Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 17. November 2016

Beobachtungen zum Heraufdämmern eines Populismus

Ich stehe an der Seitenauslinie und beobachte eine Entwicklung: Ganze Gegenden und Regionen werden abgehängt, Krankenhäuser, Banken, Gerichte, Arztstandorte werden geschlossen, Verwaltungseinheiten „rationalisiert“ und neu organisiert oder „gestrafft“. Es wird sich neu aufgestellt nach Kriterien, die keiner erklärt. Die Wirtschaft macht Profit, wie vom System vorgesehen und politisch gewollt. Sie spielt mit und übt (ihren) Einfluss aus. Betriebe, Firmen, Unternehmen, Konzerne. Behörden geben sich arrogant, fahren Doktortitel und Professoren auf, sie verfügen, beschließen, setzen durch, entscheiden einsame Beschlüsse, schieben Sachzwänge vor, sehen die Verantwortung bei anderen, verschanzen sich hinter juristischen Phrasen, die niemand versteht. Die Infrastruktur gewisser (vor allem ländlicher) Gebiete verfällt aber während dieser Zeit regelrecht,....
Ministerpräsidenten und politische Entscheidungsträger fahren mit riesigem Gefolge, mit Referenten, Sprecher, Polizei und Sicherheitsleuten in Kolonnen riesiger Limousinen vor und vorbei und vorüber, machen Termine zu Gesprächen aus, die sie sodann nicht einhalten. Sie blocken ab, beschwichtigen, wiegeln ab, nutzen die Lage (aus), versuchen, Stimmen zu gewinnen, Bürgerinitiativen zu beschwichtigen, sie demonstrieren Bürgernähe und „Stallgeruch“, sie stellen das dar, sie simulieren, sie lächeln in Kameras und geben Statements ab, sie sind bei „Events“ dabei, lassen sich Unterschriftenlisten unterbreiten oder vorlegen, sie schütteln Hände, lassen sich erklären, hören professionell zu und  „fischen ab“. Fahren wieder ab in Richtung ihrer Festungen, die sie vor allem Berlin und der nächsthöheren Hierarchiestufe zu erklären haben. Örtliche Vertreter der Parteien führen Gespräche, machen sich gemein, sind dabei, geben sich demokratisch und volksnah und – können offenbar doch nichts tun. Die Durchlässigkeit von Informationsebenen ist halt nicht ganz gewährleistet. Die Strukturen der scheinbaren „Alternativlosigkeit“ und der Sachzwänge sind scheinbar stärker. Ignoranz und Arroganz der Macht, auch wenn sie scheinbar nur auf Zeit verliehen ist, waltet und breitet sich aus, sie tötet ab, produziert Wut und Resignation.Abstände zwischen Lebenswelten werden größer. Anliegen werden zeredet in Gesprächen mit Nach- und Untergeordneten, mit lakaienhaft funktionierenden Untergeben des Apparats, der in sich aufgesaugt hat, sie verpuffen, prallen an staatlich wohlbestallter und pensionsgestützter Ignoranz ab. Die Verbindung der Kommunalvertreter oder Kommunalpolitiker „nach oben“ scheint nicht sehr von Einfluss geprägt zu sein. Vertreter von Bürgerinitiativen und Begehren der „Zivilgesellschaft“ sind hilflos. Mitglieder einer rechtsgerichteten Protestpartei nutzen die Lage der Unzufriedenheit aus, geben sich volksnah, nutzen die Lage mit allerlei populistischen Methoden, sind dabei, sind anwesend, wenn sich etwas regt und tut. Sie saugen ein Potential der Unzufriedenheit auf, sie absorbieren Stimmungen und nutzen sie für ihre Ansichten aus. Sie setzen sich für lokale und regionale Belange ein, sie sind bei Protestversammlungen gegen Schließungen und Verödungen der Infrastruktur dabei, sie sind dabei beim „Begehren“ und scheinen sich für direkte Demokratie einzusetzen und werben für ihre Partei. Sie formulieren in Reden mit steilen Thesen, wie sie die Lage einschätzen. Sie wiegeln auf und zentrieren den Protest, sie geben ihm Ausdruck, sie geben sich lebensnah heimatverbunden und gießen daraus volkstümliche Reden. So werden langsam Prozentzahlen, Einfluss und Macht daraus. So breitet sich Populismus aus. 

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