Ja wie? Es gebe keine Veränderung des Abstands
zwischen Arm und Reich, behaupten interessierte Kreise und führen
dazu regelmäßig scheinbar objektiv belastbare Statistiken ins Feld.
Ob uns da nicht eine Skepsis angesichts dieser Wissenschaftshörigkeit
befällt? Ist Wissenschaft etwas beliebiges? Ist sie Interessen
ausgesetzt, ja gelegentlich davon sogar beeinflusst? Kann das sein?
Darf das sein? Ob gewisse „wissenschaftliche“ Aussagen nicht
regelmäßig gekauft sind, ob „die Wissenschaft“ nicht auch
korrupte Seiten hat? Theorie und Empirie, ein schwieriges Verhältnis?
Ob ein statistischer Durchschnittswert auch gelebt
wird? Das primitive und sehr anschauliche Beispiel dazu lautet:
jemand hat ein Einkommen von 1000 Euro. Ein anderer hat 1 Euro. Über
5 Jahre hinweg hat die erste Person einen Einkommenszuwachs von 10
Euro, verdient nun also 1010 Euro. Das Einkommen der ersten Person
stagniert in diesem Zeitraum und bleibt gleich. Rein statistisch ist
es diesen beiden Personen dann besser gegangen, ihr Einkommen hat
sich erhöht. Blöd nur, dass dies ausschließlich für eine der
beiden Personen zutrifft, für die andere nicht. Ob sich's ähnlich
mit der Einkommensverteilung in Europa, insbesondere in Deutschland
verhält? Neulich musste die Nürnberger Tafel ihren Dienst wegen
Überlastung einstellen. Im öffentlichen Fernsehen kam ein kurzes
Interview dazu, in dem eine verantwortliche Person die Entwicklung zu
kennzeichnen versuchte. Man habe, so diese Person, mit ein paar
hundert (die genaue Zahl wurde genannt) zu betreuenden Personen
begonnen. Mittlerweile sei man bei 18 000 (aus der Erinnerung
genannt) und würde diesen Zuwachs einfach nicht mehr bewältigen. Ob
so etwas einen Seitenblick wert ist? Ob dies einen Aussagewert über
die reine Stichprobe hinaus hat? Ob es ein Auseinanderdriften
bedeutet? Ob wir eine immer extremer werdende Kluft zwischen Arm und
Reich haben? Ob auch dies jenen Populismus produziert, der jetzt
parlamentarische Demokratien auf der ganzen Welt bedroht? Wenn sich
auf der einen Seite irre Reichtümer häufen und andere von Monat zu
Monat, von Woche zu Woche, von Tag zu Tag kämpfen müssen, um mit
ihren Einkommen auch nur die wesentlichsten Ausgaben bestreiten zu
können. Sparen bei Strom und Ernährung: ob angesichts dessen das
Label „Bio“ ein bisschen allzu leicht zu propagieren ist?
Tatsache ist, das man sich selbst dieses fragwürdige Logo „Bio“
leisten können muss. Es bedeutet ja meist eine Mehrausgabe, die
selbst beim sparsamsten Kurs nicht von den anderen Ausgaben
abgezwackt werden kann. Da ist es womöglich leicht, locker vom
Verschieben von Prioritäten zu schwadronieren. Urlaub, ein Luxusgut?
Für die einen Bestandteil des Alltags, für die anderen
unerreichbarer Luxus. Ob das Zeichen sind, Signaturen, oder ob es
rein zufällig wahrgenommene Dinge sind, die keineswegs zu
verallgemeinern und ins noble Reich der Wissenschaft zu heben sind?
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