Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 31. Mai 2016

Wir

Wir fressen jetzt alle Kraut“ so will man bald wieder grinsend in die Runde werfen. Es wird inmitten all der polizeilichen Vorsichtsmaßnahmen und Arbeitskämpfe EM-Time. Was kümmert uns dieser Scheis? Wir sind alle tolerant. Jetzt verkaufen sie wieder die Fähnchen in Schwarz-Rot-Gold, die sie ihren Autos aufpflanzen. Die Discounter bieten Hütchen im selben aufdringlich gearbeiteten Look feil und alle sagen „Wir“. "Wir sind Exportweltmeister", "wir sind Fußballweltmeister"..... „Wenn wir heute mehr über Links gespielt hätten“ oder „Wir hätten halt nicht so hoch stehen sollen...“ oder „Wenn wir den Müller eingesetzt hätten“. Wer solchen aufgebretzelten Chauvi-Sprachgebrauch nötig hat, sagt unfreiwillig einiges über sich selbst aus. Es ist die Chauvinismus-Identifikationsnummer, plötzlich sind wir alle „wir“....., besonders wenn Sportreporter in ihrem falsch verstandenen Populismus sich dieses Sprachgebrauchs befleißigen und ihre Millionäre im „Wir“-Stil anfeuern. Sind wir nicht alle ein bisschen so? Wir? „Ich finde, wir müssten mehr über rechts spielen“ sagt der Experte in der Halbzeitpause, der früher einmal selbst ein Teil dieses „Wir“ war. Er grinst vielsagend, aber wird sind überhaupt nicht dieser Meinung. Wir finden allenfalls, dass sie mehr über links hätten spielen sollen. Sie.... So ist der Fußball: jeder gibt seine Meinung dazu. Am Ende entscheidet der Bundestrainer, der einen seiner Nationalspieler wegen mangelnder Vorbildfunktion ausgesperrt hat und selbst schon mal ein Fahrverbot kassiert hat, weil er offenbar das Rasen zu sehr liebt. Derweil sieht sich sein einstiger Vorgesetzter, der wegen einiger Ungereimtheiten längst zurückgetreten ist, aber immer noch fröhlich und passend bei FIFA sitzt, natürlich völlig unberechtigten Korruptionsvorwürfen ausgesetzt. "Keine Macht den Drogen" war früher mal so ein Spruch des DFB.  Das Bier, für das fortwährend geworben wird, ist neuerdings alkoholfrei. Jetzt grinsen in Verherrlichungsmanier irgendwelche millionenschwere Ball-Deppen zu "No Racism". Denn sie wissen kaum, was sie tun, - so scheint es einem manchmal. Oft zu peinlich, das. 

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