Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 26. Dezember 2016

Nachruf auf Personen

Scheise, jetzt ist auch noch George Michael gestorben! Ein Gesicht, eine Person, die uns getroffen hat, die in unseren Alltag gekommen ist, die sich hinein geschlichen hat, mit kitschigem Zeugs, aber auch mit der großen und manchmal waghalsigen Inszenierung seiner Person. Der Popsänger war 53. Erst? Aber das ist „nur“ das Individuelle. Dies Individuelle scheint ja auszusterben, keineswegs nur im Bereich der Popmusik. Einzelne Charakter haben keine Chance mehr. Auf allen Gebieten. An ihre Stelle sind Kollektive getreten, Think Tanks, Konzerne, Verbände mit ihren Vertretern, Medienagenten der Agenturen, aus denen heraus Meinungen geäußert werden, die aber keine Wagnisse hervor bringen, umgrenzte Verhaltensmuster, auf Personen gerichtete Ideen. Was gilt ist die verkaufsträchtige Idee. Es soll hier kein Loblied auf George Michael gesungen werden, der ja auch ein Meister des merkantilen Abgreifens solcher Emotionen war (erinnert werden soll nur an den jüngst wieder oft gespielten Wham-Song „Last Christmas“. Jetzt ist das wirklich seine „Last Christmas“ geworden.) 2016 war ein furchtbares Jahr, so höre ich allerorten den gängigen Klischees entsprechend. Doch es ist zu befürchten, dass 2017 nicht besser wird. Und ist nicht vor kurzem auch noch Rick Parfitt gestorben, jener blonde Dauer-Gitarrist von Status Quo? Wie oft hat er uns musikalisch abgeschrubbt? Sie gehen alle, in Aleppo sind sie namenlos gestorben, hierzulande haben sie sich in Prominenz gesonnt. Je her die Welt grauer und anonymer wird, desto verspannter und verzweifelter werden die Ersatzgesichter gesucht. Auf allen Gebieten ist die Suche nach Identität und Personalisierung angesagt, die Institution des It-Girls feiert Urständ und die D-Prominenten rücken mit Geschwafel nach vorne. Fußballspieler gewinnen Namen mit Gesichtern, um dann mit Kohle überschüttet zu werden, die viele dann auch noch in Steueroasen verfrachten oder mit seltsamen Beratern durchbringen. Ratgeber aller Kanäle weisen den Weg zur Selbstverwirklichung. Coaches sind in, Berater sowieso. Orientierungssuche ist angesagt. Das RTL-“Dschungelcamp“ wird uns bald wieder mit ein paar heruntergekommenen Figuren überraschen, die im medialen Ausgeliefertsein menschliche Züge gewinnen sollen. Das ist die neue Realität, die sich im Jahr 2017 genau in diesen Zügen wohl noch verstärken wird. Wüste ist angesagt, graues Machen und Tun, ungewisse Zuordnungen. Von Menschen als gestylten Gegenständen.   

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