Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 18. Mai 2016

Akademikerarbeitslosigkeit

Immer wieder lässt man sich völlig unwidersprochen die einfache Formel bieten, besonders in Talkshows: „Bildung, Bildung, Bildung...“. Mantramäßig wird sie vor allem von Politikern unters Volk gestreut, also von denjenigen, die in Deutschland am wenigsten Geld dafür einzusetzen bereit sind. Bildung würde, so ihr Mantra, für einen stabilen Arbeitsplatz garantieren, sie würde für ein gutes Einkommen stehen. Es kann damit wohl nur die sogenannte „technische“ Bildung gemeint sein. Also Ingenieure, die genau wissen, wie ein Rädchen ins andere passt und wie man alles anstellt, dass es passt. Die ansonsten aber von der Welt keine Ahnung haben. Die hochspezialisiert auf ihr Räderwerk sind. Gemeint sind aber auch Juristen, aus deren Kreisen sich die meisten sehr gut durch Pensionen und Diäten abgestützten Politiker rekrutieren und die ansonsten als Selbständige dazu legitimiert sind, fette Gebühren für ihre „Beratungsdienste“ zu verlangen. Sie verkaufen im Falle der Richter ihre Sprüche sogar „im Namen des Volkes“, - gemeint soll damit der Gesamtzusammenhang des Rechtsstaats sein. Gemeint sind auch Steuerberater, die ihre Güte der Steueroptimierung daran bemessen, wie „optimal“ sie Steuerlücken und Steueroasen nicht nur anhand von dicken Wälzern erkunden, wie gut sie auch über die Reaktionsweisen der staatlichen Kontrollbehörden Bescheid wissen und wie effektiv sie jene einschätzen können.
Gemeint sind aber keinesfalls die „Geisteswissenschaftler“, die sich nicht vom akademischen Apparat korrumpieren lassen oder deren Dienste sich nicht oberschlaue Marktforschungsinstitute gesichert haben und die auch keine tantiementrächtigen „Bestseller“ schreiben. Die nach wie vor hohe Akademikerarbeitslosigkeit in diesem Bereich speist sich ja hauptsächlich aus den Sektoren jener, die über ein nicht zu vermarktendes oder zu kaufendes Wissen verfügen. Die kritische Einwände haben, die motzen, die etwas durchdenken und nach den Zielen fragen, die einer Technokratie natürlich völlig fremd sind. Die nicht reiche Eltern haben, von denen sie demnächst einen erklecklichen Betrag samt den damit zusammenhängenden "Beziehungen" erwarten dürfen. Ich selbst stehe wohl auch dafür, denn trotz eines akademischen Abschlusses (in den "brotlosen" Geisteswissenschaften!) habe ich keinerlei stabiles Einkommen, von einem guten Einkommen ganz zu schweigen. Jawohl! Und ich taumle dem von den arroganten Wirtschaftsbossen im Verein mit ihrem Assistenten damals geschaffenen „Hartz 4“ entgegen und werde dann Bestandteil dieser von gänzlich anderen und vollkommen entfremdeten Bezügen bestimmten Schicht sein. Ich werde mit akademischem Abschluss  in diese ganz andere Welt eingehen. Bildung wird sich nicht gelohnt haben. Jedenfalsl eine solche Bildung.  

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