Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 19. November 2016

Beobachtungen zum Heraufdämmern eines Populismus (2)

Was mich an den „Eliten“ und „Entscheidern“ in diesem Staat stört? Ich soll endlich konkret werden? Nur ein paar Beispiele seien genannt, der Alltag sei dabei einbezogen: Die Arroganz von staatlichen Behörden, deren Trägheit aber mit entsprechenden Zuwendungen an die richtige Partei durchaus leicht behoben werden kann. Die vielen Projektentwickler und „Berater“, die sich der Staat angelacht hat und denen er schon aus Vertrauen in die freie Marktwirtschaft (als offiziell ausgegebene Idiologie) glauben will. Die vielen Beamten, die offiziell derselben Beratungsfunktion nachgehen, sehen wohl weitgehend unbeschäftigt dabei zu. Die Verkehrsbehörden, die es darauf abgesehen haben, möglichst viel Geld per Bußgelder zu kassieren, die dafür regelrechte Fangschaltungen (leider kaum vor Kindergärten oder Schulen) installieren, und die auf Kosten ihrer Bürger damit ihren öffentlichen Haushalten nachhelfen wollen. Die schamlose Unverblümtheit, mit der Lobbyisten aller Couleur mittlerweile auf Abgeordnete oft sogar finanziell unterfütterten Einfluss ausüben. Wie sie an Gesetzen nicht nur mitschreiben, sondern wie sie sie selbst verfassen und nur noch „absegnen“ lassen. Ein gewisses Maß dessen sei toleriert, darüber scheinen wir inzwischen aber weit hinaus zu sein. Schleichend unbemerkt und langsam in Gehirne einsickernd scheint sich hier etwas verändert zu haben, was Grenzen überschritten hat und nicht mehr mit Akzeptanz rechnen kann. Mich stört, wie der Staat mit den Pensionen seiner mittleren und Spitzenbeamten umgeht: ihre nach gelegentlich extrem kurzer „Dienstzeit“ kassierten Pensionen übersteigen die durchschnittlichen Rentenbezüge um ein Vielfaches, eröffnen exklusive Lebensperspektiven. Die Verschwendung in den öffentlichen Haushalten (ein Blick in das „Schwarzbuch“ genügt als Beleg), während gleichzeitig der sogenannte „Sparzwang“ Kommunen und öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Altenpflege, Gesundheitsversorgung oder Schwimmbäder geiselt. Das unwürdige und von den Medien gierig verfolgte Geschachere zwischen Bund, Länder und Gemeinden, die sich gleichzeitig und letztenendes ja doch wohl aus dem selben Topf bedienen. Von den öffentlichen Medien beglaubigt und bekräftigt, scheint solches Geschachere inzwischen Hauptbeschäftigung gewisser Organe und Gremien zu sein. Zusätzliche EU-Gelder wirken oft verschärfend. Der Einfluss der Lobby scheint hier auch beständig größer geworden zu sein, der ehemalige Kommissionschef Barroso wechselt ohne jede Scham nach seinem „Abtritt“ als Kommissionsboss zur amerikanischen Großbank Goldman Sachs, von der unter anderem der EZB-Boss Draghi ja sowieso gekommen ist. Das Beiseiteschaffen von Geldern der Mächtigen und Reichen in Steueroasen, gegen die jedenfalls öffentlich sichtbar oder wirksam kaum vorgegangen wird. Erinnert sich noch jemand an die „Panama Papers“? In Jahresrückblicken wird es noch einmal auftauchen. Danach wird das Thema nach ausgelebter Empörung und Wut erst mal untergehen. Die Aufmerksamkeitsspanne reicht nicht aus und wird geflutet. Welche Namen dabei wohl eine Rolle spielten? Schon vergessen. Das völlig ungenierte Protegieren der Automobilwirtschaft, deren Verbrauchs- oder Abgaswerte geschönt oder von vornherein verschwiegen werden. Dass offenbar solche Vorgänge von öffentlichen Stellen und Funktionsträgern völlig schamlos und mit dem ständig vorgebrachten Arbeitsplatzargument gedeckt werden. Das „Gesundheitsargument“ scheint dabei keine Rolle zu spielen. Interwiews oder überhaupt: jegliches öffentliches Informationsbegehren, das nicht gelent ist, geformt, in Bahnen geleitet,  wird schamlos blockiert. Wachstum um jeden Preis scheint die ausgegebene Doktrin. Das Primat des Ökonomischen, und sei es noch so sinnlos, scheint das herrschende Dogma zu sein, das alles andere gnadenlos und unbarmherzig verdrängt. Den jeweils Anderen mit allen Mitteln übers Ohr zu hauen, diese Maxime schafft ein ganz bestimmtes soziales Klima, das nicht nur mir nicht behagt. 

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