Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Montag, 5. Dezember 2016
Schwarmintelligenz (1)
„Bat out of Hell“ sang einst Meat Loaf, es war
der Titel eines ganzen Albums, das seinen Mythos begründete. Wer?
Meat Loaf? Nie gehört. Macht nichts. Wir waren in den Carlsbad
Caverns in New Mexico, einem Ort mitten in der Wüste, mit einer
Höhle, einem Schlund, einem Amphitheater und der Zufahrt dazu. Die
Fledermäuse kamen gegen die Abendstunde, nachdem wir davor sitzend
noch eine sehr anschauliche Einführung, ein Tutorial mitgemacht hatten. Zuerst ein
paar Exemplare nur, dann immer mehr. Wir staunten. Und ich versuchte später,
mich noch genauer zu informieren. Es war ein großartiges Beispiel
für die heutzutage so viel gepriesene „Schwarmintelligenz“.
Viele, ja manchmal Millionen von Fledermäusen, verlassen abends ihren
Schlafplatz in der Höhle. Sie fliegen scheinbar wild umher. Der Eindruck täuscht,
in Wirklichkeit sind sie wie in einem großen Organismus aufeinander
bezogen und sehr wohl organisiert. Sie wissen immer, wo ihre Nachbarn
sind und nach menschlichen Maßstäben unterhalten sie sich bei ihrem
Ausflug über alles Mögliche. Manchmal greift ein Raubvogel den Schwarm an, auf der Suche
nach einer scheinbar leichten Beute. Doch die Fledermäuse agieren
dermaßen gut abgestimmt untereinander, gehen in dieser Organisation
geradezu auf, so dass es sehr schwierig für einen Raubvogel wird-
Lediglich die ausscherenden Fledermäuse, die Einzelgänger, die
Außenseiter und nicht mit der Masse Abgestimmten, dürften ein
lohnendes Ziel für sie abgeben. Plötzliche, gut abgestimmte und auf
den sehr schnellen Austausch von Informationen beruhende
Richtungswechsel des Schwarms verwirren die Angreifer. Die älteren,
weiblichen Tiere sind Kundschafter und verlassen die Höhle zuerst.
Dann folgen die Jungtiere. Die Spirale dreht sich immer in dieselbe
Richtung, wobei Informationen aller Art ausgetauscht werden. Auch
werden dabei Entscheidungen über die Route getroffen, basierend auf
den Erfahrungen der Nacht davor. Dabei entsteht eine
„Schwarmintelligenz“, die auf die einzelnen Individuen übergehen
soll. Gerne wird jetzt eine Analogie zum Internet und dem dabei
praktizierten Schwarmverhalten von Menschen gezogen. Schwarmverhalten
soll das Verhalten der Vielen sein, die nach einfachen Regeln
handeln. Auch Stichworte wie „Selbstorganisation“ dürften damit
zusammen hängen. Es gilt, das kollektive Gedächtnis und die
Überlegung eines Kollektivs erstehen zu lassen, die Vielen sollen
sich zu einem einzigen Körper, zu dem Einen vereinen, das über den
Individuen steht.
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