Ob der Tod in Zukunft nur
noch ein eher technisches Problem sein wird, das seine Bedeutung
verloren haben wird? In nicht allzu ferner Zukunft, so gewisse
Wissenschaftler in Diensten einer Google-Tochterfirma, werden wir
einen „Reset“-Knopf drücken können, der uns eine neue und
jüngere biologische Leistungsfähigkeit verschafft. Auf diese Weise
werden wir immer älter werden können. Wir haben ja ohnehin schon
seit längerem ein neues Konzept des Todes entwickelt, das ihn zu
einem technischen Problem werden lässt, anstatt ihm eine
metaphysische oder heilige Qualität zuzusprechen. Viele Lyrik und
Philoophie sah in dem Tod einen wesentlichen Teil des Lebens, der er
ihm erst Bedeutung verlieh. Das fing schon bei den alten Ägyptern
und seinen Pyramiden an, die eine Art kosmische Auffahrrampe ins
Jenseits waren. Es geht über das Christentum und den Islam weiter.
Die großen Weltreligionen kennzeichnen dieses Stadium. Sie beziehen
ihre Bedeutung aus dem Tod und den Antworten, die sie zu diesem Thema
geben. Ohne Leben nach dem Tod, ohne Himmel und Hölle gibt es
beispielsweise kein Christentum. Der Tod ist grundlegend.
Doch in den letzten
Jahrhunderten haben viele Weltsichten und Idiologien die Bedeutung
des Todes vermindert, indem sie ihn einfach aus ihrer Betrachtung mit
dem Argument „Wir wissen nichts darüber“ ausgeschlossen haben.
Dahinter steht das technisch geprägte Bild, das besagt, dass
Menschen nicht sterben, weil es einen diesbezüglichen „göttlichen“
Plan gibt, sondern dass sie an einem Schlaganfall sterben, der
wiederum mit einem anderen technischen Problem zusammenhängt. Damit
aber in Zukunft bei einer Quasi-Unsterblichkeit die ewige Wiederkehr
Desselben (wie bei Nietzsche) keine Langeweile erzeugt, werden die
Kreativität, unser Wissen und unsere Fähigkeiten eine größere
Rolle spielen, dank Computern und technisch erweiterten Fertigkeiten.
Wir werden virtuelle Umgebungen direkt erfahren können (dahingehend
mögen die „Virtual-Reality-Brillen“ schon jetzt einen ersten
Vorgeschmack geben). Wir werden ganz allgemein unsere emotionalen
Fähigkeiten erweitern und andere Dinge erschließen, die das Leben
lebenswert machen können. Das freilich wird zunächst nur den
Reichen möglich sein, was neue Konflikte unter den Menschen
herbeiführen wird. War in der Vergangenheit der Tod nämlich der
große Gleichmacher, der Arm und Reich vereint, so wird sich dies
womöglich ändern. Wer freilich einen Autounfall hat, oder in einem
abstürzenden Flugzeug sitzt, wird wohl auch in Zukunft seine
physische Vernichtung erleiden. Sich davor zu schützen, wird eine
neue Angst und die darauf bauende Vorsorgeindustrie erzeugen.
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