Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 6. Dezember 2016

Sinn und Gott

Stiftet Gott Sinn? Ja, weil allem in der Welt die geistige Wirklichkeit Gottes zugrunde liegt. Gott ist die alles bestimmende Wirklichkeit. Hier ist der Urgrund der Wirklichkeit von vornherein etwas Sinnvolles, was als solches nachvollzogen werden kann. Das ist ein anderer Ausgangspunkt, als wenn man sagt: es gibt da diese Elementarteilchen, und nach ihrem Zusammenwirken in sinnlosen Gesetzen entsteht alles. Diese sinnlose Entstehungsgeschichte hat mit uns eine Verbindung, weil wir alles in allem dann sinnfreie Zufallsprodukte einer Materie sind. Dem gegenüber steht die Auffassung, dass der Gottesgedanke ein vernünftiger Gedanke ist, den man ernst nehmen kann. Man braucht dazu nicht die Vorstellung, dass der Gottesgedanke vernünftig zu beweisen sei. Es kann dann sehr aufbauend und tröstlich sein, nicht zu der Position greifen zu müssen, dass alles nur sinnfreie Materie sei. Es kann aber auch sehr aufbauend und tröstlich sein, sich vorzustellen, dass eh alles sinnlos sei. Albert Camus sagte in seinem Mythos des Sysiphos, dass der Gläubige eigentlich feige sei. Er erkenne nicht an, dass es darum geht, einen Stein nach oben zu stemmen, der postwendend wieder nach unten rollt. 
Von Feigheit könnte er aber nur dann schreiben, wenn schon von vornherein klar wäre, dass alles sinnlos sei. Dann wäre der Gläubige ein Traumtänzer, der den Realitäten nicht ins Auge blicken will. Dann müsste man vor den Atheisten den Hut ziehen, weil sie die einzigen wären, die ihrem Leben einen Sinn abzutrotzen imstande wären, in einer Welt, die sinnlos und absurd ist. 

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