Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Freitag, 10. Februar 2017
Latrine putzen
Ich habe heute meine Latrine geputzt, worüber mir
wieder jene Gedanken durch den Kopf gegangen sind, die mich immer bei
dieser Gelegenheit treffen. Zum ersten: ich bin stolz und froh, dies
durch alle Zeiten hindurch selbst erledigt zu haben. Den Dreck
weggemacht, den ich selbst erzeugt habe, nicht nur im Klo. Ich habe
mich nicht in das ökonomische Raster sperren lassen, das als erstes
fragt, ob man sich etwas überhaupt leisten kann. Dann (so ist's programmiert...) redet man sich
schön, dass man dadurch Arbeit schafft, die minderqualifizierte
Personen gerne in Anspruch nehmen, denn anders "hätten sie ja gar
nichts". Man hilft sogar auf diese Weise. Ist gar ein altruistischer Engel. Für mich war das immer ein völlig klares Beispiel für die
Ökonomisierung aller Lebensbereiche, ja gerade der menschlichen
Lebensbereiche. Der eine fühlt sich dem anderen dadurch überlegen,
dass er für ihn „niedere“ Arbeiten verrichten lässt und dafür
auch noch den Bonus der Gutmenschlichkeit (natürlich innerhalb
dieses Systems, dieser Denke und Lebenswelt) kassiert. Menschliche Beziehungen
werden durch ökonomische Möglichkeiten strukturiert. Welche Möglichkeiten? Ökonomische? Das sind auch ererbte, bewusst und unbewusst, verdiente, geraubte, hart bezahlte, rücksichtslos erworbene
und rechtschaffen erworbene, alles durcheinander, alles zusammen.
Natürlich wird dadurch ein Kennzeichen des Neoliberalismus
geschaffen: die Verdinglichung des einzelnen Menschen, als
Kostenfaktor, als Dienstleistungsagentur, die ihren Preis hat und
erzielen muss, auf welchen Kosten, ist egal. Zum Nutzen und Frommen,
der Besitzenden, der Mächtigen, der Geldsäcke, der Konzerne, derjenigen mit den ökonomischen Möglichkeiten. Das
Kleine ist Vorlage für das Große: Industrieländer gehen so mit den
Ländern der Dritten Welt um. Peinlich.
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