Leider erfahre ich derzeit am eigenen Leibe und am
Beispiel einer engen Angehörigen, wie gut das von Deutschland gerne
so belobigte „beste Gesundheitssystem der Welt“ im Falle einer
sprungartig eintretenden und plötzlich sich verschlechternden Demenz ist. Beratung oder Beistand findet
kaum statt, die diesbezüglich eher sporadisch eingestreuten Mechanismen bestanden
eher darin, dass angehörigen Personen Listen von Alters- oder Pflegeheimen in die
Hand gedrückt wurden mit der damit verbundenen Empfehlung, diese ob eines festen oder auch kurzzeitigen Altenpflegeplatzes durchzutelefonieren (was oft in ungebührlicher Kürze geschehen soll....).
Man telefonierte tapfer: Natürlich hatte keines der laut Liste in
Betreff kommenden Heime im gewünschten Zeitrahmen Platz oder Angebot. Und überhaupt: alle sind überlastet und völlig am Ende oder gerade nicht erreichbar. Strange. Das sogenannte
„Pflegestärkungsgesetz“ der Bundesregierung hingegen verspricht
„Pflegekassen benennen feste Ansprechpartner, die Orientierung
bieten. Zudem erhalten Angehörige, sofern Pflegebedürftige dies
wünschen, einen Anspruch auf Pflegeberatung“. Ein Anruf bei der "zuständigen" Pflegekasse ergab wohl auch wegen meines verzweifelten und dadurch auch fast schon hysterischen Untertones nichts Konkretes, ein "Team" sei verantwortlich, was genau jener angesprochene und so benannte "feste Ansprechpartner" nicht ist. Hm, ob mir dies alles konkret
hätte nützen sollen? Wem? Und wo? Wer leistet diese im Gesetz genannte Pflegeberatung? An
wen soll man sich konkret wenden? Steht nicht im Gesetz. Und überhaupt: ich bin im Stress, so lange Zeit das Gesetz zu studieren kann ich mir in einer solchen Lage nicht leisten. Ich muss entscheiden, machen und tun, auftreten und vertreten. Informationen über den Gesundheitszustand der Pflegepatientin waren nur sehr schwer und nach mehrmaligen Protest zu gewinnen. Wow, kein Wunder, dass ich als hysterisch erscheine oder mich so bezeichnen lassen muss. Ich bin gezwungen, Veitstänze zu geben, obwohl ich das nicht will.
Über einen Umweg
und „Beziehungen“ kam man dann an ein Angebot in der Nähe des ursprünglichen Wohnsitzes der Pflegepatientin. Toll. Kaum zu glauben, dass dies klappen könnte. Also nichts wie hin und versuchen, alles fest zu machen. Von jemand aus der Verwaltung empfaangen, war man aufgefordert, solche oberwichtigen Dokumente wie Personalausweis und Ähnliches zu finden, was in der Kürze der Zeit oft ein Problem darstellen kann. Hier im Pflegeheim kippte dann eines folgenden morgens das "zuständige" Krankenhaus die zu Pflegende ab. Die
Heimleiterin rief nahezu ratlos bei mir an: sie hatte offenbar diesen frühen Zeitpunkt
auch nicht erwartet, so schnell und unerwartet hätte es - nach ihrer und meiner Einschätzung - auch nicht gehen sollen. Hm, aber ich hatte ja alles versucht, um den Zeitpunkt der tatsächlichen Entlassung in Erfahrung zu bringen, war von Pontius zu Pilatus gerannt. Aber dass ausgerechnet ich bei diesem Problem Rat gewähren sollte, entbehrt nicht einer gewissen Ironie,
hatte besonders ich Hysteriker doch im Krankenhaus mehrmals nachdrücklich versucht, den Zeitpunkt der „Überführung“ ins Heim in Erfahrung zu bringen. Natürlich vergeblich. Es
konnte und wollte einem niemand darüber Auskunft geben. Die übliche
und bis zum Erbrechen gehörte Floskel war „Wir sind nicht
zuständig“. Oder alternativ "Wir sind überlastet".
Ich wundere mich schon wieder, als ich nebenbei die schnurrbärtig begrinsten Verhandlungen im öffentlichen Dienst zur Kenntnis nehmen muss. Der deutsche Staat hatte noch nie so viel Geld wie jetzt und feilscht offenbar um jeden Cent bei jenen Abschlüssen, die wohl auch zumindest in Teilen die sogenannte und im Pflegestärkungsgesetz so gelobten "Pflegekräfte" betreffen. Aber es ist ja dann doch noch zu einem Abschluss gekommen. Alles gut? Ob dies einen Einfluss auf unsere Misere hat? Aus rechtlichen Gründen distanziere ich mich von sämtlichen Behauptungen, die in diesem Blog auftauchen.
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