Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 31. Mai 2017

Sterblichkeit, Tod und soziale Differenzierung

Im Silicon Valley wird sehr robust an der Unsterblichkeit geforscht. Nun ja, das Sterblichkeitsalter erst mal hinauszögern, so dass der Mensch etwa 1000 Jahre alt werden könnte, wäre ja auch mal ein erstes Ziel. Ein uralter Menschheitstraum würde dann wahr werden. Die Essenz des Jungbrunnens per Altersforschung finden, Altersforschung als Avantgarde, den Code des Lebens knacken,eine Arznei gegen den Tod finden, Heilsversprechen wiedererfunden reloaded (in den USA ein gerne gepflegter Sport), Verjüngung neu, - Tests scheinen erfolgsversprechend und würden neue Perspektiven eröffnen. Ob aber die Erde dafür gerüstet wäre, 1000jährige und ältere Menschen zu ertragen? Ob die Ressourcen ausreichen würden oder ob diejenigen, die es sich leisten könnten, sich in ferne Welträume absetzen würden? Überhaupt: wäre das Aufhalten des Alterungsprozesses nicht etwas für „wertvolle“ Menschen? Wonach bemisst sich dieser Wert in unseren Gesellschaften? Stimmt, nach der Kohle...... Ob's also ein Instrument der sozialen Differenzierung wäre und ärmere Menschen ausgegrenzt wären? Ob sie zunehmend abgedrängt würden in eine Art „Green Soil“, wie es ein berühmter Film der sechziger Jahre dargestellt hat? Eine „Masse Mensch“, wie sie der Expressionist Ernst Toller in seinem Buch gleichen Titels einst beschrieben hat? Zarte Hinweise darauf eröffnen sich schon jetzt, indem nämlich Milliardäre sich für solche Möglichkeiten heftig zu interessieren scheinen. Milliardäre. 

Dienstag, 30. Mai 2017

Entscheidungsprozesse

Wir erfahren, dass Hunderte von Lobbyisten im Bundestag ein- und auszugehen scheinen und wir merken, dass wir davon kaum mehr überrascht sind. Diese Leute beeinflussen Entscheidungen und Entscheider, Gesetzgebungen und Vorlagen in ihrem Sinne. Sie bringen sich recht aktiv ein und zeigen sich meist materiell Abgeordneten gegenüber für solche Möglichkeiten erkenntlich. Zuwendungen aller Art sind ihre Spezialitäten. Subtile Beeinflussungen gehören dazu. Der reinen Lehre entspricht so etwas natürlich nicht. Aber wir seien damit lange gut gefahren und im Übrigen: „Uns geht es gut“. Anspruch und Wirklichkeit klaffen hier trotzdem weit auseinander. Tatsache ist: Es könnte uns noch viel besser gehen. Es könnte uns auch so gehen, dass andere Länder nicht dafür leiden müssten. Wir könnten auf Ausgleich bedacht sein, besonders dort, wohin im Augenblick noch von uns Waffen geliefert werden. Wir erfahren davon, dass es anscheinend genügte, nur den Namen des entsprechenden Interessenverbandes in das Antragsformular des Bundestags einzutragen, - und schon würde Zugang gewährt. Ob so etwas Verdrossenheit erzeugt? Die jüngsten Teilnahmequoten bei Wahlen scheinen dies zu widerlegen, - aber halt nur kurzfristig. Es scheint eine eher langfristige Unzufriedenheit zu geben, einen Bodensatz der Verdrossenheit, der versucht, sich mit den Dingen zu arrangieren, der sie aber nicht akzeptieren kann. Die Grenzbereiche zur Korruption sind fließend, - auch wenn in anderen Ländern die offene Korruption herrscht und jeden Tag hämisch darüber berichtet wird. Was nutzt es da, wachsam zu sein? Nun ja, wir wollen doch besser sein als andere, wir wollen (auch aus schlimmen historischen Erfahrungen heraus...) doch voran gehen, was Demokratie und Rechtsstaat betrifft. Wir wollen doch keine Doppelbödigkeit zulassen, sondern einheitlich „auf dem Boden des Grundgesetzes“ stehen, - oder?  

Montag, 29. Mai 2017

Ernährung, Welt, Insekten

Eines scheint klar: Die Erde kann den rapide gestiegenen Fleischbedarf nicht für die ganze Bevölkerung decken. Der erhöhte Fleischbedarf Asiens zieht immer mehr Verbrauch an Weidefläche nach sich. In Deutschland werden pro Tag ca. 90 Hektar an Grünland und Ackerland durch Überbauung verbraucht. Lösung? Invitrofleisch? Burger aus dem wissenschaftlichen Labor? Die Fleischzellen vermehren sich hier in einem wissenschaftlich kontrollierten Nährmedium. Darin sind Antibiotika enthalten, damit Bakterien die Kulturen nicht verunreinigen. Das Verfahren soll in einigen Jahren massentauglich werden. Statt vielen Rindern bräuchte man dann nur ein einziges Tier, um mehrere Tonnen Fleisch zu produzieren. Der erste Laborburger hat etwa 330 000 Euro gekostet. Derzeit ist man bei etwa 100 Euro. Bis zur Massenproduktion ist es möglicherweise aber trotzdem noch ein weiter Weg. 
Kekse mit speziellen tierischen Proteinen gibt es aber heute schon kostengünstig. Eine Backzutat ist dabei ganz besonders: sie stammt von Würmern. Die Tiere werden unter streng kontrollierten Bedingungen gezüchtet. Sie bekommen nur Biokost, bis sie schließlich durch Kochen getötet, getrocknet und zu einem Mehl zermahlen werden. Obwohl in anderen Ländern Insekten schon lange gegessen werden, besteht bei uns noch eine traditionelle Hemmschwelle. Doch erste Restaurants haben diese Tierchen auch in Europa jetzt schon auf die Speisekarte gesetzt. 

Sonntag, 28. Mai 2017

Verdinglichung, Legitimation, Idiologie

Wieder in alten Soziologie-Unterlagen gefunden (Grundbegriffe, Definition):
Verdinglichung bedeutet, menschliche Phänomene aufzufassen, als ob sie Dinge wären, das heißt, als außer- oder übermenschlich. Verdinglichung ist die Auffassung von menschlichen Produkten, als wäre sie etwas anderes als menschliche Produkte: auch Naturgegebenheiten, Folgen kosmischer Gesetze und Offenbarungen eines göttlichen Willens. Legitimation "erklärt" die institutionale Ordnung dadurch, dass sie ihrem objektivierten Sinn kognitive Gültigkeit zuschreibt. Sie rechtfertigt die institutionale Ordnung dadurch, dass sie ihren pragmatischen Imperativen die Würde des Normativen verleiht. Wenn eine Wirklichkeitsbestimmung so weit ist, dass sich ein konkretes Machtinteresse mit ihr verbindet, so kann sie  "Idiologie" genannt werden.  

Samstag, 27. Mai 2017

Zukunft oder Gegenwart?

Ob das Individuum gänzlich anders geworden ist in einer immer schneller sich wandelnden Welt? Zeitungen erklären uns, dass nicht alles anders wird, sondern dass es bereits anders geworden ist. Avatare als künstliche Platzhalter, Cyborgs, Künstliche Intelligenz, Virtual Reality, Deep Learning......der gemeine Mensch denkt da nur: da kommt was auf uns zu! Zuckerberg will uns nur über Gedanken kommunizieren lassen, telephonieren und Sprache wird überflüssig. Die Industrie 4.0 macht uns sowieso alle arbeitslos..... Dann freilich, und spätestens dann, beginnt das große Um- und Nachdenken. Wozu sind wir überhaupt da? Was soll das Rackern und Tun, führt es zu etwas? Ist das nur eine Art Therapie um vom eigentlichen Existieren abzulenken? Um den vielen eine Art vorläufigen Sinn zu verschaffen (was ja auch Jahrtausende lang funktioniert hat.....) Ist die „Arbeit“ (eine von der jeweiligen historischen und materiellen Konstellation diktierte Größe) das, was Sinn verschafft? Sinn? Wo verbirgt sich derzeit diese Größe? Wer ist überhaupt der Bezugspunkt? Der Mensch? Oder irgendeine Größe, die noch entstehen soll? Gibt es dabei Übergangsschwierigkeiten? Wird sich der Mensch als trotziges widerspenstiges Übergangswesen erweisen? Ob wir die gegenwärtig grassierende Hinwendung zu populistischen Tendenzen so verstehen wollen? Ob wir die Lüge als neue Realität akzeptieren und wie weit sie trägt? All das sind Fragen, die aufschimmern, aufscheinen und wieder zu verschwinden scheinen. Die sich diffamieren lassen müssen, als typisch „europäisch“, als zu skeptisch, als die von Bremsern und Bedenkenträgern. Wo solche menschlichen Größen wie Mitgefühl, Empathie oder Nächstenliebe da ihren Platz haben werden? Es ist eine Denkbar der Moderne und des alles verschlingenden Zeitgeists, an der wir uns etwas bestellen, das wir nicht kennen.

Freitag, 26. Mai 2017

Lama (MP3)

Lama

https://www.dropbox.com/s/9r38etjk1dkmor2/Lama%20192.MP3?dl=0

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Lama


Donnerstag, 25. Mai 2017

Polittechnokraten

Es gibt eine zunehmende Distanz zwischen Entscheidern und Volk, trotz des Trends zu den „Volksparteien“. Es herrscht Sprachlosigkeit. Da sind die Macher und Selbstverwirklicher, zu denen sich besonders in der Politik die Verbreiter von öffentlichen Meinungen als Legitimationsstützen und allerlei gut bestallte Hofclowns gesellen. Sie würden ja nur um Zustimmung werben, hörte ich neulich einen Minister sagen. Das sei in einer Demokratie legitim. Hierarchen der Politikwissenschaft und anderer Disziplinen assistieren hier sehr willfährig. Die Käseglocke Berlin ist abgeschottet von der Realität, ahnungslos und freigehalten von jedem Dreck des Alltags. Gepanzerte Limousinen befördern Politiker aller Coleur in ihren Zellen von hier nach da. Chauffeure machen Diener. Es gibt die Isolierung einer Klasse der Polittechnokraten, Karrieristen und Emporkömmlinge, die das Parlament bildet und das Stück „Parlamentarische Demokratie“ spielt. Weltweit ist das in den meisten Industriestaaten so. In den anderen Ländern herrschen oft Potentaten, Despoten und Diktatoren. Die Eliten (besonders die aus der Wirtschaft) rekrutieren sich immer wieder aus derselben gesellschaftlichen Schicht, die ihre Vorteile jeweils an die eigene Brut weiter gibt und sie Privatschulen besuchen lässt. Dabei werden gerne auch einmal Doktor- oder Professorentitel mitgenommen, selbst wenn sie oft unrechtmäßig erworben sind. Die Methoden zur Partizipation für die große und namenlose Masse der Menschen könnten viel weiter entwickelt sein, werden aber als Herrschaftsinstrument eingefroren. Ein milder Konsensschaum legt sich (noch) über die ganze Szenerie, auch im „Wahlkampf“. Doch die Verteilungskämpfe werden härter, die gesellschaftliche Polarisierung schreitet immer weiter voran. 

Mittwoch, 24. Mai 2017

Soziale Ungleichheit (4)

Der zeitgenössische Philosoph John Rawles postulierte einst: Ungleichheiten sind dann gerechtfertigt, wenn sie die Schwächsten „hochziehen“. Er ging mit der Konstruktion „Schleier des Nichtwissens“ um, bzw. führte ihn ein: unter diesem Schleier habe ich keine Ahnung, in welchen gesellschaftlichen Verhältnissen ich aufwachse. Ich bin in einer Art Urzustand. Ziel: Den am schlechtesten Gestellten soll es gut gehen. Der CEO darf sich einen großen Lohn ausbezahlen, solange er den Angestellten gut bezahlt. Die Gesellschaft ist ein Unternehmen zur Förderung des gegenseitigen Vorteils, aber nicht von Interessenharmonie, sondern auch von Konflikt geprägt. Eine Interessenharmonie ergibt sich daraus, dass die gesellschaftliche Zusammenarbeit allen ein besseres Leben ermöglicht, als wenn sie nur auf ihre eigenen Anstrengungen angewiesen wären. Die reichsten Mitteleuropäer (weniger als 1 %) haben knapp die Hälfte des Vermögens. Wer hat welche Rechte? Der Gesellschaft als Ganzes soll etwas zu gute kommen. Anreize, Freier Markt. Was macht Qualität aus? Solche Verdienste passen nicht in den Markt. Leistet dieser Mensch so viel, dass dieser Verdienst gerechtfertigt sein würde? Märkte sind kein Naturprodukt, sondern sie finden in einer Gemeinschaft statt, die Regeln setzt. Rahmen setzen. Bisher: wir lassen den freien Markt spielen, dann gibt es einen Kuchen, von dem verteilt werden kann. Solche Gehälter sind nicht Ausdruck von fairen Verhältnissen. Wir hängen voneinander ab. Wir müssten uns in einem Zusammenhang sehen, in dem wir uns ergänzen. Ungleichheiten schaffen ungleiche Chancen. Schlüsselfaktor Bildung, Erhebung von Größenverhältnissen: wer einen Akademiker als Vater hat, hat doppelt so hohe Chancen, an der Universität zu studieren. Es kommt wohl zudem darauf an, wen man kennt. Wie man sich in bestimmten Kreisen bewegen kann. Wie kann jemand aus einer Familie, deren Mitglieder nie bei den Medien gearbeitet haben, Erfahrungen darüber machen, was es heißt, bei den Medien zu arbeiten? Es könnte z.b. bei Menschen mit migrantischem Hintergrund heißen, Sprachfähigkeit auszubilden. Das alles zusammen muss nicht zwingend heißen, die Familie abzuschaffen (sondern darüber nachzudenken...).

Montag, 22. Mai 2017

Schriftstellereliten

Wir lesen und wir sehen Interviews oder Porträts zu großen weisen Schriftstellern, die sich immer schon als Chef- und Vordenker zu inszenieren wussten und nun irgendeinen runden Geburtstag feiern. Sie formulieren so geschliffen, dass es für den Normalleser geradezu umwerfend ist, fast schon niederschmetternd: Da kann ich nicht mithalten! Dieser Mann hat etwas zu sagen! Der ist klug und weise! Der spricht gut aus langer Erfahrung, der hat das Leben vollkommen in sich. Dieser weise Mann mag sich auch im hohen Alter damit rühmen, welche und wie viele Frauen er niedergebracht und umgelegt hat, er mag seine Vitalität auf mannigfache Weise herausstreichen, er mag Rätselhaftes anmerken und eben mal einen Aphorismus zuspitzen. Er mag elegant zitieren und dabei dem Gesagten seine eigene Note geben. Alles riecht nach einem stilisierten Ego.
Ob es diese Leute sind, die gewisse andere Leute als „elitär“ ablehnen? Als Mitglieder eines Kulturestablishments, das sich sowieso einig ist oder sich in Talkshows gegenseitig ob ihrer scheinbar gegensätzlichen Meinungen feiert? Als typische Vertreter einer gesellschaftlichen Schicht, die der alte Marx als "Überbau" bezeichnet hat? Die beispielsweise die Libertinage favorisiert, die sich ständig in einem gewissen Milieu bewegt und Zustimmung möglichst in Umsatzzahlen und Lohnabrechnungen abgreift? Gibt es „Echokammern“ der Kultureliten oder ist es eher so, dass es sie schon immer gab? Ob es Zusammenhänge mit der so oft gepriesenen Globalisierung (von deren einseitigem ökonomistischen Verständnis diese Leute natürlich sofort abrücken..."political correct") gibt? Pah...... Kulturfürsten? Wieso gibt es eigentlich kaum Kulturfürstinnen? Wie verhalten sich hier Anspruch und Wirklichkeit? Ist das alles nur ein (gut honoriertes) Spiel?  

Sonntag, 21. Mai 2017

Mensch und Tier

Bei den alten Ägyptern waren Tiere ein Teil der Mitwelt. Was wir heute noch davon sehen können: Götter hatten Tierköpfe, gewisse Tiere waren heilig, wurden verehrt, als solche in alten Abbildungen zu sehen (z.b. Bastet - Katzengöttin). Es herrschte Respekt zwischen Mensch und Tier. Gemeinsam waren wir der Natur und den himmlischen Mächten ausgeliefert. Mit der Tierzucht und dem Ackerbau hat sich das jedoch krass geändert. Heute hängt sehr viel Elend in der Dritten Welt mit der Tierhaltung zusammen. Viel zu viel Boden wird für die Erzeugung von Tierfutter genutzt, Land, das ansonsten etwa für Getreide- oder Gemüseanbau verwendet werden könnte. Trotz des Abbaus ländlich genutzter Flächen in der EU wird zum Beispiel in Nordrheinwestfalen 50 % aller Flächen für die Erzeugung von Nahrungsmitteln für die Massentierhaltung benutzt. Diese kommt nur den Menschen (die ja als "Art" offenbar heiliggesprochen sind...), dabei vor allem gewissen Menschen, zugute. Ein paar Zahlen? Für 1 kg Rindfleisch werden global durchschnittlich 50 Quadratmeter Regenwald vernichtet, 16 kg Getreide und Soja verfüttert, mehr Treibhausgase erzeugt als bei 250 km Autofahrt und 20 000 Liter Trinkwasser verbraucht. Die Tierhaltung ist der schlimmste Killer überhaupt. Die Massentierhaltung ganz besonders...!
Die Welt der Technik verspricht mit weiteren speziellen Züchtungen Abhilfe. Doch das Problem könnte vielmehr grundsätzlicher Natur sein und müsste unseren künftigen Lebensstil prägen. Riesige Wachstumsmärkte wie etwa China oder Indien werden das Problem ohnehin verschärfen. Fleisch essen könnte in solchen Staaten zum Statussymbol werden, besonders für die Leute, die in die Städte drängen, um sich dort als Wander- und Industriearbeiter zu verdingen. 

Samstag, 20. Mai 2017

Sozialneid (2)

In einer Diskussion glaube ich, etwas konkreter erfahren zu haben, was bestimmte Personen meinen, wenn sie von „Sozialneid“ sprechen. Überhaupt empfiehlt sich ja wohl immer das Gespräch mit anderen, um sich selbst gewisser Dinge bewusster zu werden. „Sozialneid“ wurde insofern verstanden als der Neid gegenüber Einzelnen, der natürlich verwerflich erscheint. Ich selbst habe viel zu wenig daran gedacht, denn mir ging es immer nur um die Strukturen, die dahinter stehen und die etwas ermöglichen. Der Einzelne interessierte mich in diesem Zusammenhang so gut wie überhaupt nicht. Der Einzelne wäre vielmehr Gegenstand von Empathie, denn er ist ja allzu willfährig zu einem Teil eines Gesamtsystems geworden. Allmählich, in einem Prozess, der möglicherweise für ihn selbst gar nicht wahrzunehmen war, den er vielleicht in seiner Lebenswelt als "Normalität" und Selbstverständlichkeit für sich übernommen hat. 
Mit einem undefinierten Seitenblick scheint für manche Personen allerdings auch jener auf gesellschaftliche Strukturen zielende Gedanke relevant zu sein. Das aber erscheint für manche Leute so gut wie verboten und wird sofort mit dem Begriff „Sozialneid“ abgestraft. Ob ein Interessenkonflikt dahinter steckt? Ob „Sozialneid“ hier als eine Art "Kampfbegriff“ eingesetzt erscheint? Ein Standardnachschlagewerk behauptet nach meinen Recherchen in diesem Zusammenhang den „sozialen Neid einer bestimmten Gruppe gegenüber einer anderen“. Ein anderes großes Nachschlagewerk sieht den „Sozialneid“ gar als „polemischen Kampfbegriff“. Es scheint aber überall darum zu gehen, einen „sozialen Status“ zu neiden. Das scheint verboten zu sein. Denn Neid in all seinen Ausprägungen gilt in der Bibel als Sünde.

Freitag, 19. Mai 2017

Gerechtes Deutschland?

Deutschland sei doch längst gerecht, so scheint die Mehrheit der Leute nach eifrig gestreuten Umfrageergebnissen hier zu glauben. Doch heute gilt: Mindestens jeder siebte Rentner als armutsgefährdet, Rund eine halbe Million erhält schon heute Grundsicherung. Wer nicht von seiner Rente leben kann, sucht einen Nebenjob. Doch die Arbeitsplätze für Ältere sind rar gesät, viele Jobs gehen auf die Knochen. Waren es 2010 nur 18,8 Prozent sind nun 20,8 Prozent der älteren Menschen betroffen. Somit mehr als jeder Fünfte. Schon 2010 warnte die damalige Sozialministerin von der Leyen, dass alle, die unter 2500 Euro verdienten, "mit dem Tag des Renteneintritts den Gang zum Sozialamt antreten" müssten. Und: „Es steht nicht mehr und nicht weniger als die Legitimität des Rentensystems für die junge Generation auf dem Spiel.“ Grund für das steigende Altersarmutsrisiko seien die beschlossenen Rentenreformen, nach denen das Rentenniveau bis 2030 von derzeit 51 Prozent auf 43 Prozent des durchschnittlichen Nettolohns vor Steuern sinkt Bei 40 Jahren Beitragszahlung müsse der Arbeitnehmer konstant mindestens 2200 Euro im Monat verdienen, um auf einen Rentenanspruch in Höhe der Grundsicherung zu kommen. Die Arbeitsverträge sind kurz, der Verdienst ist gering – für die Rente kommt da nur wenig zusammen. Zahlenspiele? Mag sein. Eine Gewähr wird nicht übernommen. Doch die Tendenz kann nicht wirklich belegen, dass es hier in Bezug auf die Altersarmut gerecht zugeht. Da braucht niemand Deutschland „schlechtreden“. 

Mittwoch, 17. Mai 2017

Empathie

Was ich weiterhin aus meiner Soziologie-Zeit in Aufschrieben an Notizen gefunden habe (ich studiere auf diese Weise ja meine Vergangenheit, meine Einflüsse, meine Bewusstseinsstufen – und was davon ich mit Anderen geteilt habe):

Empathie ist die Eigenschaft eines Individuums, bruchlos und aufgeschlossen neue Rollen zu übernehmen und internalisieren zu können, persönliche mit fremden Wertvorstellungen kompromisshaft zu integrieren. Es bedeutet ein Einfühlungsvermögen in andere Menschen und Situationen. Die Rollenüberschreitung, dieses sich „hineinfühlen“ in andere liegt nicht gerade auf der Spur des Neoliberalismus, der ja – klischeehaft gesprochen – möglichst rücksichtslosen Egoismus predigt und den „Homo oeconomicus“ zu seinem Gott erhebt. Also den Menschen, der so handelt, das es stets seinen Interessen entspricht und sie mit allen Mitteln voran bringt, - auch auf Kosten von Anderen. Sich in jemand hinein zu versetzen, kann da nur bremsen. Zu personifizieren scheinen dies derzeit unter anderem der US-Präsident Trump, der wohl als ein Muster der Durchsetzungsfähigkeit gilt und stets seine eigenen Interessen („America first“? - Oder "First me, myself and I“?, -->Narzissmus) im Auge hat. Sehr viele autoritäre Charakter und „Führer“, die in der internationalen Gesellschaft und Politik aufgetaucht sind, scheinen Repliken eines solchen Modells.  

Dienstag, 16. Mai 2017

Rolle

Was ich aus meiner Soziologie-Zeit in Aufschreiben an Notizen über den Begriff „Rolle“ gefunden habe (ich studiere auf diese Weise meine Vergangenheit, meine Einflüsse, meine Bewusstseinsstufen – und was davon ich mit Anderen geteilt habe):

Die Rolle ist ein „Komplex von Erwartungen“ an eine Person, die eine bestimmte Position in einem sozialen System einnimmt. ….Die Rolle ist die Grundeinheit eines Systems sozialer Beziehungen. Man unterscheidet zwischen angeborenen Rollen (z.b. Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Schichtzugehörigkeit....) und erworbenen Rollen (z.b.Bildung, Religion, Lebensstil...) und Rollenattribute (z.b. Aussehen, Kleidung).

Rollenkonflikte: Bei der Interaktion zwischen dem Einzelnen und dem sozialen System treffen immer mindestens zwei Erwartungen aufeinander. Diese müssen wahrgenommen, interpretiert, abgewogen und im Sinne des tatsächlichen Verhaltens entscheiden werden. Wenn die Erwartungen nicht zusammen passen, kommt es zum Rollenkonflikt. Dabei unterscheidet man zwei Arten: der Intrarollenkonflikt. Dabei liegen verinnerlichte Erwartungen, Erwartungen von außen und eigene Bedürfnisse im Konflikt. Beim Interrollenkonflikt zwischen dem Einzelnen und der jeweiligen Bezugsgruppe besteht Uneinigkeit über das tatsächliche Rollenverhalten. Beispiel? Die Rolle „Lehrer“ ist möglicherweise nicht klar definiert. Daraus ergeben sich Widersprüche. Aber auch: Rollen sind klar definiert, widersprechen sich aber teilweise. 

Montag, 15. Mai 2017

Menschen(ver)führung (2)

Im Spagat sein zwischen Gewinn und Gewissen? Man wird als „Führungskraft“ wohl hoch dafür bezahlt, dass man reichlich unsoziale Sauereien durchführt. Welche Rolle bei der Jagd nach der Profitmaximierung wohl die Ethik spielt? Gibt es abseits der vielzitierten und oft als PR-Geschütz eingesetzten „Compliance“-Regeln noch einen Verhaltenscodex? Oder haben sich die betreffenden Leute komplett in ihre eigenen Bezüglichkeiten verabschiedet, aus dem heraus man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht? Welche Rolle spielt die Rolle des Chefs in der digitalen Arbeitswelt? Gibt es neue, der Zeit entsprechende Modelle dafür? Wie wird man eine „Führungskraft“? Sich durchsetzen, sich über etwas hinweg setzen, Selbstbewusstsein haben bis hin zum Narzissmus? Etwas teuer machen für gewisse Leute, etwas erschwinglich machen für andere, seinen Willen multiplizieren und ihn hinausschleudern in die Welt? Muss es jemand geben, der am Ende entscheidet? Wann ist man ein guter Entscheider? Wie bemisst sich das? Wer will das beurteilen? Organisationen sind unübersichtlich. Eine Möglichkeit, sie einfacher zu machen, ist, sie zu personifizieren. Möglichst in einem starken Individuum, das oben ist, sehr viel Geld verdient und das keine eigenen Probleme haben darf. Eine Organisation zu führen, mag Menschen mit psychopathischen Zügen nach sich ziehen. Sie in einem sozialen Zusammenhang, einem Unternehmen oder einer staatlichen Einheit zur Geltung zu bringen, mag die Aufgabenstellung charakterisieren. Machiavellismus (hierarchische Strukturen für sich benutzen) - Narzissmus (Selbstliebe) – Psychopathie, - das sind Voraussetzungen, also problematische Verhaltensweisen, die sich auch noch untereinander kombinieren. Es geht dabei weniger um Menschen, als vielmehr um Ziele, die mit allen Mitteln zu erreichen sind („instrumentelle Aggression“). Egoistisch, charmant, schnell von Begriff, egoistisch, ohne Moralvorstellungen, angstlos, gute Redner, ohne Skrupel, andere aus dem Weg zu räumen.....sich und seine Pläne gut verkaufen können, - auch durch Lügen. Das macht Leute aus, denen man sich anvertraut. 

Sonntag, 14. Mai 2017

Der Ex-Landesvater

Vielleicht hat mich dieser Typ, der einst Ministerpräsident des Landes war, in dem ich lebe, schon viel zu oft geärgert. Der Mann ist ein offensichtlicher Karrierist unseres Politikbetriebs, einer mit einem gewissen Geltungsdrang, der es verstanden hat, Netze immer so auszuwerfen, dass einflussreiches Personal hängen blieb. Berüchtigt ist noch die Connection, der einst der einstige Bundespräsident Wulff und der einstige Landesministerpräsident Koch angehörte. Während jedoch viele seiner einstigen Kumpane in der Versenkung verschwunden sind, hat der Mann selbst weiter Karriere gemacht. Günther Oettinger wurde Kommissar in Brüssel, stellte „unseren Mann“ in der EU dar, und warf sich wohl weiterhin einflussreichen „Freunden“ an den Hals. Dass dabei auch die Industrielobby in Brüssel eine große Rolle gespielt haben soll, wird gerne unterstellt, pfeifen aber die Spatzen von den Dächern. Berühmt berüchtigt wurde etwa seine Glühbirnenverordnung, die sicher stellte, dass sich möglichst viele Leute „Energiesparlampen“ mit hohem Quecksilberanteil anschaffen mussten. Erst neulich ist mir wieder so ein Ding runtergefallen. Bis heute weiß ich nicht, was ich dann tun soll. Wie „entsorgen“. Die Handelsunternehmen sollten es zurücknehmen, hieß es. Aber in diesem Falle? Ich atme das Zeug wohl ein und kann mich nicht wirksam wehren. Ich habe den Scheis auch gekauft, weil versprochen wurde, dass die Dinger weniger Energie verbrauchen sollten als herkömmliche Glühbirnen. Doch was ist mit dem Scheis-Quecksilber?
Oettinger machte also in der EU Brüssels als „Mann der CDU“ Karriere, wurde vom Energie- zum Digitalkommissar und jetzt zum Haushaltskommissar. Stets jedoch war seine Kompetenz umstritten. Er fiel darüber hinaus international durch sein putziges, schwäbisch gefärbtes Englisch auf, das unter anderem einen großen Teil der Youtube-Gemeinde amüsierte. Doch zuletzt hatte er Chinesen als „Schlitzaugen“ bezeichnet, was einen natürlich sofort in den Geruch des Rassismus bringt. Nicht gut für den Ruf. Außerdem kam heraus, dass er allzu gerne mal die Privatflieger von „ausgewählten“ Industriefreunden für seine Zwecke nutzte, was in Baden-Württemberg sowieso eine gewisse Tradition hat, obwohl es gleichzeitig ein „Gschmäckle“ hat. Aber solche Nähe wird dort gerne als „Industriefreundlichkeit“ und Industrieförderung gedeutet. Es sollte nach diesem Verständnis dem Land zu größerer Prosperität helfen, - was gewisse Ministerpräsidenten dazu eingeladen hat, darin ein bisschen über die Stränge zu schlagen. Dass aber solche Einflussnahmen in der EU gang und gäbe sind, darf vielleicht gefolgert werden. Jetzt aber soll er, der Oettinger-Komiker, vorerst mal nicht, wie allgemein erwartet, zum Vizepräsidenten der Kommission befördert werden. Welch von Lobbyisten unterfüttertes Ränkespiel das wohl ist? (Ausdrücklich sei noch einmal darauf hingewiesen, dass hier nichts behauptet wird, sondern dass nur über etwas nachgedacht wird)  

Samstag, 13. Mai 2017

Menschen(ver)führung (1)

Welche Charaktereigenschaften wohl Wirtschaftsführer, also Manager auszeichnen? Abgefahrene Verrücktheit? Ein bisschen "far beyond"? Um an die Spitze zu kommen, braucht es das Maß an Besonderheit, das die Vielen nicht haben. Woraus diese "Besonderheit" wohl besteht? Vielleicht sind es heutzutage aber eher „spezielle Typen“, die ein Team um sich haben, das seine Fähigkeiten einbringt. „Bei einem solchen Spitzenmann, wie dem unseren, muss das so sein, dass er verrückt ist“ - so eine gängige Einstellung von „Untergebenen“. Muss er das wirklich? Muss er nicht vielmehr gewisse Dinge nüchtern einschätzen können und sich mit Situationen konstruktiv auseinandersetzen können? Man muss in jedem Falle ziemlich rücksichtslos sein, so eine weitere Einschätzung, denn man müsse als Führungskraft die Ziele einer Organisation verwirklichen. Um jeden Preis. Man müsse Menschen „führen“, was alleine schon viele unangenehme Assoziationen erwecken kann..... Doch der Mensch brauche Führung, ihm müsse gesagt werden, „wo es lang geht“. Deshalb brauchte es auch einmal einen "Führer". Widerlich. 
Dass da ein „Manager“ sei, habe etwas Beruhigendes, so eine Aussage. Denn es vermittle das Gefühl, dass eine Einzelperson für alles verantwortlich sei. Finde man für diese Position die Richtige oder den Richtigen, sei das Problem der Vorgabe, Führung und Orientierung gelöst. Ob sich nicht dahinter mehr eine Systemfrage befindet, das etwas mit „Verrücktheit“ zu tun hat? Ob es noch zeitgemäß ist, eine Organisationseinheit streng hierarchisch als eine Art Diktator zu führen? Ob dies die Kreativität eines Mitarbeiters zu befeuern vermag? Ob es ihn motiviert? Ob es bei Führung um die Figur des Guten gegen die Figur des Bösen geht? Wie etwa im Märchen? In der Sage? Da sind ja die vielen Geschichten um große Frauen (weniger...) und Männer und ihre sensationellen Taten. 

Freitag, 12. Mai 2017

Post Kommunikation

Die Dichter versichern sich gegenseitig ihrer verlorenen Wichtigkeit indem sie sich gegenseitig Preise verleihen und manchmal das Elend der Politik beklagen, wozu sie ein schönes Gesicht machen und die Augenbraue hoch ziehen. Ansonsten spielen sie Murmeln, die auch schon mal schöner waren. Sie siechen, denn sie haben ihre Funktion längst verloren, Buchdruck ist veraltet. Internet angesagt auf allen Kanälen. Internet der Dinge. Gewiss, Reflexionen müssen sich ihren Weg ins Bewusstsein bahnen, der manchmal lang, windig und mühevoll ist. Nur, wer will das schon in einer Welt der schnellen Kicks und Kitzel? Ist ohnehin nur Übergang zu einer Zeit, in der jedes Gehirn gespeichert sein wird. Zwischen Stop und go, Standup Comedy. Ausgefranst in den Medien, zerstäubt im Internet….die ruhige Überlegung fällt auf sich selbst zurück. Im sachten Smartphonedruck. Es treibt das Wachstum die Beschleunigung um jeden Preis und das Echo verhallt im Nichts. Identität, Kultur. Zerrieben und pulverisiert zu Erbhöfen und Besitzständen. Kontoständen. Wanken, Umfallen, Stürzen? Alles egal, solange es richtig gemanagt wird. Umsatzrückgänge, aber Bailout rettet die Großen. Der Staat in Gestalt seiner Elite-Kretins schaufelt Milliarden in dieses Grab. Die Städte sind überwuchert von unterhaltsamen Bedeutungslosigkeiten. Die Hohlheit füllt uns aus. Wird eingefüllt und die meisten merken es  gar nicht. Schnell, schnell, Inhalt egal. Legal, den vorgeschrieben Wegen entlang abgeschöpft werden. Gemolken. Von Bürokratien, von gut bestallten Sesselfurzern und Aasgeiern in der Sechszylinder-Limousine. Immer unterwegs auf der Überholspur der Autobahn. Hauptsache wir sind sicher. S-U-V. Die anderen werden wir schon zermalmen! Alle müssen sparen und haben das verinnerlicht.  Verdichtung allenthalben, aber keine Intensität, sondern fortwährende Lüge. Alltäglich etwas sein durch das Auto. Elektro, powered by Braunkohle. 

Mittwoch, 10. Mai 2017

Lächeln als Zustand

Was mir beim Fernsehen aufgefallen ist: Dieses Dauerlächeln. In der Politik oft in Verbindung mit Handshakes geradezu zwanghaft. Im Showgeschäft scheint's zum Handwerk zu gehören. Kaum jemand zeigt da authentische Gefühle. Alles ist gespielt und aufgesetzt. Cheese als Maske. Eine sehr offensichtliche Lüge (die wohl den sozialen Umgang erleichtern soll, in Wirklichkeit erschwert sie ihn manchmal...). Alles gut? Wir regeln das. In unserem Sinne. Wir lächeln alles weg (und heben im Amerikanischen dazu den Daumen...). Strahlemann bringt Optimismus in düsterste Umgebung. Lächeln ist Verkaufen. Sich. Seine Sache. Einer Sache ein lächelndes Gesicht geben. Ein Lächeln kann nahe legen, dass man sich vertraut und bereit ist, etwas zu teilen. Außerdem scheint die allgemeine Erwartung nahe zu liegen, man würde mit den eigenen Emotionen nicht hinter dem Berg halten. Vor allem nicht mit den positiven. Zu den unausgesprochenen Regeln gehört es dann auch, selbst Unbekannten ein Lächeln zu schenken. Es gilt unausgesprochen und unbewusst als ein Ausweis der Vertrauenswürdigkeit und der Menschlichkeit. Ob so etwas auch zum allzu offensichtlichen Gebrauch von "Fake News" und "alternative facts" beigetragen hat? 

Dienstag, 9. Mai 2017

Rentenversprechen, Rentenfinanzierer

Wenn ich meinen Rentenbescheid sehe, überkommt mich das kalte Grausen und die nackte Angst. Da empört es mich immer wieder, wenn die Kanzlerin und die ihr nahe stehenden Kreise behaupten: „Uns geht es gut!“. Das ist die selbe Lüge wie ihr „Wir schaffen das!“. Es erhebt sich zuallererst immer die dringende Frage: Wer ist mit „uns“ gemeint? Und wer ist mit „Wir“ gemeint? Ob es vor allem die Besserverdienenden und Geldsäcke in Deutschland sind? Ob die scheinbar guten Statistiken mit einem gnadenlosen Lohndumping und einer beginnenden und dann alles zermalmenden Altersarmut erkauft sind? Wem das zugute kommt? Man braucht nicht lange fragen. In nahezu allen Staaten um uns herum in Europa gibt es so etwas wie eine garantierte Grundrente, die über 1000 Euro liegt. Österreich, die Schweiz und die Niederlande mögen da als erster Beleg genügen. Es zahlen dort alle Bürger, also auch Abgeordnete, Selbständige, Ärzte, Rechtsanwälte und dergleichen in eine solche solidarische Rentenversicherung ein. Diese Länder verfügen über ein Solidaritätsprinzip, das reichere Mitbürger mehr in die Rentenkasse einzahlen lässt als ärmere. Dies ist in diesen Gesellschaften auch weitgehend akzeptiert. Ein fester Betrag. Grundrente. Für alle. Hierzulande gibt es steigende Beiträge bis zu einer gewissen „Bemessungsgrenze“ von derzeit 6500 Euro pro Monat. Jenseits dieser Grenze braucht nichts mehr bezahlt zu werden. Einkommen, die also über 6500 Euro betragen, sind nicht rentenversicherungspflichtig. Er muss sich damit also nicht mehr an der Solidargemeinschaft beteiligen. Wem dies alles zugute kommt? Ob gewisse Politiker da nahe genug dran sind? Sozial- und Rentenpolitiker der Parteien insbesonders?
Einst war es die oft geäußerte Sorge der Politik, dass es immer höhere Beiträge benötige, um die Renten zu bezahlen. Also wurden die Rentenbeiträge für die Arbeitgeber gedeckelt. Und das Rentenalter wurde hochgesetzt. Nun sollten alle bis 65 arbeiten. Vergünstigungen wurden abgeschafft, Renten sollten nicht mehr im Gleichklang mit den Löhnen steigen. Der Motor für „die Wirtschaft“ sollte unter Schröder angeworfen werden. „Die Wirtschaft“, wer das wohl ist? Die Arbeitgeber/Kapitaleigner oder die Wirtschaft insgesamt (zu der ntürlich auch steigende Löhne gehören würden)? Eventuell auftretende Lücken sollten über die sogenannte „Riester-Rente“ abgedeckt werden, eine private Rentenversicherung, durch deren Abschluss, wie sich später heraus stellte, vor allem Versicherungsgesellschaften profitierten, äußerst selten jedoch diejenigen, an die sich diese Versicherung zu wenden schien. Außerdem wurden ihre „Zuschüsse“ mit Steuern finanziert, also durch das von allen entrichtete Geld. Das alles hat zur Folge, dass zahlreiche Mitbürger nach einem Leben voller Arbeit zum Sozialamt gehen müssten. Das Kernversprchen eines Sozialstaates aber war es, dass man nach einem Leben voller Arbeit von seiner Rente leben können muss. Wenn das Niveau aber wie auf einer Rutschbahn nach unten geht, kann diese Versprechen nicht, oder nur für sehr gut verdienende Bürger, gehalten werden. Die jetzt so groß mit dem Gerechtigkeitsversprechen auftrumpfende SPD, die unter anderem Mitglieder wie Gerhard Schröder, Wolfgang Clement oder Peer Steinbrück hat oder hatte, hat diese direkt in die Altersarmut führende Politik entscheidend mit zu verantworten.    

Montag, 8. Mai 2017

Landwirtschaft, Tierhaltung

Wer eigentlich kann mit ansehen, wie ein Tier geschlachtet wird? Wir fressen Tiere und leiden womöglich alleine schon unter dem Gedanken an ihre Tötung. Wer kann sich den Geruch des Todes vorstellen, wer will das? Wie riecht Blut? Ob uns das verstört? Oder sind manche Leute schon dermaßen abgestumpft und erklären sich selbst so zur Krone der Schöpfung, dass ihnen das nichts mehr anhaben kann? Fleisch essen? Manche tun das trotzdem. Ob es in der Auseinandersetzung um dieses Thema um Massentierhaltung geht? Ob es ein großer Unterschied ist, ob ein Massai-Krieger ein Beutetier zubereitet und isst oder ob ein Mensch aus unserer Umgebung ein Schnitzel aus dem Supermarkt brutzelt? Womöglich ist die Verdauung und der Stoffwechsel eines modernen Menschen für den Genuss von Fleisch ausgelegt, das aber nicht zwingend aus der Massentierhaltung stammen muss.....Ob Tiere nicht auch eine Würde haben, eine Leidensfähigkeit, die uns nicht zwingend in die Stellung versetzt, sie nach ökonomischen Kriterien umzubringen? Ob die Tiere das mitkriegen, wenn sie getötet werden? Ob ihnen so etwas wie Respekt zusteht? Bolzenschuss und Elektrozange? Sind sie die richtigen Instrumente oder Methoden dafür, sind sie angemessen? Schlachthäuser als die Orte des Todes. Wer kann das, will das rechtfertigen, was in Agrarfabriken auf der ganzen Welt passiert? Zu welchen Begründungen will er sich versteigen? Die Weltbevölkerung ernähren? Es wurde bereits an anderer Stelle dieses Blogs angeführt, dass, um Fleisch zu „erzeugen“, der Energieaufwand viel zu groß wäre. 60 % der Böden werden zur Erzeugung von Tierfutter gebraucht/verbraucht. Für 1 kg Rindfleisch werden durchschnittlich 20 000 Liter Trinkwasser verbraucht und 16 kg Getreide und Soja verfüttert. Dabei werden mehr Treibhausgase erzeugt als bei 250 Km Autofahrt und 50 Quadratmeter Regenwald vernichtet. Ob diese Zahlen nun ganz genau stimmen oder nicht, erscheint mir nicht so wichtig als vielemehr die Tendenz, die dadurch angezeigt wird. Diese Umstände der Nahrungsmittelerzeugung kommen vor allem bestimmten Menschen auf dieser Welt zugute. Ist das noch ein Streitthema? Ob wir das alles am liebsten verdrängen? Möglichst nicht wahrnehmen, gar nicht erst darüber nachdenken. Es scheint festzustehen: Sehr viel Elend für die Menschheit hängt mit dieser Form der Tierhaltung zusammen. 

Sonntag, 7. Mai 2017

Fußballmachtspiele

Ob es mir urkomisch kommt, wenn jetzt mächtige Geschäftsführer von Fußballbundesligatraditionsclubs im Clinch mit Trainern liegen, die mehr auf der Seite von Spielern stehen und wagen, eine eigene Meinung zu äußern? Ob das mehr Ausdruck eines Hierarchieverhältnisses ist, das sich vor allem auf Geld gründet und mit dem Vertreten von Fans gar nichts zu tun hat? Diese „Fans“ scheinen ja immer noch an die alte Mär' der "11 Freunde" zu glauben und schenken ihrem Verein alles, vor allem ihre Kaufkraft.... Es soll bald entschieden werden und es geht ja ausschließlich um „Strategie, Kommunikation und Vertrauen“. Klaro, um was denn sonst? Persönliche Animositäten und ökonomische Interessen (z.b. Aktien einer Aktiengesellschaft) spielen da naturgemäß überhaupt keine Rolle. Wer lässt sich eigentlich solche Inszenierungen vorspielen und hält sie für die Realität? Ob dies etwas sehr Globales hat und ob man eine solche Kritik äußern darf? Ob es eine gewisse Ähnlichkeit zu den antiken „Brot und Spiele“-Strategien der Antike gibt? Sklaven und "Elite", ein delikates Verhältniss. Ob es im alten Rom gelegentlich auch um Macht ging? Lauter Fragen, bei denen ich an der Seitenauslinie stehe und staune....... 

Samstag, 6. Mai 2017

An meine Mutter (Eduard Mörike)

An meine Mutter

Siehe, von mailen den Liedern nicht eines gilt dir, o Mutter!
Dich zu preisen, o glaub's, bin ich zu arm und zu reich.
Ein noch ungesungenes Lied ruhst du mir im Busen,
Keinem vernehmbar sonst, mich nur zu trösten bestimmt,
Wenn sich das Herz unmutig der Welt abwendet und einsam
Seines himmlischen Teils bleibenden Frieden bedenkt


An dieselbe

Ach wie liebreich warst du der Welt und dienetest allen!
Und wie klein doch, wie plump hat sie dich endlich verkannt,
Da entsagtest du ihr; doch lächelnd wehren die Deinen
Heute wie gestern der Hand, die sich in Liebe vergißt.


(Eduard Mörike)

Freitag, 5. Mai 2017

Verhaltensmodelle

Notizen (Namen sind unkenntlich gemacht, vertauscht und bewusst ins Neblige gerückt): "Der Tod wird kommen. Das immerhin ist sicher. Mein Vater ist dafür mein Modell, nach dem sich mein Handeln ausgerichtet hat. Ein sanfter Mann, der immer in sich hinein gefressen, toleriert hat (und sich nicht einmal das hat anmerken lassen). Er hat sich mit den großen Geistern beschäftigt und sie ernst genommen. Er hat ihre Zweifel abgewogen. In sich selbst ausgetragen. Und ist letztlich doch gläubig geblieben auf eine Art, die sich nicht offensiv und missionarisch nach außen hat mitteilen müssen. Ob er seine Schüler geschlagen hat, nachdem er sich dazu verurteilt sah, den Lehrer zu spielen? Ist er in solchen Konventionen, Bezüglichkeiten aufgewachsen? Er tat es wohl (wenn er es überhaupt tat...), so dachte er, im Interesse der Sache. Es musste sein. Ob ihn je eine Person interessiert hat? 
Zum Beispiel diese Person. Auch sie gegen die Wand gefahren. Vor vielen Jahren schon. Ihre Schönheit kam mir unwirklich vor. Das ist sie auch, denn sie steht fest im Leben, würde nie mit sowas rechnen, bzw. hat es zu oft erlebt. Sie denkt an ihrer Kumpelhaftigkeit mit der eigenen Berufsrolle. Seit zwei Jahren ist da völlig Funkstille. Da gab es noch jemanden, die plötzlich hat abprallen lassen. Mit schärfsten Agressionen, wieso? Was hatte ich ihr getan? Ich weiß es bis heute nicht. Die einzige Person, zu der Nähe da ist, ist XXX. Auch so eine Looserin, die es in eine Berufsrolle hinein geschafft hat und manchmal daran verzweifelt. Es ist nicht der einzige Berührungspunkt mit ihr. War ich völlig verrückt, als ich sie einst aufgeben wollte? Ging darüber hinein in eine Einsamkeit, die mich ganz alleine in Richtung auf den Tod führt." 

Mittwoch, 3. Mai 2017

Fußballstartup

Ich bin froh darüber, dass es ein Verein aus den Neuen Bundesländern geschafft hat! Einer, der den typischen Emporkömmling im Turbokapitalismus verkörpert und die sogenannten Traditionsvereine neidisch gemacht hat! Ja, er mag nur zum Zwecke der Promotion einer Brausedose gegründet worden sein! Aber ist das Gebaren der „alten“ Vereine dagegen nicht etwas verlogen und war das nicht die einzige Chance eines Vereins dieser Herkunft? Sind nicht etliche Fußballmannschaften der deutschen Bundesliga als „Werkself“ angekündigt? Teil ihrer Funktion mag immerhin die eines Aushängeschildes und Werbeträgers eines Konzerns sein. Oder der Ruhm eines reichen Mäzenen!Dass dabei niemand nach den moralischen Dimensionen solchen Tuns fragt, nennen Altvordere des Gewerbes gerne „professionell“. Sie haben ja einen Vertrag abgeschlossen und werden niemals nach dem Warum und Wieso fragen, sondern nur nach dem Geld bzw. Profit. Für Geld machen sie alles. Das ist dem System extrem angepasst, - wurde aber jetzt überholt von einem frechen Startup. Er macht alle anderen neidisch, indem er noch ein bisschen konsequenter in Richtung Kommerzialität drängt, indem er sein Tun von vornherein verkauft hat und nicht darauf angewiesen ist, tausend aufdringliche Sponsoren zu finden, die nicht nur Spieler und Werbeflächen, sondern sogar Namensrechte an altehrwürdigen Stadien aufkaufen. Es ist doch so, das diese Fußballbundesliga eine ziemlich festgefügte Gesellschaft ist: die kapitalstärksten Vereine kaufen den anderen regelmäßig die besten Spieler ab, um auf hohem Niveau möglichst international mitzuhalten. Diese „Lieferanten“-Vereine dürfen sich dafür dann „Ausbildungsvereine“ nennen. Wer kein Geld hat, der hat keine Chance. Jüngst wurde sogar öffentlich und wohl etwas zu offensichtlich vorgeführt, dass Profitinteressen alle ethischen Bedenken gnadenlos zu überwölben scheinen, gerade was Terminsetzungen angeht. Gelegentlich steigen per Statut ein paar Newcomer-Vereine auf und später wieder ab. Im Wesentlichen aber bleibt die Struktur erhalten, ja, sie hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verfestigt. Nun werden öffentliche Krokodilstränen vergossen, dass sich punktuell etwas geändert hat. Vereinsvorsitzende und Geschäftsführer lassen sich zu allzu starken Tönen hinreißen. Es werden sogar neue „Feinde“ ausgerufen. Doch das ist nicht der wesentliche Punkt. Wesentlich ist vielmehr, dass dies, - falls es allzu erfolgreich“ sein würde, - ein Modell abgeben könnte für andere. Dass es dem voll durchkommerzialisierten Bundesliga-Fußball die Maske vom Gesicht ziehen könnte.