Mein naher Verwandter kommt zusätzlich zu seinen Schmerzen
schwer ins Grübeln und wir unterhalten uns, was da zu tun sei. Er
erwartet immerhin noch Besuch von Heim-Entscheidungsträgern, den er
ausgemacht habe und auf den er gewisse Hoffnungen setzt. Doch was nicht geschieht (ich hatte es befürchtet),
war dieser Besuch. Niemand kommt. Niemand aus dem Entscheidergremium fragt auch nur, wie es ihm
gehe. Es scheint also als normal hingenommen zu werden, dass alte
Menschen Schmerzen haben, ohne dass ihnen geholfen wird. Im
Extremfall könnten sie sogar sterben. Wird dagegen protestiert (ich habe da eigene Erfahrungen), so
wird das mit allgemeinen Floskeln („ich komme demnächst bei Ihnen
vorbei und dann besprechen wir das....“) und Rhetorikphrasen abgetan. Zusätzlich ist man als Störenfried und Quertreiber abqualifiziert. Deutlich wird für mich erkennbar, dass da ein bestimmter Geist vorherrscht: Dich alten Menschen brauchen
wir nicht, es stehen ja so viele andere bereits parat, die gerne löhnen werden. Du bist
austauschbar und eigentlich nur einer, bei denen es uns ums Geld
geht. Ökonomie. Wettbewerb. Markt. Mein Vater ist in einem Heim, das von einem privaten
Unternehmen getragen wird. Ich aber denke, dass es bei anderen Heimen nicht besser wäre. Alles eine Frage des Preises....
Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Mittwoch, 29. Mai 2019
Alterspflege
Wie geht denn das?
Resignation könnte sich breitmachen, wenn ich registrieren muss,
dass mein naher Verwandter im Altersheim samstags schwere Schmerzen hat, er das
seinen Pflegerinnen und Pflegern bzw. der Station meldet und dann
nichts geschieht. Gar nichts. Er drückt rote Knöpfe. Er hat die Auskunft „Der
Bereitschaftsarzt sei unterwegs". Als ich eintreffe, um ihm
Schmerzmittel zu bringen („die geben mir nichts“), werde ich bei
meiner Frage, wann denn der Bereitschaftsarzt komme, im
Stationszimmer empört angemacht: „Wir geben nichts ohne Medikation!“.
Medikation könnte so etwas wie ärztliche Verschreibung bedeuten.
Klaro. Kenne ich, weiß ich. Doch das eine setzt das andere voraus: Wenn kein Arzt kommt (am
Dienstagmorgen schließlich kommt der privat und zusätzlich alarmierte Hausarzt zu ihm...), kann es auch
keine Medikation geben. Es ist kein Arzt da, der eine Medikation
geben könnte.
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