Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 4. Mai 2016

Ersatzkriege als Unterhaltungsspiele

Da befleißigt sich solch ein abgezockter Fußballprofi, wie ich das schon oft auf Pressekonferenzen verfolgt habe, einer martialischen Ausdrucksweise: ein „Krieg“ sei das kommende Spiel und man werde kämpfen bis hin zum Sterben. Nun ja, ist das Berechnung oder meint der das tatsächlich so? Fußballspiele und ähnliche Sportspektakel sind ja längst in Ersatzkriege ausgeartet. So mancher „Fan“ meint ja auch, es gelte ausschließlich die „eigene“ Mannschaft anzufeuern. Alles andere sei langweilig. Es geht also nicht oder sehr wenig um den Fußball, sondern darum, dass die „Eigenen“ siegen. Nur, wer sind „die Eigenen“? Angeheuerte Fußballlegionäre, die als gute Profis für den spielen, der am meisten Geld gibt? Oder Gewächse des Vereins, die tatsächlich ihre Identität daraus beziehen, ihren Lebenssinn sogar, dass sie für einen bestimmten Verein spielen und für keinen anderen? Die Antwort liegt ja wohl nahe. Fußballspieler sind also die modernen Gladiatoren, die dem Publikum auf den Rängen (und vor allem: vor den Fernsehgeräten!) vorführen, wie sie sich in Ersatzkriegen für Vereine zerreißen. Ersatzkriege als tribalistische Unterhaltung. Kräfte messen im Krieg light. Umbringen, töten. Vernichten. Fertig machen. Zerlegen.
Ob es da nicht ein bisschen ein Doppelspiel gibt? Ob der Verein in diesem Zusammenhang nicht scheisegal ist, sondern nur das Geld zählt? Ob das echtes Profitum bedeutet? Ob das die Anhängerschaft rafft? Es gibt in diesem Zusammenhang wohl keine Identitäten, sondern nur ein Anheuern dort, wo es am meisten abzugreifen gibt. Das Professionelle daran mag darin liegen, dass dies das absolut selbe wie in „der Wirtschaft“ bedeutet. Leitende Angestellt heuern dort an, wo sie am meisten Geld verdienen und möglichst gute Boni oder "Benefits" kassieren können. Der Inhalt dessen, was sie tun, ist dabei oft austauschbar. So, wie die Güter, die in Konzernen produziert werden, möglichst aus logistischen Gründen austauschbar und lange lagerbar sein sollten (um die Globalisierung mit ihren Folgen sicherzustellen!). Für Markenidentitäten sorgen dann die Marketingstrategen mit ihren Tricks. 3 D-Drucker werden freilich in Zukunft die Herstellung von Gütern ganz anders und sehr viel „individueller“ gestalten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen