Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Donnerstag, 19. Mai 2016
Traum und Wirklichkeit in der Klosterkirche
Ich blicke in Neresheim zur plastischen
Deckenbemalung Martin Knollers hoch und entdecke diesen typischen
Übergang von Illusion und Realität: von unten ist kaum zu
beurteilen, was plastische Engelsskulptur und was Malerei ist. Es ist
dies ein typisches Spiel jener Zeit. Traum und Wirklichkeit. Welche
Realität gilt? Die Romantik hat das später genauer illustriert,
aber auch heutzutage spielen Filme und Werke aller Art mit diesem Effekt.
Das Interesse damals war ein erzieherisches moralisches und vor allem
- religiöses. Veranschaulichung. Kirche und Staat. Kollektive
Spiritualität. Analphabetentum. Heute ist das etwas anders. Bloß
gut, dass denen damals das Geld ausgegangen ist. So markierte das
alles eine Art Übergang vom Barock zum Klassizismus. Etwas sparsamer
und nicht so beladen wie vieles im Barock. Heute nehmen wir das als
wohltuend wahr. Da ist viel Spiel mit den Illusionen von Raum und
Zeit und Licht. Wunderbares Wissen um solche Dinge. Architektonische
Umsetzung. In der Tatsächlichkeit, nicht nur in der Virtualität, für die man seltsame Brillen aufsetzen muss. Die Wirkung von Farben auf die Psyche. Martin Knoller
bekam damals trotzdem ein Spitzenhonorar. Schwäbisch sparsam war man
nicht. D.h. die Benediktiner, denen wir diese herrliche
Raumkomposition verdanken, gaben das Geld. Heute also suchen wir in Filmen und
anderen Virtualitäten. Es gilt ein Abtauchen in andere Welten. Woody
Allen hat das einmal in eher romantischer Absicht mit seinem Film
„Purple Rose of Cairo“ realisiert. Aber unsere heutigen, im
Computer animierten Fantasy-Welten sind natürlich auch nichts
anderes. Das Unmögliche wird wahr, Traum und Realität gehen ineinander über - was für ein alter
Menschheitstraum!
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