Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 31. Mai 2016

Wir

Wir fressen jetzt alle Kraut“ so will man bald wieder grinsend in die Runde werfen. Es wird inmitten all der polizeilichen Vorsichtsmaßnahmen und Arbeitskämpfe EM-Time. Was kümmert uns dieser Scheis? Wir sind alle tolerant. Jetzt verkaufen sie wieder die Fähnchen in Schwarz-Rot-Gold, die sie ihren Autos aufpflanzen. Die Discounter bieten Hütchen im selben aufdringlich gearbeiteten Look feil und alle sagen „Wir“. "Wir sind Exportweltmeister", "wir sind Fußballweltmeister"..... „Wenn wir heute mehr über Links gespielt hätten“ oder „Wir hätten halt nicht so hoch stehen sollen...“ oder „Wenn wir den Müller eingesetzt hätten“. Wer solchen aufgebretzelten Chauvi-Sprachgebrauch nötig hat, sagt unfreiwillig einiges über sich selbst aus. Es ist die Chauvinismus-Identifikationsnummer, plötzlich sind wir alle „wir“....., besonders wenn Sportreporter in ihrem falsch verstandenen Populismus sich dieses Sprachgebrauchs befleißigen und ihre Millionäre im „Wir“-Stil anfeuern. Sind wir nicht alle ein bisschen so? Wir? „Ich finde, wir müssten mehr über rechts spielen“ sagt der Experte in der Halbzeitpause, der früher einmal selbst ein Teil dieses „Wir“ war. Er grinst vielsagend, aber wird sind überhaupt nicht dieser Meinung. Wir finden allenfalls, dass sie mehr über links hätten spielen sollen. Sie.... So ist der Fußball: jeder gibt seine Meinung dazu. Am Ende entscheidet der Bundestrainer, der einen seiner Nationalspieler wegen mangelnder Vorbildfunktion ausgesperrt hat und selbst schon mal ein Fahrverbot kassiert hat, weil er offenbar das Rasen zu sehr liebt. Derweil sieht sich sein einstiger Vorgesetzter, der wegen einiger Ungereimtheiten längst zurückgetreten ist, aber immer noch fröhlich und passend bei FIFA sitzt, natürlich völlig unberechtigten Korruptionsvorwürfen ausgesetzt. "Keine Macht den Drogen" war früher mal so ein Spruch des DFB.  Das Bier, für das fortwährend geworben wird, ist neuerdings alkoholfrei. Jetzt grinsen in Verherrlichungsmanier irgendwelche millionenschwere Ball-Deppen zu "No Racism". Denn sie wissen kaum, was sie tun, - so scheint es einem manchmal. Oft zu peinlich, das. 

Montag, 30. Mai 2016

Fürst der Kelten (Foto)

Fürst der Kelten

Sonntag, 29. Mai 2016

Kommunikation und Zeitgeist

Es gilt die Ökonomisierung aller Lebensbereiche bei den Partnerbörsen und dem „Onlinedating“ mit der ständig damit einhergehenden Vermutung: man könnte ja noch was besseres finden, da ist menschliche Beziehung als Konsum mal hier und dort, da ein Austausch von Gütern, was hast du mir zu bieten? Angebot und Nachfrage gelten durchweg, wer etwas will, ist im Nachteil. Damen geben sich erst hochmütig und werden dann selbst zu Sklaven, die sich schlagen lassen und Schlimmeres. Menschen verdinglichen sich, machen sich selbst zu Wegwerfartikel, es heißt, man sei „chronisch untervögelt“ und brauche deshalb dringend einen Artikel..... man selbst ist dann der Artikel, den man meistbietend anbietet auf einem Markt der Möglichkeiten, von denen Provisionen abgezogen werden. Da ist meist ein Bildchen als Aushängeschild, ein Vergleich von Preis und Angebot, eine kurze Beschreibung und Typisierung, dann der Kontakt und der Austausch von Körperflüssigkeiten, es ist ein Geben und Nehmen, wobei der Partner egal ist, er ist der Lieferant seiner Gegebenheiten, Hauptsache der Preis stimmt, es ist ein knallhartes Austauschverhältnis. Subjekt wird zu Objekt, es werden Waren gemacht, die sich selbst dazu machen. Und der Mensch? Er hat keine Zeit, ist zu alt oder zu jung, - Gleiche suchen Gleiche und machen sich gerne zum Wegwerfartikel, finden nichts dabei, da ist „Verdinglichung“ anhand eines Bildchens, da ist ein sozialer Rahmen, den bestimmte Portale durch Eingrenzung von vornherein zu unterlaufen versuchen...ein Code des sachlichen Austauschs, dabei würde unter Menschen der Code etwas Komplexes sein, das berichtet von anderen Sphären, anderen Person, anderen Möglichkeiten und Horizonten. Dafür haben wir keine Zeit, Energie und Bereitschaft. Es herrscht die Verdichtung, hin auf etwas Dingliches, auf eine Funktion. 

Samstag, 28. Mai 2016

Tod und das Danach

Wo es mich einst hin verschlagen wird? Ich habe noch keine Meinung dazu. Fegefeuer, Jüngstes Gericht? Sünden? Hölle? Das Kollektive hat wohl keine Moral. Gut und Böse ist eine menschliche Vorstellung. Schon Tiere kennen sie nicht. Sie kennen nur das Überleben in der Evolution. Also glaube ich nicht an eine Instanz, einen Ort, an dem Gut und Böse geschieden wird. Mein Körper, meine Individualität hat dies „verbrochen“, was ich mit mir herum trage. Mein Ich, meine Seele wird aber wohl in etwas Kollektives übergehen. In eine Art Pool aller Seelen. Woran soll denn meine Individualität hängen? Am jungen oder am alten Körper? Es müsste etwas Unabhängiges davon sein. Sein Ratschluss? Gott könnte eine Art Instanz sein, kann auch Person sein, kann alles. Eine Instanz über uns. Die Bilder an den Kirchenwänden waren berechtigt, zeigten einfachen Menschen etwas, regten vielleicht zu einem Bewusstsein an. Sie hatten eine Funktion. Erst später kam das Moment der Kunst dazu, die absichtslos und „frei“ sein soll. Nun ja, politische Idiologien haben sich ihrer gerne mal bemächtigt und dann war es wieder ein Mittel zum Zweck. Ich habe Angst vor dem Tod. Will mein Ich nicht verlieren, an dem ich ein Leben lang gefeilt habe, - auch wenn andere Menschen dies Ich nicht zu brauchen schienen, wenn sie es auch abgelehnt und abgestoßen haben.

Freitag, 27. Mai 2016

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wer hat meinen Schlüssel gesehen?
er ist offenbar unrasiert und hat einen Bart
Ich wende das Blatt und lese verkehrt
nimm's nicht persönlich, sieh's positiv!


Wer hat meine Gedanken gesehen
sie sprießen manchmal wild und ich kann sie kaum fassen
Mixed Pickel,s sie jucken so undefiniert

und wachsen nach, kaum sind sie wegoperiert

Mittwoch, 25. Mai 2016

Flüchtlingsrealitäten

Das „Elendscamp“ in Idomeni würde „geräumt“, so hieß es seit gestern unaufhörlich. Die Flüchtlinge würden in „staatliche Lager übergesiedelt“, so hieß es. Erstaunlich nur, dass diese „staatlichen Lager“ in Griechenland nie gezeigt wurden. Zu sehen waren nur abfahrende Busse und von Bulldozern bearbeitete Zeltlager, die in einen anderen Zustand versetzt wurden. Jetzt wird bekannt, dass in den „Aufnahmelagern“ katastrophale Zustände herrschen sollen. Grundstandards der Hygiene seien nicht gewahrt, das Essen schlecht und ärztliche Versorgung sehr schlecht. Was ist nun wahr? Ob die Feststellung dessen auch so gehandhabt wird, wie beim Absturz des Flugzeugs der Egypt Air? Hier scheint das öffentliche Interesse völlig erlahmt zu sein, nachdem bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht Eindeutiges bei den Untersuchungen herausgekommen scheint. Die Öffentlichkeit will ein „Ja“ oder „Nein“, „Schwarz“ oder „weiß“, ihre Aufmerksamkeit reicht in zeitlicher Hinsicht meist wenig über ein paar Tage hinaus. Und die „Flüchtlinge“? Aus den Augen, aus dem Sinn? Europa will sich des Problems irgendwie entledigen, das Bemühen ist schon erkennbar. Am liebsten hätte man das mit Geld geregelt, so wie alles in diesen Breitengraden. Doch scheint dies nun auch nicht richtig zu klappen, weil die Menschenrechte dazwischen kommen und Europa an bewiesenen Grundwerten nicht eben viel zu bieten hat. Also was zeigen, was besprechen? Was kommunizieren? Jedenfalls nicht das, was in der Schwebe ist. Jedenfalls nicht die Mechanismen „dahinter“. Jedenfalls nicht die unspektakulären Bilder, die ungut schleichende Emotionen auslösen. Lieber das Eintreffen "der Mannschaft" am Lago Maggiore. Da braut sich was vermeintlich "Positives" zusammen. Was für eine Wahrnehmung ist das?

Dienstag, 24. Mai 2016

Älterwerden und Macht

Ich beobachte, wie sie alle vor dem Älterwerden fliehen. Betreiben nahezu manisch Sport, sind dauernd am Umziehen vom verschwitzten und also unbrauchbaren ins richtige Outfit. Ich beobachte, wie die Gesichter faltiger werden, verletzlicher auch, wie sie sich wehren und auf dieser Strecke immer mehr zum Verlierer werden. Körperliche Gebrechen kommen hinzu, machen sie schwächer, liefern sie denen aus, denen sie nie ausgeliefert sein wollten. Sie dachten stets: „Das sind die, und das sind wir“. Doch jetzt sind sie die, gehören zu denen, ohne dass sie gefragt wurden. Die sind reich, können sich Hilfe leisten, lassen kommen und geben Anweisungen. Und doch: sie lassen nach. Die Jungen verschwenden noch keinen Gedanken daran, leben nicht in dieser Welt. Das heißt: sie glauben nicht daran. In Silicon Valley tüfteln auch Firmen wie Carlico an der Idee der Unsterblichkeit, oder doch zumindest an der Lebensverlängerung. 120 Jahre alt könne man werden, so heißt das. Wenn es denn so wäre, so wäre es wieder einmal typisch amerikanisch, dieser Idee mit technologischen Mitteln nachzugehen. Die sogenannten „Reichen“ könnten es sich leisten, der Trash nicht. Die Idee des allgemeinen Gesundheitssystems ist hierzulande nur noch eine Idee, in den USA wird sie mitunter als Mischung aus Faschismus und Kommunismus bekämpft. Sie glauben immer noch das Glück, den Verdienst der Tüchtigen. Auch von daher lassen sich – beileibe nicht erschöpfend! - die Erfolge von jemand wie Donald Trumop erklären. Da ist einer, der es weiß, der sich aus seinem Wissen zu den Armen hinabbeugen und es ihnen zeigen wird, so in etwa der naive Glaube. Übrigens: die Europäer sollten sich nicht gar so erhaben über so etwas fühlen. Berlusconi machte es in Italien einst vor. Mag wohl ganz ähnlich funktioniert haben.

Montag, 23. Mai 2016

Toleranz als Wert

Oh ja. Wir halten die Toleranz als Wert hoch! Wir wollen in einem Gemeinwesen leben, in dem jede Weltanschauung, jede Meinungsäußerung alleine schon dadurch eine Berechtigung hat, dass sie von Menschen kommt. Jaja, die Machtansprüche! Wir nehmen sie zur Kenntnis und verständigen uns, so gut das geht, über sie. Toleranz ist manchmal ein schwieriges Geschäft. Wir lassen etwas unter uns zu, wenn es einer Gruppe von Menschen wichtig ist. Wir sind stark genug, um das auszuhalten. Ökonomische Folgen? Nun ja, darin ist die Welt ja tief gespalten. Wer durch Zufall in den Staaten des Nordens geboren ist, hat gut abzulästern über die Anderen. Überhaupt, "die Anderen": wir wollen möglichst viel von ihnen und ihrer Welt  aufnehmen, ja, wir wollen auch mit ihnen Handel treiben, so, dass niemand anderes davon ausgeschlossen ist. Wir wollen uns im Lächeln begegnen, und den Gegnern eingestehen, das wir schöne Träume haben dürfen. Wir wollen die Folgen bedenken und die Wahrheit aushalten. Wir wollen auf gleicher Augenhöhe sein, ohne die Formulierung für unseren eigenen Vorteil zu missbrauchen. Mit der Zeit wollen wir zu einem Miteinander kommen, das nicht nur darauf beruht, das andere sich zu integrieren haben. Sie sollen anders sein dürfen. Ja, es ist eine Bereicherung für alle. Eigenheiten, Identitäten auszubilden, an die jeweiligen Gegebenheiten möglichst gut angepasst. Eigen. Das wollen wir niemals mit dem Begriff der „Rasse“ verwechseln. Wir alle sind eine einzige „Rasse“: Menschen.

Sonntag, 22. Mai 2016

Krankheit, Mensch, Normalität

Es ist doch eine vollkommen unsymmetrische Kommunikationssituation: Der sogenannte Patient ist unter Umständen ganz plötzlich aus allen Selbstverständlichkeiten und seiner alltäglichen Normalität heraus gerissen. Die Schwestern und Pfleger hingegen erleben eine solche Situation jeden Tag, für sie ist der Patient einer unter vielen, er symbolisiert den „ganz normalen“ Alltag. Sozusagen eine Durchlaufposition. Im Bewusstsein. Im Empfinden. Das Gesicht des Patienten wechselt zwar, aber er scheint doch immer der gleiche zu sein. Von diesem Patienten aus gesehen ist alles hingegen einmalig. Auch die Gesichter seiner Pfleger sind das. Er ist vielleicht in eine absolute Ausweglosigkeit gestoßen, in eine Einmaligkeit, die sogar, wenn's schlecht läuft, in den Tod führen kann, - die gröbste und elementarste Einmaligkeit, die einem passieren kann.... Schwestern und Pfleger treten im Krankenhaus ihm gegenüber aber als Vertreter der „Normalität“, des „Lebens draußen“ auf. Sie sind jenseits der Mauer, die sich plötzlich zwischen einem selbst und „den anderen“ (den sogenannten Gesunden) auftut. Und tatsächlich, sie, die Schwestern und Pfleger schalten nach Dienstschluss sehr schnell ab und sind wieder ganz draußen aus dieser abgeschlossenen Welt des Krankenhauses, in dem ganz andere Bezüglichkeiten und auch Abhängigkeiten gelten. Sie sind ja sowieso überlastet und sollten sehen, wie sie alles aushalten. Jawohl, der Patient ist in vielem sehr abhängig von seinen Schwestern und Pflegern. Er ist ihnen ausgeliefert. Es entsteht möglicherweise dadurch eine Vertrautheit, die aber keine ist, sobald eine andere Situation eintritt. Es ist ein sehr seltsames Gefühl. Mit Entlassung aus dem Krankenhaus ist man dann ein anderer, es sind diejenigen, die einen gepflegt haben, andere.... als würde ein Schalter umgelegt. Ob man das als Schwester und Pfleger empfindet? Diese Situation? Gibt es eine Art Mitgefühl? Gibt es Mitleid? Oder gibt es - viel besser - eine Art „Mitleiden“. Sich in jemand hinein versetzen. Im Englischen gibt es das Wort „Compassion“, das auch in anderen Kulturkreisen eine wichtige Rolle spielt und ein sich in jemanden anderes hineinversetzendes Mitleiden meint. Ich habe schon einmal mit einer Schwester darüber gesprochen. Sie meinte, man könne sich so etwas nur sehr eingeschränkt oder gar nicht erlauben. Sonst ginge man kaputt. Die Distanz zum Schicksal des Patienten sei eine Art Selbstschutz. Das Abschalten. Das Sich Distanzieren. Das ist völlig nachvollziehbar. Vom Verstand her. Aber es sehen einen doch Augen an!! Kann man sich emotional auch in dieser Situation distanzieren? 

Samstag, 21. Mai 2016

Drei Klafter tief

Drei Klafter tief


Raus aus dem Eis
raus auf die Straße
Geister haben uns begrüßt
sie schlagen eine lange Nase
das ist Routine
das ist der blaue Panzer


wir haben geatmet
wir waren präsent
waren bei uns selbst für Momente
und haben uns verlor'n
fang' endlich an und fang' die Tangente
die sich in der Unendlichkeit trifft
Supernova in Gedanken


Sag alles ab
die Nacht schluckt dich auf
denke schräg, schließ die Augen
die Zeit ist ein Fluchtpunkt
farbige Linie
im Sand (ein) vergessen


der Zeiger drückt
(und) die Uhr tickt lauter
hab meine Person verzettelt
hab etwas verloren in der Enge
Acht Meilen hoch

und drei Klafter tief

Freitag, 20. Mai 2016

Jugend und Alter (1)

Das Alter und seine Gesundheit schieben viele gerne von sich, verdrängen es. Jemand, der schon mit einem ernsten Gebrechen im Krankenhaus lag, kennt das aus seiner Sicht. Viele Besucher machen dann die Tür hinter sich zu und sind froh, dass es sie selbst nicht getroffen hat. Genauso sagt der junge Mensch: Das Alter ist noch weit weg! Es betrifft mich nicht. Pointe: Es wird soooo schnell kommen und ist schon so nah! Zeit verdödeln und verdaddeln glaubt sich jemand in einer bestimmten Lebensphase leisten zu können. Später nicht mehr. Diese „Jungen“ sind in einer Ersten Welt aufgewachsen, die sich zum Zwecke des Profits und der optimalen Ausbeutung an den Rest des Globus hängt. Wer etwas am „Wohlstand“ teilhaben will und dorthin flüchtet, wird schlichtweg als unerwünscht erklärt und abgeschoben. „Wirtschaftsflüchtling“ nennt man hierzulande so etwas abschätzig. Dabei ist diese Welt samt ihren eigenen Bezügen inzwischen wenige Flugstunden von Frankfurt entfernt, die Gegensätze haben sich bei einer solchen Nähe erheblich verschärft. Wer kann damit etwas anfangen, was nicht zynisch wäre? Was ist das für eine Welt? „What a wonderful world“? Der Jugendwahn greift in allen Lebensgebieten um sich, die Verklärung und Idolisierung dieser Jugend dominiert. Wieso? Weil sie zahlenmäßig immer weniger wird. Weil der Mensch anfangs so aussieht, wie er aussieht. Weil er vermeintlich leistungsfähiger ist (ohne den Faktor "Erfahrung"). Weil junge Menschen form- und programmierbar sind, weil sie schneller lernen. Ökonomie, Sozialversicherungssystem, Familienpolitik, - alles versucht, darauf mit einer zusätzlichen Vergötterung der Jugend zu reagieren. Es gilt das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Hinzu kommt dass der Mensch ein „Relativrezeptor“ ist, wie manche Kreise in der Ernährungswissenschaft behaupten: d.h. Er ist auch geschmacksmäßig sozialisiert und geprägt auf das, was er in der Jugend erfährt: Das künstliche Aroma eines Joghurts zum Beispiel, das er nie anders hat kennen lernen können (Besonders, wenn ihm das finanziell nie nie möglich war). Naturjoghurts kommen ihm im Vergleich dazu roh und zu kräftig vor.

Donnerstag, 19. Mai 2016

Traum und Wirklichkeit in der Klosterkirche

Ich blicke in Neresheim zur plastischen Deckenbemalung Martin Knollers hoch und entdecke diesen typischen Übergang von Illusion und Realität: von unten ist kaum zu beurteilen, was plastische Engelsskulptur und was Malerei ist. Es ist dies ein typisches Spiel jener Zeit. Traum und Wirklichkeit. Welche Realität gilt? Die Romantik hat das später genauer illustriert, aber auch heutzutage spielen Filme und Werke aller Art mit diesem Effekt. Das Interesse damals war ein erzieherisches moralisches und vor allem - religiöses. Veranschaulichung. Kirche und Staat. Kollektive Spiritualität. Analphabetentum. Heute ist das etwas anders. Bloß gut, dass denen damals das Geld ausgegangen ist. So markierte das alles eine Art Übergang vom Barock zum Klassizismus. Etwas sparsamer und nicht so beladen wie vieles im Barock. Heute nehmen wir das als wohltuend wahr. Da ist viel Spiel mit den Illusionen von Raum und Zeit und Licht. Wunderbares Wissen um solche Dinge. Architektonische Umsetzung. In der Tatsächlichkeit, nicht nur in der Virtualität, für die man seltsame Brillen aufsetzen muss. Die Wirkung von Farben auf die Psyche. Martin Knoller bekam damals trotzdem ein Spitzenhonorar. Schwäbisch sparsam war man nicht. D.h. die Benediktiner, denen wir diese herrliche Raumkomposition verdanken, gaben das Geld. Heute also suchen wir in Filmen und anderen Virtualitäten. Es gilt ein Abtauchen in andere Welten. Woody Allen hat das einmal in eher romantischer Absicht mit seinem Film „Purple Rose of Cairo“ realisiert. Aber unsere heutigen, im Computer animierten Fantasy-Welten sind natürlich auch nichts anderes. Das Unmögliche wird wahr, Traum und Realität gehen ineinander über  - was für ein alter Menschheitstraum! 

Mittwoch, 18. Mai 2016

Akademikerarbeitslosigkeit

Immer wieder lässt man sich völlig unwidersprochen die einfache Formel bieten, besonders in Talkshows: „Bildung, Bildung, Bildung...“. Mantramäßig wird sie vor allem von Politikern unters Volk gestreut, also von denjenigen, die in Deutschland am wenigsten Geld dafür einzusetzen bereit sind. Bildung würde, so ihr Mantra, für einen stabilen Arbeitsplatz garantieren, sie würde für ein gutes Einkommen stehen. Es kann damit wohl nur die sogenannte „technische“ Bildung gemeint sein. Also Ingenieure, die genau wissen, wie ein Rädchen ins andere passt und wie man alles anstellt, dass es passt. Die ansonsten aber von der Welt keine Ahnung haben. Die hochspezialisiert auf ihr Räderwerk sind. Gemeint sind aber auch Juristen, aus deren Kreisen sich die meisten sehr gut durch Pensionen und Diäten abgestützten Politiker rekrutieren und die ansonsten als Selbständige dazu legitimiert sind, fette Gebühren für ihre „Beratungsdienste“ zu verlangen. Sie verkaufen im Falle der Richter ihre Sprüche sogar „im Namen des Volkes“, - gemeint soll damit der Gesamtzusammenhang des Rechtsstaats sein. Gemeint sind auch Steuerberater, die ihre Güte der Steueroptimierung daran bemessen, wie „optimal“ sie Steuerlücken und Steueroasen nicht nur anhand von dicken Wälzern erkunden, wie gut sie auch über die Reaktionsweisen der staatlichen Kontrollbehörden Bescheid wissen und wie effektiv sie jene einschätzen können.
Gemeint sind aber keinesfalls die „Geisteswissenschaftler“, die sich nicht vom akademischen Apparat korrumpieren lassen oder deren Dienste sich nicht oberschlaue Marktforschungsinstitute gesichert haben und die auch keine tantiementrächtigen „Bestseller“ schreiben. Die nach wie vor hohe Akademikerarbeitslosigkeit in diesem Bereich speist sich ja hauptsächlich aus den Sektoren jener, die über ein nicht zu vermarktendes oder zu kaufendes Wissen verfügen. Die kritische Einwände haben, die motzen, die etwas durchdenken und nach den Zielen fragen, die einer Technokratie natürlich völlig fremd sind. Die nicht reiche Eltern haben, von denen sie demnächst einen erklecklichen Betrag samt den damit zusammenhängenden "Beziehungen" erwarten dürfen. Ich selbst stehe wohl auch dafür, denn trotz eines akademischen Abschlusses (in den "brotlosen" Geisteswissenschaften!) habe ich keinerlei stabiles Einkommen, von einem guten Einkommen ganz zu schweigen. Jawohl! Und ich taumle dem von den arroganten Wirtschaftsbossen im Verein mit ihrem Assistenten damals geschaffenen „Hartz 4“ entgegen und werde dann Bestandteil dieser von gänzlich anderen und vollkommen entfremdeten Bezügen bestimmten Schicht sein. Ich werde mit akademischem Abschluss  in diese ganz andere Welt eingehen. Bildung wird sich nicht gelohnt haben. Jedenfalsl eine solche Bildung.  

Dienstag, 17. Mai 2016

Produktivfortschrritt

Ich wundere mich wieder einmal, dass jetzt bei Tarifverhandlungen und sonstigen Gehaltsverhandlungen von Seiten der „Arbeitgeber“ ständig damit argumentiert wird, dass die Produktivität keinesfalls in dem Maße gestiegen sei, in dem Erhöhungen geforedert würden. Im Gegenteil, die Zahl der prekär Beschäftigten ist so hoch, wie in keinem europäischen Staat. Und die Lohnfortschritte sind mäßig wie eh und je. Gleichzeitig wird aber schon mit der sogenannten Digitalisierung „4.0“ gedroht, die zu revolutionären Veränderungen der Arbeitswelt führen würde, dergestalt natürlich, dass sehr viel Arbeitsplätze eingespart werden würden. Maschinen, die durch elektrronische Abläufe gesteuert werden, tun dann die Arbeit, die jetzt noch von Hand verrichtet werden muss. Ob dies kein Produktivfortschritt ist? Ob nicht schon in den vergangenen 20 Jahren die Digitalisierung solche Effekte hervorgerufen hat? Ob es nicht, wie im öffentlichen Raum nie diskutiert wird, eine große Menge an überflüssiger Arbeit gibt, die hauptsächlich im unteren und mittleren Managment angesiedelt ist? Ob in diesem Bereich auch über „Synergien“ nachgedacht wird? Ob die „Selbstoptimierung“ des Menschen nicht lauter willfährige kleine Rädchen im Gedtriebe gezüchtet hat, die im Wirtschaftskreislauf ohne jeden individuellen Störfaktor (wie etwa eigene Meinung, Krankheit etc.) Verwendung finden? Ob diese Schicht an Menschen nicht schon lange das öffentliche Klima prägt?  

Montag, 16. Mai 2016

Vergütungen, Managergehälter, Autowelten

Und wieder einmal dringen Informationen über das weitgehend unanständige Gebaren der VW-Managerriege in Bezug auf ihre Bezüge nach außen. Dass hierbei Arbeit und Entlohnung in keinerlei Verhältnis stehen, haben die vergangenen Monate zur Genüge gezeigt. Verantwortliche lassen sich fett belohnen dafür, dass sie den größten Murks gebaut haben, den VW jemals zustande gebracht hat. Dafür werden dann Arbeitsplätze unsicher, besonders natürlich die „prekären“, die Werksverträge und die der Leiharbeiter. Die Ausgelieferten. Die der Schwachen. Die zweite Schichte der fest engagierten „Arbeiter“ und der Belegschaft  kann, wie zuletzt den Pressemeldungen zu entnehmen war, immerhin mit einer „Erfolgsvergütung“ rechnen, die die traditionell fest bei VW verankerten Gewerkschaften für sie ausgehandelt haben. Ansonsten sit wsie, wie den Beiträgen der einschlägigen "Experten" und der Börsenspezialisten zu entnehmen war, ohnehin viel zu unproduktiv und muss endlich einmal rasiert werden. Doch welche Welt entsteht, wenn jemand mit einer monatlichen Rente von 60 000 Euro aus dem Betrieb ausscheidet? Einer der alles in allem etwa Jahre gearbeitet hat und zudem noch Ansprüche von seinem vorhergehenden Arbeitgeber hat, der ihm die eine oder andere warem Mahlzeit garantieren dürfte. Wie immer, wird in solchen Fällen von „Verträgen“ und den clever ausgehandelten Bedingungen geschwafelt. Auch sind Labereien über Ansprüche und Leistungen in solchen Fällen beliebt. Die Verlautbarer in den Presseabteilungen streuen solche Dinge dann beschwichtigend übers Volk, dass dann auch prompt sehr schnell vergisst. Ob der Käufer eines VWs nicht auch Anspruch darauf hatten, dass die mitgelieferten Werte wenigstens einigermaßen stimmen? dass die EU schon viel zu lange mehrere Augen zugedrückt hat und das Kraftfahrtbundesamt samt dem seltsamen "Verkehrsminister" darin sogar seine eigentliche, von der Lobby stark geprägte Bestimmung, gefunden hat, wurde ja oft kolportiert. Ob nicht das Auto, die Marke auch für etwas steht? Ob hier nicht Paralellwelten entstehen, die mit der gesellschaftlichen Realität gar nichts zu tun haben? Aushandeln? Mit wem? Mit den Tonangebern, die ohnehin für jeden von ihnen vorgegebenen Murks verantwortlich sind und die dafür horrend fette Erfolgsvergütungen kassieren? 

Sonntag, 15. Mai 2016

Nachdenken über Annäherung

Intellektuelle aus dem akademischen Elfenbeinturm machen sich gerne in ihrer nun auch nicht mehr im vollen ökonomischen Sinne geschützten Zone (Im Wettbewerb um vom Staat geschützte und ökonomisch bedachte „Stellen“ machen sie sich gerne mit einer Flut von Veröffentlichungen und Arschkriechereien ihren akademischen Betreuern gegenüber gegenseitig übereinander her.... der Wettbewerb heißt wie überall: wer ist die/der Beste? (in Wirklichkeit: wer kann sich am besten anpassen?)) lustig über die Nichtdenker, über diejenigen, die denjenigen blind anhängen, die ihnen die Richtung zu weisen scheinen. Sie nennen dieses Phänomen gerne Populismus. Erklärungsmuster: Sich negativ abgrenzen gegenüber allem, was Populisten als fremd und unpassend empfinden, schafft Popularität. Es läuft auf das Gegenteil von Empathie hinaus. Am meisten verhasst ist ihnen in diesem Zusammenhang der Begriff der „Leitkultur“, der doch gewisse Werte aufstellt, die ins Raster dieser Diskussionsintellektuellen nicht so recht zu passen scheinen. Gewisse Eigenheiten sollen sich bei (ihrer) genaueren Betrachtung auflösen in ein unreflektiertes Geschwafel, der alles gleich und für gleich erklärt. Menschen halt. Globale Menschen. Schön könnten aber gerade die Unterschiede sein, über die wir ins Gespräch kommen könnten, die uns gegenseitig bereichern könnten, die uns neue Sichten auf die Welt ermöglichen könnten. Es könnte sein, dass nicht die Gleichmacherei uns ein Stück weiter auf dem Weg einer wohlverstandenen Globalisierung bringen könnte. Es könnte sein, dass das Staunen über andere Möglichkeiten des Erlebens und Begreifens uns gegenseitig bereichern könnte. „Das Fremde“ besser kennen zu lernen, könnte geradezu das Ziel für uns sein. Es anderen Menschen (auch der intoleranten halsabschneiderischen Art) zu vermitteln, könnte ein Ziel sein. Den Dialog erlernen. Das Diskutieren darüber. Das „Sich-Zurücklehnen“ und dann die Gemeinsamkeit finden, - nicht im Sinne eines faulen Kompromisses, sondern im Sinne eines „Gegenseitig-auf-sich-Zugehens“. Dass dies auch über fragile Übergangszustände passieren könnte, müsste natürlich Konsens sein. 

Freitag, 13. Mai 2016

Be positive!

Die Dinge positiver sehen? Sie nicht so stark an sich heran lassen? Schon ein paarmal gehört. Es scheint das dem vor allem dem amerikanischen „Be positive!“ zu entsprechen. Alles ist eine Show, in der wir uns vorspielen, wie gut doch alles ist. Ob sich dadurch etwas ändert? Ob es nicht vielmehr darum geht, die Realität, so wie sie nun einmal ist, auszuhalten? Eine eigene Stärke dafür zu entwickeln, die sich nichts einredet? Der Placebo-Effekt? In der Medizin ist das ein alter Hut. Klappt manchmal. Selbstüberlistung? Bei wem es klappt: okay, auch Lügen sind eine Wahrheit. Religiöse Gegebenheiten wie Lourdes usw. sprechen ihre Sprache. Spontanheilungen und all das. Wenn jemand glaubt, dass etwas oder ein Mittel ihm hilft, dann ist das okay. Er wird entspannt sein. Er wird eine Phantasie entwickeln, dass ihm das helfen wird. Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als wir uns das vorstellen können. Alles okay, geschenkt! Längst gefressen und sogar in das eigene Bild der Wirklichkeit teilweise mit einbezogen. Ständig einen positiven Satz wiederholen und ihn auf sich wirken lassen. Das Unterbewusste wird damit programmiert. Mal probieren, sich einzureden, das es einem jeden Tag immer besser und besser gehe. Mal sehe n, ob es dann alles besser wird. Das Unterbewusstsein wird sozusagen beauftragt, alles besser zu machen. Positives Denken. Unsere Denkmuster beeinflussen nicht nur unsere Gesundheit, sondern alle Lebensbereiche. Ohne es zu merken, führen wir ständig Zwiegespräche mit uns selbst. Durch unsere Denkmuster programmieren wir unseren Alltag. Der Geist ist in vielerlei Hinsicht der Architekt unseres Lebens. Hypnose und Selbstsuggestion sind da schlagende Argumente dafür. Es geht darum, Wahrnehmung zu verändern. Die Kraft unseres Unterbewusstseins steuert viele Lebenssituationen, unter anderem auch die Einschätzung, die wir von uns selbst haben. Und trotzdem gibt es auch viel Negatives, ist die Welt nicht nur deshalb schön, weil wir alles Hässliche ausblenden. Vielleicht gilt es, sich eingedenk all der erwähnten Dinge sich ein Bild von der Wirklichkeit zu machen, sich ihr möglichst bewusst zu werde, sich um sie zu bemühen, in all dem, wie sie ist.....Wir müssen vielleicht ihre Eigenheit in uns hereinholen, aber auch die Eigenheiten unserer Mitmenschen, ihre Brutalität und ihren Hass. Wir müssen uns vielleicht dessen besser gewahr werden. Es ist ein Bemühen.

Donnerstag, 12. Mai 2016

Dienstwagen

Ob das nicht auch eine gewisse Abgehobenheit signalisiert? Ob das eigentlich der Glaubwürdigkeit förderlich ist? Es gab wieder einmal Überblicke und es war bei etlichen Anlässen im TV zu sehen, welche Dienstwagen Ministerinnen und Minister fahren (lassen). Das am meisten genannte und offensichtlich am meisten genutzte Modell war ein AUDI Quattro 3.0 8-Zylinder TDI (also Turbodiesel). Ob das nicht für sich spricht? Diesel? (8-Zylinder). Gerade jetzt? Etwa beim Elektroautogipfel wurde es gerne vorgeführt. Ob das nicht ein Symbol dafür ist, wie weit diese Angehörigen der Politikelite von der Wirklichkeit ihres Wahlvolkes entfernt sind und in welcher Welt sie leben? Er habe keinen Bock auf die Holzbänke eines VW Golf, gab einst Peer Steinbrück zu Protokoll. Frau Hendricks als Ministerin des Ressorts Umwelt lässt offenbar auch eine solche 8-Zylinder Diesel-Kiste fahren, die nicht gerade als ober-umweltfreundlich gelten kann. Verkehrsminister Mister Dobrindt hingegen lässt naturgemäß einen BMW 730 fahren. Dass diese Diesel, besonders diejenigen mit hohem Hubraum, die Umwelt besonders verpesten sollen, ist ja derzeit Gegenstand der Diskussion. Luft verpesten heißt ja auch: Dieselmotoren greifen mit ihren ausgestoßenen Nano-Partikeln massiv die Gesundheit der Bevölkerung an. „Sondergeschützte“ Limousinen großen Hubraums, wie sie Oberwichtigs wie etwa Gabriel, Schäuble, von der Leyen usw. fahren lassen, tun dies im Übrigen noch viel mehr. Das politische Personal scheint solche Statussymbole unbedingt zu brauchen und begründet diesen Umstand gerne mit langen Dienstfahrten, dringend zu verrichtender Büroarbeit und der Notwendigkeit, als Angehöriger der Bundesregierung in einer entsprechenden Limousine vorfahren zu wollen. Wenn man davon ausgeht, dass in Deutschland das Automobil noch immer ein Statussymbol ist, dann drückt sich wohl in dieser Uniformität, die sich übrigens bis auf die Ebene der Landräte hinabzieht, auch so etwas wie eine Geisteshaltung aus, die unter anderem wohl ein starkes Protest- und Politikverdrossenheitspotential befördert. Dies wiederum fördert letztlich einen Populismus schlimmster und verlogenster Sorte.   

Dienstag, 10. Mai 2016

Chaos und ökonomische Ordnung

Der Mensch lebt auch (!!!) aus dem Chaos, aus dem Ungeordneten heraus. Das Nichtwissen, das Staunen, könnte ein Bestandteil seiner Existenz sein. Vielleicht sogar ein wesentlicher. Das ist unter Umständen weit entfernt von der Industrie 4.0, die uns jetzt angekündigt ist und die die Wirtschaft total umkrempeln will, indem sie Arbeitsplätze abschafft und die Produktivität massiv erhöht. Die Wirtschaft umkrempeln! Mit dem Menschen ist das einstweilen noch etwas schwieriger. Da ist das Problem der Akzeptanz. Aber da sind ja jetzt schon die Armbänder, die ein Feedback geben und einem beibringen, was es bedeutet, sich gesund zu bewegen im Alltag und seine Gewohnheiten dadurch zu optimieren. Alles ist ja nur ein technologisches Problem. Und die Menschen machen ja jetzt schon vieles freiwillig: Sie messen über Armbanduhren, die sie dann gerne „Wearables“ nennen, ihren Puls und ihren Kalorienverbrauch. Ob das nur ganz bestimmte Leute sind? Wohin die Daten gehen? Und was passiert, wenn jemand, eine Institution oder ein Unternehmen, Zwang dahinter setzt und gestützt durch seine red- und schreibseligen PR-Arbeiter ein unbedingtes Muss einfordert? Wenn es erst um geldwerte Vorteile und dann um die Nachteile dessen geht, der nicht mitmacht? 

Montag, 9. Mai 2016

Erkenntnismuster light, kommerziell und politisch getönt

Das Muster ist doch immer dasselbe. Da beschreibt einer, wie beschissen doch alles in einer bestimmten Hinsicht ist. Alle sind falsch, nur ich habe recht, so die Ausgangsposition. Es ist halt ein Labyrinth der Ahnungslosen, der Unwissenden und falsch Handelnden. Er als Wissender (oder Besserwissender) freilich kenne die wahre Erklärung und den damit verbundenen Ausweg. Er erkläre glaubhaft die Welt. Damit das möglichst einfach erscheint, führt der darüber stehende Guru, Weltblicker und wahrhaft Wissende nun alles und jedes auf ein einziges ein dahinter stehendes Gesetz zurück, auf ein Erklärungsmuster, das auf viele Situationen passt. Wer dies (vom Wissenden als Lösung Gepriesenes) weiß, frisst oder trinkt, wird bei den Geheiligten sein, bei denjenigen, die gerettet sein werden vor aller Unbill, die dem Jammertal ihrer Existenz entfliehen werden. An einem oder mehreren Beispielen erklärt er seinen Schlüssel zur Welt, der als einziger erst ein optimales (oder zumindest: ein „besseres“) Erkennen und Handeln ermöglicht. Er geht dabei vom Allgemeinen (das heißt, sein Muster steht in einem größeren Zusammenhang) zum Besonderen. Seine Welterklärungstheorie bricht er herunter auf einen bestimmten Einzelfall, der sein Muster besonders gut darlegen soll. Das soll seine Sicht anschaulicher werden lassen. Es geht nun darum, dem Rezipienten (dem Zuhörer, Leser, Zuschauer) die eigene Lösung als den neuen und über einige Anstrengungen zu erwerbenden (Kursteilnahme, Buchkauf, Statuserwerb, oft mit finanziellem Aufwand verbunden) Schlüssel zu „verkaufen“, eine Anhängerschaft zu gewinnen, die oft genug bereit, solch messianische Selbstsicht mit finanziellem Gegengewicht zu kompensieren. 

Sonntag, 8. Mai 2016

Durchlässigkeiten, Inkontinenzen

Jawohl, wir sind für Freiheit und Selbstbestimmung. Wir sind für Demokratie, Partizipation und wollen der Welt etwas zeigen. Wir gehen voran und schaffen Hoffnung. Leidenschaftlich. Doch leider gibt es da dunkle Flecken: Es ist jetzt bekannt geworden, dass die frühere EU-Wettbewerbskommissarin Kroes beim umstrittenen Online-Fahrdienst anheuert. Nun ja, so etwas scheinen EU-Wichtigs regelmäßig zu machen: den direkten Schritt von der Politik in die Wirtschaft. Meist labern sie dann auch etwas von der Durchlässigkeit zwischen Wirtschaft und Politik. Viele haben zeitlich auch kaum eine Pause zwischen neuer und alter Tätigkeit gelassen: es könnte einem ja etwas Finanzielles entgehen. In Frankreich gab dieser Online-Fahrdienst vorerst wegen gewaltätiger Proteste der Taxi-Fahrer auf. Was aus der Vergangenheit kolportiert wird: Dieser Fahrdienst scheint dort von zahlreichen Präfekturen verboten worden zu sein, hat aber diese Verbote ignoriert. Es geht um Haftung und staatliche Auflagen aller Art, die nach offizieller Lesart die Kunden schützen sollen. Dass sich nun eine ehemalige EU-Komissarin in den Dienst dieses Fahrdiensts stellt, ist nicht explizit verboten, scheint aber typisch und nährt Zweifel. Doch vom aktuellen EU-Kommissionsboss Juncker ist ja auch Luxleaks überliefert, eine Folge von krasser Bevorteilung großer Unternehmen, die er als Regierungschef ja wohl befördert hat. Irgenwie. Irgendwo. Wohlgefällig. Einer trickst den anderen aus in der EU. Oft mit Steuervorteilen, es geht aber auch anders. Und unsere Bundestagsabgeordneten kassieren in der Privatwirtschaft munter mal sechsstellige Honorare, wenn sie nichtssagende Vorträge halten. Auch gut honorierte Tätigkeiten als Berater sind bei ihnen beliebt. Die einfach Abgeordnetendiäten könnten ja nicht ausreichen, um sich eine warme Mahlzeit zu leisten, sorgen sich da besorgte Geister. Aktuell gibt ja wohl das Glyphosatding zu großen Sorgen Anlass. Die Studien, die Glyphosat-Unbedenklichkeiten bescheinigen sollen, haben ja wohl auf direktem oder indirektem Wege Großkonzerne veranlasst. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Unschöne Vorgänge, nicht zuletzt zunehmende Erfolge von Populisten, lassen zusätzliche Zweifel entstehen. Mir scheint, wir müssen uns jetzt zusammenraufen und Europa aus dem Dreck ziehen.

Freitag, 6. Mai 2016

Erleuchtung

Der buddhistische Mönch und viel gelesene Autor Matthieu Ricard sagte im Fernsehen zur Frage, was es heißt, erleuchtet zu sein: „Erleuchtet - oder erweckt. Es heißt, der Buddha sei aus dem Schlaf der Unwissenheit erwacht.Unwissenheit ist eine Verzerrung der Realität, nämlich zu denken, dass die unbeständigen Erscheinungen beständig seien. Dass sie eine eigentliche Existenz besäßen, zu denken, dass es ein eigenständiges Ich im Fluss des Bewusstseins gäbe. Dies alles ist eine Verzerrung der Realität. Diese Verzerrung kann allmählich zum Leiden führen“.

Mittwoch, 4. Mai 2016

Ersatzkriege als Unterhaltungsspiele

Da befleißigt sich solch ein abgezockter Fußballprofi, wie ich das schon oft auf Pressekonferenzen verfolgt habe, einer martialischen Ausdrucksweise: ein „Krieg“ sei das kommende Spiel und man werde kämpfen bis hin zum Sterben. Nun ja, ist das Berechnung oder meint der das tatsächlich so? Fußballspiele und ähnliche Sportspektakel sind ja längst in Ersatzkriege ausgeartet. So mancher „Fan“ meint ja auch, es gelte ausschließlich die „eigene“ Mannschaft anzufeuern. Alles andere sei langweilig. Es geht also nicht oder sehr wenig um den Fußball, sondern darum, dass die „Eigenen“ siegen. Nur, wer sind „die Eigenen“? Angeheuerte Fußballlegionäre, die als gute Profis für den spielen, der am meisten Geld gibt? Oder Gewächse des Vereins, die tatsächlich ihre Identität daraus beziehen, ihren Lebenssinn sogar, dass sie für einen bestimmten Verein spielen und für keinen anderen? Die Antwort liegt ja wohl nahe. Fußballspieler sind also die modernen Gladiatoren, die dem Publikum auf den Rängen (und vor allem: vor den Fernsehgeräten!) vorführen, wie sie sich in Ersatzkriegen für Vereine zerreißen. Ersatzkriege als tribalistische Unterhaltung. Kräfte messen im Krieg light. Umbringen, töten. Vernichten. Fertig machen. Zerlegen.
Ob es da nicht ein bisschen ein Doppelspiel gibt? Ob der Verein in diesem Zusammenhang nicht scheisegal ist, sondern nur das Geld zählt? Ob das echtes Profitum bedeutet? Ob das die Anhängerschaft rafft? Es gibt in diesem Zusammenhang wohl keine Identitäten, sondern nur ein Anheuern dort, wo es am meisten abzugreifen gibt. Das Professionelle daran mag darin liegen, dass dies das absolut selbe wie in „der Wirtschaft“ bedeutet. Leitende Angestellt heuern dort an, wo sie am meisten Geld verdienen und möglichst gute Boni oder "Benefits" kassieren können. Der Inhalt dessen, was sie tun, ist dabei oft austauschbar. So, wie die Güter, die in Konzernen produziert werden, möglichst aus logistischen Gründen austauschbar und lange lagerbar sein sollten (um die Globalisierung mit ihren Folgen sicherzustellen!). Für Markenidentitäten sorgen dann die Marketingstrategen mit ihren Tricks. 3 D-Drucker werden freilich in Zukunft die Herstellung von Gütern ganz anders und sehr viel „individueller“ gestalten.

Dienstag, 3. Mai 2016

Politischer Alltag

Jetzt kommt heraus, dass der Handelskonzern Edeka nun doch Stellen abbauen will – und vielleicht auch kann. Stimmt das? Dabei hat doch der Wirtschaftsminister vollmundig nach seiner unlängst gegen alle Widerstände verfügten „Ministererlaubnis“ zur Fusion bzw. Aquisition zwischen Edeka und Kaiser's erklärt, dass in den nächsten Jahren die Arbeitsplätze dort sicher seien. Ob er sich dabei ein bisschen hat austricksen lassen? Das Desaster mit TTIP, dessen eifrigster Fürsprecher er ist, ist nach der Offenlegung des Scriptes und dem TTIP-Leak ja wohl sowieso klar (Greenpeace sei dank!). Eine Kampagne hinter der Offenlegung zu vermuten, könnte etwas zu primitiv sein. Die Schiedsgerichte und Sonderklagerechte für Konzerne mal außen vor gelassen: Am besten sollte man die Verhandlungen abbrechen, ist doch klar. Arbeitsplätze und "Wachstum" (nichts ist bewiesen...) hin oder her. Nicht mal eine abgespeckte Version würde sicherstellen, dass man sich nicht hat (bei der EU auch: willentlich) austricksen lassen. Da ändert der charmante Auftritt des US-Präsidenten hierzulande bei der Hannovermesse nichts. Dass in Brüssel bei der EU sowieso nur Lobbyisten sitzen, die heftigen Einfluss auf die Abgeordneten nehmen, ist ein Verdacht, den man wahrscheinlich haben kann. Von dieser Seite ist bei TTIP wohl nichts anderes zu erwarten als globaler multinationaler und durch die EU gefilterter Konzernlobbyismus. Der Verdacht hatte ja bisher schon bestanden, dass TTIP für Europäer nichts taugt. Ein riesiger Konstruktionsfehler ist ja außerdem von vornherein, dass Verhandlungen, die den Alltag Europas massiv beeinflussen, geheim geführt werden müssen. Transparenz? Nö, nicht hier! Hm, ob da etwas schief läuft? Dass der Kauf von Elektroautos einer Branche, die glänzend verdient hat und trotz bei einem ihrer nicht unwesentlichen Mitglieder nachgewiesener betrügerischer Machenschaften noch immer verdient, mit einem stattlichen staatlichen Zuschuss unterstützt wird, während gleichzeitig eine Studie offenlegt, dass die abgesenkte Rente in Zukunft einen Großteil der arbeitenden Bevölkerung in die Altersarmut entlässt, ist ja wohl ein weiterer Skandal. Ob der Wirtschaftsminister seine SPD nach längst gesunkenen Umfragewerten da vollends an die Wand fährt? Ob diese etablierte Politik überhaupt noch etwas mit dem Alltag der Leute zu tun hat?  

Montag, 2. Mai 2016

Zahlungsströme

Das kann doch nicht wahr sein! Das strukturiert unseren Alltag massiv, gibt ein Gefühl dafür, was oben und unten ist, gibt Orientierung und Statuseinschätzung - wenn auch negativ. Da soll der Ex-VW-Top-Manager und Verantwortungsgeneralversager Martin Winterkorn angeblich noch 28 Millionen Pension erhalten, eine Zahl, die ich bereits weit vor dem jetzigen Zeitpunkt hier im Blog genannt hatte. Trotzdem ist sie so unglaublich, dass ich wie viele andere „Konsumenten“ letztlich daran gezweifelt hatte. Etwaige Winkelzüge und rechtliche Einrichtungen hätten die wahre Summe ja reduzieren können, es hätte ja alles anders ausfallen können. Doch jetzt geht die Summe wieder durch die Öffentlichkeit. Welche Einschätzungen da wohl dahinter liegen müssen? Etwa die in den Medien immer wieder genannte Behauptung: Vertrag ist Vertrag? Und wo bleiben bei solchen Deals die vom Skandal Geschädigten? Hat, wer einen VW gekauft hat, nicht auch einen Verkaufsvertrag abgeschlossen, der ihm den Erwerb eines besonders umweltfreundlichen Diesel-Autos garantiert hat? Vertrag ist Vertrag? Kleingedrucktes? Zugunsten der Tonangeber und dominanten Bestimmer?
Die massiven Unterschiede im Umgang mit den Kunden zwischen USA und Europa bleiben auch (Wieso eigentlich TTIP?). Ob das alles dem Image förderlich ist? Und zudem tricksen Besitzende in dieser Gesellschaft, wie jetzt den Panama-Enthüllungen zu entnehmen war, indem sie ihre Kohle in Steueroasen schaffen, wo das Geld dann „sicher“ vor dem Fiskus und vor allen anderen ist. Schäuble wirft jetzt zum wiederholten Mal Nebelkerzen, indem er Deals mit dem Staat Panama macht und auf einen von ihm natürlich nicht genannten Druck hin ein Austrocknen der Oase gelobt. Wobei es ja doch klar ist, dass es viele solcher „Steueroasen“ mit noch mehr solcher seltsamer Anwaltsbüros und Anbahnungseinrichtungen gibt. Die bekannteste dieser Offshore-Paradiese dürfte wohl Cayman-Islands sein, die von Großbritannien verwaltet wird. UK? Großbritannien? Brexit? Cameron? War da was?...... Ob die EU da nicht schon längst hätte etwas aktiver werden müssen? Oder können? Wieso eigentlich nicht? Verträge? Ach! Auffällig dabei ist, dass bisher noch keine Politiker aus den USA und aus Deutschland in diesem Zusammenhang aufgetaucht sind. Was da wohl dahinter steckt? Tatsache ist, dass es im Zeitalter des Internets, der Datenkomprimierung und der Whistleblower schwierig ist, Informationen auf die Dauer zu unterdrücken. Da mögen noch so viele Gesetze in der EU beschlossen werden und großkotzige Rechtsanwälte an die Front geschickt werden. Gibt es eigentlich "legalen Betrug"? Das wäre natürlich nicht rechtsstaatlich. 

Sonntag, 1. Mai 2016

Ziele und Werte

Parteien sondern Glaubenssätze ab, geben Versprechungen und lösen nichts ein, weil es dann doch wieder nicht passt, weil die Realpolitik wichtiger erscheint und weil andere Notwändigkeiten gegeneinander abgewogen werden. Protest und Abwiegeln. Eliten steigen auf und ab. Das Gute und das Böse, das Falsche und das Richtige erscheint als eine Übereinkunft dieser Machteliten, die sich selbst dazu erklärt haben. Recht hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun, sowieso. Es ist alles ein einziges technokratisches "Können". Ingenieure des Konsums. Ingenieure des Kosmos wie Stephen Hawking. Es ist ein einziges Delegieren an "Experten". Outsourcing. Verstehen wird fremder. Permanente Werbung. Gesellschaftliche Durchlässigkeiten und Möglichkeiten verschwinden, ein Ziel ist nicht mehr erkennbar.Wer da nicht mitmacht, ist schnell Außenseiter, sollte schleunigst Umkehr betreiben, sonst droht ihm Abstieg, Ausgrenzung und Verachtung. Was ist das für eine Welt? Wollten wir mal vorangehen? Was ist geblieben? Ein VoRWEg gehen? Wer gibt das Manual, das Handbuch, das Drehbuch dazu? Wo ist die Richtung? Alte Phrasen dreschen, Andere ausnehmen, uns gegenseitig ausnehmen und mehr oder weniger smart ausbeuten: Wer will das organisieren? Die Freie Marktwirtschaft? Der Neoliberalismus? Allerlei daran hängende Dogmen? Wer kann sich leisten, die Augen aufzumachen und etwas zu registrieren? Sich gewahr werden. Sich bewusst werden, was geht? Wer will all die Ausreden akzeptieren? Im Wettbewerb mitkommen, wo siedeln wir das an? Über allem? Sogar Menschenrechten? Was ist uns das noch wert? Was ist überhaupt wert? Ein Wert?