Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 20. Mai 2017

Sozialneid (2)

In einer Diskussion glaube ich, etwas konkreter erfahren zu haben, was bestimmte Personen meinen, wenn sie von „Sozialneid“ sprechen. Überhaupt empfiehlt sich ja wohl immer das Gespräch mit anderen, um sich selbst gewisser Dinge bewusster zu werden. „Sozialneid“ wurde insofern verstanden als der Neid gegenüber Einzelnen, der natürlich verwerflich erscheint. Ich selbst habe viel zu wenig daran gedacht, denn mir ging es immer nur um die Strukturen, die dahinter stehen und die etwas ermöglichen. Der Einzelne interessierte mich in diesem Zusammenhang so gut wie überhaupt nicht. Der Einzelne wäre vielmehr Gegenstand von Empathie, denn er ist ja allzu willfährig zu einem Teil eines Gesamtsystems geworden. Allmählich, in einem Prozess, der möglicherweise für ihn selbst gar nicht wahrzunehmen war, den er vielleicht in seiner Lebenswelt als "Normalität" und Selbstverständlichkeit für sich übernommen hat. 
Mit einem undefinierten Seitenblick scheint für manche Personen allerdings auch jener auf gesellschaftliche Strukturen zielende Gedanke relevant zu sein. Das aber erscheint für manche Leute so gut wie verboten und wird sofort mit dem Begriff „Sozialneid“ abgestraft. Ob ein Interessenkonflikt dahinter steckt? Ob „Sozialneid“ hier als eine Art "Kampfbegriff“ eingesetzt erscheint? Ein Standardnachschlagewerk behauptet nach meinen Recherchen in diesem Zusammenhang den „sozialen Neid einer bestimmten Gruppe gegenüber einer anderen“. Ein anderes großes Nachschlagewerk sieht den „Sozialneid“ gar als „polemischen Kampfbegriff“. Es scheint aber überall darum zu gehen, einen „sozialen Status“ zu neiden. Das scheint verboten zu sein. Denn Neid in all seinen Ausprägungen gilt in der Bibel als Sünde.

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