Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 20. Mai 2016

Jugend und Alter (1)

Das Alter und seine Gesundheit schieben viele gerne von sich, verdrängen es. Jemand, der schon mit einem ernsten Gebrechen im Krankenhaus lag, kennt das aus seiner Sicht. Viele Besucher machen dann die Tür hinter sich zu und sind froh, dass es sie selbst nicht getroffen hat. Genauso sagt der junge Mensch: Das Alter ist noch weit weg! Es betrifft mich nicht. Pointe: Es wird soooo schnell kommen und ist schon so nah! Zeit verdödeln und verdaddeln glaubt sich jemand in einer bestimmten Lebensphase leisten zu können. Später nicht mehr. Diese „Jungen“ sind in einer Ersten Welt aufgewachsen, die sich zum Zwecke des Profits und der optimalen Ausbeutung an den Rest des Globus hängt. Wer etwas am „Wohlstand“ teilhaben will und dorthin flüchtet, wird schlichtweg als unerwünscht erklärt und abgeschoben. „Wirtschaftsflüchtling“ nennt man hierzulande so etwas abschätzig. Dabei ist diese Welt samt ihren eigenen Bezügen inzwischen wenige Flugstunden von Frankfurt entfernt, die Gegensätze haben sich bei einer solchen Nähe erheblich verschärft. Wer kann damit etwas anfangen, was nicht zynisch wäre? Was ist das für eine Welt? „What a wonderful world“? Der Jugendwahn greift in allen Lebensgebieten um sich, die Verklärung und Idolisierung dieser Jugend dominiert. Wieso? Weil sie zahlenmäßig immer weniger wird. Weil der Mensch anfangs so aussieht, wie er aussieht. Weil er vermeintlich leistungsfähiger ist (ohne den Faktor "Erfahrung"). Weil junge Menschen form- und programmierbar sind, weil sie schneller lernen. Ökonomie, Sozialversicherungssystem, Familienpolitik, - alles versucht, darauf mit einer zusätzlichen Vergötterung der Jugend zu reagieren. Es gilt das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Hinzu kommt dass der Mensch ein „Relativrezeptor“ ist, wie manche Kreise in der Ernährungswissenschaft behaupten: d.h. Er ist auch geschmacksmäßig sozialisiert und geprägt auf das, was er in der Jugend erfährt: Das künstliche Aroma eines Joghurts zum Beispiel, das er nie anders hat kennen lernen können (Besonders, wenn ihm das finanziell nie nie möglich war). Naturjoghurts kommen ihm im Vergleich dazu roh und zu kräftig vor.

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