Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 4. Februar 2017

Soziale Gerechtigkeit

Natürlich ist Deutschland nicht gerecht! So eine Binsenweisheit! SPD-Schulz scheint dies jetzt in einem Interview als große Entdeckung für den Wahlkampf nach außen gebracht zu haben und hofft damit wohl, weitere Wählerstimmen für sich zu fangen. Ob er das Land aber als Bundeskanzler gerechter machen kann, ist damit noch ziemlich ungewiss. Immerhin scheint sich seine Partei unter anderem mit den Hartz 4-Gesetzen und prominenten Politikern wie Schröder, Clement oder Steinbrück nicht unbedingt in diese Richtung bewegt zu haben. Dass viele Wähler offenbar in Ermangelung einer demokratischen Protestpartei gewillt sind, eine rechte Partei zu wählen, macht die Sache scheinbar verworren. Viele Stimmen aus diesem Potential zu gewinnen, scheint sich die SPD jetzt auch mit Hilfe von „potenten“ Werbeagenturen aufgemacht zu haben. Dabei soll wohl das Argument der sozialen Gerechtigkeit im Vordergrund stehen. Zu befürchten (noch nicht zu beweisen oder belegen!) ist aber, dass dies Thema mal wieder nur als Vorwand benutzt wird, um an möglichst viele Wählerstimmen zu kommen, die anschließend um so verzweifelter in die Legislaturperiode gehen könnten, weil die Masse der der prekären Arbeitsplätze keineswegs zurück geht, sondern ihre ohnehin schwachen und nicht von einer fetten Lobby bewehrten Stimmen im Triumphgeheul von fortwährend gemeldeten Arbeitslosenzahlen und wirtschaftlichen Erfolgszahlen untergehen. 
Die Frage der sozialen Gerechtigkeit kann sich aber nur darauf beziehen, wem dieser scheinbare Fortschritt nützt, wem es da so furchtbar viel besser geht und wer in dieser Gesellschaft davon profitiert. Auch die SPD feiert gerne wirtschaftliche Erfolgszahlen und hat mit den Werbereisen des von ihr gestellten Wirtschaftsministers viel dafür getan. Das Problem der sozialen Gerechtigkeit aber kann sich nur darauf beziehen, dass es in Deutschland nicht nur Arbeitgeber und Arbeitnehmer gibt, sondern eine dritte, weitgehend rechtlose Klasse, die sich von den beiden (!) anderen Klassen hin- und herschieben lassen muss. Das Problem ist, dass jener gesellschaftliche Mittelstand, der einst Deutschland nach dem Kriege nach vorne geholfen hatte, große Probleme hat und inzwischen deutlich schrumpft. Selbstverständlich lassen sich dagegen und dafür je nach politischer Ausrichtung Zahlen aufrufen, dies dies oder jenes scheinbar belegen. Die empirische Erfahrung, d.h. der Blick aus dem Fenster in andere Lebenswelten, scheint auch eine Quelle der Erkenntnis zu sein, die nicht unterschätzt werden sollte. Doch dies ist wohl auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen