Alles scheint ruhig. Das deutsche Wahlvolk wählt
unter Umständen sogar – drastisch ausgedrückt - seine Schlachter
(anders als in England oder Frankreich, wo Wut öffentlich zum Ausdruck gebracht wird). Doch es ist dies auch die Folge
einer lange anhaltenden Erziehung, die auf Individualisierung und
Vereinzelung zielt - und dabei den Neoliberalismus im Sinn hat,
dessen Vertreter dazu neigen, alle Macht dem Markt übergeben zu
wollen und von ihm das Heil der Welt zu erwarten. Am Markt sollen immer Individuen teilnehmen. Unsinn!, so höre ich schon "Experten" murmeln.
Zum Beispiel
Arbeitslosigkeit: heute ist das eine Art persönlicher Makel und nicht die
Folge der Politik von Konzernen. Die herrschende Politik versucht, die Armen gegen diejenigen, die noch weniger haben, auszuspielen. Die Altersarmut droht aber überall (die
Anzeichen sind eindeutig und sind eine Folge von gewissen Beschäftigungsverhältnissen!), ja sie ist oft sogar schon da (fragt sich
nur, ab welcher statistischen Grenze das als solches wahrgenommen
wird), - und alle bleiben ruhig. Denn es soll sich lohnen und es soll
Spass machen, hier zu leben, wie eine Herrschende vollmundig
verkündet. Ist es wirklich so toll, auf etwas wie Altersarmut
zuzugehen? Folgendes Zahlenspiel: Ein Standardrentner ist jemand, der 45 Jahre lang ohne
Unterbrechung mit dem durchschnittlichen Arbeitseinkommen gearbeitet
hat (das liegt z. Zeit bei 3022 Euro pro Monat/Brutto). Dies würde
eine Rente von 1300 Euro brutto mit sich bringen, nach Abzügen netto
etwa 1100 Euro). Womöglich gibt es auch jetzt schon viele Menschen,
die mit ihrer Rente darunter liegen. Ob wir dadurch auf eine große
Altersarmut zulaufen? Ob das dem sogenannten „Leistungsgedanken“
förderlich ist? Ob die Schere zwischen Arm und Reich (wohlbestallte Renten oder im Falle von Beamten sind das fette Pensionen) auseinander geht? Ob die daran abzulesende zunehmende Ungleichheit noch zu leugnen ist? Ob sie bei den Wahlen Konsequenzen haben wird?
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