Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 3. Mai 2019

Zeitgeistblüten

Wenn ich mir gewisse Sachen aus meiner CD-Sammlung anhöre, so muss ich mir konstatieren, dass sie eine gewisse depressive Stimmung ausdrücken, die nicht gerade Mut macht, die „runter zieht“. Das war früher auch so, hat aber niemanden derart gestört. Es war ein natürlicher Raum, in dem Experimente in jede Richtung grundsätzlich möglich waren. Auch in die scheinbar depressive Richtung. Man gestand sich ein, dass (ob richtig oder falsch, sei dahingestellt) angesichts des Zustands der Welt sich einem eine solche Haltung aufdrängte. Kann es sein, dass die Folien, die Wirklichkeit abbilden, seitdem auseinander driften, dass Unterhaltungen zunehmend eine gewisse Funktion übernommen hat, die da lautet „Unterhalten, ablenken, betäuben, Power pumpen, hinnehmen, optimieren“? Gewiss, es hat auch positive Veränderungen gegeben, die allerdings kaum reportiert werden. Ob sie aber einen Trend widerspiegeln? 5 % der Weltbevölkerung sollen (so las ich…) mehr als 50 % der Welt besitzen. Ich las jetzt, dass Scott Walker gestorben sei. Solche Leute passen nicht mehr in diese Landschaft. Er ist wohl rechtzeitig gegangen. Er ging dem Unmöglichen nach, dem Experimentellen, dem, das nicht durch Gewohnheiten abgesichert war. Er ließ seinen Möglichkeitssinn spielen. Er landete oft im Düsteren und Ungewissen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen