Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 22. Mai 2017

Schriftstellereliten

Wir lesen und wir sehen Interviews oder Porträts zu großen weisen Schriftstellern, die sich immer schon als Chef- und Vordenker zu inszenieren wussten und nun irgendeinen runden Geburtstag feiern. Sie formulieren so geschliffen, dass es für den Normalleser geradezu umwerfend ist, fast schon niederschmetternd: Da kann ich nicht mithalten! Dieser Mann hat etwas zu sagen! Der ist klug und weise! Der spricht gut aus langer Erfahrung, der hat das Leben vollkommen in sich. Dieser weise Mann mag sich auch im hohen Alter damit rühmen, welche und wie viele Frauen er niedergebracht und umgelegt hat, er mag seine Vitalität auf mannigfache Weise herausstreichen, er mag Rätselhaftes anmerken und eben mal einen Aphorismus zuspitzen. Er mag elegant zitieren und dabei dem Gesagten seine eigene Note geben. Alles riecht nach einem stilisierten Ego.
Ob es diese Leute sind, die gewisse andere Leute als „elitär“ ablehnen? Als Mitglieder eines Kulturestablishments, das sich sowieso einig ist oder sich in Talkshows gegenseitig ob ihrer scheinbar gegensätzlichen Meinungen feiert? Als typische Vertreter einer gesellschaftlichen Schicht, die der alte Marx als "Überbau" bezeichnet hat? Die beispielsweise die Libertinage favorisiert, die sich ständig in einem gewissen Milieu bewegt und Zustimmung möglichst in Umsatzzahlen und Lohnabrechnungen abgreift? Gibt es „Echokammern“ der Kultureliten oder ist es eher so, dass es sie schon immer gab? Ob es Zusammenhänge mit der so oft gepriesenen Globalisierung (von deren einseitigem ökonomistischen Verständnis diese Leute natürlich sofort abrücken..."political correct") gibt? Pah...... Kulturfürsten? Wieso gibt es eigentlich kaum Kulturfürstinnen? Wie verhalten sich hier Anspruch und Wirklichkeit? Ist das alles nur ein (gut honoriertes) Spiel?  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen