Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Unterwerfungstabu

Sich aus selbst gewähltem Entschluss da rein finden, in Abhängigkeiten, in ein Abhängigkeitsverhältnis, ausgeliefert sein, sich unterwerfen an eine(n) Tonangeber(in), in und an inferiore Positionen, das scheint für viele Menschen etwas Reizvolles zu sein. „Ihr“ oder „Ihm“ partout gefallen wollen? Ob's damit alltäglich anfängt? Ich höre den Satz „Ich habe es mir ja selbst ausgewählt“. Das hat große Ähnlichkeit mit einem Masochismus, dem ja nicht nur viele Mächtige dieser Gesellschaft frönen sollen. Auch die Popmusik ist voll davon. Sich mal unter kontrollierten Bedingungen so richtig auspeitschen lassen, wenn man ansonsten unter unkontrollierten realen Bedingungen immer Untergebene zusammenscheißt: Das hat etwas. Etwas Ausgleichendes und Entspannendes, das gerne mal ans Sexuelle gekoppelt wird, wofür man natürlich nichts kann, sondern nur die Gesellschaft. Die ist überhaupt an allem schuld, wobei man „schuld“ in der Psychiatrie nicht sagen darf. Mit der Verantwortung soll es ja auch so eine Sache sein. Ich stehe vis-avis und staune. Jeder, wie er will, so denke ich und mache mir noch ein paar Gedanken mehr. Jegliche Orientierung, jede Selbstbestimmung an andere abgeben: so hat ja auch mal der Nationalsozialismus funktioniert. Der, der oben war, war der Führer. Unkontrolliert, unumschränkt, total. Es scheint ein sozialer Mechanismus zu sein, das auf einem Bedürfnis fußt, über das man korrekterweise nicht sprechen darf. So etwas könnte man auch „Tabu“ nennen. Aber es soll kein Spiel gewesen sein. 

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