Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 12. Mai 2019

Nachdenken über Wachstum

Es wird uns immer wieder erzählt, dass unser Wirtschaftssystem auf Wachstum basiere. Deshalb müssen die Menschen immer mehr kaufen und verbrauchen und es wird nahezu unmöglich, gleichzeitig mehr und weniger zu verbrauchen. Ob wir deshalb unser Wirtschaftsmodell überdenken sollten? Es stellt sich doch die Frage, wie wir den viel beschworenen „Wohlstand“ schaffen und den Menschen Arbeit geben können, ohne auf ständiges Wachstum angewiesen zu sein und so die Erde zu zerstören? Was ich neulich in einem Film gesehen habe: Ein Unternehmen in der Region von Frankreich, in der die höchste Arbeitslosigkeit herrscht. Ein kapitalistisches Unternehmen zu Beginn dieses Jahrhunderts sei infiziert von der Finanzierung des Kapitalismus, so erfuhr ich da und staunte ob solch großer Eindeutigkeit. Das heißt, dass es oberste Priorität sei, dass die Aktionäre Gewinn machen. Gleichzeitig lebten in Frankreich etwa 10 Mio Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Ob dies ethisch vereinbar sei, so erhob sich nicht nur an dieser Stelle die Frage. Man könne das Gummiband also an dieser Stelle immer weiter auseinander ziehen und sehen, ob und wann es reißt. Hier nun wurde das Unternehmen vorgeführt. Der Einkommensunterschied zwischen den sogenannten Führungskräften ganz oben und den „einfachen“ Mitarbeitern sei im Verhältnis 1 : 4 gestaffelt, so war da zu erfahren. Im sonstigen Frankreich wäre aber dies Verhältnis 1 : 100. Die Anteilseigner erhielten keinerlei Dividende, das Rendite würde automatisch in die Firma reinvestiert. Anstatt immer mehr zu produzieren, würde diese Firma daran arbeiten, Produktivität und Sicherheit zu erhöhen und dabei weniger Strom zu verbrauchen. Folge sei: weniger Stress und ein großer Gemeinschaftsgeist.Sie hätten ein Grundprinzip der alten Industrie überwunden, das so gehe: Rohstoffe abbauen, sie verändern, und dann damit das zu produzieren, was die jeweilige Firma wolle, um es dann teurer wieder zu verkaufen. (Man nennt das auch „Wertschöpfung“). Dies wird möglichst bald (--->Obsoleszenz“) Müll, der dann wieder weggeworfen/entsorgt wird. Die Folge sei eine Vermüllung des ganzen Planeten und sich erschöpfende Rohstoffe. Die Industrie von morgen mache das Gegenteil: Rohstoffe würden nicht abgebaut, sondern wiedergewonnen. Man verwende Rohstoff, verändere ihn mit Sonnenenergie, um einen Gegenstand daraus herzustellen, der unter anderem repariert werden könne, und bis zu dem Zeitpunkt haltbar sei, an dem sein Leben vorüber sei, um sodann in einen Kreislauf einzutreten („Recycling“) aus dem heraus er wieder verwendbar sein könne. Es gehe darum, weniger Rohstoffe zu verbrauchen und nicht immer mehr. Abfälle würden in dieser Firma systematisch gesammelt und dann verkauft.

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