Wir lesen und wir sehen Interviews oder Porträts zu
großen weisen Schriftstellern, die sich immer schon als Chef- und
Vordenker zu inszenieren wussten und nun irgendeinen runden
Geburtstag feiern. Sie formulieren so geschliffen, dass es für den
Normalleser geradezu umwerfend ist, fast schon niederschmetternd: Da
kann ich nicht mithalten! Dieser Mann hat etwas zu sagen! Der ist
klug und weise! Der spricht gut aus langer Erfahrung, der hat das
Leben vollkommen in sich. Dieser weise Mann mag sich auch im hohen Alter
damit rühmen, welche und wie viele Frauen er niedergebracht und umgelegt hat, er
mag seine Vitalität auf mannigfache Weise herausstreichen, er mag
Rätselhaftes anmerken und eben mal einen Aphorismus zuspitzen. Er
mag elegant zitieren und dabei dem Gesagten seine eigene Note geben.
Alles riecht nach einem stilisierten Ego.
Ob es diese Leute sind, die gewisse andere Leute als
„elitär“ ablehnen? Als Mitglieder eines Kulturestablishments,
das sich sowieso einig ist oder sich in Talkshows gegenseitig ob ihrer scheinbar gegensätzlichen Meinungen feiert? Als typische Vertreter einer
gesellschaftlichen Schicht, die der alte Marx als "Überbau" bezeichnet hat? Die beispielsweise die Libertinage
favorisiert, die sich ständig in einem gewissen Milieu bewegt und
Zustimmung möglichst in Umsatzzahlen und Lohnabrechnungen abgreift? Gibt es „Echokammern“ der Kultureliten oder ist es eher so, dass es sie schon immer gab? Ob es Zusammenhänge mit der so oft gepriesenen
Globalisierung (von deren einseitigem ökonomistischen Verständnis
diese Leute natürlich sofort abrücken..."political correct") gibt? Pah......
Kulturfürsten? Wieso gibt es eigentlich kaum Kulturfürstinnen? Wie
verhalten sich hier Anspruch und Wirklichkeit? Ist das alles nur ein
(gut honoriertes) Spiel?
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