Vielleicht hat mich dieser Typ, der einst
Ministerpräsident des Landes war, in dem ich lebe, schon viel zu oft
geärgert. Der Mann ist ein offensichtlicher Karrierist unseres
Politikbetriebs, einer mit einem gewissen Geltungsdrang, der es
verstanden hat, Netze immer so auszuwerfen, dass einflussreiches
Personal hängen blieb. Berüchtigt ist noch die Connection, der
einst der einstige Bundespräsident Wulff und der einstige
Landesministerpräsident Koch angehörte. Während jedoch viele
seiner einstigen Kumpane in der Versenkung verschwunden sind, hat der
Mann selbst weiter Karriere gemacht. Günther Oettinger wurde
Kommissar in Brüssel, stellte „unseren Mann“ in der EU dar, und
warf sich wohl weiterhin einflussreichen „Freunden“ an den Hals. Dass
dabei auch die Industrielobby in Brüssel eine große Rolle gespielt
haben soll, wird gerne unterstellt, pfeifen aber die Spatzen von den
Dächern. Berühmt berüchtigt wurde etwa seine Glühbirnenverordnung,
die sicher stellte, dass sich möglichst viele Leute
„Energiesparlampen“ mit hohem Quecksilberanteil anschaffen
mussten. Erst neulich ist mir wieder so ein Ding runtergefallen. Bis
heute weiß ich nicht, was ich dann tun soll. Wie „entsorgen“.
Die Handelsunternehmen sollten es zurücknehmen, hieß es. Aber in
diesem Falle? Ich atme das Zeug wohl ein und kann mich nicht wirksam
wehren. Ich habe den Scheis auch gekauft, weil versprochen wurde,
dass die Dinger weniger Energie verbrauchen sollten als herkömmliche
Glühbirnen. Doch was ist mit dem Scheis-Quecksilber?
Oettinger machte also in der EU Brüssels als „Mann
der CDU“ Karriere, wurde vom Energie- zum Digitalkommissar und
jetzt zum Haushaltskommissar. Stets jedoch war seine Kompetenz umstritten. Er fiel darüber hinaus international
durch sein putziges, schwäbisch gefärbtes Englisch auf, das unter
anderem einen großen Teil der Youtube-Gemeinde amüsierte. Doch
zuletzt hatte er Chinesen als „Schlitzaugen“ bezeichnet, was
einen natürlich sofort in den Geruch des Rassismus bringt. Nicht gut
für den Ruf. Außerdem kam heraus, dass er allzu gerne mal die
Privatflieger von „ausgewählten“ Industriefreunden für seine
Zwecke nutzte, was in Baden-Württemberg sowieso eine gewisse
Tradition hat, obwohl es gleichzeitig ein „Gschmäckle“ hat. Aber solche Nähe
wird dort gerne als „Industriefreundlichkeit“ und Industrieförderung gedeutet. Es sollte nach diesem Verständnis dem Land zu größerer Prosperität helfen, - was gewisse Ministerpräsidenten dazu eingeladen hat, darin ein bisschen über die Stränge zu schlagen. Dass aber solche Einflussnahmen in der EU gang
und gäbe sind, darf vielleicht gefolgert werden. Jetzt aber soll er, der Oettinger-Komiker, vorerst mal nicht, wie allgemein erwartet, zum Vizepräsidenten der
Kommission befördert werden. Welch von Lobbyisten unterfüttertes
Ränkespiel das wohl ist? (Ausdrücklich sei noch einmal darauf
hingewiesen, dass hier nichts behauptet wird, sondern dass nur über
etwas nachgedacht wird)
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