Es kommt mir so vor, als seien in den industriellen
Gesellschaften des „Westens“ in den letzten Jahren etliche Dinge
völlig aus dem Ruder gelaufen. Da ist mir zum Beispiel zuallererst
der Begriff „Optimierung“ suspekt. Er scheint mir nicht zu
berücksichtigen, dass viele Dinge auch ein Maß haben. Die
Optimierung des Profits eines bestimmten Konzerns kann mittelfristig eine Einbuße der Glaubwürdigkeit des gesamten
Systems bedeuten. System wäre in diesem Falle nicht nur der Staat, sondern
die gesamte Gesellschaft. Soche "Optimierungen" können für den einzelnen Menschen oft eine Rücksichtslosigkeit
bedeuten, die dem Ganzen schadet und dem einzelnen Konzern
kurzfristig nützt, indem sie seine Profite (kurzfristig) erhöht, für sich und seine Aktionäre.
Mittelfristig und für das Ganze der Gesellschaft funktioniert dies
nur so lange, wie die bei solchen "Optimierungsprozessen" anfallenden Unzufriedenen
„ruhig gestellt“ sind. Doch der Protest gegen die eigene
ökonomische Abschaffung und gegen Ausbeutung sucht sich in Demokratien ein Ventil. Das ist das
derzeitige Problem dieser Gesellschaft, das mit einer allgemeinen
Hinwendung zum Populismus und zu autoritären Strukturen umschrieben
werden kann. Die gerade hierzulande so gerne in Anspruch genommene
„Globalisierung“ wird von den Entscheidereliten wohl zu eng ökonomisch
verstanden und so den Massen verkauft.
Doch sie hat wohl auch allgemeine weltanschauliche
Komponenten. Das Bewusstsein einer Gesamtwelt, deren Ressourcen nicht
unendlich sind und deren Klimawandel ernsthaft bedroht, passt nicht
in die ökonomische Sicht einer Welt, die bisher vom allgemeinen und
keineswegs qualitativ eingeordneten Wachstum lebt. „Wachstum um
jeden Preis“ scheint der Wahlspruch, der aber so wohl nicht mehr
lange durchzuhalten sein wird. Dass sich zum Zeitpunkt des
Zusammenbruchs Vermögende und Milliardäre auf andere Planten
absetzen würden, ist eine Hoffnung, auf die ich trotz Musk oder
Branson nicht zu sehr vertrauen würde. Der Zusammenbruch könnte
nämlich auch nach deren und Silicon Valleys Fahrplan viel zu schnell
kommen. Selbstverständlich wird dann niemand für irgendetwas
verantwortlich sein. Die Globalisierung, das System und ähnliche Denkformen würden zur "Erklärung" heran gezogen..... Es wird dann heißen: „Rette sich, wer kann!“.
Halbwegs wirksame Versuche werden dann nur noch die Reichen starten
können, denn die soziale Polarisierung und Ausplünderung zum Wohle
dieser könnte zu diesem Zeitpunkt weit fortgeschritten sein. Es gibt
jetzt die Klasse der Menschen, die auch angesichts einer solchen Lage
auf die „Innovationskraft“ und „Risikobereitschaft“ der
Einzelnen setzen. Okay. Gut so. Ich gratuliere. Ein Optimismus, der
scheinbar allen nützt. Nur, was wäre, wenn es auch dazu längst zu
spät wäre, wenn einfach die Zeit dazu fehlen würde? Wenn uns die
Welle längst überspült hätte? Zweckoptimismus wäre dann ein Weg, der.......
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