Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 9. August 2017

Tod und Zukunft

Ob der Tod in Zukunft nur noch ein eher technisches Problem sein wird, das seine Bedeutung verloren haben wird? In nicht allzu ferner Zukunft, so gewisse Wissenschaftler in Diensten einer Google-Tochterfirma, werden wir einen „Reset“-Knopf drücken können, der uns eine neue und jüngere biologische Leistungsfähigkeit verschafft. Auf diese Weise werden wir immer älter werden können. Wir haben ja ohnehin schon seit längerem ein neues Konzept des Todes entwickelt, das ihn zu einem technischen Problem werden lässt, anstatt ihm eine metaphysische oder heilige Qualität zuzusprechen. Viele Lyrik und Philoophie sah in dem Tod einen wesentlichen Teil des Lebens, der er ihm erst Bedeutung verlieh. Das fing schon bei den alten Ägyptern und seinen Pyramiden an, die eine Art kosmische Auffahrrampe ins Jenseits waren. Es geht über das Christentum und den Islam weiter. Die großen Weltreligionen kennzeichnen dieses Stadium. Sie beziehen ihre Bedeutung aus dem Tod und den Antworten, die sie zu diesem Thema geben. Ohne Leben nach dem Tod, ohne Himmel und Hölle gibt es beispielsweise kein Christentum. Der Tod ist grundlegend.
Doch in den letzten Jahrhunderten haben viele Weltsichten und Idiologien die Bedeutung des Todes vermindert, indem sie ihn einfach aus ihrer Betrachtung mit dem Argument „Wir wissen nichts darüber“ ausgeschlossen haben. Dahinter steht das technisch geprägte Bild, das besagt, dass Menschen nicht sterben, weil es einen diesbezüglichen „göttlichen“ Plan gibt, sondern dass sie an einem Schlaganfall sterben, der wiederum mit einem anderen technischen Problem zusammenhängt. Damit aber in Zukunft bei einer Quasi-Unsterblichkeit die ewige Wiederkehr Desselben (wie bei Nietzsche) keine Langeweile erzeugt, werden die Kreativität, unser Wissen und unsere Fähigkeiten eine größere Rolle spielen, dank Computern und technisch erweiterten Fertigkeiten. Wir werden virtuelle Umgebungen direkt erfahren können (dahingehend mögen die „Virtual-Reality-Brillen“ schon jetzt einen ersten Vorgeschmack geben). Wir werden ganz allgemein unsere emotionalen Fähigkeiten erweitern und andere Dinge erschließen, die das Leben lebenswert machen können. Das freilich wird zunächst nur den Reichen möglich sein, was neue Konflikte unter den Menschen herbeiführen wird. War in der Vergangenheit der Tod nämlich der große Gleichmacher, der Arm und Reich vereint, so wird sich dies womöglich ändern. Wer freilich einen Autounfall hat, oder in einem abstürzenden Flugzeug sitzt, wird wohl auch in Zukunft seine physische Vernichtung erleiden. Sich davor zu schützen, wird eine neue Angst und die darauf bauende Vorsorgeindustrie erzeugen.  

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