Die Liebe ist heutzutage
bedroht. Es besteht durch sie das Risiko, dass es einen überwältigt,
dass man die Welt plötzlich anders sieht und manchmal sogar in
seinem Selbstbild erschüttert wird. Man wird aus der Bahn geworfen.
Sie ist eine Erfahrung, die das Leben erweitern und intensivieren
kann, auf eine Weise, die man sich hätte vorstellen können. Als
Mann und Frau können wir so die Erfüllung unserer Existenz erleben.
Man fühlt sich befähigt zu Dingen, die man sich nie zugetraut
hätte. Man muss sich auf Unsicheres einlassen. Sie ist in keinerlei
Hinsicht kalkulierbar. Sie stellt zudem
möglicherweise einen gewissen Anspruch auf Durchhaltevermögen, die
im besten Fall eine Intensivierung zur Folge hat.
Es ist keine Kleinigkeit,
zu akzeptieren, dass eine andere Person in ihrer Ganzheit ins eigene
Leben eintritt. In der Liebe gilt es, den anderen voll und ganz zu
akzeptieren. In unseren Gesellschaften gehen viele Menschen davon
aus, dass eine gewisse Einigkeit die beste Voraussetzung dafür
bieten würde. In der Realität stolpert man dann oft über etwas,
das man so nicht vorher gesehen hat. Heutzutage wählt oft der
Algoritmus die Person aus, die vermeintlich optimal zu einem passt,
zugespielt mit einem Profil. Die Liebe wird auf die Frage reduziert,
ob man sich gut versteht, ob man dieselben Interessen hat, wie man
sich im ökonomischen Sinne möglichst optimal ergänzt und ob man
sich möglichst schon im Voraus sicher sein kann, dass es
funktionieren wird. Dass man profitieren wird. Lustprinzip
befriedigt. Den Anderen dazu „gebraucht“.
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