradezu auf, so dass es sehr schwierig für einen Raubvogel wird- Lediglich die ausscherenden Fledermäuse, die Einzelgänger, die Außenseiter und nicht mit der Masse Abgestimmten, dürften ein lohnendes Ziel für sie abgeben. Plötzliche, gut abgestimmte und auf den sehr schnellen Austausch von Informationen beruhende Richtungswechsel des Schwarms verwirren die Angreifer. Die älteren, weiblichen Tiere sind Kundschafter und verlassen die Höhle zuerst. Dann folgen die Jungtiere. Die Spirale dreht sich immer in dieselbe Richtung, wobei Informationen aller Art ausgetauscht werden. Auch werden dabei Entscheidungen über die Route getroffen, basierend auf den Erfahrungen der Nacht davor. Dabei entsteht eine „Schwarmintelligenz“, die auf die einzelnen Individuen übergehen soll. Gerne wird jetzt eine Analogie zum Internet und dem dabei praktizierten Schwarmverhalten von Menschen gezogen. Schwarmverhalten soll das Verhalten der Vielen sein, die nach einfachen Regeln handeln. Auch Stichworte wie „Selbstorganisation“ dürften damit zusammen hängen. Es gilt, das kollektive Gedächtnis und die Überlegung eines Kollektivs erstehen zu lassen, die Vielen sollen sich zu einem einzigen Körper, zu dem Einen vereinen, das über den Individuen steht.  

Sonntag, 4. Dezember 2016

Wasser (2) und Leonardo

Leonardo da Vinci (geb. 1452) liebte zeit seines Lebens die Unbeständigkeit, Unvorhersehbarkeit und Spontaneität des Wassers. Stundenlang verbrachte er seine Zeit damit, seinen Lauf zu betrachten und es verstehen zu wollen. Unter anderem hat sich das in seinen Bildern in Wasserfälle, Strudeln und aufsteigenden Luftbläschen abgebildet. Die Dynamik des Wassers war nicht nur unheimlich schwer tu verstehen – und erst recht: es abzubilden. Was ist Wasser? „Wasser ist eine beständige Menge. Es fließt vom Meer in die Flüsse und von den Flüssen ins Meer. Wasser stürzt, wogt, spritzt und strudelt, es tropft und strömt, es murmelt und gurgelt, es kracht und dröhnt. Die Bewegung des Wassers scheint zwei unterschiedliche Formen anzunehmen: Ein Wasserstrahl fällt hinab wie eine Haarsträhne und seine Wirbel kräuseln sich wie Locken“. Das erinnert ihn an Blätter, die ebenfalls spiralförmig aus den Pflanzen heraus wachsen und an all die anderen Erscheinungsformen der Natur mit demselben Energiemuster. „Bewegung ist die Ursache allen Lebens und das Gesetz der Notwendigkeit macht aus jeder Wirkung das direkte Resultat seiner Ursache“. Er sagt: ,Das Wasser, das sich im Fluss bewegt, wird entweder gerufen oder vertrieben, oder es bewegt sich von selbst. Wenn es gerufen oder, will ich sagen, hergebeten wird, wer vertreibt es dann? Wenn es sich von selbst bewegt, zeigt es, dass es denken kann; es ist aber bei einem Körper, der fortwährend seine Gestalt wechselt, nicht möglich, dass er denken kann, denn einem solchen Körper fehlt die Einsicht."  Leonardo da Vinci sucht nach einem zugrunde liegenden Muster, nach einer Struktur. Leo kommt zu dem Schluss, dass die Erde seit ihrem Beginn riesige Veränderungen durchlaufen hat, unter anderem begründet in Erosionseffekten des Wassers, das durch Felsen schneiden kann, - womit er so ziemlich im Gegensatz zur herrschenden und sehr stark von der katholischen Kirche beeinflussten Meinung stand, wonach die Erde genauso erschaffen wurde, wie sie sich heute präsentiert. Doch Leo spielte seine Einschätzung eher klein, vermerkte es klein in seinen berühmten Notizbüchern und gab sich nach außen als kirchentreu. „Es dreht sich im Kreis und bildet Strudel, die alles auswaschen, was ihnen in die Quere kommt. Sie zerklüften die Erde, sie zerstören Flussläufe und verändern sie “. Er sah sich das Arnotal (der Arno ist der Fluss bei und durch Florenz) näher an. Er hat sich durch Täler gegraben und legte Leonardo den Schluss nah, dass die vorhistorische Landschaft ganz anders ausgesehen haben muss. 

Samstag, 3. Dezember 2016

Benzin (Songtext)

BENZIN


Das Rechteck ist krumm
es passt so nicht
wir müssen es verbessern
wir müssen es ändern
wir sind doch nicht dumm


Das muss alles besser werden
das ist nicht im Geringsten korrekt
wozu gibt es Regeln?
Du machst uns minderwertig


Der Balken ist schief, er liegt ja nicht auf
wir müssen das verbessern
wir müssen es ändern
dieser Winkel steht zu tief


Das ist ja alles nur Shit
Du kriegst doch keinen klaren Satz hin
wir machen jetzt eine neue Regel
wir sind Kings und geben ihm einen Tritt


Wir machen Dich richtig fertig
wir wissen über alles Bescheid
da haben sie uns was eingebrockt
sie waren schon mal besser bärtig


im letzten Moment haben wir es verhindert
beinahe waren wir blamiert
vor denen, die Bescheid wissen
das Grinsen über uns ist cool


wir haben es raus genommen
wir haben dich kurz mal ersetzt
wir haben dich heftig abgewatscht
wir haben dich kurz mal korrigiert


Donnerstag, 1. Dezember 2016

Unterwerfungstabu

Sich aus selbst gewähltem Entschluss da rein finden, in Abhängigkeiten, in ein Abhängigkeitsverhältnis, ausgeliefert sein, sich unterwerfen an eine(n) Tonangeber(in), in und an inferiore Positionen, das scheint für viele Menschen etwas Reizvolles zu sein. „Ihr“ oder „Ihm“ partout gefallen wollen? Ob's damit alltäglich anfängt? Ich höre den Satz „Ich habe es mir ja selbst ausgewählt“. Das hat große Ähnlichkeit mit einem Masochismus, dem ja nicht nur viele Mächtige dieser Gesellschaft frönen sollen. Auch die Popmusik ist voll davon. Sich mal unter kontrollierten Bedingungen so richtig auspeitschen lassen, wenn man ansonsten unter unkontrollierten realen Bedingungen immer Untergebene zusammenscheißt: Das hat etwas. Etwas Ausgleichendes und Entspannendes, das gerne mal ans Sexuelle gekoppelt wird, wofür man natürlich nichts kann, sondern nur die Gesellschaft. Die ist überhaupt an allem schuld, wobei man „schuld“ in der Psychiatrie nicht sagen darf. Mit der Verantwortung soll es ja auch so eine Sache sein. Ich stehe vis-avis und staune. Jeder, wie er will, so denke ich und mache mir noch ein paar Gedanken mehr. Jegliche Orientierung, jede Selbstbestimmung an andere abgeben: so hat ja auch mal der Nationalsozialismus funktioniert. Der, der oben war, war der Führer. Unkontrolliert, unumschränkt, total. Es scheint ein sozialer Mechanismus zu sein, das auf einem Bedürfnis fußt, über das man korrekterweise nicht sprechen darf. So etwas könnte man auch „Tabu“ nennen. Aber es soll kein Spiel gewesen sein. 

Mittwoch, 30. November 2016

Die einen und die anderen

Ich wundere mich und bin manchmal empört, wie schnell jetzt bestimmten Menschen bestimmte politische Attribute zugeschrieben werden. Das Zuhören scheint nicht mehr angesagt, das Sich-Einlassen, das Verstehen-wollen von Problemen und den Menschen dahinter, die Wahrnehmung für Zwischentöne, das Differenzieren. Was das Erstaunliche ist: dies scheint auch für die demokratische und offene Seite zu gelten. Auch sie scheint die Reihen schließen zu wollen, wirft mit Parolen und Modewörtern um sich, errichtet Wagenburgen und geht in den Verteidigungsmodus. Meine Meinung: wir sollten uns gewisser Fehler und Fehlentwicklungen bewusst werden, sollten sie abzustellen versuchen, und zwar nicht nur mit Floskeln und vorgefertigten Gedankenbarrieren. Offenheit muss eine Stärke sein. Auch der Wille zur Veränderung. Es kann nicht darum gehen, dass diejenigen, die am meisten vom Status Quo profitieren, am lautesten dafür eintreten und alles andere von ihren marktschreierischen Lakaien ausblenden lassen. Die scheinbaren Differenzierer ergehen sich ja auch immer mehr in einer hohlen Wortklingelei, die Positionen vortäuscht und Parolen ausgibt, die so differenziert, so kritisch und aufklärerisch oft gar nicht sind und vor allem die Gemeinsamkeit in einem gewissen Sinne stärken sollen. Die Mitläufer und Fassadenbastler sollten nicht so einseitig auch von politischen Parteien bevorzugt werden, die Herrschaftsstrukturen und Glaubenssätze wenigstens gelegentlich etwas in Frage gestellt und überprüft werden. Dieses „Aussitzen“ von Gegebenheiten, diese öffentlich institutionalisierte Lähmung sollte nicht mehr allgemeine Taktik der Wirklichkeit sein. Gemeinsamkeit sollte sich auch dadurch herstellen, dass man hier auch aus politischen Erfahrungen heraus aufklärerisch ist, weiter, als anderswo. Einbildung jeglicher Art davon abzuleiten, erscheint mir grotesk. Dass nicht der Exporterfolg, der ja im globalisierten „Wettbewerb“ den Wohlstand einer bestimmten Klasse von Menschen meint, allem anderen übergeordnet wird. Dass Wachstum auf seine Qualität abgefragt wird, dass das Bewusstsein mehr zählt, dass es verschiedene Arten von Wachstum gibt. Noch scheint es so zu sein, dass die Ressourcen der Erde endlich sind, der Wunsch nach Wachstum aber anscheinend nicht. Wie soll das nachhaltig zusammengehen? Vielleicht gilt es, gesellschaftliche Strukturen ein bisschen weicher zu gestalten, ein bisschen durchlässiger, so, dass nicht nur die „Durchsetzungsstarken“ oder Rücksichtslosen davon profitieren, die Blender und Verkäufer. Die Digitalisierung sollte gestaltbar sein und nicht wie ein Schicksal über uns kommen, das wiederum fette Profite für bestimmte Menschen und Verdruss für andere bringt. Ich will nicht, dass eine solche Haltung als moralisch und insofern als wirklichkeitsfremd abgetan wird. Nein, der Markt scheint mir nicht das allein selig machende Prinzip zu sein, der alle Lebensbereiche steuert und tief hinein ins Intime wirkt.  

Dienstag, 29. November 2016

Fußballereien

Wie kommen viele Leute eigentlich dazu, noch immer an den Fußball zu glauben als einen „11-Freunde“-Fetisch? Die Fußballvereine (auch die sogenannten "Traditionsvereine") sind doch in Mitteleuropa längst anonyme Kapitalzusammenballungen, die ihr Personal beliebig tauschen und je nach finanzieller Stärke zusammenkaufen. Wo sogenannte Traditionsvereine (die natürlich auch versuchen, alles Finanzielle mitzunehmen....) dabei stehen, ist ja gegenwärtig in der Fußball-Bundesliga klar abzulesen. Der Fußball ist Teil des Showgeschäfts geworden, operiert mit Milliardenumsätzen und klagt dafür den steuermäßig unterfütterten Schutz der öffentlichen Hand (z.b. bei Polizeieinsätzen...) ein: das Muster ist bekannt aus der Finanzwelt. Natürlich wollen die Traditionsvereine ihren „Mythos“ pflegen und versuchen gegen die reinen Geldvereine mit Firmenaufdruck zu ätzen. Dabei versuchen sie selbst dasselbe und schaffen es oft nicht ganz. Die Werbung hat längst übernommen: In den Vereinsnamen aufgenommen, auf Trikots abgebildet und in umbenannten Fußballarenen abgebildet. Gekauft. Es geht um Rechte. Logos. Besetzungen des Kopfes. Aggressive Verkaufsstrategien. Ich beobachte, wie sich die Leute immer mehr für diesen industriell gefertigten Fußball interessieren, wie es ihre Unterhaltungen füllt, mit den Kumpels, mit den Nachbarn, mit den Arbeitskollegen. Ich stehe dabei, staune und wundere mich. Es interessiert mich auch, sehr wohl, - aber mit einigem Abstand. Man könnte auch meinen, ich würde es nicht ganz so ernst nehmen, jedenfalls nicht so ernst wie jene, die ihre Identität damit verknüpft haben, die sich dafür gegenseitig auf die Nuss hauen oder sich veritable Schlachten mit der Polizei und dem billig engagierten "Ordnungspersonal" liefern. Es muss ihnen wichtig sein, sie identifizieren sich damit, es prägt ihre Lebenswelt total. Ich habe einiges Verständnis dafür, sogar Sympathie, - nur: ich kann es nicht so recht ernst nehmen. Denn es ist Showbusiness, es spielt mit dem Schein, mit den Sehnsüchten und Wünschen eines Massenpublikums. Es kommt mir vor wie Theater. Eine Simulation und Verdichtung, nicht das Eigentliche.  

Sonntag, 27. November 2016

Das Positive

Wo bleibt das Positive? Es ist und bleibt das beliebteste Totschlagargument, die Frage, die fast alles ruhig stellen kann: Auch das Aufbegehren, das Nichteinverstandensein mit allem, ja gerade das soll versiegen. Punktuelle Rebellion kann das Ganze voran bringen, indem ein ganz bestimmter Missstand in das Blickfeld der Macher rückt. Es geht hier möglicherweise um die Auflösung im Alternativlosen, diesem dumpfen Begriff. Alles scheint alternativlos, faktisch, ist gerechtfertigt durch sein Hiersein. Besonders, wenn das "Alternativlose" sich selbst dazu erklärt. Man soll sich nichts anderes vorstellen, als gute Miene machen, unverbindliche Freundlichkeiten pflegen, lachen und lächeln, - so lange es (noch) geht.  Uns geht es ja sooooo gut, so das Mantra der Politiker und der Wirtschaftsbosse. Nachgeschobene Statistikzahlen scheinen das zu untermauern. Also seien wir zufrieden, denn wir sind ja statistikgläubig. Ist die Frage noch erlaubt, wer mit dem „Wir“ gemeint ist? „Wir schaffen das“. Damit verhält es sich ebenso.Wer ist wir? Die Deutschen? Teile der Deutschen. Was bedeutet "der Staat"? Eine uns zusammenfügende Klammer? Was ist das, "die Deutschen"? Wer gehört dazu und wer nicht? Zu welchem Zeitpunkt? Aus historischen, geografischen oder genetischen Gründen? Sind diese Fragen zu negativ? Sind sie zu beantworten? Oder soll das "der Markt" beantworten? Soll er überhaupt alles regeln und jede Frage beantworten? Erwarten wir von der Politik zu viel? Nun, vor allem, wir dürfen erwarten, dass sie nicht korrupt ist. Auch nicht im sublimen Sinne. Wir wollen als Staat doch voran gehen. Oder etwa nicht? Wir sind doch Exportweltmeister. Also exportieren wir möglichst auch die richtige Gesinnung. Hm wir haben halt spezielle historische Erfahrungen. Schlimme Menschen, die Mozart und Goethe mochten, haben schlimme Dinge getan. Aber auch ein besinnungsloses Umsetzen des Alternativlosen würde wohl überhaupt nicht mitteleuropäischer Tradition, Identität und Aufklärung entsprechen. Aufklärung hat wohl immer hinterfragt, angekratzt, kritisiert, gezweifelt - und hat versucht, sich in einem ständigen Prozess dadurch voran zu bringen. Ob das alles jetzt zu negativ formuliert ist? Für den Zeitgeist der unbedingten Bejahung? Des Genusses und unendlichen Spasses? Unbedingte Bejahung muss man sich schon leisten können, das steht fest. Es hat eine Basis im Faktischen. Und das ist......   

Samstag, 26. November 2016

Zeitgeistgemälde

Obercoole Versteherinnen und Versteher in den Zeitgeistmagazinen und Kulturschauen des Fernsehens schelten die Eliten und ihresgleichen ob ihrer Ignoranz. Wow, - Klugscheiser mit wichtigen Gesichtern. Glatte Schlaumeier. Nachdenken, Vordenken, Überdenken – meist jedoch gar nichts, sondern einfach nur nette Worte als Auslöser. „Sexistisch“, „rassistisch“ , islamophob“, „homophob“ - wer bietet mehr? Die Dummheit ist womöglich einigermaßen gleichmäßig verteilt. Nachhilfeunterricht für die Zurückgebliebenen. In Kritik, - und zwar der richtigen. Antreten zum Verstehen, Gutmenschen. Apell. Meinungen. Überzeugungen. Überlegenes Getue. Betroffenheit. Kampfsportarten. Soziale Medien. Shitstormsorten. Seltene Sortierungen für den besseren Geschmack. Streiks. Putschversuche. Entlassungen. Freigesetzt in digitale Welten. Arbeitswelt 4.0. Robotergegrinse über Artificial Intelligence. Gen- und andere Manipulationen. Sillicon Valley-Dreams. Alles wird gut. Positiv sein. Nur das Beste. Nettiquette. Wer ist das Volk? Wir? Wer ist „wir“? Zündeleien führen zu Sprengstoffaktionen. Tote. Polizei. Blaulicht. Lächerliche Spackos. Gewalttätigkeit. Dazwischen zufriedene Politgesichter, die den Platz beim Edel-Italiener schon vorbestellt haben. Abgeordnete. Parteienfunktionäre. Kunstbeflissen. Ach so! Kenner und Könner. Verkaufen wichtige Termine und sich selbst gleich dazu. Korrupte Schwätzer, bestochene Blender. Deppen, man kann es nicht anders nennen. Chauffeure echauffieren sich. Das geht so nicht weiter.

Donnerstag, 24. November 2016

Erfolg und Leistung und Gesellschaft

Sie leisteten ja so viel, so vernehmen wir immer wieder. Aber wie weit ist's her mit dem Begriff „Leistung“? Ob das mal in der Nachkriegsgesellschaft ein Wert war, der die wirtschaftliche Entwicklung von Deutschland nach vorne gebracht hat? Ob sich dann mit der Zeit „Leistung“ immer mehr vom Begriff „Entlohnung“ entkoppelt hat? Ob heutzutage das eine mit dem anderen gar nichts mehr zu tun hat, wenn ein paar Modeberufe für die die große Kohle stehen und die Ärzte mutmaßlich die Pfründe ihres Standes mit allen Kräften zu schützen glauben? Ob der Begriff „Erfolg“ längst den Begriff „Leistung“ abgelöst hat? Mit dieser Entwicklung von amerikanischer Weltsicht hin zur Implantation in europäische Idiologien scheint die bundesdeutsche Wirklichkeit lange gebraucht zu haben. Nun ja, alles will befestigt und abgesichert sein in einer solchen Gesellschaft der finanziell durch rigide Abkommen (CETA, TTIP?) und eine die Märkte penetrierenden Exportwirtschaft abgesicherten Gesellschaft. Haha: „Uns geht es gut“. Wem? „Wir schaffen das“. Wer ist wir? Eine internationale, gut vernetzte und unmäßig reiche Elite schickt ihre Kinder auf internationale Spitzeninternate, wo diese Kinder zu Führungskräften der anmaßenden Arroganz ausgebildet werden sollen. Gerne parkt sie ihr Geld auch in Streueroasen und kauft sich Politiker, die ihre Anliegen dann im öffentlichen Raum vertreten. Dabei geht es unter anderem natürlich um Steuern: Wenn die sie nicht bezahlen wollen, diese Geldeliten, gehen sie woanders hin. So die Idiologie. Wirtschaftlich motivierte Verbindungen wie etwa EU versagen in diesem Thema der Kontrolle vollkommen und lassen ihre einzelnen Nationen sich gegenseitig ausspielen. Ob uns nicht spätestens dabei einige Gedanken automatisch kommen? Wer da wohl wen in seinem Sinne beeinflusst? Welche Rollen fette Lobbys dabei wohl spielen? Zuletzt wurden ja auch wieder Namen genannt, die EU-weit Bedeutung hatten. Gelegentlich sollen sie sogar finanziell besser ausgestattet sein als die Gesetzgeber aller Parlamente. Ob dies Auswirkungen hat? Viele Medien jedenfalls springen bei solchen Interessenverschiebungen gerne mal assistierend zur Seite, indem sie vorbildliche Einzelbeispiele herausgreifen und sie dann verallgemeinern. Linear. Einfach so. Das soll dann etwas zeigen.

Mittwoch, 23. November 2016

Lobbyarbeit

Um Gottes willen! Was ist denn da los? Mit Korruption hat das natürlich gar nichts zu tun! Und natürlich werden "Entgelte" anders bezeichnet, um sie besser den Nichtsahnenden "verkaufen" zu können. Es kommt heraus, dass die SPD gegen Entgelt offenbar Interviewtermine mit Ministern macht. So kann man eine Partei finanzieren. Und das, nachdem Steinbrück sein Bundestags-Abgeordnetenmandat zugunsten eines Beraterjobs bei der Großbank ING aufgegeben hat und der ehemalige Bundeskanzler Schröder jetzt eine zweite Nordstreamgaspipeline durch die Ostsee anstrebt. Zum Thema Parteienfinanzierung wird der Bundestag ja regelmäßig sogar von jener EU ermahnt, die da ja offenbar auch nicht besonders zimperlich ist und sich einen Kommissionschef Juncker leistet. Noch nicht ganz vergessen ist, dass Pofalla vom Leiter des Bundeskanzleramts direkt in den Vorstand der Deutschen Bahn gewechselt ist, gefolgt vom Staatsminister Eckart von Klaeden, der sich direkt zum Autohersteller Daimler AG verändert hat ist und dort jetzt wohl gute Lobbyarbeit mit (zumindest) vielen Verbindungen betreibt. Der Cheflobbyist und Präsident des Verbandes Automobilindustrie, Matthias Wissmann, war ja früher auch mal Verkehrsminister und hat immer noch „hervorragende“ Verbindungen in die Bundesregierung. Welche Auswirkungen das haben kann, mag jetzt in der Klimapolitik der aktuellen Bundesregierung abgebildet sein. Auch nicht schlecht: Dirk Niebel: Der frühere Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis Dezember 2013) heuerte Anfang 2015 (also ein Jahr „Schonfrist“) beim Rüstungskonzern Rheinmetall an. Als Entwicklungsminister hatte der FDP-Politiker auch dem Bundessicherheitsrat angehört. Marianne Tritz: Die langjährige Grünen-Politikerin und Bundestagsabgeordnete wurde im Jahr 2008 Geschäftsführerin des Verbandes Zigarettenindustrie. Die Grünen gehören zu den entschiedensten Verfechtern von Rauchverboten. Die Sachen mit dem EU-Kommissar Oettinger  der Frau Reichert und manchen anderen Damen und Herren mögen angesichts solcher Sachlagen tatsächlich nur noch Petitessen sein. Alles in allem: ob so eine Besinnung auf Grundwerte aussieht, ob so etwas nicht willfähriges Kanonenfutter für Populisten aller Art liefert? Ob solch Gebaren nicht zumindest missverständlich ist? 

Montag, 21. November 2016

Gesundheit!

Was mich empört im „besten Gesundheitssystem der Welt“: ich gehe als vergleichsweise armer Mensch mit einer Erkältung in die Apotheke und muss für die mir empfohlenen Medikamente und Lutschbonbons (sind die überhaupt wirksam?) immer noch fürstliche Zuzahlungen leisten, während neben mir der seinem Limousinen-Dickschiff entstiegene Unternehmer sichtbar ungeduldig wartet. Ob diese Zuzahlungen für ihn genauso viel bedeuten wie für mich? Womit soll ich das bezahlen, was doch meine Gesundheit im besten Gesundheitssystem der Welt stützen soll? Da ist ein stattlicher Betrag zusammen gekommen. Was soll ich tun? Aufgeben und einen Antrag stellen? Oder viele? Noch bin ich nicht so weit. Ob das nicht ein bisschen unsozial ist, wenn wir beide dasselbe zahlen müssen? Natürlich ist in der Apotheke niemand verantwortlich. Niemand ist für irgendetwas verantwortlich. Alle machen nur, wie ihnen geheißen. Der ungeduldige Mann ist sicher privat versichert. Also hat er auch schon einen Termin beim Arzt, weil diese doch von Privatpatienten viel besser abgegolten werden. Wer per Kasse versichert ist, hat Pech gehabt, auch wenn er sich neuerdings bei einer dafür eingerichteten Stelle darüber beschweren darf. 

Sonntag, 20. November 2016

Arm und Reich (2)

Ja wie? Es gebe keine Veränderung des Abstands zwischen Arm und Reich, behaupten interessierte Kreise und führen dazu regelmäßig scheinbar objektiv belastbare Statistiken ins Feld. Ob uns da nicht eine Skepsis angesichts dieser Wissenschaftshörigkeit befällt? Ist Wissenschaft etwas beliebiges? Ist sie Interessen ausgesetzt, ja gelegentlich davon sogar beeinflusst? Kann das sein? Darf das sein? Ob gewisse „wissenschaftliche“ Aussagen nicht regelmäßig gekauft sind, ob „die Wissenschaft“ nicht auch korrupte Seiten hat? Theorie und Empirie, ein schwieriges Verhältnis?
Ob ein statistischer Durchschnittswert auch gelebt wird? Das primitive und sehr anschauliche Beispiel dazu lautet: jemand hat ein Einkommen von 1000 Euro. Ein anderer hat 1 Euro. Über 5 Jahre hinweg hat die erste Person einen Einkommenszuwachs von 10 Euro, verdient nun also 1010 Euro. Das Einkommen der ersten Person stagniert in diesem Zeitraum und bleibt gleich. Rein statistisch ist es diesen beiden Personen dann besser gegangen, ihr Einkommen hat sich erhöht. Blöd nur, dass dies ausschließlich für eine der beiden Personen zutrifft, für die andere nicht. Ob sich's ähnlich mit der Einkommensverteilung in Europa, insbesondere in Deutschland verhält? Neulich musste die Nürnberger Tafel ihren Dienst wegen Überlastung einstellen. Im öffentlichen Fernsehen kam ein kurzes Interview dazu, in dem eine verantwortliche Person die Entwicklung zu kennzeichnen versuchte. Man habe, so diese Person, mit ein paar hundert (die genaue Zahl wurde genannt) zu betreuenden Personen begonnen. Mittlerweile sei man bei 18 000 (aus der Erinnerung genannt) und würde diesen Zuwachs einfach nicht mehr bewältigen. Ob so etwas einen Seitenblick wert ist? Ob dies einen Aussagewert über die reine Stichprobe hinaus hat? Ob es ein Auseinanderdriften bedeutet? Ob wir eine immer extremer werdende Kluft zwischen Arm und Reich haben? Ob auch dies jenen Populismus produziert, der jetzt parlamentarische Demokratien auf der ganzen Welt bedroht? Wenn sich auf der einen Seite irre Reichtümer häufen und andere von Monat zu Monat, von Woche zu Woche, von Tag zu Tag kämpfen müssen, um mit ihren Einkommen auch nur die wesentlichsten Ausgaben bestreiten zu können. Sparen bei Strom und Ernährung: ob angesichts dessen das Label „Bio“ ein bisschen allzu leicht zu propagieren ist? Tatsache ist, das man sich selbst dieses fragwürdige Logo „Bio“ leisten können muss. Es bedeutet ja meist eine Mehrausgabe, die selbst beim sparsamsten Kurs nicht von den anderen Ausgaben abgezwackt werden kann. Da ist es womöglich leicht, locker vom Verschieben von Prioritäten zu schwadronieren. Urlaub, ein Luxusgut? Für die einen Bestandteil des Alltags, für die anderen unerreichbarer Luxus. Ob das Zeichen sind, Signaturen, oder ob es rein zufällig wahrgenommene Dinge sind, die keineswegs zu verallgemeinern und ins noble Reich der Wissenschaft zu heben sind? 

Samstag, 19. November 2016

Beobachtungen zum Heraufdämmern eines Populismus (2)

Was mich an den „Eliten“ und „Entscheidern“ in diesem Staat stört? Ich soll endlich konkret werden? Nur ein paar Beispiele seien genannt, der Alltag sei dabei einbezogen: Die Arroganz von staatlichen Behörden, deren Trägheit aber mit entsprechenden Zuwendungen an die richtige Partei durchaus leicht behoben werden kann. Die vielen Projektentwickler und „Berater“, die sich der Staat angelacht hat und denen er schon aus Vertrauen in die freie Marktwirtschaft (als offiziell ausgegebene Idiologie) glauben will. Die vielen Beamten, die offiziell derselben Beratungsfunktion nachgehen, sehen wohl weitgehend unbeschäftigt dabei zu. Die Verkehrsbehörden, die es darauf abgesehen haben, möglichst viel Geld per Bußgelder zu kassieren, die dafür regelrechte Fangschaltungen (leider kaum vor Kindergärten oder Schulen) installieren, und die auf Kosten ihrer Bürger damit ihren öffentlichen Haushalten nachhelfen wollen. Die schamlose Unverblümtheit, mit der Lobbyisten aller Couleur mittlerweile auf Abgeordnete oft sogar finanziell unterfütterten Einfluss ausüben. Wie sie an Gesetzen nicht nur mitschreiben, sondern wie sie sie selbst verfassen und nur noch „absegnen“ lassen. Ein gewisses Maß dessen sei toleriert, darüber scheinen wir inzwischen aber weit hinaus zu sein. Schleichend unbemerkt und langsam in Gehirne einsickernd scheint sich hier etwas verändert zu haben, was Grenzen überschritten hat und nicht mehr mit Akzeptanz rechnen kann. Mich stört, wie der Staat mit den Pensionen seiner mittleren und Spitzenbeamten umgeht: ihre nach gelegentlich extrem kurzer „Dienstzeit“ kassierten Pensionen übersteigen die durchschnittlichen Rentenbezüge um ein Vielfaches, eröffnen exklusive Lebensperspektiven. Die Verschwendung in den öffentlichen Haushalten (ein Blick in das „Schwarzbuch“ genügt als Beleg), während gleichzeitig der sogenannte „Sparzwang“ Kommunen und öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Altenpflege, Gesundheitsversorgung oder Schwimmbäder geiselt. Das unwürdige und von den Medien gierig verfolgte Geschachere zwischen Bund, Länder und Gemeinden, die sich gleichzeitig und letztenendes ja doch wohl aus dem selben Topf bedienen. Von den öffentlichen Medien beglaubigt und bekräftigt, scheint solches Geschachere inzwischen Hauptbeschäftigung gewisser Organe und Gremien zu sein. Zusätzliche EU-Gelder wirken oft verschärfend. Der Einfluss der Lobby scheint hier auch beständig größer geworden zu sein, der ehemalige Kommissionschef Barroso wechselt ohne jede Scham nach seinem „Abtritt“ als Kommissionsboss zur amerikanischen Großbank Goldman Sachs, von der unter anderem der EZB-Boss Draghi ja sowieso gekommen ist. Das Beiseiteschaffen von Geldern der Mächtigen und Reichen in Steueroasen, gegen die jedenfalls öffentlich sichtbar oder wirksam kaum vorgegangen wird. Erinnert sich noch jemand an die „Panama Papers“? In Jahresrückblicken wird es noch einmal auftauchen. Danach wird das Thema nach ausgelebter Empörung und Wut erst mal untergehen. Die Aufmerksamkeitsspanne reicht nicht aus und wird geflutet. Welche Namen dabei wohl eine Rolle spielten? Schon vergessen. Das völlig ungenierte Protegieren der Automobilwirtschaft, deren Verbrauchs- oder Abgaswerte geschönt oder von vornherein verschwiegen werden. Dass offenbar solche Vorgänge von öffentlichen Stellen und Funktionsträgern völlig schamlos und mit dem ständig vorgebrachten Arbeitsplatzargument gedeckt werden. Das „Gesundheitsargument“ scheint dabei keine Rolle zu spielen. Interwiews oder überhaupt: jegliches öffentliches Informationsbegehren, das nicht gelent ist, geformt, in Bahnen geleitet,  wird schamlos blockiert. Wachstum um jeden Preis scheint die ausgegebene Doktrin. Das Primat des Ökonomischen, und sei es noch so sinnlos, scheint das herrschende Dogma zu sein, das alles andere gnadenlos und unbarmherzig verdrängt. Den jeweils Anderen mit allen Mitteln übers Ohr zu hauen, diese Maxime schafft ein ganz bestimmtes soziales Klima, das nicht nur mir nicht behagt. 

Freitag, 18. November 2016

Spritverbrauch

Dass die Automobilhersteller offenbar auch bei den Spritverbrauchswerten tricksen, dass sie Werte ausweisen, die sich auf vergleichsweise weltfremde Testsituationen beziehen, kann so recht niemanden überraschen. Es hat sich doch annähernd jeder Neuwagenbesitzer in der Vergangenheit gewundert, was denn seine Kiste so in Wirklichkeit schluckt. Es scheint als einen zunächst verwunderten, dann aber als Tribut an die Wirklichkeit hingenommenem Seitenblick wert gewesen zu sein, nicht mehr...... Nun liegen öffentlich sichtbare Fakten auf dem Tisch. Oh weh, es geht um Arbeitsplätze hört man da den Wirtschaftsminister schon wieder öffentlich schwadronieren, während die Umweltministerin mit hohlen Versprechungen und einem schlechten Gefühl zu einer weltweiten Tagung fliegt. Der Kerosinaufwand ist ja ohnehin (vom Steuerzahler) geschenkt und von parteipolitisch exakt funktionierenden Hierarchen artig abgenickt Der Verkehrsminister weiß wie immer von nichts und gibt dazu keine Auskunft. Aber ein TTIP-Abkommen muss her, sagt die Industrie. Wer zum Teufel ist "die Industrie"? Sind es nur die Unternehmen oder auch die durch sie Beschäftigten? Wer ist ein Unternehmen, wer stellt es dar? Bei VW wird eine Pressekonferenz veranstaltet, bei der offenbar verkündet wird, dass bis zu 30 00 Leute entlassen werden sollen, auch wegen gravierender Fehler und Betrügereien des Managments. Bei den hektischen Personalwechseln der letzten Jahre ist das gar nicht so leicht zu sagen, wer oder was ein Unternehmen ist. Meist sind es Funktionsträger, die sich gegenseitig als Managment in ihrer unangreifbaren Gültigkeit abstützen. Dax-Konzerne haben keine Gesichter, werden von keinen verantwortlichen Unternehmern geführt, höchstens von Geschäftsführern und Vorständen. Sie wiederum sind auch nur, wie sie gerne behaupten, den globalen Profitinteressen verantwortlich, - und nichts anderem. Wer also sind die Automobilhersteller? Gesichtslose Verbünde und Kapitalzusammenballungen? Mit Funktionsträgern im Vordergrund, die eine Zeit lang für gute Kohle eine Marke repräsentieren, ehe sie von einem unzufriedenen Aufsichtsrat gegen gute Abfindungssummen abberufen werden, um sofort bei der Konkurrenz einzusteigen? Oder etwas, von dem gewisse Schichten in unserer Gesellschaft mehr profitieren als andere Schichten?

Donnerstag, 17. November 2016

Beobachtungen zum Heraufdämmern eines Populismus

Ich stehe an der Seitenauslinie und beobachte eine Entwicklung: Ganze Gegenden und Regionen werden abgehängt, Krankenhäuser, Banken, Gerichte, Arztstandorte werden geschlossen, Verwaltungseinheiten „rationalisiert“ und neu organisiert oder „gestrafft“. Es wird sich neu aufgestellt nach Kriterien, die keiner erklärt. Die Wirtschaft macht Profit, wie vom System vorgesehen und politisch gewollt. Sie spielt mit und übt (ihren) Einfluss aus. Betriebe, Firmen, Unternehmen, Konzerne. Behörden geben sich arrogant, fahren Doktortitel und Professoren auf, sie verfügen, beschließen, setzen durch, entscheiden einsame Beschlüsse, schieben Sachzwänge vor, sehen die Verantwortung bei anderen, verschanzen sich hinter juristischen Phrasen, die niemand versteht. Die Infrastruktur gewisser (vor allem ländlicher) Gebiete verfällt aber während dieser Zeit regelrecht,....
Ministerpräsidenten und politische Entscheidungsträger fahren mit riesigem Gefolge, mit Referenten, Sprecher, Polizei und Sicherheitsleuten in Kolonnen riesiger Limousinen vor und vorbei und vorüber, machen Termine zu Gesprächen aus, die sie sodann nicht einhalten. Sie blocken ab, beschwichtigen, wiegeln ab, nutzen die Lage (aus), versuchen, Stimmen zu gewinnen, Bürgerinitiativen zu beschwichtigen, sie demonstrieren Bürgernähe und „Stallgeruch“, sie stellen das dar, sie simulieren, sie lächeln in Kameras und geben Statements ab, sie sind bei „Events“ dabei, lassen sich Unterschriftenlisten unterbreiten oder vorlegen, sie schütteln Hände, lassen sich erklären, hören professionell zu und  „fischen ab“. Fahren wieder ab in Richtung ihrer Festungen, die sie vor allem Berlin und der nächsthöheren Hierarchiestufe zu erklären haben. Örtliche Vertreter der Parteien führen Gespräche, machen sich gemein, sind dabei, geben sich demokratisch und volksnah und – können offenbar doch nichts tun. Die Durchlässigkeit von Informationsebenen ist halt nicht ganz gewährleistet. Die Strukturen der scheinbaren „Alternativlosigkeit“ und der Sachzwänge sind scheinbar stärker. Ignoranz und Arroganz der Macht, auch wenn sie scheinbar nur auf Zeit verliehen ist, waltet und breitet sich aus, sie tötet ab, produziert Wut und Resignation.Abstände zwischen Lebenswelten werden größer. Anliegen werden zeredet in Gesprächen mit Nach- und Untergeordneten, mit lakaienhaft funktionierenden Untergeben des Apparats, der in sich aufgesaugt hat, sie verpuffen, prallen an staatlich wohlbestallter und pensionsgestützter Ignoranz ab. Die Verbindung der Kommunalvertreter oder Kommunalpolitiker „nach oben“ scheint nicht sehr von Einfluss geprägt zu sein. Vertreter von Bürgerinitiativen und Begehren der „Zivilgesellschaft“ sind hilflos. Mitglieder einer rechtsgerichteten Protestpartei nutzen die Lage der Unzufriedenheit aus, geben sich volksnah, nutzen die Lage mit allerlei populistischen Methoden, sind dabei, sind anwesend, wenn sich etwas regt und tut. Sie saugen ein Potential der Unzufriedenheit auf, sie absorbieren Stimmungen und nutzen sie für ihre Ansichten aus. Sie setzen sich für lokale und regionale Belange ein, sie sind bei Protestversammlungen gegen Schließungen und Verödungen der Infrastruktur dabei, sie sind dabei beim „Begehren“ und scheinen sich für direkte Demokratie einzusetzen und werben für ihre Partei. Sie formulieren in Reden mit steilen Thesen, wie sie die Lage einschätzen. Sie wiegeln auf und zentrieren den Protest, sie geben ihm Ausdruck, sie geben sich lebensnah heimatverbunden und gießen daraus volkstümliche Reden. So werden langsam Prozentzahlen, Einfluss und Macht daraus. So breitet sich Populismus aus. 

Mittwoch, 16. November 2016

Industrie 4.0

"Industrie 4.0": Das soll die 4. industrielle Revolution bedeuten. Technischer und gesellschaftlicher Wandel. Großzügiger Robotereinsatz, Internet der Dinge, industriemäßiger Einsatz von Künstlicher Intelligenz, automatische Fertigung. Wegfall von primitiven Arbeiten, aber auch von vergleichsweise anspruchsvoller Dienstleistung. Kurzum: der Wegfall von Millionen Jobs. Asiaten sollen da weit vorne sein, heißt es. In Japan soll Industrie 4.0 bereits schon zu großen Produktionsfortschritten geführt haben. Jetzt mitmachen, sonst droht eine Niederlage, so tönen die Unternehmensberater allenthalben. Es könnte eine Beschäftigungskrise von nie da gewesenem Ausmaß bedeuten. Wer werden die Gewinner sein, wer die Verlierer? Produktionsstätten modernisieren oder gleich neu bauen. Mitarbeiter neu qualifizieren oder gleich neu finden, "erfinden". Deutliche Reduzierung von Beschäftigten. Ob das eine Erhöhung der Produktivität der Wirtschaft bedeuten würde? Wem das wohl nützen würde? Den Unternehmen, klar. Aber auch einer ganzen Volkswirtschaft? Ob der Kuchen der Arbeit somit noch kleiner würde? Ob Arbeit an sich dann nicht vollkommen neu zu bewerten wäre? Ob nicht große soziale Spannungen zu erwarten sind, wenn immer weniger Leute scheinbar wichtige Vollzeitjobs haben und die anderen gar nichts oder "Prekäres"? Ob das nicht einen Einfluss auf die Rentenproblematik haben dürfte? Wenn immer weniger Leute immer mehr Güter herstellen. Ob man so etwas nicht als Steigerung der Produktivität bezeichnet? Für dieselbe Wirtschaftsleistung immer weniger Arbeitskräfte benötigen? Ob so etwas, auch noch in diesem krassen Ausmaß!, nicht helfen könnte, gewisse demografische Problem und damit zusammen hängende Rentenprobleme zu entschärfen? Fintech ersetzt jetzt schon angestammte Bankendienstleistung und lässt wohl nur die Spitze eines Eisbergs ahnen. Wie wird wohl die Legitimation der wenigen Arbeitsplatzbesitzer ausfallen? Wie werden sie es rechtfertigen vor den anderen, die nichts haben werden? Ob die Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen dadurch neu entfacht und vorwärts gebracht würde? Gewisse einflussreiche Kreise im Silicon Valley argumentieren schon genau damit als einer Selbstverständlichkeit. Welche Konsequenzen das wohl auf unseren Alltag hätte? Ob nicht Wert und Ziele wie „Selbstfindung“, „Selbstverwirklichung“, „karitative oder soziale Mitarbeit“ dadurch eine neue Bewertung erfahren würden? Ob nicht überhaupt unser Alltag und die damit verbundenen Lebenswelten neu strukturiert sein würden?

Dienstag, 15. November 2016

Obsoleszenz (3)

Obsoleszenz hat auf sehr direkte Weise mit dem Bestreben nach Profit zu tun, dem Hauptanliegen von Managern eines Produktes. Wenn ich die Qualität dieses Produkts langsam sinken lasse, wenn ich z.b. Kunststoff statt Metall verarbeiten lassen, was tendenziell billiger ist und auf diese Weise die Kosten senkt, so spare ich ein und senke die Qualität des Produkts, ohne dass es der Konsument merken kann. Der Wettbewerber macht natürlich genau dasselbe. Der Konsument müsste, um die Qualität eines Produkts halbwegs glaubhaft abschätzen zu können, Parameter wie „Betriebszeit bis zum möglichen Defekt“ kennen. Da er dies aber nicht tut, ist er den Mechanismen des gewollten Verfalls schutzlos ausgeliefert. Was ist ökonomische Logik dabei? Beispielsweise: ein gesättigter Markt. Wie kann ich den Profit anheben? Durch die schlechtere Verarbeitung von Produkten, durch die Einsparung bei den verarbeiteten Teilen, was eine unmerkliche Abwärtsspirale in Gang setzt, die zur Folge hat, dass Produkte immer schneller defekt sind und ersetzt werden müssen. Einzige Bedingung: der Kunde darf es nicht merken. Denn ansonsten würde er zur Konkurrenz wechseln, die dasselbe Spiel jedoch schon längst auch praktiziert. So können die nach außen (im „Markt“) sichtbaren Kosten gehalten werden und der Gewinn kann trotzdem gesteigert werden.  

Montag, 14. November 2016

Postfaktizismus und Protest

Ob dies ganze, von mir in vielen Blogs skizzierte Szenario etwas mit dem Zulauf zu „Protestparteien“ zu tun hat? Was soll man wählen, wenn man nicht einverstanden ist mit dem Filz der Parteien, die alles zu kontrollieren scheinen, was mit der Öffentlichkeit in dieser parlamentarischen Demokratie zu tun hat? Muss deshalb eine Sympathie für irgendwelche Dumpfbacken vorhanden sein, die sich als eine Art Schwamm dieses Protests gerieren und sein Potential in sich aufsaugen? Die mit rein emotionalen Gegebenheiten agieren? Also keineswegs „Body and Soul“? (was man wohl jetzt "postfaktisch" nennt!) Die die Wirklichkeit nach ihrem Belieben deuten und sich so an den nicht nur in den USA, sondern überall grassierenden Postfaktizismus anhängen? Diese Frage stellt sich leider in ganz Europa. Was wohl die Gründe dafür sind? Ob sich allmählich eine verkrustete und sehr auf Machterhalt bedachte Klasse in dieser Gesellschaft als „Elite“ aufspielt? Die soziologisch so bezeichnete vertikale Durchlässigkeit der Gesellschaft hat vielen Untersuchungen gemäß und auch vom Gefühl her gerade in Deutschland stark nachgelassen. Ob es eine Herrschaft der Unfähigen und Abzocker gibt? Wie wohl das globale Großkapital mit solchen Gegebenheiten umgeht? Ob hier Lebenswelten entstehen, die sich auf nichts anderes als auf Beziehungen, Abhängigkeiten, Macht und Geld gründen? Mit eigenen Bezüglichkeiten, mit Werthaltungen, mit einem speziell gezüchtetem Bewusstsein und einem Selbstverständnis, das von denen, die oft und bestenfalls zu puren Serviceleistern herabgewürdigt werden, viel zu oft mitgetragen wird. Ob dabei der alte amerikanische Traum eine Rolle spielt, man könne alles schaffen, wenn man es nur wolle? (wohin dies führt, war bei den jüngsten Wahlen zu bestaunen...) Wie wohl hierbei der oft missbrauchte Begriff „Leistung“ seine Rolle spielt? Ob auch dies eine gewisse Form und Phase des Neoliberalismus charakterisiert? Wer wohl etwas davon hat? Ja klar ist das in anderen Nationen noch viel viel schlimmer! Aber wollten wir ohnehin nicht etwas weiter sein? Fühlen wir uns nicht als Hort eines demokratischen Versprechens? In einer wohlbestallten Gesellschaft, die sich dauernd einredet, im "globalen Wettbewerb" besser zu sein?  

Sonntag, 13. November 2016

Fernsehdiskussionen

Ich wachte nachts auf, konnte nicht einschlafen. Lesen? Nein, zu müde.... Also eine TV-Sendung ansehen, die ich aufgezeichnet hatte. Ich wählte „Anne Will“ vom vorvergangenen Sonntag, eine Sendung, die sich offenbar mit der Zukunft unserer digitalen Welt befassen wollte. Da saßen die Lobbyisten und Propagandisten dieser digitalen Welt, tauschten Ansichten aus und waren sich sogar mit der frisch gebackenen SPD-Landesvorsitzenden einig: die digitale Welt wird kommen, egal, was sich tue. Arbeitswelt 4.0. olé! Wie ein Schicksal, wie eine Verdammnis wird sie über uns kommen. Es gilt nur, die sozialen Auswirkungen halbwegs abzumildern, sich anzupassen mit allem, was uns gerade noch so möglich ist. Dies (und nur dies!) sei der Fortschritt, so die Botschaft. An der Seite des Halbkreises saß Manfred Spitzer, jener Gehirnforscher aus Ulm, der es gelegentlich wagt, die Stimme gegen solche scheinbaren Zwangsläufigkeiten zu erheben und von der Gehirnforschung aus zu argumentieren. In der Mitte, wie immer, eine scheinbar souverän grinsende und selbstgefällig selbstzufriedene Moderatorin, die versuchte, das Gespräch in ihrem Sinne zu lenken. Alleine schon das gab einen Einblick in den TV-journalistischen Alltag: es gilt Kompetenz darzustellen, auch wenn sie gar nicht da ist. Was zählt, ist der Eindruck von Weltläufigkeit und einem Überblickertum, das "gewöhnlichen" Menschen weit überlegen ist. Von diesem Standpunkt aus gilt es, die richtigen Akzente zu setzen, Allgemeinverständlichkeiten herzustellen und ein Thema zu verfolgen, andere Menschen und Ansichten in die richtige Richtung zu lenken (was meist heißt, ihnen ins Wort zu fallen...). Die auf mich selbstgefällig wirkende Art, in der diese Dame regelmäßig agiert, ist mir schon oft etwas unangenehm aufgefallen. Aber soll's, solange die Quoten stimmen? So etwas werden die durch GEZ-Gebühren abgesicherten ARD-Hierarchen wohl gedacht haben. Nach einer durchaus längeren Zeit, in der Spitzer nicht zu Wort gekommen war (ob das die feine Art der Gesprächsführung ist?), verschaffte der sich selbst das Wort und warf seinem Gegenüber unter anderem „Ahnungslosigkeit“ vor. Dies wollte der nicht auf sich sitzen lassen und warf Spitzer nun wieder überlegen grinsend „schlechte Manieren“ vor, worauf ihm der FDP-Vorsitzende lässig assistierte. Anschließend wurde in einer seltenen Einigkeit über Spitzer hergefallen, die diesen sichtlich erboste. Was hier aufeinander prallte, waren Vertreter verschiedener Weltsichten, die sich gegenseitig Ignoranz vorwarfen, weil sie sich keinen Schritt weit auf jemanden anderen einlassen konnten oder wollten. Dies ist in Talkshows so üblich und nichts Erwähnenswertes. In diesem Falle war es der nach meiner Einschätzung aber völlig inkompetenten Gesprächsführung geschuldet, die von vornherein und gut erkennbar eine bestimmte Meinung darstellen lassen wollte, während sie andere Ansichten für abseitig hielt. Ob nun Spitzer recht oder unrecht hat, ob er gute oder schlechte Manieren ausstrahlte, mag dahingestellt sein. Ihn aber über dermaßen lange Zeit mehr oder weniger ruhig zu stellen und nicht zu Wort kommen zu lassen, entspricht meiner Meinung nach nicht einer kompetenten Gesprächsführung und verrät einen Mangel an Empathie, der beachtlich ist. Wie es auch laufen kann, zeigte der Auftritt einer vollverschleierten Dame in der darauf folgenden Woche, die sich so ausführlich so artikulieren konnte, dass dies anschließend ein sehr beachtliches öffentliches Echo fand. Dies mag wohl der Hauptzweck dieses Auftritts gewesen sein und mag die Will-Redaktion genauso wie die durch die Schleier-Dame vertretenen Kräfte befriedigt haben. Die Hauptfrage aber ist doch: ist die sogenannte Digitalisierung etwas, was über einen wie ein Schicksal hereinbricht, - oder ist es erlaubt, die eine oder andere kritische Frage dazu zu stellen, die eine oder andere Einwendung dazu zu haben? 

Samstag, 12. November 2016

Kritik

Ich stelle etwas fest, was mich dann doch stark verwundert. Wer es wagt, die „Eliten“ zu kritisieren, wer etwas gegen sie und ihre Legitimationen hat, wird sofort in eine rassistische und totalitäre Ecke gestellt. Ob das der Weg einer wehrhaften Demokratie ist, oder ob sich „Eliten“ mit all ihrer Power damit vor Kritik schützen wollen? Enttäuscht zu sein von den „etablierten Parteien“ ist nicht mehr in, - so die Suggestion. Kritik lohnt sich nicht und schadet nur der Demokratie. Die Frage erhebt sich, welche Rolle wohl Kritik in einer Demokratie spielt. Welche Rolle sie überhaupt in der Fortentwicklung und Dynamik einer Gesellschaft spielen kann. Gibt es einen Käfig, der „political correctness“ heißt? Wer bestimmt seine Inhalte? „Eliten“? Welche? Wer immer herunter bügeln, öffentlich in seinem Sinne bearbeiten oder moderieren will, der steht eines Tages vor einem Scherbenhaufen: aktuelle Beispiele gibt es genügend. Doch was bei einer öffentlichen Erregung heraus kommen kann, das zeigt die aktuelle Entwicklung auch und ist hochgradig erschreckend.  

Freitag, 11. November 2016

Eine deutsche Partei

Da ist eine deutsche Partei, die einst auf der außerparlamentarischen Opposition fußte und dabei nicht mit zimperlichen Mitteln hantierte. Sie gibt sich heute extrem staatstragend und glaubt, mittels ihrer Repräsentanten Respekt und „seriöse“ Umgangsformen einklagen zu können. Sie gehört offenbar mittlerweile voll zum früher heftig kritisierten Establishment. Vom einen Extrem ins andere, so möchte man beklagen. Wäre doch soooo radikal nicht nötig gewesen. Alles, was nicht ihrer Meinung entspricht, wird derzeit ausgegrenzt und allzu gerne den „Nazis“ oder dem Begriff „rassistisch“ zugeordnet. Von Basisdemokratie und Mitbestimmung des Volkes (früher eines ihrer wichtigsten Anliegen) ist sowieso kaum mehr die Rede, eher von einer möglichen Koalition mit dem einstigen, heftig bekämpften Mitbewerber, der das Volk auch schon mal mit der Polizei und Wasserwerfern bekämpfen lässt. Da ich in der Gegend von Stuttgart wohne, kann ich hier auf einschlägige Erfahrungen verweisen. Ansonsten scheint dieser "Wettbewerber" als einzige Fraktion des Bundestags, die sich keinerlei Gedanken um plebiszitäre Elemente im Grundgesetz zu machen scheint, der Meinung "Vox populi, vox Rindvieh" zu sein (ich muss "scheint" schreiben, aus juristischen Gründen). Einstige wichtige Entscheidungsträger sind inzwischen Berater bei der Großindustrie und lassen sich es sehr sichtbar gutgehen. Währenddessen will ein politisch korrekt geschniegelter und gestylter Justizminister in Ausnahmefällen (Ausnahmen!, nun ja, die natürlich meist gewährt werden!) die Kinderehe von 16- bis 18jährigen Frauen zulassen. Ob das dann multikulturell political correct ist? Seine Partei findet das gut und korrekt. Hauptsache! Was „political correctness“ bedeutet, definiert vor allem eine gewisse selbst sich so erklärende und verklärende "Elite" (mitsamt dem feinen Justizminister), deren Angehörige hauptsächlich der "richtigen" Partei angehören sollen und dieser "richtigen" Meinung sein sollen. Was in deren Weltbild passt, soll gefälligst „korrekt“ sein, was abweicht, gilt als „unkorrekt“. Gerne wird auch „konstruktive“ Kritik eingefordert und ein sehr ernstes Gesicht dazu gemacht. 

Donnerstag, 10. November 2016

Obsoleszenz (2)

Was Obsoleszenz ist? Drucker gehen blitzschnell kaputt und sind nicht zu reparieren. Die Tonerkartuschen darin melden, sie seien leer. Lässt man das Gerät aufschrauben, so kann sich herausstellen, dass sie gar nicht leer sind und bei entsprechender Manipulation und Neueinstellung des dazu gehörigen Chips noch lange Dienst tun können. Zwei Drittel aller Flachbildschirme fallen irgendwann aus, weil Elcos kaputt gehen. Diese Teile sind sehr billig, aber in den Geräten oft auffällig falsch verbaut oder falsch dimensioniert, so dass sie in absehbarer Zeit kaputt gehen müssen....., - müssen? Ein Schelm, wer sich Böses dabei denkt. Beispiel Waschmaschinen: früher hat man sehr viel mit Stahl und Eisen hergestellt. Heute ist das oft aus Kunststoff, was die Haltedauer deutlich absenken kann. Ersatzteile sind meist sehr teuer oder von vornherein nicht zu beschaffen. Sie sind billiger klar, halten aber auch nicht lange. Spezialisten rechnen aus, was dies der Firma am Gewinn bringt. Handys? Smartphones? Akkus sind oft fest verklebt, so dass gar keine Alternative zum Neukauf bleibt. Auch werden gerne bizarre Schräubchen und Gewinde eingesetzt, die jede Reparatur von vornherein unterbindet. Erstaunlich auch Glühbirnen. Vom Bauprinzip her könnten sie ewig halten. Doch 1926 trafen sich die Vertreter der Herstellerfirmen und verabredeten, dass eine Glühbirne nicht mehr als 1000 Stunden halten solle, - was bis heute gilt, selbst unter den Bedingungen, die nach der EU-weiten Abschaffung der Glühbirne zugunsten einer meist Quecksilberhaltigen und deshalb schwierig zu entsorgenden „Energiesparlampe“ gelten. Wie man wohl so etwas nennt? Ob der Begriff „Kartell“ angemessen ist? Ob durch solche Verabredungen und Beeinflussungen von Haltbarkeit der Umsatz der Firmen angekurbelt werden soll?  Insbesondere der Gewinn? Wem das wohl nützt? Wer sind „die Konzerne“? Sind das Kapitalzusammenballungen, Organisationen, die sich zum Ziel gesetzt haben, möglichst viel Gewinn zum Nutzen ihrer Aktionäre zu machen? Ob Obsoleszenz öffentlich diskutiert wird? Welche Rolle dabei die EU spielt? Nichts Genaues weiß man dort nicht. Es gibt Grenzfälle. Abwiegelungen. Da sind Mutmaßungen, Indizienbeweise und Ähnliches. Die Entscheider mauern gewaltig. Es wird nichts zugegeben und alles bestritten, was Obsoleszenz angeht.