Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 3. Mai 2017

Fußballstartup

Ich bin froh darüber, dass es ein Verein aus den Neuen Bundesländern geschafft hat! Einer, der den typischen Emporkömmling im Turbokapitalismus verkörpert und die sogenannten Traditionsvereine neidisch gemacht hat! Ja, er mag nur zum Zwecke der Promotion einer Brausedose gegründet worden sein! Aber ist das Gebaren der „alten“ Vereine dagegen nicht etwas verlogen und war das nicht die einzige Chance eines Vereins dieser Herkunft? Sind nicht etliche Fußballmannschaften der deutschen Bundesliga als „Werkself“ angekündigt? Teil ihrer Funktion mag immerhin die eines Aushängeschildes und Werbeträgers eines Konzerns sein. Oder der Ruhm eines reichen Mäzenen!Dass dabei niemand nach den moralischen Dimensionen solchen Tuns fragt, nennen Altvordere des Gewerbes gerne „professionell“. Sie haben ja einen Vertrag abgeschlossen und werden niemals nach dem Warum und Wieso fragen, sondern nur nach dem Geld bzw. Profit. Für Geld machen sie alles. Das ist dem System extrem angepasst, - wurde aber jetzt überholt von einem frechen Startup. Er macht alle anderen neidisch, indem er noch ein bisschen konsequenter in Richtung Kommerzialität drängt, indem er sein Tun von vornherein verkauft hat und nicht darauf angewiesen ist, tausend aufdringliche Sponsoren zu finden, die nicht nur Spieler und Werbeflächen, sondern sogar Namensrechte an altehrwürdigen Stadien aufkaufen. Es ist doch so, das diese Fußballbundesliga eine ziemlich festgefügte Gesellschaft ist: die kapitalstärksten Vereine kaufen den anderen regelmäßig die besten Spieler ab, um auf hohem Niveau möglichst international mitzuhalten. Diese „Lieferanten“-Vereine dürfen sich dafür dann „Ausbildungsvereine“ nennen. Wer kein Geld hat, der hat keine Chance. Jüngst wurde sogar öffentlich und wohl etwas zu offensichtlich vorgeführt, dass Profitinteressen alle ethischen Bedenken gnadenlos zu überwölben scheinen, gerade was Terminsetzungen angeht. Gelegentlich steigen per Statut ein paar Newcomer-Vereine auf und später wieder ab. Im Wesentlichen aber bleibt die Struktur erhalten, ja, sie hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verfestigt. Nun werden öffentliche Krokodilstränen vergossen, dass sich punktuell etwas geändert hat. Vereinsvorsitzende und Geschäftsführer lassen sich zu allzu starken Tönen hinreißen. Es werden sogar neue „Feinde“ ausgerufen. Doch das ist nicht der wesentliche Punkt. Wesentlich ist vielmehr, dass dies, - falls es allzu erfolgreich“ sein würde, - ein Modell abgeben könnte für andere. Dass es dem voll durchkommerzialisierten Bundesliga-Fußball die Maske vom Gesicht ziehen könnte.  

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